Condor Flugdienst
Die Condor Flugdienst GmbH, kurz Condor, ist eine deutsche Fluggesellschaft mit Basis auf dem Flughafen Frankfurt.
Geschichte
Gründung und erste Jahre
Am 21. Dezember 1955 wurde die Deutsche Flugdienst GmbH von den vier Gesellschaftern Norddeutscher Lloyd (27,75 %), Hamburg-Amerika-Linie (27,7 %), Deutsche Lufthansa (25,81 %) und Deutsche Bundesbahn (18,5 %) gegründet. Die rechtliche Voraussetzung für die Gründung einer deutschen Fluggesellschaft war, dass die Besatzungsmächte das Alliierte Vorbehaltsrecht der Genehmigung des Luftverkehrs durch den im selben Jahr in Kraft getretenen zweiten Deutschlandvertrag auf die Bundesrepublik Deutschland übertragen hatten. Der Heimatflughafen ist seit Anbeginn der Flughafen Frankfurt.
Am 29. März 1956 begann der touristische Flugbetrieb des Unternehmens mit einem Pilgerflug ins Heilige Land.[6] Schon im ersten Betriebsjahr standen Mallorca sowie die Kanareninsel Teneriffa auf dem Flugprogramm. Die Flotte bestand zunächst aus vier zweimotorigen Propellerflugzeugen des englischen Typs Vickers Viking mit je 36 Sitzen. Im Oktober 1957 erwarb die Gesellschaft fünf Maschinen des Typs Convair CV-240 aus den Beständen der KLM, die über eine Druckkabine verfügten und einen höheren Komfort boten. Im Jahr 1959 übernahm die Deutsche Lufthansa AG 95,5 % des Kapitals der Deutschen Flugdienst GmbH.
Die Deutsche Flugdienst GmbH übernahm 1961 die 1957 gegründete Condor Luftreederei des Oetker-Konzerns und nannte sich ab dem 1. November 1961 Condor Flugdienst GmbH. So kehrte ein traditionsreicher Name in die Lufthansa-Familie zurück: 1927 wurde als eine Lufthansa-Tochtergesellschaft die Syndicato Condor Ltda. in Brasilien gegründet und flog seit 1941 als Serviços Aéreos Condor. 1942 fiel das Eigentum an Brasilien und der Nachfolger (Serviços Aéreos Cruzeiro do Sul Ltda.) ging später an VARIG. Bei der heutigen Condor handelt es sich also nicht um eine Rechtsnachfolgerin der Syndicato Condor Ltda., jedoch erinnert der Name Condor an diese Pionierzeit der deutschen Verkehrsluftfahrt.
Condor im Zeitalter der Jets
Die Condor Flugdienst GmbH hatte 1962 an der gesamten deutschen Flugtouristik einen Anteil von 63,3 Prozent. Rund 32.000 Passagiere wurden in diesem Jahr befördert – Mallorca war mit 18.400 Passagieren der Spitzenreiter. 1964 bestand die Condor-Flotte aus vier Vickers Viscount. Im Februar 1965 wurde die erste Boeing 727-100 von der Lufthansa übernommen; im Jahr 1970 kam eine zweite Maschine dieses Typs hinzu. Im Februar 1967 erhielt Condor ihre erste Boeing 707-300B, mit der Langstreckenflüge nach Colombo, Bangkok, Nairobi und Santo Domingo aufgenommen wurden. Charterflüge in die USA folgten ab Dezember 1967. Kontinuierlich wurde die Flotte bis 1968 auf Jets umgestellt.[7][8] Im Jahr 1968 erwarb die Lufthansa die Charterfluggesellschaft Südflug International, die am 2. Januar 1969 mit der Condor fusionierte.
Als erste Ferienfluggesellschaft der Welt setzte Condor 1971 den „Jumbo“, die Boeing 747-200, ein. Mit einem Umsatz von 291 Millionen DM lag Condor 1973 weltweit an der Spitze der Ferienfluggesellschaften. Vorübergehend kamen während der Sommersaison 1971 drei Boeing 737-100 der Lufthansa zu Condor.[7] Die Flotte setzte sich 1973 zusammen aus insgesamt elf Boeing-Flugzeugen: Zwei Boeing 747, zwei Boeing 707 und sieben Boeing 727. Im Rahmen der Ölkrise wurden die zwei Boeing 747 später durch McDonnell Douglas DC-10-30 ersetzt, die bis Ende der 1990er-Jahre als größtes Flugzeugmuster in der Flotte verblieben. Ab 1981 wurden insgesamt fünf Boeing 737-200 eingeflottet, später auch 737-300. Im Sommer 1985 gehörte für kurze Zeit auch eine von der Lufthansa Cargo geleaste Douglas DC-8 zur Flotte.
