Schuko
SchuKo ist ein Akronym für Schutz-Kontakt und bezeichnet ein System von Steckern (CEE 7/4) und Steckdosen (CEE 7/3), das vorwiegend in Europa verbreitet ist. International ist dieses System auch als Stecker-Typ F bekannt und teilweise kompatibel mit dem „französischen“ (ursprünglich belgischen[1]) System namens Stecker-Typ E. Der Begriff ist geschützt und wird vom SCHUKO-Warenzeichenverband verwaltet.
Geschichte
1925 entwickelte Albert Büttner, Gründer der Bayerische Elektrozubehör GmbH (heute ABL Sursum Bayerische Elektrozubehör GmbH und Co. KG), den SCHUKO-Stecker; hierfür wurde ihm 1930 das Patent DE 489003 für einen Stecker mit Erdungseinrichtung gewährt.[2] Büttners Patent DE 370538[3] wird oft als Bezugnahme auf Schuko zitiert, aber es bezieht sich eigentlich auf ein Verfahren zum Zusammenhalten aller Teile des Steckers oder der Buchse mit einer einzigen Schraube; hierbei gibt es keine Erwähnung der Erdverbindung.
Das Patent, welches das Schuko-Stecksystem dann in seiner bis heute benutzten Form erstmals zeigte, wurde von den Siemens-Schuckertwerken AG am 24. Dezember 1929 in Deutschland angemeldet. Als Erfinder wurde der Siemens-Oberingenieur Wilhelm Klement genannt (DRP 567906, angemeldet am 24. Dezember 1929; erteilt am 12. Januar 1932).[4][5]
Aufbau
Der Schukostecker besitzt zwei runde Kontaktstifte mit 4,8 mm Durchmesser, 19 mm Länge und 19 mm Achsenabstand für Außenleiter und Neutralleiter. Ein dritter Pol, der Schutzkontakt, soll Fehlerströme ableiten, die beispielsweise bei einem Körperschluss auftreten können, sobald der elektrische Stromkreis durch die beiden anderen Pole geschlossen wird. Daher muss die Verbindung mit dem Schutzkontakt zuerst erfolgen, also voreilend sein. Beim Schuko-Stecker wird dies über Kontaktflächen an der Steckerseite und die zugehörigen Kontaktfedern der Dose gewährleistet.
Die Grundebene der Abdeckung ist für den Berührungsschutz von einem etwa 19 mm hohen Kragen umgeben. Dadurch können die Kontaktstifte von der Seite her nur so lange berührt werden, solange sie noch nicht die Kontaktbuchsen berühren.
Steckvorrichtung
Der Schukostecker ist eine Steckvorrichtung, die bestimmungsgemäß unter elektrischer Spannung oder Last eingesteckt und getrennt werden kann. Eine Voraussetzung für solch eine Steckvorrichtung ist der voreilende Kontakt des Schutzleiters, was bei einem Schukostecker erfüllt ist. Das Gegenteil ist eine Steckverbindung, die niemals unter Last und zum Teil auch nicht unter elektrischer Spannung verbunden und getrennt werden darf.
Anschluss
Zum Anschluss wird eine dreiadrige Leitung verwendet: ein Außen- und ein Neutralleiter zuzüglich des geerdeten Schutzleiters. Da die deutsche Schuko-Verbindung nicht verpolungssicher ist, ist es bei CEE 7/4 egal, wie herum Außenleiter und Neutralleiter angeschlossen werden.
