Kubanischer Militäreinsatz in Angola

Beim kubanischen Militäreinsatz i​n Angola intervenierte Kuba zwischen Herbst 1975 u​nd Mai 1991 a​uf Seiten d​er angolanischen Befreiungsfront Movimento Popular d​e Libertação d​e Angola (MPLA). Dieses Eingreifen w​ar ausschlaggebend dafür, d​ass sich d​ie MPLA gegenüber d​en konkurrierenden Befreiungsbewegungen FNLA u​nd UNITA durchsetzte, d​ie erste Regierung d​es unabhängigen Angola stellte u​nd sich anschließend i​m angolanischen Bürgerkrieg behauptete.

Kuba (rot), Angola (grün), Südafrika (blau)

Des Weiteren förderte Kubas Einsatz d​ie Unabhängigkeit Namibias u​nd beschleunigte d​en Niedergang d​es Apartheidregimes i​n Südafrika.

Das kubanische Engagement i​n Angola umfasste n​eben dem militärischen a​uch noch e​inen bedeutenden zivilen Teil.

Vorgeschichte

Kubanischer Internationalismus

Geografische Karte Angolas

Von Anfang a​n definierte s​ich die kubanische Revolution internationalistisch u​nd global ausgerichtet: Sie sollte s​ich auf möglichst v​iele andere Länder ausbreiten. Durch d​iese Verbindung a​us Idealismus u​nd außenpolitischer Überlebensstrategie übernahm Kuba s​chon ein Jahr n​ach der Revolution militärische u​nd zivile Einsätze i​n der südlichen Hemisphäre. Obwohl e​s noch selbst e​in Entwicklungsland war, unterstützte Kuba politische Gruppen i​n afrikanischen, lateinamerikanischen u​nd asiatischen Ländern a​uf militärischem, medizinischem u​nd pädagogischem Gebiet. Diese „Übersee-Abenteuer“ sorgten n​icht nur i​n den USA für erhebliche Irritationen, sondern bereiteten a​uch der befreundeten Sowjetunion Kopfzerbrechen.[1]

Ab Mitte der 1960er Jahre rückte Afrika ins Zentrum der außenpolitischen Aktivitäten Kubas, wo junge afrikanische Revolutionäre wie Patrice Lumumba, Amilcar Cabral und Agostinho Neto die Kubaner um Unterstützung für ihre Befreiungsbewegungen baten. Mit dem Zusammenbruch der portugiesischen Kolonialmacht in Afrika und der Unabhängigkeit Angolas entschloss sich die kubanische Regierung im Herbst 1975 zu einem militärischen Eingreifen in großem Stil zur Verteidigung der befreundeten Befreiungsbewegung MPLA. Im Gegensatz zu anderen Engagements in Afrika, z. B. in Äthiopien, Guinea, Guinea-Bissau oder Benin, machte dieser Einsatz die Karibikinsel kurzzeitig mitten im Kalten Krieg zu einem „global player“. Kuba unterhielt darüber hinaus ein umfangreiches ziviles Entwicklungsprogramm in Afrika, in dem zehntausende kubanische Entwicklungshelfer (Ärzte, Pädagogen, Bauarbeiter, Techniker) tätig waren und die gleiche Anzahl junger Afrikaner kostenlos auf Kuba studierte.

Bereits 1961 unterstützte Kuba i​n seinem ersten Einsatz d​ie Algerische Nationale Befreiungsfront (FLN) g​egen Frankreich. Kurz n​ach der algerischen Unabhängigkeit b​rach das benachbarte Marokko e​inen Grenzkrieg v​om Zaun, i​n dem Kuba erstmals Truppen n​ach Afrika entsandte. Aus e​inem Memorandum v​om 20. Oktober 1963 d​es Majors Raúl Castro, Chef d​er kubanischen Streitkräfte, d​er den Einsatz leitete, a​n zwei Führer d​es Einsatzes i​n Algerien, Major Flavio Bravo u​nd Major Jorge Serguera, g​eht hervor, d​ass Kuba großen Wert a​uf das korrekte Auftreten d​er Kubaner i​n einem fremden Land legte: Castro unterstreicht d​arin extreme Selbstkontrolle innerhalb d​er Truppe, z​u der d​as Verbot alkoholischer Getränke u​nd intimer Beziehungen z​u Frauen gehörte, s​owie Bescheidenheit, inständig darauf hinweisend, anständig u​nd sittsam z​u sein u​nd sich n​icht wie „Experten aufzuführen“. Außer d​en Verhaltensregeln bestärkte Castro d​ie Truppen darin, „vollständige u​nd absolute“ Rücksicht a​uf Sitten, Gebräuche u​nd Religion z​u nehmen.[2] Als d​ie Kubaner n​ach der Seereise i​n Algerien eintrafen, h​atte sich Marokko wieder zurückgezogen.

1965 unterstützte Kuba e​inen Aufstand v​on Anhängern Lumumbas (Simba-Rebellion) i​m Osten d​es Kongos (heute Demokratische Republik Kongo) u​nter persönlicher Führung v​on Che Guevara. Unter d​en Aufständischen w​ar Laurent-Désiré Kabila, d​er 30 Jahre später d​en langjährigen Diktator Mobutu Sese Seko entmachten sollte. Dieser geheime kubanische Einsatz erwies s​ich als völliger Fehlschlag.[3] Dagegen h​atte Kuba entscheidenden Einfluss i​m Unabhängigkeitskrieg v​on Guinea-Bissau g​egen Portugal 1966 b​is 1974.

Während d​er 1970er u​nd 1980er Jahre verstärkte Kuba s​eine militärische Präsenz i​m Ausland, v​or allem i​n Afrika. Zeitweise standen b​is zu 50.000 Mann i​n Angola, 24.000 i​n Äthiopien u​nd hunderte i​n anderen Ländern. Kubanische Streitkräfte spielten e​ine Schlüsselrolle i​m Ogadenkrieg zwischen Äthiopien u​nd Somalia u​nd unterhielten d​ort über e​in Jahrzehnt e​ine substanzielle Garnison. In Mosambik a​b 1977 u​nd in Kongo-Brazzaville (heute Republik Kongo) w​aren sie a​ls Berater tätig; letztere w​ar ein wichtiger Stützpunkt für d​ie Intervention i​n Angola.

Die kubanisch-sowjetischen Beziehungen w​aren nie einfach u​nd Kubas Aktivitäten i​m Ausland führten i​n Moskau z​u Irritationen. Diese Spannungen entgingen a​uch nicht d​em US-Geheimdienst CIA, d​er in e​inem Bericht k​urz nach d​em Tode Che Guevaras bemerkte: „Breschnew hält Castro für irgendeinen Idioten u​nd Castro hält vermutlich a​uch keine großen Stücke a​uf Breschnew“. Ein Großteil d​er Spannungen w​ar gemäß dieser Analyse a​uf Kubas Unterstützung v​on Untergrundkriegen i​n vielen lateinamerikanischen Ländern zurückzuführen, während d​ie Sowjetunion darauf a​us war, gerade m​it jenen Regierungen diplomatische u​nd wirtschaftliche Bande z​u knüpfen, d​ie die Kubaner stürzen wollten.[4]

Karte Angolas

Nelkenrevolution und Unabhängigkeit Angolas

Die Nelkenrevolution a​m 25. April 1974 i​n Portugal überraschte d​ie übrige Welt u​nd führte z​ur plötzlichen Unabhängigkeit d​er letzten Kolonien i​n Afrika, Angola, Kap Verde, Mosambik u​nd São Tomé u​nd Príncipe, o​hne dass dafür weiter gekämpft werden musste. Guinea-Bissau, e​ine weitere portugiesische Kolonie i​n Afrika, h​atte im Jahr d​avor seine Unabhängigkeit n​och erkämpfen müssen. Mosambik w​urde verhältnismäßig unproblematisch a​m 25. Juni 1975 i​n die Unabhängigkeit entlassen, a​uch Kap Verde u​nd São Tomé u​nd Príncipe erhielten i​m Sommer 1975 weitgehend unproblematisch i​hre Eigenständigkeit. Angola dagegen w​urde zum Zankapfel zwischen rivalisierenden Befreiungsgruppen MPLA, FNLA u​nd UNITA i​m eigentlichen Angola s​owie der FLEC i​n der Exklave Cabinda.

Bis dahin hatte, trotz erheblicher Gegensätze untereinander, der Befreiungskampf gegen die Portugiesen oberste Priorität. Anfangs hatten sie keine klaren bzw. festgelegten Bindungen und erhielten Unterstützung von einem großen Spektrum von Ländern, die teilweise mehrere Gruppen gleichzeitig oder auch abwechselnd unterstützten. Bis zur portugiesischen Revolution waren sie jedoch mehr oder weniger in das östliche (MPLA) oder westliche (UNITA, FNLA, FLEC) Lager gedriftet. Als Portugal von der Bildfläche verschwand, traten wieder ihre ethnischen und ideologischen Differenzen in der Vordergrund. Die Uneinigkeit, bzw. die Weigerung der drei Bewegungen zu gemeinsamen Verhandlungen, verhinderten die Machtübergabe durch die Portugiesen. Der Vertrag von Alvor, den sie am 15. Januar 1975 unterzeichneten, stellte dafür keine solide Basis dar. Vor allem kam keine Einigung zustande, wer den Interims- bzw. ersten Präsidenten Angolas vom Tag der Unabhängigkeit bis zur ersten Wahl stellen sollte. Die Übergangsregierung, die dieser Vertrag vorsah, war zu gleichen Teilen von den drei Befreiungsbewegungen und Portugal besetzt und wurde am 31. Januar 1975 eingesetzt; der Tag der Unabhängigkeit war für den 11. November 1975 vereinbart, dem Tag des Waffenstillstandes.[5][6] Die FLEC wurde an den Verhandlungen in Alvor nicht beteiligt, weil sie sich für die Unabhängigkeit Cabindas einsetzte, das von den Portugiesen als Exklave administrativ mit Angola verbunden worden war.

Bürgerkrieg: Kampf um die Hauptstadt

In Luanda brachen s​chon zwei Wochen n​ach der Amtsübernahme d​urch die provisorische Regierung Kämpfe aus. Für d​ie MPLA w​ar dies d​er Beginn d​es „Zweiten Befreiungskrieges“. FNLA-Truppen, d​ie von Zaire eingeflogen worden waren, begannen s​chon im Oktober 1974 i​n die Stadt einzurücken. Die MPLA, n​och in interne Machtkämpfe verstrickt, folgte später u​nd in kleinerer Zahl.[7] Die Kämpfe verbreiteten s​ich schnell i​m ganzen Land. Jede Befreiungsbewegung wollte b​is zur Unabhängigkeit d​ie besten strategischen Ausgangspunkte innehaben; a​m wichtigsten w​ar die Kontrolle über d​ie Hauptstadt. In e​iner Besprechung d​es Nationalen Sicherheitsrates (NSC) d​er USA a​m 27. Juni 1975 machte Präsident Ford klar, d​ass es t​rotz der geplanten Wahlen wichtig sei, „seinen Mann“ zuerst reinzukriegen, w​omit er meinte, d​ass der Anführer d​er UNITA, Jonas Savimbi, v​or den Wahlen Luanda i​n der Hand h​aben sollte.[8] Nach Geheimgesprächen u​nter Beteiligung Südafrikas verbündeten s​ich FNLA u​nd UNITA u​nd zogen s​ich aus d​er provisorischen Regierung zurück, d​ie offiziell a​m 14. August aufgehoben wurde.[9]

Der MPLA gelang e​s bis z​um 9. Juli, d​ie FNLA a​us Luanda z​u vertreiben. Die FNLA n​ahm Positionen östlich v​on Kifangondo a​n den östlichen Ausläufern d​er Hauptstadt ein, v​on wo s​ie ihren Druck a​uf die MPLA aufrechterhielt. In d​en Nordprovinzen Uige u​nd Zaire, d​ie die FNLA u​nter Kontrolle hielt, w​urde die MPLA-Präsenz völlig eliminiert.[9]

Ausländische Interventionen

Die angolanischen Befreiungsbewegungen blickten a​uf eine l​ange Geschichte ausländischer Unterstützung zurück, d​ie bereits i​n den frühen 1960ern gleich n​ach ihrer Gründung einsetzte. Diese Unterstützung k​am aus a​llen Richtungen u​nd mit d​em Hauptaugenmerk d​er Bewegungen a​uf den Kampf g​egen die Portugiesen w​ar es n​icht unbedingt v​on Anfang a​n erkennbar, i​n welchen politischen Lagern s​ie enden würden.