Die geplante Tochter InterCondor
Einher mit der Abwicklung der DDR-Fluggesellschaft Interflug im Jahr 1990 gingen Planungen, eine gemeinsame Tochterfirma „InterCondor“ zu gründen, an der sowohl Interflug als auch Condor mit jeweils 50 Prozent beteiligt gewesen wären. Im Frühling desselben Jahres wurden bereits die nötigen Verträge unterzeichnet. Man rechnete für das Ostberlin-Geschäft mit einem Potenzial von 1,6 Millionen Fluggästen pro Jahr. Entsprechendes Werbematerial war bereits publiziert worden.[9][10] Zunächst sollte eine Boeing 757-200 der Condor mit 210 Sitzplätzen und einer Reichweite von 5700 Kilometern geleast werden, später weitere 737.[11] Bedingt durch die inzwischen erfolgte Deutsche Wiedervereinigung und geänderte Rahmenbedingungen wurde das Vorhaben letztlich nicht verwirklicht.
Entwicklung seit 1990
Condor Flugdienst führte 1991 mit der Condor Comfort Class als erste Ferienfluggesellschaft eine Business Class ein. Im Herbst 1992 wurde die Tochter Südflug komplett in die Condor Flugdienst integriert. Zwischen 1993 und 1996 war wieder eine Boeing 747 in den Farben der Condor im Einsatz, eine 747-400 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D-ABTD,[12] die allerdings keine Condor-Flüge durchführte, sondern für Lufthansa nach Taiwan flog. Zu der Zeit war es durch ein Gesetz der Volksrepublik China Fluggesellschaften, die Taiwan anflogen, untersagt, auch die Volksrepublik China anzufliegen. Im Jahr 1995 weitete Condor ihre Beteiligungen aus. Inzwischen gehören die alpha Holding GmbH (30 Prozent), die Kreutzer Touristik GmbH (37,5 Prozent), die Fischer Reisen GmbH (100 Prozent) und mit 10 Prozent die Öger Tours GmbH zum „Condor-Touristik-Verbund“. Condor Flugdienst übernahm außerdem den vom Lufthansa-Konzern bis dahin gehaltenen Anteil von 50 Prozent an der zur übrigen Hälfte Turkish Airlines gehörenden Charterfluggesellschaft Sunexpress.
Der US-amerikanische Maler James Rizzi gestaltete 1996 zum 40-jährigen Unternehmensjubiläum eine Boeing 757-200 zum fliegenden Kunstwerk, den „Rizzi Bird“. Condor wurde mit zwölf Festbestellungen Erstkunde der Boeing 757-300.
Anfang des Jahres 1998 gründete Condor die Condor Berlin GmbH (CIB), eine 100-prozentige Tochtergesellschaft mit Sitz in Berlin-Schönefeld. Diese besaß den ICAO-Code CIB und bediente bis zu ihrer Integration in die Muttergesellschaft am 1. Mai 2013 mit Airbus A320-200 Ziele auf der Kurz- und Mittelstrecke.
Teil des Reisekonzerns Thomas Cook
1997 brachte die Lufthansa die überwiegende Mehrheit Ihrer Anteile an der Condor in die gemeinsam mit Karstadt gegründete C&N Touristic ein, aus der später die Thomas Cook Group entstand. Aus Condor Flugdienst wurde 2002 die neue Marke „Thomas Cook powered by Condor“. In Deutschland erhielten die Flugzeuge von Condor und Condor Berlin nach und nach das neue Thomas-Cook-Design. Auf dem Rumpf der Maschinen steht seitdem der Schriftzug „Thomas Cook“, auf dem Leitwerk das Thomas-Cook-Logo. Die Hauptfarbe Gelb wurde durch Blau ersetzt. Im Juni 2002 startete das erste von damals fünfzig Condor-Flugzeugen in der neuen Gestaltung. 2003 wurde die Condor-Flotte um zwölf Boeing 757-200 reduziert, um Überkapazitäten im Markt abzubauen. Ab Mai 2004 flog die Fluggesellschaft der Thomas Cook AG in Deutschland wieder unter dem Markennamen Condor Flugdienst, da der Name Thomas Cook von den Deutschen aufgrund des schwächeren Bekanntheitsgrads nicht angenommen worden war und dies zu starken Einbußen in den Passagierzahlen führte. Bei der Lackierung wurde lediglich der Thomas-Cook-Schriftzug in „Condor“ umlackiert, das Thomas-Cook-Logo am Leitwerk blieb ebenso wie die Hauptfarbe blau. Condor Berlin kaufte 2005 einen weiteren Airbus A320-200 und betrieb nun eine Flotte von 13 Flugzeugen dieses Typs. 2006 folgte eine weitere A320-200, außerdem starteten Condor und Germanwings eine Partnerschaft.