Elektrisch leitfähige Gehäusematerialien müssen mit dem Schutzleiter verbunden werden. Verfügt das Gerät über Schutzisolierung, kann auch ein Eurostecker und ein Konturenstecker (CEE 7/17) mit zweiadriger Leitung verwendet werden. Werden solche Geräte dennoch mit einer erdungsführenden Leitung versehen, ist diese nur im Schukostecker anzuklemmen und auf der Geräteseite fachgerecht zu isolieren und mechanisch zu sichern.[6]
Spannung und Strom
Mit der Nutzung des Steckersystems Schuko wird davon ausgegangen, dass eine Spannung von 207 V bis 253 V (Nennspannung: 230 V, Toleranz ±10 %) bei 50 Hz (Toleranz ±2,5 Hz) zur Verfügung steht. Schutzkontaktsteckdosen üblicher Bauart dürfen mit höchstens 16 Ampere abgesichert werden.[7]
Für hohe Dauerströme (ebenfalls bis höchstens 16 A) sind die blauen, umgangssprachlich „Camping- oder Caravanverbinder“ genannten Steckverbinder nach IEC 60309 besser geeignet, da deren Kontakte größer ausgeführt sind und ein höherer Kontaktdruck möglich ist. Diese Steckverbinder sind auch für den Außeneinsatz geeignet.
Durch die gegenüber dem 110-V-US-Blattsteckersystem (Stecker-Typ A bzw. B) mehr als doppelte so hohe Nennspannung kann das Schuko-System – physikalisch bedingt – bei gleichen Drahtquerschnitten und Nennströmen entsprechend mehr als die doppelte Leistung übertragen.
Kompatibilität
Das „französische“ 2P+T-System (Stecker-Typ E) ist trotz der elektrischen Kompatibilität mechanisch inkompatibel zum Schuko-System, da die Erdkontaktfedern der Steckdosen die französischen Stecker und der französische Erdungszapfen den Schuko-Stecker behindern. Deshalb wurde das allgemeinere System CEE 7/7 entwickelt. Es handelt sich dabei um eine Art von Steckern, die beide Schutzsysteme mechanisch vereinen. Sie haben Federn für den französischen Erdungszapfen und Kontaktflächen für die Erdkontaktfedern des Schuko-Systems.
Daneben gibt es noch das Gost-7396-System, eine Schuko-Variante, die sich durch einen geringeren Durchmesser der stromführenden Stifte auszeichnet und in einigen osteuropäischen Ländern sowie Teilen Russlands zum Einsatz kommt.
Vom System CEE 7/7 existiert eine Variante CEE 7/17 ohne Schutzkontakte, der sogenannte Konturenstecker. Der Stecker hat die gleiche Grundfläche, ist aber nicht so tief und hat passende Ausschnitte für beide Schutzkontaktsysteme. Dieser Stecker kommt häufig bei schutzisolierten Geräten wie Staubsaugern oder Haartrocknern zum Einsatz, deren Stromaufnahme höher als 2,5 A ist und somit im Anwendungsbereich des Eurosteckers nicht mehr zugelassen ist. Aufgrund der Zulassung für höhere Stromstärken sind beim Konturenstecker die Stifte auf voller Länge leitend ausgeführt, die Blende mit den Ausschnitten für die Erdungskontakte dient der Fingersicherheit.
Der Eurostecker nach CEE 7/16 ist eine minimalistische, schuko-kompatible Steckervariante ohne Schutzkontakt. Bei ihm sind die Stromkontakte weiterhin im gleichen Abstand, aber dünner. Durch die dünneren Kontakte passt dieser Stecker auch in die italienischen oder spanischen Steckdosen. Durch die flache Bauform und die damit weggefallenen Schutzkontakte passt dieser Stecker auch in der Schweiz (SN 441011) und in Dänemark (Stecker-Typ K). Er kommt bei schutzisolierten Geräten zum Einsatz, allerdings ist er nicht für leistungsstarke Geräte zugelassen (maximal 2,5 A). Dass die Stifte aus Kunststoff die Leiter verdecken und nur vorne eine kurze metallische Hülle tragen, macht den Eurostecker in der großen runden Öffnung einer Schuko-Dose berührungssicher; dass die Stifte nicht parallel, sondern leicht konisch zueinander laufen und etwas elastisch verankert sind, macht sie kontaktsicherer.
