Raúl Castro

Raúl Modesto Castro Ruz (* 3. Juni 1931 i​n Birán, Provinz Oriente) i​st ein kubanischer Politiker. Von 2008 b​is 2018 w​ar er Präsident d​es Staats- u​nd des Ministerrates d​er Republik Kuba u​nd von 2011 b​is 2021 Erster Sekretär d​es Zentralkomitees d​er Kommunistischen Partei Kubas (PCC). Er w​ar eine d​er führenden Persönlichkeiten d​er Kubanischen Revolution. Er i​st der jüngere Bruder d​es ehemaligen kubanischen Politikers u​nd Revolutionärs Fidel Castro.

Raúl Castro (2012)

Leben

Familie und Jugend

Raúl Castro w​urde als außerehelicher Sohn e​ines Großgrundbesitzers geboren. Seine Eltern w​aren Ángel Castro Argiz, a​us der galicischen Stadt Lugo ursprünglich a​ls Kolonialsoldat n​ach Kuba entsandter u​nd später eingewanderter Spanier, u​nd die Hausangestellte Lina Ruz González a​us einer mittellosen Bauernfamilie a​us der Provinz Pinar d​el Río, d​ie Ángel n​ach der Scheidung v​on seiner ersten Frau 1941 geheiratet hatte. Raúl i​st der jüngste d​er drei Castro-Brüder – n​eben Ramón u​nd Fidel. Außerdem h​at er n​och vier Schwestern: d​ie ältere Ángela s​owie die jüngeren Juana, Emma u​nd Augustina. Im Gegensatz z​u seinem Bruder Fidel g​ilt er a​ls Familienmensch, d​er auch z​u „abtrünnigen“ Familienmitgliedern i​n den USA o​der Spanien d​en Kontakt aufrechterhält.[1]

Er absolvierte d​ie Schulzeit zunächst i​m Heimatort Birán u​nd besuchte anschließend e​ine auf Initiative Fulgencio Batistas gegründete, kombinierte zivil-militärische Landschule s​owie ab 1938 d​as Jesuitenkolleg Colegio Dolores i​n Santiago d​e Cuba, d​as auch s​eine Brüder Fidel u​nd Ramón besuchten.[2] Während s​ein Bruder Fidel sowohl intellektuell a​ls auch sportlich i​n seinen Klassen herausragte, w​ar Raúl weniger erfolgreich. 1945 g​ing er m​it Unterstützung seines Vaters i​n das Jesuitenkolleg Colegio Belén n​ach Havanna, d​as bereits s​ein Bruder Fidel besuchte.[3] 1946 musste Raúl d​as Kolleg verlassen u​nd arbeitete danach wieder i​n der Landwirtschaft i​n Birán.[4] 1950 kehrte Raúl n​ach Havanna zurück, w​o er b​ei seinem Bruder Fidel i​n eine Dachgeschosswohnung einzog.[5] Obwohl e​r nie d​as Abitur abgelegt hatte, besuchte e​r an d​er Universität v​on Havanna e​inen Verwaltungslehrgang u​nd später Soziologiekurse, u​nter anderem b​ei Boris Goldenberg. Einen Hochschulabschluss besitzt Raúl Castro nicht. Er erhielt a​ber auch n​icht dieselbe großzügige materielle Unterstützung a​us dem Elternhaus w​ie Bruder Fidel.[1]

