Polewoje (Kaliningrad)
Polewoje (russisch Полевое, deutsch Mahnsfeld) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Gurjewsk im Rajon Gurjewsk.
Siedlung
Polewoje
Mahnsfeld Полевое
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Geographische Lage
Polewoje liegt 14 Kilometer südlich der Stadt Kaliningrad (Königsberg) an der Kommunalstraße 27K-089, welche die Oblasthauptstadt mit Swetloje (Kobbelbude) verbindet (ehemalige deutsche Reichsstraße 126). Nach Polowoje führt auch die Kommunalstraße 27K-090 von Kaliningrad. Die Autobahn Berlinka führt nordwestlich an Polewoje vorbei.
Die nächste Bahnstation (mit Anschluss an die Kaliningrader Elektritschka) ist das fünf Kilometer entfernte Golubewo (Seepothen) an der Bahnstrecke Kaliningrad–Mamonowo (frühere Preußische Ostbahn).
Geschichte
Die ehemals Mahnsfeld[2] genannte Landgemeinde fand ihre erste Erwähnung als Mansfelt im Jahre 1488. Berühmt wurde der Ort auch durch die Mahnsfeldsche Mühle[3], einer Wassermühle am Nordufer des Flüsschens Frisching (russisch: Prochladnaja), das hier heute die Grenze zum benachbarten Rajon Bagrationowsk (Kreis Preußisch Eylau) bildet.
In der Zeit zwischen 1874 und 1945 war Mahnsfeld Amtsdorf und damit namensgebender Ort eines Amtsbezirks[4]. Er gehörte zum Landkreis Königsberg Pr., ab 1939 Landkreis Samland, im Regierungsbezirk Königsberg der preußischen Provinz Ostpreußen.
Infolge des Zweiten Weltkrieges kam Mahnsfeld 1945 mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion. Im Jahr 1950 erhielt der Ort die russische Bezeichnung Polewoje und wurde gleichzeitig dem Dorfsowjet Zwetkowski selski Sowet im Rajon Kaliningrad zugeordnet.[5] Später gelangte der Ort in den Nowomoskowski selski Sowet im Rajon Gurjewsk. Von 2008 bis 2013 gehörte Polewoje zur Landgemeinde Nowomoskowskoje selskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Gurjewsk.
Einwohnerentwicklung
Jahr | Einwohner[6] |
---|---|
1910 | 560 |
1933 | 524 |
1939 | 520 |
2002 | 115 |
2010 | 99 |
Amtsbezirk Mahnsfeld (1874–1945)
Am 30. April 1874 wurde Mahnsfeld namensgebender Ort und Amtssitz des neu errichteten Amtsbezirks Mahnsfeld,[4] zu dem anfangs zwei Landgemeinden und fünf Gutsbezirke gehörten:
Deutscher Name | Russischer Name | Bemerkungen |
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Landgemeinden: | ||
Mahnsfeld | Polewoje | |
Ramsen | Saretschnoje | |
Gutsbezirke: | ||
Dopsattel | Oktjabrskoje, seit 1993: Saretschnoje | 1928 in eine Landgemeinde umgewandelt |
Hinterwalde | 1928 in die Landgemeinde Ramsen eingegliedert | |
Karplauken | 1928 in die Landgemeinde Dopsattel eingegliedert | |
Kobbelbude | Swetloje | 1928 in eine Landgemeinde umgewandelt |
Milgen | 1928 in die Landgemeinde Dopsattel eingegliedert | |
ab 14. Mai 1930: Wernsdorf | Podlesnoje | gehörte vorher zum Amtsbezirk Gollau |
Am 1. Januar 1945 waren dem Amtsbezirk Mahnsfeld noch fünf Gemeinden zugeordnet: Dopsattel (heute russisch: Saretschnoje), Kobbelbude (Swetloje), Mahnsfeld (Polewoje), Ramsen (Saretschnoje) und Wernsdorf (Podlesnoje, heute nicht mehr existent).
Kirche
Kirchengebäude
Die Mahnsfelder Kirche aus dem Jahre 1819 – ein Nachfolgebau der ehemaligen Ordenskirche – existiert nicht mehr. Sie kam zwar unbeschädigt durch den Zweiten Weltkrieg, verfiel dann jedoch rapide aufgrund zweckentfremdeter Nutzung als Lagerhalle. 1958 wurde das ehemalige Gotteshaus abgerissen, und auf seinen Fundamenten entstand erneut eine Lagerhalle. Lediglich das Kriegerdenkmal für die Gefallenen des Ersten Weltkrieges, das vor der Kirche stand, hat sich erhalten.
Kirchengemeinde
Mahnsfeld war schon in vorreformatorischer Zeit ein Kirchdorf, und die Reformation hielt hier schon relativ früh Einzug. Früher der Inspektion des Königsberger Oberhofpredigers zugeordnet, war Mahnsfeld mit seiner überwiegend evangelischen Bevölkerung bis 1945 ein Pfarrdorf im Kirchenkreis Königsberg-Land I innerhalb der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union.
Heute liegt Polewoje im Einzugsgebiet der Auferstehungskirchengemeinde in Kaliningrad (Königsberg). Sie ist der Propstei Kaliningrad[7] der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland (ELKER) zugeordnet.
Kirchspielorte
Zum Kirchspiel Mahnsfeld gehörten neben Mahsnfeld selbst bis 1945:
Deutscher Name | Russischer Name | Deutscher Name | Russischer Name | |
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Charlottenhof | Bugrino | Kobbelbude | Swetloje | |
Dopsattel | Saretschnoje | Milgen | ||
Hinterwalde | Ramsen | Saretschnoje | ||
Karplauken | Wernsdorf | Podlesnoje |
Pfarrer (bis 1945)
Von der Reformationszeit bis 1945 amtierten in Mahnsfeld als evangelische Geistliche die Pfarrer[8]:
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Kirchenbücher
Von den Kirchenbüchern haben zahlreiche Dokumente den Krieg überlebt und befinden sich heute im Evangelischen Zentralarchiv in Berlin-Kreuzberg[9]
- Taufen aus den Jahren 1833 bis 1944
- Trauungen aus den Jahren 1839 bis 1944
- Beerdigungen aus den Jahren 1843 bis 1944.
Persönlichkeiten des Ortes
Mit dem Ort verbunden
- Friedrich Zimmer (1855–1919), Gründer des Evangelischen Diakonievereins (1894) sowie mehrerer Erziehungs- und Bildungseinrichtungen für junge Mädchen, war von 1882 bis 1884 Pfarrer in Mahnsfeld
Weblinks
Einzelnachweise
- Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
- Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Mahnsfeld
- Ortsinformationen Bildarchiv Ostpreußen: Mühle Mahnsfeld
- Rolf Jehke, Amtsbezirk Mahnsfeld
- Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
- Volkszählungsdaten
- Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Friedwald Moeller, Altpreußisches evangelisches Pfarrerbuch von der Reformation bis zur Vertreibung im Jahre 1945, Hamburg, 1968, Seite 90
- Christa Stache, Verzeichnis der Kirchenbücher im Evangelischen zentralarchiv in Berlin, Teil I: Die östlichen Kirchenprovinzen der Evangelischen Kirche der altpreußischen Union, Berlin, 1992³, Seite 81