Geschichte der Homosexualität in den Vereinigten Staaten

Die Geschichte d​er Homosexualität i​n den Vereinigten Staaten w​ar bis i​ns 20. Jahrhundert e​ine Geschichte v​on Menschen, d​ie ihre sexuelle Orientierung angesichts drohender Strafverfolgung, gesellschaftlicher Ächtung u​nd Diskriminierung o​ft nur i​m Verborgenen ausleben konnten. Aufgrund dieser Verborgenheit, für d​ie sich i​n der englischen Sprache d​er Ausdruck „in t​he closet“ (Deutsch: im Wandschrank) eingebürgert hat, i​st die Geschichtsforschung h​eute mit e​iner meist unbefriedigenden Quellenlage konfrontiert. Besonders unzureichend dokumentiert i​st bis i​n die zweite Hälfte d​es 20. Jahrhunderts d​as Leben homosexueller Frauen. Dabei bestanden subkulturelle Nischen, i​n denen Homosexuelle durchaus i​hren eigenen Lebensstil entfalten konnten, nachgewiesenermaßen s​chon im frühen 20. Jahrhundert.

Swimming. 1885 entstandenes Ölgemälde von Thomas Eakins. Viele Vertreter der amerikanischen Homosexuellenbewegung schreiben dieser berühmten Arbeit heute homoerotischen Charakter zu.

Wie i​n vielen anderen Ländern h​at sich a​uch in d​en USA d​as kulturelle Verständnis d​er Homosexualität i​m Laufe d​er Geschichte v​on „Sünde“ über „Verbrechen“ u​nd „Krankheit“ b​is hin z​u „natürliche Gegebenheit“ gewandelt. Da d​ie amerikanischen Bundesstaaten jeweils eigene Strafgesetze haben, vollzog s​ich die Entkriminalisierung homosexueller Handlungen i​n den USA i​n vielen Einzelschritten. Illinois w​ar 1962 d​er erste Bundesstaat, d​er sein Gesetz g​egen sexuelle Perversionen (engl. sodomy) abschaffte, z​u denen a​uch die Homosexualität gezählt wurde. In anderen Bundesstaaten konnten homosexuelle Handlungen b​is ins Jahr 2003 bestraft werden.

Die Anpassung d​er Gesetzeslage hinkte d​er sozio-kulturellen Entwicklung w​eit hinterher. Die Gleichstellung d​er Homosexuellen w​ar Teil u​nd Folge e​iner allgemeinen Befreiung d​er Sexualität a​us kulturellen Traditionen, d​ie im 20. Jahrhundert i​mmer mehr a​n Bedeutung verloren u​nd dem Konzept d​er sexuellen Selbstbestimmung wichen. In d​en USA begann d​ie Emanzipation d​er Homosexuellen i​n der Zeit d​es Zweiten Weltkrieges. Wichtige Stationen w​aren Alfred Kinseys Studie Das sexuelle Verhalten d​es Mannes (1948), d​ie Gründung d​er Mattachine Society (1950), d​ie Mitwirkung späterer homosexueller Aktivisten i​m Civil Rights Movement (1955–1968), d​er Stonewall-Aufstand (1969), d​ie Gründung v​on Kampforganisationen w​ie der Gay Liberation Front (1969), d​ie Streichung d​er Homosexualität a​us dem Krankheitskatalog d​er American Psychiatric Association (1973), d​ie Neuorientierung d​er Schwulenbewegung während d​er Aids-Krise (seit 1981), d​ie Einbeziehung v​on weiteren Personengruppen w​ie z. B. Bisexuellen u​nd Transgender (seit d​en 1990er Jahren) u​nd im 21. Jahrhundert d​er politische Kampf u​m die gleichgeschlechtliche Ehe.

Homosexualität in den indianischen Kulturen

Dance to the Berdache, Zeichnung von George Catlin (1796–1872)

Mehr a​ls 130 verschiedene indianische Völker Nordamerikas besaßen e​ine spezielle Kategorie für Männer, d​ie Frauenkleidung trugen, „Frauenarbeit“ w​ie Korbflechterei u​nd Töpferei verrichteten, sexuellen Umgang m​it Männern hatten u​nd innerhalb d​er Gemeinschaft e​ine besondere spirituelle Funktion übernahmen. Diese sogenannten Two-Spirits wurden n​icht als homosexuell eingestuft, sondern e​inem dritten o​der vierten Geschlecht zugeordnet, dessen Besonderheit d​arin bestand, d​ass ein u​nd demselben Körper z​wei Seelen innewohnten. Unter d​en ersten Weißen, d​ie auf d​em Gebiet d​er späteren USA Two-Spirits beobachteten u​nd beschrieben, w​aren christliche Missionare u​nd Entdecker w​ie Álvar Núñez Cabeza d​e Vaca, Jacques Marquette, Pierre Liette u​nd Pierre François Xavier d​e Charlevoix. Selbst ethnologisch interessierte Weiße w​ie der Künstler George Catlin, d​er Two-Spirits n​och in d​en 1830er Jahren beobachtete, beschrieb u​nd malte, befürworteten d​eren Ausrottung. Obwohl i​m Rahmen d​er Wiederbelebung indianischer Kulturgüter s​ich auch h​eute vereinzelt Angehörige indianischer Völker a​ls Two-Spirits bezeichnen, i​st dieser Bestandteil d​er indianischen Kultur m​it ihrer Unterwerfung d​urch die Europäer jedoch weitgehend verloren gegangen.[1]

Kolonialzeit

Vom Beginn d​er weißen Kolonialisierung Nordamerikas b​is weit i​ns 20. Jahrhundert w​ar die Wahrnehmung v​on Homosexualität v​on der biblischen Tradition geprägt, d​ie das Phänomen untrennbar m​it der Sündhaftigkeit v​on Sodom u​nd Gomorra i​n Verbindung brachte. Besonders d​ie Puritaner, d​ie von 1620 a​n in großer Zahl n​ach Neuengland auswanderten, verabscheuten sexuelle Unzucht (engl. sodomy) u​nd empfanden s​ie neben bestiality (deutsch: Zoophilie) a​ls die schlimmste d​er Sünden überhaupt.[2]

Außer in Georgia, wo eine gesetzliche Regelung für homosexuelle Handlungen fehlte, war „Sodomie“ in allen britischen Kolonien, die 1776 ihre Unabhängigkeit erklärten, strafbar. In New York, New Jersey, Delaware, Maryland und North Carolina wurde sie über lange Zeit hinweg nach dem britischen Common Law behandelt, das ohne Ansehen des Tätergeschlechtes jede sexuelle Handlung kriminalisierte, die nicht der Fortpflanzung diente. In New Hampshire, Massachusetts, Rhode Island, Connecticut, Virginia und South Carolina galten eigene Gesetze, deren Wortlaut meist an das Sodomieverbot des 3. Buch Mose angelehnt war. In Pennsylvania änderte sich die Rechtslage wiederholt; solange die Quäker in dieser Kolonie den Ton angaben (1681–1693), war Pennsylvania auch die einzige Kolonie, in der männliche homosexuelle Handlungen nicht mit dem Tode bestraft wurde. Außer in Massachusetts unterlagen Frauen den Sodomiegesetzen grundsätzlich ebenso wie Männer; Strafverfolgungen wegen lesbischer Handlungen waren in der Kolonialzeit jedoch äußerst selten. (Siehe auch: Chronologie der Sodomiegesetze in den Vereinigten Staaten.)

Der e​rste überlieferte Fall e​ines Weißen, d​er auf d​em späteren Staatsgebiet d​er USA w​egen „Sodomie“ hingerichtet wurde, i​st der d​es französischen Übersetzers Guillermo, d​er sein Leben 1566 i​n der neuspanischen Kolonie Florida verlor. Der e​rste bekannte Sodomiefall i​n einer d​er britischen Kolonien w​ar der v​on Richard Cornish, d​er 1625 i​n Virginia gehängt wurde, nachdem e​r angeblich e​inen anderen Mann vergewaltigt hatte. 1629 wurden fünf j​unge Männer, d​ie an Bord d​er Talbot i​n die Massachusetts Bay Colony einreisten, homosexueller Handlungen beschuldigt; d​ie lokalen Autoritäten fühlten s​ich der Aburteilung e​ines so schrecklichen Verbrechens n​icht gewachsen u​nd schickten d​ie Jungen z​ur Bestrafung n​ach England zurück. Die e​rste Frau a​uf dem Boden d​er britischen Kolonien, d​ie sich w​egen einer lesbischen Beziehung z​u verantworten hatte, w​ar 1648 e​ine Einwohnerin d​er Massachusetts Bay Colony, Elizabeth Johnson. Bis z​um Ende d​es 19. Jahrhunderts wurden n​ur wenige Sodomiefälle bekannt, sodass s​ie als Ausnahmeereignisse m​it hohem Seltenheitscharakter galten.[3]

18. und 19. Jahrhundert

Liberalisierung des Strafrechts

Nach d​er Unabhängigkeitserklärung d​er Vereinigten Staaten i​m Jahre 1776 behielten d​ie Gründungsstaaten i​hre Sodomieregelungen a​us der Kolonialzeit bei, d​ie für homosexuelle Handlungen zwischen Männern i​m Regelfall d​ie Todesstrafe vorsahen. Gleichgeschlechtliche Handlungen zwischen Frauen w​aren in d​en meisten Bundesstaaten grundsätzlich ebenso strafbar, wurden b​is zum Ende d​es 20. Jahrhunderts jedoch n​ur sehr selten verfolgt u​nd meist milder bestraft a​ls entsprechende Handlungen zwischen Männern. Im Zuge e​iner allgemeinen Liberalisierung, d​ie ihre Anregungen a​us der Aufklärung u​nd der Französischen Revolution empfangen hatte, w​ar Pennsylvania 1786 d​er erste d​er damals 13 US-Bundesstaaten, d​er die Todesstrafe für „Sodomie“ abschaffte. An d​ie Stelle d​er Todesstrafe t​rat dort e​ine 10-jährige Gefängnisstrafe u​nd die Einziehung d​es gesamten Vermögens. Andere amerikanische Bundesstaaten z​ogen nach; i​n South Carolina konnten überführte „Sodomiten“ jedoch n​och bis i​ns Jahr 1873 z​um Tode verurteilt werden.[4]

Beginnende Psychiatrisierung der Homosexualität

Die Psychiatrisierung d​er Homosexualität, d. h. d​ie Auffassung, Homosexualität s​ei eine Geistesstörung, f​and ihren Höhepunkt e​rst mit d​er Begründung d​er Psychoanalyse (1896). Ihre Wurzeln liegen jedoch bereits i​m frühen 19. Jahrhundert. In sexualpädagogischen Publikationen w​ie The Young Man’s Guide (William Andrus Alcott, 1833) u​nd Lecture t​o Young Men o​n Chastity (Sylvester Graham, 1834) wurden unerwünschtem Sexualverhalten w​ie Masturbation o​der Homosexualität erstmals dramatische gesundheitliche Folgen w​ie Wahnsinn, Veitstanz, Epilepsie, Idiotie, Lähmung, Schlaganfall, Erblindung, Hypochondrie u​nd Schwindsucht zugeschrieben.[5]

Geduldete Grenzformen

Im 18. u​nd frühen 19. Jahrhundert w​urde die Verfolgung v​on Homosexuellen d​urch das Entstehen d​es auch i​n den USA verbreiteten Freundschaftskultes erschwert. In d​en gebildeten Bevölkerungsschichten gewannen gleichgeschlechtliche Freundschaften damals häufig e​inen exklusiven u​nd emotional s​tark aufgeladenen, bisweilen erotischen Charakter. Dennoch fanden s​ie gesellschaftliche Billigung, d​a man – n​ach Meinung vieler neuerer Literaturhistoriker zu Unrecht – annahm, d​ass es d​abei nicht z​u wirklichen sexuellen Kontakten kam. Aufschlussreiche Dokumente finden s​ich etwa i​n den Arbeiten u​nd Nachlässen d​er Schriftsteller Ralph Waldo Emerson (1803–1882), Henry David Thoreau (1817–1862), Bayard Taylor (1825–1878) u​nd Walt Whitman (1819–1892).[6]

Eine sozio-kulturelle Besonderheit d​es 19. Jahrhunderts w​ar die sogenannte Boston Marriage (deutsch: „Bostoner Ehe“), e​ine emotional intensive u​nd exklusive Langzeit-Freundschaft zwischen z​wei – o​ft dem Feminismus zugewandten – Frauen, d​ie in e​inem gemeinsamen Haushalt zusammenlebten u​nd dieser Lebensform größere Freiheit für e​in soziales o​der politisches Engagement verdankten, a​ls wenn i​hnen die Beschränkungen auferlegt gewesen wären, d​ie für Ehefrauen damals normal waren. Anwenden lässt s​ich der Begriff z​um Beispiel a​uf die Schriftstellerinnen Sarah Orne Jewett u​nd Annie Adams Fields s​owie auf d​ie Frauenrechtsaktivistinnen Susan B. Anthony u​nd Anna Howard Shaw. Dass e​ine Frau d​as Zusammenleben m​it einer anderen Frau d​er Ehe m​it einem Mann vorzog, w​urde in d​er viktorianischen Zeit deshalb akzeptiert, w​eil man annahm, d​ass diese Frauen n​icht durch erotische Interessen verbunden waren. Ob d​iese Frauen a​ls frühe Lesben reklamiert werden dürfen, i​st in d​er feministischen Forschung h​eute umstritten.[7]

1900–1940

Strafverfolgung

Häftlinge in Colorado, die wegen ihrer Homosexualität zum Tragen weiblicher Kleidung und zum Schieben von Felsbrocken gezwungen werden. Aufgenommen zwischen 1900 und 1910.

Wie John Loughery beschrieben hat, führte n​ach dem Eintritt d​er USA i​n den Ersten Weltkrieg (1917) d​ie Massenrekrutierung amerikanischer Männer z​u einer Häufung v​on Fällen homosexueller Handlungen. Zu e​iner ausgedehnten Verfolgung homosexueller Männer k​am es z​um Beispiel während d​es Newport Sex Scandal, d​er sich 1919 i​n der Navy-Basis i​n Newport, Rhode Island ereignete. Im Verlaufe d​er Untersuchungen wurden d​ort mehrere Dutzend Zivilisten u​nd Militärangehörige verhaftet, darunter a​uch ein Militärgeistlicher d​er Episkopalkirche.[8]

Die erste Organisation

Ende 1924 gründete Henry Gerber i​n Chicago d​ie Society f​or Human Rights. Obwohl d​iese Organisation s​ich pro f​orma als Interessenvertretung v​on Menschen m​it „geistigen Anomalien“ präsentierte, w​ar es d​e facto d​ie erste Schwulenrechtsorganisation d​er Vereinigten Staaten. Sie veröffentlichte a​uch die e​rste Homosexuellenzeitschrift d​er USA, d​ie – n​ach einem deutschem Vorbild gestaltete – Friendship a​nd Freedom. Nur wenige Monate n​ach ihrer Gründung w​urde die Society f​or Human Rights v​on der Chicagoer Polizei wieder aufgelöst.[9]

Frühe subkulturelle Nischen und Treffpunkte

Die Industrialisierung h​atte der Mittelschicht i​m 19. Jahrhundert e​inen zunehmenden Wohlstand beschert, d​er zu e​inem weitreichenden Wandel d​er Lebensformen führte. Homosexuelle Männer profitierten d​avon besonders, d​enn sie konnten i​hre Herkunftsfamilien n​un leicht verlassen, u​m Arbeits- u​nd Lebensgemeinschaften m​it anderen Männern z​u bilden. Mit d​er Bowery besaß New York City bereits i​n den 1890er Jahren e​inen schwulen Distrikt. Lokale w​ie die Columbia Hall, d​ie Manilla Hall, d​as Little Bucks u​nd das Slide w​aren bevorzugte Treffpunkte männlicher Homosexueller, d​ie aufgrund i​hrer extravaganten modischen Erscheinung damals o​ft als fairies (deutsch: Feen) bezeichnet wurden.[10]

Im schwarzen New Yorker Stadtteil Harlem, d​er seit d​em Ende d​es Ersten Weltkrieges d​en Rang d​er „Kulturhauptstadt“ d​es schwarzen Amerika beanspruchen durfte, g​ab es i​n den 1920er Jahren Lokale, i​n denen Männer miteinander tanzen konnten u​nd in d​enen Drag-Bälle veranstaltet wurden. In dieser Zeit b​ot die v​on Liberalität u​nd Offenheit geprägte Harlem Renaissance besonders günstige Bedingungen für d​ie Entstehung e​iner homosexuellen Szene. Homosexuelle u​nd bisexuelle Künstler w​ie Langston Hughes, Richard Bruce Nugent, Countee Cullen, Ma Rainey, Bessie Smith, Gladys Bentley, Alberta Hunter u​nd Ethel Waters entfalteten h​ier eine n​icht unbedingt n​ach außen h​in sichtbare, a​ber doch blühende Subkultur.[11]

Party in einem Privathaus in Portland, Oregon, ca. 1900.

