GlaxoSmithKline
Die GlaxoSmithKline plc (GSK) ist ein britisches Pharmaunternehmen mit Hauptsitz in London. Das Unternehmen hat Produktionsstätten in Europa sowie in Nordamerika und Asien. Es stellt Arzneimittel, Impfstoffe, Gesundheitsprodukte und Hygieneartikel her. 2014 übernahm Novartis für insgesamt 16 Milliarden US-Dollar die Krebsmedikamente von GSK; GSK zahlte 7,1 Milliarden Dollar plus Umsatzbeteiligung für die Novartis-Impfstoffe.[2] Sein OTC-Arzneimittel-Geschäft brachte Novartis in ein Joint Venture mit GSK ein.[3] Am 27. März 2018 verkündeten die beiden Unternehmen, GSK werde die Novartis-Anteile an dem Joint Venture für 13 Milliarden US-Dollar übernehmen[4].
GlaxoSmithKline plc | |
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Rechtsform | Public limited company |
ISIN | GB0009252882 |
Gründung | 2000 |
Sitz | London-Brentford, Vereinigtes Königreich |
Leitung | Emma Walmsley, CEO[1] |
Mitarbeiterzahl | ca. 94.000 (2020)[1] |
Umsatz | 34,1 Mrd. GBP (2020)[1] |
Branche | Pharma |
Website | www.gsk.com |
Stand: 2020 |
GSK war 2008 das siebt-umsatzstärkste Pharmaunternehmen der Welt.[5] 2017 belegte das Unternehmen, im Forbes Global 2000 Ranking, Platz 226 der weltweit größten Unternehmen (Laut: Geschäftsjahr 2017) und hatte Mitte 2018 einen Börsenwert von ca. 99 Mrd. US-Dollar.[6]
Unternehmensprofil
Überblick
Die GlaxoSmithKline plc beschäftigte 2017 ca. 100.000 Mitarbeiter und gab ihren Umsatz mit 30,2 Mrd. Britische Pfund an. Die Gewinne vor Steuern (adjusted operating profit) lagen 2017 bei 8,6 Milliarden Pfund. Die Ausgaben für R&D lagen bei 3,9 Milliarden Pfund, ein ähnlich hoher Betrag wurde als Dividende ausgeschüttet.[1]
Der Konzern investiert in eigene Forschung, um neue Medikamentenwirkstoffe zu entwickeln. Nach eigenen Angaben arbeitet jeder sechste Mitarbeiter im Bereich Forschung, und es werden täglich 13 Millionen Euro dafür investiert.[7] Die Forschungsanstrengungen richten sich auch auf Krankheiten, die vorwiegend in unterentwickelten Ländern verbreitet sind. GSK nimmt daher für sich in Anspruch, neben dem vorrangigen Unternehmenszweck der Gewinnerzielung auch humanitäre Ziele zu verfolgen. Das Unternehmen beschreibt sein Ziel mit dem Motto: to help people do more, feel better, live longer.[8]
GlaxoSmithKline ist unter anderem an der NYSE und der LSE gelistet. CEO ist Emma Walmsley. Aufsichtsratsvorsitzender ist seit Mai 2015 Sir Philip Hampton.[9]
In Deutschland hat das Unternehmen Standorte in Berlin, Dresden (GlaxoSmithKline Biologicals Dresden), Marburg (Behringwerke), Hamburg, Heidelberg (Boxberg) und München.
Unternehmensbereiche
GlaxoSmithKline hat drei Bereiche:
- GSK Pharma stellt Medikamente zur Therapie von Krankheiten her.
- GSK Vaccines/Biologicals (GSK Bio) stellt Impfstoffe zur Prophylaxe vor Krankheiten her.
- GSK Consumer Healthcare stellt Gesundheitsprodukte und Hygieneartikel her.
Im Juni 2021 gab GSK bekannt, dass es im Jahr 2022 eine separate Consumer Healthcare Firma ausgründen wolle. Hier spricht man von einem Demerger.[10]
Geschichte/Kritik
Im Dezember 2000 entstand GlaxoSmithKline plc. aus der Fusion von Glaxo Wellcome und SmithKline Beecham. Wie auch andere forschende Pharmaunternehmen arbeitete GSK daran, Ergebnisse aus Forschung und Entwicklung mit Patenten und Marken mit Markenrechten zu schützen. So zog GSK vor Gericht, um 2002 ein Patent auf Amoxicillin und 2003 auf Paroxetin zu schützen; beide Verfahren gingen verloren.
