Seybothenreuth
Seybothenreuth ist eine Gemeinde im Landkreis Bayreuth (Regierungsbezirk Oberfranken). Die Gemeinde ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Weidenberg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Bayreuth | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Weidenberg | |
Höhe: | 420 m ü. NHN | |
Fläche: | 17,43 km2 | |
Einwohner: | 1274 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 73 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 95517 | |
Vorwahlen: | 09275, 09278 | |
Kfz-Kennzeichen: | BT, EBS, ESB, KEM, MÜB, PEG | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 72 188 | |
Gemeindegliederung: | 8 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Rathausplatz 1 95466 Weidenberg | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Reinhard Preißinger (Freie Wählergemeinschaft) | |
Lage der Gemeinde Seybothenreuth im Landkreis Bayreuth | ||
Geografie
Gemeindegliederung
Es gibt acht Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
Es gibt die Gemarkungen Seybothenreuth und Seybothenreuther Forst. Die Einöde Einzigenhof ist kein amtlich benannter Gemeindeteil.
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Weidenberg, Kirchenpingarten, Speichersdorf und Emtmannsberg.
Geschichte
Bis zur Gemeindegründung
Seybothenreuth ist in seinen Ursprüngen urkundlich nicht nachweisbar. Vermutlich ist der Ort Anfang des 12. Jahrhunderts entstanden. Der Ortsteil Döberschütz, eine slawische Gründung, fand erstmals im Jahr 1150, der Ortsteil Lessau im Jahr 1157 urkundliche Erwähnung. Auf dem Höhenzug Burgstall stand früher eine Befestigungsanlage, die aus den Jahren 900–1000 stammen dürfte.[4]
Das ehemalige Landadelsschloss in Seybothenreuth wechselte häufig den Besitzer. Als Rittergut war es mit dem Ritterlehen Göppmannsbühl verbunden. Vor 1529 war es im Besitz derer von Heydenaab, weitere adelige Besitzer waren u. a. die von Flotow, Benkendorf und Lindenfels. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts wurde es von einem schwedischen Kapitän bewohnt und ist heute in bäuerlichem Besitz.[4]
Als Amt des seit 1792 preußischen Fürstentums Bayreuth fiel Seybothenreuth mit diesem im Frieden von Tilsit 1807 an Frankreich und wurde 1810 an das Königreich Bayern verkauft.[5] Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
Deutscher Krieg 1866
Am 29. Juli 1866 fand in der Endphase des Deutschen Krieges ein Gefecht zwischen dem 4. Bataillon des Königlich Bayerischen Infanterie-Leib-Regiments[6] und einem aus Teilen des preußischen 4. Garde-Regiments, des mecklenburgischen Dragoner-Regiments und eines mecklenburgischen Infanterieregiments zusammengesetzten Verband statt.[7] Höhepunkte des Gefechts waren eine Reiterattacke an der Petzelsmühle sowie ein Infanteriescharmützel am Goldhügel. Dort waren die Bayern arglos und mit klingendem Spiel in die preußische Falle gegangen, was ihnen den Beinamen „Das unglückliche Regiment“ einbrachte. Die vorzügliche Schießausbildung und Ruhe der preußischen Füsiliere sowie die Überlegenheit des Zündnadelgewehrs hatten offenbar den Ausschlag gegeben.[6]
Vom bayerischen Bataillon gelang nur einem Rest von 300 Mann der Rückzug. Durch Verwundung verloren die Mecklenburger Dragoner einen Offizier und 14 Mann und die Preußen einen Füsilier. Auf bayerischer Seite gab es drei Tote (beerdigt in Birk) und 46 Verwundete. Vier bayerische Offiziere und 210 Mann gingen in Gefangenschaft.[8] Anderen Quellen zufolge hatte das 670 Mann starke bayerische Regiment vier Tote, 74 Verwundete und 257 Gefangene zu beklagen.[6] Zur Erinnerung wurde 1875 am Denkmalweg ein Gedenkstein errichtet.
Ausgliederungen
Am 1. Mai 1978 wurden Gebietsteile mit den Orten Brüderes, Buschmühle und Weißenreuth an die Nachbargemeinde Speichersdorf abgetreten.[9][10]
Einwohnerentwicklung
Im Zeitraum von 1988 bis 2018 wuchs die Gemeinde von 746 auf 1289 um 543 Einwohner bzw. um 72,8 %, das ist der höchste Zuwachs im Landkreis im genannten Zeitraum.
Politik
Gemeinderat
Die Gemeinderatswahlen seit 2014 ergaben folgende Stimmenanteile und Sitzverteilungen:
Partei/Liste | 2020[11] | 2014 | |
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% | Sitze | Sitze | |
CSU | 41,77 | 5 | 5 |
Freie Wählergemeinschaft | 34,70 | 4 | 4 |
Überparteiliche Wählergemenischaft | 23,53 | 3 | 3 |
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist seit 2014 Reinhard Preißinger (Freie Wählergemeinschaft). Vorgänger war Hans Unterburger (CSU).