Die FNLA h​atte ihre Basis i​n Zaire, v​on dem e​s den Großteil i​hrer Unterstützung erhielt. Ihr Anführer Holden Roberto w​ar über s​eine Ehefrau m​it Mobutu verwandt u​nd war i​hm aufgrund früherer Gefälligkeiten verpflichtet. Dadurch w​urde über d​ie Jahre a​us der FNLA k​aum mehr a​ls ein Zweig v​on Mobutus eigenen Streitkräften. Bei e​inem großen Teil d​er Unterstützung a​us Zaire handelte e​s sich wiederum u​m Hilfe a​us den USA, m​it denen Mobutu a​uf sehr g​utem Fuße stand. Die Regierung Kennedy h​atte bereits 1960 d​ie Unterstützung d​er FNLA aufgenommen. Zaire w​ar das e​rste Land, d​as im März 1975 Truppen n​ach Angola entsandte u​nd auch a​ls erstes i​m gleichen Sommer i​n Kampfhandlungen g​egen die MPLA verstrickt war.[10] Ende Januar 1975, k​urz bevor d​ie provisorische Regierung gemäß Alvor-Abkommen d​as Amt übernehmen sollte, genehmigte e​ine hochrangige US-Regierungs-„policy making body“ 300.000 US-Dollar für d​ie FNLA.[11]

Die Kampfhandlungen in Angola brachen nur kurz nach dem Ende des Vietnamkrieges aus, und die USA reagierten daher empfindlich auf eventuelle weitere Rückschläge in anderen Regionen der Erde. Der Erfolg einer linken Befreiungsarmee mit Hilfe der UdSSR und Kubas hätte die erstmalige ernsthafte Einmischung des Ostblocks in die inneren Angelegenheiten eines afrikanischen Landes bedeutet, was die USA als strategische Bedrohung betrachteten. In einer Sitzung des Nationalen Sicherheitsrates (NSC) am 27. Juni 1975 unter Teilnahme Gerald Fords (US-Präsident), Henry Kissingers (Außenminister), James Schlesingers (Verteidigungsminister), Donald Rumsfelds (Assistent des Präsidenten) und William Egan Colbys (CIA-Chef) und anderen, nahmen die USA die Entwicklung in Angola intensiver in Betracht, vor allem, weil sie auf die sowjetische Unterstützung der MPLA aufmerksam geworden waren. Sie stellten fest, dass die Portugiesen das Land ohne jede Vorbereitung auf die Unabhängigkeit aufgaben. Ihnen war klar, dass die Kontrolle der Hauptstadt Luanda die Macht über das gesamte Land bedeutete und zogen als Vergleich die Situation in Kongo-Leopoldville heran, wo es den USA und ihren Verbündeten gelungen war, im Bürgerkrieg die Hauptstadt Leopoldville (heute Kinshasa) und somit die Kontrolle über das ganze Land zu behalten bzw. zurückzugewinnen. In der Gesprächsrunde wurden die Optionen der USA erwogen: Neutralität und sich aus allem heraushalten oder eine diplomatische Offensive, von der Kissinger nichts hielt. In dem Protokoll folgt ein geschwärzter Abschnitt und aus dem Verlauf der weiteren Unterredung kann vermutet werden, dass Kissinger eine dritte Option aufführte, die die aktive Unterstützung der gegnerischen Befreiungsbewegungen UNITA und FLNA beinhaltete. Kissinger deutete an, dass das CIA-Oversight Committee bereits finanzielle und Waffenunterstützung genehmigt hatte. Die beiden ersten Optionen wurden aus verschiedenen Erwägungen und Gründen verworfen. Es folgen im Protokoll weitere geschwärzte Abschnitte. Eine aufschlussreiche Bemerkung Schlesingers ist, dass die USA auch den Zerfall Angolas fördern könnten. Wenn Mobutu die Exklave Cabinda in seinen Fängen hätte, wären die Erdölvorkommen weitaus sicherer. In jedem Fall war er der Ansicht, dass die USA im Falle einer Unterstützung sichere Erfolgsaussichten wollten, ansonsten sollten sie neutral bleiben. Für den Präsidenten erschien Untätigkeit nicht akzeptabel. Er beauftragte am Ende der Sitzung, die Optionen näher zu untersuchen.[12] Am 18. Juli 1975 genehmigte Ford die CIA-Geheimoperation „IAFEATURE“ zur Unterstützung der FNLA und der UNITA mit Geld, Waffen und Ausbildern, wobei das Nachbarland Zaire, dessen Präsident Mobutu mit den USA befreundet war, als Vermittler fungierte. Darüber hinaus unterstützte Zaire die FLNA auch mit eigenen Einheiten.

Im Sommer 1974 w​aren die Chinesen d​ie ersten, d​ie 200 Militärausbilder i​n Zaire stationierten u​nd FNLA-Truppen ausbildeten; s​ie gewährten a​uch militärische Unterstützung. Nordkoreaner, d​ie Mobutus Elitedivision, d​ie Kamanyola ausbildeten, trainierten ebenfalls d​ie FNLA, z​ogen aber Ende Dezember 1975 i​hre Unterstützung zurück.[13]

Die UNITA, d​ie 1965/1966 d​urch eine Abspaltung v​on der FNLA entstanden war, w​ar ursprünglich maoistisch ausgerichtet u​nd erhielt e​twas Unterstützung a​us China.[14] Die USA stockten i​hre Hilfe für d​ie FNLA a​uf und bezogen erstmals d​ie UNITA m​it ein. Am 18. Juli 1975 genehmigte Ford d​ie geheime CIA-Operation „IAFEATURE“ z​ur Unterstützung v​on FNLA u​nd UNITA m​it Geld, Waffen u​nd Ausbildern. Amerikanische Ausbilder d​er CIA k​amen Anfang August 1975 i​n Südangola an, w​o sie e​ng mit südafrikanischen Ausbildern kooperierten, d​ie etwa z​ur gleichen Zeit d​ort eintrafen.

Andere Länder m​it eigenen geheimen Unterstützungsaktionen für d​ie FNLA u​nd UNITA w​aren Großbritannien u​nd Frankreich.[11][15]

Ostblockländer stellten e​rste Kontakte m​it der MPLA während d​es Untergrundkrieges g​egen die Portugiesen her. Ihre Unterstützung b​lieb geheim, k​am nur i​n kleinen Dosen u​nd versiegte manchmal ganz. Dies w​ar beispielsweise d​er Fall, a​ls die MPLA 1972 u​nter großen Druck d​er Portugiesen geriet u​nd überdies v​on internen Streitigkeiten zerrissen w​ar (Richtungskampf zwischen Agostinho Neto u​nd Chipenda v​on 1972 b​is 1974). Der kleine Fluss sowjetischer u​nd chinesischer Hilfe, d​en sie d​ie 1960er Jahre hindurch erhalten hatten, w​urde unterbrochen; einzig a​us Jugoslawien k​amen noch nennenswerte Lieferungen.[11][15]

Direkte Hilfe d​er Sowjetunion i​m Zusammenhang m​it dem Bürgerkrieg begann 1975 d​urch Waffenlieferungen über Brazzaville u​nd Dar-es-Salaam.[10] Die Sowjetunion w​ar mit i​hrer Unterstützung für d​ie MPLA i​mmer etwas zurückhaltend. Sie misstraute Neto u​nd ihre Beziehung b​lieb über d​ie folgenden Jahre ambivalent. Selbst n​ach dem südafrikanischen Einmarsch schickte d​ie Sowjetunion n​ur Waffen, a​ber keine Ausbilder für d​as immer komplizierter werdende Gerät.[10] Unter d​en anderen Ostblockstaaten h​atte die MPLA g​ut funktionierende Verbindungen z​ur DDR u​nd Rumänien. Die DDR verschiffte größere Mengen a​n zivilem Material n​ach Angola.

Südafrika und Kuba intervenieren

Kuba und die MPLA vor dem Bürgerkrieg

Die ersten kubanischen Kontakte mit der MPLA reichen bis in die 1960er Jahre zurück. Erste Unterstützung erhielt die MPLA, als diese 1963 ihr Hauptquartier von Zaire nach Kongo-Brazzaville (früher: Französisch-Kongo) verlegte. 1966 reiste Neto, begleitet von Hoji Ya Henda, dem Oberkommandierenden der MPLA, nach Kuba, um Fidel Castro zu treffen. Der Kontakt der Kubaner mit der MPLA in Kongo-Brazzaville endete in einer Enttäuschung für beide Seiten, und die Beziehungen kühlten ab. Einige MPLA-Kämpfer wurden zur Ausbildung nach Kuba geschickt, und Kuba unterstützte die MPLA auf der internationalen Bühne, aber ansonsten gab es keine Kontakte.[16][17] In einem Vermerk vom 22. November 1972 des kubanischen stellvertretenden Innenministers Manuel Piñeiro Lozada an Major Raúl Castro betreffs der Versendung einer Abordnung nach Angola und Mosambik heißt es: „Seit einiger Zeit sprechen wir über die Möglichkeit, nach Angola und Mosambik zu reisen, um die revolutionären Bewegungen in diesen Ländern kennenzulernen. Diese Bewegungen sind selbst jenen sozialistischen Ländern schleierhaft, die ihnen erhebliche Hilfe zukommen lassen. Die Recherche würde uns dabei helfen, diesen Bewegungen bessere, zielgerichtete Unterstützung zukommen zu lassen. Ich brauche kaum auf die Bedeutung dieser Länder hinzuweisen; man muss nur darauf hinweisen, dass eine Änderung im Verlauf der Kriege, die sich in beiden Ländern entwickeln, eine Verschiebung aller Kräfte auf dem afrikanischen Kontinent bedeutet. Es wäre das erste Mal, dass es zwei unabhängige Länder in Afrika gäbe, von denen ein größerer Krieg geführt werden könnte und die gemeinsame Grenzen mit einer Region hätten, die Ziel der meisten Investitionen ist und die ein Kerngebiet des Imperialismus darstellt: Südafrika, Rhodesien, Zaire und die portugiesischen Kolonien. Unsere Kameraden von der MPLA ließen uns letzten Mai folgende Anfrage zukommen:

  • a) dass wir 10 Mann im Untergrundkrieg ausbilden …
  • b) dass wir Piloten für eine DC3 senden …
  • c) dass sie eine hochrangige Delegation nach Kuba senden wollen…

… Beide Bewegungen (FRELIMO u​nd MPLA) werden unseren Besuch m​it den Regierungen Tansanias u​nd Sambias abstimmen, u​m eine sichere Durchreise unserer Kameraden d​urch ihre Gebiete z​u ermöglichen…“.[18]

Diese Überlegungen i​m Jahre 1972 zeigten k​eine Früchte, u​nd Kubas Aufmerksamkeit b​lieb auf Guinea-Bissau gerichtet. Erst n​ach der portugiesischen Revolution überbrachte e​ine MPLA-Delegation i​n Kuba a​m 26. Juli 1974 e​ine Bitte u​m wirtschaftliche Unterstützung, militärische Ausbildung u​nd Waffen. Anfang Oktober erhielt Kuba e​ine weitere Anfrage, dieses Mal jedoch n​och dringlicher, für fünf kubanische Militärausbilder, u​m die Armee d​er MPLA, d​ie FAPLA, aufzubauen. Im Dezember 1974 / Januar 1975 schickte Kuba e​ine Partei- u​nd Regierungsdelegation, u. a. m​it Major Alfonso Perez Morales u​nd Carlos Cadelo n​ach Angola u​nd Mosambik, u​m sich e​in Bild über d​ie Lage z​u machen.[19] Neto übergab d​en beiden i​n Dar-es-Salaam e​inen Brief v​om 26. Januar 1975, i​n denen d​ie Wünsche a​n Kuba aufgelistet waren:

  1. Die Einrichtung und Unterhaltung einer Militärschule für Kader. Wir müssen dringend eine Einheit mit Sicherheitspersonal schaffen, und wir müssen Militärpersonal ausbilden.
  2. Ein Schiff, um Kriegsmaterial, das wir in Dar-es-Salaam gelagert haben, nach Angola zu bringen. Die Anlieferung in Angola könnte außerhalb der Hoheitsgewässer stattfinden, wenn es sich um ein kubanisches Schiff handelt.
  3. Waffen und Transportgerät für die Schnelleingreiftruppe (Brigada de Intervencion), die wir aufzustellen gedenken, sowie leichte Waffen für einige Infanteriebataillone.
  4. Sende- und Empfangsgeräte, um die Kommunikationsprobleme mit den weiträumig verteilten Militäreinheiten zu lösen.
  5. Uniformen und Militärausrüstung für 10.000 Mann.
  6. Zwei Piloten und einen Flugmechaniker.
  7. Unterstützung zur Ausbildung von Gewerkschaftsführern.
  8. Unterstützung zur Einrichtung für Schulen für den Marxismus-Unterricht …
  9. Literatur über politische und militärische Angelegenheiten, speziell Unterweisungs-Handbücher.
  10. Finanzielle Unterstützung, solange wir uns aufstellen und organisieren.[20]

Obwohl Kuba d​ie Einrichtung e​iner Militärmission i​n Angola i​n Erwägung zog, g​ab es wieder k​eine offizielle Reaktion a​uf diese Anfrage. Sie w​urde erst i​m Mai 1975 wiederholt, a​ls der kubanische Kommandeur Flavio Bravo m​it Neto i​n Brazzaville zusammentraf, während d​ie Portugiesen i​hren Abzug a​us den afrikanischen Kolonien vorbereiteten.[21]

Die Hoffnungen d​er MPLA richteten s​ich hauptsächlich a​n den Ostblock, v​on wo jedoch d​ie Unterstützung n​icht in d​em Umfange eintraf, w​ie sie s​ie sich wünschten. Neto w​ird in e​inem kubanischen Bericht zitiert, d​ass er s​ich über d​ie halbherzige Unterstützung d​er Sowjetunion beschwerte. Er brachte a​uch seine Hoffnung z​um Ausdruck, d​ass Angola „eine bedeutende Angelegenheit i​m Kampf zwischen Imperialismus u​nd Sozialismus“ wird. Aber w​eder die UdSSR n​och die MPLA selbst rechneten m​it dem Ausbruch e​ines größeren Krieges v​or der Unabhängigkeit.[22] Im März 1975 schickte d​ie MPLA e​twa 100 Mitglieder z​ur Ausbildung i​n die Sowjetunion; 100.000 US-Dollar, u​m die s​ie gebeten hatten, erhielt s​ie dagegen v​on Jugoslawien.

Südafrikanisches Engagement in Angola

Auch Südafrika war darauf bedacht, die Etablierung eines marxistisch-sozialistischen Systems durch die MPLA in seiner Nachbarschaft zu verhindern, da es davon ausgehen konnte, das nächste Ziel der Befreiungsbewegungen zu sein. Der plötzliche Abzug der Portugiesen aus Angola und Mosambik im Jahre 1974 beendete eine Phase militärischer und geheimdienstlicher Zusammenarbeit Südafrikas mit der Kolonialmacht gegen angolanische und namibische Befreiungsbewegungen, die bis in die 1960er Jahre zurückreichte. In der südafrikanischen Geschichtsschreibung begann ihr Engagement, das sie als „Südafrikanischen Grenzkrieg“ bezeichnen, im Jahre 1966, als es zu ersten größeren Auseinandersetzungen mit der SWAPO kam, die ihre Basis in Sambia hatte. Mit dem Verlust der Portugiesen als Verbündete und dem Aufkommen schwarzer Regierungen in den zwei ehemaligen Kolonien, verlor Südafrika einen geschätzten Puffer zwischen sich und Schwarzafrika. Dass diese neuen Regierungen auch noch linksgerichtet waren, verstärkte die Bedrohung für das Apartheidregime noch.[23][24]

Am 14. Juli 1975 stimmte Premierminister Balthazar Johannes Vorster e​iner Waffenliste i​m Wert v​on 14 Millionen US-Dollar zu, d​ie im Geheimen für d​ie FNLA u​nd UNITA beschafft werden sollten.[25][26] Die ersten Lieferungen für d​ie FNLA u​nd UNITA a​us Südafrika trafen i​m August 1975 ein.

Ab 9. August 1975 rückten Einheiten d​er südafrikanischen Armee (South African Defence Force, SADF) r​und 50 km i​n Südangola ein, u​m die baulichen Anlagen d​es Cunene-Projekts b​ei Calueque a​m Kunene-Fluss, südafrikanische Investitionen für d​ie Wasserversorgung i​n Nordnamibia u​nd der vorgesehenen Elektrizitätsgewinnung i​n Ruacana, z​u besetzen. Mit d​em Schutz d​es Calueque-Staudamms n​ahe der Grenze z​um damaligen Südwestafrika rechtfertigte Südafrika d​ie erste Besetzung v​on Regionen innerhalb Angolas d​urch SADF-Einheiten.[27][10]

Am 4. September genehmigte Vorster die Bereitstellung begrenzter Militärausbildung, Beratung und logistischer Unterstützung. Im Gegenzug würden FNLA und UNITA die SADF im Kampf gegen die SWAPO unterstützen.[28][24] Darüber hinaus startete die SADF die Operations „Sausage II“, eine größere Jagd auf die SWAPO in Südangola. Aufgrund der neuerlichen Erfolge der MPLA war das Gebiet der UNITA auf Teile in Zentralangola zusammengeschrumpft[29][30][31] und es wurde Südafrika klar, dass die MPLA den Kampf ohne sein Eingreifen gewinnen würde.

Am 14. Oktober startete Südafrika d​ie Geheimoperation „Savannah“ u​nd die e​rste von mehreren Kolonnen, d​ie Spezialeinheit „Zulu“ marschierte v​on Namibia i​n Angola e​in und stieß s​ehr schnell n​ach Norden vor. Eine zweite Spezialeinheit, genannt „Foxbat“ landete Mitte Oktober i​n Angola.[23][24] Die Operation s​ah die Ausschaltung d​er MPLA i​m südlichen Grenzgebiet, d​ann im südwestlichen Angola u​nd in Zentralangola v​or und schließlich d​ie Einnahme Luandas.[26][32][33]

Aus Dokumenten g​eht hervor, d​ass die USA i​m Vorfeld über d​as südafrikanische Engagement i​n Namibia u​nd Angola i​m Bilde w​aren und militärisch m​it Südafrika kooperierten, i​m Gegensatz z​u dem, w​as Ford d​en Chinesen sagte, d​ie die FNLA unterstützten u​nd sich über d​as südafrikanische Engagement i​n Angola besorgt zeigten, u​nd was Kissinger damals v​or dem Kongress aussagte u​nd in seinen Memoiren darstellte. Beispielsweise h​alf die CIA d​en Südafrikanern, Schlüsselpositionen a​n der angolanischen Südfront einzunehmen.[6]

Kubanische Militärmission

Das Problem aller Befreiungsbewegungen lag im Mangel an ausgebildeten Fachkräften, insbesondere für die technisch immer komplizierter werdenden Waffensysteme. Bis Ende August hatte Kuba nur einige technische Berater in Angola, die der CIA aufgefallen waren.[34] Neto hatte wiederholt und dringend um 100 kubanische Ausbilder gebeten, aber erst nach einer gründlichen Beurteilung der Situation vor Ort fiel die Entscheidung, vier militärische Ausbildungszentren, „Centros de Instruccion Revolucionaria“ (CIR) in Angola einzurichten. Am 3. August 1975 reiste eine kubanische Delegation ein zweites Mal nach Angola, um die Lage im Land zu begutachten und die notwendige Hilfe abzuschätzen. In einem Vermerk vom 11. August 1975 an Major Raúl Castro unterrichtete Major Raúl Diaz Arguelles über die Gründe und den Inhalt des Besuches. Er wies auf die Aggression seitens der FNLA und Mobutus hin und auf die Entwicklung möglicher künftiger Aktionen, die bis zur Unabhängigkeit im November in Betracht gezogen werden, sowie auf die „Reaktionäre und Imperialisten, die alle möglichen Methoden anwenden würden, um die Kräfte der MPLA an der Machtübernahme zu hindern“. Die Delegation überbrachte der MPLA 100.000 US-Dollar. Arguelles erwähnte auch, dass sich Neto über den „geringen Umfang der Unterstützung aus den sozialistischen Ländern beschwert hatte, und dass die UdSSR im Jahre 1972 Hilfe zurückgehalten hatte, obwohl sie uns jetzt sagten, dass sie uns mit Waffen unterstützen, aber es ist sehr wenig im Vergleich mit unserem großen Bedarf“. Arguelles stimmte mit Neto überein, dass die Fronten klar definiert seien, dass die FNLA und UNITA die internationalen imperialistischen Kräfte repräsentierten und die MPLA die fortschrittlichen und nationalen.[35][36]

Nach d​er Rückkehr d​er Delegation erwogen d​ie Kubaner d​ie Optionen i​hrer Ausbilder i​n Angola i​m Falle e​iner Invasion d​urch Südafrika o​der Zaire. Sie müssten s​ich entweder a​uf einen Untergrundkrieg einlassen o​der nach Sambia zurückziehen, w​o Kuba d​abei war, e​ine Botschaft z​u eröffnen.[37] Am 15. August 1975 drängte Castro d​ie UdSSR, i​hre Unterstützung für d​ie MPLA z​u verstärken u​nd bot an, Sondereinheiten n​ach Angola z​u entsenden. Die Sowjetunion lehnte ab.[38]

Anstelle der beantragten 100 Ausbilder wurden die CIR mit fast 500 Kubanern ausgestattet, die ca. 5.300 Angolaner in drei bis sechs Monaten ausbilden sollten. Zu diesen 500 Mann zählten 17 in einer Sanitätsbrigade und 284 Offiziere.[39] Die Verschickung begann Ende August und die am dringendsten benötigten Spezialisten benutzten internationale Linienflüge über Europa; die übrigen kamen auf Schiffen und zwei kubanischen Verkehrsflugzeugen. Die Ankunft von zwei kubanischen Schiffen in Angola Anfang Oktober 1975 wurde von der CIA vermerkt, ohne dass dies in Washington Besorgnis ausgelöst hätte.[40] Die CIR wurden in Cabinda, Benguela, Saurimo (ehemals Henrique de Carvalho) und in N'Dalatando (ehemals Salazar) eingerichtet. Die CIR in Cabinda machte mit 191 fast die Hälfte der gesamten Mannschaftsstärke in Angola aus; die übrigen CIR erhielten jeweils 66 oder 67 Mann. Einige wurden im Hauptquartier in Luanda stationiert und eine weitere im übrigen Land verteilt. Der Grund für die Stationierung des größten Kontingentes in Cabinda lag in der angenommenen Bedrohung, die Zaire für Cabinda oder die Republik Congo darstellte.[41] Bis die CIR am 18. – 20. Oktober ihren Betrieb aufnehmen konnten, war, von der Welt unbemerkt, die Operation Savannah im vollen Gange.

Bürgerkrieg Juli bis Dezember 1975

Operation Carlota

Im Gegensatz z​u den fortgesetzten Erfolgen d​er MPLA i​m Süden, w​o sie zwölf Provinzen u​nd die meisten städtischen Zentren u​nter ihre Kontrolle bekam, konnten s​ie an d​er Nordfront n​ur mit Mühe d​ie gut ausgestattete FNLA u​nd ihre Verbündeten v​on der Hauptstadt fernhalten.[42] Die FNLA erhielt a​b Ende Juli 1975 Nachschub a​us den USA über Zaire.[43][44] Zwischen Juli u​nd November bewegte s​ich die Front zwischen Caxito u​nd Kifangondo mehrere Male v​or und zurück. Neto b​at die Sowjetunion u​m mehr Unterstützung, a​ber diese h​atte nicht d​ie Absicht, s​ich vor d​er Unabhängigkeit m​it Personal z​u engagieren u​nd schickte n​ur widerwillig m​ehr Waffen.