Sicherheit der Steckdose
Durch den Kragen der Dose, der die ganze Steckergrundfläche umschließt, und die erst bei halb eingeführtem Stecker erfolgende Kontaktierung ist Berührungsschutz gegeben. Da dieser schützende Kragen bei Eurosteckern nicht vorhanden ist, haben diese nur 9 mm lang leitende Kontaktstifte, die oberen 10 mm sind isoliert. Das Einführen von Rundsteckern, die früher für Geräte der Schutzklasse 0 (ungeerdet, keine Schutzisolierung nach Schutzklasse II) verwendet wurden, in Schutzkontaktsteckdosen ist durch den Schutzkragen verhindert. Umgekehrt sollten nicht geerdete Steckdosen auch Schukostecker aufnehmen können, dann ist aber ein Berührungsschutz nicht immer gegeben, da solche Steckdosen oft nur über einen geringeren oder gar keinen Schutzkragen verfügen. Auch fehlt es in diesem Falle an der Erdung, so dass der Schutz vor elektrischem Schlag lediglich durch die isolierenden Eigenschaften des umgebenden Raums erfolgt.
Durch die Abmessungen des Stecksystems ist auch ein einpoliges Einführen des Steckers in eine Schutzkontaktsteckdose oder -kupplung unmöglich. Für ungeerdete Steckdosen oder Kupplungen ist dies nicht immer der Fall.
Durch den vorauseilenden Schutzkontakt sind die leitfähigen Gehäuseteile von Geräten der Schutzklasse I geerdet, bevor die Kontaktstifte die spannungsführenden Buchsen erreichen. Die Schutzmaßnahmen gegen indirektes Berühren sind sofort wirksam.
Verpolungssicherheit
Das Schuko-System ist nicht verpolungssicher. Der Außenleiter kann durch eine Drehung des Steckers um 180° mit dem Neutralleiter getauscht werden.
Als das Schuko-System nach dem Ersten Weltkrieg eingeführt wurde, spielte die Polung der beiden stromführenden Leiter für die Sicherheit noch keine Rolle: Damals war es noch üblich, mit einer Dreieckspannung von 220 V zu arbeiten (Drehstrom 3 × 127 V). Bei dieser Anschlusstechnik lag an beiden stromführenden Leitern eine gleich hohe Spannung gegenüber Erde an, und es war daher nicht notwendig, zwischen den beiden Leitern zu unterscheiden.
Bei heute verbreiteten TN-Systemen mit einer Sternspannung bis 1987 von 220, seitdem 230 V nominal (Dreieckspannung bis 1987 380, jetzt 400 V) liegt dagegen auf dem einen Leiter, dem Außenleiter, die volle Spannung gegenüber Erde an. Der andere Leiter, der Neutralleiter, ist über die Potentialausgleichsschiene der Hausinstallation geerdet. Der Neutralleiter hat gegenüber dem Schutzleiter ein anderes elektrisches Potential, welches sich bei Stromdurchfluss durch den am Leitungswiderstand entstehenden Spannungsabfall ergibt.
Bereits das 1937 entworfene Schweizer Stecksystem Typ 13 ist durch den seitlich versetzen Erdkontakt und die fest definierte Anordnung von Außenleiter und Neutralleiter verpolungssicher. Auch alle neueren Steckernormen, wie etwa das 1947 eingeführte britische System (Stecker-Typ G) oder das 1986 von Schweizer System T13 abgeleitete und als weltweit einheitliche Lösung vorgeschlagene IEC-60906-1-System, sind verpolungssicher konstruiert. Solche modernen Systeme haben gegenüber dem Schuko-System den Vorteil, dass ein auch nur einpoliger Geräteschalter in allen Fällen den gegen Erde Spannung führenden Außenleiter abschaltet. Zum Beispiel ist dann sichergestellt, dass die Spannung stets am Fußkontakt einer Glühlampe und nicht am leichter berührbaren Gewinde anliegt und ausgeschaltet kein Kontakt der Fassung unter Spannung steht. Beim Schukosystem hängt das davon ab, in welche Richtung der Stecker in der Steckdose eingesteckt ist. Es gibt keine Vorschrift, die angibt, auf welcher Seite einer Schukosteckdose der Außenleiter angeschlossen werden soll. Es ist jedoch empfehlenswert, dies innerhalb einer Anlage einheitlich zu halten. Wird der Außenleiter bei waagerecht angeordneten Polen links angeschlossen, so ist bei der sicherlich häufigsten Benutzungsart (Winkelstecker mit nach unten zeigendem Kabel) immerhin Kompatibilität mit dem französischen System hergestellt.
