Jean-Baptiste Oudry
Jean-Baptiste Oudry (* 17. März 1686 in Paris; † 30. April 1755 in Beauvais) war ein französischer Maler.
Leben
Jean-Baptiste Oudry erhielt seine Ausbildung zunächst von seinem Vater, der als Maler und Gemäldehändler tätig war. Danach studierte er fünf Jahre im Atelier des Porträtmalers Largillière. 1719 wurde er Mitglied der Académie royale de peinture et de sculpture in Paris, 1724 Hofmaler des französischen Königs Ludwig XV. und 1725 künstlerischer Direktor der Tapisseriemanufaktur von Beauvais. Ab 1733 leitete er als Direktor die Gobelin-Manufaktur in Paris. 1743 wurde er zum Professor an der Académie royale berufen.
Anfangs arbeitete er als Porträtmaler, widmete sich aber seit etwa 1715 überwiegend der Stillleben- und Tiermalerei. Seine dekorativen Werke kamen in mehrere königliche Schlösser. Zu seinen bekannten Werken gehört die Darstellung des Königs Ludwig XV. mit einer Jagdgesellschaft zu Pferd und von vielen Jagdhunden umgeben.
Oudrys Werke in Schwerin und Ludwigslust
In Deutschland wurde Herzog Christian Ludwig II. von Mecklenburg-Schwerin zu einem der größten Liebhaber und Sammler der Werke Oudrys. Ab 1732 bekam Oudry Aufträge von Christian Ludwig II. Die Staatlichen Schlösser, Gärten und Kunstsammlung Mecklenburg-Vorpommern verfügt heute über die weltweit größte Sammlung seiner Bilder. Diese besteht aus 34 Gemälden und 43 Zeichnungen, darunter Die Befreiung des Petrus sowie Stillleben, Blumen, Küchen- und Fruchtstücke, Tierkämpfe, zahme und wilde Tiere, wie das zu Oudrys Zeit in Europa ausgestellte, zahme Rhinozeros „Clara“, das er 1749 gemalt und im Pariser Salon ausgestellt hatte, oder ein Atlaslöwe (Vertreter einer heute ausgestorbenen Unterart des Löwen). Ein Teil war zunächst in der Dauerausstellung des Staatlichen Museums Schwerin gezeigt worden und ist seit dem Frühjahr 2016 im restaurierten Ostflügel des Schlosses Ludwigslust zu sehen.[1] Das großformatige Ölbild „Rhinozeros“ (306 × 453 cm) wird nach Abschluss der Restaurierung auch des Westflügels ebenfalls im Ludwigsluster Schloss zu sehen sein.
Christian Ludwig II. hatte dreizehn kolossale Tiergemälde, die hauptsächlich Tiere aus dem königlichen Tiergarten in Versailles in einer Fantasieumgebung zeigen, zur Bebilderung der fürstlichen Menagerie 1750 erworben. Oudry hatte für diese Gemälde Zeichnungen und Farbstudien im königlichen Zoo angefertigt, um die Tiere im Atelier möglichst naturalistisch und teilweise in Lebensgröße ausführen zu können. Einige dieser Gemälde wurden jedoch in der Mitte des 19. Jahrhunderts für gut 150 Jahre eingerollt und teilweise geknickt in einem Magazin gelagert.[2] Im Jahr 2003 wurden drei dieser Riesengemälde nach Los Angeles, Kalifornien, gebracht und in einem gemeinsamen Projekt des Staatlichen Museums Schwerin und des Getty Conservation Centers restauriert.[3] Die Arbeiten dauerten vier Jahre.[4] Im Jahr 2007 wurden sie zusammen mit anderen Tiergemälden des Malers unter dem Titel Oudry's Painted Menagerie mit großem Erfolg im Getty Center in Los Angeles und im Museum of Fine Arts in Houston, Texas, gezeigt. 300.000 Besucher sahen die Ausstellungen.[5] 2008 kehrten die Gemälde nach Schwerin zurück und wurden dort im Frühjahr und Sommer 2008 in einer Ausstellung präsentiert,[6] die von September 2008 bis Januar 2009 in der Kunsthalle Tübingen zu sehen war.[7]
Werksauswahl
- Aquädukt von Arcueil, 1745, Kreidezeichnung, 42 × 47 cm. Paris, École des Beaux-Arts.