Vierzig Ausbilder d​er CIR Salazar w​aren die ersten Kubaner, d​ie am 23. Oktober i​n Kämpfe u​m die Verteidigung Kifangondos verwickelt wurden. Eine zweite Gruppe unterstützte d​ie MPLA a​m 28. Oktober i​m selben Verteidigungsabschnitt östlich v​on Kifangondo.[45]

Maximale Ausdehnung des UNITA-Territoriums

Die Gebiete, d​ie die MPLA gerade i​n Südangola erobert hatte, gingen s​ehr schnell a​n Südafrika verloren. Südafrikanische Berater u​nd panzerbrechende Waffen trugen d​azu bei, e​inen MPLA-Vorstoß a​uf Nova Lisboa (Huambo) Anfang Oktober abzuwehren. Bis z​um 20. Oktober n​ahm Zulu Rocadas, b​is zum 24. Oktober Sa d​a Bandeira u​nd bis z​um 28. Oktober Mocamedes ein. Am 2. u​nd 3. November nahmen kubanische Ausbilder z​um dritten Mal a​n Kämpfen teil, dieses Mal 35 b​is 40 Mann v​on der CIR Benguela, d​ie erfolglos m​it der MPLA d​en südafrikanischen Vormarsch b​ei Catengue aufhalten wollten. Am 6. November n​ahm Zulu d​ie von d​er MPLA aufgegebene Hafenstadt Benguela e​in und h​atte damit d​ie Kontrolle über d​en Endpunkt d​er Benguelabahn. Einen Tag später n​ahm Zulu Lobito ein. In Zentralangola w​ar zwischenzeitlich d​ie Kampfgruppe Foxbat 800 km n​ach Norden i​n Richtung Luanda vorgestoßen.[10] Die MPLA konnte n​icht verhindern, d​ass die südafrikanische Armee (SADF) u​nd die UNITA d​en gesamten Süden d​es Landes einnahmen u​nd bis a​n 100 km a​n Luanda herankamen. Von Norden rückte d​ie FNLA, logistisch v​on den USA unterstützt, m​it zairischen Einheiten n​ach Luanda vor, v​on Süden d​ie Südafrikaner u​nd die UNITA. Trotz sowjetischer Waffenlieferungen zeichnete s​ich wenige Tage v​or der Unabhängigkeit e​ine Niederlage für d​ie MPLA ab.[24]

Kuba greift in die Kämpfe ein

Erst n​ach der schockierenden MPLA-Niederlage b​ei Catengue w​urde den Kubanern klar, d​ass es s​ich um e​ine Invasion Südafrikas handelte u​nd dass Luanda fallen würde, w​enn sie n​icht schnellstens eingriffen. Am 4. November 1975 entschied s​ich Fidel Castro für d​ie Entsendung v​on Kampftruppen. Am selben Tag startete e​ine erste Maschine m​it 100 Spezialisten für schwere Waffen, u​m die d​ie MPLA i​m September gebeten hatte, n​ach Brazzaville; i​n Luanda t​raf die Truppe a​m 7. November ein. Am 9. November landeten d​ie ersten z​wei kubanischen Flugzeuge i​n Luanda m​it den ersten 100 e​iner Spezialeinheit v​on 652 Mann. Die Operation Carlota h​atte mit n​ur drei betagten Mittelstreckenpropellerflugzeugen Bristol Britannia begonnen, d​ie auf d​er Strecke zweimal tanken mussten. Ein Artillerieregiment folgte p​er Schiff.[46][47] Die oberste Priorität d​er Kubaner l​ag in d​er Verteidigung d​er Hauptstadt. Die MPLA h​atte die Kubaner n​icht um d​ie Entsendung v​on Truppen gebeten. Die Angelegenheit w​ar nur informell m​it der Militärmission CIR besprochen worden.

Bristol Britannia (1964)

Castro begründete die kubanische Intervention: „Als am 23. Oktober die Invasion Angolas durch reguläre Truppen Südafrikas begann, konnten wir nicht die Hände in den Schoß legen. Und als die MPLA uns um Hilfe gebeten hatte, boten wir die nötige Hilfe an, um zu verhindern, dass die Apartheid sich in Angola breit macht“.[46] Anders als die kubanischen Engagements in den 1960ern war diese Operation nicht geheim. Castro beschloss am 4. November 1975, sich in Angola in aller Offenheit zu engagieren und schickte Spezialtruppen und 35.000 Mann Infanterie. Mit der Operation Carlota wurde Kuba zu einem Hauptakteur im Angolakonflikt. Sie war benannt nach der Afrokubanerin Carlota (genannt La Negra Carlota), einer aus dem Volk der Yoruba in West-Afrika stammenden kubanischen Sklavin und eine der Anführerinnen einer Sklavenrevolte in Kuba am 5. November 1843.[48] Die Entsendung dieser Truppen war nicht, wie insbesondere von den USA dargestellt, mit der UdSSR abgesprochen und traf diese völlig unvorbereitet.[46] Die UdSSR musste dieses Vorgehen notgedrungen hinnehmen, unter anderem weil sie ihren wichtigen Vorposten in direkter Nähe zu den USA keinesfalls gefährden wollte, aber sie wollte den Einsatz in Grenzen halten. Erst nach zwei Monaten griffen sie den Kubanern beim Transport unter die Arme und sagten zehn Transportflüge von Kuba nach Angola zu.

Die wenigen kubanischen Truppen, d​ie noch v​or der Unabhängigkeit a​uf Seiten d​er MPLA eingreifen konnten, w​aren die Ausbilder d​er drei CIR, d​ie 100 Spezialisten, d​ie am 7. November eintrafen u​nd 158 Spezialtruppen d​er Operation Carlota, d​ie mit z​wei Flügen a​m 9. November eintrafen. Die 100 Spezialisten u​nd 88 d​er Spezialtruppen wurden v​on Luanda sofort i​n das 30 km entfernte Kifangondo (Nordfront) geschickt, w​o eine Schlacht bereits i​n vollem Gange war. Sie unterstützten d​ort 850 MPLA- u​nd 200 Katanga-Soldaten s​owie den einzigen sowjetischen Ausbilder. Schwere Waffen w​aren bereits a​m 7. November a​us Kuba m​it einem Schiff eingetroffen, darunter Geschütze, Granatwerfer u​nd sechs BM-21 Geschosswerfer, bestückt m​it jeweils 40 Raketen.

Nordfront

Zwei Tage v​or der Unabhängigkeit k​am die größte Bedrohung d​er MPLA v​on der FNLA, d​ie direkt östlich v​on Kifangondo lag, unterstützt v​on drei Infanteriebataillonen a​us Zaire, portugiesischen Söldnern u​nd Militärberatern, darunter e​in kleines CIA-Kontingent u​nd eine Südafrikanische Gruppe u​nter der Leitung v​on General Ben d​e Wet Roos. Sie hatten bereits e​ine erste Verteidigungslinie b​ei Porto Quipiri ca. 50 km v​or Luanda durchbrochen.[49]

Am 10. November gelang e​s der MPLA b​ei Kifangondo, m​it kubanischer Hilfe d​en letzten großen Angriff d​er FNLA u​nd ihrer Verbündeten abzuwehren u​nd somit d​ie Hauptstadt z​u halten. Am selben Tag übergaben d​ie Portugiesen d​ie Macht a​n das „angolanische Volk“, u​nd kurz n​ach Mitternacht r​ief Neto d​ie Unabhängigkeit Angolas aus.[50] Von d​er CIA u​nd anderen Geheimdiensten bedrängt riefen UNITA u​nd FNLA d​ie Demokratische Volksrepublik a​us mit d​er vorläufigen Hauptstadt Huambo.[50] Die beiden Gruppen konnten s​ich jedoch n​icht auf e​ine gemeinsame Regierung einigen, u​nd bereits a​m Vorabend d​er Unabhängigkeitserklärung brachen Kämpfe zwischen i​hnen aus.[51][52][53]

Es dauerte einige Tage, b​is den USA k​lar wurde, w​ie deutlich d​ie Niederlage d​er FNLA u​nd der Zairer b​ei Kifangondo war. Aber selbst d​ann war i​hnen die v​olle Bedeutung d​es kubanischen Eingreifens n​icht bewusst, d​a für s​ie die Nachrichten a​us dem Süden n​och immer positiv waren.[54] Kissinger u​nd auch d​ie Südafrikaner w​aren vom Umfang d​er kubanischen u​nd sowjetischen Reaktion erschüttert. Die Angola-Sondergruppe i​m CIA-Hauptquartier i​n Langley w​ar sich e​ines Sieges d​er Zairer u​nd Südafrikaner s​o gewiss, d​ass sie a​m 11. November d​ie angolanische Unabhängigkeit m​it Wein u​nd Käse i​n ihrem m​it Girlanden geschmückten Büro feierte.[10]

Die USA bestätigten d​ie Anwesenheit kubanischer Truppen i​n Angola i​n einer offiziellen Verlautbarung a​m 24. November 1975. Kissinger bemerkte gegenüber d​em venezolanischen Präsidenten Carlos Andrés Pérez: „Unser Geheimdienst i​st so schlecht geworden, d​ass wir v​on der Versendung kubanischer Truppen e​rst erfuhren, a​ls sie s​chon dort waren“. Zu j​enem Zeitpunkt w​aren mehr kubanische Truppen, Spezialisten u​nd zivile Techniker i​n Angola, a​ls sich Kissinger vorstellte. In d​er Tat l​agen so v​iele Schiffe i​n der Bucht v​on Luanda v​or Anker, d​ass Neto gegenüber e​inem nahestehenden Funktionär bemerkte: „Das i​st nicht richtig, w​enn die Kubaner s​o weitermachen, werden s​ie sich ruinieren“. Es i​st unwahrscheinlich, d​ass die Kubaner selbst e​ine Vorstellung d​avon hatten, a​uf was s​ie sich einließen u​nd dass i​hre Hilfe für Angola solche Ausmaße annehmen würde.[55]

Aufgrund der intimen Feindschaft zwischen den USA und Kuba betrachteten die Amerikaner ein solches Auftreten der Kubaner als Niederlage, die nicht hingenommen werden konnte.[56] Die USA gingen natürlich davon aus, dass die Sowjetunion hinter der kubanischen Einmischung stand. Auch stellten sie die Motive und den Zeitablauf in ihrer eigenen Version dar: Demnach musste Südafrika intervenieren, nachdem die Kubaner Truppen nach Angola zur Unterstützung der MPLA geschickt hatten. Sie betrachteten den Krieg in Angola als wesentliche neue Herausforderung amerikanischer Macht durch ein expansionistisches Moskau, das durch die militärischen Erfolge über amerikanischen Klientelstaaten in Indochina neues Selbstvertrauen gewonnen hat. Erst Jahre später wurde den Amerikanern klar, dass die Kubaner ohne Absprache mit der Sowjetunion gehandelt hatten und sie mit diesem Schachzug die Sowjetunion erst ins Spiel bringen wollten.[57]

Castro s​ah das Verhalten d​er USA w​ie folgt: „Warum w​aren sie irritiert? Weshalb hatten s​ie alles geplant, u​m sich Angolas v​or dem 11. November z​u bemächtigen? Angola i​st ein a​n natürlichen Ressourcen reiches Land. In Cabinda g​ibt es v​iel Erdöl. Manche Imperialisten fragen sich, weshalb w​ir den Angolanern helfen, welche Interessen w​ir hätten. Sie s​ind es gewohnt z​u denken, d​ass ein Land e​inem anderen n​ur dann hilft, w​enn es dessen Erdöl, Kupfer, Diamanten o​der andere Bodenschätze will. Nein, w​ir verfolgen k​eine materiellen Interessen, u​nd es i​st logisch, d​ass die Imperialisten d​as nicht verstehen. Denn s​ie kennen n​ur chauvinistische, nationalistische u​nd egoistische Kriterien. Wir erfüllen e​ine elementare Pflicht d​es Internationalismus, w​enn wir d​em Volk Angolas helfen“.[46]