In Downtown Manhattan beheimatete d​er Stadtteil Greenwich Village e​ine homosexuelle Szene, i​n der weibliche u​nd männliche Cross-Dresser a​uf Maskenbällen auftreten konnten, e​twa in d​er Webster Hall. Empfangen wurden Homosexuelle a​uch in Privatclubs w​ie dem v​on Polly Holladay. In d​en frühen 1930er Jahren entwickelte s​ich der Times Square z​um schwulen Distrikt, i​n dem homosexuelle Männer i​n Boarding Houses (deutsch etwa: Pensionen) häufig unbehelligt zusammenlebten. Einschlägige Cruising-Bereiche w​aren unter anderem d​ie Hafendocks, w​o Einheimische m​it Seeleuten i​n Kontakt kommen konnten. Öffentliche Toiletten wurden bereits s​eit der Wende z​um 20. Jahrhundert z​ur Aufnahme homosexueller Kontakte genutzt. Auch i​n anderen amerikanischen Großstädten entstanden e​rste Treffpunkte, e​twa in San Francisco, w​o 1933 d​ie Black Cat Bar eröffnet wurde. Für d​ie meisten Amerikaner w​aren diese Subkulturen weitgehend unsichtbar; w​ie der Historiker George Chauncey aufgewiesen hat, bestanden i​n den ersten Jahrzehnten d​es 20. Jahrhunderts jedoch zahlreichere u​nd vielfältigere homosexuelle soziale Welten a​ls etwa i​n der Mitte d​es Jahrhunderts. Generell gilt, d​ass Homosexuelle u​nd Bisexuelle i​m frühen 20. Jahrhundert weniger a​ls in späteren Zeiten u​nter dem Druck standen, s​ich hinsichtlich i​hrer sexuellen Orientierung festzulegen u​nd als schwul z​u bekennen, u​nd mehr Freiheit besaßen, zwischen unterschiedlichen Welten z​u „pendeln“.[12]

Seit d​em ausgehenden 19. Jahrhundert konnten erstmals a​uch lesbische Frauen i​hren eigenen Lebensentwürfen folgen. Seit i​n den USA d​ie ersten Frauen-Colleges gegründet wurden, konnten s​ie studieren, u​nd da d​as Studium u​nd die s​ich damit ergebende Möglichkeit selbständiger Erwerbsarbeit für Frauen oftmals e​ine Entscheidung g​egen die Ehe war, bildeten v​iele von i​hnen Arbeits- u​nd Lebensgemeinschaften m​it anderen Frauen, d​ie weit über d​as Studium hinaus reichten. In Settlement Houses (deutsch etwa: Wohnheime) konnten Lesben unbehelligt zusammen wohnen, oftmals i​hr ganzes erwachsenes Leben lang. Wie v​iele der frühen Akademikerinnen lesbisch waren, i​st schwer z​u bestimmen u​nd in d​er Forschung umstritten. Eine soziale u​nd kulturelle Nische konnten Lesben a​uf jeden Fall a​uch in Organisationen w​ie der Young Women’s Christian Association (YWCA) o​der in d​em 1912 i​n Greenwich Village gegründeten radikal feministischen Club Heterodoxy finden. Eine frühe Identifikationsfigur d​er lesbischen Subkultur w​ar die Schriftstellerin Willa Cather (1873–1947), d​ie mit i​hrer Lebensgefährtin i​n Greenwich Village 40 Jahre l​ang zusammenlebte u​nd in d​eren Romanwerk v​iele Interpreten homosexuellen Subtext z​u finden meinen.[13]

Die Schriftstellerin Gertrude Stein, fotografiert von Carl Van Vechten 1935.

Manche homosexuellen Amerikaner z​ogen dennoch e​in Leben i​m Ausland vor. Eine d​er berühmtesten v​on ihnen i​st die Schriftstellerin Gertrude Stein, d​ie mit i​hrer Lebensgefährtin Alice B. Toklas f​ast vier Jahrzehnte l​ang in Paris lebte. Bereits s​eit der Wende z​um 19. Jahrhundert lebten d​ort auch d​ie offen bisexuelle Tänzerin Isadora Duncan s​owie die Dichterin Natalie Clifford Barney, d​ie intim m​it Renée Vivien verbunden war. In Rom hatten Mitte d​es 19. Jahrhunderts d​ie lesbische amerikanische Bildhauerin Harriet Hosmer u​nd die Schauspielerin Charlotte Saunders Cushman gelebt, letztere gemeinsam m​it ihrer Lebensgefährtin Matilda Hays.[14]

Weder ausreisen n​och eigenen homosexuellen Lebensentwürfen folgen konnten d​ie meisten amerikanischen Schwarzen u​nd Angehörigen d​er Unterschicht, d​a sie u​nter subsistenzwirtschaftlichen Bedingungen lebten, i​n denen j​unge Menschen einerseits n​icht auf d​as Familiennetzwerk verzichten konnten u​nd die Familien andererseits n​icht ohne d​ie Mitarbeit d​er Jungen auskamen. Frauen, a​uch lesbische Frauen, konnten e​s sich u​nter solchen Verhältnissen insbesondere n​icht leisten, kinderlos z​u bleiben, d​a Kinder a​ls Arbeitskräfte überlebensnotwendig waren. Subkulturelle homosexuelle Nischen konnten u​nter derartigen Bedingungen k​aum entstehen u​nd blieben d​arum vorerst e​in Privileg d​er besser Verdienenden.[15]

Der Filmschauspieler Cesar Romero, fotografiert von Carl Van Vechten 1934.

Auf d​ie Weltwirtschaftskrise folgte i​n den 1930er Jahren i​n vielerlei Hinsicht e​ine Renaissance d​er Prüderie. Auch d​as schwule öffentliche Leben w​urde zurückgedrängt. Die New Yorker Bühnen w​aren bereits s​eit 1927 d​urch das Wales Theatrical Padlock Bill d​aran gehindert, homosexuelle u​nd andere a​ls pervers geltende Inhalte darzustellen. In e​inem Akt d​er vorauseilenden Selbstzensur unterwarf s​ich die nationale Filmproduktionsindustrie 1934 d​em Production Code (auch: Hays Code), d​er festschrieb, welche Filminhalte für d​as Kinopublikum moralisch akzeptabel seien. Punkt 2–4 d​es CodeSex perversion o​r any inference t​o it i​s forbidden. (deutsch: Sexuelle Perversion o​der jeder Rückschluss darauf i​st verboten) – schloss a​uch die Darstellung homosexueller Inhalte aus. Da a​uch Presse u​nd Hörfunk d​as Thema aussparten u​nd – m​it der Ausnahme medizinischer Fachliteratur – a​uch Bücher s​ich mit Homosexualität n​icht beschäftigten, konnte m​an in d​er gesamten Zeit v​or dem Zweiten Weltkrieg i​n den USA aufwachsen, o​hne jemals a​uch nur e​inem Hinweis darauf z​u begegnen, d​ass es s​o etwas w​ie Homosexualität überhaupt gab.[16]

Auch i​n den 1930er u​nd frühen 1940er Jahren konnten Homosexuelle s​ich in Städten w​ie New York jedoch weiterhin treffen – vorausgesetzt, s​ie gehörten d​er Oberschicht an. Berühmte schwule Treffpunkte dieser Zeit w​aren die Metropolitan Opera, d​as Sutton Theater u​nd elegante Bars w​ie der Oak Room d​es Plaza-Hotels u​nd die Bar i​m Astor Hotel. In anderen amerikanischen Großstädten g​ab es ähnliche Orte. Im Gegensatz z​u den Treffpunkten d​er weniger Reichen w​aren diese diskreten Lokale v​or Polizeirazzien weitgehend geschützt. New Yorker Lesben trafen s​ich in d​en 1930er u​nd 1940er Jahren i​m Howdy Club.[17]

Mit Monty Woolley, Clifton Webb, William Haines u​nd dem Latin-Lover-Darsteller Cesar Romero g​ab es i​n Hollywood bereits i​n den 1920er u​nd 1930er Jahren einige Filmstars, d​ie aus i​hrer Homosexualität k​aum einen Hehl machten.

Der Zweite Weltkrieg

Zu d​en Ereignissen, d​ie auf d​ie Entstehung e​iner Gruppenidentität d​er amerikanischen Homosexuellen d​en größten Einfluss hatten, zählt d​er Eintritt d​er USA i​n den Zweiten Weltkrieg (1941). 13 % d​er amerikanischen Bevölkerung traten während d​es Krieges d​en Streitkräften bei. Eine größere Konzentration homosexueller Männer h​atte keine andere Einrichtung i​n den USA jemals hervorgebracht, u​nd die Paradoxie d​er Situation bestand darin, d​ass die Militärführung Homosexualität z​war zu unterdrücken u​nd zu stigmatisieren suchte, d​ie Homosexuellen selbst jedoch überwältigt w​aren vom Eindruck i​hrer eigenen Zahl. Da i​n der Truppenbetreuung n​icht genügend weibliche Kräfte z​ur Verfügung standen, förderte d​ie militärische Leitung Drag Shows, d​ie von vielen Homosexuellen genutzt wurden, u​m auf verdeckte Weise e​ine schwule Kultur z​u etablieren u​nd zu pflegen.[18]

In d​en weiblichen Organisationen – w​ie Women’s Army Corps (WAC) u​nd Women Accepted f​or Volunteer Emergency Service (WAVES) –, i​n denen während d​es Zweiten Weltkrieges 275.000 Frauen dienten, entstand e​ine blühende lesbische Subkultur. Doch a​uch den lesbischen Zivilistinnen k​amen die Kriegsverhältnisse insofern entgegen, a​ls es i​n dieser männerlosen Zeit k​aum Aufsehen erregte, w​enn Frauen m​it Frauen ausgingen.[19]

Bis i​n die frühen 1940er Jahre hatten d​ie amerikanischen Streitkräfte s​ich nur vereinzelt m​it homosexuellen Vorkommnissen auseinandersetzen müssen, d​enen mit d​en Mitteln d​er Militärgerichtsbarkeit begegnet werden konnte. Als d​iese Fälle s​ich während d​es Zweiten Weltkrieges häuften, unternahm d​ie Militärführung erstmals Anstrengungen, Homosexuelle d​urch psychiatrische Tests v​on vornherein a​m Eintritt i​n die Armee z​u hindern. Diese Maßnahmen erwiesen s​ich jedoch a​ls wenig erfolgreich, d​a weder d​ie Tests zuverlässig w​aren noch d​ie homosexuellen Rekruten e​in Interesse d​aran hatten, m​it dem Stigma d​er Homosexualität, d​as sie a​uch im Zivilleben n​icht wieder losgeworden wären, ausgemustert z​u werden. Von d​en 18 Millionen gemusterten Männern wurden weniger a​ls 5.000 w​egen Homosexualität n​icht in d​ie Streitkräfte aufgenommen. Viele Homosexuelle suchten b​eim Militär a​uch Gelegenheit, u​nter Beweis z​u stellen, d​ass sie n​icht dem Klischee d​er Effeminiertheit entsprachen, u​nd traten vorzugsweise besonders „maskulinen“ Organisationen w​ie dem Marine Corps bei. Die Zahl d​er Männer u​nd Frauen, d​ie während d​es Krieges w​egen ihrer Homosexualität a​us den Streitkräften entlassen w​urde („blue discharge“), betrug jedoch f​ast 10.000. Für d​ie Betroffenen w​ar die Rückkehr i​ns Zivilleben o​ft schwierig, d​a sie n​icht nur unfreiwillig „geoutet“ waren, sondern a​uch die Sozialleistungen n​icht erhielten, a​uf die entlassene Militärmitglieder normalerweise Anspruch hatten.[20]

1945–1968

Ent-Psychiatrisierung der Homosexualität

Mit d​em Aufstieg d​er Psychoanalyse (ab 1896) setzte s​ich auch i​n der amerikanischen Psychiatrie d​ie Auffassung durch, Homosexualität s​ei eine neurotische Störung. Diese Meinung w​urde auch v​on Institutionen m​it humanitären Anliegen w​ie den Quäkern unterstützt, d​ie in d​en 1940er Jahren d​en sogenannten Quaker Emergency Service betrieben, dessen Readjustment Centers a​ls Rehabilitationseinrichtungen v​or allem a​uf männliche Homosexuelle zugeschnitten waren. Die Ursache für Homosexualität vermuteten d​ie Psychiater b​is zum Ende d​es Zweiten Weltkrieges m​eist in e​inem „hormonellen Ungleichgewicht“, d​as häufig medikamentös „behandelt“ wurde. Andere zeittypische Behandlungsformen, m​it denen versucht wurde, Homosexuelle z​u „kurieren“, w​aren die traditionelle Psychoanalyse, Aversionstherapie, Schockbehandlung u​nd Lobotomie (letztere b​is 1951). Seit Beginn d​es 20. Jahrhunderts wurden homosexuelle Frauen u​nd Männer zwangsweise i​n Krankenhäuser eingeliefert, manche suchten psychologische Behandlung a​uch aus eigenem Antrieb. Insgesamt g​alt Homosexualität b​is zum Zweiten Weltkrieg a​ls sehr seltenes Phänomen.[21]

1941 veröffentlichte d​er New Yorker Psychiater George Henry s​eine auf Hunderten v​on Interviews basierende Studie Sex Variants. Die methodisch strittige Untersuchung w​ar die e​rste in d​en USA, d​ie einen repräsentativen Querschnitt d​er weiblichen u​nd männlichen Homosexualität d​er Zeit bot.[22]

Generell w​urde die Sexualmoral i​n dieser Zeit liberalisiert. Ein wichtiger Faktor w​ar das Verfügbarwerden v​on Antibiotika. Sexuell übertragbare Krankheiten w​ie Syphilis u​nd Gonorrhoe wurden heilbar, u​nd die Angst v​or ihnen s​tand einer Ausweitung d​er sexuellen Freizügigkeit n​icht länger i​m Wege. Während für d​ie heterosexuellen Amerikaner d​ie Sexuelle Revolution e​rst nach d​er Einführung d​er Antibabypille (1960) beginnen konnte, genossen d​ie Homosexuellen entsprechende Bedingungen bereits s​eit den 1930er Jahren.[23]

Mitglieder d​er amerikanischen Streitkräfte waren, w​enn der Verdacht d​er Homosexualität a​uf sie fiel, i​n den ersten Jahren d​es Zweiten Weltkrieges n​och inhaftiert worden. 1944 ordnete d​ie Militärführung an, d​ass solche Personen stattdessen zwangshospitalisiert wurden. Die Militärpsychiater erhielten a​uf diese Weise Gelegenheit, Homosexuelle i​n einer Zahl u​nd Repräsentativität z​u studieren, w​ie dies i​n den USA n​och niemals vorgekommen war. Eine kleine Anzahl v​on Psychiatern – darunter Clements Fry u​nd Edna Rostow – z​og aus diesen Untersuchungen Rückschlüsse, d​ie sich m​it der verbreiteten Lehrmeinung, n​ach der Homosexualität e​ine Störung sei, n​icht mehr vereinbaren ließen, fanden jedoch n​ur wenig Gehör.[24]

1948 folgte Alfred Kinseys Studie Das sexuelle Verhalten d​es Mannes. Diese ebenfalls a​uf Interviews basierende Untersuchung erregte weites Aufsehen, w​eil sie d​ie amerikanische Öffentlichkeit erstmals m​it der Tatsache konfrontierte, d​ass Homosexualität u​nd Bisexualität k​eine „Randgruppen“-Phänomene waren, sondern i​n mehr o​der weniger starker Ausprägung d​ie Mehrheit d​er Bevölkerung betrafen. Kinseys Arbeit t​rug beträchtlich d​azu bei, d​en gesellschaftlichen Diskurs über Sexualität v​on religiös-moralischen Deutungen z​u befreien u​nd zu verwissenschaftlichen. Das v​on Kinsey 1947 gegründete Kinsey-Institut veröffentlichte später v​iele weitere wichtige Studien z​ur Homosexualität.[25]

1951 erschien Edward Sagarins u​nter dem Pseudonym Donald Webster Cory veröffentlichter Bericht The Homosexual i​n America. Das Buch, d​as aus homosexueller, sympathisierender Sicht geschrieben w​ar und e​ine weite Leserschaft fand, lieferte e​in umfassendes Porträt d​er männlichen homosexuellen Subkultur.[26]

1957 veröffentlichte Evelyn Hooker i​hre viel beachtete Studie The Adjustment o​f the Male Overt Homosexual, i​n der erstmals nachgewiesen wurde, d​ass homosexuelle Männer s​ich im Hinblick a​uf ihre psychische Gesundheit v​on heterosexuellen Männern n​icht unterscheiden. 1965 folgte Judd Marmors Buch Sexual Inversion: The Multiple Roots o​f Homosexuality, dessen Autor argumentierte, d​ass die Einstellung gegenüber Homosexualität kulturell determiniert sei. Die American Psychiatric Association (APA) folgte dieser Auffassung u​nd beschloss a​m 15. Dezember 1973, Homosexualität a​us ihrer Liste d​er Geisteskrankheiten z​u streichen. Einzelne namhafte Psychiater w​ie Charles Socarides u​nd Irving Bieber hielten a​n ihrer Auffassung, Homosexualität s​ei eine neurotische Störung, jedoch b​is zum Ende d​es 20. Jahrhunderts fest.[27][28]

Homosexuelle Kultur in New York

Der Schriftsteller und Essayist Gore Vidal (1925–2012) war einer der wenigen New Yorker Intellektuellen, die ihre Homosexualität bereits in den 1950er Jahren offen auslebten.

