Chalon-sur-Saône
Chalon-sur-Saône [ʃa.lɔ̃.syʁ.soːn] ist eine französische Stadt im Département Saône-et-Loire in der Region Bourgogne-Franche-Comté. Sie ist mit 45.056 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019)[1] zwar die größte Stadt des Départements, aber nicht deren Verwaltungssitz, sondern lediglich Sitz einer Unterpräfektur. Nach Dijon ist Chalon die zweitgrößte Stadt in Burgund.
Chalon-sur-Saône | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Bourgogne-Franche-Comté | |
Département (Nr.) | Saône-et-Loire (71) | |
Arrondissement | Chalon-sur-Saône (Unterpräfektur) | |
Kanton | Chef-lieu von Chalon-sur-Saône-1 Chalon-sur-Saône-2 Chalon-sur-Saône-3 | |
Gemeindeverband | Le Grand Chalon | |
Koordinaten | 46° 48′ N, 4° 51′ O | |
Höhe | 172–192 m | |
Fläche | 15,30 km² | |
Einwohner | 45.056 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 2.945 Einw./km² | |
Postleitzahl | 71100 | |
INSEE-Code | 71076 | |
Website | www.chalon.fr |
Geschichte
Antike
Chalon-sur-Saône hieß in der Antike Cabillonum, war einer der Hauptorte der Äduer in Gallia Lugdunensis und wird zuerst von Caesar (De bello Gallico 7, 42 und 7, 90) erwähnt. Dieser legte in die Stadt eine Garnison, die 52 v. Chr. zunächst unter dem Kommando des Militärtribunen Marcus Aristius stand, den die Einwohner vertrieben, danach unter dem Befehl von Quintus Tullius Cicero, dem Bruder des berühmten Redners. Hier hatte später ein römischer Marinepräfekt seinen Sitz, da die Kaiser auf der Saône eine Flottille unterhielten. Der Ort, der an der Via Agrippa lag, hatte auch Kornmagazine für die Armee und lebhaften Handel. Der heilige Marcellus soll hier das Christentum verbreitet haben und 178 n. Chr. den Märtyrertod gestorben sein. Seit dem 4. oder 5. Jahrhundert war Chalon Sitz eines Bischofs. Der Ort erlitt 406 durch die Vandalen und 451 durch die Hunnen Attilas Zerstörungen.
Mittelalter
Im Jahr 471 wurde Chalon burgundisch und 534 fränkisch. Um 555 verwüstete Chram, der aufständische Sohn Chlothars I., Chalon, das König Guntram I. später zur Residenz des Teilreichs Burgund machte und damit zu einer der wichtigsten und attraktivsten Städte Galliens und in der Folge zum Ort wichtiger Synoden. 732 wurde die Stadt von den Sarazenen und 761 von Herzog Waifar von Aquitanien verheert sowie 834 von Kaiser Lothar belagert. In der Teilung unter die Söhne Ludwigs des Frommen kam es an Karl den Kahlen.
Im 10. Jahrhundert bildete Chalon mit seinem Gebiet die burgundische Lehnsgrafschaft Châlonnais. Diese kam 1097 durch Kauf zur Hälfte an den Bischof von Châlon. Die andere Hälfte war vom Grafen von Donzy geerbt worden und kam 1237 durch Tausch gegen die Herrschaft Salins an das Herzogtum Burgund und 1477 mit Burgund zur französischen Krondomäne, der Domaine royal.
1256 verlieh Herzog Hugo IV. von Burgund, der die Grafschaft Châlonnais 1237 erworben hatte, der Stadt Chalon Kommunalrechte. Philipp der Kühne ließ sie 1368 wieder befestigen. Weil ihre Einwohner nach dem Tod Karls des Kühnen (1477) für dessen Tochter Maria von Burgund Partei ergriffen hatten, wurden sie von Georges II de La Trémoille, Herrn von Craon, im Auftrag König Ludwigs XI. belagert und mussten sich nach langem Widerstand ergeben, woraufhin die angesehensten Bürger an Händen und Füßen gefesselt in die Saône geworfen wurden. Franz I. ließ die Festungswerke wieder instand setzen, wobei die Vorstädte mit einbezogen wurden.
Frühe Neuzeit
1562 eroberten die Hugenotten unter Charles Dupuy de Montbrun die Stadt, wurden aber von den Truppen des Gaspard de Saulx geschlagen. 1563 wurde die Zitadelle mit fünf Bastionen erbaut. Die Katholische Liga bemächtigte sich 1589 unter dem Befehl von Charles II. de Lorraine der Stadt, in die dann 1591 der Marschall von Aumont mit seinen Truppen kam. Die Unruhen dauerten bis 1595.
Nach der Französischen Revolution wurde das Bistum Chalon 1801 aufgelöst und sein Gebiet in das Bistum Autun eingegliedert.
Neuzeit
Chalon ist bekannt als Geburtsort der Fotografie (Heliografie). Der berühmteste Bürger der Stadt ist Joseph Nicéphore Nièpce, für dessen Erfindung es am Quai des Messageries ein Museum gibt, das mehr als 2 Millionen Fotografien und viele Artefakte, Kameras und andere Ausrüstungsgegenstände aus der gesamten Geschichte der Fotografie enthält.