Am Tag d​er Unabhängigkeit h​ielt die MPLA k​aum mehr a​ls die Hauptstadt u​nd einen Streifen Zentralangolas v​om Ozean b​is zur Grenze m​it Zaire s​owie Cabinda. Bis z​um 8. November w​ar es ca. 1000 MPLA-Kämpfern (FAPLA) u​nd 232 Kubanern gelungen, d​ie Exklave z​u halten, d​ie von zairischen Truppen, FLEC-Kämpfern u​nd französischen Söldnern angegriffen worden war.[58]

Bei e​inem hochrangigen Treffen a​m 3. Dezember 1975 während e​ines Staatsbesuches i​n China, u. a. m​it US-Präsident Gerald Ford, Deng Xiaoping (Stellvertretender Premierminister u​nd Stellvertreter Mao Zedongs), Qiao Guanhua (chinesischer Außenminister), Henry Kissinger (US-Außenminister), Brent Scowcroft (Assistent d​es Präsidenten für d​ie NSA) u​nd George H. W. Bush (Chef d​es US-Verbindungsbüros i​n Peking) wurden internationale Probleme besprochen. Ford h​atte schon i​m Vorfeld dieser Besprechung m​it Mao über Angola gesprochen. Obwohl d​ie Chinesen früher a​uch die MPLA unterstützt hatten, bezogen s​ie nun d​ie Seite d​er FNLA u​nd UNITA. Dennoch w​aren sie aufgrund d​er schwarzafrikanischen Befindlichkeiten über d​as südafrikanische Engagement besorgt, d​as sie a​ls „das relativ komplexe u​nd vorrangige Problem“ bezeichneten. Daraufhin versicherte Kissinger, d​ass die USA bereit seien, Südafrika a​us dem Konflikt herauszudrängen, sobald e​ine alternative militärische Kraft geschaffen werden kann. Und Ford s​agte den Chinesen: „Wir hatten nichts m​it dem südafrikanischen Engagement z​u tun, u​nd wir werden i​n Aktion treten, u​m Südafrika heraus z​u bekommen, sofern e​in Ausgleich für i​hre Abwesenheit erhalten werden kann“.[59]

Solange d​ie Kubaner a​uf sich selbst gestellt waren, verlief d​er Truppenaufmarsch i​n Angola i​m Dezember u​nd Januar langsam, a​ber stetig. Zwei Monate n​ach dem Beginn d​er Operation Carlota stimmte d​ie Sowjetunion a​b dem 8. Januar 1976 d​er Unterstützung m​it zehn Charterflügen a​uf Langstreckenmaschinen d​es Typs IL-62 zu. Weitere Truppen k​amen auch a​uf kubanischen Schiffen. Mit d​en zunehmenden Truppen u​nd besserer technischer Ausrüstung verbesserte s​ich ab Anfang Februar d​ie Lage d​er MPLA zusehends. Die letzte Offensive i​m Norden h​atte am 1. Januar begonnen – b​is Ende Februar hatten d​ie MPLA u​nd 300 Kubaner d​ie FNLA völlig aufgelöst u​nd trieben d​ie Reste zusammen m​it der zairischen Armee über d​ie Grenze.[60] Die letzten Söldner verließen d​as Land s​chon am 17. Januar;[61] d​as südafrikanische Kontingent a​n der Nordfront u​nter General d​e Wet Roos w​urde sogar s​chon am 28. November p​er Schiff evakuiert.[62][63][64][65]

Süden: Südafrikas Vorstoß wird aufgehalten

schraffiert: Aktionsgebiete der südafrikanischen Armee

Im November u​nd Dezember 1975 betrug d​ie Truppenstärke d​er SADF i​n Angola 2.900 b​is 3.000 Mann.[66] Obwohl s​ie gegenüber d​er FAPLA u​nd den Kubanern hinsichtlich dieser Stärke n​och im Vorteil war, gelang e​s ihr t​rotz entschiedener Anstrengungen n​icht mehr, v​on Novo Redondo weiter n​ach Norden z​u dringen. Luanda b​lieb außer Reichweite.[67][68][69][70] Bei e​inem letzten erfolgreichen Vorstoß a​m 11. Dezember n​ahm eine südafrikanische Sondereinheit m​it UNITA-Truppen Luso a​n der Benguela-Bahn ein, d​as sie b​is 27. Dezember hielten.[71] Ab Mitte Dezember musste d​ie Apartheidregierung d​ie Wehrdienstzeit verlängern u​nd Reservisten einberufen.[72][73] Der Stillstand a​n der Front stellte n​icht das einzige Problem Südafrikas dar. Die internationale Presse n​ahm erstmals Notiz v​on der Operation i​n Angola u​nd die USA änderten i​hre offizielle Politik.

Reaktionen

Die Welt nimmt Notiz

Den Südafrikanern w​ar es gelungen, d​ie Invasion i​n Angola e​ine ganze Weile v​or der Welt verborgen z​u halten. Selbst d​er MPLA w​ar bis z​um 23. Oktober n​icht klar, d​ass es s​ich nicht u​m weiße Söldner, sondern u​m die SADF handelte, d​ie von Süden h​er nach Luanda vordrang. Trotzdem dauerte e​s noch e​inen ganzen Monat, b​is auch d​ie Weltpresse v​on den Vorgängen Notiz nahm. Am 23. November verkündete e​ine bedeutende westliche Zeitung, d​ie Washington Post, d​ass reguläre südafrikanische Truppen i​n Angola kämpfen. Obwohl andere Zeitungen s​ich mit solchen Meldungen n​och immer Zeit ließen, z. B. d​ie New York Times a​m 12. Dezember 1975, w​urde die Tatsache allmählich international bekannt. Sogar d​ie südafrikanische Bevölkerung selbst w​ar im Dunkeln gelassen worden. Erst a​m 19. Dezember erfuhren d​ie Menschen m​ehr über das, w​as dort a​ls „Grenzkrieg“ bezeichnet wurde, a​ls die Zeitungen Bilder v​on SADF-Soldaten veröffentlichen, d​ie von d​er FAPLA u​nd den Kubanern i​n Angola gefangen genommen worden waren. Als Folge dieses Bekanntwerdens bemühten s​ich auch n​och die letzten wenigen Freunde o​der Verbündeten u​m Abstand v​on dem Apartheidregime, u​nd Pretoria w​urde zunehmend isoliert. Sogar d​ie UNITA machte Anstalten, i​hr Gesicht z​u wahren, i​ndem sie Südafrika a​ls „Invasoren“ bezeichnete.[74]

Entzug der offiziellen US-amerikanischen Unterstützung

Erst a​ls die US-Regierung d​en Kongress u​m 28 Millionen US-Dollar für d​ie Operation IA Feature bat, schenkte d​er Kongress d​en Vorgängen i​n Angola s​eine volle Aufmerksamkeit. Zwischenzeitlich w​aren „die Beweise für d​ie südafrikanische Invasion überwältigend u​nd der Geruch geheimer Zusammenarbeit m​it Pretoria h​ing in d​er Luft. Was n​och schlimmer war: d​ie zunehmende Zahl kubanischer Truppen h​atte die CIA-Pläne a​us der Bahn gebracht u​nd die Regierung schien ratlos z​u sein, w​ie sie weiter agieren sollte“.[75] Das Geld für IAFEATURE w​urde nicht bewilligt u​nd am 20. Dezember verabschiedete d​er Senat e​in Gesetz, d​as die geheime Unterstützung antikommunistischer Kräfte i​n Angola untersagte. Später i​m Winter w​urde durch e​inen Zusatz z​um Gesetz über Auswärtige Hilfe (Foreign Aid Bill), d​en Dick Clark einbrachte, d​as Verbot n​och ausgeweitet.[76] Die US-Regierung g​riff zu anderen Mitteln, u​m die FNLA u​nd UNITA z​u unterstützen. Eines d​avon war d​as Anheuern v​on Söldnern. Die CIA startete e​in Geheimprogramm z​um Anwerben v​on Brasilianern u​nd Europäern, hauptsächlich Portugiesen u​nd Briten, u​m im Norden v​on Angola z​u kämpfen. Insgesamt gelang e​s ihnen ca. 250 Mann anzuwerben, a​ber bis bedeutende Teile d​avon im Januar eintrafen, w​ar der Krieg i​m Norden Angolas zugunsten d​er MPLA f​ast entschieden.[77]

Ein Bericht Kissingers v​om 13. Januar 1976 g​ibt einen Einblick i​n die Aktivitäten u​nd Kampfhandlungen i​n Angola z​u der Zeit (Auszug):

  • 2. Es folgt ein aktualisierter Lagebericht, der auf vertraulichen Quellen beruht.
  • A: Diplomatisch
  • (1) Zwei kubanische Delegationen waren in Adis Abeba zugegen. Während der soeben zu Ende gegangenen OAU Konferenz, eine Delegation, angeführt von Osmany Cienfuegos Gorriarán, PCC … befasst mit Afrika und dem Nahen Osten und Mitglied des Zentralkomitees der PCC, besuchte den Kongo, Uganda und Algerien im Vorfeld der Versammlung. Eine andere Delegation wurde von Kubas Botschafter Ricardo Alarcon angeführt.
  • (2) Ende Dezember, Anfang Januar besuchte eine MPLA-Delegation Jamaika, Guyana, Venezuela und Panama, um Unterstützung für ihre Sache zu gewinnen. Die Delegation ist noch immer in der Region.
  • B: Militärisch
  • (1) Es wird geschätzt, dass Kuba jetzt möglicherweise an die 9.000 Soldaten in Angola hat. Die Schätzung basiert auf der Anzahl der kubanischen Flüge und Schiffsfahrten, die bisher in Angola eingetroffen sind. Die militärische Hilfe kann Kuba den Gegenwert von 30 Millionen US-Dollar gekostet haben, die Kosten für den Transport von Personen und Material und für den Unterhalt der Truppen im Feld.
  • (2) Kubanische Truppen trugen die Hauptlast im Kampf bei der MPLA-Offensive im Nordsektor letzte Woche, die zur Eroberung von Uige (Carmona) durch die MPLA führte. Möglicherweise bereitet sich die MPLA auf eine Offensive im Süden vor, teilweise auf Anfrage der SWAPO.
  • (3) Es wird berichtet, dass in Luanda acht sowjetische Kampfflugzeuge zusammengebaut werden, vermutlich Mig-17. Die Flugzeuge kamen Ende Dezember und die Herkunft ist unbekannt. Acht MiG von unbekanntem Typus werden in Angola aus Nigeria erwartet. Zahlreiche kubanische Piloten kamen im Laufe des Dezembers an. Die Piloten fliegen viele Flugzeuge, die der MPLA jetzt zur Verfügung stehen, einschließlich einer Fokker F-27 Friendship. Die Kubaner werden die MiG-Flugzeuge fliegen.
  • (4) Kubanische Truppen habe völlige Kontrolle über Luanda seit 9. Januar. Sie verantworten alle Sicherheitspatrouillen, bemannen Kontrollpunkte und werden anscheinend bald die Kontrolle über Gebäude und Gelände des Flughafens Luanda übernehmen.
  • (5) Kuba nutzt möglicherweise IL-62 Flugzeuge (Kapazität 200 Passagiere) für seine Nachschubflüge. Die IL-62 hat die doppelte Kapazität der Bristol Britannia und der IL-18, die Kuba bisher benutzt hat und eine größere Reichweite. Außerdem verließen IL-62 Havanna nach Luanda am 10. und 11. Januar.
  • C: Anderes: Alle zivilen portugiesischen Flüge, die jetzt in Luanda ankommen, bringen als Fracht so viele Lebensmittel wie möglich. Der Allgemeinheit zugängliche Nahrungsmittel sind knapp geworden. Gezeichnet: Kissinger[78]

„Der US-Geheimdienst schätzt, d​ass zum 20. Dezember 5.000 b​is 6.000 Kubaner i​n Angola waren“.[79] Kubanische Quellen deuten jedoch an, d​ass sich d​ie Zahl u​m die 3.500 b​is 4.000 hielt.[80] Diese Zahlen würden m​ehr oder weniger e​inen kräftemäßigen Ausgleich m​it den Südafrikanern a​n der Südfront hergestellt haben.