Erhöhter Berührungsschutz
Die Steckdosen sind im Allgemeinen nicht gesondert gegen das Einführen von Gegenständen gesichert. In Deutschland ist in Kindergärten eine solche Sicherung jedoch Pflicht.[8] Häufig wird dieses Thema unter den Stichworten „Kindersicherungen für Steckdosen“ oder „Steckdosensicherung“ behandelt.[9] Das Ziel ist es, Stromunfälle zu verhindern.
Es gibt Steckdosen mit integriertem „erhöhtem Berührungsschutz“. Die heutigen Modelle bleiben üblicherweise beim Druck auf nur eine der beiden Öffnungen verschlossen. Nur wenn ein Stecker gleichmäßigen Druckkontakt auf beide Öffnungen ausübt, federt der Verschluss zurück und gibt die Öffnungen frei.
Zum Nachrüsten sind Abdeckungen erhältlich, die jeweils vor Benutzung der Steckdose entfernt werden müssen. Dies kann durch einen speziellen Schlüssel oder durch das Einführen der Kontakte des Steckers geschehen.[10][9]
Sogenannte „Kinderschutz-Plättchen“ verbleiben demgegenüber in der Steckdose. Die Öffnungen der Steckdose werden freigegeben, wenn der Stecker in die Vertiefungen des Plättchens gedrückt und zugleich gedreht wird. Durch diese Einsätze können die Kontaktstifte weniger tief eindringen, wodurch unter Umständen kein sicherer Kontakt zustande kommt. Schlimmstenfalls kann dies bei größerer Belastung zu einer Erwärmung des Stecksystems führen. Gemäß den österreichischen Bestimmungen für Elektrotechnik ÖVE-IG 31c/1988 dürfen die Abmessungen der Steckvorrichtungen nicht durch nachträglich angebrachte Vorrichtungen verändert werden,[11] weshalb für diese Einsätze ein Verbot des Inverkehrbringens ausgesprochen wurde.[12] Auch nach den VDE-Bestimmungen dürfen die Maße nicht verändert werden.[13][9]
Vergleich zu anderen Systemen
Im Vergleich mit dem noch älteren amerikanischen System und Systemen ohne Schutzkontakte galt das Schuko-System viele Jahrzehnte nach seiner Einführung als eines der sichersten Stecksysteme, das sich auszeichnet durch:
- Fingersicherheit (mit den Fingern sind keine Kontakte – außer den Schutzkontakten – erreichbar)
- vorauseilender Schutzkontakt
- sicherer mechanischer Halt
- gute mechanische Beanspruchbarkeit
- starke stromführende Kontakte (bis 16 A)
Inzwischen sind aber die Vorteile des Schuko-Systems nicht mehr mit denen moderner Konzepte vergleichbar. Als wesentliche Probleme gelten:
- Fehlen der in modernen TN-Netzen wünschenswerten Verpolungssicherheit,
- geringer Schutz gegen Nässe und die Berührung mit Fremdkörpern (z. B. bei spielenden Kindern mit Stricknadeln – umgangssprachlich Kinderschutz genannt). Kindersicherungen (erhöhter Berührungsschutz gemäß VDE0620) sind von namhaften Steckdosenherstellern bereits integriert und können mit Zubehör in Schutzart IP44 umgebaut werden.
