Richard Chamberlain
George Richard Chamberlain [ˈtʃɛimbɘlɪn][1] (* 31. März 1934 in Los Angeles, Kalifornien) ist ein US-amerikanischer Schauspieler und Sänger, der in den 1960er-Jahren durch die Titelrolle in der Arztserie Dr. Kildare bekannt wurde. Eine seiner berühmtesten Rollen ist die des Pfarrers Ralph de Bricassart in dem weltweit erfolgreichen Fernseh-Mehrteiler Die Dornenvögel.
Leben
Richard Chamberlain begann, erst gegen Ende seines Kunststudiums am Pomona College, Kalifornien, USA, sich für das Theater zu interessieren. Seine ersten Versuche auf einer Studentenbühne wurden allerdings 1956 durch seine Einberufung zum Wehrdienst nach Ostasien unterbrochen. Zwei Jahre später kehrte er als Sergeant in die USA zurück.
Nach der Rückkehr widmete er sich zunächst wieder der Malerei, nahm aber nebenbei Gesangs- und Schauspielunterricht. Nach kleineren Rollen in Serien und Filmen bekam er 1961 die Rolle des Dr. Kildare in der gleichnamigen Fernsehserie. Zur gleichen Zeit startete er auch eine kurzlebige Gesangskarriere, die ihm unter anderem die Hits Theme From Dr. Kildare (Three Stars Will Shine Tonight) (1962, USA # 10) und All I Have To Do Is Dream (1963, USA # 14) einbrachte. Die Single Blue Guitar (1963, USA # 42) enthält auf der B-Seite das Original des Carpenters-Welthits (They Long To Be) Close To You.
Mit 33 Jahren ging er 1968 nach England und nahm dort wieder Schauspielunterricht. In Birmingham stand er unter anderem als Hamlet auf der Bühne. Diese Rolle brachte ihm große Anerkennung bei den britischen Theaterkritikern und machte ihn zu einem ernstzunehmenden Schauspieler. Zusammen mit Ken Russell drehte er 1970 Tschaikowsky – Genie und Wahnsinn und mit Richard Lester 1973 Die drei Musketiere und 1974 die Fortsetzung Die vier Musketiere – Die Rache der Mylady. 1975 spielte er in England neben Gemma Craven in dem populären Musicalfilm Cinderellas silberner Schuh (The Slipper and the Rose).
Nach seiner Rückkehr in die USA spielte er Theater am Broadway und trat in verschiedenen Fernsehrollen auf. Er drehte 1974 Flammendes Inferno und Der Graf von Monte Christo, wobei er in letztgenanntem Film an der Seite unter anderem von Tony Curtis auftrat. Anschließend wurde es einige Jahre ruhig um Chamberlain. Im Jahr 1980 spielte er die Hauptrolle in Shogun. Danach folgte 1983 Die Dornenvögel mit Chamberlain in der Rolle des Pater de Bricassart. Für diese Rolle bekam er den Golden Globe, wie auch schon zuvor für seine Rollen in Shogun und Dr. Kildare. Im Jahr 1995 übernahm er erneut die Rolle des Ralph de Bricassart in der Fortsetzung Dornenvögel – Die verlorenen Jahre. Seit Anfang 2000 trat Richard Chamberlain überwiegend in Gastrollen in britischen und US-amerikanischen Fernsehserien auf, wie Nip/Tuck (2006), Desperate Housewives (2007), Leverage (2010/2012) und Brothers & Sisters (2010/2011).
Neben seinen Engagements im Fernsehen zog es Chamberlain auch immer wieder auf die Bühne zurück. So spielte er 1993 den Henry Higgins in My Fair Lady am Broadway und in einer US-Tour. In den Jahren 1995/96 tourte diese Show durch Europa, wo Chamberlain wiederum als Henry Higgins in Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz auftrat. 1999/2000 trat er als Captain von Trapp in dem US-Musical The Sound of Music auf, 2005 folgte eine weitere Musical-Tour als Ebenezer Scrooge im gleichnamigen Musical. 2006 war er als König in The King and I auf Hawaii zu sehen. Sein bisher letzter großer Musical-Auftritt fand im Jahr 2009 statt, wo er unter großem Applaus als King Arthur drei Monate lang mit Spamalot durch die USA tourte.
Neben den Auftritten in Musicals spielte Chamberlain auch immer wieder klassisches Theater, so z. B. beim Berkshire Theaterfestival 2000 (Shadow of Greatness), 2003 (Stillborn Lover) und 2005 (Portrait of a Young Artist).
Familie
Chamberlains Vater, Charles Axiom („Chuck“) verstarb 1984, seine Mutter war Elsa Matthews. Er hat einen sechs Jahre älteren Bruder namens William.
Richard Chamberlain lebte viele Jahre zurückgezogen mit seinem langjährigen Lebensgefährten Martin Rabbett auf Hawaii zusammen. Rabbett war auch als Agent, Produzent und Regisseur für Chamberlain tätig. Nach einem Artikel in der französischen Frauenzeitschrift Nous Deux im Dezember 1989 wurde bekannt, dass Chamberlain homosexuell ist. In einem Interview 1991 sprach er erstmals selbst darüber und sagte: „Ich habe das Versteckspiel satt.“[2] Im Jahre 2003 erschien seine Biografie Shattered Love, in der er auch ausführlich sein homosexuelles Leben und die Gründe seines langjährigen Doppellebens ansprach. Er beschreibt darin das Gefühl, er müsse seine sexuelle Identität verstecken, um eine Karriere als Schauspieler haben zu können. Daraufhin wurde er von den Medien ein zweites Mal in den Schlagzeilen „geoutet“.[3]
Anfang 2010 verließ Chamberlain Hawaii und zog zurück nach Los Angeles, um seine aktive Karriere als Schauspieler wiederaufzunehmen.