Am 22. Dezember 2006 unterzeichneten die Lufthansa und die Karstadt Quelle eine Absichtserklärung, wonach der Lufthansa-Konzern sich bereit erklärte, seinen Anteil von 50 Prozent an Thomas Cook an die Karstadt Quelle zu einem Kaufpreis in Höhe von rund 800 Millionen Euro zu übereignen.[13] Zugleich wurde vereinbart, den direkten Kapitalanteil des Lufthansa-Konzerns an Condor von 10 auf 24,9 Prozent aufzustocken und dem Lufthansa-Konzern zudem die Anteile der Condor an der türkischen Charterfluggesellschaft SunExpress zu übertragen. Lufthansas indirekter Kapitalanteil an der Condor von 45 Prozent ging mit dem Verkauf ihrer Thomas-Cook-Anteile komplett an KarstadtQuelle über. Insgesamt reduzierte die Deutsche Lufthansa somit ihren Kapitalanteil an der Condor um 30,1 Prozentpunkte. KarstadtQuelle erhielt die Kaufoption, nach Ablauf von zwei Jahren nach Schließung des Kaufvertrags den Anteil des Lufthansa-Konzerns an Condor von 24,9 Prozent zu übernehmen. Im Gegenzug erhielt der Lufthansa-Konzern eine Verkaufsoption auf den Kapitalanteil der KarstadtQuelle AG (75,1 Prozent). Für den Fall, dass beide Unternehmen ihre Optionen nicht nutzen, wurde dem Lufthansa-Konzern ein Vorkaufsrecht auf die Thomas-Cook-Anteile an Condor zugestanden.[14] Mit dieser Anteilsregelung sollten die Start- und Landerechte von Condor auch außerhalb Europas insbesondere für den Lufthansa-Konzern gesichert und ein Aufkaufen durch ausländische Investoren zunächst vermieden werden.
Verkaufs- und Fusionsgespräche
Im September 2007 gab Air Berlin bekannt, den Anteil von Thomas Cook übernehmen zu wollen. Der Kaufpreis sollte durch die Ausgabe neuer Air-Berlin-Aktien (Anteil der Thomas Cook an Air Berlin dann 29,99 Prozent) und in bar erfolgen und insgesamt 500 Millionen Euro betragen, wobei die Transaktion bis zum 10. Februar 2009 abgeschlossen sein sollte. Der Anteil der Lufthansa von 24,9 Prozent, auf den Thomas Cook eine Call-Option hatte, sollte dann im Februar 2010 an Air Berlin übergeben werden. Die wechselseitigen Beteiligungen wurden am 5. Oktober 2007 beim Bundeskartellamt zur Genehmigung vorgelegt. Das Bundeskartellamt hatte von Anfang an erhebliche Bedenken und verlängerte die Prüfungsfrist mehrfach. Am 11. Juli 2008 zogen Air Berlin und Thomas Cook den Antrag auf Fusion beim Bundeskartellamt aufgrund der „erheblich veränderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen“ zurück. Daraufhin wurde versucht, die Condor in eine gemeinsame Fluglinie mit der Germanwings und TUIfly einzubringen. Die Verhandlungen scheiterten jedoch Ende September 2008. Laut Thomas Cook sollte es nun keine weiteren Bemühungen um eine Fusion geben.[15] Thomas Cook übernahm 2009 die restlichen Condor-Anteile von 24,9 Prozent für 77 Millionen Euro von der Lufthansa.[16][17] Seither hält die Lufthansa keine Anteile mehr an Condor. Im Jahr 2012 verlegte Condor ihre Zentrale von Kelsterbach in den neuen Frankfurter Stadtteil Gateway Gardens am Frankfurter Flughafen.[18]
Im Frühjahr 2013 wurde bekanntgegeben, dass die Tochtergesellschaft Condor Berlin bis Mai 2013 aufgelöst und in die Condor Flugdienst integriert wird.[19] Im Frühjahr 2018 kooperierte Condor mit der Fluggesellschaft Laudamotion, beendete die Zusammenarbeit aber nach dem Einstieg von Ryanair bei Laudamotion. Im September 2013 stellten Condor und Thomas Cook Airlines UK ihren gemeinsamen neuen Markenauftritt vor, der ein vollständig neues Corporate Design und eine neue Bemalung der Flotte in grau/weiß/gelb und das „Sunny Heart“ beinhaltet.[20] Als erste Maschine erhielt Ende November 2013 eine Boeing 767-300ER die neue Bemalung.