Auf der Aktionärsversammlung am 19. Mai 2003 verweigerten die Aktionäre die Auszahlung von 22 Millionen Pfund als Bonuszahlung an Jean-Pierre Garnier. Das war das erste Mal, dass Aktionäre sich so gegen einen großen britischen Konzern wehrten. Es gilt als Wendepunkt beim Kampf der Aktionäre gegen überhöhte Boni für Vorstände.
Im Juni 2004 stand GSK vor Gericht und musste sich gegen den Vorwurf verteidigen, klinische Studien zu verhindern. Diese Studien sollten zeigen, ob der gegen Depressionen eingesetzte Wirkstoff Paroxetin tatsächlich effektiver ist als Placebos, oder ob er im Gegenteil das Suizidrisiko junger Menschen erhöht, die an Depressionen leiden.
Die BBC sendete in diesem Zusammenhang 2004 einen Bericht, dem zufolge GlaxoSmithKline plc. in New Yorker Kinderheimen an HIV-positiv getesteten Kindern unerprobte Medikamente anwendete.[11][12]
Im Juli 2012 wurde GSK zu einer Strafe von drei Milliarden Dollar aufgrund straf- und zivilrechtlicher Anklagen wegen illegaler Arzneimittelbewerbung und Zurückhalten von Informationen zur Sicherheit von Medikamenten verurteilt. Nach Aussage des US-Justizministeriums war dies bis dato der größte Betrugsfall im Gesundheitsbereich und auch die höchste jemals gezahlte Ausgleichssumme eines Arzneimittelherstellers in den USA.[13][14]
In dem Bemühen, die Transparenz von klinischen Studien zu erhöhen, hat GSK als erstes Pharmaunternehmen 2004 damit begonnen, die Ergebnisse von klinischen Studien mit detaillierten Daten im Internet zu veröffentlichen. Im sogenannten GSK Study Register[15] werden sukzessive Daten von allen Studien zu GSK-Produkten veröffentlicht, die der Konzern selbst durchgeführt oder finanziell unterstützt hat. Dies ist unabhängig davon, ob die Studienergebnisse „opportun“ waren. Inzwischen ist die öffentliche Registrierung von klinischen Studien in die Deklaration von Helsinki aufgenommen und ist für Ärzte in Deutschland berufsrechtlich verbindlich vorgeschrieben.
2009 gründete GlaxoSmithKline mit Pfizer ein Joint-Venture für HIV-Medizin. Sie bündelten Forschung, Entwicklung und Vermarktung von Medikamenten gegen HIV und teilten sich die hohen Kosten.[16] Im Frühjahr 2009 übernahm GlaxoSmithKline den US-Hautpflegehersteller Stiefel Laboratories für bis zu 3,6 Mrd. Dollar. GSK zahlte 2,9 Mrd. Dollar an Stiefel Laboratories und übernahm zusätzlich die noch ausstehenden Schulden des Unternehmens.[17]
Im Februar 2010 versuchte der GlaxoSmithKline-Forschungsleiter Slaoui die Veröffentlichung eines kritischen Artikels[18] über Rosiglitazon im European Heart Journal zu verhindern.[19] Im Juli wurde GSK in einem Brief des US-amerikanischen Senate Finance Committee beschuldigt, Informationen über Probleme mit diesem Medikament nicht zeitgerecht veröffentlicht zu haben.[20] Im Sommer 2012 wurde der Sitz in London zu einem akkreditierten Laboratorium für Dopingtests während der Olympischen Sommerspiele umfunktioniert.