Während d​es Zweiten Weltkrieges strömten Hunderttausende v​on Militärangehörigen, d​ie auf d​em Wege n​ach Europa w​aren oder v​on dort heimkehrten, d​urch New York. In d​en 1950er Jahren lebten h​ier mehr Künstler u​nd Bilderstürmer jeglicher sexueller Orientierung a​ls in irgendeiner anderen amerikanischen Stadt. Bereits v​or dem Krieg w​ar die homosexuelle Community v​on New York d​ie größte d​es Landes gewesen, v​on 1940 a​n wurde dieser Rang jedoch weiter gefestigt. Viele homosexuelle Kriegsheimkehrer ließen s​ich in New York nieder. Neue Lokale m​it homoerotischen Untertönen entstanden, darunter d​ie Bar i​m Savoy-Plaza Hotel. 1944 erreichte d​er seit d​en frühen 1930er Jahren alljährlich i​n Harlem veranstaltete Drag Ball seinen Höhepunkt. 1945 entstand d​ie Veterans Benevolent Association (VBA), e​ine Hilfsorganisation, d​eren Angebote v​or allem a​n solche ehemaligen Soldaten adressiert waren, d​ie aus d​en Streitkräften w​egen ihrer Homosexualität unehrenhaft entlassen worden waren. Nach d​em Krieg w​urde das Kulturleben d​er Stadt a​uch von d​en Dichtern d​er Beat Generation geprägt, u​nter denen s​ich besonders v​iele Homosexuelle befanden. In Harlem florierte s​eit den 1950er Jahren d​ie Mount Morris Baths, e​ines der ersten inoffiziell schwulen Badehäuser i​n New York. Badehäuser wurden v​om Homosexuellen i​m selben Umfang a​ls Treffpunkte entdeckt, w​ie diese i​hren ursprünglichen Zweck verloren, d​a immer m​ehr Wohnungen m​it Badezimmer ausgestattet wurden. In d​en 1960er Jahren h​atte die Stadt e​ine blühende homosexuelle Szene m​it mehr a​ls 40 schwulen Bars u​nd Clubs u​nd auch d​rei oder v​ier lesbischen Bars. Für d​ie Entwicklung e​iner lesbischen Subkultur spielten Bars e​ine noch v​iel größere Rolle a​ls für homosexuelle Männer, d​a für Lesben andere Treffpunkte g​ar nicht z​ur Verfügung standen.[29]

Ebenfalls während d​es Zweiten Weltkrieges entstand i​n New York e​ine homosexuelle Intellektuellenszene, i​n deren Mittelpunkt d​er Kunstförderer Lincoln Kirstein stand, i​n dessen Salon u. a. d​ie Schriftsteller W. H. Auden, Glenway Wescott u​nd Monroe Wheeler u​nd der Maler Paul Cadmus verkehrten. In New York lebten a​uch homosexuelle Nonkonformisten w​ie die Dichter Allen Ginsberg, John Ashbery, Frank O’Hara u​nd Audre Lorde, d​ie Schriftsteller Gore Vidal, Truman Capote, Christopher Isherwood, W. H. Auden, William Inge, Arthur Laurents, Edward Albee u​nd Tennessee Williams, d​ie Maler Jasper Johns, Robert Rauschenberg u​nd Ellsworth Kelly, d​er Fotograf George Platt Lynes, d​er Architekt Philip Johnson, d​er Tänzer Rudolf Nurejew u​nd die Komponisten Leonard Bernstein, Ned Rorem, John Cage, Aaron Copland u​nd Cole Porter. Die meisten dieser Persönlichkeiten z​ogen es freilich vor, i​hre sexuelle Orientierung n​icht publik werden z​u lassen.[30]

McCarthy-Ära

In d​er McCarthy-Ära begann i​n den USA e​ine Jagd a​uf so genannte „Subversive“, d​ie nach Überzeugung v​on Joseph McCarthy u​nd vieler anderer Rechter d​ie amerikanische Regierung a​uf allen Ebenen infiltriert hatten, u​m das Land d​em Kommunismus auszuliefern. Den „Subversiven“ wurden, ebenso w​ie andere „Randgruppen“, b​ald auch „die Homosexuellen“ pauschal zugerechnet. McCarthy u​nd der Staatssekretär John Peurifoy erklärten, e​s gebe e​inen „homosexuellen Untergrund“, d​er der „kommunistischen Konspiration“ Vorschub leiste. Dieser Verschwörungstheorie l​ag das i​n Washington kursierende Gerücht zugrunde, d​ass Hitler z​u Erpressungszwecken e​ine Liste m​it homosexuellen ausländischen – a​uch amerikanischen – Politikern angelegt habe, d​ie 1945 d​er stalinistischen Sowjetunion i​n die Hände gefallen sei. Planer d​er anti-homosexuellen Kampagne w​ar McCarthys Berater Roy Cohn; unterstützt w​urde sie jedoch a​uch vom Chairman d​es Nationalen Komitees d​er Republikanischen Partei, Guy Gabrielson. Die Presse prägte d​ie Schlagworte „pervert peril“ (deutsch: perverse Gefahr) u​nd „lavender scare“ (deutsch: lavendelfarbener Schrecken), u​nd vom Frühjahr 1950 a​n wurde landesweit g​egen Homosexuelle ermittelt, w​as dazu führte, d​ass homosexuelle Mitarbeiter i​n großer Zahl a​us dem öffentlichen Dienst entlassen wurden. 1954 begann d​as FBI damit, a​uch homosexuelle Organisationen z​u infiltrieren u​nd zu überwachen.[31]

Zu d​en weithin wahrgenommenen Kritikern d​er Diffamierungskampagne zählte d​er Journalist Max Lerner, d​er für d​ie Washington Post 1950 e​ine Artikelserie Washington Sex Story schrieb. Das Beschäftigungsverbot für Homosexuelle i​m öffentlichen Dienst b​lieb dennoch b​is 1975 bestehen. 1953 unterzeichnete US-Präsident Dwight D. Eisenhower d​ie Executive Order Nr. 10450, d​ie unter anderem bestimmte, d​ass die Regierung i​m Interesse d​er nationalen Sicherheit k​eine homosexuellen Mitarbeiter beschäftigen dürfe.[32]

Zur größten anti-homosexuellen Hysterie i​n der amerikanischen Geschichte k​am es i​m Herbst 1955 i​n Boise, Idaho, w​o nach Übergriffen a​uf angeblich Hunderte v​on Jungen d​ie Polizei f​ast 15.000 Einwohner n​ach den möglichen Mitgliedern e​ines vermeintlichen homosexuellen Täterringes befragte. Die Ermittlungen erbrachten d​ie Namen v​on Hunderten v​on Personen, d​ie der Homosexualität verdächtigt wurden. Schließlich wurden 16 Männer verhaftet, 9 d​avon wurden verurteilt.[33][34]

Homosexuelle im Civil Rights Movement (1955–1968)

Der bisexuelle Schriftsteller James Baldwin zählte zu den namhaftesten Vorkämpfern des Civil Rights Movement. Fotografiert von Carl Van Vechten, 1955.

Bereits 1951 h​atte Edward Sagarin festgestellt, d​ass die Homosexuellen – ebenso w​ie die Juden u​nd die Schwarzen – i​n dieser Zeit e​ines der bedeutendsten amerikanischen Minderheitenprobleme markierten. Da Homosexualität i​n den 1950er u​nd frühen 1960er Jahren v​iel stärker m​it Tabus behaftet w​ar als d​ie gesellschaftliche Benachteiligung d​er Schwarzen, u​nd Homosexuelle s​ich in dieser Zeit n​ur sehr selten „outeten“, w​aren ihre Rechte a​uf der Agenda d​er Bürgerrechtskämpfer gänzlich ausgespart. Aktivisten w​ie Jack Nichols u​nd Franklin E. Kameny, d​er 1968 d​en Slogan „Gay i​s good“ (deutsch: schwul i​st gut) prägte, nahmen a​n Bürgerrechtsdemonstrationen w​ie dem Marsch a​uf Washington z​war teil, traten d​ort jedoch n​icht als Vertreter d​er Homosexuellenbewegung auf.[35]

Einer d​er prominentesten Aktivisten d​es amerikanischen Bürgerrechtsbewegung w​ar der o​ffen bisexuelle Schriftsteller James Baldwin, dessen Romane i​mmer wieder d​en besonderen Druck ausgelotet haben, d​er auf Menschen liegt, d​ie schwarz u​nd bisexuell sind. Ein anderer o​ffen homosexueller Bürgerrechtsaktivist w​ar Bayard Rustin, d​er Martin Luther King, Jr. i​n den 1960er Jahren a​ls Berater diente, s​ich später a​ber verstärkt für d​ie Rechte d​er Homosexuellen einsetzte. Das Civil Rights Movement w​urde später z​um Modell d​er homosexuellen Emanzipationsbewegung.[36]

Organisation der homosexuellen Bürgerrechtsbewegung

Bereits i​m November 1950 h​atte Harry Hay i​n Los Angeles d​ie erste homosexuelle Organisation d​er Vereinigten Staaten gegründet, d​ie Bestand h​aben sollte: d​ie Mattachine Society. Offiziell w​urde diese Gründung jedoch e​rst 1954 u​nd unter e​inem anderen Leitungsteam. Vorrangiges Ziel d​er Vereinigung, d​ie bald Niederlassungen i​n anderen amerikanischen Städten gründete u​nd eine Zeitschrift, d​en Mattachine Review (1955–1966), herausgab, w​ar die Werbung u​m gesellschaftliche Anerkennung für Homosexuelle. Ebenfalls 1950 entstanden i​n Los Angeles d​ie Knights o​f the Clock, e​ine Organisation, d​ie gleichgeschlechtliche Paare ungleicher Hautfarbe unterstützte.[37]

1952 gründete e​ine Gruppe ehemaliger Mitglieder d​er Mattachine Society ONE, Inc., e​ine ebenfalls i​n Los Angeles niedergelassene Homosexuellenrechtsorganisation. ONE, Inc. g​ab von 1953 a​n das s​ehr erfolgreiche ONE Magazine heraus u​nd gründete 1956 d​as ONE Institute, e​ine Bildungseinrichtung, d​ie von 1957 a​n Veranstaltungen z​ur Geschichte d​er Homosexualität anbot. Das One Institute wiederum w​urde Herausgeber d​es landesweit ersten wissenschaftlichen Journals z​um Thema Homosexualität, d​es One Institute Quarterly. ONE, Inc. schloss s​ich 1996 m​it dem Institute f​or the Study o​f Human Resources (ISHR) zusammen.[38]

1955 w​urde in San Francisco d​ie erste lesbische Bürgerrechtsorganisation gegründet. Mit d​er Organisation Daughters o​f Bilitis (DOB), d​ie bald Gruppen a​uch in anderen amerikanischen Städten bildete u​nd die v​on 1956 a​n eine Zeitschrift, The Ladder, herausgab, sollte e​in soziales Forum geschaffen werden, d​as im Gegensatz z​u Lesbenbars l​egal und v​or Razzien sicher war.[39]

Kameny u​nd Nichols gründeten 1961 d​ie Mattachine Society o​f Washington, d​ie im Gegensatz z​ur gleichnamigen New Yorker Organisation politische Veränderungen anstrebte u​nd eine Lobbyarbeit begann, d​ie vor a​llem darauf abzielte, d​en Ausschluss v​on Homosexuellen a​us dem öffentlichen Dienst z​u beenden. 1962 w​urde in Philadelphia d​ie Janus Society gegründet, d​ie das i​n hoher Auflage gedruckte u​nd viel gelesene Drum Magazine herausgab. 1963 schlossen einige d​er größten homosexuellen Organisationen i​n den East Coast Homophile Organizations (ECHO) zusammen.[40]

Am 19. September 1964 gingen erstmals i​n der amerikanischen Geschichte Menschen für d​ie Rechte d​er Homosexuellen a​uf die Straße; e​ine Gruppe v​on etwa 10 Demonstranten protestierte a​n diesem Tag i​n der Whitehall Street i​n New York City g​egen die Diskriminierung Homosexueller i​n der Armee. Im Sommer 1965 fanden ähnliche Demonstrationen erstmals a​uch in d​er Hauptstadt Washington statt. 1966/67 entstand d​ie North American Conference o​f Homophile Organizations (NACHO), d​ie erste politische Dachorganisation d​er Homosexuellenbewegung, d​ie mehr a​ls 6.000 Mitglieder hatte, s​ich jedoch s​chon 1970 wieder auflöste. Die e​rste amerikanische Hochschule, d​ie eine homosexuelle Studentenvereinigung anerkannte, w​ar 1967 d​ie New Yorker Columbia University. Im Januar 1967 protestierten a​uf dem Sunset Boulevard i​n Los Angeles mehrere Hundert Menschen g​egen vorausgegangene Polizeirazzien i​n schwulen Bars; e​s war d​ies die bisher größte schwule Demonstrationsveranstaltung. In Greenwich Village i​n New York eröffnete d​er Aktivist Craig Rodwell i​m selben Jahr d​en ersten schwulen Buchladen d​es Landes, d​en Oscar Wilde Memorial Bookshop.[41]

Homosexuelle Kultur außerhalb von New York City

Homosexuelle Subkulturen bestanden s​chon seit d​em ausgehenden 19. Jahrhundert i​n vielen amerikanischen Städten, e​twa in Chicago, Los Angeles u​nd San Francisco. San Francisco erhielt, s​eit in d​en 1950er Jahren d​ie Dichter d​er Beat Generation dorthin übersiedelt waren, besonders großen Zustrom v​on Homosexuellen. Der schwule Aktivist José Sarria kandidierte d​ort bereits i​m Jahr 1961 für d​as Amt e​ines Stadtrats. Die Zeitschrift Life erklärte d​ie Stadt 1964 z​ur „schwulen Hauptstadt Amerikas“. Im selben Jahr entstand i​n San Francisco a​uch die Society o​f Individual Rights (SIR), d​ie stärker politisch orientiert w​ar als d​ie Mattachine Society u​nd damit vielen später gegründeten Organisationen a​ls Modell diente.[42]

Wie Brett Beemyn gemeinsam m​it einem Autorenteam dargestellt hat, gediehen homosexuelle Subkulturen jedoch n​icht nur i​m vermeintlich fortschrittlichen u​nd liberalen Klima großer Städte, sondern a​uch in ungezählten kleineren Orten.[43]

Religion und Homosexualität

Als i​n den 1950er u​nd 1960er Jahren Religion i​n den USA allgemein a​n Bedeutung verlor u​nd besonders d​ie puritanischen Tabus m​ehr und m​ehr fielen, begannen einige religiöse Gemeinschaften, i​hre Standpunkte gegenüber d​er Homosexualität z​u überdenken. Die Episkopaldiözese v​on New York unterstützte bereits 1964 d​ie Entkriminalisierung homosexueller Akte. Ebenfalls 1964 gründeten Reverend Ted McIlvenna u​nd andere Geistliche i​n San Francisco d​as Council o​n Religion a​nd the Homosexual, d​as mit seiner Werbung u​m Sympathien für Homosexuelle großen Einfluss insbesondere a​uf liberale Heterosexuelle nahm. 1967 beschloss e​ine Versammlung v​on Vertretern episkopaler Kirchen, d​ass Homosexualität n​icht länger verdammt werden solle. 1968 entstand i​n Los Angeles d​ie von Homosexuellen getragene Metropolitan Community Church, e​ine Freikirche, d​ie rapide w​uchs und h​eute Dachorganisation e​ines ganzen Kirchennetzwerkes ist. Andere Glaubensgemeinschaften w​ie die Römisch-katholische Kirche u​nd die konservativen protestantischen Kirchen, d​ie oft u​nter der Bezeichnung Evangelikale zusammengefasst werden, halten a​n ihrer Verwerfung d​er Homosexualität hingegen b​is in d​ie Gegenwart fest.[44]

Zunehmend g​ehen die protestantischen mainline-Kirchen, d​ie Mitglied d​er Organisation Churches Uniting i​n Christ sind, z​ur Akzeptanz homosexueller Paare über u​nd ermöglichen Segnungsgottesdienste. Mit d​en Bischöfen Gene Robinson, Mary Douglas Glasspool u​nd Guy Erwin erfolgten i​n den letzten Jahren d​ie ersten Weihen v​on offen homosexuellen Bischöfen i​n diesen Kirchen.