Im Februar 2019 kündigte Thomas Cook an, die Flugsparte, Thomas Cook Group Airline, inklusive der Condor zum Verkauf zu stellen; der Flugbetrieb lief normal weiter.[21] Nachdem zwischenzeitlich auch die Lufthansa Interesse an Condor und optional auch den übrigen Thomas Cook Airlines zeigte,[22] wurde im Juli 2019 gemeldet, dass Thomas Cook den Verkauf vorübergehend nicht weiter verfolgte.[23]
Insolvenz von Thomas Cook und gescheiterte Übernahme durch PGL
Nachdem die Muttergesellschaft Thomas Cook am 23. September 2019 Insolvenz angemeldet hatte, geriet die selbst profitabel arbeitende Condor in Liquiditätsprobleme.[24] Zur Überbrückung des schwächeren Winterhalbjahrs erhielt sie ein KfW-Darlehen in Höhe von 380 Millionen Euro, für das die Bundesrepublik Deutschland und das Land Hessen bürgen.[25][26] Die von Condor beantragte Eigenverwaltung im Rahmen eines Schutzschirmverfahrens wurde Anfang Dezember 2019 eröffnet.[27][28] Im Rahmen der Auflösung und Abspaltung aus der Thomas Cook Group brachte die Condor im November 2019 auf einer Boeing 767-300ER mit dem Kennzeichen D-ABUF auf dem Seitenleitwerk ihr altes Condor-Logo erneut an.[29]
Am 24. Januar 2020 wurde bekannt, dass die Muttergesellschaft der polnischen LOT, die Polska Grupa Lotnicza (PGL), die Condor übernehmen solle.[30][31] Im Februar 2020 gab das Bundeskartellamt die Übernahme durch PGL frei.[32] Zum 15. April 2020 sollte das von der Bundesregierung und dem Land Hessen verbürgte Darlehen vollständig zurückbezahlt werden. Am 13. April zog sich PGL jedoch vom Kauf der Condor zurück, da PGL selbst wegen der kompletten Einstellung des Flugbetriebs von LOT aufgrund der COVID-19-Pandemie Staatshilfen in Anspruch nehmen müsse.[33]
Vorläufige Rettung in der COVID-19-Krise
Im April 2020 wurde bekannt, dass Condor von der Bundesrepublik Deutschland einen Staatskredit für zwei Darlehen über ca. 550 Mio. € erhalten wird, der auf dem Schutzschild-Programm der Bundesregierung gegen die COVID-19-Pandemie basiert. Condor kann damit sowohl die nun rückfällige, unbekannte Kaufsumme von PGL zurückerstatten als auch den im Herbst 2019 gewährten Hilfskredit vom Staat und dem Land Hessen über 256 Mio. € inklusive Zinsen zurückzahlen. Die EU hat diese Finanzspritze abgesegnet.[34] Der Schutzschirm wurde im Dezember 2020 wieder verlassen.[35] Aus Kostengründen wurde im Sommer 2020 der Verwaltungssitz von der bisherigen Zentrale in Gateway Gardens nach Neu-Isenburg verlegt.[36][37] Das Gericht der Europäischen Union (EuG) in Luxemburg kippte am 9. Juni 2021 die Genehmigung der EU-Kommission an Deutschlands 550 Mio. € Staatshilfe nach Klage von Konkurrenzunternehmen Ryanair. Die ausgezahlten Staatshilfen an Condor bleiben nach Gerichtsbeschluss der EuG praktisch gesehen zunächst ohne Wirkung. Die Liquidität des Unternehmens bleibt weiter durch die staatlich abgesicherten Darlehen erhalten. Die Rückzahlung der staatlichen Kredite wird bis auf weiteres ausgesetzt. (Rechtssache T 665/20)[38][39] Im Juli 2021 billigte die EU-Kommission nach Klage von Ryanair und erneuter Prüfung wiederholt das Hilfspaket der deutschen Regierung von etwa 525 Mio. Euro.[40][41]
Einstieg eines Investors
Condor teilte im Mai 2021 mit, dass der britische Vermögensverwalter Attestor 51 Prozent der Anteile übernommen habe.[42] Die übrigen 49 Prozent sollen zunächst bei der SG Luftfahrtgesellschaft verbleiben, einer Zweckgesellschaft der zur Noerr-Gruppe zählenden Team Treuhand GmbH, die seit dem Ende eines Schutzschirmverfahrens für Condor als Treuhänder fungiert und formal die Eigentümerrolle hat, nachdem der einstige Mutterkonzern Thomas Cook zusammengebrochen war.[43] Alle 4050 Arbeitsplätze sollten erhalten bleiben.[44] Noch im Juli 2021 soll der Finanzinvestor Attestor als neuer Anteilseigner bei Condor Flugdienst einsteigen.[40][45][46]
Flugziele
Für das Streckennetz wird im Sommerflugplan 2021 mit insgesamt 32 Kurz- und Mittelstreckenzielen sowie 27 Langstreckenzielen geplant.[47] Für den Winterflugplan 2021/2022 sollen insgesamt 13 Kurz- und Mittelstreckenziele sowie 21 Langstreckenziele bedient werden.[48]
Kurz- und Mittelstrecke
Die Kurz- und Mittelstreckenflüge der Condor werden mit Airbus A320-200 und A321-200 sowie Boeing 757-300 durchgeführt. Während des Sommerflugplanes kommen auch vereinzelt Boeing 767-300ER zum Einsatz. Die Flüge starten in Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Leipzig/Halle, München, Stuttgart und Zürich.[49]
Im Sommerflugplan 2019 wurden Ziele im Mittelmeerraum und den Kanarischen Inseln angeflogen.
