Gesees
Gesees ist eine Gemeinde im oberfränkischen Landkreis Bayreuth.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberfranken | |
Landkreis: | Bayreuth | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Mistelbach | |
Höhe: | 450 m ü. NHN | |
Fläche: | 10,43 km2 | |
Einwohner: | 1260 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 121 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 95494 | |
Vorwahl: | 09201 | |
Kfz-Kennzeichen: | BT, EBS, ESB, KEM, MÜB, PEG | |
Gemeindeschlüssel: | 09 4 72 140 | |
Gemeindegliederung: | 7 Gemeindeteile | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Pettendorfer Str. 4 95494 Gesees | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Harald Feulner (Wählergemeinschaft) | |
Lage der Gemeinde Gesees im Landkreis Bayreuth | ||
Geografie
Geografische Lage
Der Ort Gesees liegt etwa fünf Kilometer südlich von Bayreuth in landschaftlich reizvoller Umgebung am nördlichen Rand der Fränkischen Schweiz am Fuße des Sophienbergs (592 m ü. NHN).
Nachbargemeinden
Nachbargemeinden sind (von Norden beginnend im Uhrzeigersinn): Bayreuth, Haag, Hummeltal und Mistelbach.
Gemeindegliederung
Es gibt 7 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Eichenreuth (Weiler)
- Forkendorf (Dorf)
- Forstmühle (Weiler)
- Gesees (Pfarrdorf)
- Hohenfichten (Weiler)
- Spänfleck (Dorf)
- Thalmühle (Einöde)
Lichtenheide ist kein amtlich benannter Gemeindeteil.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahr 1321, das wahre Alter von Gesees dürfte aber höher sein, worauf rund 400 m südlich des Orts gefundene Reihengräber aus der Zeit um 800 n. Chr. schließen lassen. Unweit davon ist an der Kreisstraße nach Pottenstein eine Vorläufersiedlung nachweisbar. Der Mittelalterarchäologe Hans Losert schließt aus der Art der Bestattungen auf eine slawische, bereits christianisierte Bevölkerung des 8. und 9. Jahrhunderts.[4]
Bei Sanierungsarbeiten an der Kirche wurden Überreste gefunden, die wohl von der erstmals im Jahr 1080 urkundlich erwähnten Kirche von Gesees stammen. Die erste genauere Beschreibung des Ortes befindet sich im Landbuch von 1398. Zusammen mit Mistelgau gilt Gesees als die älteste Siedlung des Hummelgaus.
Seit 1310 gehörte Gesees zur Herrschaft der zollernschen Burggrafen von Nürnberg, der späteren Markgrafen von Brandenburg-Bayreuth. Ab 1500 lag die Ortschaft im Fränkischen Reichskreis. Das Amt des ab 1792 preußischen Fürstentums Bayreuth fiel mit diesem im Frieden von Tilsit 1807 an Frankreich; 1810 wurde das ehemalige Fürstentum an das Königreich Bayern verkauft.[5] Im Zuge der Verwaltungsreformen in Bayern entstand mit dem Gemeindeedikt von 1818 die heutige Gemeinde.
Zur Vermeidung von Bränden wurde bereits zu Markgrafenzeiten in den Jahren 1651 und 1672 angeordnet, die Dächer fortan mit Ziegeln zu decken. Die Revidierte Bayreuther Feuerlösch-Ordnung von 1782 forderte, zumindest an Vierungen und Giebeln die „um sehr mäßigen Preiß in hiesiger Gegend zu habenden Quater-Steine“ zu verwenden. Im Geseeser Büchlein beschrieb Pfarrer Hübsch 1842 das Dorf dennoch als „von Holz erbauten und mit Stroh oder Schindeln bedeckten Häusern“ geprägt. Nur das Pfarrhaus war damals ein Sandsteingebäude. 1862 wurden bei einem Brand viele der Holzhäuser ein Raub der Flammen. 1873 schrieb die nunmehr bayerische Kreisregierung den Wiederaufbau als Steinbauten mit Ziegeldächern bindend vor. Da in unmittelbarer Nachbarschaft von Gesees Lehm und Sandstein reichlich vorhanden waren, änderte sich das Ortsbild nun innerhalb kurzer Zeit. Sogar Scheunen und Backhäuschen wurden mit Sandsteinen errichtet.[6]
