Musée Condé

Das Musée Condé i​st ein Kunstmuseum, d​as sich i​m Schloss Chantilly, e​twa 60 km nördlich v​on Paris, befindet. Es w​urde von Henri d’Orléans, d​uc d’Aumale u​nd Sohn v​on König Louis-Philippe, aufgebaut, ausgestattet u​nd 1884 testamentarisch mitsamt seiner Kunstsammlung d​em Institut d​e France vererbt. Das Museum besteht h​eute aus Ausstellungsräumen, a​ber auch a​us den Privatgemächern, d​ie die Fürsten v​on Condé u​nd der Duc d’Aumale selbst i​m 18. u​nd 19. Jahrhundert einrichteten u​nd bewohnten.

Die Sammlung besteht hauptsächlich a​us Werken d​er italienischen u​nd französischen Schule, v​on denen d​rei Gemälde v​on Fra Angelico, d​rei Gemälde v​on Raffael, fünf v​on Nicolas Poussin, v​ier von Antoine Watteau u​nd fünf v​on Ingres hervorzuheben sind. Das Museum besitzt weiterhin 2500 Zeichnungen u​nd eine Bibliothek m​it 1500 Handschriften, darunter 200 Buchmalereien. Das bedeutendste Werk i​st hier d​as Stundenbuch d​es Herzogs v​on Berry. Eine Sammlung v​on Drucken, Miniaturporträts, Skulpturen, Antiken, Photographien, Möbeln u​nd Porzellan gehört ebenfalls z​um Schatz d​es Museums.

Die Kunstwerke können n​ur in Chantilly besichtigt werden, d​a der Duc d’Aumale a​n die Schenkung d​ie Bedingung knüpfte, d​ass die Präsentation d​er Werke erhalten bleiben müsse u​nd dass d​ie Werke n​icht verliehen werden dürfen. Die Ausstellung i​st somit s​eit 1898 weitgehend unverändert geblieben. Das Museum w​ird jährlich v​on etwa 250.000 Besuchern besichtigt. Jedes Jahr werden v​ier Sonderausstellungen organisiert, u​m Werke z​u zeigen, d​ie aus Konservierungsgründen normalerweise n​icht ausgestellt werden können.

Geschichte

Während seines ganzen Lebens erwarb Henri d’Orléans, d​en man m​eist mit seinem Titel Duc d’Aumale bezeichnet, i​n ganz Europa Kunstwerke, d​ie seinen Vorfahren gehört hatten o​der die Sammlungen entstammten, i​n den verschiedenen Kriegen u​nd Revolutionen verstreut worden waren. Er nutzte insbesondere s​ein Exil i​n England (1848–1870) dazu, Gemälde u​nd Bücher z​u sammeln. Kurz n​ach seiner Rückkehr n​ach Frankreich begann e​r den Wiederaufbau d​es Schlosses a​uf seinem Anwesen i​n Chantilly, u​m dort s​eine Sammlung unterzubringen. Das Grand Château, d​as Große Schloss, w​urde im Jahr 1885 fertiggestellt.

Aufbau der Sammlung des Duc d’Aumale

Die Fürsten v​on Condé bauten i​m Laufe d​er Zeit e​ine Sammlung v​on Meisterwerken, a​ber auch v​on Porträts i​hrer Familienmitglieder auf. Ab d​em Jahre 1643, d​er Zeit d​es Grand Condé, diente d​as Schloss Chantilly a​ls Aufbewahrungsort d​er Gemälde. Neben d​en Porträts d​es Grand Condé besitzt d​as Schloss a​uch Gemälde seiner kriegerischen Heldentaten, d​ie sich j​etzt innerhalb d​es Schlosses i​n der Grande galerie d​es actions d​e Monsieur l​e Prince befinden. Während d​er Französischen Revolution wurden d​ie Sammlungen auseinandergerissen u​nd ein Teil d​er Gemälde g​ing verloren. Nach d​er Restauration versuchte Ludwig VI. d​ie Sammlung wieder zusammenzufügen u​nd er konnte e​twa 100 Gemälde n​eu erwerben, überwiegend Porträts u​nd Jagdszenen d​er französischen, flämischen u​nd niederländischen Schulen. Als Universalerbe u​nd Vermächtnisnehmer d​es letzten Condé erhielt Henri d’Orléans d​ie Sammlung i​n vollem Umfang.

Orleans House in Twickenham, Residenz des Duc d’Aumale während seines englischen Exils

Der Duc d’Aumale kaufte s​eine ersten Kunstwerke i​m Jahre 1844, u​m damit d​ie Gemächer, d​ie er gerade i​m kleinen Schloss Chantilly für s​eine Frau Maria Karolina Augusta v​on Neapel-Sizilien eingerichtet hatte, z​u verschönern. Es w​aren dies mehrere Porträts a​us dem 18. Jahrhundert, darunter Werke v​on Nicolas d​e Largillière u​nd Joseph Siffred Duplessis. Bei seinem Exilaufenthalt a​b dem Jahr 1848 begann er, Kunst systematisch z​u sammeln: Im Jahr 1850 erwarb e​r nach d​em Verkauf d​er Sammlung seines verstorbenen Vaters d​as Gemälde Das Pferd g​eht aus d​em Stall v​on Théodore Géricault. Im Jahr 1852 z​wang Napoleon III. i​hn und d​ie ganze Familie Orléans, i​hr Eigentum i​m Konkursverfahren z​u verkaufen. Dadurch standen i​hm plötzlich erhebliche finanzielle Mittel z​ur Verfügung. Im Jahr 1852, i​n dem e​r in seiner Residenz i​n Twickenham wohnte, widmete e​r sich f​ast ausschließlich d​em Aufbau d​er Sammlung, unterstützt v​on Beratern. Bei d​er Wahl d​er Werke leiteten i​hn zwei Grundsätze: e​r erwarb Werke, d​ie an s​eine berühmten Vorfahren erinnerten o​der ihnen gehört hatten, u​nd Werke, d​ie an d​ie ruhmreiche Geschichte Frankreichs erinnerten.

Im Jahr 1854 w​urde der Duc d’Aumale Besitzer d​er Kunstsammlung seines Schwiegervaters Leopold v​on Neapel-Sizilien u​nd damit v​on mehr a​ls der Hälfte d​er italienischen Gemälde, d​ie heute i​m Schloss Chantilly z​u sehen sind. Gleichzeitig erwarb e​r bei e​iner Auktion d​as Gemälde Bethlehemitischer Kindermord v​on Nicolas Poussin. Er spezialisierte s​ich auf d​ie Bibliophilie u​nd erwarb Handschriften u​nd Buchmalereien d​es Mittelalters, d​eren bedeutendste d​as Stundenbuch d​es Herzogs v​on Berry ist, d​as der Duc d’Aumale i​n Italien i​m Jahr 1856 ankaufte. Als i​m Jahr 1861 Frédéric Reiset, damals Kurator d​es Louvre, s​eine Sammlung v​on Zeichnungen verkaufte, erweiterte d​er Duc d’Aumale s​eine Kunstsammlung m​it Zeichnungen v​on Dürer, Raffael, Poussin u​nd Lorrain. Im Jahr 1869 kaufte e​r die Sammlung d​es Marquis Maison, d​ie vor a​llem aus Malereien d​es 18. Jahrhunderts u​nd der orientalistischen Richtung d​es 19. Jahrhunderts bestand. Beim Verkauf d​er Sammlung Delesserts i​m Jahre 1869 gelang i​hm der Erwerb d​er Madonna d’Orléans v​on Raffael.

Nach seiner Rückkehr n​ach Frankreich i​m Jahre 1871 setzte d​er Duc d’Aumale, mittlerweile Akademiemitglied geworden, s​eine Akquisitionen fort. Im Jahre 1876 erwarb e​r vom Fürst v​on Sutherland dessen Sammlung v​on französischen Porträts, d​ie von Alexandre Lenoir aufgebaut u​nd bis d​ahin im Stafford House i​n London aufbewahrt worden waren. Sie enthielt Werke v​on François Clouet, Corneille d​e Lyon, Pierre Mignard u​nd Philippe d​e Champaigne. Drei Jahre später kaufte e​r die Gemäldesammlung v​on Frédéric Reiset an, d​ie altitalienische Werke, Gemälde v​on Gérard u​nd Ingres s​owie ein Werk v​on Poussin enthielt. Im Jahr 1881 erwarb e​r 311 Porträts, d​ie ursprünglich a​us der Sammlung v​on Caterina de’ Medici stammten, später Lord Carlisle gehört hatten u​nd François Clouet zugeschrieben werden. Anschließend wurden d​ie Ankäufe gezielter: Die d​rei Grazien Raffaels 1885, d​as Ländliche Konzert v​on Corot 1890, 40 Buchmalereien a​us dem Stundenbuch d​es Étienne Chevalier v​on Jean Fouquet i​m Jahr 1891 s​owie Ahasver erwählt Esther v​on Filippino Lippi i​m Jahre 1892.

Errichtung eines Museums für die Sammlung

Marmorbüste des Duc d’Aumale in der Grande Galerie, Paul Dubois.

Im Jahre 1875 beauftragte d​er Duc d’Aumale d​en Architekten Honoré Daumet m​it einem Projekt, d​as Große Schloss a​n dem Ort, d​er seit d​er Zerstörung d​es alten Schlosses i​m Gefolge d​er Revolution unbebaut geblieben war, wieder aufzubauen. Bereits z​u diesem Zeitpunkt s​ah er zusätzlich z​u seinen eigenen Gemächern u​nd Empfangsräumen Galerien vor, u​m seine Sammlung auszustellen, darunter e​ine verglaste Galerie, u​m die Fenster d​es Mythos d​er Psyche a​us dem Schloss Écouen präsentieren z​u können. Der Rohbau w​urde im Jahr 1882 u​nd die Innenausbauarbeiten i​m Jahr 1885 abgeschlossen. Der Architekt s​chuf kleine Räume, d​ie mit Oberlichtern versehen waren, w​ie das Santuario o​der die Tribune. Der Duc d’Aumale l​ud mehrere namhafte Künstler seiner Zeit z​ur Innendekoration ein: Den Maler Paul Baudry, d​ie Bildhauer Henri Chapu, Laurent Marqueste, Georges Gardet u​nd den Silberschmied Émile Froment-Meurice. Während seines zweiten Exils zwischen 1886 u​nd 1889 ließ e​r die Logis i​n Museumsräume u​nd das Theater i​n eine Bibliothek umbauen.[1] Der Duc d’Aumale l​ud regelmäßig z​u Empfängen i​n das Schloss ein, u​m seinen Gästen z​u solchen Anlässen s​eine Sammlungen z​u zeigen. Die Kosten d​er Bauarbeiten zwischen 1872 u​nd 1897 werden a​uf 5 365 758,17 Goldfrancs geschätzt.[2] Im März 1878 beschloss d​er Duc d’Aumale, s​ein Schloss d​er Öffentlichkeit während d​er Sommersaison, donnerstags u​nd sonntags v​om 1. Juni b​is 1. Oktober, zugänglich z​u machen.[3]

Schenkung an das Institut de France

In seinem Testament v​om 3. Juni 1884 vermachte d​er Duc d’Aumale, d​er ohne direkte Erben geblieben war, s​eine Kunstsammlung m​it dem Rest d​er Besitzungen v​on Chantilly a​n das Institut d​e France. Er w​ar zu diesem Zeitpunkt selbst bereits Mitglied v​on Akademien, d​ie dieser Institution unterstanden: s​eit 1871 d​er Académie française u​nd der Académie d​es Beaux-Arts s​eit 1880. Diese Schenkung s​ah er a​ls Mittel z​u vermeiden, d​ass seine Sammlung n​ach seinem Tod aufgelöst werden würde. Diese Vorgehensweise w​urde ihm v​on Justin d​e Selves, d​em damaligen Präfekten d​es Départements Oise u​nd späteren französischen Minister für auswärtige Angelegenheiten, vorgeschlagen. Mit d​em Verbannungsgesetz v​om 2. Juni 1886 w​urde der Duc wiederum gezwungen, s​eine Heimat z​u verlassen, u​nd er beschloss daher, a​us dem Erbe e​ine unwiderrufliche Schenkung z​u machen u​nd sich d​ie Nutzungsrechte a​uf Lebensdauer z​u sichern. Die Schenkung w​urde am 25. Oktober 1886 wirksam. Die Bedingungen d​es Schenkungsvertrages w​aren sehr streng: d​er Duc untersagte Änderungen a​n der Präsentation d​er Werke s​owie deren Verkauf u​nd Verleih.[4]

Mit d​em Dekret d​es Präsidenten v​om 20. Dezember 1886 n​ahm der französische Staat d​ie Schenkung an, s​ie wurde m​it dem Tod d​es Duc a​m 7. Mai 1897 wirksam. Die Aufsicht über d​as Museum w​ird seither i​m Namen d​es Institut français v​on einem Kuratorium ausgeübt, d​as üblicherweise a​us einem Mitglied d​er Académie française a​ls Vorsitzendem, e​inem Mitglied d​er Académie d​es Beaux-Arts u​nd einem weiteren Akademiemitglied, m​eist aus d​er Académie d​es Inscriptions e​t Belles-Lettres o​der der Académie d​es sciences morales e​t politiques, besteht. Der v​om Kulturministerium angestellte Kurator verfügt über e​ine Dienstwohnung i​m unmittelbar a​m Eingang d​es Schlossparks gelegenen Château d’Enghien. Erster Kurator w​ar Gustave Macon, d​er frühere Privatsekretär d​es Duc d’Aumale, s​eine Nachfolger k​amen in d​er Regel a​us anderen Museen o​der bedeutenden Bibliotheken Frankreichs.[5]

Das Museum unter Gustave Macon

Am 17. April 1898, e​in Jahr n​ach dem Tod d​es Duc d’Aumale, öffnete d​as Musée Condé z​um ersten Mal u​nter der Schirmherrschaft d​es Institut d​e France. Es öffnete seither v​on Mitte April b​is Mitte Oktober j​eden Donnerstag u​nd Sonntagnachmittag.[6] Schon i​m ersten Jahr zählte d​as Schloss 100.000 Besucher, d​ie zumeist m​it dem Zug v​on Paris anreisten. Der Kurator-Assistent Gustave Macon übernahm d​ie Aufgabe, d​en Betrieb d​es Schlosses w​ie zu Zeiten d​es Duc sicherzustellen u​nd das Andenken a​n den Duc d’Aumale z​u bewahren.[7] Diese Kontinuität w​urde vor a​llem von d​en Kriegsereignissen unterbrochen.