Langstrecke
Im Winterflugplan 2021/2022 sollen die meisten Condor-Langstreckenflüge vom Flughafen Frankfurt starten, zudem werden einzelne Ziele auch ab den Flughäfen München und Düsseldorf angeflogen. Es werden Ziele in Afrika, Asien, Nordamerika, Südamerika sowie in der Karibik angeflogen. Neu aufgenommen wurde John F. Kennedy International Airport in den Winterflugplan 2021/22.[50] Des Weiteren sind Zubringerflüge oder Fahrten mit Lufthansa (Nur noch bis Ende Mai 2021[51]) und der Deutschen Bahn zubuchbar. Außerdem werden Anschlussflüge mit den Partnern Alaska Airlines, Air Antilles Express, Air Caraibes, Air Mauritius, Air Seychelles, Azul Linhas Aéreas, Caribbean Airlines, COPA, GOL, Kenya Airways, Seaborne Airlines, Sun Country Airlines, Tropic Air, Volaris und Westjet angeboten.
Flotte
Aktuelle Flotte
- Airbus A320-200 (D-AICK)
- Airbus A321-200 (D-AIAG)
- Boeing 757-300 (D-ABOE)
- Boeing 767-300ER (D-ABUA)
Mit Stand Februar 2022 besteht die Flotte der Condor aus 50 Flugzeugen mit einem Durchschnittsalter von ca. 20,1 Jahren:[52]
Flugzeugtyp | Anzahl | bestellt | Anmerkungen | Sitzplätze[53] (Business/Eco+/Eco) |
Durchschnittsalter (Januar 2022) |
---|---|---|---|---|---|
Airbus A320-200 | 12 | fünf inaktiv | 180 (–/var./var.) | 20,6 Jahre | |
Airbus A321-200 | 10 | neun mit Sharklets ausgestattet, drei inaktiv | 210 (–/var./var.) 220 (–/var./var.) |
7,8 Jahre | |
Airbus A330-200 | 1 | 3 | Einsatz zu Crew-Schulungszwecken für den Übergang von der Boeing 767 zum Airbus A330neo[54][55] | 256 (22/–/234) 262 (22/–/240) |
13,2 Jahre |
16 | Auslieferung vsl. ab Herbst 2022; Ersatz für Boeing 767-300ER bis Mitte 2024[56][46] | ||||
Boeing 757-300 | 13 | alle mit Winglets ausgestattet, acht inaktiv | 275 (–/var./var.) | 22,6 Jahre | |
Boeing 767-300ER | 14 | alle mit Winglets ausgestattet, zwei inaktiv, eine vorübergehend zum Hilfsfrachter umgerüstet | 245 (30/35/180) 258 (18/35/205) 259 (18/35/206) |
26,7 Jahre | |
Gesamt | 50 | 19 | 20,1 Jahre |
Kabinenausstattung
Während die Kurz- und Mittelstreckenflotte (Airbus A320-200, A321-200 und Boeing 757-300) über Sitze der Economy und Premium Economy Class verfügt, werden in den Langstreckenmaschinen vom Typ Boeing 767-300ER drei verschiedene Beförderungsklassen angeboten:[57] Neben der Economy Class und der Premium Economy Class gibt es an Bord der 767-300ER eine Business Class (bis Oktober 2013 Comfort Class), die einen höherwertigen Sitz und umfangreicheren Service umfasst. Der Sitz lässt sich unter anderem in eine Liegeposition bis zu 170° verstellen. Am 30. Oktober 2013 wurde die erste modernisierte 767 mit der neuen Kabine vorgestellt, alle Sitze in allen drei Klassen verfügen nun erstmals über persönliche Bildschirme für das In-flight Entertainment, meist gegen zusätzliche Gebühren.[58] Die Kurz- und Mittelstreckenflotte verfügt über Bildschirme an der Kabinendecke.