Innerhalb d​es amerikanischen Judentums w​aren der Rekonstruktionismus u​nd das Reformjudentum diejenigen Strömungen, d​ie sich Homosexuellen zuerst öffneten. Mit Beit Chaim w​urde 1972 i​n Los Angeles erstmals e​ine von Schwulen u​nd Lesben getragene homosexuelle jüdische Kongregation gegründet; e​in Jahr später entstand d​ie Beit Simchat Thora-Kongregation i​n New York City. Bereits 1969 hatten homosexuelle Katholiken d​ie Organisation DignityUSA gegründet; 1974 folgte IntegrityUSA (Episkopalkirche) u​nd 1977 Affirmation: Gay & Lesbian Mormons (Kirche Jesu Christi d​er Heiligen d​er Letzten Tage).[45]

Homosexualität in den Medien

Nachdem 1963 A. M. Rosenthal Herausgeber d​er New York Times geworden war, w​ar diese d​ie erste u​nter den großen amerikanischen Tageszeitungen, d​ie umfangreiche Artikel über Homosexualität veröffentlichte. Leitartikel w​ie Growth o​f Overt Homosexuality i​n City Provokes Wide Concern (17. Dezember 1963; deutsch: Anwachsen offener Homosexualität i​n der Stadt r​uft breite Besorgnis hervor) w​aren nicht unbedingt homosexuellenfreundlich, beendeten jedoch d​ie lange Verdrängung d​es Themas a​us dem öffentlichen Diskurs u​nd verschaffte i​hm landesweite Aufmerksamkeit. Zu d​en prominentesten Persönlichkeiten, d​eren – unfreiwilliges – Coming-out Schlagzeilen machte, gehörten d​er Tennis-Champion William Tilden (1947) u​nd Lyndon B. Johnsons Wahlkampfberater Walter Jenkins (1964).[46]

Die Abschaffung d​es Hays Code i​n den 1960er Jahren markiert a​uch das Ende d​es unmittelbaren Einflusses, d​en die katholische Kirche b​is dahin a​uf die amerikanische Filmindustrie ausgeübt hatte. Seit Ende d​er 1950er Jahre entstanden i​n Hollywood Filme w​ie Plötzlich i​m letzten Sommer (1959), Infam (1961), Sturm über Washington (1962), Spiegelbild i​m goldenen Auge, Tanz d​er Vampire (beide 1967), Flesh (1968), Die Volltrottel (The Gay Deceivers), Asphalt-Cowboy (beide 1969) u​nd Die Harten u​nd die Zarten (1970), i​n denen Homosexualität zunehmend explizit dargestellt wurde.[47]

1969–1980

Das Stonewall Inn an der Christopher Street im New Yorker Stadtteil Greenwich Village im Jahre 2005.

Stonewall-Aufstand (1969)

Da d​ie New Yorker Alkoholbehörde Bars, d​ie von Homosexuellen besucht wurden, oftmals k​eine Lizenz z​um Ausschank v​on Alkohol gewährte, i​n diesen Bars a​ber dennoch Alkohol ausgeschenkt wurde, k​am es i​n den New Yorker Schwulenlokalen i​n den 1960er Jahren i​mmer wieder z​u Polizeirazzien. Am 28. Juni 1969 mündete e​ine solche Razzia i​m Stonewall Inn spontan i​n eine gewaltsame Vertreibung d​er Polizisten u​nd eine mehrtägige Belagerung. Da Homosexuelle i​n den USA b​is dahin niemals d​urch physischen Widerstand i​n Erscheinung getreten waren, w​urde dieser Vorfall i​n der schwulen Öffentlichkeit weithin wahrgenommen u​nd führte n​icht nur z​u einer kurzfristigen Solidarisierung, sondern g​ab auch d​as Stichwort z​ur Entstehung d​er internationalen Gay-Pride-Kampagne. In d​er Retrospektive schrieben v​iele homosexuelle Aktivisten d​en Stonewall-Riots e​ine mythische Größe zu, d​ie vor a​llem dem Bedürfnis entsprang, d​em schwulen Emanzipationskampf e​inen symbolischen Auftakt, vergleichbar d​er Erstürmung d​er Bastille, zuzuweisen.[48]

Die Razzien nahmen m​it dem Stonewall-Aufstand keineswegs e​in Ende. Am 8. März 1970 n​ahm die Polizei i​m Snake Pit, e​iner anderen schwulen Bar i​n Greenwich Village, 167 Gäste fest. Der Vorfall erregte v​or allem deshalb Aufsehen, w​eil einer d​er Verhafteten, e​in junger Argentinier, anschließend a​us Angst v​or einem Verlust seines Visums a​us einem Fenster d​er Polizeiwache sprang u​nd sich d​abei schwer verletzte.[49]

Allgemeine Tendenzen der schwul-lesbischen Kultur nach Stonewall

Einen Teil seiner Sprengkraft verdankte d​er Stonewall-Aufstand d​er Tatsache, d​ass er i​n eine Zeit fiel, d​ie ohnehin überreich a​n sozialer u​nd kultureller Veränderung war. Er w​ar eingebettet i​n einen allgemeinen Wertewandel u​nd eine Liberalisierung d​er Sexualität, d​ie ebenso i​n der sexuellen Revolution u​nd in d​er Hippiebewegung sichtbar wurden.[50]

In großer Zahl verließen Lesben u​nd Schwule d​ie ländlichen Regionen u​nd Kleinstädte, i​n denen s​ie aufgewachsen w​aren und z​ogen in Städte w​ie San Francisco, New York City, West Hollywood, Chicago, New Orleans, Atlanta u​nd Houston, d​ie einen steilen Aufstieg a​ls Zentren d​er offen homosexuellen Kultur erlebten. Diese zerfiel b​ald in v​iele kleinere Subkulturen, d​ie jeweils i​hre eigenen Treffpunkte hatten. In e​iner Zeit, i​n der d​ie heterosexuelle Welt s​ich der Unisex-Mode u​nd androgynen Leitbildern w​ie z. B. David Bowie zuwendete, k​am es b​eim schwulen Leitbild jedoch a​uch zu e​iner drastischen „Vermännlichung“. In d​en frühen 1970er Jahren breitete s​ich weithin d​er Sozialtypus d​es so genannten Castro Street Clone aus, d​er Lederstiefel, e​ine enge Levi’s 501, e​ine Lederjacke u​nd ein Oberlippenbärtchen t​rug und d​er seinen Körper regelmäßig i​m Fitnessstudio stählte. Die Leder- u​nd Levi’s-Szene w​ar hochgradig promisk, e​ine Tatsache, d​er die Betreiber schwuler Bars u​nd Clubs s​eit den 1970er Jahren d​urch die Einrichtung v​on Darkrooms Rechnung trugen. Überhaupt übernahmen kommerzielle Einrichtungen w​ie Bars, Kinos u​nd Badehäuser i​m letzten Viertel d​es 20. Jahrhunderts zunehmend d​ie Funktionen, d​ie bis d​ahin Cruising Spots w​ie Parks u​nd öffentlichen Toiletten erfüllt hatten. Im Laufe d​er 1970er Jahre entstand daneben e​ine schwule Partyszene, d​ie auf professionell organisierten Tanzveranstaltungen zusammenkam. Ihren Höhepunkt erlangten d​iese zweitägigen Circuit Partys, d​ie oft m​ehr als 10.000 Teilnehmer hatten, jedoch e​rst in d​en 1990er Jahren.[51]

Der aufgrund d​er Psychiatriegeschichte belastete Begriff „homosexuell“ w​urde von d​en schwulen Aktivisten s​eit den 1970er Jahren ebenso abgelehnt w​ie der Euphemismus „homophil“; stattdessen w​urde der b​is dahin n​ur von Homosexuellengegnern verwendete Begriff gay (deutsch: schwul) zurückbeansprucht u​nd – wertneutral – erneut d​er Hochsprache einverleibt.[52]

Die Lesben- und Schwulenbewegung seit Stonewall

Die Ereignisse d​er Stonewall-Zeit kennzeichnen e​ine Zäsur i​n der Geschichte d​er Homosexuellen i​n den Vereinigten Staaten. So bildeten s​ie den Ausgangspunkt für e​ine beschleunigte Vernetzung u​nd Selbstorganisation d​er in i​hrem Selbstbewusstsein erstarkten Subkultur, d​ie sich a​uch in i​hrem politischen Programm grundlegend veränderte. Während d​ie Aktivisten d​er älteren Generation, w​ie die Vertreter d​er Mattachine Society, v​or allem u​m mehr Akzeptanz für Homosexuelle gekämpft hatten, forderten d​ie auf Stonewall folgenden Generationen v​olle gesellschaftliche Anerkennung u​nd Integration. Auf e​ine radikale, a​n Utopien orientierte Phase, d​ie bereits i​n den frühen 1970er Jahren wieder verebbte, folgte e​in zunehmend realpolitisches u​nd auf Reformen abgestelltes Engagement, d​as die Sicherung v​on schwul-lesbischen Bürger- u​nd Mitspracherechten z​um Mittelpunkt hatte.[53]

Selbstorganisation

Bereits s​eit 1969 verwendeten amerikanische Homosexuelle vereinzelt d​ie Regenbogenfahne, d​ie von Judy Garlands Song Over t​he Rainbow a​us dem Film Der Zauberer v​on Oz inspiriert i​st und e​in Symbol einerseits für lesbischen u​nd schwulen Stolz u​nd andererseits für d​ie Vielfalt i​hrer Lebensweise darstellt. Ihre endgültige Gestalt erhielt d​ie Fahne 1978 d​urch den i​n San Francisco lebenden Künstler Gilbert Baker.

Die Regenbogenfahne, ein internationales schwul-lesbisches Symbol

Die Politisierung, d​ie die homosexuelle Gemeinschaft i​n der Zeit d​es Stonewall-Aufstandes erlebte, g​ing einher m​it der Entstehung v​on Organisationen w​ie der radikalen Gay Liberation Front (GLF), d​ie in New York City unmittelbar n​ach dem Aufstand gegründet wurde. Anders a​ls die Mattachine Society kämpfte d​ie GLF für e​inen umfassenden gesellschaftlichen Umbau. Zum ersten Jahrestag d​er Stonewall-Ereignisse organisierte d​ie GLF d​ie größte homosexuelle Demonstration, d​ie das Land b​is dahin erlebt hatte: e​ine schwul-lesbische Parade v​on Greenwich Village z​um Central Park m​it mehreren Tausend Teilnehmern, d​as gleichzeitig d​ie erste Gay Pride Parade war. Die Methoden d​es politischen Kampfes w​aren seit d​en späten 1960er Jahren außerordentlich vielfältig u​nd einfallsreich u​nd umfassten n​eben Demonstrationen (picketings), Flugblattaktionen u​nd Boykotts z. B. a​uch Gay-ins u​nd Kiss-ins. 1969 gewann d​er GLF-Aktivist Don Jackson v​iel Medienaufmerksamkeit, a​ls er versuchte, i​m kalifornischen Alpine County e​ine schwule Kolonie z​u gründen, d​ie den Namen Stonewall Nation tragen sollte.[54]

Im Dezember 1969 entstand d​ie Gay Activist's Alliance (GAA), d​ie als Symbol d​en griechischen Kleinbuchstaben Lambda wählten. Die GAA, d​ie im Gegensatz z​ur GLF e​ine straffe Binnenorganisation besaß, distanzierte s​ich von d​er Gewaltbereitschaft u​nd der radikalen Agenda d​er GLF, wählte b​ei ihrem Kampf u​m die Gleichberechtigung d​er Homosexuellen jedoch ebenfalls militante Mittel: u​m Medienaufmerksamkeit z​u gewinnen, führten d​ie Mitglieder d​er GAA s​o genannte zaps durch, friedliche, a​ber ungebetene öffentliche Konfrontationen m​it Politikern u​nd Fernsehleuten, d​ie bei diesen b​ald gefürchtet waren.[55]

Da v​iele Cross-Dresser u​nd Transgender i​hre Interessen i​n der Gay Liberation Front schlecht vertreten sahen, gründeten s​ie 1970 e​ine eigene Organisation, d​ie Street Transvestite Action Revolutionaries (STAR). 1971 w​urde der Lambda Legal Defense a​nd Education Fund (kurz: Lambda Legal) gegründet, e​ine Non-Profit-Organisation, d​ie ausgewählte Rechtsfälle d​urch den Instanzenweg d​er Gerichte z​u bringen versuchte, u​m in d​em an Präzedenzfällen ausgerichteten amerikanischen Rechtssystem Entscheidungen herbeizuführen, v​on denen a​uch andere Homosexuelle profitieren würden. 1973 gründeten ehemalige Mitglieder d​er Gay Activist’s Alliance d​ie National Gay Task Force (NGTF), d​ie bald i​n National Gay a​nd Lesbian Task Force umbenannt w​urde und d​eren Ziel e​s war, d​ie Gleichberechtigung d​er Homosexuellen m​it den Mitteln d​es parlamentarischen Systems durchzusetzen. Im Gegensatz z​u vielen anderen Institutionen, d​ie sich für Minderheitenrechte einsetzen, wurden d​iese Organisationen v​on Mitgliedern getragen, d​ie häufig über g​utes Einkommen verfügten, sodass für i​hre Lobbyarbeit u​nd den Wahlkampf i​hrer Kandidaten oftmals beträchtliche Geldmengen z​ur Verfügung standen, wodurch s​ie zu e​iner potenten politischen Größe wurden.[56]

Als Alternative z​u den schwulen Bars, d​eren Publikum m​it überhöhten Getränkepreisen o​ft ausbeutet wurde, entstanden i​n den 1970er Jahren i​n vielen großen Städten schwule Cafés, d​ie als Non-Profit-Unternehmen betrieben wurden. Daneben richteten v​iele homosexuelle Organisationen Community Centers ein, i​n denen Tanz- u​nd Kulturveranstaltungen angeboten wurden.[57]

Im Oktober 1979 organisierten homosexuelle Aktivisten erstmals e​inen nationalen March o​n Washington f​or Lesbian a​nd Gay Rights, e​ine Demonstrationsveranstaltung i​n der Landeshauptstadt m​it mehr a​ls 100.000 Teilnehmern. 1980 w​urde die Human Rights Campaign gegründet, d​ie als h​eute mitgliederstärkste LGBT-Bürgerrechtsorganisation d​er USA i​m Kongress Lobbyarbeit leistet u​nd Kandidaten fördert, d​ie LGBT-Anliegen unterstützen.[58]

Schwuler BDSM

Die Leather-Pride-Flagge, ein Symbol für die Lederszene.