GSK übernahm im Juli 2012 das US-amerikanische Unternehmen Human Genome Sciences.[21]
Im Juli 2013 erhoben chinesische Ermittlungsbehörden einen schwerwiegenden Bestechungsvorwurf gegen GlaxoSmithKline: Der Pharmakonzern soll, den Behörden nach, Millionen an chinesische Ärzte gezahlt haben.[22][23] Im Mai 2014 formulierten die chinesische Behörden erstmals diese Vorwürfe auch gegen einen britischen Verantwortlichen von GSK.[24]
Produkte (Auswahl)
Medikamente
Handelsnamen der Medikamente (Wirkstoff in Klammern) mit Anwendungsgebiet:
- Augmentan (Amoxicillin plus Clavulansäure), Amoxil (Amoxicillin) – Antibiotikum
- Avamys (Fluticasonfuroat) – Zur Behandlung des ganzjährigen und saisonalen allergischen Schnupfens
- Avandia, Avandamet (Rosiglitazon) – Zuckerkrankheit
- Arixtra (Fondaparinux) – Antithrombotikum
- Bipolam, Elmendos, Lamapol, Lamictal (Lamotrigin) – Antiepileptika und Antidepressiva
- Benlysta (Belimumab) – Behandlung von systemischem Lupus erythematodes
- Chlorhexamed (Chlorhexidin) – Medizinische Mundspüllösung
- Cimetag (Cimetidin), Pylorisin und Zantac (beide: Ranitidin) – H2-Antagonisten bei Refluxkrankheit
- Duodart (Dutasterid und Tamsulosin) bei Benigner Prostatahyperplasie
- Elontril, Wellbutrin (Bupropion) – Antidepressivum
- Formigran (Naratriptan) – gegen Migräne
- Hycamtin (Topotecan) – Eierstockkrebs, Gebärmutterhalskrebs, Lungenkrebs
- Kapanol (Morphin) – Schmerzmittel
- Lamisil (Terbinafin) zur Behandlung von Fuß- und Nagelpilz
- Nicotinell (Nikotin) zur Raucherentwöhnung
- NiQuitin (Nikotin) – Präparate zur Raucherentwöhnung
- Otrivin/Otriven (Xylometazolin) zur symptomatischen Behandlung von Schnupfen sowie nicht infektiöser Bindehautentzündung
- Panadol (Paracetamol) – Schmerzmittel
- Paxil (USA), Seroxat (EU), Aropax (AUS) (Paroxetin) – Antidepressivum
- Relenza (Zanamivir) – Neuraminidase-Hemmer gegen Grippe
- Retrovir, Retrovis (Zidovudin) – Aids-Medikament
- Tyverb (Lapatinib) – Brustkrebs
- Trobalt (Retigabin) – Epilepsie-Medikament
- Viani (Fluticason plus Salmeterol) – Therapie von Asthma/COPD
- Voltaren (Diclofenac), Schmerzmittel und Entzündungshemmer
- Zovirax (Aciclovir) – gegen Herpesinfektionen
- Zyban (Bupropion) – zur Raucherentwöhnung
- Zyloric (Allopurinol) – zur Gicht-Vorbeugung
Impfstoffe
Der Bereich von GSK, der sich mit der Impfstoffproduktion beschäftigt, heißt GSK Vaccines/Biologicals (GSK Bio) mit Hauptsitz in Rixensart in Belgien. Dort ist auch seit langem die Entwicklungsabteilung angesiedelt, weshalb die Impfstoffe bei GSK traditionell auf „-rix“ für Rixensart enden.
In Dresden betreibt das Unternehmen das ehemalige sächsische Serumwerk. Dort produzierte GSK Bio im Jahre 2007 70 Millionen Dosen Grippeimpfstoff und erreichte damit einen Weltmarktanteil von 14 Prozent.[25] Außerdem befinden sich in Marburg die Behringwerke, wo GSK ebenfalls Impfstoffe produziert.
Insgesamt wurden 2006 30 zugelassene Impfstoffe hergestellt, und weitere 20 befanden sich in der Entwicklung.[26]
Handelsnamen (Auswahl):
- Boostrix gegen Tetanus, Diphtherie und Pertussis
- Boostrix Polio gegen Tetanus, Diphtherie, Pertussis und Poliomyelitis
- Cervarix gegen humanen Papillomaviren, welche Gebärmutterhalskrebs auslösen können
- Fluarix gegen Grippe
- Havrix gegen Hepatitis A
- Pandemrix gegen durch Influenzaviren vom Typ H1N1 ausgelöste Grippe
- Priorix gegen Masern, Mumps und Röteln
- Rotarix gegen Humane Rotaviren
- Shingrix Impfstoff gegen Herpes Zoster (Gürtelrose)
- Twinrix gegen Hepatitis A und B
Gesundheitsprodukte und Hygieneartikel (Auswahl)
- Besser Atmen – Nasenpflaster gegen Schnarchen
- Cetebe – Produktlinie von Nahrungsergänzungsmitteln und Arzneimitteln zur Vorbeugung vor und Behandlung von Erkältungskrankheiten
- Corega – Gebissreiniger und Haftcreme
- Dr. Best – Zahnbürsten
- Lactacyd Femina – Intimpflegeprodukte
- Lucozade – Energy-Drink
- Naaprep – Nasentropfen und Nasenspray
- Odol – Mundpflegeserie
- Parodontax – Zahnpasta
- Sensodyne – Zahnpasta, Zahnbürsten, Mundspülung, Zahnseide
- Settima – Zahnpasta
Weblinks
Einzelnachweise
- GSK at a glance. In: gsk.com. Abgerufen am 15. Januar 2022.