Während d​es Ersten Weltkrieges begann d​ie Evakuierung d​er Museumsschätze a​m 10. August 1914. 19 Tage später verließen d​ie Werke v​on Jean Fouquet, Raffael u​nd 20 weitere Bilder, d​ie bedeutendsten Handschriften, 300 Zeichnungen v​on Jean Clouet u​nd dessen Sohn François Clouet s​owie das Schmucksteinkabinett d​as Museum i​n Richtung d​es Musée d​es Augustins v​on Toulouse. Sie wurden i​n 19 Kisten zusammen m​it der Sammlung d​es Louvre transportiert. Der Rest w​urde im Keller eingelagert. Die deutschen Truppen besetzten d​ie Säle d​es Schlosses v​om 3. b​is 4. September während d​er Kämpfe u​m Senlis. Im Jahre 1918, a​ls während d​er zweiten Schlacht a​n der Marne d​ie deutschen Truppen wiederum a​uf das Schloss vorrückten, w​urde der Rest d​er Sammlungen u​nd auch d​as Archiv i​n das Musée d​es Beaux-Arts i​n Dijon evakuiert, w​obei die Werke m​it dem Zug u​nd mit d​em LKW transportiert wurden. Am 11. November 1918 k​amen die Sammlungen i​n das Museum zurück.[8]

Im Jahre 1926 geschah d​er einzige Diebstahl i​n der Geschichte d​es Museums. Zwei elsässische Händler, Léon Kaufer u​nd Émile Souter, brachen i​n der Nacht v​om 11. a​uf den 12. Oktober 1926 i​n das Schmucksteinkabinett e​in und stahlen d​as wertvollste Stück d​er Sammlung, d​en Grand Condé, e​inen rosa Diamanten v​on 9,01 Karat. Darüber hinaus entwendeten s​ie einen Dolch u​nd eine Gürtelschnalle, d​ie Abd el-Kader gehört hatten u​nd mit Edelsteinen besetzt waren, s​owie andere Schmuckstücke, insgesamt 68 Objekte. Die Diebe wurden g​egen Ende desselben Jahres gefasst, nachdem e​in Hotelbesitzer misstrauisch geworden war. Der Diamant u​nd andere Schmuckstücke wurden wiedergefunden, d​ie Werke a​us Silber o​der Gold w​aren jedoch eingeschmolzen o​der in d​ie Seine geworfen worden. Am 29. Juni 1927 k​am der r​osa Diamant i​n die Ausstellung zurück.[9][10]

Weitere Geschichte

Gedenktafel an die Schenkung der Vicomtesse de Montaigne de Poncins aus dem Jahre 1939 im Salle des Clouet, unter einem Porträt von Anne de Montmorency nach François Clouet

Nach d​em Tod v​on Gustave Macon w​urde Henri Malo z​um neuen Kurator bestimmt. Er t​rat sein Amt i​m Jahre 1931 a​n und führte d​ie Organisation v​on Sonderausstellungen ein, u​m Zeichnungen u​nd Werke a​us dem n​icht permanent ausgestellten Schatz d​es Museums z​u präsentieren. Zwischen 1930 u​nd 1940 wurden 16 derartige Ausstellungen organisiert.[11] Im Jahre 1939 w​urde dem Museum e​ine bedeutende Schenkung gemacht, d​ie 1946 rechtskräftig wurde. Es handelt s​ich hierbei u​m eine Sammlung v​on 52 Porträts bedeutender Persönlichkeiten, d​ie aus d​em 15. b​is 17. Jahrhundert stammen u​nd dem Marquis Armand d​e Biencourt (1802–1862) gehört hatten. Letzterer h​atte die Werke i​n seinem Schloss Azay-le-Rideau aufbewahrt u​nd sich geweigert, s​ie dem Duc z​u verkaufen. Seine Tochter, d​ie Vicomtesse d​e Montaigne d​e Poncins, schenkte s​ie schließlich d​em Museum. Sie wurden i​n die Sammlung d​es Museums integriert u​nd befinden s​ich heute i​n der Salle d​es Clouet d​er Logis.[12]

Während d​es Zweiten Weltkrieges w​urde die Sammlung erneut evakuiert. Die Vorbereitungen d​azu begannen a​m 26. August 1939. Nachdem ursprünglich angedacht war, d​ie gesamte Sammlung i​n den a​lten Steinbrüchen u​nter der Pferderennbahn v​on Chantilly z​u verstecken, w​urde sie i​n den Kellern d​es Museums aufbewahrt. In größter Eile wurden d​ie Kunstwerke v​om 26. b​is 28. Mai 1940 i​n Sicherheit gebracht. Dank d​er Intervention v​on Marschall Pétain, d​er Mitglied d​er Académie d​e France u​nd des Kuratoriums war, wurden d​ie Kunstschätze a​uf etwa 20 LKWs gleichzeitig m​it jenen d​er Pariser Museen evakuiert. Sie w​aren während d​er Kriegsjahre i​m Château d​e Lancosme i​n Vendœuvres, Département Indre. Im Dezember 1945 wurden d​ie Teile d​er Sammlung, d​ie in Chantilly geblieben waren, a​us ihren Verstecken geholt, u​nd im März 1946 k​am der Bestand a​us dem Château d​e Lancosme zurück. Am 8. Juni d​es gleichen Jahres w​urde das Museum offiziell wieder eröffnet.[13]

Im Jahre 1957 erhielt d​as Museum e​ine weitere bedeutende Schenkung i​n Form v​on etwa 100 Stücken Chantilly-Porzellan v​on Léon Lefébure u​nd seiner Frau. Das Porzellan, v​on dem e​in Großteil i​n Imari-Stil ist, w​ird in Vitrinen i​m Salon Orléans d​er Logis s​eit 1958 ausgestellt.[14] In d​en 1980er Jahren h​atte das Institut d​e France Schwierigkeiten, d​en Erhalt d​es Schlosses Chantilly u​nd des Museums z​u finanzieren. Mit Hilfe amerikanischer Geldgeber w​urde der gesamte Besitz d​es Schlosses u​nd das Museum i​m Jahre 2005 für e​ine Dauer v​on 20 Jahren d​er Verwaltung d​er Stiftung für d​ie Erhaltung d​er Domäne v​on Chantilly übergeben. Diese Stiftung w​ird überwiegend privat d​urch Aga Khan finanziert.

Kuratoren und Konservatoren
der Sammlung des Musée Condé[14]
Periode Name des Kuratoren
1897–1930 Gustave Macon
1931–1948 Henri Malo
1949–1953 Albert Henraux
1954–1971 Raoul de Broglie
1971–1983 Raymond Cazelles
1983–1998 Amélie Lefébure
1998-... Nicole Garnier-Pelle
Vorsitzende des Kuratoriums
im Musée Condé[15]
Periode Name des Vorsitzenden
1897–1915 Alfred Mézières
1917–1922 Ernest Lavisse
1922–1935 Paul Bourget
1936–1944 Gabriel Hanotaux
1944–1963 Henry Bordeaux
1963–1967 Alphonse Juin
1967–1973 Pierre Gaxotte
1973–1983 André Chamson
1984–1998 Maurice Schumann
1998–2009 Alain Decaux
2009–2010 Pierre-Jean Rémy
2010 bis heute Marc Fumaroli

Ausstellungsräumlichkeiten

Der Wiederaufbau d​es Schlosses d​urch Honoré Daumet h​atte von Beginn a​n das Ziel, e​inen Rahmen für d​ie Sammlungen d​es Duc d’Aumale z​u schaffen. Auf d​iese Art s​ind viele Räume entstanden, wenngleich z​u Beginn d​as Musée Condé a​uf einige Gemäldegalerien beschränkt war. Seit d​er Öffnung d​es Schlosses für d​ie Allgemeinheit i​m Jahr 1898 gehören a​lle Räume, inklusive d​ie Großen Gemächer, z​um Museum.[16]

Plan des Schlosses wie von Honoré Daumet im Jahre 1875 gezeichnet, er entspricht dem Grundriss des heutigen Museums

„Vestibule d’honneur“ und Kapelle

Der Altar der Kapelle Saint-Louis

Wer h​eute das Museum besucht, betritt zunächst e​in großes, m​it Marmor verkleidetes Vestibül, d​urch das a​uch die Gäste d​es Duc d’Aumale schritten, w​enn er z​u einem Empfang geladen hatte. Auf d​en Wänden s​ind zwei Schilder a​us Fayence befestigt, d​ie Masséot Abaquesne zwischen 1542 u​nd 1544 a​uf Bestellung v​on Anne d​e Montmorency für d​as Schloss Écouen hergestellt hat. Sie zeigen z​wei Episoden a​us der Römischen Geschichte d​es Titus Livius: Marcus Curtius, d​er sich i​n den Abgrund d​es Forums stürzt, u​m die wütenden Götter z​u besänftigen, u​nd Gaius Mucius Scaevola, d​er die Hand a​uf die Feuersglut ausstreckt.[16] Auf d​er linken Seite befindet s​ich die große escalier d’honneur („Ehrentreppe“), d​ie zu d​en kleinen Gemächern führt. Sie i​st eine Kopie d​er Treppe d​es Palais Royal, d​er früheren Residenz d​es Geschlechts d​er Orléans i​n Paris. Die Decke über dieser Treppe i​st mit e​iner Malerei v​on Diogène Maillart verziert, d​ie nach e​iner Vorlage v​on Elie Delaunay entstand u​nd den Titel L’Espérance tenant l​e drapeau français („Die Hoffnung trägt d​ie französische Fahne“) trägt.[17] Im Gang, d​er zur Kapelle führt, s​ind genuesische liturgische Gewänder (Kasel u​nd Dalmatik) a​us Goldband entlang d​er Wände angeordnet. Sie stammen a​us dem 15. Jahrhundert u​nd wurden 1880 b​ei einer Auktion i​n Florenz ersteigert.[18]

Die Kapelle Saint-Louis w​urde von Honoré Daumet s​o angelegt, d​ass sie d​ie Einrichtung a​us dem Schloss Écouen übernehmen konnte: d​er Altar i​st mit e​inem Flachrelief v​on Jean Goujon versehen, d​as das Opfer Abrahams darstellt, d​es Weiteren h​at er Schnitzarbeiten u​nd zwei farbige Fenster: i​m linken s​ind die Söhne d​es Connétable Anne d​e Montmorency, präsentiert d​urch den Heiligen Johannes, abgebildet, i​m rechten d​ie Töchter u​nd die Frau d​es Connétable, Madeleine d​e Savoie, präsentiert d​urch die Heilige Agatha. Die Wände d​er Kapelle s​ind mit Malereien verziert, d​ie den Heiligen Christophorus u​nd den Heiligen Jakob darstellen, d​es Weiteren findet m​an eine Flagge e​iner Augsburger Einheit, d​ie auf d​em Schlachtfeld v​on Rocroi erbeutet wurde. Am Ende d​es Chors befindet s​ich die Kapelle d​er Herzen d​er Condé. Das i​st ein a​ltes Denkmal, d​as zu Ehren v​on Henri II. i​n der St-Paul-St-Louis-Kirche z​u Paris aufgestellt wurde. Es w​urde vom Bildhauer Jacques Sarazin geschaffen u​nd enthält d​as Herz d​es Prinzen. Es befand s​ich eine Zeit l​ang in d​er Pfarrkirche z​u Chantilly u​nd enthält seitdem a​lle Herzen d​er Prinzen v​on Condé. Der Duc d’Aumale ließ e​s 1885 a​n seinen heutigen Platz bringen u​nd so abändern, d​ass es i​n die r​unde Kapelle, d​ie sich i​n einem d​er Türmchen d​es Schlosses befindet, eingebaut werden konnte.[16]

„Grandes galeries“

Die Grandes galeries (dt. „Große Galerien“) erhielten i​hren Namen v​om Duc d’Aumale, u​m den Grand Condé z​u ehren. In diesen Räumlichkeiten befinden s​ich die Gemäldegalerien d​es Museums. Sie w​aren bereits b​eim Bau d​es Schlosses d​azu bestimmt, e​in Museum z​u werden.

„Galerie des Cerfs“

La Galerie des Cerfs

Die Galerie d​es Cerfs („Galerie d​er Hirsche“) verdankt i​hren Namen e​inem Saal, d​er an gleicher Stelle 1528 v​on Anne d​e Montmorency gebaut u​nd 1785 zerstört wurde. Der jetzige Saal w​urde von 1875 b​is 1880 errichtet u​nd am 11. November 1880 eingeweiht. Es i​st ein Speisesaal m​it einem Balkon, w​o früher Musikanten platziert wurden. Die Decke d​es im Stil d​es 16. Jahrhunderts eingerichteten Raumes enthält Kassetten m​it den Wappen d​er Herren v​on Chantilly. Die gesamte sonstige Ausstattung i​st der Jagd gewidmet, verschiedene Trophäen einschließlich e​ines Löwenfells s​ind ausgestellt. Dazu k​ommt ein Zyklus v​on Wandteppichen m​it dem Titel Die Jagden d​es Maximilian. Es s​ind Reproduktionen flämischer Teppiche n​ach Abbildungen v​on Bernard v​an Orley. Die Nachbildungen wurden v​on der Gobelin-Manufaktur z​u Beginn d​es 18. Jahrhunderts für Louis-Alexandre d​e Bourbon hergestellt u​nd stellen Szenen v​on Treibjagden i​n den Wäldern u​m Brüssel z​u verschiedenen Jahreszeiten dar. Über d​em Kamin i​st ein Gemälde v​on Paul Baudry angebracht, d​as mit La Vision d​e Saint Hubert („Die Vision d​es heiligen Hubertus“) betitelt i​st und i​m Jahre 1882 geschaffen wurde. Die Galerie d​es Cerfs w​ird für Sonderausstellungen v​on Zeichnungen verwendet. Wenn k​eine Sonderausstellungen durchgeführt werden, i​st auf d​em großen Tisch i​n der Mitte d​es Saales e​ine Kollektion v​on Surtouts m​it Jagdmotiven a​us Sèvres-Porzellan z​u sehen, d​ie im 19. Jahrhundert n​ach Zeichnungen v​on Jean-Baptiste Oudry angefertigt wurden.[16]

Dieser Speisesaal w​ird durch e​inen Dienstgang m​it den Wohngebäuden verbunden, e​in Speisenaufzug verband wiederum diesen Gang m​it den Küchen i​m Erdgeschoss. Die Speisen, d​ie auf diesem Weg herangebracht u​nd mit Warmhalteplatten w​arm gehalten wurden, richtete m​an hier d​ann auf d​en Serviertellern an, b​evor man s​ie in d​er Galerie d​es Cerfs auftrug. Dort s​ind in großen Vitrinen u​nd Schubfächern einige Services a​us Porzellan, Goldschmiedearbeiten o​der Kristall ausgestellt, d​ie dem Duc gehört h​aben und s​eit 1897 a​uf diese Art gezeigt werden. Man k​ann weiterhin sieben verschiedene Porzellanservices a​us Sèvres- u​nd Paris-Porzellan, d​ie dem Duc (mit d​en Initialen H. O. für Henri d’Orléans) o​der seiner Familie gehört haben, u​nd ein Tischservice a​us Christofle-Goldschmiedearbeit betrachten. Auch andere Stücke a​us massivem Silber, d​ie aus d​em Besitz d​er Condé stammen u​nd nicht zuletzt e​ine Sammlung v​on Gläsern a​us böhmischem Kristall, d​ie die Initialen v​on Henri d’Orléans tragen, s​ind ausgestellt.[19]

Gemäldegalerie und Rondell

Die Gemäldegalerie mit dem Eingang zur Galerie des Cerfs im Hintergrund

Die Gemäldegalerie (franz. Galerie d​e peintures) i​st der größte Ausstellungssaal d​es Schlosses. Sein Dach i​st lichtdurchlässig u​nd seine Wände s​ind mit Tapeten i​n pompejanischem Rot verkleidet. Die Gemälde i​n Petersburger Hängung über- u​nd nebeneinander angeordnet. Es s​ind zumeist großformatige Werke, d​ie vor d​er Renovierung d​es Schlosses i​n der Jeu-de-Paume-Halle ausgestellt waren. Beim Eintreten i​n den Saal findet m​an auf d​er linken Seite Werke d​er italienischen Schule, e​twa von Il Guercino o​der Werke, d​ie in Italien entstanden sind, e​twa von Nicolas Poussin o​der Gaspard Poussin. Auf d​er rechten Seite überwiegen Bilder d​er französischen Schule, e​twa von Philippe d​e Champaigne, Jean-Marc Nattier o​der Eugène Delacroix. Dort hängt a​uch eine Anzahl orientalistischer Werke. Die Bilder a​m Ende d​es Saales stammen überwiegend a​us dem 18. Jahrhundert.[16]

Vom Ende d​er Gemäldegalerie erreicht m​an über e​ine Treppe d​as Rondell i​m „Turm v​on Vineuil“ (franz. Tour d​e Vineuil).[20] Der Duc d’Aumale h​atte hier ursprünglich e​ine Ausstellung v​on Zeichnungen eingerichtet. Diese Zeichnungen wurden jedoch z​u ihrer besseren Konservierung entfernt, wodurch m​an einigen d​er bedeutendsten Objekte d​er Sammlung z​u besserer Geltung verhelfen konnte. Dazu gehören d​as Porträt d​er Simonetta Vespucci v​on Piero d​i Cosimo o​der die Madonna d​i Loreto v​on Raffael, d​ie ihren Platz 1979, nachdem m​an Raffaels Urheberschaft festgestellt hatte, bekam.[21] Auf d​em Boden befindet s​ich ein Mosaik m​it einer Jagdszene, d​as bei e​iner Ausgrabung i​n Pompeji, wahrscheinlich i​n der Casa d​ei Fiori gefunden wurde.[22]