- Bildnis eines Jägers, 1743, Leinwand, 225 × 120 cm. Paris, Musée des Arts Décoratifs.
- Bizarrer Kopf eines vom König erlegten Hirsches, 1741, Leinwand, 115 × 70 cm. Fontainebleau (Seine-et-Marne), Château.
- Das erlegte Wildschwein, 1730, Leinwand, 149 × 181 cm. Schwerin, Staatliches Museum, Gemäldegalerie.
- Der Pachthof, 1750, Leinwand, 130 × 212 cm. Paris, Musée National du Louvre.
- Die fünf Sinne (fünf Leinwandgemälde), 1749, Leinwand, je 150 × 80 cm. Beauvais, Manufaktur.
- Die Jagden Ludwigs XV. (neun Gemälde), 1733–44, Leinwand. Fontainebleau (Seine-et-Marne), Château.
- Die Windhündinnen des Königs, 1728, Leinwand, 130 × 160 cm. Fontainebleau (Seine-et-Marne), Château.
- Ende der Wolfsjagd, 1725, Leinwand, 175 × 196 cm. Chantilly (Oise), Musée Condé.
- Ernte und Weinlese (Tondo), 1740, Leinwand, Durchmesser 78 cm. Versailles, Grand Trianon.
- Salon Oudry, Schloss Condé (Aisne).
- sieben Jagdstücke, Weißensteinflügel, Kassel.
- zwei Szenen mit Vögeln und Hunden, 1742, Palais Rohan (Straßburg)
- Stillleben mit Violine, undatiert, Öl auf Leinwand, 87 × 102 cm, Musée du Louvre, Paris
Trivia
Jean-Baptiste Oudry wurde 2017 im Rahmen der Serie „Schätze aus deutschen Museen“ eine 70 Cent Briefmarke gewidmet, die das Bild „Pfefferfresser, Jungfern- und Haubenkranich“ zeigt.
Einzelnachweise
- Ludwigsluster Tageblatt vom 1. Oktober 2015 - Aus der Redaktion des Ludwigsluster Tageblatt (online).
- Pressemitteilung des Getty (engl.), 14. Februar 2007
- Britta Kaiser-Schuster: Roßkur fürs Rhinozeros. Jean-Baptiste Oudrys "Rhinozeros Clara" aus Schwerin bei Getty in Los Angeles - eine spektakuläre Restaurierungsinitiative. In: Arsprototo. Das Magazin der Kulturstiftung der Länder. Berlin 1/2005. ISSN 1860-3327
- Bericht des Getty Museums (engl.) über die Restaurierungsarbeiten
- 1. Mai – 2. September 2007: Getty Museum Los Angeles; 7. Oktober 2007 – 6. Januar 2008: Museum of fine Arts, Houston
- Focus Online, 8. April 2008; NZZ Online, 21. Juni 2008
- Kunsthalle Tübingen Die Ausstellungen im Jahr 2008
Literatur
- Kornelia von Berswordt-Wallrabe (Hrsg.): Oudrys gemalte Menagerie. Porträts von exotischen Tieren im Europa des 18. Jahrhunderts, Deutscher Kunstverlag 2008
Seine radierten Blätter sind in folgendem Werk beschrieben:
- Alexandre P. Robert-Dumesnil: Le Peintre-Graveur français, ou catalogue raisonné des estampes gravées par les peintres et les dessinateurs de l’école française. Paris: Warée 1835 – 1871.
Weblinks
- Literatur von und über Jean-Baptiste Oudry im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Werke von Jean-Baptiste Oudry bei Zeno.org
- Sammlungen Schloss Ludwigslust
- Fernsehdokumentation bei arte: "Nashorn Clara und die Herzöge von Schwerin"