Die Wirtshäuser in Gesees, Forkendorf und Spänfleck waren beliebte Ziele für Bayreuther Ausflügler. 1859 erhielt der „Lohwirt“ die Erlaubnis, am Sonntag Tanzmusik zu veranstalten. Ab den 1970er Jahren gaben jedoch immer mehr Wirte auf, womit ein wichtiges Stück lokaler und kultureller Identität verschwand. Im Jahr 2018 war keines der vormals drei Geseeser Wirtshäuser mehr in Betrieb, im Jahr darauf wurde der einstige Lohwirt unter neuem Namen wiedereröffnet.[7]
Am 1. Januar 1970 wurde Forkendorf nach Gesees eingemeindet.[8] Am 1. Januar 2020 wurde ein Teilstück mit einer Größe von 54 ha aus dem ehemaligen gemeindefreien Gebiet Lindenhardter Forst-Nordwest eingegliedert.[9]
Politik
Die Gemeinde ist Mitglied der Verwaltungsgemeinschaft Mistelbach. Der Gemeinderat besteht seit 2020 aus dreizehn Mitgliedern:[10]
- Freie Wähler 5 Sitze
- CSU 4 Sitze
- SPD 2 Sitze
- UBB 2 Sitze
Gegenüber der Wahl 2014 verlor die SPD einen Sitz. Neu im Gemeinderat ist die Liste UBB (Unabhängige Bürgerinnen und Bürger) mit zwei Sitzen vertreten; die Zahl der Ratsmitglieder erhöhte sich von 12 auf 13.[11]
Bürgermeister
Erster Bürgermeister ist Harald Feulner (FWG).[12]
Wappen
Blasonierung: „Gespalten; vorne geteilt von Silber und Schwarz, oben der schwarze Hummelhut mit abfliegenden grünen Bändern, unten ein silberner Eichenzweig mit zwei Blättern und einer Eichel; hinten in Rot der silberne Kirchturm von St. Marien zu Gesees.“[13]
Wappengeschichte: Gesees wird als die „Krone des Hummelgaus“ bezeichnet. Zusammen mit Mistelgau ist Gesees die älteste Siedlung dieses Gaus. Der Landschaftsname Hummelgau geht wohl auf den Rechtsbegriff Hunt-mahal zurück und bedeutet Gerichtshof der Hundertschaft. Der Hummelhut im Gemeindewappen stellt die Funktion der Hummelbauern als Schöffen dar. Er gehört heute noch zur hiesigen Tracht. Der Eichenzweig symbolisiert den Flurnamen „Breite Eiche“ im Ort Forkendorf und stellt zugleich die vielen Eichen in der Umgebung dar. Der Kirchturm repräsentiert die ehemalige Wallfahrtskirche St. Maria in Gesees. Die Farben Silber und Rot weisen auf die jetzige Zugehörigkeit zu Franken, die Farben Silber und Schwarz auf die ehemalige Zugehörigkeit zum Markgrafentum Brandenburg-Bayreuth von 1321 bis 1810 hin.[14] Dieses Wappen wird seit 2004 geführt.[15] | |
Interkommunale Zusammenarbeit
Die Gemeinde ist seit 1999 Mitglied im Verein für Regionalentwicklung „Rund um die Neubürg – Fränkische Schweiz e. V.“[16]
Ehrenbürger
Zwei Personen wurde bisher die Geseeser Ehrenbürgerurkunde überreicht:[17]
- 1958 Karl Meier-Gesees (geb. am 7. September 1988 in Gesees), Schriftsteller und Heimatforscher[18]
- 2020 Rüdiger Bauriedel, Gemeinderat und Heimatforscher
Kultur und Sehenswürdigkeiten
1883 wurde beim „Becknwirt“ der Geseeser Männergesangsverein gegründet, der 1939 aufgelöst wurde und nach der Zeit des Nationalsozialismus beim gegenüberliegenden „Lohwirt“ (seit 2019: „Goldener Löwe“) wiedererstand. Anfang der 1920er Jahre wurde im „Lindis“-Wirtshaus der Arbeiter-Gesangverein ins Leben gerufen.[7]
- Das Dorf wird von der weithin sichtbaren gotischen Kirche Sankt Marien zum Gesees überragt, die als „Krone des Hummelgaues“ bezeichnet wird. Die Kirche wurde im Jahre 1410 als Wallfahrtskirche erbaut, 1430 von den Hussiten niedergebrannt und 1441 erneut geweiht. Erst im Jahre 1583 erhielt die Kirche einen hohen spitzen Turm mit vier Ecktürmchen (Fünfknopfturm). Bei der Erneuerung des Turmes (1907–1909) wurden die vier Ecktürmchen aus Kostengründen nicht mehr angebracht.
- Obstlehrpfad um die Kirchenburg mit teils sehr alten und seltenen Obstsorten.[19]
- Die Breite Eiche, Naturdenkmal im Gemeindeteil Forkendorf.