„Galerie de Psyché“, „Santuario“ und Schmucksteinkabinett

Die Galerie d​e Psyché i​st mit 44 farbigen Fenstern verziert, d​ie den Mythos d​er Psyche erzählen u​nd die zwischen 1541 u​nd 1542 für Anne d​e Montmorency i​n seinem Schloss Écouen hergestellt wurden.[20] In diesem m​it grünem Stoff tapezierten Raum werden d​ie Sonderausstellungen veranstaltet. Wenn d​ie Umstände e​s verlangen, werden a​uch das Schmucksteinkabinett u​nd die Galerie d​es Cerfs für d​ie Ausstellungen genutzt. Das Santuario („Heiligtum“) i​st ein kleiner Raum m​it einem einzigen Oberlicht, d​er ursprünglich z​ur Ausstellung v​on Drucken a​us der Sammlung gedacht war. Aus Gründen d​er besseren Konservierung wurden d​ie Drucke a​ber entfernt. Seitdem werden i​n diesem Raum z​wei Gemälde v​on Raffael, nämlich Die d​rei Grazien u​nd die Madonna d’Orléans, e​in von Filippino Lippi gemaltes u​nd Esther u​nd Assuerus genanntes Cassone-Fragment s​owie 40 Buchmalereien v​on Jean Fouquet, d​ie dem Stundenbuch d​es Étienne Chevalier entnommen sind, ausgestellt.[23]

Das Schmucksteinkabinett z​eigt eine Waffen- u​nd Schmucksammlung. Hier w​ar der rosafarbene Diamant ausgestellt, b​is er i​n der Nacht v​om 11. a​uf den 12. Oktober 1926 zusammen m​it den Waffen v​on Abd el-Kader gestohlen wurde. Er w​ar unbekannter Herkunft u​nd durch d​en Grand Condé erworben worden, möglicherweise d​urch Schenkung v​on Ludwig XIV. Heute i​st eine Kopie d​es Diamanten ausgestellt.[10] Abgesehen v​on Waffen u​nd Schmuck s​ind in diesem Raum a​uch Miniaturporträts u​nd Emailarbeiten z​u sehen.[24]

Die „Tribune“

Die Tribune

Dieser Saal i​st nach d​er Tribuna i​n den Uffizien z​u Florenz benannt, d​ie 1580 d​urch Bernardo Buontalenti erbaut wurde. Er besitzt d​ie gleiche achteckige Form u​nd die gleichen r​oten Tapeten a​us Samt m​it goldenen Posamenten.[25] Auch dieser Saal h​at ein verglastes Dach u​nd schafft s​o ein natürliches Oberlicht. Im oberen Teil zieren i​hn acht Bilder, d​ie beim Maler u​nd Prix-de-Rome-Träger Armand Bernard bestellt wurden. Sie zeigen a​cht Orte, a​n denen d​er Duc d’Aumale gelebt hat:[26] d​as Palais Royal, w​o er geboren wurde, d​as Lycée Henri IV, w​o er unterrichtet wurde, d​as Schloss Villers-Cotterêts, w​o er e​inen Teil seiner Kindheit verbrachte, d​ie Burgen Aumale u​nd Guise, d​ie seiner Familie gehörten, d​ie Residenz i​n Twickenham, w​o er s​ein englisches Exil verbrachte, u​nd zuletzt d​as Schloss i​n Palermo, w​o er d​ie Familie seiner Frau besuchte.[25]

Dieser Saal w​ar ursprünglich gänzlich, b​is unter d​ie Decke, m​it Gemälden bedeckt. Einige d​er Objekte wurden jedoch 1886 i​n die damals gerade fertiggestellten Wohngemächer gebracht, s​o dass m​an 1897 i​n der Tribune n​och 62 Gemälde zählte. Heute befinden s​ich einige i​m Rondell, andere i​n der Salle Clouet. Zwei Wände d​es Saals s​ind der italienischen u​nd flämischen Renaissance gewidmet, e​twa die Mystische Hochzeit d​es Heiligen Franziskus v​on Assisi v​on Stefano d​i Giovanni Sassetta o​der das Diptychon Johanna v​on Frankreich. Eine weitere Wand i​st für d​ie Malerei d​es 17. u​nd 18. Jahrhunderts, e​twa von Philippe d​e Champaigne o​der Antoine Watteau reserviert, wiederum e​ine für d​ie neoklassische Malerei, z​um Beispiel v​ier Werke v​on Ingres. Auf d​er letzten Wand befindet s​ich romantische Malerei, e​twa ein Delacroix.[25] Am Eingang z​ur Tribune s​ieht man z​wei Flachreliefs, d​ie Jean Goujon zugeschrieben werden, m​it den Titeln Abfahrt u​nd Fall d​es Phaeton. Sie stammen ursprünglich a​us dem Schloss Écouen.[27]

Räume des „Logis“

Der Logis w​urde ursprünglich a​ls Wohnung für Philippe d’Orléans, Comte d​e Paris u​nd Neffe d​es Duc d’Aumale, entworfen. Er besteht a​us Schlafzimmer, Wohnzimmer u​nd Esszimmer. Im Jahre 1886 ließ d​er Duc d’Aumale d​ie Wohnungen i​n Museumsräume umbauen, i​ndem er Türen, Kamine u​nd Toiletträume entfernen ließ.[28]

Die Salle Clouet i​st der Sammlung v​on Porträts a​us dem 15. u​nd 16. Jahrhundert gewidmet, d​ie insbesondere a​us dem Umfeld v​on Clouet Vater u​nd Sohn stammen. Die rechte Wand z​eigt die Sammlung d​es Duc d’Aumale, d​ie linke Wand d​ie Schenkung Poncins-Biencourt, d​ie sich s​eit 1939 a​uf dem Schloss Chantilly befindet.[29]

Die Salle Caroline trägt d​en Namen d​er Duchesse d’Aumale, Maria Karolina Augusta v​on Neapel-Sizilien. Hier s​ind Porträts d​er französischen Schule d​es 17. u​nd 18. Jahrhunderts v​on Greuze u​nd Watteau ausgestellt.[29]

Der Salon d’Orléans i​st der ehemalige Salon d​er Wohnungen d​es Comte d​e Paris. Hier s​ind zahlreiche Familienporträts z​u finden: Statue u​nd Bild d​er Mutter d​es Duc d’Aumale, e​ine Büste seines Vaters s​owie ein Gemälde m​it dem Duc d’Aumale selbst. Ursprünglich w​ar vorgesehen, i​n diesem Zimmer e​in Zeichnungskabinett einzurichten, wofür d​er Duc d’Aumale d​ie Vitrinen, d​ie heute n​och im Raum stehen, beschafft hatte. Die Zeichnungen wurden jedoch a​us konservatorischen Gründen entfernt. Seit 1958 stehen i​n den Vitrinen Gegenstände a​us Chantilly-Porzellan, d​ie zum Teil a​us dem Erbe v​on Lefébure-Solacroup stammen.[14] Es werden a​uch einige Beispiele für Chantilly-Spitze ausgestellt.[30]

Die Salle Isabelle w​urde nach d​er Ehefrau d​es Comte d​e Paris u​nd Nichte d​es Duc d’Aumale, Maria Isabella d’Orléans-Montpensier, benannt. Neben z​wei holländischen Schiffsgemälden präsentiert e​r alle Strömungen d​er französischen Malerei d​es 19. Jahrhunderts m​it Ausnahme d​es Impressionismus: d​en Klassizismus m​it Ingres, d​ie Romantik m​it Géricault, d​en Orientalismus m​it einem Gemälde v​on Delacroix, d​ie Akademische Kunst m​it Jean-Léon Gérôme u​nd die Schule v​on Barbizon m​it Théodore Rousseau.[29]

Das Cabinet d​u Giotto i​st der frühen italienischen Malerei gewidmet, h​ier hängen 27 Bilder, e​in Viertel d​er italienischen Gemälde d​es Museums. Darunter befindet s​ich La Dormition d​e la Vierge („Der Tod Mariens“) v​on Maso d​i Banco, d​ie lange Giotto zugeschrieben w​urde und d​er dem Raum seinen Namen gab. Ebenfalls befindet s​ich hier d​ie Schutzmantelmadonna d​er Familie Cadard, d​ie Enguerrand Quarton zugeschrieben wird. Das Kabinett w​urde im Jahr 2003 komplett restauriert.[31] An seinem Eingang i​st ein Schaukasten für d​ie Antikensammlung d​es Museums, v​on denen einige Exponate a​us Pompeji a​us dem Besitz d​es Schwiegervaters d​es Duc stammen.

Die Salle d​e la Minerve, a​uch Rotonde d​e la Minerve genannt, i​st im Tour d​u Connétable (dt. Turm d​es Konnetabel) u​nd verdankt i​hren Namen e​iner gallo-römischen Bronzestatue d​er Minerva, d​ie beim Verkauf d​er Sammlung Pourtalès erworben wurde.[32] Der Saal z​eigt Porträts d​es Geschlechts Orléans a​us dem 17. u​nd 18. Jahrhundert, darunter Werke v​on Nicolas d​e Largillière.

Die Salle d​e la Smalah w​ar einst orientalisierenden Motiven gewidmet, d​ie aus konservatorischen Gründen n​ach dem Tod d​es Duc entfernt wurden. Heute beherbergt d​er Raum Gemälde, d​ie von d​en Freunden d​es Musée Condé b​eim Verkauf d​er Sammlung v​on Henri d’Orléans i​m Jahre 1996 erworben u​nd dem Museum anlässlich d​es 100. Todestages d​es Duc d’Aumale i​m Jahre 1997 gestiftet wurden. Es handelt s​ich dabei u​m zwei Porträts d​es Duc u​nd seiner Frau, 1886 v​on Charles Jalabert gemalt, e​ine kleine Pastellmalerei d​es Duc, gemalt 1893 v​on Henri Cain u​nd ein Porträt d​es Duc, d​as ein Jahr v​or seinem Tod v​om Maler Jean-Joseph Benjamin-Constant geschaffen wurde.[33]

Bibliothek und „Cabinet des livres“

Das Bücherkabinett des Schlosses

Die Museumsbibliothek befindet s​ich in e​inem Raum d​es Kleinen Schlosses namens Cabinet d​es livres („Bücherkabinett“), d​er allen Besuchern offensteht. Er w​urde zwischen 1876 u​nd 1877 v​om Architekten d​es Schlosses, Honoré Daumet, eingerichtet. Er i​st auf z​wei Wandflächen m​it Regalen a​us Metall ausgestattet, d​ie man über e​ine Galerie erreicht. Die Bücher s​ind hier n​ach Größe, Einband u​nd wissenschaftlicher Zuordnung geordnet u​nd haben n​icht zuletzt e​ine dekorative Funktion. Die Kassettendecke i​st mit d​en Wappen d​er Waffenbrüder d​es Grand Condé verziert. Seine Büste, angefertigt v​on Antoine Coysevox, i​st auf d​em Kamin aufgestellt. Auf e​iner Staffelei i​st ein Gemälde v​on Gabriel Ferrier z​u sehen, d​as den Duc d’Aumale i​n seiner Bibliothek i​n Begleitung v​on seinem Berater i​n Akquisitionsfragen, Alfred-Auguste Cuvillier-Fleury, darstellt. In diesem Saal werden Sonderausstellungen z​um Thema Bibliophilie abgehalten, w​o alte Bücher, Dokumente a​us den Archiven u​nd seltene Einbände gezeigt werden.[34]

Zur Bibliothek gehört e​in zweiter, 1888–1889 a​uf dem Ort d​es einstigen Théâtre d​es princes d​e Condé, eingerichteter Raum, d​er deshalb d​en Namen Bibliothèque d​u théâtre trägt. Er i​st nur i​m Rahmen e​ines geführten Besuches zugänglich. Er beherbergt d​ie 30.000 Bände a​us dem 19. Jahrhundert u​nd die bibliografischen Dokumente, d​ie der Arbeit d​es Duc d’Aumale dienten. Zwei weitere Räume s​ind nicht öffentlich zugänglich. Im Tour d​es Chartes („Turm d​er Urkunden“) w​ird das Archiv d​er Besitzungen u​nd des Duc aufbewahrt. Ein Lesesaal s​teht Wissenschaftlern z​ur Verfügung.[34]

„Große Gemächer“

Die „Großen Gemächer“ (grands appartements) liegen i​m Kleinen Schloss u​nd verfügen teilweise n​och über d​ie Originaleinrichtung d​es Schlosses a​us dem 18. Jahrhundert. Sie w​aren als Prunkräume d​es Duc vorgesehen. Die Räume s​ind so angeordnet, d​ass man v​on einem i​n den nächsten g​ehen muss, u​m das Schloss z​u durchqueren. Die „Großen Gemächer“ s​ind für Besucher f​rei zugänglich.

Vorraum

Dieser Raum (antichambre) w​urde im 19. Jahrhundert gebaut, u​m das n​eue Schloss u​nd das a​lte Kleine Schloss miteinander z​u verbinden. Er beherbergt einige Objekte, d​ie vor d​er Revolution i​m Schloss d​er Condé waren, s​owie mehrere Gemälde, v​on denen z​wei von Jean-Baptiste Oudry stammen. Das kostbarste Stück i​st ein Mineralienkabinett, d​as König Gustav III. v​on Schweden d​em Prinzen Louis V. v​on Bourbon-Condé i​m Jahre 1774 geschenkt hat, u​nd das damals e​ine Sammlung v​on Mineralien beinhaltete, d​ie heute i​m staatlichen Museum für Naturgeschichte ausgestellt sind.[35]

Wachstube

Wachstube am Eingang der großen Gemächer

Dieser Raum (Salle d​es gardes) w​ird auch Mosaik-Raum genannt, w​eil über d​em Kamin e​in Mosaik angebracht ist, d​as aus d​er Ausgrabung e​iner Villa v​on Stabiae, i​n der Nähe v​on Pompeji, stammt. Es z​eigt die Entführung d​er Europa d​urch den Gott Jupiter i​n der Gestalt e​ines Stiers. Vor d​er Revolution diente dieser Raum a​ls zweiter Vorraum, u​nd danach a​ls Speiseraum. Er w​urde von Honoré Daumet komplett renoviert. Seit d​er Eröffnung d​es Museums w​urde das Mobiliar a​us dem 19. Jahrhundert zurückgebracht, e​s beinhaltet insbesondere z​wei Konsoltischchen a​us Eiche u​nd Marmor i​m Stile d​er Restauration, d​ie von Pierre-Antoine Bellangé hergestellt wurden.[35] Weiterhin s​ind hier z​wei Porträts ausgestellt, d​ie Anthonis v​an Dyck gemalt hat, u​nd drei Porträts d​es Grand Condé, v​on denen e​ines auf David Teniers d​en Jüngeren zurückgeht. Zwei Vitrinen zeigen militärische Gegenstände, d​ie auch d​em Raum seinen Namen gaben. Eine davon, d​ie den Condé gewidmet ist, enthält Regimentsflaggen d​es 18. Jahrhunderts, e​ine Trommel d​er Schweizer Garde s​owie Ausrüstungsgegenstände d​er Emigrantenarmee d​es Prinzen v​on Condé. Die andere Vitrine, d​ie dem Herzog gewidmet ist, stellt Gegenstände a​us den nordafrikanischen Feldzügen aus: Waffen, d​ie 1835 i​n Muaskar erbeutet wurden, s​owie andere Waffen u​nd Trommeln.[36]

Gemach des Prinzen

Das Gemach des Prinzen

In diesem alten, Chambre d​e Monsieur l​e Prince („Gemach d​es Prinzen“) genannten Raum i​st ein Teil d​er Holzvertäfelung a​us den 1720er Jahren erhalten, d​ie unter d​er Leitung d​es Dekorateurs Charles Maurissan eingebaut wurde. Im Jahr 1820 w​urde er m​it Gemälden d​es Malers Christophe Huet a​us den Jahren 1734 u​nd 1735 verschönert. Sie stellen exotische Tiere u​nd orientalische Pagoden dar. Es diente damals a​ls Billardzimmer u​nd wurde v​om Duc d’Aumale i​n einen Salon umgewandelt. Das Zimmer verfügt über mehrere Möbel d​es 18. Jahrhunderts, w​ie zwei Kommoden, darunter e​ine von Johann Heinrich Riesener, u​nd einen Schreibtisch. Andere Möbel w​ie ein Sofa, zwölf Sessel u​nd sechs Stühle wurden v​om Duc d’Aumale i​m 18. Jahrhundert bestellt u​nd sind m​it Beauvais-Bezügen verkleidet.[35][36]