Sonderbemalungen
Condor versieht häufig Flugzeuge aus ihrer Flotte mit großflächigen Werbe- oder anderweitigen Sonderbemalungen.[59]
Flugzeugtyp | Luftfahrzeugkennzeichen | Bemalung | Taufname | Zeitraum | Bild |
---|---|---|---|---|---|
Airbus A320-200 | D-AICH | Retro-Bemalung frühe 1960er Jahre |
„Hans“ | seit April 2019 | |
Boeing 757-300 | D-ABON | „Wir lieben Fliegen“ | „Willi“ | seit März 2006 | |
Boeing 767-300ER | D-ABUM | Retro-Bemalung 1970er Jahre |
„Achim“ | seit August 2012 |
Flugzeugtyp | Luftfahrzeugkennzeichen | Bemalung | Zeitraum | Bild |
---|---|---|---|---|
Airbus A320-200 | D-AICA | Retro „Hans“ | Dezember 2011–Januar 2019 | |
D-AICC | „Sachsen“ | Dezember 2014–Januar 2016 | ||
Airbus A321-200 | D-ATCD | „I love Sentido“ | Juni 2018 – Oktober 2019 | |
Boeing 757-200 | D-ABNF | „Rizzibird“ | 1996–Dezember 2006 | |
Boeing 767-300ER | D-ABUE | „Ein Herz für Kinder“ | Juli 2013–Oktober 2015 | |
D-ABUZ | „Ja zu FRA!“ | Dezember 2012–September 2015 |
Ehemalige Flugzeugtypen
Condor setzte im Lauf ihrer Geschichte folgende Flugzeugtypen ein:[60][61]
- Airbus A300B2/B4
- Airbus A310-200/-300
- Boeing 707-300B/-300C
- Boeing 727-100/-200
- Boeing 737-100/-200/-300
- Boeing 747-200/-4002
- Boeing 757-200
- Convair CV-240
- Convair CV-440
- Douglas DC-8-731
- Fokker F-27-400
- McDonnell Douglas DC-10-30
- Vickers Viking
- Vickers Viscount 814
Technik
Bereits seit 1998 verfügte die Condor Berlin über einen eigenen Technikbetrieb für die Wartung ihrer A320-Flotte, die Condor Berlin GmbH am Flughafen Berlin-Schönefeld. Mit Ausgliederung des Flugbetriebs der Condor Berlin an die Muttergesellschaft am 1. Mai 2013 war das Unternehmen nun ein ausschließliches Wartungsunternehmen. Als Tochtergesellschaft der Thomas Cook Group Maintenance war sie ab diesem Datum am Standort Flughafen Berlin-Schönefeld für die Wartung der Airbus-Flotte der Condor zuständig.[62] Zum 31. Oktober 2018 wurde die operative Tätigkeit der Condor Berlin GmbH als Wartungsbetrieb in Berlin-Schönefeld eingestellt.[63] Die Condor Berlin GmbH existierte formal weiter, da sie Eigentümer einiger Airbus A320 war. Nach zwischenzeitlicher Umbenennung in "BLT Berlin Lufttransport GmbH" trat am 1. Januar 2020 die Insolvenz ein.[64][65]
Seit dem 11. November 2008 werden auch die Flugzeuge des Typs Boeing 757 und 767 in Eigenregie gewartet. Dies geschieht durch die Condor Technik GmbH, eine 100-prozentige Tochter der Condor Flugdienst GmbH. Angesiedelt ist das Unternehmen in Frankfurt, wo zunächst 100 Mitarbeiter tätig sind. Zum 9. August 2010 wurden erstmals drei Auszubildende zum Fluggerätemechaniker eingestellt.[66][67][68] Zuvor wurden die Boeing-Flugzeuge der Condor von der Condor Cargo Technik, einer Tochter der Lufthansa Technik, gewartet.
Pilotenausbildung
Seit November 2014 bildet die Condor in Kooperation mit der TFC Käufer an der Flugschule in Essen eigene Piloten aus. Die Teilnehmer erwerben im Rahmen des Condor Ab Initio Programms (CAP) die Multi-Crew Pilot Licence samt – wie bei dieser Lizenz vorgesehen – Musterberechtigung (type rating) für den Airbus A320/A321 oder die Boeing 757/B767.