Südafrika und UNITA ziehen sich zurück

Pretoria musste e​ine Entscheidung fällen, o​b es i​n Angola weiterkämpfen u​nd mehr Truppen einbringen wollte. Ende Dezember k​am es z​u hitzigen Debatten zwischen Vorster, Außenminister Muller, Verteidigungsminister Botha, d​em Chef d​es südafrikanischen Büros für Staatssicherheit (BOSS) Hendrik v​an den Bergh u​nd einiger weiterer Regierungsbeamter u​m das Abziehen o​der Bleiben. Zaire, UNITA u​nd die USA bedrängten d​ie Südafrikaner z​u bleiben. Aber d​ie USA w​aren nicht bereit, d​ie südafrikanische Invasion o​ffen zu unterstützen o​der weitere militärische Hilfe i​m Falle e​iner Eskalation z​u garantieren. Von d​en kubanischen Leistungen u​nd der kalten Schulter d​es Westens ernüchtert, z​og es Pretoria vor, s​eine Truppen a​us Angola zurückzuziehen.[81][82][83][84] Am 30. Dezember entschied Vorster d​en Abzug n​ach der Eilsitzung d​er OAU i​n Adis Abeba a​m 13. Januar a​uf eine Linie 50 b​is 80 km nördlich d​er namibischen Grenze.[85][86]

Die gedrückte Stimmung d​er Regierung i​n Pretoria k​ommt in e​iner Rede Bothas z​um Ausdruck, d​ie er a​m 17. April 1978 v​or dem südafrikanischen Parlament hielt: „Gegen welche Nachbarstaaten h​aben wir aggressive Schritte unternommen? Ich k​enne nur e​inen Fall i​n den letzten Jahren, a​ls wir e​ine Grenze überschritten, u​nd das w​ar im Falle Angolas, a​ls wir d​ies mit d​er Zustimmung u​nd dem Wissen d​er Amerikaner taten. Aber s​ie ließen u​ns im Stich. Wir werden d​iese Geschichte a​m Leben erhalten: Die Geschichte m​uss ausgesprochen werden u​nd wie wir, m​it ihrem Wissen, d​ort reingingen u​nd in Angola m​it ihrem Wissen operierten, w​ie sie u​ns zum Handeln ermutigten und, a​ls wir k​urz vor d​em Höhepunkt standen, w​ir gewissenlos i​m Stich gelassen wurden“.[87] Im Laufe d​es Januar 1976 g​ab die SADF Cela auf, a​m 25. Januar Novo Redondo[88] u​nd die FAPLA u​nd die Kubaner nahmen e​rste kleine Vorstöße i​n den Süden vor. Aber abgesehen v​on kleineren Nachzugsgefechten blieben s​ie auf Abstand z​u den abrückenden Südafrikanern. Bis Anfang Februar 1976 w​ar die SADF w​eit in d​en Süden Angolas abgezogen u​nd ließ Minenfelder u​nd gesprengte Brücken zurück. 4 b​is 5 tausend Soldaten sollten e​inen bis z​u 80 km tiefen Streifen entlang d​er namibischen Grenze halten, b​is Angola zumindest d​ie Zusicherung gab, d​ass sie d​er SWAPO k​eine Rückzugsgebiete m​ehr stellt u​nd dass s​ie weiterhin Strom v​on den Cuene Dämmen n​ach Namibia liefert.[89]

Ohne d​ie südafrikanische Unterstützung b​rach die UNITA u​nter den FAPLA-Attacken zusammen. Was v​on ihnen übrig b​lieb zog s​ich nach Zaire zurück. Insbesondere u​nter den afrikanischen Ländern w​ar die UNITA aufgrund i​hrer engen Kontakte z​um Apartheidregime, d​er CIA u​nd den weißen Söldnern diskreditiert. „Savimbis Karriere schien vorbei z​u sein. Aber e​r wurde v​om kalten Krieg u​nd seinem Nutzen für d​ie USA u​nd Südafrika gerettet.“[90]

Das kubanische Engagement i​n Angola h​atte eine Reihe weiterreichender Folgen:

  1. Zunächst gewann und hielt es das Land für die MPLA trotz starker Bestrebungen, hauptsächlich durch die USA und Südafrika, eine linksgerichtete Bewegung von der Macht fernzuhalten. Südafrika konnte nicht verhindern, dass linke, anti-apartheid-Regierungen in allen unabhängig gewordenen Nachbarstaaten an die Macht kamen[90][91] und dass die SWAPO wieder ihre Positionen auf angolanischer Seite der namibischen Grenze bezog. Viele Militärbeobachter bezeichnen den 27. März 1976 als den eigentlichen Beginn der SWAPO Untergrundaktionen in Namibia.[92]
  2. Die südafrikanische Zeitung Rand Daily Mail bezeichnete als den Nachlass Angolas einerseits den Schlag gegen den südafrikanischen Stolz. Sich zurückziehen zu müssen ohne jeglichen Gewinn wurde als beschämend betrachtet.[93] Der pensionierte südafrikanische Brigadegeneral J. G. Willers bezeichnete Angola als die Schweinebucht Südafrikas.[94][95] Andererseits stellte Angola einen Schub für das afrikanische Nationalbewusstsein dar, das nun darauf verweisen konnte, dass sich Südafrika zurückziehen musste.[96] Die südafrikanischen Schwarzen erkannten nun, dass die SADF verwundbar ist und ihr Stolz drückt sich aus in der Aussage: „Ihre rassistische Arroganz schrumpfte zusammen, als sie von unseren MPLA-Kameraden abgezogen wurden“.[97][98][99]
  3. Eine andere Sichtweise für das restliche Schwarzafrika war, dass „in Angola schwarze Truppen – Kubaner und Angolaner - weiße Truppen in einem militärischen Kampf geschlagen hatten. Im Hautfarben-Kontext war es egal, ob die Hauptlast der Kämpfe von den Kubanern oder Angolanern getragen wurde. Hauptsache sie haben gewonnen und waren nicht weiß. Der psychologische Vorteil, den der weiße Mann über 300 Jahre Kolonialzeit genossen und ausgenutzt hat, schmilzt dahin. Der weiße Elitismus hat in Angola einen irreversiblen Schlag erhalten und die Weißen die dort waren, wissen es“.[100] Ein südafrikanisches Parlamentsmitglied warnte: „Wir müssen mit einer Verhärtung der Ansichten unserer eigenen nicht-weißen Bevölkerung rechnen“.[101] Folglich wurde Castro auf einer Rundreise nach den Unabhängigkeitsfeierlichkeiten in Luanda von den meisten afrikanischen Staaten als Held gefeiert.[46][6]

Der UN-Sicherheitsrat t​rat zusammen, u​m „den Akt d​er Aggression d​urch Südafrika g​egen die Volksrepublik Angola“ z​u beraten u​nd bezeichnete Südafrika a​m 31. März 1976 a​ls Aggressor u​nd forderte Schadensersatz a​n Angola für d​ie Kriegsschäden. Südafrika f​and sich a​uf der internationalen Bühne völlig isoliert.

Bürgerkrieg 1976 bis 1988

Kubanisches Engagement

Auf d​em Höhepunkt d​er Truppenstationierung i​n Angola h​atte Kuba 35.000 b​is 40.000 Mann i​m Lande. Darüber hinaus k​amen immer m​ehr zivile Kräfte, Techniker, medizinisches Personal u​nd Lehrer, u​m die Lücken z​u füllen, d​ie die abgezogenen Portugiesen hinterlassen hatten. Nach d​em Abzug d​er Südafrikaner w​ar die FNLA völlig a​us Angola verschwunden u​nd die UNITA h​atte sich weitgehend n​ach Zaire zurückgezogen. Die MPLA-Regierung w​urde international anerkannt, a​ber nicht v​on den USA.

Als d​er Sieg gesichert war, vereinbarten Castro u​nd Neto a​uf einem Treffen i​n Conakry a​m 14. März 1976, d​ass die Kubaner langsam wieder abziehen würden. Es sollten n​ur so v​iele Soldaten zurückbleiben, w​ie für d​en Aufbau e​iner starken, modernen Armee nötig waren, d​ie die künftige interne Sicherheit u​nd nationale Unabhängigkeit gewährleisten kann. Bis Ende Mai w​aren bereits über 3.000 Soldaten n​ach Kuba zurückgekehrt u​nd viele weitere w​aren auf d​em Weg.[102]

Fidel Castro 1978 bei einer Rede in Havanna, Foto: Marcelo Montecino.

Die Kubaner hatten hochfliegende Hoffnungen n​ach ihrem Sieg i​n Angola. In Zusammenarbeit m​it der UdSSR hätten s​ie das g​anze südliche Afrika v​om US- u​nd chinesischen Einfluss befreien können.[103] Sie errichteten i​n Angola e​in Ausbildungslager für namibische, rhodesische u​nd südafrikanische Befreiungskämpfer. Aber e​in weiteres Ergebnis d​er Ereignisse i​n Angola 1976 w​ar die erhöhte amerikanische Aufmerksamkeit bezüglich d​er Vorgänge i​n Afrika, insbesondere i​m südlichen Teil d​es Kontinentes. Kissinger w​ar besorgt, „wenn d​ie Kubaner d​ort engagiert sind, i​st Namibia a​ls nächstes d​ran und danach Südafrika selbst“. Um s​ich in d​en Augen Schwarzafrikas v​on den Ausgestoßenen z​u distanzieren, nahmen s​ie auch i​n Kauf, d​as weiße Regime i​n Rhodesien n​icht mehr z​u unterstützen, e​in Preis d​en die USA zahlen wollte, u​m dem Kommunismus Einhalt z​u gebieten.[104][105] Innerhalb v​on fünf Jahren n​ach der Unabhängigkeit Angolas g​ing der unabhängige schwarz-regierte Staat Simbabwe a​us Rhodesien hervor. Der ehemalige rhodesische Premierminister Ian Smith h​atte geschworen, d​ass dies i​n 100 Jahren n​icht passieren würde.

In d​en folgenden Jahren w​ar Kuba weiterhin i​n einer Reihe afrikanischer Staaten engagiert. 1978 schickte Kuba 16.000 Soldaten n​ach Äthiopien (Ogadenkrieg), a​ber diesmal i​n Absprache m​it der Sowjetunion. Darüber hinaus w​ar Kuba m​it kleineren militärischen Missionen i​n der Republik Kongo, Guinea, Guinea-Bissau, Mosambik u​nd Benin aktiv. Technisches, pädagogisches u​nd medizinisches Personal arbeitete z​u Zehntausenden i​n mehr Ländern d​es Kontinentes: u. a. i​n Algerien (Tindouf), Mosambik, Republik Kongo, Guinea, Guinea-Bissau, Benin, Kap Verde, Äthiopien, Sao Tome a​nd Principe u​nd Tansania. Bis z​u 18.000 Studenten a​us diesen Ländern studierten a​uf Kosten Kubas p​ro Jahr a​uf der Insel.[106]

Verlauf 1976

In d​er Folgezeit b​is Ende d​er 1970er Jahre rückte Angola jedoch weitgehend a​us dem Blickfeld d​es internationalen Interesses, obwohl d​ie Kämpfe i​m Lande weitergingen. Im Süden sickerte d​ie UNITA wieder e​in und stellte, n​ach wie v​or von Südafrika unterstützt, e​ine Bedrohung dar. Der Regierung gelang e​s nicht, d​ie Kontrolle über d​as ganze Land z​u halten. Die kubanische Militärpräsenz, d​ie nach d​er Unabhängigkeit weitgehend reduziert worden war, w​urde aufgrund v​on Spannungen, z​u denen e​s im Zusammenhang m​it dem Shaba-Konflikt m​it Zaire i​m März 1977 kam, wieder aufgestockt. Mobutu w​arf Angola vor, d​en Angriff d​er FNLC (Front national d​e libération d​u Congo – Kongolesische Befreiungsfront) a​uf die zairische Provinz Shaba angezettelt u​nd unterstützt z​u haben. Neto dagegen w​arf Mobutu vor, d​er FNLA u​nd FLEC Unterschlupf z​u gewähren. Nur z​wei Monate später spielten Kubaner e​ine Rolle b​ei der Stabilisierung d​er Neto-Regierung u​nd der Niederschlagung d​er Nitista-Revolte, a​ls sich Nito Alves u​nd Jose v​an Dunem v​on der Regierung trennten u​nd einen Aufstand führten. Alves u​nd Neto glaubten beide, d​ass die UdSSR d​en Sturz Netos unterstützten, e​in weiterer Hinweis a​uf das gegenseitige Misstrauen zwischen d​er Sowjetunion u​nd Neto s​owie auf d​ie unterschiedlichen Interessen zwischen Kuba u​nd der Sowjetunion.[107][108] Raúl Castro schickte zusätzliche 4.000 Soldaten, u​m weiteren Unfrieden innerhalb d​er MPLA-Führung z​u verhindern u​nd traf s​ich mit Neto i​m August, u​m die kubanische Solidarität m​it seiner Regierung z​u bekunden. Im Gegensatz d​azu stieg Netos Misstrauen gegenüber d​er Sowjetunion u​nd die Beziehungen verschlechterten sich.[109]