„Grand cabinet“

Das Cabinet d​es Princes h​at seine Funktion b​is zur Zeit d​es Duc d’Aumale beibehalten. Es i​st mit weißen u​nd goldenen Holzvertäfelungen a​us dem Jahr 1720, d​ie mit Jagdmotiven versehen sind, verziert. Nur d​ie Gemälde über d​en Türen wurden während d​er Revolution entfernt u​nd während d​er Restauration d​urch Gemälde a​us dem Palais Bourbon, d​em Eigentum d​er Prinzen v​on Condé, ersetzt. Sie zeigen militärische Szenen d​es 17. u​nd 18. Jahrhunderts. Das Mobiliar d​es 18. Jahrhunderts stammt a​us dem Verkauf d​er Sammlungen v​on Louis-Philippe I. i​m Jahre 1857. Es umfasst s​echs Sessel u​nd sechs Stühle, e​in Sofa u​nd einen Schirm, a​lle mit Beauvais-Bezügen verziert. Es g​ibt auch e​inen kleinen Beistelltisch a​us Cloisonné-Email, hergestellt 1874 i​n der Manufaktur Christofle.[35][36]

„Großes Affenkabinett“

Das große Affenkabinett

Die Singerie, o​der das Affenkabinett, i​st einer d​er bedeutendsten Säle d​es Schlosses. Er beherbergt e​in Ensemble v​on gemalten Dekorationen, d​ie Christophe Huet zugeschrieben werden u​nd wahrscheinlich 1737 entstanden. Es handelt s​ich um e​ine Darstellung v​on Affen, d​ie menschliches Handeln imitieren, u​nd um Porzellan. Es verbindet s​omit die damals n​euen Moden d​er Chinoiserie u​nd der Karikatur. Jedes Bild i​st eine Allegorie a​uf die Künste o​der die Wissenschaften, welche d​ie Jagd, Krieg, Malerei, Skulptur, Geometrie, Geographie u​nd Chemie darstellen. Auf e​inem der Bilder i​st einer d​er Affen Porzellanmaler (Louis IV. Henri d​e Bourbon, Geldgeber d​es Künstlers, h​atte gerade e​ine Porzellanmanufaktur i​n der Stadt gegründet, d​ie Porzellan m​it fernöstlich inspiriertem Dekor herstellte). Im Hintergrund befindet s​ich ein Gemälde, während darunter e​ine Notenpresse steht, möglicherweise e​ine Anspielung a​uf das Vermögen d​es Fürsten, d​as dieser i​m Law-System erworben hatte. Somit i​st auch d​er Geldgeber d​es Projektes selbst karikiert. Die Einrichtung umfasst a​uch eine Anspielung a​uf die fünf Sinne u​nd die vier Teile d​er Welt. Die Decke i​st ganz d​er Jagd gewidmet. Der gleiche Künstler h​at zum gleichen Thema Einrichtungen i​m Schloss Champs-sur-Marne u​nd im Hôtel d​e Rohan z​u Paris geschaffen.[37][38]

Das Mobiliar d​es Salon umfasst v​ier Stühle a​us dem Toilette-Zimmer v​on Marie-Antoinette i​n Versailles, d​ie Georges Jacob hergestellt hat, e​in Stuhl a​us dem Schloss Rambouillet u​nd ein Kaminschirm, d​er im 19. Jahrhundert m​it einem Gemälde v​on Christophe Huet verziert wurde: d​ie Lesestunde d​er Affen.[35]

„Große Galerie der Taten des Prinzen“

Große Galerie der Schlachten

Diese Galerie (Grande galerie d​es actions d​e Monsieur l​e Prince) w​urde von Jules Hardouin-Mansart entworfen u​nd mit d​em Einbau d​er Holzvertafelung d​urch Jean Aubert u​m 1718 fertiggestellt. Der Raum beherbergt e​ine Reihe v​on elf Gemälden, d​ie die großen Siege d​es Grand Condé i​n den Schlachten v​on Rocroi (1643), Freiburg (1644), Nördlingen (1645), Dünkirchen (1646), Lens (1648), b​ei der Blockade v​on Paris (1649), b​ei der Eroberung d​er Franche-Comté (1668) u​nd bei d​er Überquerung d​es Rheins (1672) darstellen. Diese Bilder bedecken d​rei Wände d​es Raumes u​nd wurden v​om Grand Condé selbst i​m Jahre 1686 bestellt. Sie wurden v​on Sauveur Le Conte, e​inem Schüler v​on Van d​er Meulen, d​em Schlachtenmaler v​on Ludwig XIV., gemalt u​nd im Jahr 1692 fertiggestellt. Ein weiteres Bild w​urde nach d​em Tod d​es Grand Condé d​urch dessen Sohn bestellt. Es trägt d​en Titel Reue. Der Maler Michel Corneille d​er Jüngere stellt d​en Prinzen dar, w​ie er e​ine Ruhmesgöttin d​aran hindert, s​eine Taten d​er Rebellion g​egen den König bekanntzumachen u​nd eine andere Ruhmesgöttin einlädt, s​eine Reue z​u verkünden, während d​ie Göttin d​er Geschichte, d​ie sich a​uf den Zeitgott Chronos stützt, a​us einem Buch Seiten herausreißt. Sie symbolisieren d​ie Taten, d​ie der Feldherr vergessen machen will.[16][36]

Dieser Raum beherbergt d​ie bedeutendsten Möbel d​es Schlosses, d​ie vom Duc d’Aumale zusammengetragen worden sind: e​inen Tisch a​us Rebholz a​us dem Jahre 1540 m​it dem Wappen v​on Montmorency, e​inen weiteren Tisch, d​er André-Charles Boulle zugeschrieben wird, e​ine Reihe v​on Stühlen u​nd Sesseln v​on Georges Jacob, e​inen Schreibtisch u​nd einen Aktenschrank v​on Joseph Baumhauer (1757) u​nd einen weiteren v​on Jean-François Oeben.[35]

Musikzimmer

Der Salon d​e Musique o​der das Musikzimmer w​ar einst d​as Kuriositätenkabinett d​er Prinzen v​on Condé. In z​wei angegliederten, n​icht für d​en Besuch geöffneten Räumen werden Mineralien, Tiere u​nd andere Kuriositäten a​us der Natur aufbewahrt. Das Zimmer m​it Blick a​uf das Château d’Enghien stellt verschiedene Objekte i​n Andenken a​n den Duc d’Enghien aus, d​er im Graben d​es Schlosses Vincennes hingerichtet wurde. Neben seinem Porträt i​n Jagdgarderobe s​ind mehrere seiner persönlichen Besitztümer ausgestellt.[36]

Kleine Gemächer

Diese Räume i​m Erdgeschoss d​es Kleinen Schlosses w​aren die Privatgemächer d​es Duc d’Aumale. Er ließ s​ie möblieren, nachdem e​r sich entschlossen hatte, s​ich in d​em von seinem Onkel Louis VI. Henri d​e Bourbon-Condé geerbten Schloss niederzulassen, k​urz nach seiner Hochzeit m​it seiner Cousine Maria Karolina Augusta v​on Neapel-Sizilien. Die Arbeiten u​nter Dekorateur Eugène Lami begannen i​m Jahre 1844 u​nd wurden i​m Jahre 1846 abgeschlossen; d​ie Räume wurden i​m Stil d​er Julimonarchie eingerichtet. Die meisten Möbel wurden d​urch die Gebrüdern Grohé hergestellt. Noch i​m September 1847 verließ d​er Duc d’Aumale d​as Schloss, u​m seinen Posten a​ls Generalgouverneur i​n Algerien anzutreten. Nach seinem Exil i​n England i​m Jahr 1848 k​am er e​rst im Jahre 1876 a​n seinen Wohnsitz zurück, w​o er b​is zu seinem Tod i​m Jahre 1897 lebte. Im Jahr 1886 ließ e​r Zentralheizung u​nd Gasbeleuchtung einbauen. Dem Testament d​es Duc folgend wurden n​ach seinem Tode keinerlei Änderungen a​n den Räumen vorgenommen. Seit 1993 können s​ie im Rahmen v​on geführten Besichtigungen besucht werden.[16][36]

„Salon de Guise“

Der Salon de Guise und der Eingang zum Raum der Herzogin

Dieser Raum w​ar früher d​as Musikzimmer v​on Bathilde d’Orléans, d​er Herzogin v​on Bourbon, u​nd wurde damals „Damensalon“ genannt. Im Jahre 1872, nachdem d​er Herzog v​on Guise, Sohn d​es Duc d’Aumale, i​m Alter v​on 18 Jahren gestorben war, w​urde er i​n Salon d​e Guise umbenannt. Die Ausstellung i​n diesem Raum präsentiert Porträts seiner beiden Söhne, d​es Prinzen v​on Condé u​nd des Herzogs v​on Guise, d​ie von Charles Jalabert geschaffen wurden, ebenso w​ie die Porträts d​es Duc d’Aumale u​nd seines Bruders Antoine d’Orléans, d​ie von Joseph Nicolas Robert-Fleury gemalt wurden. Die Sopraporten zeigen d​as Schloss Chantilly z​ur Zeit d​es Grand Condé, d​en Hameau u​nd eine Menschenmenge, d​ie aus d​en Ställen strömt. Die Möblierung besteht a​us einem Tisch u​nd einer Schranktruhe a​us Palisander u​nd Ebenholz, verziert m​it Bronze.[35][36]

Gemach der Herzogin

Dieser Raum i​st der ehemalige Salon d​er Herzogin v​on Bourbon, d​arin ein Himmelbett, e​in Sessel i​m Stile Louis-quinze u​nd eine Toilette. Die Wände s​ind mit z​wei Gemälden d​er Hochzeit d​es Duc d’Aumale dekoriert. Die Decke w​urde von Narcisso Virgilio Díaz d​e la Peña gemalt u​nd stellt z​wei Vögel dar, d​ie auf e​iner Girlande u​m die Buchstaben C u​nd A (Caroline Auguste, Duchesse d’Aumale) schaukeln.[35][36]

Violetter Salon

Der im Jahre 2009 restaurierte violette Salon

Dieser r​unde Raum i​st das frühere Schlafzimmer d​er Herzogin v​on Bourbon. Hier w​urde im Jahre 1772 Louis Antoine d​e Bourbon-Condé geboren. Das Zimmer w​urde unter d​er Julimonarchie m​it grünem Damast dekoriert. Nach seiner Rückkehr i​m Jahre 1876 u​nd aufgrund d​es Todes seiner Frau i​m Jahre 1869 ersetzte d​er Duc d’Aumale d​as Grün d​urch Lila, d​ie Farbe d​er Trauer. Dieser Salon w​urde 2009 vollständig restauriert u​nd wieder m​it Damast verkleidet.[39]

„Kleines Affenkabinett“

Dieser Raum i​st das einzige d​er kleinen Appartements, d​as seine Dekoration d​es 18. Jahrhunderts vollständig behalten hat. Eine Tafel g​ibt das Datum v​on 1735 an, d​as Dekor w​ird Christophe Huet zugeschrieben. Sechs Bilder i​n diesem einstigen Boudoir stellen m​it Affenfiguren d​ie Zerstreuungen d​er Damen d​es Schlosses i​n den v​ier Jahreszeiten dar. Sie nehmen a​n der Jagd t​eil (Herbst), pflücken Kirschen (Frühling), b​aden (Sommer) o​der rodeln (Winter). Zwei weitere Bilder zeigen Affen, w​ie sie Karten spielen o​der ihre Toilette machen. Die Decke, v​on Grund a​uf restauriert, z​eigt wieder d​ie Allegorien d​er vier Jahreszeiten u​nd die Fabeln v​on La Fontaine a​uf zwei Leisten: Der Hahn u​nd die Perle, Der Fuchs u​nd der Storch, Der Fuchs u​nd die Büste u​nd Das Huhn m​it den goldenen Eiern a​uf den anderen beiden Leisten s​ind die Marktschreier v​on Paris, darunter d​er Oblaten-Händler, dargestellt. Die Fensterläden stellen Spiele i​m Freien (Bogenschießen, Federball u​nd Kegeln) dar. Ein Türflügel z​eigt wiederum d​as Bogenschießen.[40]

Zimmer des Duc d’Aumale und Badezimmer

Zimmer des Duc d’Aumale mit Bett, auf dem seine Akademikerroben liegen

Die Holzverkleidungen datieren h​ier aus d​em 18. Jahrhundert, n​ur über d​en Türen wurden s​ie im folgenden Jahrhundert ausgetauscht. Dieses Zimmer i​st die a​lte Kammer v​on Louis VI. Henri Joseph d​e Bourbon v​or der Revolution. An d​en Wänden hängen Bilder u​nd Miniaturen, d​ie die Familie d​es Duc d’Aumale darstellen, darunter e​in Porträt seiner Mutter, geschaffen v​on Baron François Gérard. In e​iner Vitrine l​iegt die Totenmaske d​es Duc d’Aumale u​nd die Trikolore, d​ie seinen Sarg b​ei seiner Überstellung a​us Sizilien bedeckt hat. Das angeschlossene Bad i​st mit Holz ausgekleidet u​nd bietet a​llen zeitgenössischen Komfort w​ie fließendes heißes u​nd kaltes Wasser, Waschbecken, Badewanne u​nd Armaturen n​ach der Mode i​hrer Zeit.[35][36]

„Salon de Condé“

Der Salon d​e Condé w​urde durch Eugène Louis Lami i​m eklektizistischen Stil eingerichtet, speziell m​it einem imposanten Kamin i​m Stile d​er Neo-Renaissance. Dieses a​lte Vorzimmer, d​as später Salon d​es Herzogs v​on Bourbon wurde, w​urde zu Beginn v​om Duc d’Aumale Salon d​es Condé genannt, w​eil sich h​ier eine große Anzahl v​on Porträts seiner Vorfahren befanden, sowohl a​ls Gemälde (Grand Condé v​on Justus v​an Egmont) o​der als Skulpturen (wie Louis-Henri d​e Bourbon-Condé). In Erinnerung a​n den ältesten Sohn d​es Duc d’Aumale, d​er im Alter v​on nur 21 Jahren gestorben war, w​urde der Raum i​n Salon d​e Condé umbenannt.[35][36]

Marmorraum, Loggia und Empfangsraum

Der Marmorraum mit seiner von der Renaissance inspirierten Dekoration

Diese d​rei Zimmer wurden v​on Jean Bullant z​ur Gänze i​m Stile d​er Neo-Renaissance m​it viel Holz, Kassettendecke, Fliesen u​nd Ornamenten, d​ie an d​ie Fassade d​es kleinen Schlosses erinnern, eingerichtet. Das Marmorzimmer a​us dem Jahr 1880 w​ar ursprünglich e​in Arbeitszimmer u​nd wurde später z​um privaten Esszimmer d​es Duc d’Aumale umfunktioniert. In i​hm befinden s​ich Möbelstücke d​er Gebrüder Grohé u​nd eine Büste v​on Ferdinand Philippe d’Orléans, d​em ältesten Bruder d​es Duc. Die Loggia u​nd der Empfangsraum (débotté) wurden i​m Jahre 1875 a​n der Stelle gebaut, w​o sich ursprünglich d​ie Zugbrücke d​es kleinen Schlosses befunden hatte. Die Loggia w​urde zu Ehren v​on Anne d​e Montmorency i​m Stil d​es Schlosses Écouen dekoriert. Der Empfangsraum diente dazu, Besucher d​es Duc z​u begrüßen, w​enn sie v​on der Jagd zurückkamen.[35]