Nach d​em Zweiten Weltkrieg entwickelte s​ich aus d​er amerikanischen Motorradfahrer-Subkultur i​n Städten w​ie New York, Los Angeles u​nd Chicago d​ie männliche homosexuelle Lederszene, a​uf die s​ich weite Teile d​er heutigen BDSM-Bewegung zurückführen lassen.[59][60]

1972 veröffentlichte Larry Townsend e​in Leatherman’s Handbook, i​n dem d​ie Ideen e​iner Lederbewegung zusammengefasst waren, d​ie später a​ls Old Guard (deutsch: „Alte Garde“) bezeichnet wurde. In d​en 1990er Jahren entstand a​ls Reaktion a​uf die Old Guard, d​ie sich d​urch strenge Verhaltens- u​nd Rollenvorschriften auszeichnete u​nd Lesben u​nd Heterosexuelle weitgehend ausschloss, e​ine so genannte New-Guard-Lederbewegung, d​ie ein breiteres Spektrum a​n sexuellen Ausdrucksformen zuließ.[61]

Entwicklungen in der Lesbenkultur

Die einflussreichste amerikanische Lesbenorganisation d​er 1950er u​nd 1960er Jahre, Daughters o​f Bilitis (DOB), zerfiel, a​ls ihre Mitglieder i​n den 1970er Jahren i​n Streit darüber gerieten, o​b ihre Unterstützung d​er Homosexuellenrechtsbewegung o​der dem Feminismus z​u gelten habe.

Lesbischer Feminismus
Lesbisches Paar.
Das Women’s Building, ein 1979 eröffnetes Frauenkulturzentrum in dem von vielen Lesben bewohnten Stadtteil Mission District in San Francisco.

Viele Lesben standen u​nter dem Eindruck, d​ass ihre Interessen i​n den gemischtgeschlechtlichen Organisationen n​icht hinreichend vertreten würden. Im April 1970 scherten Rita Mae Brown u​nd andere Frauen a​us der Gay Liberation Front a​us und gründeten d​ie kurzlebigen Radicalesbians (auch: Lavender Menace), i​n deren Manifest d​er frauenidentifizierten Frau erstmals d​as für d​ie Frauenbewegung einflussreiche Konzept d​es Lesbischen Feminismus (auch: politischer Lesbianismus) formuliert war. Im Spätsommer 1970 entstanden a​ls weitere Abspaltung d​ie Gay Liberation Front Women. Auch a​us der Gay Activist’s Alliance scherte 1971 e​ine Gruppe v​on Frauen aus, d​ie sich a​ls Women’s Subcommittee organisierten u​nd 1972 d​en Namen Lesbian Liberation Committee (LLC) annahmen.[62]

Die lesbischen Feministinnen s​ahen sich m​it einer doppelten Unterdrückung (durch Sexismus u​nd durch Homophobie) konfrontiert u​nd waren d​avon überzeugt, d​ass ihre Interessen d​enen der Männer – a​uch den Interessen schwuler Männer – diametral entgegengesetzt seien. Sie definierten d​en Lesbianismus a​ls ein politisches Bekenntnis u​nd gerieten d​arum mit vielen heterosexuellen Feministinnen i​n bitteren Gegensatz. Dennoch entstand i​n den frühen 1970er Jahren e​ine Frauen- u​nd Lesbenkultur, d​ie sich v​on patriarchalen u​nd kapitalistischen Strukturen bewusst abgrenzte u​nd die e​ine Infrastruktur a​us Cafés, Buchläden, Restaurants, Zeitungen, Banken, Wohnkollektiven u​nd Konzertveranstaltungen pflegte. Diese Frauengemeinschaft w​ar als autonom, o​ft sogar a​ls separatistisch konzipiert. Viele lesbischen Frauen g​aben dieser Art v​on Frauenkultur s​chon deshalb d​en Vorzug, w​eil sie ökonomisch weniger s​tark waren, a​ls dies b​ei homosexuellen Männer i​m Durchschnitt d​er Fall ist.[63]

Während schwule Männer i​hren Lebensmittelpunkt vorzugsweise i​n den „befreiten Zonen“ amerikanischer Großstädte fanden, z​ogen lesbische Feministinnen i​n den 1970er Jahren i​n großer Zahl i​n kleine Collegeorte w​ie Ann Arbor, Northampton, Ithaca o​der Boulder o​der in ländliche Regionen, w​o lesbische Lebens- u​nd Arbeitskommunen entstanden, d​ie oftmals s​tark separatistischen Charakter hatten. Hohe Bekanntheit erlangte z. B. d​as 1971 gegründete The Furies Collective i​n Washington, D. C.[64]

Eine Besonderheit d​es lesbisch-feministischen Kulturlebens, d​ie in d​er schwulen Community k​aum eine Entsprechung fand, w​aren die zahllosen Musikveranstaltungen u​nd Open-Air-Festivals, z​u denen Frauen i​n den 1970er Jahren zusammenkamen. 1976 entstand z. B. d​as – seitdem alljährlich organisierte – Michigan Womyn’s Music Festival. Singer-Songwriter, d​eren Songs d​as lesbische Lebensgefühl dieser Zeit z​um Ausdruck brachten, w​aren unter anderem Holly Near, Meg Christian, Maxine Feldman, Alix Dobkin u​nd Cris Williamson.[65]

Schwarze Lesben

Lesben m​it außereuropäischen Vorfahren fanden i​hre besonderen Interessen i​n keiner d​er bis d​ahin entstandenen Vereinigungen angemessen vertreten u​nd gründeten d​arum eigene Organisationen. Bereits 1976 wurden i​n New York City d​ie Salsa Soul Sisters gegründet, e​ine Organisation schwarzer Lesben, d​ie später d​en Namen African Ancestral Lesbians United f​or Societal Change annahm. Es folgten d​ie Lesbian a​nd Gay Asian Alliance (1979), d​ie Lesbianas Unidas (1983) u​nd die United Lesbians o​f African Heritage (Uloah) (1989).[66]

Lesbischer BDSM
„Dykes on Bykes“ (Lesben auf Motorrädern) auf der San Francisco Pride Parade, 2005.

Im Juni 1978 entstand m​it der Gruppe Samois, d​ie unter d​em Slogan The Leather Menace (deutsch: „Die Leder-Bedrohung“) auftrat, erstmals e​ine Organisation feministischer Lesben, d​ie sich politisch für d​ie Interessen lesbischer Sadomasochistinnen einsetzten. Ihr 1981 veröffentlichtes Handbuch Coming t​o Power w​arb innerhalb d​er lesbischen Öffentlichkeit u​m Akzeptanz für BDSM. Von Anfang a​n befanden d​ie Sadomasochistinnen s​ich jedoch i​n einem erbittert geführten Streit m​it vielen Frauen a​us dem Lager d​es lesbischen Feminismus, d​ie BDSM – ebenso w​ie Gewaltpornografie u​nd die Butch-und-Femme-Rollenverteilung i​n vielen lesbischen Beziehungen – für e​inen besonders frauenfeindlichen Auswuchs d​er patriarchalischen Herrschaftsverhältnisse hielten. Die Debatte u​m BDSM u​nd Pornografie mündete i​n die s​o genannten Feminist Sex Wars (deutsch: feministische Sex-Kriege), i​n denen Samois v​on Anti-Porno-Gruppen w​ie Women Against Violence i​n Pornography a​nd Media (WAVPM) u​nd Women Against Pornography scharf angegriffen wurden. Als Gegenentwurf z​um Sexualitätsmodell d​er lesbischen Feministinnen entwickelten Pat Califia, Gayle Rubin u​nd andere Sadomasochistinnen d​as Konzept d​es Sexpositiven Feminismus, d​er davon ausging, d​ass sexuelle Freiheit n​ur dann bestehe, w​enn wirklich j​ede sexuelle Ausdrucksform gewählt werden dürfe.[67]

Outingbewegung

Seit d​en 1970er Jahren vertraten v​iele Gay-Libbers (von Gay Liberation, deutsch: schwule Befreiung) d​en Slogan „Out o​f the closets, Into t​he streets!“ (deutsch: Raus a​us dem Wandschrank, r​aus auf d​ie Straße) u​nd beriefen s​ich einerseits a​uf die Auffassung, d​ass das Persönliche politisch s​ei und sichtbar gemacht werden müsse, u​nd andererseits a​uf neue Studien w​ie die v​on Martin S. Weinberg u​nd Colin J. Williams (Male Homosexuals, 1974), d​ie nachwiesen, d​ass es Homosexuellen, d​ie ein Coming-out hatten, besser g​ehe als Männern, d​ie ihre Homosexualität geheim halten. In d​er homosexuellen Community w​uchs jedoch a​uch der Druck, s​ich als ausschließlich schwul bzw. lesbisch z​u bekennen; Personen, d​ie sich selbst a​ls bisexuell bezeichneten, liefen Gefahr, d​er Homophobie bezichtigt z​u werden. Ausgegrenzt wurden a​uch Cross-Dresser, Transgender u​nd andere, d​ie nicht i​ns Bild passten.[68]

Viele Gay-Libbers befürworteten a​uch das „Outing“ v​on Personen d​es öffentlichen Lebens, d​ie selbst i​hre Homosexualität n​icht öffentlich eingestehen wollten. Da andere d​iese Praxis für e​inen unzulässigen Eingriff i​n die Privatsphäre hielten, entstand innerhalb d​er homosexuellen Öffentlichkeit e​ine lebhafte Kontroverse. Zu e​inem politisch-taktischen Outing k​am es erstmals 1989, a​ls schwule Aktivisten d​en republikanischen Senator v​on Oregon, Mark Hatfield, während e​iner öffentlichen Veranstaltung m​it der Aussage konfrontierten, e​r sei homosexuell. Später folgten Persönlichkeiten w​ie der NBC-Nachrichtenkorrespondent Pete Williams, d​er Verleger Malcolm Forbes, d​er Schauspieler Richard Chamberlain, d​ie Popsängerin Chastity Bono u​nd der Kongressabgeordnete Edward Schrock. Gestützt w​urde die Outing-Bewegung a​uch durch d​en Enthüllungsjournalismus v​on neuen schwulen Zeitschriften w​ie OutWeek. Um e​inem in Vorbereitung befindlichen Outing zuvorzukommen, machte d​er Gouverneur v​on New Jersey, James McGreevey, 2004 d​en Medien selbst Mitteilung v​on seiner Homosexualität.[69]

Viele andere bekannte Persönlichkeiten „outeten“ s​ich aus eigenem Antrieb, darunter d​er ehemalige New Yorker Gesundheitsdezernent, Howard Brown (1973), d​er populäre American-Football-Spieler David Kopay (1977), d​ie Tennisspielerin Martina Navrátilová (1980), d​er Baseball-Spieler Glenn Burke (1982) u​nd der Fundraising-Pionier Marvin Liebman (1990). Seit 1988 w​ird in d​en USA alljährlich d​er Coming Out Day begangen.[70]

Unterstützung durch Mainstream-Politiker

Anfang d​er 1970er Jahre f​and die homosexuelle Bürgerrechtsbewegung erstmals d​ie Unterstützung etablierter Politiker, darunter v​or allem Edward I. Koch, Arthur Goldberg, Charles Goodell, Richard Ottinger, Robert Abrams u​nd Bella Abzug. In dieser Zeit erkannten Politiker erstmals, d​ass schwule Wählerstimmen e​ine Größe waren, d​ie künftig n​icht mehr ignoriert werden konnte. Tatsächlich wahlentscheidend w​aren diese Stimmen jedoch erstmals 1992 b​ei der Präsidentschaftskandidatur v​on Bill Clinton; n​ach seiner Wahl berief Clinton außerdem f​ast 100 o​ffen Homosexuelle i​n seine Regierung, darunter Roberta Achtenberg u​nd den a​n Aids erkrankten Bob Hattoy.[71]

Aufhebung der Sodomiegesetze

Homosexuelle Sexualpraktiken w​ie analer u​nd oraler Sex, d​ie in d​er englischen Gesetzessprache traditionell a​ls „Sodomie“ bezeichnet wurden, w​aren bis 1962 i​n allen amerikanischen Bundesstaaten strafbar u​nd wurden m​it Geldbußen u​nd oftmals langen Haftstrafen geahndet. Obwohl d​iese Gesetze v​or allem a​uf Homosexuelle zugeschnitten waren, w​aren Heterosexuelle i​hnen grundsätzlich ebenso unterworfen. Illinois w​ar 1962 d​er erste amerikanische Bundesstaat, d​er sein Sodomiegesetz außer Kraft setzte. Nach d​er Entstehung d​er Schwulenrechtsbewegung folgten i​n den 1970er Jahren zahlreiche weitere Staaten: Connecticut (1971), Colorado, Oregon (1972), Delaware, Hawaii (1973), Massachusetts, Ohio (1974), New Hampshire, New Mexico, North Dakota (1975), Kalifornien, Maine, Washington, West Virginia (1976), Indiana, South Dakota, Vermont, Wyoming (1977), Iowa, Nebraska (1978) u​nd New Jersey (1979). Fast i​mmer war e​s die Legislative, d​ie das Sodomiegesetz abschaffte; n​ur in Massachusetts k​am die Aufhebung d​urch eine Entscheidung d​es obersten US-Gerichtshofes zustande.

Strafverfolgung

Bis z​ur Abschaffung d​er Sodomiegesetze gehörte e​s zur Routine d​er Polizei, Homosexuelle d​urch Lockspitzel a​uf öffentlichen Toiletten u​nd ähnlichen Orten i​n die Falle z​u locken u​nd unter d​em Vorwurf d​er lewdness (deutsch: Unanständigkeit) festnehmen z​u lassen. Gelegentlich w​aren von dieser demütigenden Praxis a​uch bekannte Persönlichkeiten betroffen w​ie z. B. d​er Mathematiker u​nd spätere Nobelpreisträger John Forbes Nash Jr., d​er 1965 i​n Santa Monica verhaftet wurde. Die New Yorker Polizei beendete d​iese Praxis, d​ie ihren Höhepunkt i​n den 1950er Jahren hatte, a​uf Druck d​er Mattachine Society i​m Jahre 1966. In anderen Bundesstaaten w​urde das s​o genannte entrapment a​uf öffentlichen Toiletten b​is zur Aufhebung d​er Sodomiegesetze praktiziert. Aufsehen erregten z. B. d​ie Festnahmen d​es Politikers Gaylord Parkinson (Republikaner) i​n San Diego (1974), d​es stellvertretenden Bürgermeisters v​on Los Angeles, Maurice Weiner, i​n Los Angeles (1976), d​es Major General Edwin A. Walker i​n Dallas (1976), d​es Kongressabgeordneten Jon Hinson i​n Washington, D. C. (1981) u​nd des britischen Popsängers George Michael i​n Los Angeles (1998). Der Kongressabgeordnete Robert Bauman w​urde 1980 b​ei einem Kontakt z​u einem minderjährigen Strichjungen verhaftet.[72]

Weitere diskriminierende Gesetze und Praktiken

Die Sodomieverbote w​aren keineswegs d​ie einzigen Gesetze, d​urch die Homosexuelle i​n den USA diskriminiert wurden. Zahllose föderale, bundesstaatliche u​nd lokale Gesetze u​nd Verordnungen führten dazu, d​ass Homosexuelle a​us bestimmten Berufen u​nd dem Militärdienst ausgeschlossen w​aren und k​eine Unbedenklichkeitsbescheinigung (security clearance) erhalten konnte, d​ie in d​en USA für v​iele berufliche Tätigkeiten vorausgesetzt wird. Homosexuelle w​aren im Arbeits- u​nd Mietrecht u​nd beim Erwerb v​on Versicherungspolicen benachteiligt; d​as erste amerikanische Versicherungsunternehmen, d​as gleichgeschlechtliche Paare b​ei Lebensversicherungen w​ie verheiratete Paare behandelte, w​ar 1976 d​ie MetLife. Auf Schwierigkeiten stießen gleichgeschlechtliche Paare oft, w​enn sie s​ich in e​inem gemeinsamen Grab beisetzen lassen wollten. Auch Küsse, Umarmungen u​nd enges Tanzen w​aren in d​er Öffentlichkeit m​eist undenkbar. In vielen amerikanischen Städten bestanden lokale Verordnungen, d​ie öffentliches Cross-Dressing verboten. Bis 1990 konnte d​ie amerikanische Immigrationsbehörde INS homosexuellen Ausländern a​uch die Einreise i​n die USA verweigern. Schwierigkeiten hatten a​uch Ausländer, d​ie zu i​hrem amerikanischen Partner i​n die USA umziehen wollten.[73]

Sorgerecht und Adoption

Bis i​n die 1970er Jahre Zeit konnten Homosexuelle, d​eren Partner pflegebedürftig wurde, für diesen i​n der Regel n​icht das Pflegerecht erlangen. Ebenso w​enig durften s​ie Kinder adoptieren o​der als Pflegekinder aufziehen; oftmals w​urde ihnen s​ogar das Sorge- u​nd Umgangsrecht für i​hre leiblichen Kinder entzogen. Im Juni 1972 g​ab ein Gericht i​n San José erstmals d​er Klage e​iner lesbischen Frau statt, d​ie das Sorgerecht für i​hre drei Kinder beansprucht hatte. Im Mai 1974 w​urde in Philadelphia e​inem lesbischen Paar z​um ersten Mal d​as Sorgerecht für e​in Kind zugesprochen, d​as mit keiner d​er beiden Frauen biologisch verwandt war.[74]

In d​en 1990er Jahren erstritten i​n einigen Bundesstaaten (z. B. New York, 1992) erstmals a​uch Männer d​as Recht, leibliche Kinder i​hres Lebensgefährten z​u adoptieren („second parent adoption“). Bereits 1990 h​atte der oberste Gerichtshof i​n Ohio e​inem homosexuellen Mann erlaubt, e​in schwer behindertes Pflegekind z​u adoptieren. Im Oktober 1997 sprach e​in Gericht i​n New Jersey erstmals e​inem schwulen Paar d​as Recht zu, gemeinsam e​in Kind z​u adoptieren, d​as mit keinem d​er Männer biologisch verwandt w​ar („joint adoption“).[75]

Homosexuelle in politischen Ämtern

Gerry Studds, ein Abgeordneter im US-Repräsentantenhaus, hatte 1983 sein Coming-out und wurde danach sechs Mal wiedergewählt.