- APOTHEKE ADHOC: Tauschgeschäft der Pharma-Giganten
- APOTHEKE ADHOC: Der neue OTC-Riese
- Voltaren, Fenistil, Sensodyne: Novartis steigt bei Joint-Venture aus – und erhält 13 Milliarden Dollar. 27. März 2018 (handelsblatt.com [abgerufen am 27. März 2018]).
- Pharm Exec’s Top 50 Companies 2018 pharmexec.com, 10. August 2018
- The World’s Largest Public Companies. In: Forbes. (forbes.com [abgerufen am 17. Juli 2018]).
- glaxosmithkline.de: Forschung
- About us gsk.com
- Board of Directors: Sir Philip Hampton, Non-Executive Chairman gsk.com
- New GSK to deliver step-change in growth and performance over next ten years driven by high-quality Vaccines and Specialty Medicines portfolio and late-stage pipeline, PM GSK vom 23. Juni 2021, abgerufen am 12. Oktober 2021
- BBC-Bericht vom 30. November 2004 zur Anwendung von nichterprobten Medikamenten and Kindern
- Freace.de deutsche Zusammenfassung des BBC-Berichtes
- Bloomberg: GlaxoSmithKline Agrees to Pay $3 Billion in U.S. Drug Settlement
- GlaxoSmithKline - Seroxat (Paroxetin / Paxil) - Strafe 3 Milliarden Dollar. In: depression-heute.de. Peter Ansari, Sabine Ansari, abgerufen am 26. Juni 2018.
- GSK Study Register. GlaxoSmithKline, abgerufen am 26. Juni 2018 (englisch).
- GlaxoSmithKline und Pfizer gründen Joint-Venture für HIV-Medizin
- GlaxoSmithKline übernimmt US-Hautspezialist Stiefel
- S. E Nissen: The rise and fall of rosiglitazone. In: European Heart Journal. 31, Nr. 7, April 2010, S. 773–6. doi:10.1093/eurheartj/ehq016. PMID 20154334.
- T. F. Lüscher, U. Landmesser, F. Ruschitzka: Standing firm–the European Heart Journal, scientific controversies and the industry Archiviert vom Original am 27. Februar 2012. In: European Heart Journal. 31, Nr. 10, Mai 2010, S. 1157–8. doi:10.1093/eurheartj/ehq127. PMID 20418345.
- Max Baucus, Chuck Grassley: Finance Committee Letter to the FDA Regarding Avandia. United States Senate Committee on Finance, 12. Juli 2010, abgerufen am 24. August 2010.
- Financial Times Deutschland: Arzneimittelhersteller Human Genome stimmt Übernahme durch GlaxoSmithKline zu (Memento vom 18. Juli 2012 im Internet Archive)
- Bestechungsvorwurf gegen Glaxo-Smith-Kline, SPON vom 15. Juli 2013
- GSK response to China investigation. GSK, 15. Juli 2013, abgerufen am 8. August 2017 (englisch).
- China accuses British GlaxoSmithKline executive in bribery case. In: Guardian. 14. Mai 2014, abgerufen am 14. Mai 2014 (englisch): „Chinese police have accused a British executive in drugs maker GlaxoSmithKline's China unit of ordering his salespeople to bribe doctors and hospital officials to use the company's products. Wednesday's announcement marks the first time a foreign employee in China of British-based GSK has been accused in connection with the bribery allegations against the company.“
- Dresdner Neueste Nachrichten: www.archive-de.com » DE » G » GLAXOSMITHKLINE.DE (Memento des Originals vom 29. August 2014 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- innovations-report.de: Unternehmensmeldung 16. Oktober 2006