Zwischenfälle
In ihrer Geschichte verzeichnet Condor bisher drei Totalverluste von Flugzeugen, davon zwei mit Todesopfern in den eigenen Maschinen:[69][70]
- Am 17. Oktober 1958 stellten die Piloten einer Vickers Viking 1B der Deutschen Flugdienst (Luftfahrzeugkennzeichen D-BELA) auf einem Frachtflug von London Heathrow zum Flughafen Düsseldorf über Belgien das rechte Triebwerk aufgrund niedrigen Öldrucks ab und leiteten eine Ausweichlandung in Brüssel ein. Da die Höhe nicht gehalten werden konnte, ordnete der Kapitän den Wiederstart des Triebwerks an, was vom Kopiloten ohne Benutzung der Checkliste durchgeführt wurde. Dies führte zu einem nicht löschbaren Motorbrand, woraufhin eine Notlandung in einem Feld bei Kamershoek nahe Zele (Belgien) durchgeführt wurde. Nachdem die drei Crewmitglieder das Flugzeug verlassen hatten, explodierte es.[71]
- Am 31. Juli 1960 fielen beim Anflug auf den Flughafen Rimini nacheinander beide Motoren einer Convair CV-240 mit dem Kennzeichen D-BELU und 30 Passagieren und vier Besatzungsmitgliedern an Bord aus. Bei der anschließenden Notlandung einen Kilometer vor Beginn der Landebahn kam einer der Passagiere ums Leben. Die vier Besatzungsmitglieder überlebten. Ursache des Ausfalls des linken Triebwerks war der Ermüdungsbruch eines Zylinderkopfes, am rechten Triebwerk waren es die schadhafte Isolierung des Zündkabels sowie die Verwendung unsachgemäß überholter Zündkerzen (siehe auch Flugunfall der Deutsche Flugdienst bei Rimini).[72][73]
- Am 20. Juli 1970 kollidierte eine Boeing 737-100 der Condor mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D-ABEL nahe dem spanischen Tarragona im Flug mit einer Piper PA-28 (Kennzeichen EC-BRU), wobei alle drei Insassen der Piper ums Leben kamen. Die Boeing wurde repariert (siehe auch Condor-Flug 316).[74]
- Am 2. Januar 1988 kollidierte eine Boeing 737-200 mit dem Luftfahrzeugkennzeichen D-ABHD beim Anflug auf den Flughafen Izmir mit einem Berg nahe Seferihisar. Die Maschine zerbrach in mehrere Teile und brannte aus. Von den 16 Menschen an Bord, elf Passagieren und fünf Besatzungsmitgliedern, überlebte niemand den Unfall. Es war ein Unfall der Kategorie gesteuerter Flug ins Gelände, der aufgrund falscher Verwendung von Navigationshilfen und vor allem mangelhafter Koordination der Besatzung geschah (siehe auch Condor-Flug 3782).[75]
Ehemalige Tätigkeitsfelder
Condor im Auftrag der Bundeswehr von 1966 bis 2002
Am 1. Oktober 1966 erhielt mit Condor erstmals ein privates Unternehmen den Auftrag, mit Strahlflugzeugen Luftziele zu simulieren. Dazu wurden sechs North American F-86 eingesetzt, die mit Schleppzielen aus Pappe, Textil oder Kunststoff vom Flughafen Sylt starteten. Im Jahr 1974 wurden die Maschinen durch 24 Fiat G.91 ersetzt, und 1976 zogen die Maschinen auf den Fliegerhorst Hohn um. Am 24. Mai 1989 wurde dann die GFD als Tochter der Condor und der Aero-Dienst gegründet, um mit einem wirtschaftlicheren zivilen Muster Zieldarstellung zu fliegen. Nach der Unterzeichnung eines entsprechenden Vertrages wurden zunächst vier Learjet 35 angeschafft, welche auch zwei statt einem Schleppziel aufnehmen konnten. Im Jahr 1997 unterzeichnete die Firma einen langfristigen Vertrag mit dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB), durch den eine Aufstockung des Bestandes auf sieben Learjets möglich wurde. Im Jahr 2002 übernahm die EADS das Unternehmen.