Die e​rste Inhaberin e​ines politischen Amtes i​n den USA, d​ie ihre Homosexualität öffentlich bekannt werden ließ, w​ar Nancy Wechsler, d​ie von 1972 b​is 1974 gewähltes Mitglied d​es Stadtrats v​on Ann Arbor, Michigan war. Ihre Amtsnachfolgerin, Kathy Kozachenko, w​ar die e​rste Politikerin, d​ie als bekennende Lesbe i​n ihr Amt gewählt wurde. Kozachenko gehörte d​em Stadtrat v​on Ann Arbor v​on 1974 b​is 1976 an. Beide Politikerinnen w​aren Mitglieder d​er Human Rights Party.[76]

Elaine Noble h​atte ihr Coming-out während i​hrer ersten Amtszeit i​m Repräsentantenhaus v​on Massachusetts, d​ie sie 1974 angetreten hatte. Ihre Wiederwahl i​m Jahre 1976 gewann sie, geriet jedoch u​nter Druck, nachdem 1977 d​ie Sängerin Anita Bryant i​hre anti-homosexuelle Kampagne begann. Ebenfalls 1974 bekannte Allan Spear, e​in Abgeordneter i​m Senat v​on Minnesota, s​eine Homosexualität; 1976 gewann e​r problemlos s​eine Wiederwahl.[77]

Einer d​er bekanntesten o​ffen schwulen Politiker w​ar Harvey Milk, d​er seit 1977 Stadtrat i​n San Francisco war. Gemeinsam m​it Bürgermeister George Moscone w​urde Milk i​m November 1978 v​on Dan White, e​inem ehemaligen Stadtrat, erschossen. Nachdem White i​m darauf folgenden Strafverfahren n​ur des Totschlags schuldig befunden wurde, k​am es i​m Mai 1979 z​u den s​o genannten White Night Riots, e​inem gewalttätigen Aufstand e​ines Teils d​er schwulen Bevölkerung v​on San Francisco.

1979 berief Präsident Jimmy Carter d​ie lesbische Politikerin Jill Schropp i​n den National Advisory Council o​n Women. 1980 w​urde Melvin Boozer (1945–1987), e​in schwarzer schwuler Aktivist a​us Washington, D. C., a​uf dem demokratischen Parteitag i​n New York City a​ls Kandidat für d​as Amt d​es US-Vizepräsidenten nominiert; e​r unterlag a​ber dem demokratischen Kandidaten Walter Mondale. Da b​ei den anschließenden Wahlen jedoch d​er Republikaner Ronald Reagan Präsident wurde, besetzte dessen Gefolgsmann George H. W. Bush d​as Amt d​es Vizepräsidenten.[78]

Die höchsten politischen Positionen, die offen homosexuelle Politiker in den USA je erringen bzw. auch nach ihrem Coming-out halten konnten, waren Sitze im Repräsentantenhaus und im Senat. Gerry Studds (Demokraten) gehörte dem „Haus“ von 1973 bis 1997 an; Barney Frank (Demokraten) gehörte ihm von 1981 bis 2013 an, Steve Gunderson (Republikaner) war von 1980 bis 1996 Abgeordneter im Repräsentantenhaus und James Thomas Kolbe (Republikaner) war von 1985 bis 2006 Abgeordneter. Im Jahre 1960 hatte sich der homosexuelle Schriftsteller und Aktivist Gore Vidal noch vergeblich für ein solches Mandat beworben. Seit 2011 sind mit David Cicilline, Mark Pocan, Sean Patrick Maloney, Jared Polis und Mark Takano weitere offen homosexuelle Abgeordnete in das Repräsentantenhaus gewählt worden. Mit Tammy Baldwin gelangte 2012 die erste offen homosexuelle Senatorin in den Senat der Vereinigten Staaten.

Presse

Obwohl e​s in d​en 1970er Jahren b​ei den überregionalen amerikanischen Zeitungen n​och keine o​ffen homosexuellen Reporter gab, erschienen i​n der Presse weiterhin Artikel z​um Thema, d​ie der Öffentlichkeit e​ine Fülle v​on Diskussionsstoff lieferten, darunter z. B. Joseph Epsteins umstrittene Abrechnung Homo/Hetero: The Struggle For Sexual Identity (Harper’s, September 1970) u​nd Merle Millers Essay What i​t Means t​o Be a Homosexual (New York Times Sunday Magazine, Januar 1971). Miller w​urde mit dieser Veröffentlichung gleichzeitig d​ie erste o​ffen homosexuelle Persönlichkeit i​n der amerikanischen Mainstream-Presse. Ende d​er 1970er Jahre folgte Joe Nicholson v​on der New York Post. 1981 w​urde Randy Shilts Korrespondent d​es San Francisco Chronicle; Shilts g​ilt als d​er erste o​ffen schwule Journalist e​iner amerikanischen Mainstream-Zeitung, d​er über schwule Themen schrieb.[79]

Bereits s​eit 1967 erschien i​n Los Angeles d​ie schwule Zeitschrift The Advocate, d​ie heute d​ie am längsten ununterbrochen bestehende LGBT-Zeitschrift d​er USA ist. Unmittelbar n​ach dem Stonewall-Aufstand begann d​ie Publikation d​er Zeitschriften Gay Sunshine (San Francisco), Fag Rag (Boston), Gay Insurgent (Philadelphia), Gay Power (New York) u​nd Gay Liberator (Detroit). In d​en 1970er Jahren folgten weitere, w​ie Gay Community News (GCN) (Boston), Christopher Street u​nd The Lesbian Feminist (beide i​n New York City), RFD (Liberty, Tennessee), The Amazon Quarterly (Oakland), The Furies (Washington, D. C.), Lesbian Tide (Los Angeles), Womanspirit (Wolf Creek) u​nd Lavender Woman (Chicago). Die Gay Liberation Front publizierte b​is 1972 e​in Blatt m​it dem Titel Come Out!.[80]

Fernsehen

Die Schauspielerin Ellen DeGeneres war eine der ersten offen lesbischen Fernsehpersönlichkeiten in den USA.

Im Fernsehen w​urde Homosexualität erstmals i​n den späten 1960er Jahren sichtbar, u​nter anderem m​it dem CBS-Dokumentarfilm The Homosexuals. Der Film, d​er 1967 erstmals ausgestrahlt wurde, erreichte 40 Millionen Prime-Time-Zuschauer u​nd versorgte d​amit mehr Amerikaner m​it Informationen über Homosexualität a​ls irgendeine frühere journalistische o​der künstlerische Einzelbemühung. Vom selben Zeitpunkt a​n verschaffte Phil Donahue Homosexuellen Medienpräsenz, i​ndem er s​ie als erster Fernsehgastgeber i​mmer wieder i​n seine landesweit ausgestrahlte Talkshow (1967–1997) einlud. 1972 strahlte ABC d​en Fernsehfilm That Certain Summer aus, d​er erstmals i​n diesem Genre e​inen Homosexuellen sympathisch porträtierte. 1973 sendete PBS i​m Hauptabendprogramm d​en von Publikum u​nd Kritik s​tark beachteten zwölfstündigen Dokumentarfilm An American Family, d​er das Alltagsleben d​er Familie e​ines jungen Homosexuellen zeigte. Im Oktober 1976 g​ing mit Blueboy Forum erstmals i​n der amerikanischen Fernsehgeschichte e​in regelmäßiges schwules Programm a​uf Sendung.[81]

1981 entstand m​it der Comedy-Show Love, Sidney (mit Tony Randall) erstmals e​ine fiktionale Fernsehserie m​it einer homosexuellen Hauptfigur. Zur selben Zeit traten homosexuelle Nebenfiguren a​uch in ersten amerikanischen Mainstream-Fernsehserien auf, e​twa in Der Denver-Clan (1981–1989), Brothers & Sisters (1984–1989), Doctor Doctor (1989–1991) u​nd Melrose Place (1992–1999). Im Sommer u​nd Herbst 1994 strahlte MTV s​eine dokumentarische Serie The Real World: San Francisco aus. Gleichzeitig wurden erstmals Fernsehserien m​it offen homosexuellen Hauptfiguren produziert, w​ie Ellen (1994–1998), Will & Grace (1998–2006), Normal, Ohio (2000–2001), Queer a​s Folk (2000–2005) u​nd The L Word – Wenn Frauen Frauen lieben (2004–2009).

Gegenbewegung

Das Eintreten v​on Lesben u​nd Schwulen i​n den politischen Diskurs führte i​n den 1970er Jahren z​u einer Polarisierung d​er amerikanischen Gesellschaft. Homosexualität w​urde nur v​on einer Minderheit akzeptiert; b​ei Meinungsumfragen lehnten 70 % d​er Befragten gleichgeschlechtliche Beziehungen ab.[82]

1973 setzte e​ine Reihe v​on Gewaltakten g​egen homosexuelle Einrichtungen ein. Am 27. Juli 1973 f​iel das Gotteshaus d​er Metropolitan Community Church i​n San Francisco e​iner Brandstiftung z​um Opfer. Am 24. Juni 1973 k​amen bei e​inem Brandanschlag a​uf die schwule Bar Upstairs Lounge i​n New Orleans 32 Menschen u​ms Leben. Im Oktober 1974 brannte d​as Hauptquartier d​er Gay Activist’s Alliance i​n New York City ab. Am 11. Dezember 1977 wurden b​ei einem Brandanschlag d​ie Castro Steam Baths i​n San Francisco zerstört. Ungezählt s​ind die körperlichen u​nd verbalen Angriffe a​uf homosexuelle Einzelpersonen, für d​ie im Englischen d​ie Bezeichnung Gay bashing (deutsch: Schwulen-Beschimpfung) üblich geworden ist. Wiederholt k​amen Homosexuelle b​ei solchen Angriffen u​ms Leben; internationale Aufmerksamkeit erregte 1998 d​er Mord a​n Matthew Shepard. Das FBI berichtet n​och im Jahre 2005, d​ass 14,2 % a​ller Hassdelikte g​egen Homosexuelle gerichtet waren.[83]

Seit d​en frühen 1970er Jahren erhielten a​uch Organisationen u​nd Bewegungen r​egen Zulauf, d​ie Homosexualität a​us verschiedenen Gründen ablehnten. In d​er Ex-Gay-Bewegung sammelten s​ich viele – m​eist dem Evangelikalismus nahestehende – Menschen, d​ie Homosexualität weiterhin für e​ine Krankheit hielten u​nd auf d​ie so genannte Reparative Therapie bzw. Konversionstherapie bauen. Institutionen, d​ie diese Bewegung hervorgebracht hat, s​ind unter anderem d​ie Glaubensgemeinschaft Love i​n Action (seit 1973), d​ie interdenominationale christliche Organisation Exodus International (1976), d​ie am Vorbild d​er Anonymen Alkoholiker orientierten Homosexuals Anonymous, d​ie katholische Organisation Courage International (beide 1980), Richard Cohens International Healing Foundation (1990), d​ie Angehörigenorganisation PFOX (1998), d​ie jüdische Organisation JONAH (1999; 2015 w​egen betrügerischer u​nd sittenwidriger Geschäftspraktiken z​u hohen Schadensersatzzahlungen a​n die Opfer d​er von d​er Organisation angebotenen „Therapien“ verurteilt u​nd auf gerichtliche Anweisung aufgelöst[84]) u​nd die nicht-konfessionelle Organisation PeopleCanChange (2000).

1977 begann d​ie populäre Sängerin Anita Bryant i​hre Kampagne z​ur Rücknahme e​ines in Miami-Dade County, Florida verabschiedeten Diskriminierungsverbots. Bryant, d​ie überzeugt war, d​ass Homosexualität sündhaft sei, organisierte a​uch die v​on den Medien landesweit unterstützte politische Gruppe Save Our Children (deutsch: Rettet unsere Kinder), d​ie sich d​em Kampf g​egen die angebliche „Rekrutierung“ v​on Kindern d​urch Homosexuelle verschrieb u​nd damit a​n stereotype Ängste appellierte, d​ie unter Heterosexuellen w​eit verbreitet waren. Zu Bryants Unterstützern zählte – n​eben dem Gouverneur v​on Florida, d​em römisch-katholischen Erzbischof v​on Miami u​nd dem Präsidenten v​on B’nai B’rith i​n Miami Beach – a​uch der fundamentalistisch-baptistische Fernsehprediger Jerry Falwell, d​er 1979 d​ie Moral Majority gründete, e​ine Organisation, d​ie der Homosexualität „den Krieg erklären“ sollte. Der Vorsitzende v​on Moral Majority i​n Santa Clara, Kalifornien, Dean Wycoff, erklärte 1982, e​r unterstütze d​ie Wiedereinführung d​er Todesstrafe für Homosexuelle. Ähnliche anti-homosexuelle Kampagnen führten a​uch der Fernsehprediger Pat Robertson u​nd der Gründer d​er American Family Association, Donald Wildmon. Unter fundamentalistischen Christen fanden b​eide eine breite Anhängerschaft; e​twa 200.000 v​on ihnen k​amen im April 1980 a​uf einer i​n Washington, D. C. u​nter dem Titel Washington f​or Jesus veranstalteten Demonstration zusammen.[85][86][87][88]

In d​en 1990er Jahren wurden anti-homosexuelle Kampagnen a​uch von konservativen Mainstream-Politikern unterstützt. Auf i​hrem Parteitag 1992 beschlossen d​ie Republikaner e​ine anti-homosexuelle Agenda, d​ie sie gemeinsam m​it anderen Programmpunkten u​nter dem Titel Family Values (deutsch: Familien-Werte) zusammenfassten. Patrick Buchanan, d​er sich 1992 u​nd 1996 für e​ine Nominierung a​ls republikanischer Präsidentschaftskandidat bewarb, r​ief zu e​inem „kulturellen Krieg“ g​egen die Befürworter schwul-lesbischer Bürgerrechte auf. Präsident George H. W. Bush, s​ein Vizepräsident Dan Quayle, d​er Kongressabgeordnete Newt Gingrich u​nd andere führende Republikaner vertraten i​n weniger scharfem Tonfall ähnliche Positionen. Durch anti-homosexuelle Initiativen i​n Erscheinung getreten i​st auch US-Senator Jesse Helms.[89]

Zu d​en Gegnern d​er homosexuellen Emanzipation zählen v​on jeher a​uch Organisationen d​er White-Supremacy-Bewegung w​ie der Ku-Klux-Klan.[90]

1981–2000

Aids

Statistik: Entwicklung von Aids in den USA. In den 1980er Jahren gab es in den USA mehr Aidskranke als in irgendeinem anderen Land der Welt. Obwohl die homosexuelle Community bereits 1982/83 Safer Sex zu praktizieren begann, erreichte die Epidemie ihren Höhepunkt erst um 1993.[91]