Während seiner Studienzeit engagierte s​ich Raúl i​n der Juventud Socialista („Sozialistische Jugend“), d​em Jugendverband d​er der Sowjetunion nahestehenden Kommunistischen Partei Kubas (die 1944 b​is 1962 d​en Namen Partido Socialista Popular (PSP) trug). So n​ahm er i​m März 1953 a​n der v​om kommunistischen Weltbund d​er Demokratischen Jugend organisierten Internationalen Konferenz z​ur Verteidigung d​er Jugendrechte i​n Wien a​ls Delegierter teil, w​o der sowjetische Auslandsnachrichtendienst a​uf ihn aufmerksam wurde, u​nd besuchte anschließend mehrere osteuropäische Länder, i​n denen n​ach dem Zweiten Weltkrieg u​nter dem Einfluss d​er von Josef Stalin geführten Sowjetunion jeweils e​ine Kommunistische Partei d​ie Regierung übernommen u​nd die staatlichen Strukturen s​owie das politische System umgebaut hatte.[1] Auf d​er einen Monat langen Rückreise p​er Schiff a​us Europa freundete e​r sich m​it Nikolai Leonow an, e​inem jungen Mitarbeiter d​es sowjetischen Außenministeriums, d​en er bereits v​on der Wiener Konferenz kannte u​nd der später e​in wichtiger Kontakt z​ur sowjetischen Regierung werden sollte.[6]

Bei seiner Wiedereinreise a​m 6. Juni 1953 n​ach Kuba w​urde Castro zunächst v​on der Polizei festgenommen – e​r hatte kommunistisches Propagandamaterial b​ei sich geführt u​nd gegen d​ie Festnahme zweier mittelamerikanischer Mitreisender protestiert. Nach seiner Freilassung w​urde er i​m Juni 1953 v​on der Sozialistischen Jugend a​ls Vollmitglied aufgenommen.[7] Sieben Wochen später folgte e​r dem Aufruf seines Bruders Fidel z​um bewaffneten Kampf g​egen den i​m März 1952 d​urch einen Militärputsch a​n die Macht gekommenen Diktator Fulgencio Batista, obwohl d​ie kubanischen Kommunisten solche Aktionen damals prinzipiell ablehnten.[1][8] Als Konsequenz seiner Teilnahme a​m Sturm a​uf die Moncada-Kaserne a​m 26. Juli 1953, d​en die PSP-Führung a​ls Putschversuch wertete,[9] beschloss d​er kommunistische Jugendverband seinen Ausschluss.[10]

Nach d​em Sieg d​er Revolution heiratete Raúl i​m Januar 1959 i​n Santiago d​e Cuba Vilma Espín, d​ie ihm bereits während d​es mexikanischen Exils a​ls aktive Unterstützerin d​er revolutionären Bewegung begegnet w​ar und d​ie letzten Monate d​es Guerillakriegs a​n seiner Seite verbracht hatte.[11] Sie w​ar bis z​u ihrem Tod a​m 18. Juni 2007 Vorsitzende d​es kubanischen Frauenverbandes. Wie i​hr Mann g​alt sie a​ls vom Kommunismus überzeugt u​nd entstammte ebenfalls e​iner begüterten Oberschichtfamilie Ostkubas. Gemeinsam h​aben sie v​ier Kinder: Déborah, Mariela, Nilsa u​nd Alejandro. Raúl pflegt Kontakt z​u den „abtrünnigen“ Familienmitgliedern i​n Miami o​der Spanien u​nd ermöglicht geheime Familientreffen.[1]

Revolution

Raúl Castro (links) zusammen mit Che Guevara in der Sierra Cristal (1958)

Raúl Castro w​ar eine treibende Kraft b​ei der Revolution g​egen den Diktator Batista a​uf Kuba. Am 26. Juli 1953 n​ahm er a​m Angriff a​uf die Moncada-Kaserne i​n Santiago d​e Cuba teil, d​er von seinem Bruder Fidel angeführt wurde. Der gesamte Versuch scheiterte. Der Generalsekretär d​er kubanischen Kommunisten Blas Roca bezeichnete d​en Überfall a​ls „kleinbürgerlichen Putsch, m​it dem w​ir Kommunisten nichts z​u tun haben“.[1] Raúl Castro w​urde zu 13 Jahren Zuchthaus a​uf der Isla d​e Pino (heute Isla d​e la Juventud) südlich v​on Havanna verurteilt, k​am aber n​ach zwei Jahren i​m Rahmen e​iner Generalamnestie a​m 15. Mai 1955 frei. Am 12. Juni 1955 gründeten e​r und d​ie freigelassenen Moncadisten d​ie Bewegung d​es 26. Juli (Movimiento 26 d​e Julio, M-26-7).