Condor Executive
Im Jahr 1964 stieg Condor in den Bereich des Geschäftsflugverkehrs ein. Ein erster Versuch wurde ab August 1964 unternommen, als im Auftrag der Landesregierung von Nordrhein-Westfalen täglich die Strecke Düsseldorf–Greven–Hannover mit einer Beech Queen Air bedient wurde. Nach Einstellung der staatlichen Subventionen im nächsten Jahr wurde die Strecke unwirtschaftlich und im Dezember 1965 eingestellt.[76] Ein weiterer Versuch in dieses Marktsegment wurde ab 1967 mit Condor Executive unternommen. Für Geschäftsreisende wurden Flüge mit einer Hawker Siddeley HS.125 angeboten.[77] Das Personal war zusätzlich geschultes Personal der Condor. Diese Flüge waren wirtschaftlich erfolgreich. Ebenso wurden mit dieser Maschine auch Ambulanzflüge für das Deutsche Rote Kreuz und den ADAC sowie eine vierwöchige Flugkampagne, der der Gewinnung von Luftproben über Süd- und Nordamerika im Juli 1974 im Auftrag des Max-Planck-Instituts in Mainz diente, durchgeführt.[78][79]
Siehe auch
- Liste von Fluggesellschaften
- Liste ehemaliger Fluggesellschaften (Europa) (für Condor Berlin)
Literatur
- Karl-Peter Ritter: Condor – Ferienflieger mit Tradition. ursa minor Verlag, Wedemark 2011, ISBN 978-3-9814609-0-2.
- Wolfgang Mendorf: Deutsche Airlines und ihre Flugzeuge seit 1970. Podszun, Brilon 2016, ISBN 978-3-86133-824-6, S. 41–58.
- B. I. Hengi: Fluggesellschaften weltweit. 9. aktualisierte Auflage von 2018, Nara, ISBN 978-3-925671-69-2, S. 126.
Weblinks
- Offizielle Website der Condor Flugdienst (u. a. deutsch und englisch)
- Condor Flugdienst auf Planespotters.net (englisch)
- Daten über die Fluggesellschaft Condor Flugdienst im Aviation Safety Network (englisch)
Einzelnachweise
- Impressum. In: condor.com. Abgerufen am 20. Mai 2021.
- Registerbekanntmachungen. Amtsgericht Darmstadt Aktenzeichen: HRB 83385. In: handelsregisterbekanntmachungen.de. Ministerium der Justiz des Landes Nordrhein-Westfalen, abgerufen am 6. Dezember 2019.
- Ralf Teckentrup, Christian Schmidt, Jean Christoph Debus, Detlef Specovius: Plan gemäß § 217 ff. InsO in dem Eigenverwaltungsverfahren über das Vermögen der Condor Flugdienst Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Amtsgericht Frankfurt am Main – Insolvenzgericht – Az.: 810 IN 1209/19 C. 11. Februar 2020, S. 15.
- Ralf Teckentrup, Christian Schmidt, Jean Christoph Debus, Detlef Specovius: Plan gemäß § 217 ff. InsO in dem Eigenverwaltungsverfahren über das Vermögen der Condor Flugdienst Gesellschaft mit beschränkter Haftung. Amtsgericht Frankfurt am Main – Insolvenzgericht – Az.: 810 IN 1209/19 C. 11. Februar 2020, S. 15.
- Ralf Teckentrup, Christian Schmidt, Jean Christoph Debus, Detlef Specovius: Plan gemäß § 217 ff. InsO in dem Eigenverwaltungsverfahren über das Vermögen der Condor Flugdienst Gesellschaft mit beschränkter Haftung, Anlage 2. Amtsgericht Frankfurt am Main – Insolvenzgericht – Az.: 810 IN 1209/19 C. 11. Februar 2020.
- Sven Weniger: Drei Propellermaschinen ins Heilige Land. Er machte das Fliegen erschwinglich: Der deutsche Charterflug wird sechzig. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. März 2016, S. R2.
- berlin-spotter.de – Artikel zur Geschichte der Condor, 29. November 2008
- Stauch, Günther: Das große Buch der Lufthansa, GeraMond-Verlag München 2003
- Postkarte: InterCondor (Boeing 757-200 in neuer InterCondor-Bemalung), vermutlich 1990 veröffentlicht.
- flugzeug-fotos.de – Abbildung der InterCondor-Postkarte
- Die Zeit – Inter Condor: Das Kind von Interflug und Condor, Ausgabe 25/1990, 15. Juni 1990
- airfleets.net – Daten zur 747-400 (Kenn. D-ABTD) der Condor abgerufen am 17. Januar 2009
- 4investors.de – Markt-Kommentar
- finanztreff.de – Karstadt kann Lufthansa-Anteile an Condor nach zwei Jahren kaufen
- tagesschau – Dreierbündnis der Ferien- und Billigflieger geplatzt (Memento vom 30. September 2008 im Internet Archive)
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- jp aircraft-markings und JP airline-fleets international, diverse Jahrgänge
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- vgl. Karl-Peter Ritter: Condor-Ferienflieger mit Tradition
- Frankfurter Rundschau – Fliegende Blätter, 5. Mai 2012, Beilage.