- wesentlich größere Stecker-Abmessungen, als heute dank moderner Kunststoff-Spritzgusstechnik für eine gute mechanische Beanspruchbarkeit notwendig wären und
- mechanisch anfällige Schutzkontakte, die leicht zu verbiegen oder etwa beim Streichen mit Farbe zu verunreinigen sind.
Aus diesen Gründen wurde das Schuko-System als europa- oder weltweite Norm abgelehnt und stattdessen 1986 das IEC-60906-1-System als moderner Nachfolger vorgeschlagen; praktische Initiativen zu dessen Einführung sind in Europa allerdings seit Mitte der 1990er Jahre wieder eingeschlafen.
Verbreitung
Das allgemeinere System CEE 7/7 gehört zu den am meisten verbreiteten Stecksystemen der Welt – zumindest was die Anzahl der Stecker und Steckdosen angeht.
Unter anderem folgende Länder nutzen als primäres System das Schuko-System CEE 7/4:
- Afghanistan
- Algerien
- Andorra
- Belarus
- Bosnien-Herzegowina
- Bulgarien
- Deutschland
- Estland
- Finnland
- Griechenland
- Indonesien
- Iran[14]
- Island
- Italien/San Marino/Vatikanstaat (Norm: CEI 23-50 P 30, S 30, S 31, zusammen mit CEI 23-50 L-Typ-Steckern)
- Korea (Norm: KSC 8305)
- Kroatien
- Lettland
- Litauen
- Luxemburg
- Nordmazedonien
- Montenegro
- Mongolei
- Mosambik
- Republik Moldau
- Niederlande
- Norwegen
- Österreich
- Portugal
- Rumänien
- Russland
- Schweden
- Serbien
- Slowenien
- Spanien
- Südkorea
- Syrien (es existiert keine offizielle Norm, oft verwendet)
- Türkei (es existiert keine offizielle Norm, oft verwendet)
- Ukraine
- Ungarn
Unter anderem diese Länder setzen das über CEE 7/7 kompatible „französische“ System CEE 7/5 ein:
- Belgien
- Frankreich und ein Teil der ehemaligen Kolonien
- Marokko
- Monaco
- Polen
- Slowakei
- Tschechien
- Tunesien
Diese europäischen Länder haben eigene mechanisch und teilweise elektrisch inkompatible Systeme:
- Dänemark: Stecker-Typ K
- Großbritannien, Irland, Malta und Zypern: Stecker-Typ G
- Italien: Stecker-Typ L, bei neueren Steckdosen jedoch als Kombination aus Typ L und Schuko möglich
- Schweiz, Liechtenstein: SEV 1011 (dort ist die Installation von Schuko-Steckdosen nicht gestattet)
Prüfung, Zulassung, Zertifizierung
In den jeweiligen Ländern, die den Schuko- bzw. CEE-7/7-Stecker verwenden, gibt es staatliche Organisationen und Vereine, welche die Prüfung, Zulassung und Zertifizierung dieser Stecker und Systeme durchführen. Diese Einrichtungen übernehmen generell die Zertifizierung von elektrischen Geräten und Installationsmaterial und garantieren damit ein gleichbleibendes Sicherheitsniveau. In Europa übernehmen dies folgende Gesellschaften:
Land | Organisation |
---|---|
Österreich | ÖVE |
Schweiz | Electrosuisse |
Deutschland | VDE |
Finnland | FIMKO |
Niederlande | KEMA |
Russland | GOST-R |
Belgien | CEBEC |
Norwegen | NEMKO |
Dänemark | DEMKO |
Frankreich | LCIE |
Italien | IMQ |
Schweden | SEMKO |
Da die Zertifizierung freiwillig und teuer ist, verzichten viele Hersteller auf die Zertifizierung in allen Ländern. Die Standard-Bemessungswerte (ein Bemessungsstrom 16 A und eine Bemessungsspannung 250 V) sind in der DIN VDE 0620-1 festgelegt, ebenso Belastungsprüfungen der Steckdosen; dabei werden die Steckdosen auch eine Stunde lang mit einem Strom von 22 A betrieben, wobei sie sich nicht mehr als 45 Kelvin erwärmen dürfen.[15] Die Zertifizierungen gelten untereinander als weitgehend gleichwertig. Dem Endverbraucher kann der Aufdruck daher egal sein, solange zumindest einer darauf angebracht ist.