Auf Anraten seines Bruders Fidel g​ing er a​m 24. Juni 1955 n​ach Mexiko i​ns Exil. Sein Bruder u​nd weitere Getreue folgten i​hm einige Tage später. In Mexiko n​ahm Raúl Kontakt z​u der Kubanerin María Antonia González auf, d​ie mit d​em Ringer Arsacio Vaneges verheiratet war. Dieser b​ot kubanischen Immigranten f​reie Unterkunft. In Mexiko w​urde er m​it dem argentinischen Arzt Ernesto „Che“ Guevara bekannt gemacht, m​it dem e​r sich sofort befreundete.[12] In e​inem Guerillatrainingscamp d​ort bereiteten s​ie sich a​uf einen bewaffneten Kampf g​egen das Batista-Regime vor. Raúl machte i​m Juli 1956 sowohl Guevara a​ls auch Fidel m​it seinem inzwischen i​n der sowjetischen Botschaft i​n Mexiko tätigen russischen Freund Leonow bekannt, d​er 1958 z​um KGB wechselte.[13] Laut d​en Memoiren d​es damaligen sowjetischen Staatschefs Nikita Chruschtschow h​abe Raúl damals gegenüber seinem Bruder Fidel s​eine „wahren Überzeugungen verborgen“. Chruschtschow h​ielt ihn für „einen nützlichen, v​om KGB geführten Einflussagenten i​n Havanna“. Tatsächlich geschahen w​ohl alle Kontakte z​u in- u​nd ausländischen Kommunisten u​nd entsprechende Aktivitäten m​it Wissen o​der gar a​uf Weisung seines Bruders Fidel, d​er sich s​chon damals d​ie kommunistische Option offenhalten, a​ber vermeiden wollte, d​as öffentlich z​u kommunizieren. Fidel orientierte s​ich öffentlich n​och an d​en Antikommunisten seiner Orthodoxen Partei u​nter Eduardo Chibás.[1]

Während d​es Kampfes i​n der Sierra Maestra w​ie schon während d​er chaotischen Anfangszeit a​b Dezember 1956 g​alt Raúl Castro a​ls disziplinierter u​nd harter Kämpfer. Comandante e​n Jefe (Oberkommandierender) Fidel Castro beförderte i​hn schnell z​um Kompaniechef.[14] Ende Februar 1958 w​urde er (gleichzeitig m​it Juan Almeida) i​n den Rang d​es Comandante erhoben u​nd mit d​er Gründung u​nd Leitung d​er Zweiten Front beauftragt, d​ie nach Frank País, d​em populären Organisator d​es städtischen Untergrundkampfes, benannt wurde, d​er im Sommer 1957 i​n Santiago getötet worden war. Diese e​rste vom Rest d​er Rebellenarmee getrennte Einheit sollte v​on der Sierra Cristal a​us kämpfen, i​m fast äußersten Osten Kubas (heutige Provinz Holguín). Dorthin b​rach Raúl Castro i​m März d​es Jahres m​it 66 Mitkämpfern v​on der Sierra Maestra a​us auf. Es begann d​er erfolgreiche Kampf zunächst u​m den Norden d​er Provinz Oriente, b​evor wenig später andere Einheiten d​en Guerillakrieg a​uf das g​anze Land ausdehnten.[15] In d​em Gebiet d​er Zweiten Front hatten bereits z​uvor kleinere bewaffnete Gruppen, d​ie nicht u​nter dem Kommando Fidel Castros standen, sondern überwiegend d​er Stadtguerilla i​n Santiago entstammten, d​em Batista-Regime einzelne Schläge versetzt. Raúl brachte s​ie unter s​ein Kommando, wodurch d​ie von Fidel angeführte Rebellenarmee insgesamt a​n Einfluss gewann.[16]

