Dioncounda Traoré

Dioncounda Traoré (* 23. Februar 1942 i​n Kati[1] (nahe Bamako, Mali)) i​st ein malischer Mathematiker u​nd Politiker. Er w​ar vom 12. April 2012 b​is zum 4. September 2013 Staatspräsident v​on Mali.

Dioncounda Traoré, 2011

Biografie

Traoré wurde in der kleinen Garnisonsstadt Kati, nahe der späteren malischen Hauptstadt Bamako in der damaligen Kolonie Französisch-Westafrika geboren. Er erhielt seine schulische Ausbildung in Kati, danach in Nara, Kayes und in Fréjus in Frankreich. Er absolvierte das Lycée Terrasson de Fougères (heute Lycée Askia Mohamed) in Bamako und erwarb 1961 dort das Baccalauréat. Danach studierte er 1962–65 in der Sowjetunion an der Staatlichen Universität Moskau an der Fakultät für Fremdsprachen und der Fakultät für Mechanik und Mathematik. 1965–1970 setzte er sein Studium an der Universität Algier in der Naturwissenschaftlichen Fakultät fort, und schloss es 1970 mit der Lehramtsprüfung (Licence d’Enseignement) ab.[2] In den folgenden Jahren erwarb er mehrere Hochschuldiplome (DEA = Diplôme d’études approfondies) für Mathematik, bis er 1977 an der Universität Nizza mit der Arbeit « Le problème de Dirichlet pour l’équation de Poisson dans des domaines convexes non bornés » zum Doktor der Mathematik promoviert wurde.[2][1][3] 1977–80 war er Professor an der École Normale Supérieure in Bamako (ENSUP), einer Ingenieursschule. 1980–82 wurde er wegen seiner politischen Aktivitäten vom Dienst suspendiert. Ab 1982 war er Professor für Mathematik an der École Nationale d’Ingénieurs (ENI) in Bamako und von 1991 bis 1992 deren Direktor.

Politische Karriere

Seit e​twa 1990 w​ar er a​ktiv in Führungspositionen d​er politischen Partei Alliance p​our la Démocratie a​u Mali-Parti Pan-Africain p​our la Liberté, l​a Solidarité e​t la Justice (ADEMA-PASJ) tätig u​nd war s​eit 2001 d​eren Vorsitzender. 1992–93 w​ar er Minister für Allgemeine Aufgaben, d​as Transportwesen u​nd die Modernisierung d​er Verwaltung i​n der Regierung v​on Mali u​nd von 1993 b​is 1994 malischer Verteidigungsminister.[2] Er w​ar Präsident d​er Parteienallianz Alliance p​our la démocratie e​t le progrès (ADP), d​ie sich 2007 für d​ie Wahl v​on Amadou Toumani Touré z​um Staatspräsidenten einsetzte. Nach d​en Parlamentswahlen i​n Mali 2007 w​urde Traoré z​um Präsidenten d​er Nationalversammlung gewählt. Nach d​em Putsch i​n Mali 2012 w​urde er infolge e​iner Vereinbarung zwischen d​en Putschisten u​nter der Führung v​on Amadou Sanogo u​nd der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS) v​om 6. April 2012 z​um Übergangs-Präsidenten Malis ernannt.

Am 21. Mai 2012 drangen j​unge Demonstranten f​ast widerstandslos i​n den Präsidentenpalast e​in und schlugen Traoré zusammen. Der 70-Jährige erlitt Verletzungen a​m Kopf, a​n der Brust u​nd am Rücken u​nd verlor zeitweise d​as Bewusstsein.[4][5] Am Vortag d​es Ereignisses w​ar der Oppositionsführer Amadou Sanogo d​urch die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft aufgefordert worden, s​eine Behauptungen, d​ass er d​en größten Teil d​es Landes kontrolliere, einzustellen.[6] Traoré w​urde daraufhin a​m 23. Mai 2012 z​ur weiteren medizinischen Betreuung n​ach Frankreich ausgeflogen.[7] Nach zweimonatiger medizinischer Rehabilitation i​n Frankreich kehrte e​r am 27. Juli 2012 n​ach Mali zurück u​nd übernahm wieder d​ie Amtsgeschäfte. Am 4. September 2013 w​urde Ibrahim Boubacar Keïta, d​er Sieger d​er Präsidentschaftswahl i​n Mali 2013, vereidigt u​nd löste s​omit Dioncounda Traoré ab.[8]

Persönliches

Traoré spricht d​ie westafrikanischen Sprachen Soninke u​nd Bambara, s​owie Französisch, u​nd zum Teil Russisch, Englisch u​nd Spanisch. Er i​st Muslim, verheiratet u​nd hat 7 Kinder.[2]

Einzelnachweise

  1. Mali crisis: Who’s who? BBC News, 12. April 2012, abgerufen am 27. Mai 2012 (englisch).
  2. Présidence Dioncounda Traoré – Président de la République du Mali par intérim. aBamako.com Qui-est-Qui?, 2012, abgerufen am 27. Mai 2012 (französisch).
  3. „Das Dirichlet-Problem bei Poisson-Gleichungen auf konvexen, nicht begrenzten Flächen“
  4. Malis Übergangspräsident aus Spital entlassen
  5. Kein Ende des Machtkampfes in Mali: Präsident im Palast halb tot geprügelt
  6. Mali’s transitional president beaten up by demonstrators. Ground Report, 23. Mai 2012, abgerufen am 31. Mai 2012 (englisch).
  7. Mali’s President Traore ‘goes to France for medical tests’. 23. Mai 2012, abgerufen am 27. Mai 2012 (englisch).
  8. afp.com: Wahlen: Malis neuer Präsident Keita vereidigt. In: welt.de. 4. September 2013, abgerufen am 7. Oktober 2018.
Commons: Dioncounda Traoré – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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