Wirtschaft
Das Gemeindegebiet ist geologisch vorwiegend von Sandstein geprägt, der unterschiedliche Härten aufweist. Mit der Umstellung der Bebauung auf nicht brennbare Materialien wurde für Steinquader geeigneter Sandstein seit ca. 1815 im Unteren Steinig und seit ca. 1832 auf der „Gotteshauslohe“, dem Gebiet zwischen der Stein- und der Poppenmühle, abgebaut. Diese Steinbrüche wurden im frühen 20. Jahrhundert aufgelassen, als gebrannte Ziegel zu den Materialien des Häuserbaus wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg benötigte die Bauwirtschaft erhöhte Mengen an Sand. Östlich der Forstmühle sowie östlich von Forkendorf entstanden daher großflächige Sandabbaugebiete.[20]
Ende des 14. Jahrhunderts ist im Ort ein erster Bierausschank („Schenkstat“) an der Stelle des heutigen Gasthofs „Goldener Löwe“ nachweisbar. Gebraut werden durfte in Gesees jedoch nicht, da der Landesherr Braurechte nur in Bayreuth vergab. Die Wirtshäuser mussten das Bier mühsam in Fässern mit dem Fuhrwerk von dort antransportieren. Infolge der Lagerung vor dem Verzehr in Sandsteinkellern galten das Geseeser und Forkendorfer Bier als qualititiv sehr gut.[7]
Verkehr
Hauptachse der Gemeinde ist die in Bayreuth beginnende Kreisstraße BT 5, die die Orte Forkendorf, Gesees und Spänfleck quert und weiter in Richtung Pottenstein führt. Nächste Autobahnanschlussstellen sind im Nordosten Bayreuth-Süd und im Süden Trockau an der A 9.
Im März 1904 wurde die Bahnstrecke Bayreuth–Hollfeld eröffnet, an der die Nachbarorte Mistelbach und Pittersdorf Stationen erhielten. Im September 1974 fuhr dort der letzte reguläre Zug. Nächster Bahnhof ist seitdem der Hauptbahnhof Bayreuth.
Der Verkehrslandeplatz Bayreuth liegt in einer Entfernung von 12 km (Luftlinie) vom Dorf Gesees entfernt. Zwischen 1973 und 2001 verbanden ihn Linienflüge vor allem mit Frankfurt am Main.
Literatur
- Johann Kaspar Bundschuh: Gesees. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 315 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Gesees. In: Bayern: ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches; für das bayerische Volk. Zweiter Theil. München 1853, S. 565–566 (Digitalisat).
Weblinks
Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Gesees in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 5. Januar 2020.
- Gemeinde Gesees, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 30. November 2021.
- Tarsächlich noch viel älter in: Nordbayerischer Kurier vom 2./3. Oktober 2021, S. 17.
- Karl Müssel: Bayreuth in acht Jahrhunderten. 1. Auflage. Gondrom, Bindlach 1993, ISBN 3-8112-0809-8, S. 139.
- Nach Dorfbrand: Vom Holz zum Stein in: Nordbayerischer Kurier vom 12. Oktober 2021, S, 14.
- Geseeser Bier galt als qualitativ besonders gut in: Nordbayerischer Kurier vom 30. November 2021, S. 14.
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 432 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Regierung von Oberfranken: Pressemitteilung-Nr.: 109/19, 25. Oktober 2019: Creußen, Hummeltal, Haag und Gesees wachsen; Gemeindefreie Gebiete im Lindenhardter Forst werden aufgelöst.
- Gemeinderat bei gesees.de, abgerufen am 13. Oktober 2021
- http://www.gesees.de/index.php?id=0,96
- Grußwort des 1. Bürgermeisters Harald Feulner. Verwaltungsgemeinschaft Mistelbach, abgerufen am 21. Juli 2020.
- Eintrag zum Wappen von Gesees in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Zitat Eintrag zum Wappen von Gesees in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte
- Eintrag zum Wappen von Gesees in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte m.w.N.
- Über uns – Die Neubürg auf einen Blick – Neubürg. Abgerufen am 8. Juni 2020 (deutsch).
- Musiker und Heimatforscher in: Nordbayerischer Kurier vom 14. Oktober 2021, S. 15.
- Rüdiger Bauriedel: Karl Meier-Gesees zum 100. Geburtstag bei frankenland.franconica.uni-wuerzburg.de, abgerufen am 14. Oktober 2021
- Regierungsvizepräsident Thomas Engel eröffnet Obstlehrpfad am Kirchberg in Gesees. Regierung von Oberfranken, 18. Mai 2018, abgerufen am 6. Oktober 2018.
- Umgepflügte Mondlandschaften in: Nordbayerischer Kurier vom 9. November 2021, S. 14.