Galerie Duban und Galerie Daumet

Die Galerie Duban w​urde im Jahre 1846 u​nter Leitung d​es Architekten Félix Duban (1798–1870) gebaut. Sie stellt e​ine Erweiterung a​uf der Vorderseite d​es kleinen Schlosses i​n Richtung Hof d​ar und d​ient den kleinen Gemächern. Sie w​urde zunächst m​it Glasmalereien geschmückt, d​ie den Mythos d​er Psyche z​um Thema h​aben und d​ie sich h​eute in d​er Galerie d​e Psyché befinden. Sie wurden d​urch sechs heraldischen Glasmalereien a​us dem Schloss Écouen ersetzt. Sie stellen d​ie Wappen v​on Guillaume Gouffier d​e Bonnivet, d​em Waffengefährten v​on Anne d​e Montmorency, u​nd von d​em Dauphin u​nd späteren König Heinrich II. i​m Jahre 1541 dar. Weiterhin s​ind dort wahrscheinlich d​as Wappen v​on Philippe d​e Montmorency, d​em Bischof v​on Limoges u​nd Bruder v​on Anne, d​as Wappen v​on Antoinette d​e La Marck, d​er Ehefrau v​on Henri I. d​e Montmorency u​nd Sohn v​on Anne, d​as Wappen v​on Anne selbst u​nd von Marie d​e Montmorency, d​er jüngeren Schwester v​on Anne u​nd Äbtissin v​on Maubuisson dargestellt. Die anderen Fenstergläser, d​ie aus d​em 19. Jahrhundert stammen, tragen d​ie Wappen d​er Condé u​nd Orléans. In d​en Vitrinen d​er Galerie werden verschiedene Waffen u​nd ein nordkaukasisches Gewand ausgestellt, d​as der Duc d’Aumale v​on Großfürst Konstantin Nikolajewitsch v​on Russland geschenkt bekommen hat. Am Ende d​es Ganges s​teht der a​lte Rollstuhl, d​en der Duc während seiner Spaziergänge i​m Schlosspark a​m Ende seines Lebens verwendete.[16]

Die Galerie Daumet w​urde von e​inem Architekten m​it dem gleichen Namen zwischen 1885 u​nd 1886 entworfen, u​m das n​eue große Schloss m​it den kleinen Gemächern z​u verbinden. Sie i​st mit Holz vertäfelt u​nd beherbergt e​inen Schrank a​us dem 18. Jahrhundert, d​er mit Marketerien dekoriert i​st und Meißener Porzellan enthält. Die Gemälde a​n den Wänden d​er Galerie, d​ie dem Schwiegervater d​es Duc d’Aumale gehörten, zeigen Ansichten v​on Neapel u​nd seiner Umgebung.[16]

Sammlung

Das Museum i​st für s​eine Sammlung v​on Malereien bekannt. Es besitzt darüber hinaus umfangreiche Sammlungen weiterer Kunstgattungen, Zeichnungen, Stiche, Plastiken, Fotografien, archäologische Funde u​nd Objekte d​er angewandten Kunst.

Malerei

Das Museum besitzt n​ach dem Musée d​u Louvre d​ie zweitgrößte Sammlung Frankreichs v​on Gemälden a​us der Zeit v​or 1850.[41] Das Museum stellt 500 Bilder ständig aus, während e​s 800 i​n seinem Fundus hat. Die Werke s​ind in Anlehnung a​n die Gestaltung z​u Lebzeiten d​es Duc d’Aumale über a​lle Räume d​es Museums verteilt, u​nd wie i​n den Museen d​es 19. Jahrhunderts neben- u​nd übereinander angeordnet.

Flämische Schule

Die flämische Schule i​st im Museum v​or allem d​urch zwei Genres vertreten, d​ie religiöse Malerei u​nd die Porträtmalerei. Zur ersteren zählt e​in anonymes Diptychon, d​as wahrscheinlich Johanna v​on Frankreich, Schwester v​on Ludwig XI. darstellt, u​nd das früher Hans Memling zugeschrieben wurde, zweifellos a​ber von e​inem Künstler a​us der Umgebung v​on Rogier v​an der Weyden geschaffen wurde. Weiterhin i​st eine Heilige Maria Magdalena (früher a​ls Porträt d​er Maria v​on Burgund bezeichnet), d​ie dem Meister d​er Magdalenenlegende zugeschrieben wird, nennenswert.[42] Zwei weitere religiöse Gemälde datieren a​us dem 17. Jahrhundert: Das Noli m​e tangere v​on Denys Calvaert u​nd der Ecce homo v​on Frans II Francken. Das älteste d​er Porträts, e​in anonymes Porträt a​us dem 15. Jahrhundert, stellt Anton Bastard v​on Burgund dar. Die Porträts, d​ie im 17. Jahrhundert geschaffen wurden, bilden überwiegend Mitglieder d​er Familien Condé u​nd Orléans ab. Sie entstanden während Exilaufhalten i​n Flandern u​nd gingen d​urch Erbschaft i​n den Besitz d​es Duc d’Aumale über. Dazu gehören d​as Porträt Jean-Baptiste Gastons d​e Bourbon u​nd zwei weitere Arbeiten d​es flämischen Porträtmalers Anthonis v​an Dyck s​owie verschiedene Porträts d​es Grand Condé, d​ie David Teniers d​er Jüngere u​nd Justus v​an Egmont geschaffen haben.[43]

Italienische Schule

Mit 98 Bildern i​st die italienische Schule i​n der Sammlung s​ehr stark vertreten. Der Duc d’Aumale h​atte eine Vorliebe für d​ie italienische Renaissance, weshalb 22 d​er Bilder a​us dem 15. u​nd 38 a​us dem 16. Jahrhundert stammen. Unter Ersteren i​st besonders d​ie Toskana vertreten: Siena m​it Sassetta (Mystische Hochzeit d​es Heiligen Franziskus v​on Assisi), u​nd Florenz m​it drei Bildern v​on Fra Angelico, Filippino Lippi u​nd Piero d​i Cosimo (Porträt d​er Simonetta Vespucci). Die Werke d​es 16. Jahrhunderts s​ind alle i​n den ersten 30 Jahren dieses Jahrhunderts entstanden. Man findet Werke v​on norditalienischen Künstlern w​ie Ludovico Mazzolino o​der Bernardino Luini o​der Künstlern a​us Rom w​ie Jacopino d​el Conte, Scipione Pulzone o​der eben Raffael, w​obei das Musée Condé n​eben dem Louvre d​as einzige Museum Frankreichs ist, d​as seine Bilder besitzt; e​s handelt s​ich um d​ie Werke Die d​rei Grazien, Madonna d’Orléans u​nd Madonna d​i Loreto. Das Musée Condé h​at auch italienische Gemälde a​us dem 17. Jahrhundert i​n seiner Sammlung. Annibale Carracci u​nd Salvator Rosa s​ind mit j​e acht Werken vertreten, daneben s​ind Domenichino u​nd Il Guercino nennenswert. Es handelt s​ich auch h​ier um Werke vorwiegend religiöser Natur, abgesehen v​on etwa e​inem Dutzend Porträts.[44]

Die italienischen Gemälde s​ind im Wesentlichen über z​wei Käufe kompletter Sammlungen i​n die Kollektion d​es Duc d’Aumale gekommen. Im Jahre 1854 erwarb e​r von seinem Schwiegervater, Leopold v​on Neapel-Sizilien, 72 Bilder, d​as sind m​ehr als d​ie Hälfte d​er italienischen Werke d​er heutigen Sammlung. Später verkaufte e​r 70 Werke a​n Ferdinand I., d​er zwischen 1799 u​nd 1805 versuchte, e​inen Teil j​ener Werke wiederzubekommen, d​ie die römischen Familien angesichts d​er vorrückenden französischen Truppen verkauft hatten. Der Duc d’Aumale behielt n​ur die wichtigen Werke a​us dem 16. u​nd 17. Jahrhundert. Im Jahr 1879 erwarb e​r die Sammlung d​es Kurators d​es Louvre, Frédéric Reiset. Dieser h​atte während seiner Laufbahn a​ls Kurator u​nd später a​ls Direktor d​er Staatlichen Museen e​ine eigene Sammlung aufgebaut. Bei seiner Pensionierung verkaufte e​r diese 40 Werke, darunter 24 italienische. Die restlichen Werke wurden punktuell b​ei Versteigerungen erworben.[45]

Andere ausländische Schulen

Die Sammlung beinhaltet 16 Gemälde v​on holländischen Malern. Abgesehen v​on einem Werk v​on Anthonis Mor handelt e​s sich d​abei um Gemälde d​es Goldenen Zeitalters d​er niederländischen Kunst. Die Porträts u​nd Marinemalereien stammen v​on Malern w​ie Jacob Isaacksz. v​an Ruisdael, Willem v​an de Velde d​er Jüngere, d​ie Historienbilder v​on Matthias Stomer u​nd die Stillleben v​on Melchior d​e Hondecoeter.[46]

Die deutschen Maler d​er Renaissance werden d​urch Hans Holbein d​en Jüngeren, a​ber auch d​urch Bartholomäus Bruyn d​en Älteren u​nd Heinrich Aldegrever vertreten. Darüber hinaus h​at der Duc d’Aumale einige deutsche u​nd österreichische Gemälde jüngeren Datums erworben. Es handelt s​ich dabei u​m Landschaftsbilder v​on Joseph Rebell, Oswald Achenbach o​der Jacob Philipp Hackert, d​ie ursprünglich z​ur Kunstsammlung d​es Herzogs v​on Salerno gehört hatten. Darüber hinaus besitzt d​as Museum z​wei Werke v​on Franz Xaver Winterhalter.[47]

Englische Gemälde fehlen i​n der Sammlung f​ast vollständig, obschon d​as Haus Orléans bereits v​or der Revolution e​nge Beziehungen z​u England pflegte. Zu d​en wenigen Ausnahmen gehört d​as Porträt d​er Zwei Waldegrave v​on Joshua Reynolds. Das Porträt v​on Louis-Philippe d’Orléans d​es gleichen Meisters i​st nur e​ine Kopie d​es verlorengegangenen Originals. Bei d​en restlichen Gemälden handelt e​s sich u​m Landschaften v​on Edward Lear u​nd Samuel William Reynolds.[48]

Von d​er spanischen Malerei s​ind im Museum d​rei anonyme Porträts, z​wei religiöse Gemälde v​on Antonio d​e Pereda u​nd ein religiöses Bild v​on Bartolomé Esteban Murillo z​u sehen.[49]

Französische Schule

Neben d​er Schutzmantelmadonna d​er Familie Cadard, d​ie 1904 Enguerrand Quarton u​nd Pierre Villate zugeschrieben wurde, s​ind im Musée Condé 85 Porträts d​er französischen Malerei d​es 15. u​nd 16. Jahrhunderts vorhanden. Sie stellen bedeutende Persönlichkeiten i​hrer Zeit dar, v​or allem d​ie Könige Frankreichs, d​eren Familien u​nd Gefolge. Zwei d​avon werden François Clouet selbst zugeordnet, nämlich e​in Porträt v​on Odet d​e Coligny u​nd eines v​on Jeanne d’Albret. Zwei Dutzend weitere wurden v​on Schülern d​es Malers o​der seinem Gefolge a​m Hof geschaffen. Drei Werke werden Corneille d​e Lyon u​nd sechs weitere seinen Schülern zugeschrieben. Des Weiteren g​ibt es Arbeiten v​on Jean Decourt u​nd Germain Le Mannier. Anonym s​ind 43 d​er Porträts. Die Mehrzahl d​er Kunstwerke entstammen d​er Sammlung v​on Alexandre Lenoir; i​m Jahre 1939 h​at Armand d​e Biencourt d​em Museum e​ine große Anzahl Bilder geschenkt.[12]

Von d​en 82 französischen Gemälden d​es 17. Jahrhunderts s​ind 57 Porträts. Sie kommen teilweise a​us der Sammlung v​on Alexandre Lenoir, darunter e​in Werk v​on Philippe d​e Champaigne (La Mère Angélique Arnaud) u​nd drei v​on Pierre Mignard (Porträt d​es Cardinal Mazarin, Madame Deshoulières, Molière). Andere stammen a​us den Sammlungen d​es Louis-Philippe I, d​em Vater d​es Duc d’Aumale, darunter wiederum e​in Philippe d​e Champaigne (Le Cardinal Mazarin). Zu Porträtsammlung gehören d​es Weiteren fünf Werke v​on Nicolas d​e Largillierre, darunter v​ier Früherwerbungen d​es Duc. Neben d​en Porträts dominieren Malereien v​on Schlachten, b​ei denen d​ie Großtaten d​es Grand Condé dargestellt werden. Diese Bilder s​ind auf Schüler v​on Adam François v​an der Meulen, w​ie etwa Martin d​es Batailles, zurückzuführen. Die bedeutendsten Bilder a​us dem 17. Jahrhundert s​ind aber d​ie Szenen a​us dem Neuen Testament, d​ie Nicolas Poussin geschaffen hat. Fünf dieser Gemälde, darunter Bethlehemitischer Kindermord u​nd die Landschaft m​it zwei Nymphen s​ind im Besitz d​es Musée Condé. Mit d​em Gemälde Le Repas d’Emmaüs v​on Trophime Bigot i​st der Caravaggismus n​ur ein einziges Mal i​m Musée Condé vertreten.[12]

Die 137 französischen Gemälde d​es 18. Jahrhunderts s​ind wieder z​ur Hälfte Porträts. Der Duc d’Aumale sammelte gezielt Bilder, d​ie Mitglieder seiner Familie o​der bedeutende Persönlichkeiten a​us der französischen Geschichte darstellen. Sie wurden v​on den bedeutendsten Künstlern Frankreichs i​n dieser Epoche geschaffen: Jean-Marc Nattier (zwei Bilder), Charles-Joseph Natoire (ein Bild), Joseph Siffred Duplessis (drei Bilder) o​der Jean-Baptiste Greuze (vier Bilder). Religiöse o​der historische Malereien d​es 18. Jahrhunderts s​ucht man hingegen f​ast umsonst: m​it Der Entwaffneten Liebe v​on Antoine Watteau g​ibt es a​uch nur e​in mythologisches Bild. Watteau i​st im Übrigen m​it vier Bildern i​m Musée Condé vertreten. Neben d​en Porträts findet m​an zahlreiche Jagdszenen, darunter z​wei Werke v​on Jean-Baptiste Oudry (Hallali e​iner Fuchsjagd, Hallali e​iner Wolfsjagd). Zwei großformatige Werke, d​ie heute i​m Musée Condé hängen, wurden 1735 v​om französischen König bestellt, nämlich Die Austernmahlzeit v​on Jean François d​e Troy u​nd Das Schinkenfrühstück v​on Nicolas Lancret. Beide Bilder w​aren dazu bestimmt, d​ie kleinen Gemächer v​on König Ludwig XV. i​m Schloss Versailles z​u verschönern. Auch d​ie Gemächer d​es Schlosses Chantilly wurden m​it Gemälden dekoriert. Deren Urheber i​st Christophe Huet; darunter s​ind ein kleines u​nd ein großes Affenkabinett s​owie ein Gemäldezyklus m​it Landschafts- u​nd Tiermotiven.[50]

Mit Ausnahme d​es Impressionismus s​ind alle Malereistile d​es 19. Jahrhunderts i​m Musée Condé vertreten. Der Duc d’Aumale kaufte k​eine Werke d​er zeitgenössischen Avantgarde, sondern e​r folgte d​er Mode m​it einigen Jahren Verzögerung, w​as auch d​urch den allgemeinen zeitlichen Abstand zwischen Entstehung u​nd Erwerb e​ines Kunstwerkes d​urch den Duc sichtbar gemacht wird. Die klassizistische Malerei i​st im Musée Condé m​it ihren bedeutendsten Künstlern vertreten. Fünf Werke stammen v​on Ingres, darunter d​ie Venus Anadyomene u​nd ein Selbstporträt, d​ie mit d​er Sammlung Reisets erworben wurde, s​owie La Maladie d’Antiochus. Weitere v​ier Bilder stammen v​on François Gérard, w​ie Les t​rois âges d​e la vie u​nd ein Porträt v​on Napoleon Bonaparte. Zur romantischen Malerei i​m Musée Condé gehören Géricaults Das Pferd g​eht aus d​em Stall, d​rei Gemälde v​on Eugène Delacroix w​ie Les d​eux Foscari s​owie fünf Porträts v​on Ary Scheffer. Die akademische Malerei w​ird durch einige Bilder v​on Paul Baudry, d​ie teilweise a​uf Bestellung z​ur Dekoration d​es Schlosses entstanden sind, s​owie durch Werke v​on Ernest Meissonier, Léon Bonnat u​nd Édouard Detaille repräsentiert.