Filmografie
Filme
- 1960: The Secret of the Purple Reef
- 1961: Massaker im Morgengrauen (A Thunder of Drums)
- 1963: Rufmord (Twilight of Honor)
- 1965: Joy in the Morning
- 1968: Petulia
- 1969: Die Irre von Chaillot (The Madwoman of Chaillot)
- 1970: Tschaikowsky – Genie und Wahnsinn (The Music Lovers)
- 1972: Die große Liebe der Lady Caroline (Lady Caroline Lamb)
- 1973: Die drei Musketiere (The Three Musketeers)
- 1974: Die vier Musketiere – Die Rache der Mylady (The Four Musketeers)
- 1974: Das Leben des F. Scott Fitzgerald (F. Scott Fitzgerald and „The Last of the Belles“, Fernsehfilm)
- 1974: Flammendes Inferno (The Towering Inferno)
- 1975: Der Graf von Monte Christo (The Count of Monte-Christo, Fernsehfilm)
- 1976: Cinderellas silberner Schuh (The Slipper and the Rose: The Story of Cinderella)
- 1977: Die letzte Flut (The Last Wave)
- 1977: Der Mann mit der eisernen Maske (The Man in the Iron Mask, Fernsehfilm)
- 1977: Der tödliche Schwarm (The Swarm)
- 1982: Starkstrom (Murder By Phone aka Bells aka The Calling)
- 1985: Quatermain – Auf der Suche nach dem Schatz der Könige (King Solomon’s Mines)
- 1985: Raoul Wallenberg (Wallenberg: A Hero’s Story)
- 1986: Dream West
- 1987: Quatermain II – Auf der Suche nach der geheimnisvollen Stadt (Allan Quatermain and the Lost City of Gold)
- 1987: Casanova (Fernsehfilm)
- 1988: Agent ohne Namen (The Bourne Identity, Fernsehfilm)
- 1989: Rückkehr der Musketiere (The Return of the Musketeers)
- 1991: Der Albtraum (Aftermath: A Test of Love, Fernsehfilm)
- 1991: Die Nacht des Jägers (Night of the Hunter, Fernsehfilm)
- 1993: Absturz in die weiße Hölle (Ordeal in the Arctic, Fernsehfilm)
- 1995: Die Tochter des Paten (Bird of Prey)
- 1996: Dornenvögel – Die verlorenen Jahre (The Thorn Birds: The Missing Years, Fernsehfilm)
- 1997: Dark Moments – Im Angesicht des Todes (River Made to Drown In)
- 1997: Winterliebe – Späte Romanze im Schnee (All the Winters That Have Been, Fernsehfilm)
- 2007: Chuck und Larry – Wie Feuer und Flamme (I Now Pronounce You Chuck & Larry)
- 2018: Nightmare Cinema
- 2019: Finding Julia
Fernsehserien
- 1959: Alfred Hitchcock präsentiert (Alfred Hitchcock Presents, Folge 5x11)
- 1960: New Orleans, Bourbon Street (Bourbon Street Beat, Folge 1x22)
- 1960: Rauchende Colts (Gunsmoke, Folge 5x36)
- 1961–1966: Dr. Kildare (191 Folgen)
- 1968: Portrait of a Lady (The Portrait of a Lady, 8 Folgen)
- 1978–1979: Colorado Saga (Centennial, Mini-Serie, 12 Folgen)
- 1980: Shogun (Fernsehfilm und Mini-Serie, 5 Folgen)
- 1983: Die Dornenvögel (The Thorn Birds, Mini-Serie, 4 Teile)
- 1989–1990: Dr. Kulani – Arzt auf Hawaii (Island Son, 19 Folgen)
- 2000: Ein Hauch von Himmel (Touched by an Angel, Folge 7x01)
- 2002: Ein Witzbold namens Carey (The Drew Carey Show, Folgen 7x14, 7x25)
- 2005: Will & Grace (Folge 8x04)
- 2006: Hustle – Unehrlich währt am längsten (Hustle, Folge 3x03)
- 2006: Nip/Tuck – Schönheit hat ihren Preis (Nip/Tuck, Folge 4x02)
- 2007: Desperate Housewives (Folge 4x08)
- 2010, 2012: Leverage (Folgen 3x03, 4x18)
- 2010: Chuck (Folge 4x08–4x09)
- 2011: Brothers & Sisters (4 Folgen)
- 2017: Twin Peaks (Folge 3x04)
Literatur
- Richard Chamberlain: Shattered love: a memoir. HarperCollins, New York 2008, ISBN 978-0-06-008744-9.
Weblinks
- Richard Chamberlain in der Internet Movie Database (englisch)
- Literatur von und über Richard Chamberlain im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Offizielle Homepage
Einzelnachweise
- Aussprache auf Englisch. In: de.forvo.com. Abgerufen am 8. Februar 2015.
- Axel Schock, Karen-Susan Fessel: OUT! - 800 berühmte Lesben, Schwule und Bisexuelle. Querverlag, Berlin 2004. ISBN 3-89656-111-1
- Richard Chamberlain: Ja, ich bin schwul! in: Berliner Kurier, 25. November 2007