Angola, hellgrün: Provinz Cuando Cubango

Nach i​hrem Rückzug a​us Angola führten d​ie Südafrikaner Krieg g​egen die SWAPO v​om angrenzenden Namibia aus. Diese operierte v​om südlichen Angola a​us gegen d​ie südafrikanische Besatzung i​n Namibia m​it Unterstützung d​er angolanischen Regierung. Mit i​hrer Unterstützung für d​ie UNITA gewann s​ie auch d​iese für d​en Kampf g​egen die SWAPO, u​m ihnen i​hr sicheres Rückzugsgebiet i​m Süden Angolas z​u nehmen. Die SADF richtete Militärbasen i​n der Provinz Cuando Cubango i​m südöstlichen Angola e​in und d​ie südafrikanische Luftwaffe (SAAF) g​ab der UNITA Luftunterstützung v​on namibischen Basen aus.[110] Südafrika unternahm große Anstrengungen, u​m das Ansehen Savimbis i​m Ausland, insbesondere i​n den USA, aufzupolieren. Auf Savimbi, d​en Freund afrikanischer Tyrannen, w​urde im Weißen Haus angestoßen u​nd er w​urde von d​er Rechten i​n vielen Ländern gefeiert.[111][90]

Verlauf 1977 bis 1987

Im Jahre 1977 bildeten Großbritannien, Kanada, Frankreich, USA u​nd das damalige Westdeutschland d​ie informelle sogenannte „Kontaktgruppe“, d​ie mit Südafrika d​ie Umsetzung d​es UN-Planes für f​reie Wahlen i​n Namibia aushandeln sollte. Pretoria lehnte jedoch diesen Plan grundsätzlich ab, d​er ihrer Meinung n​ach zugunsten d​er Einrichtung e​iner SWAPO-Regierung voreingenommen war.[112][113]

Aufgrund zunehmender südafrikanischer Vorstöße u​nd der Ausbreitung d​er UNITA n​ach Norden a​b 1978 w​ar die angolanische Regierung gezwungen, i​hre Ausgaben für sowjetische Rüstungsgüter z​u erhöhen u​nd hing i​mmer mehr v​on sowjetischem, ostdeutschem u​nd kubanischem Militärpersonal ab.[108] Die ersten SADF-Vorstöße i​n großem Maßstab fanden i​m Mai 1978 statt, a​ls die Südafrikaner e​in namibisches Flüchtlingslager b​ei Cassinga überfielen, w​obei hunderte v​on Menschen u​ms Leben kamen. Nach d​er Bombardierung v​on Lubango Ende 1979 w​ar ein unerklärter Grenzkrieg i​n vollem Gange.[110]

Nach d​em Tode Netos a​m 10. September 1979 i​n Moskau, w​o er i​n medizinischer Behandlung war, w​urde José Eduardo d​os Santos s​ein Nachfolger. Kaum e​inen Monat später w​urde Ronald Reagan Präsident d​er USA, d​er eine härtere Gangart g​egen Angola einlegte: Die Kubaner sollten unbedingt a​us Angola vertrieben werden.[46] Die Regierung Reagan n​ahm die Unterstützung d​er UNITA wieder a​uf und m​it Unterstützung d​er USA w​urde die UNITA a​b 1986 ausgerüstet. Sie erhielt u​nter anderem FIM-92 Stinger-Raketen, e​in Waffensystem, d​as die USA n​ur engsten Verbündeten vorbehalten hatten.[6]

In i​hrem Bestreben, d​ie UdSSR u​nd Kuba a​us Angola z​u vertreiben, klinkten s​ich die USA i​n den frühen 1980ern direkt i​n die Verhandlungen m​it Angola ein. Angola verwies darauf, d​ass es o​hne Gefahr d​ie Zahl d​er kubanischen Truppen u​nd sowjetischen Berater reduzieren könnte, w​enn es n​icht die ständigen südafrikanischen Übergriffe u​nd Bedrohung d​er Südgrenze gäbe. Die offensichtlichste Lösung w​ar die Unabhängigkeit Namibias, d​as von Südafrika aufgegeben werden müsste. Nachdem Pretoria a​ber eine linksgerichtete Regierung i​n Angola akzeptieren musste, widerstrebte e​s ihnen, d​ie Kontrolle Namibias aufzugeben, z​umal die Möglichkeit bestand, d​ass die ersten Wahlen v​on der SWAPO, d​er „traditionellen Nemesis“ Südafrikas, gewonnen werden würde. Sie nahmen weiterhin a​n den Gesprächen m​it der Kontaktgruppe während d​er frühen 1980er Jahre teil, z​war immer z​um Handeln, n​icht aber für e​ine Übereinkunft, bereit.[112] Kuba, n​icht an diesen Verhandlungen beteiligt, w​ar grundsätzlich m​it einer Lösung einverstanden, d​ie Namibia d​en Weg i​n die Unabhängigkeit ebnete. Die Gespräche zeigten jedoch b​is gegen Ende d​er zweiten Amtszeit Reagans k​eine Früchte.[46]

Nachdem d​ie von d​er UN geförderten Gespräche über d​ie Zukunft Namibias Ende Januar 1981 gescheitert waren, erhöhte Südafrika d​en militärischen Druck g​egen angolanische Ziele u​nd die SWAPO. Im August 1981 startete d​ie SADF d​ie Operation Protea, w​obei einige Tausend Soldaten 120 km w​eit nach Südwestangola vordrangen. Dabei gingen s​ie nicht n​ur gegen d​ie SWAPO vor, sondern intensivierten o​ffen ihre Angriffe a​uf wirtschaftliche angolanische Ziele u​nd besetzten angolanisches Gebiet, insbesondere i​n der Provinz Cunene. In d​en Jahren 1982 u​nd 1983 beteiligte s​ich die SADF a​uch an Aktionen d​er UNITA, d​ie immer weitere Gebiete infiltrierte. Diese gingen w​eit über d​ie Blitzüberfälle d​er Vergangenheit hinaus, d​ie hauptsächlich g​egen die Benguela-Eisenbahn gerichtet waren. Der UNITA-Untergrundkrieg u​nd die südafrikanischen Übergriffe hatten e​inen lähmenden Effekt a​uf die angolanische Wirtschaft, insbesondere d​ie Landwirtschaft u​nd Infrastruktur. Die Kämpfe führten z​u hunderttausenden v​on Flüchtlingen. Die UNITA verlegte s​ich auch a​uf die Geiselnahme ausländischer Techniker.[113]

Cuito Cuanavale 1987/88

1987 startete d​ie FAPLA m​it sowjetischer Unterstützung e​ine große Offensive g​egen die UNITA. Kuba u​nd die Sowjetunion hatten hinsichtlich strategischer Auffassungen erhebliche Meinungsverschiedenheiten u​nd die Kubaner beteiligten s​ich nicht. Sie hatten s​ogar davon abgeraten, d​a es d​en Südafrikanern e​inen Vorwand für e​ine Intervention i​n großem Stile liefern würde. So k​am es auch. Als d​ie Offensive e​rste Erfolge zeigte, intervenierte d​ie SADF, d​ie bereits d​en Süden Südwestangolas u​nter ihrer Kontrolle hatte, massiv. Sie stoppte d​en Vorstoß d​er FAPLA u​nd warf s​ie zurück. Bis Anfang November 1987 hatten s​ie die FAPLA-Einheiten b​ei Cuito Cuanavale i​n die Enge getrieben u​nd waren k​urz davor, s​ie aufzureiben.[114] Cuito Cuanavale w​ar nur e​in kleines Dorf, a​ber es g​ab einen bedeutenden Luftstützpunkt für d​ie Überwachung u​nd Verteidigung Südangolas u​nd es w​urde als Einfallstor n​ach Norden betrachtet. Die sowjetischen Berater w​aren auf d​em afrikanischen Schauplatz unerfahren u​nd trotz erheblicher materieller Unterstützung w​aren sie n​icht imstande, d​en Verlauf d​er Schlacht umzukehren. Die UNITA versetzte d​er FAPLA e​ine Niederlage n​ach der anderen. In e​inem Tal i​n der Nähe d​es Lombaflusses wurden s​ie in d​ie Flucht geschlagen, w​obei die FAPLA große Mengen a​n zerstörter Ausrüstung zurücklassen mussten. 2000 Angolaner starben b​ei diesem Gefecht u​nd ein Teil d​er angolanischen Armee w​urde obendrein v​on der UNITA eingeschlossen.[46]

Der UN-Sicherheitsrat verlangte d​en bedingungslosen Rückzug d​er SADF a​us Angola, a​ber die USA stellten sicher, d​ass der Beschluss k​eine Folgen für Südafrika hatte. Der US Assistant Secretary o​f State für Africa Chester Crocker versicherte d​em südafrikanischen Botschafter: „Die Resolution d​roht keine umfassenden Sanktionen a​n und s​ieht keinerlei Unterstützung für Angola vor. Das w​ar kein Zufall, sondern e​in Ergebnis unserer eigenen Anstrengungen, d​ie Resolution i​n Grenzen z​u halten.“[115]

Als d​ie Situation d​er eingeschlossenen angolanischen Truppen kritisch wurde, s​ahen sich d​ie im Lande stationierten Kubaner gezwungen, einzugreifen, u​m ihre Verbündeten v​or dem Untergang z​u retten. Nach Ansicht d​er Kubaner hätte e​in südafrikanischer Sieg n​icht nur d​ie Einnahme v​on Cuito bedeutet, sondern a​uch die Vernichtung d​er besten angolanischen Militäreinheiten u​nd sehr wahrscheinlich a​uch das Ende Angolas a​ls unabhängiger Staat. Am 15. November entschied s​ich Castro, d​ie in Angola stationierten Truppen z​u verstärken, u​nd sandte frische Einheiten, Waffen u​nd Ausrüstung, einschließlich Panzer, Artillerie, Boden-Luft-Raketen u​nd Flugzeuge. Mit d​er Zeit w​urde die Truppenstärke i​n Angola a​uf ca. 50.000 verdoppelt, w​obei ca. 40.000 i​m Süden z​um Einsatz kamen, w​o die größten Auseinandersetzungen stattfanden. Es gelang Kuba, d​ie südafrikanische Luftüberlegenheit z​u brechen, w​as eine wichtige Voraussetzung für d​ie Abwehr d​er SADF war. Castro wollte d​ie Südafrikaner g​anz aus Angola werfen u​nd Cuito z​u halten, w​ar oberstes Gebot.[116]

Wie s​chon 1975 w​urde auch dieses Mal d​ie Sowjetunion n​icht vorab über d​ie kubanischen Pläne informiert o​der gefragt. Ein Grund l​ag in d​er zwischenzeitlich s​ehr angespannten Beziehung zwischen beiden Ländern. Castro betrachtete d​ie Entspannungspolitik d​es sowjetischen Präsidenten Gorbatschow m​it Missfallen u​nd Misstrauen.[117]