Besonderheiten
Farben
In einigen sicherheitskritischen Bereichen wie Krankenhäusern werden Schuko-Steckdosen in verschiedenen Farben eingesetzt. Die Farbcodierung ist nicht genormt. Häufig werden folgende Farben gewählt:
Farbe | Beschriftung | Bezeichnung | Bedeutung |
---|---|---|---|
(neutral) | normale Steckdose, direkt an das örtliche Versorgungsnetz angeschlossen | ||
rot | EDV | EDV-Netz | EDV-Netz mit Überspannungsschutz, separate Verteilungen. Teilweise sind diese Anschlüsse durch eine galvanische Trennung vom Netz durch Trenntransformatoren geschützt. Zusätzlich können die Anschlüsse für einen kurzzeitigen Ausfall einige Sekunden mithilfe einer USV überbrückt werden. |
orange | ZSV | Zentrale Sicherheitsversorgung | Netz mit unterbrechungsfreier Versorgung mithilfe eines akkugepufferten Netzes. Für die Weiterversorgung kritischer Infrastruktur wie unter anderem OP-Beleuchtung, Beatmungsgeräte, Herz-Lungen-Maschinen und Patientienmonitoring in Intensivbereich. |
grün | SV | Sicherheitsversorgung | Die Sicherheitsversorgung kann wie bei der ZSV akkugepuffert sein. Diese kann aber meist nur die Zeit überbrücken, bis die Versorgung durch eine Netzersatzanlage steht. |
(unspezifisch) | gefiltertes, aber nicht ausfallsicheres Netz; hier gibt es ein sauberes Strombild und daher sollten dort auch keine nichtlinearen Verbraucher angeschlossen werden | ||
(unspezifisch) | Röntgen, CTG, … | extra gekennzeichnete Steckdosen für med. Gerät; Röntgen, CTG usw., welche mit einem allstromsensitiven Fehlerstrom-Schutzschalter gesichert werden. Dieser detektiert auch schleichende Gleichströme gegen Erde. |
In einigen Werkstätten kennzeichnen rote Schuko-Steckdosen eine galvanische Trennung vom restlichen Stromnetz, beispielsweise über einen Trenntransformator (IT-System). Grün kann auch bedeuten, dass die entsprechenden Dosen durch im Raum befindliche Notausschalter nicht vom Netz getrennt werden.
Bajonettverschluss
Bei bei der Bundeswehr und Hilfsorganisationen wie der Feuerwehr oder dem Technischen Hilfswerk kommen spezielle Bajonettkupplungen mit Dichtungsgummi nach DIN 49442/43 zum Einsatz, welche die Anforderungen der Schutzart IP67 (zeitweiliges Untertauchen) erfüllen. Korrekt verriegelte Verbindungen können gefahrlos im Regen, in Bereichen, die durch Löschwasser beeinträchtigt sind, oder in überfluteten Kellerräumen eingesetzt werden. Darüber hinaus gibt es auch spritzwassergeschützte Schuko-Steckverbinder.