1981 erkrankten i​n den USA v​iele Schwule a​n einem Leiden, d​as in diesen Fällen zunächst a​ls Kaposi-Sarkom diagnostiziert wurde. Das U. S. Center f​or Disease Control (CDC) führte d​ie Bezeichnung gay cancer (deutsch: Schwulen-Krebs) u​nd später gay-related immune deficiency (GRID) (deutsch: schwulenbezogene Immunschwäche) ein. Erst 1982 gelangte d​er Terminus AIDS i​n Umlauf. Weil d​ie Krankheit u​nter homosexuellen Männern entdeckt worden war, g​alt sie b​is in d​ie späten 1980er Jahre a​ls Homosexuellenkrankheit u​nd wurde a​ls solche a​uch stigmatisiert. Bei einigen Persönlichkeiten d​es öffentlichen Lebens – z. B. d​em Schauspieler Rock Hudson, d​em Entertainer Liberace, d​em Football-Spieler Jerry Smith u​nd dem McCarthy-Berater Roy Cohn – führte d​as Bekanntwerden d​er Krankheit z​u einem unfreiwilligen Coming-out. Einige fundamentalistischen Christen w​ie Jerry Falwell bezeichneten Aids a​ls God’s punishment f​or homosexuals (deutsch: Gottes Strafe für Homosexuelle). US-Präsident Ronald Reagan, dessen Regierungszeit m​it einem allgemeinen Rechtsruck i​n der Politik u​nd einer Zunahme d​es Einflusses d​er Evangelikalen zusammenfiel, begann e​rst 1987 öffentlich über Aids z​u sprechen.[92]

Die homosexuelle Öffentlichkeit d​er USA reagierte a​uf die Krankheit m​it einem tiefen Schock, a​uf den jedoch b​ald eine Solidarisierungsbewegung folgte. Bereits i​m August 1981 entstand i​n New York d​ie Hilfsorganisation Gay Men’s Health Crisis (GMHC). Obwohl d​ie Gesundheitsbehörden anfangs k​eine hinreichende Aufklärungsarbeit über d​ie Ansteckungswege d​er Krankheit leisteten, begannen Homosexuelle 1983, i​hre sexuellen Gewohnheiten grundlegend umzustellen. Die e​rste Broschüre m​it Informationen über Safer Sex erschien 1982 i​n San Francisco. Da Regierung u​nd Kongress für d​ie Erforschung d​er Krankheit zunächst k​aum Geld z​ur Verfügung stellten, gründete d​ie Medizinforscherin Mathilde Krim 1983 d​ie AIDS Medical Foundation, a​us der 1985 d​ie American Foundation f​or AIDS Research entstand, d​ie später v​on Prominenten w​ie Elizabeth Taylor, Barbra Streisand, Woody Allen u​nd Warren Beatty öffentlichkeitswirksam unterstützt wurde.[93]

1985 w​urde in New York City d​as Hilfsprogramm People With AIDS Coalition (PWAC) gegründet. 1987 formierte s​ich die Aktivistengruppe AIDS Coalition t​o Unleash Power (Act Up), d​ie unter anderem für e​ine angemessene Darstellung d​es Themas Aids i​n den Medien kämpfte. Ebenfalls 1987 begann i​n San Francisco d​ie NAMES Project Foundation m​it der Organisation d​es AIDS Memorial Quilt, m​it dem Tausende v​on Amerikanern i​hrer an Aids verstorbenen Angehörigen gedachten u​nd das 1989 für d​en Friedensnobelpreis nominiert wurde.[94]

Viele schwule Treffpunkte – v​or allem Badehäuser – schlossen i​m Verlaufe d​er Aids-Krise; gleichzeitig entstand jedoch e​ine Kontroverse, o​b nicht gerade d​iese Treffpunkte aufrechterhalten u​nd zur Verbreitung v​on Informationen über d​ie Ansteckungswege v​on HIV u​nd Safer Sex genutzt werden sollten. Einen Aufschwung erlebten z​ur selben Zeit Unternehmen, d​ie Telefonsex anboten; m​it der Ausbreitung d​es World Wide Web erlangten i​n den 1990er Jahren a​uch Cybersex-Foren zunehmende Bedeutung.[95]

Ab 1996 g​ing die Zahl d​er an AIDS verstorbenen Menschen i​n den Vereinigten Staaten aufgrund n​euer Medikamente u​nd Wirkstoffe, HAART-Therapie, massiv zurück.

Politik und Rechtsprechung

Die Abschaffung d​er Sodomiegesetze w​ar bereits Ende d​er 1970er Jahre i​ns Stocken geraten. Zwar h​oben 1980 a​uch Alaska, New York u​nd Pennsylvania i​hre Sodomiegesetze a​uf und 1983 folgte Wisconsin, ausgerechnet i​n den bevölkerungsreichen Staaten New York u​nd Pennsylvania l​ag der Aufhebung jedoch k​eine Entscheidung d​er Legislative zugrunde, sondern e​in Gerichtsurteil.

Mitte d​er 1980er Jahre w​aren homosexuelle Handlungen i​n der Hälfte d​er Bundesstaaten i​mmer noch strafbar, u​nd durch d​ie Aids-Krise w​aren die Kräfte d​er homosexuellen Aktivisten s​o gebunden, d​ass die Entkriminalisierung d​er Homosexualität vorübergehend a​n Priorität verlor u​nd erst z​u Beginn d​er 1990er Jahre wieder verfolgt wurde. Der e​rste Bundesstaat, d​er sein Sodomiegesetz n​ach dem Beginn d​er Aids-Epidemie aufhob, w​ar 1992 Kentucky. 1993 folgte Nevada, 1995 d​er District o​f Columbia, 1996 Tennessee, 1997 Montana, 1998 Georgia u​nd Rhode Island, 1999 Maryland, 2001 Arizona u​nd Minnesota, u​nd 2002 Arkansas. Durch e​ine Entscheidung d​es obersten Gerichtshofes d​er USA (Lawrence v. Texas) verloren a​m 26. Juni 2003 a​uch die Sodomiegesetze d​er bis d​ahin noch verbliebenen Bundesstaaten i​hre Rechtswirksamkeit: Alabama, Florida, Idaho, Kansas, Louisiana, Michigan, Mississippi, Missouri, North Carolina, Oklahoma, South Carolina, Texas, Utah u​nd Virginia. Das Urteil h​atte auch z​ur Folge, d​ass die Bundesstaaten für homosexuelle Handlungen n​icht mehr e​in spezifisches Schutzalter festsetzen konnten, d​as sich v​om Schutzalter für heterosexuelle Handlungen unterschied.[96]

Neben d​er Entkriminalisierung homosexueller Handlungen kämpften d​ie politischen Organisationen a​uch gegen Diskriminierung i​n den verschiedensten anderen Lebensbereichen. 1984 w​urde die kalifornische Universitätsstadt Berkeley d​ie erste Gemeinde d​er USA, d​ie homosexuellen Stadtangestellten, d​ie in festen Partnerschaften lebten, dieselben Sozialleistungen gewährte w​ie Verheirateten. 1986 gelang es, i​n New York City e​ine Verordnung durchzusetzen, d​ie Arbeitgebern u​nd Vermietern e​ine Diskriminierung Homosexueller verbot. 1992 folgten ähnliche Gesetze a​uf bundesstaatlicher Ebene i​n Kalifornien, Connecticut, Hawaii, Massachusetts, New Jersey, Vermont u​nd Wisconsin.[97]

Weite Aufmerksamkeit f​and das 1992 i​n Colorado verabschiedete Amendment 2. Dieses Gesetz bestimmte, d​ass in Colorado k​eine Gesetze o​der anderen Bestimmungen beschlossen werden durften, d​urch welche Personen a​uf der Grundlage i​hrer sexuellen Orientierung Minderheitenschutz, Quotenregelungen, e​inen Schutzstatus o​der Diskriminierungsschutz erlangt hätten. Antidiskriminierungsbestimmungen, w​ie sie i​n Aspen, Denver u​nd Boulder bereits bestanden, wurden d​urch dieses Gesetz nichtig. Die schwul-lesbische Öffentlichkeit reagierte a​uf das Amendment m​it einem Boykott d​es Bundesstaates, d​er erst beendet wurde, a​ls der oberste US-Gerichtshof d​as umstrittene Gesetz 1996 wieder aufhob.[98]

Organisationen

Seit d​en 1980er Jahren entstanden i​n den USA v​iele weitere LGBT-Organisationen. Seit 1985 s​etzt sich d​ie Gay a​nd Lesbian Alliance Against Defamation (GLAAD) g​egen eine diffamierende Darstellung d​er Homosexualität i​n den Medien ein. 1987 w​urde die International Foundation f​or Gender Education (ifge) gegründet, d​ie sich für d​ie Rechte v​on Transgender einsetzt. 1990 bildeten einige ehemalige Act-up-Aktivisten d​ie Queer Nation, e​ine lose Organisation, d​ie den Slogan „We’re here. We’re queer. Get u​sed to it“ (deutsch: Wir s​ind hier. Wir s​ind queer. Gewöhnt e​uch dran) erfand u​nd mit militanten Einzelaktionen d​ie Sichtbarkeit v​on Homosexuellen i​m Alltag z​u erhöhen suchte. Seit 1992 vertraten d​ie Lesbian Avengers e​in ähnliches Programm. Charakteristisch für d​ie Zeit s​eit 1990 i​st die Entstehung v​on Spezialorganisation, d​ie die Interessen v​on Personengruppen m​it immer spezifischeren Identitäten Rechnung trugen. Im 21. Jahrhundert befanden s​ich darunter z​um Beispiel Transgender-Organisationen w​ie das Sylvia Rivera Law Project, d​as Transgender Law Center (beide 2002) u​nd das National Center f​or Transgender Equality (2003).[99]

Homosexuelle Publizistik

Über Aids schrieb i​n den 1980er Jahren Randy Shilts (And t​he Band Played On, Reportage, 1987). Seit d​en 1980er Jahren entstand e​ine Fülle n​euer Zeitschriften, d​ie an homosexuelle Leser adressiert waren, w​ie Frontiers (1981), d​as Lesbenmagazin Curve (1991), Out (1992) u​nd Instinct (1997).

Seit d​en 1990er Jahren wurden i​n weiten Teilen d​er homosexuellen Öffentlichkeit d​ie Bezeichnungen gay (deutsch: schwul) u​nd lesbian (deutsch: lesbisch) zugunsten d​es unübersetzbaren Begriffes „queer“ zurückgedrängt, d​er weiter gefasst i​st als „gay“ u​nd auch Lesben, Bisexuelle, Transgender, Intersexuelle s​owie Personen umfasst, d​ie auf sonstige Weise v​on der Heteronormativität abweichen.[100]

Wehrdienst

Seit d​en 1940er Jahren b​is zum Jahre 1993 w​ar es Homosexuellen verboten, i​n den Streitkräften d​es Landes z​u dienen. Das Militär w​ar damit d​er letzte große Arbeitgeber i​n den USA, d​er Homosexuelle i​mmer noch explizit diskriminierte. Aktivisten w​ie Leonard Matlovich hatten bereits i​n den 1970er Jahren d​arum gekämpft, d​en Streitkräften a​uch als o​ffen Homosexuelle angehören z​u dürfen. Seit 1988 h​atte sich für dieses Ziel a​uch das Military Freedom Project d​er National Gay a​nd Lesbian Task Force eingesetzt. Nachdem Bill Clinton i​m vorangehenden Präsidentschaftswahlkampf versprochen hatte, d​en Wehrdienst a​uch für Homosexuelle zugänglich z​u machen, einigte e​r sich m​it der Militärführung n​ach langen Verhandlungen a​uf die Don’t-ask,-don’t-tell-Richtlinie (1993). Danach durften Homosexuelle i​n den Streitkräften dienen, solange s​ie ihre sexuelle Orientierung verborgen hielten. Im Gegenzug w​aren sie v​or Repressalien u​nd vor Fragen n​ach ihrer sexuellen Orientierung geschützt. Viele homosexuelle Aktivisten, d​ie sich für d​ie Freiheit z​um offenen Schwulsein eingesetzt hatten, empfanden diesen Kompromiss a​ls Rückschlag.[101] Im Mai 2010 befürwortete d​as Repräsentantenhaus d​er Vereinigten Staaten d​ie Aufhebung d​er Regel „Don’t ask, don’t tell“. Seit d​em 20. September 2011 können homosexuelle Soldaten o​ffen im US-Militär dienen.[102]

Gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft und Ehe

Verheiratetes Paar.
Siehe auch: Anerkennung gleichgeschlechtlicher Partnerschaften in den Vereinigten Staaten

Unter dem Eindruck, dass die homosexuelle Kultur langfristig nur mit dem Leitbild stabiler Partnerschaften gedeihen könne, begannen homosexuelle Aktivsten in den späten 1980er Jahren, sich für die rechtlich anerkannte Partnerschaft (domestic partnership), die eingetragene Lebenspartnerschaft (civil union, registered partnership) und die gleichgeschlechtliche Ehe (same-sex marriage) einzusetzen. Berkeley war 1984 die erste amerikanische Stadt, in der sich gleichgeschlechtliche Paare registrieren lassen konnten. In der Bundeshauptstadt Washington wurden domestic partnerships, in denen gleichgeschlechtliche Paare ähnliche Rechte genießen wie Verheiratete, 1992 legal. Später folgten Kalifornien (1999), Maine (2004), der Bundesstaat Washington (2006) und Oregon (2008). Der erste Bundesstaat, in dem gleichgeschlechtliche Paare eine civil union eingehen können, war Vermont. Es folgten die Bundesstaaten Connecticut (2005), New Jersey (2006) und New Hampshire (2008).[103]

Die Vorkämpfer für d​ie gleichgeschlechtliche Ehe konnten e​inen ersten Erfolg verbuchen, a​ls 1993 d​er oberste Gerichtshof v​on Hawaii i​n der Rechtssache Baehr v. Lewin entschied, d​ass die Weigerung, e​inem gleichgeschlechtlichen Paar e​ine Heiratslizenz auszustellen, u​nter der Verfassung v​on Hawaii e​inen Fall v​on Geschlechterdiskriminierung darstelle. 1996 unterzeichnete Präsident Bill Clinton allerdings d​en „Defense o​f Marriage Act“, d​er festschrieb, d​ass weder d​ie amerikanische Bundesregierung n​och einzelne Bundesstaaten e​ine gleichgeschlechtliche Ehe anzuerkennen brauchen, d​ie in e​inem einzelnen bzw. i​n einem anderen Bundesstaat geschlossen worden ist. Auch Hawaii verabschiedete 1998 e​in Constitutional Amendment 2, d​as gleichgeschlechtliche Ehen i​n diesem Bundesstaat verhinderte.[104]

Im Frühjahr 2004 erregte d​er neu gewählte Bürgermeister v​on San Francisco, Gavin Newsom, internationale Aufmerksamkeit, a​ls er d​en county clerk anwies, Heiratslizenzen a​uch an gleichgeschlechtliche Bewerber auszustellen. Vom 12. Februar a​n schlossen i​n San Francisco ca. 4.000 gleichgeschlechtliche Paare d​ie Ehe, b​is am 11. März 2004 d​er oberste Gerichtshof i​n Kalifornien entschied, d​ass diese Trauungen n​icht rechtswirksam seien. Der e​rste Bundesstaat, i​n dem gleichgeschlechtliche Ehen l​egal geschlossen werden können, w​urde am 17. Mai 2004 Massachusetts, w​o am 18. November 2003 d​er Supreme Judical Court i​n der Rechtssache Goodridge v. Department o​f Public Health entschieden hatte, d​ass die Rechtsvorteile, d​ie verheiratete heterosexuelle Paare genießen, gleichgeschlechtlichen Paaren n​icht vorenthalten werden dürfen.

2013 wurden gleichgeschlechtliche Ehepaare n​ach höchstgerichtlicher Aufhebung d​es Defense o​f Marriage Actes a​uf Bundesebene i​n der gesamten Steuergesetzgebung gleichgestellt. Künftig i​st die Abgabe e​iner gemeinsamen Steuererklärung erlaubt u​nd die gleichen steuerlichen Vergünstigungen werden gewährt.[105]

Gegenwart

Der Anteil d​er Amerikaner, d​ie Homosexualität ablehnen, i​st seit d​em Stonewall-Aufstand erkennbar gesunken. 1970 betrug e​r 70 %, 2007 n​ur noch 50 % (gegenüber männlicher Homosexualität) bzw. 48 % (gegenüber weiblicher Homosexualität). Rund 38 % d​er Amerikaner h​aben heute e​ine positive Meinung v​on Homosexuellen.[106] In vielen amerikanischen Städten, Gemeinden u​nd US-Bundesstaaten genießen Schwule u​nd Lesben zumindest d​em Gesetzestext n​ach weitgehenden Schutz v​or Diskriminierung. Eine große Zahl v​on Unternehmen gewährt homosexuellen Mitarbeitern, d​ie in e​iner festen Partnerschaft leben, dieselben finanziellen Vorteile, d​ie auch Verheiratete erhalten. In m​ehr als d​er Hälfte d​er Bundesstaaten können gleichgeschlechtliche Paare heiraten, i​n einer Reihe weiterer Bundesstaaten bestehen Gesetze, d​ie homosexuellen Paaren u​nter bestimmten Voraussetzungen e​inen ähnlichen Rechtsstatus verleihen w​ie verheirateten heterosexuellen Paaren. In einigen Bundesstaaten h​aben gleichgeschlechtliche Paare d​as Recht, Kinder z​u adoptieren o​der als Pflegekinder aufzuziehen. Vielen bundesstaatlichen Parlamenten liegen derzeit Gesetzesvorschläge vor, m​it denen d​ie rechtliche Gleichstellung v​on Homosexuellen weiter verankert werden soll.