Wappen
Blasonierung: „Geteilt; oben gespalten, vorne wiederum gespalten von Rot und Silber, belegt mit einer waagrechten schwarzen Radnabe, hinten wiederum gespalten von Gold und Blau, vorne ein rotbewehrter, halber schwarzer Adler am Spalt, hinten übereinander drei silberne Rosen; unten in Silber ein schwarzer Schrägbalken, belegt mit drei sechsstrahligen goldenen Sternen.“[12]
Wappenführung seit 1987 | |
Baudenkmäler
Wirtschaft und Infrastruktur
Industrie und Gewerbe
Seybothenreuth verfügt über zwei alteingesessene Wirtshäuser mit Fremdenzimmern, den Gasthof Ruckriegel sowie das Gasthaus Zum edlen Hirschen. Daneben gibt es mit den Schreinereien Hammon und Pauscher Bauelemente zwei Handwerksbetriebe. Mit Lauterbach Kießling und utp Umwelttechnik Pöhnl sind zwei Hersteller von Kleinkläranlagen vertreten.[13]
Aus dem einstmals artesischen Osterbrunnen nahe dem Ortsteil Wallenbrunn entnimmt die Stadt Bayreuth einen Teil ihres Wasserbedarfs.[4] Seine Quellen wurden 1965 abgedichtet und statt ihrer drei Tiefbrunnen errichtet. Fünf Mühlen- und Sägewerksbetriebe an den Fließgewässern Laimbach und Ölschnitz erlitten daraufhin Leistungseinbußen durch den entstandenen Wassermangel.[14]
Fernstraßen
Autobahnen:
- ca. 15 Kilometer zur Anschlussstelle Bayreuth Süd an der Bundesautobahn 9: Berlin–Leipzig–Bayreuth–Nürnberg–Ingolstadt–München
- ca. 15 Kilometer zur Anschlussstelle Bayreuth Nord zur Bundesautobahn 70: Schweinfurt–Bamberg–Bayreuth
- ca. 40 Kilometer zur Anschlussstelle Weiden an der Bundesautobahn 93 Hof–Weiden–Regensburg–Kiefersfelden; über die A 6 nach Nürnberg
Bundesstraßen:
- Seybothenreuth liegt (Ortsumgehung) an der Bundesstraße 22 Würzburg–Bamberg–Hollfeld–Bayreuth–Seybothenreuth–Weiden in der Oberpfalz–Cham.
Eisenbahn
Am 1. Dezember 1863 wurde die Bahnstrecke Weiden–Bayreuth der Ostbahn eröffnet. Seybothenreuth erhielt einen Bahnhof mit einem gemauerten, zweigeschossigen Empfangsgebäude und ein Eisenbahnerwohnhaus. Der Bahnhof mit fünf Weichen wies ein Kreuzungsgleis und ein Ladegleis auf. 1977 wurden diese Gleise abgebaut und die Station zu einem Haltepunkt am Durchgangsgleis herabgestuft.[15]
Derzeit wird die Station von Montag bis Freitag im angenäherten 60-Minuten-Takt von Triebwagen der Linie Weidenberg–Weiden des Unternehmens Agilis bedient.[16]
Flugverkehr
- Ca. 5 Kilometer östlich in der Gemeinde Speichersdorf befindet sich der Flugplatz Rosenthal-Field Plössen.
- Ca. 15 Kilometer westlich auf dem Bindlacher Berg befindet sich der Verkehrslandeplatz Bayreuth, auf dem bis 2002 Linienmaschinen der Strecke Frankfurt/Main–Bayreuth–Hof verkehrten. Er dient heute vor allem als Segelflugzentrum.
- Der nächste Flughafen mit nationalem und internationalem Linienflugverkehr liegt in Nürnberg (Flughafen Nürnberg).
Persönlichkeiten
- Konrad Höreth (1905–1973), höherer Beamter in der Zeit des Nationalsozialismus und Gauobmann der Deutschen Arbeitsfront, geboren im Ortsteil Draisenfeld
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Seubethenreuth. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 5: S–U. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1802, DNB 790364328, OCLC 833753112, Sp. 303 (Digitalisat).
- Georg Paul Hönn: Seybothenreuth. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, S. 294 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Seubottenreuth. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 648–649 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Seybothenreuth in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 5. Januar 2020.
- Gemeinde Seybothenreuth, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 30. November 2021.
- Geschichtliches bei seybothenreuth.de, abgerufen am 13. März 2020
- Karl Müssel: Bayreuth in acht Jahrhunderten. 1. Auflage. Gondrom, Bindlach 1993, ISBN 3-8112-0809-8, S. 139.
- Bernd Mayer: Als die Bayreuther Preußenadler putzten in: Heimatkurier 6/1996 des Nordbayerischen Kuriers, S. 6 f.
- Michael Weiser: Das Debakel von Seybothenreuth, Nordbayerischer Kurier vom 29. Juli 2016, abgerufen am 9. Juni 2021.
- Eine ausführliche Darstellung des Gefechts bei von Bagensky: Geschichte des Königlich Preußischen 4. Garde-Regiments zu Fuß 1860–1889, Ernst Siegfried Mittler und Sohn, Berlin 1889, S. 117–121 mit Karte S. 116
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 677.
- Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Die Gemeinden Bayerns nach dem Gebietsstand 25. Mai 1987. Die Einwohnerzahlen der Gemeinden Bayerns und die Änderungen im Besitzstand und Gebiet von 1840 bis 1987 (= Beiträge zur Statistik Bayerns. Heft 451). München 1991, S. 90, urn:nbn:de:bvb:12-bsb00070717-7 (Digitalisat – Fußnote 26).
- Wahl des Gemeinderats - Kommunalwahlen 2020 in der Gemeinde Seybothenreuth - Gesamtergebnis. Abgerufen am 2. Januar 2021.
- Eintrag zum Wappen von Seybothenreuth in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- seybothenreuth.de
- Vor 50 Jahren in: Nordbayerischer Kurier vom 13. März 2020, S. 8.
- Robert Zintl: Bayreuth und die Eisenbahn. Gondrom, Bindlach 1992, ISBN 3-8112-0780-6, S. 43 ff.
- Fahrplan agilis 2020 (PDF; 159 kB), abgerufen am 13. März 2020