Normen
Die Steckerform Schuko ist beschrieben in den Normen:
- DIN 49440 Zweipolige Steckdosen mit Schutzkontakt, 10 A, 250 V≅ und 10 A, 250 V–, 16 A, 250 V∼; Hauptmaße[16]
- DIN 49441 Zweipolige Stecker mit Schutzkontakt, 10 A, 250 V≅ und 10 A, 250 V–, 16 A, 250 V∼[17]
- DIN VDE 0620-1 (VDE 0620-1): 2021-02 Stecker und Steckdosen für den Hausgebrauch und ähnliche Anwendungen Teil 1: Allgemeine Anforderungen an ortsfeste Steckdosen
- IEC/TR 60083: Plugs and socket-outlets for domestic and similar general use standardized in member countries of IEC. International Electrotechnical Commission, Mai 2004. Dieser 359 Seiten umfassende Bericht beschreibt weltweit alle nationalen Normen für Stromnetz-Stecker und -Dosen für den Hausgebrauch. Er löst damit die CEE-Publikation 7 ab, die diese Information 1963 nur für europäische Systeme zusammenfasste.
- CEE 7/4 (ohne Rezeptor für Stecker-Typ E, französisches System)
- CEE 7/7 (mit Rezeptor für Stecker-Typ E, französisches System)
Marke
Das Wort SCHUKO ist für die Waren „Elektrisches Installationsgerät, insbesondere Stecker und Steckdosen“ eine eingetragene Marke. Inhaber dieser Marke ist der SCHUKO-Warenzeichenverband.[18]
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- https://www.plugsocketmuseum.nl/EarthPin-sockets.html
- Patent DE489003C: Stecker mit Erdungseinrichtung. Angemeldet am 22. Januar 1926, veröffentlicht am 13. Januar 1930, Anmelder: Bayerische Elektrozubehör A. G..
- Patent DE370538C: Steckervorrichtung. Angemeldet am 22. September 1921, veröffentlicht am 3. März 1923, Erfinder: Albert Büttner.
- Patent DE567906C: Steckvorrichtung mit Schutzkontakt für Erdung oder Nullung. Angemeldet am 24. Dezember 1929, veröffentlicht am 12. Januar 1933, Anmelder: Siemens AG, Erfinder: Wilhelm Klement.
- Reiner Hahn: The origin of Schuko. Museum of Plugs and Sockets, abgerufen am 6. März 2016 (englisch).
- Praxis Elektrotechnik. 13. Auflage. Europa-Lehrmittel, Haan-Gruiten 2015, ISBN 978-3-8085-3266-9, S. 209.
- Schukostecker: Das sollten Sie als EFK drüber wissen. In: elektrofachkraft.de. Abgerufen am 22. März 2021.
- Bundesverband der Unfallkassen (Hrsg.): Richtlinien für Kindergärten – Bau und Ausrüstung (PDF; 90 kB), Ausgabe Oktober 1992, Fassung März 2001, Punkt 5.1.
- Dr. Franz Gubitz: Kindersicherungen an Steckdosen. Bayerisches Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, 12. Oktober 2016, abgerufen am 22. Oktober 2018.
- Steckdosensicherung, Kinderprodukte.de
- Kinderschutzplättchen – zum Einkleben in Schutzkontaktsteckdosen (PDF; 139 kB). Informationsblatt der Stadt Wien, Magistratsabteilung 36, 03/2005
- Frieder Fischer: Kindersicherungen in Steckdosen. In: i-Punkt Ausgabe 02/2008. Unfallkasse Sachsen, 2008, abgerufen am 22. Oktober 2018.
- Kann man bei einer SCHUKO-Steckdose nachträglich einen erhöhten Berührungsschutz anbringen? Gira, abgerufen am 22. Oktober 2018.
- Persönliche Erfahrung, welt-steckdosen.de
- Sven Bonhagen, Mobile Wallbox an Haushaltssteckdose? in Fachzeitschrift de 19.2020 (elektro.net) (PDF, 1,3 MB)
- DIN 49440:1966-05. Beuth Verlag, abgerufen am 18. November 2020.
- DIN 49441:1972-06. Beuth Verlag, abgerufen am 18. November 2020.
- SCHUKO-Warenzeichenverband e. V.