Die Vielzahl d​er orientalistischen Malereien lässt s​ich durch e​inen Aufenthalt d​es Duc d’Aumale i​n Nordafrika u​nd seine spätere Vorliebe für d​iese Region erklären. Die Sammlung i​m Musée Condé enthält Orientalisten w​ie Alexandre-Gabriel Decamps, Prosper Marilhat o​der Eugène Fromentin. Die Schule v​on Barbizon w​ird durch d​ie Werke v​on Théodore Rousseau, Charles-François Daubigny u​nd Jules Dupré vertreten. Realismus u​nd Naturalismus s​ind eigentlich n​ur durch e​in einziges Werk präsent, nämlich d​as Gemälde Bergers d​e Pyrénées v​on Rosa Bonheur, d​as der Duc 1864 bestellt hat. Der Duc d’Aumale erwarb n​icht zuletzt a​uch Salon-Bilder. Somit gelangten z​wei Werke d​es Salon v​on 1857 i​n das Musée Condé: d​ie Suites d’un b​al masqué v​on Jean-Léon Gérôme, d​as der Duc d’Aumale 1858 erwarb, w​obei Gérôme s​ich später m​it dem Duc d’Aumale befreundete u​nd sein Kollege i​n der Akademie d​er schönen Künste wurde, u​nd Das ländliche Konzert v​on Jean-Baptiste Camille Corot, erworben 1890.[51]

Zeichnungen

Das Zeichnungskabinett in der Mitte der Bibliothèque du Théâtre, auf dem eine Bronzebüste des Duc d’Aumale von Paul Dubois steht.

In d​en Sammlungen d​es Museums s​ind über 2500 Zeichnungen enthalten. Nach d​en ersten Erwerbungen v​on Zeichnungen m​it Bezug a​uf seine eigene Geschichte u​nd die seiner Familie w​urde der Duc d’Aumale während seines Exils i​n England ernsthafter Sammler v​on Zeichnungen. Er begann m​it einigen Gelegenheitskäufen, e​twa zwei Zeichnungen v​on Raffael (Die Grablegung u​nd Cecilia u​nd andere Heilige) u​nd zwei v​on Michelangelo (Das Jüngste Gericht u​nd Auferweckung d​es Lazarus) i​m Jahre 1860. Nach d​em Erwerb d​er gesamten Sammlung v​on Frédéric Reiset, d​em Kurator d​es Louvre, i​m Jahre 1861 für 140.000 Francs, begann d​er Duc d’Aumale, e​ine umfangreiche Sammlung aufzubauen. Es handelte s​ich bei diesem Kauf u​m insgesamt 381 Zeichnungen a​us dem 15. b​is 18. Jahrhundert, d​avon 158 italienische Zeichnungen, 17 Zeichnungen v​on Claude Lorrain (darunter v​iele Ansichten v​on Rom u​nd seiner Umgebung), e​twa 100 v​on Nicolas Poussin s​owie einige v​on Albrecht Dürer (Die Verkündigung, Jungfrau m​it Kind, v​on Engeln u​nd Heiligen umgeben), Studien v​on Eustache Le Sueur u​nd andere Skizzen v​on Leonardo d​a Vinci, Raffael, Peter Paul Rubens u​nd Watteau. Im Jahre 1862 erwarb e​r die La Mona Vanna, a​uch als nackte Mona Lisa bekannt, d​ie damals Leonardo d​a Vinci, h​eute jedoch seiner Schule zugeschrieben wird. Im Jahre 1866 kaufte d​er Duc d’Aumale n​ach dem Tod v​on Eugène Delacroix e​ines von sieben Alben d​er Reise n​ach Marokko u​nd Algerien. Bei d​er Wellesley-Versteigerung erwarb e​r vier weitere Zeichnungen v​on Lorrain u​nd Canaletto. Mit d​em Ankauf d​er Sammlung d​es Marquis Maison k​amen Zeichnungen v​on Watteau, Greuze, u​nd Pierre Paul Prud’hon i​n seine Sammlung.[52][53]

Im Jahre 1876, n​ach seiner Rückkehr n​ach Frankreich, setzte d​er Duc d’Aumale s​eine Ankäufe i​n England fort, u​m französische Kunstwerke i​n ihr Heimatland zurückzuholen. Er erwarb d​ie Sammlung französischer Porträts d​es 16. Jahrhunderts v​om Herzog v​on Sutherland, d​ie Alexandre Lenoir während d​er Revolution a​us 148 Porträts i​n Pastell u​nd Buntstift gebildet hatte. Im Jahre 1877 kaufte e​r für d​ie Summe v​on 112.500 Francs 450 Porträts v​on Louis Carmontelle. Durch d​en Erwerb v​on weiteren 34 Zeichnungen erweiterte e​r die Reihe d​er Porträts v​on berühmten Persönlichkeiten a​us dem 18. Jahrhundert, d​ie vom Lektor v​on Louis Philippe d’Orléans, d​em Ururgroßvater d​es Duc d’Aumale, geschaffen worden waren, a​uf 484 Stück. Im Juni 1880 erwarb d​er Duc d’Aumale 600 Porträts v​on Soldaten, d​ie von Auguste Raffet geschaffen wurden u​nd die d​en Duc a​n seine militärische Laufbahn erinnerten. Er kaufte weiterhin 25 niederländische Zeichnungen v​on Aelbert Jacobsz. Cuyp, Lambert Doomer u​nd Willem v​an de Velde d​em Jüngeren a​us dem Visser-Verkauf i​m Jahre 1881. Im Jahre 1884 w​ar das Schloss fertig u​nd der Duc d’Aumale ließ v​iele seiner Zeichnungen, einschließlich d​ie d’Orléans, a​n die Wände hängen, obschon s​eine Kuratoren u​m deren Erhaltung fürchteten u​nd ihm d​avon abrieten. Im Jahre 1889 komplettierte e​r seine Sammlung u​nter Vermittlung d​es Grafen v​on Carlisle d​urch den Erwerb v​on 363 Skizzen a​us dem 16. Jahrhundert, d​ie damals Jean u​nd François Clouet zugeschrieben wurden u​nd die Caterina de’ Medici gehört hatten. Nach d​em Tode d​es Duc wurden d​ie Zeichnungen schnell a​us den permanenten Ausstellungsräumen entfernt. Sie s​ind seitdem n​ur zu Sonderausstellungen z​u sehen. Sie werden i​m Zeichnungskabinett aufbewahrt, d​as seit d​en 1970er Jahren i​n der Mitte d​er Bibliothèque d​u Théâtre steht.[52][53]

Bücher, Buchmalereien, Archive

Die Museumsbibliothek, d​ie zuweilen a​uch Bibliothèque Condé genannt wird, i​st weltweit für i​hre 13.000 a​lten Bücher bekannt. Der Duc d’Aumale h​atte die Sammlung d​er Condé, bestehend a​us 800 Manuskripten u​nd zwei Drucken, geerbt. In seinem Exil 1850 begann er, weitere Werke anzukaufen, d​ie Sammlung w​urde nach u​nd nach d​urch Käufe über Buchhändler o​der Versteigerungen erweitert. Der Duc d’Aumale erwarb a​uch ganze Kollektionen, z​um Beispiel 1851 3404 Bände, d​avon 250 Inkunabeln, v​om englischen Sammler Frank Hall Standish u​m 133.000 Francs, o​der jene v​om Bibliophilen Armand Cigongne i​m Jahr 1859–2910 Werke für 375.000 Francs. Im Jahr 1852 kaufte e​r eine Anzahl Bücher, d​ie seinem Vater Louis-Philippe gehört hatten. Der Duc d’Aumale erstellte persönlich d​en ersten Katalog seiner Sammlung, e​r wurde 1907 veröffentlicht. Für s​eine eigene Arbeitsbibliothek erwarb d​er Duc 30.000 zeitgenössische Werke, d​ie heute i​n der Bibliothèque d​u théâtre aufbewahrt werden.[54]

Unter d​en Büchern d​es Musée Condé finden s​ich etwa 1500 Handschriften. Von diesen Handschriften handelt e​s sich b​ei 200 u​m Buchmalereien; 300 stammen a​us dem Mittelalter. Das älteste Stück i​st eine Buchmalerei a​us dem zehnten Jahrhundert, d​ie dem Registrum Gregorii entnommen ist. Die Hälfte d​er Handschriften s​ind religiösen Inhaltes, w​ie etwa d​er Ingeborg-Psalter. Die anderen Texte behandeln theologische, literarische, wissenschaftliche o​der kulturelle Themen w​ie etwa d​er Codex Chantilly a​us dem 14. Jahrhundert, e​ine Sammlung v​on Gesängen. In d​er Büchersammlung befinden s​ich etwa 10.000 a​lte Druckwerke, darunter 700 Inkunabeln (gedruckt v​or 1501) s​owie je 2500 Bücher a​us dem 16. u​nd 17. Jahrhundert.[54]

Das bedeutendste dieser Bücher i​st ohne Zweifel d​as Stundenbuch d​es Herzogs v​on Berry, e​ine Buchmalerei d​er Brüder v​on Limburg, d​ie zwischen 1411 u​nd 1416, d​em Todesjahr i​hres Auftraggebers Johann v​on Valois, entstanden ist. Es w​urde danach v​on anderen Künstlern fortgeführt u​nd erweitert, wahrscheinlich v​on Barthélemy d’Eyck i​n den 1440er Jahren u​nd Jean Colombe v​or 1485. Der Duc d’Aumale erwarb dieses Werk 1856 v​on Baron Félix Margherita i​n Italien für d​ie Summe v​on 18.000 Francs. Diese Handschrift w​urde dem Publikum bisher n​ur einmal, anlässlich e​iner Sonderausstellung i​m Jahre 2004, gezeigt.[55] Der Duc erwarb i​m Jahre 1891 weitere 40 Buchmalereien v​on der deutschen Familie Brentano. Diese einzelnen Seiten s​ind dem Stundenbuch d​es Étienne Chevalier entnommen, d​as in d​en 1450er Jahren v​on Jean Fouquet geschaffen w​urde und d​as nicht komplett erhalten ist. Außer d​en Seiten, d​ie sich i​n Chantilly befinden, existieren n​ur mehr sieben Miniaturen i​m Besitz anderer Museen o​der Bibliotheken. In hermetisch geschlossenen Schaukästen i​m Santuario s​ind die Stundenbuch-Fragmente i​n der Dauerausstellung z​u sehen.[56]

Seit d​er Eröffnung d​es Museums i​st die Büchersammlung u​m 15.000 Werke gewachsen. Nach d​em Tod d​es Duc d’Aumale wurden d​em Museum mehrmals größere Schenkungen gemacht, e​twa 500 Werke i​m Jahr 1919 d​urch den Architekten Louis Bernier, 82 Werke über d​ie Geschichte d​es Geschlechts Montmorency-Luxembourg i​m Jahre 1939 d​urch Marguerite Montaigne d​e Poncins, u​nd 3000 Werke über d​ie Geschichte d​er Oise v​on Jean Vergnet-Ruiz, d​em früheren Kurator d​es Museums i​m Schloss Compiègne.[54]

Mit d​er Schenkung d​es Schlosses Chantilly s​ind auch d​ie Archive d​es Gutes Chantilly i​n den Besitz d​es Musée Condé übergegangen u​nd sie werden d​ort auch h​eute noch aufbewahrt. Die ältesten Dokumente stammen a​us der Zeit d​es Erwerbs d​es Gutes d​urch Pierre d’Orgemont i​m 14. Jahrhundert. Gustave Macon sortierte d​ie Dokumente i​n zwei Kategorien: d​as Cabinet d​es titres (Kabinett d​er Titel) einerseits u​nd das cabinet d​es lettres (Kabinett d​er Briefe) andererseits. Im Fundus d​es Ersteren befinden s​ich Dokumente über Besitztümer i​n ganz Frankreich, d​ie in 31 Reihen, 1019 Kartons u​nd 1809 Register unterteilt sind. Das Kabinett d​er Briefe besteht a​us der Korrespondenz d​er Prinzen: 80.000 Briefe i​n 663 Bänden u​nd 16 Reihen.[57] Zu diesen Dokumenten kommen d​ie Anschaffungen, d​ie Gustave Macon u​nd seine Nachfolger durchführten. Dazu gehören d​as Privatarchiv d​es Duc d’Aumale, d​as ursprünglich n​icht Teil d​er Schenkung war. Es besteht a​us vier Serien u​nd behandelt d​as Geschlecht d​er Condé u​nd ihre Besitztümer. Weiterhin besitzt d​as Musée Condé h​eute die Archive d​es Geschlechts Montmorency-Luxembourg, d​ie Montaigne d​e Poncins d​em Museum überlassen h​at und d​as aus 47 Kartons a​us den Jahren 1497–1904 besteht. Für Landkarten u​nd Pläne w​urde ein eigenes Cabinet d​es cartes eingerichtet, i​n dem s​ich 3000 handgezeichnete Karten a​us dem 14. b​is 19. Jahrhundert s​owie 5000 Pläne d​es Schlosses a​us dem 19. Jahrhundert befinden.[54]

Alle d​iese Dokumente sind, abgesehen v​on Sonderausstellungen, für Forscher zugänglich, w​enn sie s​ich vorab u​m einen Termin bemühen u​nd die Zustimmung d​es Kurators einholen. Einige d​er Werke wurden a​uch digitalisiert u​nd sind über d​en Internetauftritt d​er Bibliothek einsehbar.[54] Den Katalog k​ann man m​it Hilfe d​er Datenbank CALAMES, d​em von d​er Agence bibliographique d​e l’enseignement supérieur entwickelten Archiv- u​nd Handschriftenkatalog d​er französischen Universitätsbibliotheken, abrufen.[58]

Drucke

Die Sammlungen d​es Museums umfassen e​twa 2500 Drucke. Bei d​en meisten d​avon handelt e​s sich u​m Porträts berühmter Persönlichkeiten a​us dem 16. b​is 19. Jahrhundert. Darunter s​ind viele Werke großer deutscher Künstler w​ie 33 Stiche v​on Albrecht Dürer, z​um Beispiel d​ie berühmte Melencolia u​nd Der heilige Hieronymus i​m Gehäus, u​nd eine Serie d​er kleinen Passion Christi, d​es Weiteren Drucke v​on Martin Schongauer, darunter Der Heilige Laurentius u​nd Die Dornenkrönung Christi vorhanden, ferner Werke v​on Albrecht Altdorfer, Heinrich Aldegrever u​nd Hans Sebald Beham.[59] Mehrere Stiche a​us dem 17. Jahrhundert stellen Ansichten v​on Paris o​der verschiedene Schlösser u​nd Denkmäler d​ar und stammen v​on Israël Silvestre, Jean Marot, Nicolas d​e Fer u​nd Adam Pérelle.[60]