Am 6. Oktober 1943 ereignete sich bei Chalon-sur-Saône ein schwerer Eisenbahnunfall, als ein Güterzug entgleiste und ein ihm folgender Schnellzug nach Lyon auffuhr. 21 Menschen starben, 90 wurden darüber hinaus verletzt.[2]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Stadt liegt am Ufer der Saône, am Endpunkt des Canal du Centre und hat einen Flusshafen. Sie ist der Markt für die westliche Bresse, für Getreide und die regionalen Weine.
Der Bahnhof Chalon-sur-Saône liegt an der Bahnstrecke Paris–Marseille. Die Bahnstrecken Seurre–Chalon-sur-Saône und Cluny–Chalon-sur-Saône werden nicht mehr im Personenverkehr bedient bzw. sind abgebaut. Letztere diente heute als Fahrradweg (Voie verte de Bourgogne du Sud).[3] Die westliche Stadtgrenze wird von der Autoroute A 6 berührt.
Sehenswürdigkeiten
Die Kathedrale St. Vincent an der Place Saint-Vincent, deren Hauptteil aus dem 12. bis 15. Jahrhundert stammt, weist – neben der neoklassizistischen Fassade aus dem 19. Jahrhundert – architektonische Elemente auf, die ins 8. Jahrhundert zurückreichen. Die Altstadt rund um die Kathedrale ist teilweise gut erhalten. Gegenüber der Kirche St. Pierre aus dem 18. und 19. Jahrhundert liegt das Musée Vivant-Denon, in dem neben einer Gemäldesammlung römische und merowinginsche Funde ausgestellt sind. Auf einer Insel in der Saône steht der Tour du Doyenné aus dem 15. Jahrhundert sowie das im 16. Jahrhundert gegründete Hôpital einschließlich einer Kapelle mit ihren ursprünglichen Glasfenstern und einer Apotheke.
Kultur
Theaterfestival
In Frankreich ist Chalon-sur-Saône für sein Theaterfestival Chalon dans la rue bekannt. Dieses Straßenfest findet seit 1986 jedes Jahr Mitte Juli[4] in der gesamten historischen Innenstadt statt. Auf Plätzen, in Höfen und auf der Straße treten Straßenkünstler aus Frankreich und mittlerweile auch vielen anderen Ländern auf. Das Festival unterteilt sich Vorstellungen aus dem Off- und dem In-Bereich. Die Off-Veranstaltungen können ohne Eintritt besucht werden, wohingegen die In-Aufführungen Eintritt kosten.[5]
- Tanzaufführung
- O Fil Du Temps
- Riesenrad
- The incredible Canoan Show
Persönlichkeiten
Söhne und Töchter der Stadt
- Caesarius von Arles (470–542), Erzbischof von Arles
- Hugo Donellus (1527–1591), Jurist
- Claude de Pontoux (um 1530–1579), Lyriker und Übersetzer
- Joseph Touchemoulin (1727–1801), Violinist und Kapellmeister in Bonn und Regensburg (Fürsten von Thurn und Taxis)
- Vivant Denon (1747–1825), nach der Französischen Revolution damit befasst, den Louvre in ein Museum umzuwandeln. Nach ihm ist einer der Flügel des Louvre, das Palais Denon, benannt.
- Claude-Madeleine Grivaud de La Vincelle (1762–1819), Archäologe
- Joseph Nicéphore Nièpce (1765–1833), einer der Erfinder der Fotografie
- Charles Méray (1835–1911), Mathematiker
- Jean Champion (1914–2001), Schauspieler
- Jeannette Guyot (1919–2016), Widerstandskämpferin im Zweiten Weltkrieg
- Roger Grosjean (1920–1975), Archäologe
- Gérard Collomb (* 1947), Politiker (PS, En marche!), Bürgermeister von Lyon und Innenminister in der Regierung von Édouard Philippe
- Jean-Loup Puget (* 1947), Astrophysiker
- Rachida Dati (* 1965), Politikerin (UMP), Justizministerin in der Regierung von François Fillon, aufgewachsen in Chalon-sur-Saône
- Steeve Guénot (* 1985), Ringer
Siehe auch
Weblinks
- Maximilian Ihm: Cabillonum. In: Paulys Realencyclopädie der classischen Altertumswissenschaft (RE). Band III,1, Stuttgart 1897, Sp. 1163.
- Offizielle Website
Einzelnachweise
- Französisches Statistikinstitut (www.insee.fr)
- Peter W. B. Semmens: Katastrophen auf Schienen. Eine weltweite Dokumentation. Transpress, Stuttgart 1996, ISBN 3-344-71030-3, S. 109.
- www.bahntrassenradwege.de (abgerufen am 2. Oktober 2020)
- Offizielle Webseite Chalon dans la rue
- Bildergalerie Chalon dans la rue 2012 (Memento des Originals vom 22. Dezember 2015 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.