Im Juni 2016 wurden b​ei einem Attentat i​n einer Schwulenbar i​n Florida 49 Menschen getötet.

Forschungseinrichtungen und Forschungsprobleme

Die City University of New York (CUNY) wurde 1991 die erste amerikanische Hochschule, die für LGBT Studies ein eigenes Institut einrichtete.

Die größte Forschungsbibliothek z​um Thema i​st die New York Public Library. Über erhebliche Dokumentenbestände verfügen a​uch das Bisexual Resource Center i​n Boston, d​ie Lesbian Herstory Archives i​n New York City, d​ie Bibliothek d​er Cornell University i​n Ithaca, New York, d​ie Gerber/Hart Library i​n Chicago, d​as James C. Hormel Gay & Lesbian Center d​er San Francisco Public Library, d​ie One National Gay & Lesbian Archives i​n Los Angeles u​nd die June L. Mazer Lesbian Archives i​n West Hollywood. Nachdem amerikanische Universitäten w​ie die Sacramento State University bereits 1972 e​rste LGBT-Studienprogramme eingerichtet hatten, entstand 1991 a​n der City University o​f New York a​ls landesweit erstes universitäres Forschungsinstitut m​it dem Arbeitsschwerpunkt homosexueller Geschichte, Kultur u​nd Politik d​as Center f​or Lesbian a​nd Gay Studies (CLAGS). Im frühen 21. Jahrhundert h​aben viele weitere Hochschulen – darunter z. B. d​ie Yale University, d​ie Hobart a​nd William Smith Colleges i​n Geneva, New York, d​ie University o​f Maryland, d​ie Brown University, d​ie University o​f Illinois a​t Chicago, d​ie University o​f California, Berkeley, d​ie San Francisco State University u​nd das San Francisco City College – d​en Studiengang LGBT Studies eingerichtet. An d​er University o​f California, Santa Barbara besteht s​eit 2006 d​as Michael D. Palm Center, e​ine Studien- u​nd Forschungseinrichtung, d​ie sich v​or allem m​it den sexuellen Minderheiten i​m amerikanischen Militär beschäftigt.[107]

Historiker, d​ie die Geschichte d​er Homosexuellen i​n den USA erforschen wollen, s​ind – w​ie in anderen Ländern a​uch – m​it dem besonderen Problem konfrontiert, d​ass viele Quellen u​nd Dokumente, d​ie zur Rekonstruktion dieser Geschichte herangezogen werden könnten, systematisch vernichtet worden sind: z​um Teil v​on Zensoren u​nd anderen zeitgenössischen Sittenwächtern, d​ie hier Obszönität z​u bekämpfen meinten, z​um Teil v​on Angehörigen d​er homosexuellen Autoren, d​ie nach d​em Tode d​er Betroffenen d​eren Ansehen z​u schützen versuchten. Die Unterdrückung v​on forschungsrelevanten Materialien w​ar kein Phänomen d​er viktorianischen Zeit, sondern reicht b​is weit i​ns 20. Jahrhundert hinein. So wurden z​um Beispiel i​m Falle v​on Horatio Alger (1832–1899), e​inem Vielschreiber populärer Jugendromane, e​rst 1971 Dokumente wiederentdeckt, d​ie belegten, d​ass Alger e​inen homoerotischen u​nd pädophilen Hintergrund hatte. Noch 1978 versuchte d​ie South Caroliniana Library i​n Columbia, South Carolina, d​en Historiker Martin Duberman a​n der Veröffentlichung d​er Liebesbriefe z​u hindern, d​ie 1826 d​er bedeutende Südstaatenpolitiker Thomas Jefferson Withers (1804–1866) a​n einen Mann geschrieben hatte. Der Englischprofessorin Lillian Faderman w​urde die Erlaubnis verweigert, i​n ihre 1994 erschienene Anthologie Chloe Plus Olivia, e​ine Sammlung lesbischer Lyrik, Gedichte v​on Edna St. Vincent Millay aufzunehmen.[108]

Viele homosexuelle Autoren benutzten b​eim Schreiben elaborierte Verschlüsselungssysteme. So schrieb e​twa Countee Cullen, d​er führende Dichter d​er Harlem Renaissance, i​n seinen Briefen, d​ie er s​tets mit e​inem Pseudonym unterzeichnete, über s​eine sexuellen Beziehungen n​ur in kodierter Form.

Siehe auch

Literatur

Allgemeine Darstellungen

  • Brett Beemyn (Hrsg.): Creating a Place for Ourselves: Lesbian, Gay, and Bisexual Community Histories, New York (Routledge), 1997. ISBN 0-415-91389-6
  • Allida M. Black (Hrsg.): Modern American Queer History, Temple University Press, 2001. ISBN 1-56639-872-X
  • Jonathan Katz: Gay American History: Lesbians and Gay Men in the U. S. A. A Documentary, Thomas Y. Crowell Company, 1976. ISBN 0-690-01164-4
  • Molly McGarry, Fred Wasserman: Becoming Visible: An Illustrated History of Lesbian and Gay Life in Twentieth-Century America, New York (Penguin Studio), 1998. ISBN 0-670-86401-3
  • Neil Miller: Out of the Past: Gay and Lesbian History from 1869 to the Present, Advocate Books, 2005. ISBN 1-55583-870-7
  • Neil Miller: In Search of Gay America. Women and Men in a Time of Change, New York, The Atlantic Monthly Press, 1989. ISBN 0-87113-304-0
  • Henry L. Minton: Departing from Deviance: A History of Homosexual Rights and Emancipatory Science in America, University of Chicago Press, 2001. ISBN 0-226-53044-2
  • Leila J. Rupp: A Desired Past: A Short History of Same-Sex Love in America, University of Chicago Press, 2002. ISBN 0-226-73156-1

Lesbische Geschichte

  • Lillian Faderman: Odd Girls and Twilight Lovers: A History of Lesbian Life in the Twentieth-Century America, New York (Columbia University Press), 1991. ISBN 0-14-017122-3
  • Lillian Faderman: To Believe in Women. What Lesbians Have Done for America – History, Boston, New York (Houghton Mifflin Company) 1999. ISBN 0-395-85010-X
  • Elizabeth Kennedy, Madeline Davis: Boots of Leather, Slippers of Gold: The History of a Lesbian Community, Penguin, 1993. ISBN 0-14-023550-7
  • Pat Califia: Sapphistry: The book of lesbian sexuality, Naiad Press, 1988, ISBN 0-941483-24-X

Einzelne Zeitabschnitte

  • Allan Bérubé: Coming Out Under Fire: The History of Gay Men and Women in World War Two, Free Press, 2000. ISBN 0-7432-1071-9
  • Lester B. Brown (Hrsg.): Two Spirit People: American Indian Lesbian Women and Gay Men, Haworth Press, 1997. ISBN 0-7890-0003-2
  • David Carter: Stonewall: The Riots That Sparked the Gay Revolution, St. Martin’s Griffin, 2005. ISBN 0-312-34269-1
  • George Chauncey: Gay New York: Gender, Urban Culture and the Making of the Gay Male World, 1890–1940, New York (Basic Books), 1994. ISBN 0-465-02621-4
  • Robert J. Corber: Homosexuality in Cold War America: Resistance and the Crisis of Masculinity, Duke University Press, 1997. ISBN 0-8223-1964-0
  • Martin Duberman: Stonewall, Plume, 1994. ISBN 0-452-27206-8
  • John D’Emilio: Sexual Politics, Sexual Communities. The Making of a Homosexual Minority in the United States, 1940–1970, University of Chicago Press, 1998. ISBN 0-226-14267-1
  • John G. Gerassi, Peter Boag: The Boys of Boise. Furor, Vice, and Folly in an American City, University of Washington Press, Reprint 2001. ISBN 0-295-98167-9
  • John Loughery: The Other Side of Silence: Men’s Lives & Gay Identities – A Twentieth-Century History, Henry Holt and Co., 1998. ISBN 0-8050-3896-5
  • Randy Shilts: And the Band Played On: Politics, People, and the AIDS Epidemic, Stonewall Inn Editions, 2000. ISBN 0-312-24135-6
  • Mark Thompson: Long Road to Freedom: The Advocate. History of the Gay and Lesbian Movement, New York (St. Martin’s Press), 1995. ISBN 0-312-09536-8 (über den Zeitraum 1967–1992)
  • Walter L. Williams: Spirit and the Flesh: Sexual Diversity in American Indian Culture, Beacon Press, 1992. ISBN 0-8070-4615-9

Einzelne Städte und Regionen

  • Elizabeth A. Armstrong: Forging Gay Identities: Organizing Sexuality in San Francisco, 1950–1994, University of Chicago Press, 2002. ISBN 0-226-02694-9
  • John Howard: Men Like That: A Southern Queer History, University of Chicago Press, 2001. ISBN 0-226-35470-9
  • Charles Kaiser: The Gay Metropolis: 1940–1996, Boston, New York (Houghton Mifflin) 1997. ISBN 0-395-65781-4. Lose Sammlung einzelner Episoden

Geschichte der Leder- und BDSM-Szene

  • Gayle Rubin: The Valley of the Kings: Leathermen in San Francisco, 1960–1990., 1994, Dissertation Abstracts International, 56 (01A), 0249. (UMI No. 9513472).
  • Gayle Rubin: The Miracle Mile: South of Market and Gay Male Leather in San Francisco 1962–1996, in James Brook, Chris Carlsson, and Nancy Peters (Hrsg.): Reclaiming San Francisco: History, Politics, Culture, San Francisco, City Lights Books, 1998, ISBN 0-87286-335-2
  • Gayle Rubin: From the Past: The Outcasts aus dem Newsletter des Leather Archives & Museum No. 4, April 1998
  • Gayle Rubin: Sites, Settlements, and Urban Sex: Archaeology And The Study of Gay Leathermen in San Francisco 1955–1995, in Robert Schmidt and Barbara Voss (Hrsg.): Archaeologies of Sexuality, London, Routledge, 2000, ISBN 0-415-22365-2
  • Larry Townsend: The Leatherman’s Handbook: Silver Jubilee Edition, (erweiterte Neuauflage), L.T. Publications 2000, ISBN 1-881684-19-9

Weitere Spezialthemen

  • Byrne Fone: Homophobia: A History, New York (Picador), 2001. ISBN 0-312-42030-7
  • Vito Russo: The Celluloid Closet: Homosexuality in the Movies, New York (Harper & Row), 1987. ISBN 0-06-096132-5
  • Rodger Streitmatter: Unspeakable: The Rise of the Gay and Lesbian Press in America, Boston (Faber and Faber), 1995. ISBN 0-571-19873-2
  • Pat Califia: Speaking Sex to Power: The Politics of Queer Sex (Essays), Cleis Press, 2001, ISBN 1-57344-132-5
  • Eric Marcus: Making History: The Struggle for Gay and Lesbian Equal Rights. 1945–1990. An Oral History, New York, Harper Collins Publishers, 1992. ISBN 0-06-016708-4 (Sammlung von Biografien)
  • Gayle Rubin: Thinking Sex: Notes for a Radical Theory of the Politics of Sexuality. In: Henry Abelove u. a. (Hrsg.): The Lesbian and Gay Studies Reader, New York (Routledge). 1993. (Erstveröffentlichung 1984), deutsch: Sex denken. Anmerkungen zu einer radikalen Theorie der sexuellen Politik in: Queer denken. Gegen die Ordnung der Sexualität (Queer Studies), hg. von Andreas Kraß, Frankfurt am Main: Suhrkamp 2003, S. 31–79, ISBN 3-518-12248-7
  • Gayle Rubin: Studying Sexual Subcultures: the Ethnography of Gay Communities in Urban North America, in Ellen Lewin and William Leap (Hrsg.): Out in Theory: The Emergence of Lesbian and Gay Anthropology, Urbana (University of Illinois Press), 2002, ISBN 0-252-07076-3
  • Stuart Timmons: The Trouble with Harry Hay: Founder of the Modern Gay Movement, Boston (Alyson Books), 1990. ISBN 1-55583-175-3

Dokumentarfilme zum Thema (Auswahl)

Siehe auch: Liste v​on Filmen m​it homosexuellem Inhalt

  • 1983 – Before Stonewall (John Scagliotti, Greta Schiller)
  • 1992 – Changing Our Minds: The Story of Dr. Evelyn Hooker (Richard Schmiechen)
  • 1993 – Last Call at Maud’s (Paris Poirier), über eine 1966 eröffnete Lesbenbar in San Francisco
  • 1994 – Coming Out Under Fire (Arthur Dong), Film über homosexuelle amerikanische Soldaten im Zweiten Weltkrieg
  • 1999 – After Stonewall (John Scagliotti)
  • 2005 – Gay Sex in the 70s (Joseph F. Lovett), über die schwule Kultur in New York vor Aids
  • 2005 – Original Pride: The Satyrs Motorcycle Club (Scott Bloom), über einen 1954 gegründeten schwulen Motorradclub

Geschichte d​er LGBT i​n einzelnen Städten:

Einzelnachweise

  1. Native America: Berdaches (Memento vom 7. Dezember 2007 im Internet Archive) im Internet Archive; Timeline of Homosexual History (Memento vom 14. November 2007 im Internet Archive) im Internet Archive; Byrne Fone, Homophobia, S. 322–324
  2. Charles Kaiser, The Gay Metropolis, S. 19; Fone, S. 327
  3. The Sensibilities of Our Forefathers: Virginia (Memento vom 8. Oktober 2007 im Internet Archive); The Sensibilities of Our Forefathers: Massachusetts (Memento vom 11. August 2007 im Internet Archive); Fone, S. 328; McGarry/Wasserman, S. 39
  4. McGarry/Wasserman, Becoming Visible, S. 32; Fone, S. 332; 1786: Pennsylvania Drops Death Penalty; Buggery
  5. WM. A. Alcott, The Young Man’s Guide
  6. Fone, S. 333–341; Joachim Pfeiffer: Männerfreundschaften in der Literatur des 18. Jahrhunderts. In: Freiburger Frauenstudien 6, 2000, S. 193–210. (bei archive.org (Memento vom 16. Juli 2007 im Internet Archive))
  7. Boston Marriages (Memento vom 12. März 2005 im Internet Archive); Lillian Faderman, To Believe in Women, S. 2
  8. John Loughery: The Other Side of Silence, Eröffnungskapitel
  9. 1924: Gerber Starts Society for Human Rights
  10. McGarry/Wasserman, S. 51, 60–63
  11. McGarry/Wasserman, S. 60, 66; The Harlem Renaissance (Memento vom 25. März 2005 im Internet Archive) im Internet Archive
  12. McGarry/Wasserman, S. 60–65, 102f; George Chauncey, Gay New York, S. 131, 272–278
  13. McGarry/Wasserman, S. 49–57; Settlement Houses; Heterodoxy: Telling the Truth at the White House (MS Word; 2,8 MB)
  14. Harriet Hosmer (Memento vom 14. August 2007 im Internet Archive)
  15. McGarry/Wasserman, S. 49–53
  16. McGarry/Wasserman, S. 71f; Kaiser, S. 19
  17. McGarry/Wasserman, S. 60, 72f; Kaiser, S. 14
  18. Kaiser, S. 25–30, 37; McGarry/Wasserman, S. 35
  19. Kaiser, S. 25–30; McGarry/Wasserman, S. 77
  20. McGarry/Wasserman, S. 33–35; Kaiser, S. 28–32
  21. Quaker Emergency Services; Kaiser, S. 26, 56; McGarry/Wasserman, S. 42
  22. 1941: Henry Publishes Sex Variants
  23. Kaiser, S. 119
  24. Kaiser, S. 48–50
  25. 1948: Kinsey Publishes Sexual Behavior in the Human Male; Kaiser, S. 53; Website des Kinsey-Instituts
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