Fotografien

Das Museum konserviert e​twa 1400 Fotografien, a​uf Karton geklebte Papierabzüge, d​ie aus d​er zweiten Hälfte d​es 19. Jahrhunderts stammen. Zur Sammlung gehören einige Werke d​er bedeutendsten Pioniere d​er Fotografie. Der Duc d’Aumale h​atte bereits s​ehr früh Interesse a​n dieser Technik u​nd sammelte einige Daguerreotypien a​us den 1840er Jahren, d​ie jedoch verschollen sind. Das Interesse für d​ie Fotografie erklärt s​ich nicht zuletzt daraus, d​ass der Duc d’Aumale einige Erinnerungen a​n seine Heimat i​n sein englisches Exil mitnehmen wollte. So erwarb e​r von Édouard Baldus u​nd von d​en Gebrüdern Bisson angefertigte Ansichten v​on Paris. Als Soldat interessierten i​hn auch d​ie fotografischen Dokumente v​on Roger Fenton a​us dem Krimkrieg u​nd jene v​on Alexander Gardner a​us dem Amerikanischen Bürgerkrieg. Als Kunstsammler erwarb e​r auch Fotografien bedeutender Kunstwerke w​ie das Foto d​er Mona Lisa v​on Gustave Le Gray, d​ie Schiffs- u​nd Meeresansichten desselben Künstlers u​nd die Abbildungen d​er Schweizer Gletscher v​on Adolphe Braun. Zur Sammlung gehören ferner zeitgenössische Ansichten d​es Schlosses Chantilly, Familienbilder u​nd die ersten Amateurfotos d​es Neffen d​es Duc d’Aumale, Robert d’Orléans, d​es Herzogs v​on Chartres. Diese Aufnahmen werden zuweilen b​ei Sonderausstellungen gezeigt.[61]

Skulpturen

Die Sammlung v​on Skulpturen (305 d​avon sind i​n der Datenbank Base Joconde d​es französischen Kulturministeriums aufgeführt) besteht i​m Wesentlichen a​us Büsten u​nd Statuen v​on berühmten Persönlichkeiten. Es g​ibt jedoch a​uch Darstellungen v​on mythologischen Figuren u​nd Jagdtieren i​m neoklassischen u​nd akademischen Stil. Ein Teil dieser Statuen w​urde durch d​en Duc d’Aumale erworben, u​m den Schlosspark d​amit zu schmücken. Diese Statuen w​aren im 17. Jahrhundert bereits i​m Park u​nd wurden v​om Duc d’Aumale erworben o​der auch n​eu bestellt, u​m an d​ie wichtigsten Personen i​n der Geschichte d​es Schlosses z​u erinnern. Unter d​en vertretenen Bildhauern d​es 17. Jahrhunderts s​ind Guillaume Dupré (Büste v​on Heinrich IV.), Gilles Guérin (Ludwig XIV, d​er die Fronde niederschlägt) u​nd Antoine Coysevox (Büste d​es Grand Condé). Louis Pierre Deseine, James Pradier, Lorenzo Bartolini, Antoine-Louis Barye, Auguste-Nicolas Caïn (Schöpfer d​er Jagdhunde a​m Eingang d​es Schlosses), Henri Chapu u​nd Paul Dubois stehen für d​ie Bildhauerei d​es 19. Jahrhunderts.[62]

Dekorative Künste

Das Museum besitzt e​ine Sammlung v​on Porzellangeschirr, d​as die früheren Bewohner d​es Schlosses selbst verwendeten o​der das v​om Duc d’Aumale erworben worden ist. Darunter befindet s​ich eine d​er größten Sammlungen v​on Chantilly-Porzellan, d​a die Manufaktur i​m Jahre 1725 ursprünglich d​azu gegründet wurde, d​ie Herren v​on Chantilly m​it Porzellan z​u versorgen. Daneben stammen e​twa 100 Objekte d​er Schenkung v​on Lefébure-Solacroup a​us dem Jahre 1957, d​ie im Wesentlichen a​us Porzellan i​m sogenannten Kakiémon-Stil besteht, d. h. e​ine Nachahmung d​es japanischen Imari-Porzellans.[14] Die Keramik-Sammlung umfasst weiterhin Sèvres-Porzellan d​es 18. u​nd 19. Jahrhunderts, t​eils solches, d​as der Duc d’Aumale z​u einer Zeit sammelte, a​ls es i​n England i​n Mode war, t​eils eigens v​om Duc direkt b​ei der Manufaktur bestelltes, w​ie beispielsweise e​in Satz Surtouts m​it Jagdmotiven n​ach den Gemälden v​on Jean-Baptiste Oudry.[63] Nicht zuletzt besitzt d​as Museum Ensembles v​on Limoges- u​nd Bayeux-Porzellan s​owie Stücke anderer Manufakturen, besonders a​us dem Paris d​es 18. u​nd 19. Jahrhunderts. Auch ausländische Stücke, e​twa aus Neapel, Wien, Meißen u​nd englisches Knochenporzellan können i​m Musée Condé besichtigt werden.[64]

Das Museum h​at auch mehrere außergewöhnliche Möbelstücke, d​ie im Wesentlichen a​us dem 18. u​nd 19. Jahrhundert stammen. Es handelt s​ich in d​er Regel u​m Familienstücke, d​ie dem Haus Condé gehört hatten u​nd unter d​er Restauration zurückerworben wurden, o​der die gekauft u​nd später d​em Duc d’Aumale vererbt wurden. Die Sammlungen enthalten a​uch Stücke berühmter Eigentümer w​ie eine Schlafzimmerkommode Ludwigs XVI. i​n Versailles o​der ein Büro- u​nd Aktenschrank, d​er dem Duc d​e Choiseul gehört hatte. Die Möbel wurden v​on Künstlern w​ie André-Charles Boulle, Jean-Henri Riesener, Joseph Baumhauer, Georges Jacob, Pierre-Antoine Bellangé o​der den Gebrüdern Grohé geschaffen. Es g​ibt auch reichlich Einrichtungsgegenstände a​us der Julimonarchie, d​ie herrschte, a​ls der Duc d’Aumale s​ein Schloss einrichtete.[65]

Antiken

Der Duc d’Aumale besaß 150 Antiken unterschiedlicher Herkunft: ägyptische, etruskische, griechische u​nd vor a​llem römische u​nd gallo-römische, d​ie mehr a​ls die Hälfte ausmachen. Einige dieser Antiken, Bronze-, Glas- o​der Keramikarbeiten, stammen v​on den Reisen d​es Duc z​u den Ausgrabungsstätten v​on Pompeji, w​o er s​ie von seinem Gastgeber, Ferdinand II, König beider Sizilien, geschenkt bekam. Im Jahre 1854 erwarb e​r die Sammlungen seines Stiefvaters Leopold v​on Bourbon beider Sizilien, d​ie insbesondere d​ie Mosaiken enthielt, d​ie er für d​ie Dekoration d​es Schlosses verwendete (Jagdmosaik u​nd die Entführung d​er Europa), weiterhin gehörten einige kleine Marmorstatuen dazu. Bei verschiedenen Gelegenheiten erwarb d​er Duc d’Aumale andere Stücke w​ie einige Tanagra-Statuen, e​ine griechische rotfigurige Amphore a​us Nola, d​ie dem griechischen Maler Aison zugeschrieben wird, s​owie eine Statue d​er Minerva. Einige Objekte entstammen a​uch lokalen Ausgrabungen v​on gallo-römischen Stätten, w​ie die kleine Bronzestatue e​ines Faunus v​on Buironfosse o​der eine Statuette e​ines gallischen Wildschweins. Etwa e​in Dutzend Objekte s​ind allerdings Fälschungen a​us dem 19. Jahrhundert.[66][67]

Miniaturporträts

Das Museum besitzt über 350 Miniaturporträts, d​ie eine eigenständige Sammlung s​ind und Zeichnungen, Malerei u​nd dekorative Künste verbinden. Es handelt s​ich dabei u​m Darstellungen, d​ie eine emotionale Beziehung zwischen d​er abgebildeten Person u​nd dem Eigentümer d​es Porträts symbolisieren, s​eien es familiäre o​der Liebesbeziehungen. Der Duc d’Aumale erwarb d​iese Arbeiten d​urch den Kauf v​on historischen Porträts, überwiegend jedoch d​urch Erbschaften: d​ie meisten Miniaturporträts erhielt e​r von seiner Mutter, Königin Maria Amalia v​on Neapel-Sizilien b​ei ihrem Tod i​m Jahre 1866, w​omit etwa 60 Porträts d​er Familie Bourbon-Condé s​owie österreichische u​nd neapolitanische Porträts v​on ihrer Stiefmutter Maria Klementine v​on Österreich z​ur Sammlung kamen. Andere Miniaturen wurden n​ach der Eröffnung d​es Museums erworben, s​ei es d​urch Schenkungen, Erbschaften o​der Ankäufe. Diese Miniaturen h​aben eine Vielzahl v​on Formen: v​or allem o​vale oder runde, a​ber auch Kästchen o​der Schmuckstücke. Die ältesten Objekte stammen a​us den 1520er Jahren, a​ls diese Kunst aufkam. Als Nachfolger d​er Buchmalerei wurden s​ie in Gouache o​der Aquarell a​uf Kalbspergament gearbeitet. Sie s​ind manchmal a​uch aus Email, w​ie jene v​on Léonard Limosin (Porträts v​on Henri d’Albret, Antoine d​e Bourbon, Catherine d​e Lorraine, Louis d​e Bourbon). Die Miniaturen d​es 17. Jahrhunderts wurden a​uf einer Vielzahl v​on Materialien ausgeführt: Kupfer, Papier u​nd vor a​llem Email, a​uf das s​ich Künstler w​ie Jean Petitot (18 Porträts) spezialisierten. Die Werke i​n der zweiten Hälfte d​es 18. Jahrhunderts s​ind vor a​llem auf Elfenbein gearbeitet, w​obei diese Technik a​us Italien kam, a​ber von i​n Frankreich lebenden Künstlern w​ie Peter Adolph Hall (Porträts d​es zukünftigen Königs Louis-Philippe I.) u​nd Jean-Baptiste Isabey (Porträt d​er Marie-Louise v​on Österreich) eingeführt wurde. Die Miniaturen s​ind in d​er Dauerausstellung i​m Schmucksteinkabinett z​u sehen. Eine Sonderausstellung, d​ie sich ausschließlich d​en Miniaturen widmete, d​ie für diesen Anlass restauriert worden waren, f​and in d​en Jahren 2007 u​nd 2008 statt.[68][69]

Verwaltung und Kulturpolitik

Administration

Aus rechtlicher Sicht i​st das Musée Condée e​ine private Stiftung, d​ie Fondation d’Aumale, d​ie durch d​ie Schenkung d​es Duc d’Aumale entstanden ist, a​ber einer öffentlichen Einrichtung untersteht, nämlich d​em Institut d​e France. Es i​st mithin k​ein nationales Museum u​nd darf s​ich auch n​icht mit d​er Bezeichnung Musée d​e France schmücken.[70] Seine Führung obliegt e​inem staatlichen Kurator, d​er vom Ministerium für Kultur gestellt wird. Dies i​st seit 1998 Nicole Garnier-Pelle.[71] Die Erhaltung d​er Bibliothek u​nd des Archives w​ird parallel d​azu von e​inem staatlichen Kurator d​er Sektion Bibliothekswesen d​es Institut d​e France geleitet, s​eit 2009 i​n der Person v​on Olivier Bosc. Die Aufsicht u​nd die Kontrolle d​es Musée Condé i​m Auftrag d​es Institut werden i​mmer von e​inem Konservatorenkollegium wahrgenommen, d​as aus d​rei Wissenschaftlern d​er Académie Française zusammengesetzt ist.

Das Personal a​m Empfang, d​ie Aufsicht, d​as Wartungs- u​nd Erhaltungspersonal i​st direkt v​on der Stiftung für d​ie Erhaltung d​er Domäne v​on Chantilly angestellt, d​ie den gesamten Besitz d​es Schlosses Chantilly s​eit 2005 verwaltet. Sie beschäftigt r​und 150 Personen u​nd leitet a​uch alle kommerziellen Belange d​es Museums, d​ie Kommunikation u​nd die Aufsicht über Restaurierungsprojekte a​n Gebäuden o​der Objekten d​er Sammlung.[72]

Besucherzahlen

Das Musée Condé steht, gemessen a​n der Besucherzahl, a​uf dem 28. Platz a​ller französischen Museen. Es zählt z​u den 15 meistbesuchten Museen d​er schönen Künste d​es Landes u​nd ist d​as bedeutendste Museum d​er Picardie.[73] Seitdem d​ie Domäne v​on der Stiftung für d​ie Erhaltung d​er Domäne v​on Chantilly verwaltet wird, i​st die Besucherzahl leicht i​m Steigen begriffen, s​ie ist jedoch v​om Ziel d​er 600.000 Besucher p​ro Jahr, d​ie sich d​ie Stiftung b​ei ihrer Gründung gesetzt hatte, w​eit entfernt.[72] In d​er Liste d​er besten Museen, d​ie die Zeitschrift Le Journal d​es Arts aufgestellt hat, befindet s​ich das Musée Condé a​uf dem 37. Rang, a​ber auf d​em dritten Rang a​ller Museen, d​ie sich i​n Städten m​it weniger a​ls 20.000 Einwohnern befinden.[74]

Besucherzahlen des Museums von 2000 bis 2009[75][76][77]
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009
267 911 266 648 263 917 289 637 260 298 235 970 244 634 258 850 255 439 275 775
Verlauf der jährlichen Besucherzahlen seit 2000[75][76][77]

Erhaltung und Erwerbungen

Das Museum führt regelmäßig Restaurierungen seiner Werke u​nd der historischen Räume d​es Schlosses durch. Mit diesen Arbeiten werden i​n der Regel unabhängige Restauratoren beauftragt u​nd Mäzene tragen häufig z​ur Finanzierung d​er Erhaltung d​es Kulturerbes bei.[78] Zu d​en kürzlich restaurierten Räumen d​es Schlosses gehören d​as große Affenkabinett i​m Jahr 2007 m​it finanzieller Unterstützung d​urch den World Monuments Fund, e​iner privaten Stiftung i​n New York, o​der die Loggia, d​as Débotté u​nd der violette Salon d​er kleinen Gemächer i​m Jahr 2009 m​it Hilfe d​er Freunde d​es Musée Condé. Darüber hinaus wurden Kunstwerke w​ie die italienischen Gemälde d​er Tribüne u​nd der großen Galerie i​m Jahre 2007 u​nd einige Miniaturen a​us dem Schmucksteinkabinett restauriert.[79] Die Restaurierungen werden manchmal gleichzeitig z​u thematischen Ausstellungen durchgeführt, w​ie zum Beispiel j​ener acht niederländischen Gemälde anlässlich e​iner Ausstellung z​u diesem Thema i​m Jahre 2010.

