Pokutien

Pokutien (ukrainisch Покуття Pokuttja, rumänisch Pocuția, polnisch Pokucie) liegt im südöstlichen Zipfel von Galizien im heutigen rumänisch-ukrainischen Grenzgebiet.

Huzulisches Hochzeitskleid, Markt in Kossiw, Oblast Iwano-Frankiwsk, 2005
Karte der historischen Pokuttya (blau-grün), erstellt anhand von Jancu J. Nistor, Die moldauischen Ansprüche auf Pokutien, Wien 1910

Lage

Diese Landschaft wird auf natürliche Weise von fünf Flüssen umschlossen. Der Dnister bildet die Nordgrenze und der Tscheremosch (Черемош) im Osten kennzeichnet die Grenze zur Bukowina. Im Süden ergibt die Schlucht der Weißen Theiß die Grenze zum Kreis Maramureș. Die Schwarze Theiß und die Goldene Bistritz gestalten die Westgrenze von Pokutien.

Geschichte

Der Name Pokutien wird seit dem Ende des 17./Anfang des 18. Jahrhunderts als Gebietsbezeichnung verwendet. Pokutien leitet sich von dem slawischen Wort kut ab, was auf Deutsch "Ecke" bedeutet. Mit hoher Wahrscheinlichkeit bezieht es sich auf die eckig-schroffen Felsen und die kurvig-hügelige Hochgebirgslandschaft, aber es ist auch die geographische Lage zu beachten, da es einen Keil zwischen der Bukowina und Transkarpatien bildet. Das historische Pokutien bildet heutzutage die östliche Hälfte des ukrainischen Verwaltungsbezirks Oblast Iwano-Frankiwsk. Hauptstadt dieses Bezirks ist Iwano-Frankiwsk, die bis 1962 Stanislau hieß. Für touristische Zwecke sowie zur Begrenzungen von historischen Ereignissen oder kulturellen Besonderheiten wird die Bezeichnung Pokutien teilweise als Gesamtname für den Bezirk Iwano-Frankowsk verwendet. 1349 geriet die Region unter polnische Herrschaft. Im 14.–16. Jh. gehörte die Region abwechselnd auch dem Fürstentum Moldau. 1530 eroberte Hetman Jan Tarnowski Pokutien vom moldauischen Fürsten Petru Rares für die polnische Krone zurück.

Charakteristisch für Pokutien ist auch die Bevölkerung, die sich seit Jahrhundert aus Russinen und Walachen (Rumänen) zusammensetzt. Bis zu einem gewissen Grad deckte sich das historische Pokutien mit dem noch von den ersten Jagiellonen berufenen Verwaltungskreis Kolomyia.

Nach der Ersten Teilung Polens stand der Landstrich unter österreichischer Herrschaft. 1919 befand sich der Regierungssitz der Westukrainischen Volksrepublik kurze Zeit in Stanislau. Um einen polnisch-rumänischen Korridor herzustellen, wurde Pokutien im Mai von polnischen und rumänischen Truppen besetzt. Die rumänische Armee übergab Ende August 1919 Pokutien an Polen,[1] wo es bis zum Zweiten Weltkrieg verblieb. 1945 wurde es in die Ukrainische SSR eingegliedert.

Geographie

Das Gebiet Pokutien wird durch den Fluss Pruth in eine nördliche und eine südliche Hälfte geteilt. Der Pruth durchfließt die Kreisstadt Kolomyja, die historische Hauptstadt von Pokutien. Weiterhin breitet sich das Gebiet westlich entlang des Tscheremosch-Flusses aus.

Die nördliche Hälfte von Pokutien ist durch eine Mittelgebirgslandschaft gekennzeichnet, deren bergige Ausläufer als Wiesen und Felder genutzt werden. Der südliche Teil ist eine Hochgebirgslandschaft der östlichen Waldkarpaten und wird auch als Huzulenland bezeichnet, denn es ist das Hauptsiedlungsgebiet der Huzulen. Der höchste Gipfel dieser reich bewaldeten Bergwelt ist die Howerla (2061 m). Dieser kuppelförmige Berg ist für die Huzulen heilig. Am Fuße dieser Erhebung haben viele Flüsse ihre Quelle, so auch der Pruth und die Weiße Theiß, die mit der Schwarzen Theiß zusammen als Theiß den größten Zufluss zur Donau bildet.

Geographisch trifft auf diesem nicht sehr großen Terrain die Podolische Platte mit ihren Steppen auf das Karpatenvorland. Pokutien zwängt sich als spitzer Keil ins Gebirge hinein, dessen Ränder von Pruth und Tscheremosch gebildet werden.

Einwohner

In Pokutien siedeln die Huzulen, eine ukrainische Volksgruppe.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Philippe Henri Blasen: Pocuce, injuste prius detractum, recepit... Rumänische Ansprüche auf die südostgalizische Gegend Pokutien ? In: Analele Bucovinei, 1/2014
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