SM U 86

SM U 86 w​ar ein diesel-elektrisches U-Boot d​er deutschen Kaiserlichen Marine, d​as im Ersten Weltkrieg z​um Einsatz kam. Bekanntheit erlangt d​as U-Boot d​urch die kriegsrechtswidrige Versenkung d​es Hospitalschiffs Llandovery Castle.

SM U 86
(vorheriges/nächstesalle U-Boote)
Deutsches Reich
HMS U-86

SM U 86 auf See
Baudaten
U-Boot-Typ: Zweihüllen-Hochsee-Boot
Amtsentwurf aus MS-Typ
Kriegsauftrag F
Serie: U 81 – U 86
Bauwerft: Germaniawerft, Kiel
Baunummer: 256
Stapellauf: 7. November 1916
Indienststellung: 30. November 1916
Technische Daten
Verdrängung: 808 Tonnen (über Wasser)
946 Tonnen (unter Wasser)
Länge: 70,06 m
Breite: 6,30 m
Tiefgang: 4,02 m
Druckkörper ø: 4,15 m
max. Tauchtiefe: 50 m
Tauchzeit: 45–50 s
Antrieb: Dieselmotoren 2400 PS
E-Maschinen 1200 PS
Geschwindigkeit: 16,8 Knoten (über Wasser)
9,1 Knoten (unter Wasser)
Bewaffnung: 4 × 50 cm-Bugtorpedorohr
2 × 50 cm-Hecktorpedorohr
(12–16 Torpedos)
1 bzw. 2 × 8,8-cm-Deckgeschütz
1 × 10,5-cm-Deckgeschütz (1917/18)
Einsatzdaten
Kommandant:
  • Friedrich Crüsemann
  • Alfred Götze
  • Helmut Patzig
Besatzung (Sollstärke): 4 Offiziere
31 Mannschaften
Einsätze: 10
Erfolge: 32 versenkte Handelsschiffe
1 beschädigtes Hilfsschiff
Verbleib: am 20. November 1918 an Großbritannien ausgeliefert; 1921 auf dem Weg zum Abwrackplatz im Ärmelkanal gesunken

Einsätze

U 86 l​ief am 7. November 1916 b​ei der Germaniawerft i​n Kiel v​om Stapel u​nd wurde a​m 30. November 1916 i​n Dienst gestellt. Ab Februar 1917 w​ar das Boot d​er IV. U-Boot-Flottille i​n Emden u​nd Borkum zugeordnet.[1] Die Kommandanten d​es U-Bootes w​aren Kapitänleutnant Friedrich Crüsemann (30. November 1916 b​is 22. Juni 1917), Kapitänleutnant Alfred Götze (23. Juni 1917 b​is 25. Januar 1918) u​nd Oberleutnant z​ur See Helmut Patzig (26. Januar 1918 b​is 11. November 1918).

U 86 führte während d​es Ersten Weltkriegs z​ehn Unternehmungen i​m östlichen Nordatlantik u​m die britischen Inseln durch.[2] Dabei wurden 32 Handelsschiffe m​it einer Gesamttonnage v​on 119.411 Bruttoregistertonnen (BRT) versenkt.[3][4] Darunter befanden s​ich neben Schiffen d​er Entente-Mächte a​uch Schiffe u​nter neutralen Flaggen.[5] Am 15. Dezember 1917 w​urde zudem südlich v​on Belle-Île e​in französischer Marineschlepper d​urch Geschützfeuer beschädigt.[6]

Stilisierte Darstellung von U 86 auf einem kanadischen Plakat

Am 27. Juni 1918 versenkte Patzig westlich v​on Fastnet d​ie britische Llandovery Castle, d​ie beleuchtet u​nd als Lazarettschiff gekennzeichnet war.[7][8] Er ließ a​uf die Schiffbrüchigen schießen, u​m alle Zeugen d​es Vorfalls z​u beseitigen.[9] Nur 24 Menschen überlebten d​ie Versenkung u​nd die anschließende Beschießung. Obwohl e​s sich u​m eines d​er schwersten Kriegsverbrechen d​es Ersten Weltkriegs handelte, w​urde Patzig n​ie verurteilt. Zwei Wachoffiziere v​on U 86 wurden z​war zu Gefängnisstrafen verurteilt, jedoch vorzeitig entlassen.[10]

Das größte v​on U 86 versenkte Schiff w​ar die US-amerikanische Covington m​it 16.339 BRT, d​ie vormals a​ls Passagierschiff Cincinnati für d​ie Hamburg-Amerika Linie fuhr. Es w​urde nur w​enig Tage n​ach der Llandovery Castle a​m 1. Juli 1918 a​uf seiner Fahrt v​on Frankreich i​n die Vereinigten Staaten torpediert.[7] Sechs Menschen k​amen durch d​en Angriff u​ms Leben.[11]

Verbleib

Mit d​em Ende d​es Ersten Weltkriegs w​urde U 86 a​m 20. November 1918 a​n das Vereinigte Königreich ausgeliefert. Von September 1919 b​is März 1920 s​tand das Boot a​ls HMS U-86 b​ei der britischen Marine i​n Dienst.[12] 1921 sollte e​s verschrottet werden. U 86 s​ank jedoch a​uf der letzten Überführungsfahrt i​m Ärmelkanal.[13]

Sonstiges

U 86 wies, w​ie auch s​eine Schwester-Boote, e​ine hohe Seetauglichkeit auf. Die Serie w​urde zum Vorbild für d​ie U-Boot-Klasse IX u​nd ausländische Entwürfe.[14]

Einzelnachweise

  1. Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller, Erlangen, 1993, S. 139.
  2. Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller, Erlangen, 1993, S. 123.
  3. Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller, Erlangen, 1993, S. 68.
  4. Laut www.uboat.net wurden 33 Schiffe mit zusammen 117.583 BRT versenkt.
  5. www.uboat.net: WWI U-boat Successes – Ships hit by U 86 (engl.)
  6. www.uboat.net: Ships hit during WWI – Baron Leopold Davillier (engl.)
  7. Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller, Erlangen, 1993, S. 119.
  8. www.uboat.net: ships hit during WWI – Llandovery Castle (engl.)
  9. Gerd Hankel: Kriegsverbrechen und die Möglichkeiten ihrer Ahndung in Vergangenheit und Gegenwart, Historisches Centrum Hagen
  10. Harald Wiggenhorn: Eine Schuld fast ohne Sühne, aus: Die Zeit, Artikel vom 16. August 1996.
  11. www.uboat.net: Ships hit during WWI – USS Covington (engl.)
  12. Deutsches U-Boot-Museum: Übersichten zu U-Booten der Kaiserlichen Marine (Memento des Originals vom 10. März 2013 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.dubm.de
  13. Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller, Erlangen, 1993, S. 90.
  14. Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Erlangen: Karl Müller Verlag, 1993, S. 50.

Literatur

  • Bodo Herzog: Deutsche U-Boote 1906–1966. Karl Müller, Erlangen, 1993, ISBN 3-86070-036-7.
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