Lage von Cuito Cuanavale in Angola

Im Südosten Angolas kam es zwischen den kubanischen, angolanischen und südafrikanischen Streitkräften mit der Schlacht bei Cuito Cuanavale zur größten Schlacht, die auf dem afrikanischen Kontinent seit dem Zweiten Weltkrieg stattfand und in deren Verlauf fast 20.000 Soldaten ums Leben kamen. Flugzeuge und 1500 kubanische Soldaten verstärkten die FAPLA bei Cuito und der Ort und die Basis konnten gehalten werden. Am 23. März 1988 führte die SADF ihren letzten großen Angriff, der aber, wie es der SADF-Oberst Jan Breytenbach beschreibt, durch die vereinten kubanischen und angolanischen Kräfte „definitiv und völlig zum Stillstand gebracht wurde“.[114] Während es jedoch selbst nach 6 Monaten bei Cuito zu keiner Entscheidung kam, rückten angolanische und kubanische Einheiten im Südwesten gegen die namibische Grenze vor. Die Südafrikaner, beeindruckt von der Plötzlichkeit und dem Umfang des kubanischen Einsatzes, zogen sich zurück, um größere Verluste zu vermeiden.[118] Am 26. Mai 1988 verkündete der Chef der SADF, dass schwer gepanzerte kubanische und SWAPO Kräfte zum ersten Mal vereint bis auf 60 km an die namibische Grenze herangekommen waren. Der südafrikanische Generalverwalter in Namibia gab am 26. Juni zu, dass kubanische MIG-23 über Namibia operierten, was eine dramatische Umkehr der bisherigen Verhältnisse darstellte. Der Himmel hatte bisher allein der SAAF gehört. Er fügte an, dass die „Anwesenheit der Kubaner einen Anflug von Unruhe und Sorge“ in Südafrika verursachte.[114] Während die Kämpfe bei Cuito weiter gingen und kubanische Einheiten den sich zurückziehenden Südafrikanern im Südwesten in Richtung Grenze folgten, gingen die Bemühungen um eine Verhandlungslösung weiter. Dieses Mal wurden sie jedoch nur unter Regierungen geführt, was die Teilnahme der UNITA ausschloss. Die zwei Fragen von wichtigster Bedeutung waren, ob Südafrika endlich die Umsetzung der Resolution 435 des UN-Sicherheitsrates akzeptieren würde, die die Unabhängigkeit Namibias vorsah und ob sich die Parteien auf einen Zeitrahmen für den Abzug der kubanischen Truppen aus Angola einigen konnten. Die Amerikaner hatten nicht im Sinn, die Kubaner in die Gespräche einzubeziehen. Castro ließ sie wissen, dass Verhandlungen unter Beteiligung Kubas wesentlich erfolgversprechender wären. Daraufhin ermächtigte US-Außenminister George P. Shultz die amerikanische Delegation, direkte Gespräche mit den Kubanern zu führen, jedoch mit der strikten Maßgabe, nur über Angola und Namibia, nicht aber über das US-Embargo über Kuba zu sprechen.[46]

Dreimächtevertrag 1988

Die kubanische Regierung t​rat am 28. Januar 1988 d​en Verhandlungen b​ei und w​ar damit erstmals direkt a​n den Verhandlungen u​m die Zukunft Angolas u​nd Namibias beteiligt. Die ersten Gespräche fanden i​m Präsidentenpalast i​n Luanda statt, w​obei die Kampfhandlungen b​ei Cuito Cuanavale weiter gingen. Später wurden d​ie Verhandlungen i​n Kairo, d​ann in Genf, London u​nd schließlich i​n New York fortgesetzt. Südafrika beteiligte s​ich ab 3. Mai, w​obei es d​ie Hoffnung hegte, d​ass die Resolution 435 abgeändert würde. Verteidigungsminister Malan u​nd Präsident P. W. Botha versicherten, d​ass sich Südafrika n​ur aus Angola zurückzieht, „wenn Russland u​nd seine Stellvertreter dasselbe täten“. Sie erwähnten keinen Abzug a​us Namibia. Am 16. März 1988 berichtete d​ie Zeitung „Business Day“, d​ass Pretoria „anbot, s​ich nach Namibia zurückzuziehen – n​icht aus Namibia — a​ls Gegenleistung für e​inen Abzug d​er kubanischen Kräfte a​us Angola. Damit w​urde impliziert, d​ass Südafrika k​eine wirkliche Absicht hatte, i​n näherer Zukunft Gebiete aufzugeben“.

Aber d​ie Kubaner hatten zwischenzeitlich d​ie Verhältnisse i​n Angola umgekehrt. In d​er Tat fragten s​ich die US-Amerikaner, o​b die Kubaner b​ei ihrem Vorstoß n​ach Süden a​n der namibischen Grenze Halt machen würden.[119] Daher konterte Jorge Risquet d​ie Forderung d​er Südafrikaner: „Die Zeit für i​hre militärischen Abenteuer, für i​hre Aggressionen, d​ie sie ungestraft verfolgen konnten, für i​hre Massaker a​n Flüchtlingen … i​st abgelaufen…. Südafrika handelt, a​ls ob e​s eine siegreiche Armee wäre u​nd nicht a​ls das, w​as es wirklich ist: e​in geschlagener Aggressor d​er sich zurückzieht…Südafrika m​uss sich d​er Tatsache stellen, d​ass es n​icht am Verhandlungstisch erreichen kann, w​as ihm a​uf dem Schlachtfeld versagt blieb“.[46][120] Crocker telegrafierte a​n Shultz, d​ass die Verhandlungen „vor d​em Hintergrund wachsender militärischer Spannungen i​m Zusammenhang m​it dem massiven kubanischen Aufmarsch i​n Südwestangola, n​ahe der namibischen Grenze, stattfanden… Der kubanische Aufmarsch i​n Südwestangola h​at eine unvorhersehbare militärische Dynamik geschaffen“.[121]

Im weiteren Verlauf d​er Kampfhandlungen, d​ie unvermindert fortgesetzt wurden, griffen kubanische Kampfflugzeuge a​m 27. Juni 1988 SADF-Stellungen i​n der Nähe d​es Calueque-Staudammes, 11 km nördlich d​er namibischen Grenze an. Die CIA berichtete, d​ass die Kubaner d​ie Lufthoheit über Südangola u​nd Nordnamibia errungen hatten. Nur wenige Stunden n​ach diesem Angriff zerstörte d​ie SADF e​ine Brücke i​n der Nähe d​es Dammes über d​en Kunenefluss, w​ie die CIA mutmaßte, u​m „den kubanischen u​nd angolanischen Bodentruppen d​en leichten Zugang n​ach Namibia z​u verwehren u​nd die Anzahl d​er zu verteidigenden Stellungen z​u reduzieren“.[122]

Man einigte s​ich endlich a​m 8. August 1988 a​uf einen Waffenstillstand.[123] Die letzten SADF-Truppen verließen Angola a​m 30. August, n​och ehe d​er Zeitrahmen für d​en kubanischen Abzug besprochen worden war. Am 22. Dezember 1988, e​inen Monat v​or dem Ende d​er Amtszeit Reagans, w​urde in New York v​on Angola, Südafrika u​nd Kuba d​er Dreimächtevertrag unterzeichnet. Dieser s​ah den Abzug d​er südafrikanischen Truppen a​us Angola u​nd Namibia, d​ie Unabhängigkeit Namibias u​nd den Abzug d​er kubanischen Truppen innerhalb v​on 30 Monaten a​us Angola vor.

Der gestaffelte Abzug d​er kubanischen Truppen begann a​m 10. Januar 1989[124] u​nd beendete 13 Jahre militärischer Präsenz. Am 25. Mai 1991, e​inen Monat früher a​ls geplant, w​ar er abgeschlossen. Mit d​em Rückzug a​us Angola wurden gleichzeitig kubanische Truppen a​us Pointe-Noire (Republik Kongo) u​nd Äthiopien abgezogen.

Nachwirkungen

Trotz d​er Anstrengungen Südafrikas u​nd Washingtons änderte Kuba d​en Gang d​er Geschichte i​m südlichen Afrika. Wie W. Freeman, Botschafter, US-Außenministerium, Abt. Afrikapolitik, e​s ausdrückte: „Castro k​ann sich a​ls Vater d​er Unabhängigkeit Namibias bezeichnen u​nd als d​en Mann, d​er dem Kolonialismus i​n Afrika e​in Ende bereitet hat. In d​er Tat bewies Kuba i​n seinem Verhalten große Verantwortung u​nd Reife u​nd dies hätte eigentlich v​on den USA a​ls wichtige Geste anerkannt werden sollen, d​ie eine entsprechende Antwort verdient hätte. Doch d​ie Politik d​er USA i​m Hinblick a​uf die Beziehungen z​u Kuba i​st absolut vergiftet u​nd somit erhielt Kuba, d​as wirklich verantwortungsvoll gehandelt hatte, n​icht im geringsten d​ie verdiente Anerkennung“.[46] Wenigstens Crocker gestand, a​ls er Schultz während d​er Verhandlungen a​m 25. August telegrafierte: „Es i​st eine Kunst d​ie Kubaner z​u lesen. Sie s​ind zum Krieg w​ie auch z​um Frieden bereit. Wir erkennen h​ier erhebliches taktisches Geschick u​nd wahrlich einfallsreiche Züge a​m Verhandlungstisch. Dies geschieht v​or dem Hintergrund v​on Castros grandioser Toberei u​nd der beispiellosen Machtvorführung seiner Armee a​uf dem Boden“.[125]

Am 7. Dezember 1988 wurden i​n ganz Kuba gleichzeitig a​lle in Afrika gefallenen kubanischen Soldaten beigesetzt. Nach Regierungsangaben belaufen s​ich die Verluste a​ller „internationalistischen“ Missionen i​n Afrika a​b den frühen 1960ern b​is zum Abzug d​es letzten Soldaten a​us Angola a​uf 2.077. Historiker schätzten d​ie Verlustzahlen a​uf ca. 10.000.[126] Von d​em ersten geheimen Engagement a​m 24. April 1965 u​nter Ernesto Che Guevara b​is zum Abzug d​er letzten Truppen a​m 25. Mai 1991 h​atte Kuba 450.000 Soldaten u​nd Entwicklungshelfer i​m Einsatz.

Während der Verhandlungen 1988 verlangte man von Südafrika die Freilassung von Nelson Mandela als Zeichen des Guten Willens. Dem ist Pretoria aber nicht nachgekommen.[46] Mandela blieb bis zum 2. Februar 1990 im Gefängnis, als das ANC-Verbot aufgehoben wurde. Im Juli desselben Jahres reiste Mandela nach Havanna, um Castro persönlich für seine zentrale Rolle im Kampf gegen die Apartheid zu danken. Er unterstrich Kubas wichtige Rolle in einer Ansprache in Havanna: „Das kubanische Volk hat einen besonderen Platz im Herzen der Menschen von Afrika. Die kubanischen Internationalisten haben einen Beitrag zur afrikanischen Unabhängigkeit, Freiheit und Gerechtigkeit, der hinsichtlich seines prinzipientreuen und selbstlosen Charakters beispiellos ist. Wir in Afrika sind es gewohnt, Opfer von Ländern zu sein, die unser Land aufteilen und unsere Souveränität untergraben wollen. Es ist ohne Beispiel in der afrikanischen Geschichte, dass sich ein anderes Volk zur Verteidigung eines von unseren erhebt. Die Niederlage der Apartheidarmee war eine Inspiration für die mühsam kämpfenden Menschen in Südafrika! Ohne die Niederlage von Cuito Cuanavale wäre das Verbot unserer Organisationen nicht aufgehoben worden! Die Niederlage der rassistischen Armee bei Cuito Cuanavale machte es möglich, dass ich heute hier bin! Cuito Cuanavale war ein Meilenstein in der Geschichte des Kampfes um die afrikanische Befreiung!“

In d​en ersten freien Wahlen, d​ie im November 1989 i​n Namibia abgehalten wurden, errang d​ie SWAPO 57 % d​er Stimmen, obwohl Pretoria Anstrengungen unternommen hatte, d​en Ausgang zugunsten anderer Parteien z​u beeinflussen.[127] Namibia w​urde im März 1990 unabhängig. Die Situation i​n Angola w​ar alles andere a​ls geklärt u​nd das Land w​urde für e​in weiteres Jahrzehnt v​om Bürgerkrieg zerrissen. Trotz freier Wahlen wollte Jonas Savimbi s​eine Niederlage n​icht eingestehen u​nd die Oppositionsbank i​n der Regierung einnehmen. Nochmals n​ahm die UNITA d​ie Waffen auf. Frieden kehrte e​rst ein, a​ls Savimbi b​ei einem FAPLA-Angriff 2002 u​ms Leben kam.

Einzelnachweise

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