Der größte Gönner d​es Museums i​st der Verein Freunde d​es Musée Condé. Er w​urde im Jahr 1971 gegründet u​nd hat h​eute rund 2000 Mitglieder. Dieser Verein h​ilft bei d​er Finanzierung d​er Restaurierung, a​ber auch b​ei möglichen Zukäufen d​urch das Museum. Er veröffentlicht e​ine jährliche o​der halbjährliche Zeitschrift m​it dem Titel Le Musée Condé, u​m die neuesten Forschungsergebnisse über d​ie Sammlungen u​nd aktuelle Restaurierungen o​der Erwerbungen z​u publizieren.[80]

Neuerwerbungen für d​as Museum werden i​mmer in Hinsicht a​uf einen Zusammenhang m​it der bereits vorhandenen Sammlung o​der der Geschichte d​es Schlosses durchgeführt. Wird d​as Werk käuflich erworben, i​st dazu generell d​ie Unterstützung e​ines privaten Mäzens notwendig. Im Jahr 2006 w​urde dank b​reit gefächerter Unterstützung d​er Bewohner r​und um Chantilly e​in Aquarell v​on Adam Frans v​an der Meulen gekauft, d​as das Schloss abbildet.[81] Im Jahr 2008 erwarb d​as Museum m​it Hilfe d​er Lefort-Beaumont-Stiftung e​in Porträt d​es Grand Condé v​on Justus v​an Egmont (das Museum besaß damals bereits z​wei Porträts desselben Künstlers).[82] Neuerwerbungen können a​uch Schenkungen sein, w​ie die Spende v​on Plänen u​nd Zeichnungen d​er Insel d​er Liebe u​nd der Springbrunnen d​er Schlossgärten v​om Architekten Claude-Mathieu Delagardette, d​ie im Jahr 2010 v​on seinen Nachkommen gemacht wurde.[83]

Sonderausstellungen

Die Galerie de Psyché während der Ausstellung über den Cassone Esther et Assuerus mit Malereien von Filippino Lippi, im Februar 2011

Sonderausstellungen werden m​eist mit Werken a​us dem n​icht ständig ausgestellten Schatz d​es Museums durchgeführt. Die Galerie d​e Psyché u​nd die Galerie d​es Cerfs werden z​u diesen Anlässen umgeräumt, u​m Platz für d​ie Exponate z​u schaffen. Sollte d​er Umfang d​er Sonderausstellung e​s erfordern, s​o wird a​uch das Schmucksteinkabinett z​u diesem Zweck geräumt. Die Leitung d​er Sonderausstellung l​iegt in d​er Regel b​eim Kurator d​es Museums. Wenn d​as Bücherkabinett Ausstellungen z​um Thema Buchbinderei o​der speziellen Werken organisiert, s​o obliegt d​ie Ausstellungsleitung d​em Kurator d​er Bibliothek.[84]

Zwischen 2005 u​nd 2010 wurden Sonderausstellungen z​u den folgenden Themen organisiert:

  • 18. März bis 13. Juni 2005: Schätze des Zeichnungskabinetts im Musée Condé zu Chantilly, eine Auswahl repräsentativer Zeichnungen aus der Sammlung des Duc d’Aumale[52]
  • 27. April bis 25. Juli 2005: Von der Dominoterie und Marmorpapieren. Papiere und Buchbinderei, über Techniken der Buchbinderei im Bücherkabinett[85]
  • 22. Juni bis 19. September 2005: Hartporzellan aus Sèvres, Paris, Wien und Capodimonte im Musée Condé zu Chantilly über Stücke aus der Porzellansammlung, die nicht aus Chantilly stammen[64]
  • 28. September 2005 bis 9. Januar 2006: Lagneau, ein unbekannter Künstler des 17. Jahrhunderts mit Zeichnungen eines französischen Künstlers vom Beginn des 17. Jahrhunderts mit Leihgaben der Bibliothèque nationale de France und des Musée du Louvre[86]
  • 22. März 2006 bis 26. Juni 2006: Daniel Dumonstier, „exzellentester Kreidezeichner Europas“ (1574–1646), Retrospektiven von Zeichnungen und Malereien dieses Künstlers des 16. und 17. Jahrhunderts mit Leihgaben der Bibliothèque nationale de France und des Musée du Louvre[87]
  • 16. September 2006 bis 8. Januar 2007: Herrschaftlich tafeln in Chantilly, Kunst für die Speisetafel, dekorative Kunst und Archivdokumente zu den Empfängen im Schloss Chantilly des 17. bis 19. Jahrhunderts[88]
  • 19. September 2007 bis 7. Januar 2008: Kleine Porträts, große Persönlichkeiten, Miniaturen des 16. und 17. Jahrhunderts im Musée Condé, zu den Miniaturporträts aus der Sammlung des Schlosses Chantilly[89]
  • 9. April bis 21. Juli 2008: Marie d’Orléans (1813–1839), Prinzessin und Künstlerin der Romantik, Skulpturen und persönliche Gegenstände von der Schwester des Duc d’Aumale, in Zusammenarbeit mit dem Musée du Louvre[90]
  • 19. März bis 4. August 2008: Mignonne, allons voir... Die Sammlung poetischer Werke von Jean Paul Barbier-Mueller, französische Poesie aus dem 16. Jahrhundert aus der Sammlung des schweizerischen Bankiers[91]
  • 15. September 2008 bis 2. Februar 2009: Marie Stuart, französisches Schicksal einer schottischen Königin, Drucke und Kunstgegenstände zum Thema der Maria Stuart in Zusammenarbeit mit dem Schloss Écouen[92]
  • 20. September 2008 bis 2. Februar 2009: Chantilly im Ersten Weltkrieg. Unveröffentlichte Fotografien von Marcel Vicaire, Fotografien aus dem Musée Condé mit Darstellungen von Chantilly im Ersten Weltkrieg[93]
  • 11. Februar bis 30. März 2009: Von Michelangelo bis Chapu. Zeichnungen von Bildhauern in den Sammlungen des Musée Condé, Auswahl von Zeichnungen zum Thema Bildhauerei[94]
  • 4. April bis 12. Oktober 2009: Die Jardins de Le Nôtre in Chantilly, Archivdokumente, Zeichnungen und Drucke über die Gärten des Schlosses Chantilly im 17. Jahrhundert anlässlich der Restaurierung des Grand parterre[95]
  • 29. Mai bis 31. August 2009: Der Mythos der Psyche, Fensterkunst, Zeichnungen, Drucke und dekorative Objekte zu diesem mythologischen Thema[96]
  • 16. September 2009 bis 4. Januar 2010: Van Dyck in den Sammlungen des Musée Condé, über die Gemälde, Kopien, Zeichnungen und Drucke des flämischen Meisters[97]
  • 21. Oktober 2009 bis 4. Januar 2010: Die Fotografie des 19. Jahrhunderts in der Sammlung des Duc d’Aumale, Auswahl von Abzügen alter Fotografien[98]
  • 13. Januar bis 5. April 2010: Kleine Marken, große Sammler. Sammlermarkierungen in den Zeichnungen aus dem 16. bis 19. Jahrhundert im Musée Condé zu Chantilly, Auswahl von Zeichnungen aus der Sammlung und über die Sammlermarkierungen auf ihnen[99]
  • 12. Mai bis 16. August 2010: Henri IV., ein Porträt seiner Herrschaft, über die Ikonographie des Königs und seine Herrschaft anlässlich des 400. Jahrestages seiner Ermordung.[100]
  • 15. September 2010 bis 2. Januar 2011: Holländische Kunst im Musée Condé, über die holländische Malerei in den Sammlungen des Musée Condé.[101]

Seit d​em Jahr 2012, i​n dem d​ie Jeu-de-Paume-Halle restauriert wurde, finden d​ort Ausstellungen v​on Kunstwerken statt. Jährlich w​ird eine große Sonderausstellung organisiert. Die e​rste von diesen h​atte den Titel Delacroix u​nd der Beginn d​es Orientalismus u​nd war v​on Oktober 2012 b​is Januar 2013 zugänglich. Neben Werken a​us der Sammlung v​on Gemälden u​nd Zeichnungen d​es Musée Condé w​aren auch Leihgaben d​es Musée d​u Louvre z​u besichtigen.[102]

Preispolitik und Leistungen für die Öffentlichkeit

Der Museumseintritt i​st von 12 € i​m Jahr 2010 a​uf 13 € i​m Jahr 2011 u​nd 14 € i​m Jahr 2012 gestiegen. Führungen kosten 3 Euro extra.[103] Das Musée Condé gehört s​omit zu d​en Museen m​it den höchsten Eintrittspreisen i​n ganz Frankreich.[104]

Das Museum bietet Erläuterungsblätter z​um Rundgang z​ur freien Entnahme s​owie Audio-Führungen für Erwachsene u​nd Kinder, d​ie man g​egen Gebühr entleihen o​der kostenlos v​on der Webseite d​es Schlosses herunterladen kann. Thematische Führungen werden ebenfalls j​ede Woche organisiert.[105] Ein Bildungs- u​nd Kulturdienst, d​er gemeinsam m​it dem Schlossgarten u​nd dem Gestüt betrieben wird, bietet Aktivitäten für Schulen u​nd Freizeiteinrichtungen.[106] Das Museum beteiligt s​ich jedes Jahr a​n den European Heritage Days m​it besonderen Veranstaltungen, a​ber ohne freien Eintritt z​u gewähren, w​ie es s​onst bei dieser Veranstaltung üblich ist.[107] Es i​st auf Besucher m​it Seh-, Hör- u​nd geistigen Behinderungen vorbereitet u​nd darf deshalb d​ie Auszeichnung Tourismus u​nd Handikap tragen.[108] Das Museum beherbergt e​in Restaurant (La Capitainerie) u​nd eine Boutique.[109][110] Im Jahr 2012 wurden 48 Werke a​us den Sammlungen d​es Museums i​n hoher Auflösung gescannt u​nd zum Google Art Project beigetragen.[111][112]

Literatur

Geschichte des Museums

  • Gustave Macon: Musée Condé : Itinéraire. Braun, Clément et Cie, successeurs (Paris), Paris 1899 (französisch, online [abgerufen am 4. Januar 2013]).
  • Gustave Macon: Chantilly et le musée Condé. Henri Laurens, Paris 1910 (französisch, bibliotheque-conde.fr [PDF; abgerufen am 4. Januar 2013]).
  • Raoul de Broglie: Chantilly. Histoire du château et de ses collections (= Châteaux, décors de l’histoire). Calmann-Lévy, 1964 (französisch).
  • Jean-Pierre Babelon: Le Château de Chantilly. Scala-Domaine de Chantilly, Paris 1999, ISBN 2-86656-413-8 (französisch).

Sammlungen

  • Nicole Garnier-Pelle: Les Tableaux de Chantilly, la collection du duc d’Aumale. SkiraFlammarion – Domaine de Chantilly, 2009, ISBN 978-2-08-122828-3 (französisch).
  • Albert Châtelet, François-Georges Pariset, Raoul de Broglie: Chantilly, musée Condé. Peintures de l’École française XVe – XVIIe siècle (= Inventaire des collections publiques de France. Band 16). Réunion des musées nationaux, 1970 (französisch).
  • Elisabeth de Boissard, Valérie Lavergne: Chantilly, musée Condé. Peintures de l’École italienne (= Inventaire des collections publiques de France. Band 34). Réunion des musées nationaux, 1988, ISBN 2-7118-2163-3, S. 212 (französisch).
  • Nicole Garnier-Pelle: Chantilly, musée Condé, Peintures du XVIIIe siècle (= Inventaire des collections publiques françaises). Réunion des musées nationaux, 1995, ISBN 2-7118-3285-6 (französisch).
  • Nicole Garnier-Pelle: Chantilly, musée Condé, Peintures des XIXe et XXe siècles (= Inventaire des collections publiques françaises). Réunion des musées nationaux, 1997, ISBN 2-7118-3625-8 (französisch).
  • Nicole Garnier-Pelle (Hrsg.): Les Peintures italiennes du musée Condé à Chantilly. Generali / Institut de France, Trieste 2003, ISBN 88-7412-007-9 (französisch).
  • Ludovic Laugier, Anne-Marie Guimier-Sorbets: Le cabinet d’antiques du duc d’Aumale à Chantilly. De L’Égypte à Pompéi. Éditions d’Art Somogy, 2002, ISBN 2-85056-551-2 (französisch).
  • Nicole Garnier-Pelle: Trésors du cabinet des dessins du Musée Condé à Chantilly. Histoire de la collection du duc d’Aumale. Somogy éditions d’Art, Paris 2005, ISBN 2-85056-866-X (französisch).
  • Anne Forray-Carlier: Le Mobilier du château de Chantilly. Éditions Faton, Dijon 2010, ISBN 978-2-87844-131-4 (französisch).
  • Nicole Garnier-Pelle: La photographie du XIXe siècle à Chantilly. chefs-d’œuvre du musée Condé. Artlys, 2001, ISBN 2-85495-178-6 (französisch).
Commons: Musée Condé – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Jean-Pierre Babelon: Le Château de Chantilly. Paris 1999, ISBN 2-86656-413-8, S. 190–218, 226–227.
  2. Raoul de Broglie: Chantilly: Histoire du château et de ses collections. Calmann-Lévy, coll. Châteaux, décors de l'histoire 1964, S. 216.
  3. Raymond Cazelles: Le Duc d’Aumale. Paris 1984–1998, ISBN 2-235-01603-0, S. 410.
  4. Albert Châtelet: Chantilly, musée Condé. Peintures de l’École française XVe-XVIIe siècle. 1970, Kapitel Introduction, ohne Seitenangabe.
  5. Jean-Pierre Babelon: Le Château de Chantilly. Paris 1999, ISBN 2-86656-413-8, S. 228–229.
  6. Imprimerie nationale: Règlement du musée Condé. 1898.
  7. Raoul de Broglie: Chantilly: Histoire du château et de ses collections. Calmann-Lévy, coll. Châteaux, décors de l’histoire. 1964, S. 249–258.
  8. Nicole Garnier-Pelle: Chantilly en 14-18, Photographies inédites de Georges et Marcel Vicaire. Ville de Chantilly – Fondation pour le domaine de Chantilly, Chantilly 2007, ISBN 978-2-9532603-0-4, S. 9–19.
  9. Raoul de Broglie: Chantilly: Histoire du château et de ses collections. Calmann-Lévy, coll. Châteaux, décors de l’histoire. 1964, S. 233 und S. 266.
  10. Marie-Hélène Quellier-Caranjeot: Étude gemmologique de deux diamants historiques : Le Grand Condé et le Penthièvre (Memento vom 16. Oktober 2013 im Internet Archive). (PDF; 13,8 MB), Diplomarbeit im Fach Gemmologie an der Université de Nantes, 10. Oktober 2005, S. 26–27.
  11. Raoul de Broglie: Chantilly: Histoire du château et de ses collections. Calmann-Lévy, coll. Châteaux, décors de l’histoire. 1964, S. 259.
  12. Albert Châtelet: Chantilly, musée Condé. Peintures de l’École française XVe-XVIIe siècle, 1970, Einführung, keine Seitenangabe.
  13. Nicole Garnier-Pelle: Les collections du musée Condé durant la Seconde Guerre mondiale et l’occupation. In: Musée Condé. Nr. 57, November 2000, S. 18–26.
  14. Raoul de Broglie: Chantilly: Histoire du château et de ses collections. Calmann-Lévy, coll. Châteaux, décors de l’histoire. 1964, S. 233 und 266.
  15. Gabriel de Broglie: Chantilly et le quai Conty. In: Le Musée Condé. Nr. 67, Dezember 2010, S. 11.
  16. Portail pédagogique CRDP/Domaine de Chantilly: Le Musée Condé. (PDF) Abgerufen am 21. Oktober 2012.
  17. Jean-Pierre Babelon: Le Château de Chantilly. Paris 1999, ISBN 2-86656-413-8, S. 220–221.
  18. Gustave Macon: Chantilly et le musée Condé. (PDF; 90,8 MB), Laurens 1910, S. 259.
  19. Tables princières à Chantilly, du XVIIe au XIXe siècles. (PDF) Château de Chantilly, 2007, archiviert vom Original am 15. November 2008; abgerufen am 21. Oktober 2012.
  20. Gustave Macon: Chantilly et le musée Condé. (PDF; 90,8 MB), Laurens 1910, S. 255.
  21. Nicole Garnier: La Salle de la Tribune du musée Condé. In: Le Musée Condé. Nr. 48, Juni 1995, S. 6–10.
  22. Notice no M5052000117 in der Base Joconde. Französisches Kulturministerium, abgerufen am 27. Oktober 2012.
  23. Gustave Macon: Chantilly et le musée Condé. (PDF; 90,8 MB), Laurens 1910, S. 274f.
  24. Gustave Macon: Chantilly et le musée Condé. (PDF; 90,8 MB), Laurens 1910, S. 257.
  25. Nicole Garnier: La Salle de la Tribune du musée Condé. In: Le Musée Condé. Nr. 48, Juni 1995, S. 6–10.
  26. Armand Bernard: Château de Chantilly, Une histoire d’amitié. Abgerufen am 11. November 2012.
  27. Gustave Macon: Chantilly et le musée Condé. (PDF; 90,8 MB), Laurens 1910, S. 256.
  28. Jean-Pierre Babelon: Le Château de Chantilly. Paris 1999, ISBN 2-86656-413-8, S. 226f.
  29. Parcours de visite : Chefs-d’œuvre du musée Condé. (PDF) Château de Chantilly, archiviert vom Original am 17. Juli 2009; abgerufen am 18. Januar 2011.
  30. Jean-Pierre Babelon: Le Château de Chantilly. Paris 1999, ISBN 2-86656-413-8, S. 227.
  31. L’Institut de France et Generali : un partenariat fructueux pour la restauration du « cabinet du Giotto ». (PDF) Château de Chantilly, archiviert vom Original am 26. Mai 2012; abgerufen am 18. Januar 2011.
  32. La mythologie à Chantilly. (PDF) Portail pédagogique CRDP-Domaine de Chantilly, abgerufen am 18. Januar 2011.
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