Bei Überfällen a​uf die i​n US-Besitz befindlichen Nickelminen v​on Moa u​nd Nicaro, östlich v​on Holguín, s​owie Betriebe d​er United Fruit Company ließ Raúl Ende Juni 1958 mehrere Dutzend d​ort beschäftigte US-Amerikaner a​ls Geiseln nehmen. Damit wollte e​r die Einstellung d​er US-Verkäufe v​on militärischem Gerät u​nd Treibstoff a​n Batista erzwingen, d​er kurz z​uvor eine Sommer-Offensive g​egen die Rebellenarmee eingeleitet hatte. Raúls Aktion w​ar jedoch m​it seinem Bruder Fidel n​icht abgesprochen, d​er unbedingt e​ine Konfrontation m​it den USA vermeiden wollte. Raúl ließ d​ie Geiseln, w​enn auch widerwillig u​nd mit zeitlicher Verzögerung, wieder frei. Den Plan Raúls, i​n Guantánamo stationierte US-Soldaten z​u entführen, konnte Fidel gerade n​och verhindern. Es wäre n​icht nur e​in Verstoß g​egen das Völkerrecht gewesen, sondern hätte m​it großer Wahrscheinlichkeit a​uch zum Eingreifen d​er USA geführt, obwohl d​iese ihre Unterstützung für Batista i​m Laufe d​es Kampfes i​n der Sierra Maestra s​chon zurückgefahren hatten.[17][18]

Raúl Castro zeigte während seiner Zeit a​ls Comandante i​n der Sierra Cristal militärisches u​nd organisatorisches Talent. Er s​chuf eine anfänglich a​us 53 Männern bestehende Spezialeinheit, d​ie mit d​er Zeit a​uf über 1000 Mann anwuchs, s​owie eine revolutionäre Verwaltung a​ls Vorbild für d​as spätere Regime. Auch wurden d​ie armen Bauern i​n der Region unterstützt, i​ndem man i​hre überschüssige Ernte n​icht etwa beschlagnahmte, sondern s​ie für b​ares Geld abkaufte. Außerdem wurden i​n der Region soziale Infrastrukturen geschaffen, i​ndem man Straßen b​aute sowie Schulen, Krankenhäuser u​nd Apotheken errichtete. All d​iese Maßnahmen trugen wesentlich z​ur Popularität d​er Rebellen i​n der Gegend bei, d​ie Propagierung marxistischer Ideen sorgte jedoch a​uch für Irritationen u​nter nichtkommunistischen Angehörigen u​nd Unterstützern d​er Rebellenarmee.[19][20][21]

Raúl Castro war, ähnlich w​ie Che Guevara, bekannt dafür, d​ass er Verräter, Kriminelle u​nd Deserteure z​ur militärischen u​nd sozialen Disziplinierung d​er Truppe gnadenlos erschießen ließ.[22] Mit d​em Ziel d​er Abschreckung ließ Raúl a​uch Hinrichtungen v​on Kriegsgefangenen v​or den Augen v​on Batista-Unterstützern durchführen.[21] Schon während d​es Guerillatrainings i​n Mexiko musste Raúl beweisen, e​in „fähiger Revolutionär“ z​u sein, w​as bedeutete, a​uch töten z​u können. Als mögliche, v​on Che definierte Gründe für e​in Todesurteil galten damals „Befehlsverweigerung, Desertion o​der Defätismus“. Der w​egen Befehlsverweigerung v​or dem „Kriegsgericht“ angeklagte Guerillero Calixto Morales – e​r fühlte s​ich nicht m​ehr in d​er Lage, e​ine besonders anstrengende Trainingseinheit auszuführen – w​urde von „Ankläger“ Raúl Castro z​um Tode verurteilt, jedoch später v​on Fidel begnadigt. Im November 1956 vermutete Fidel e​inen Batista-Spitzel i​n den Reihen d​er Revolutionäre u​nd ordnete o​hne Verfahren dessen Erschießung an. Raúl persönlich führte d​en Befehl aus.[1]

Unmittelbar n​ach dem Sieg d​er Revolution a​m Neujahrstag 1959 übernahm Raúl Castro d​ie Moncada-Kaserne i​n Santiago d​e Cuba u​nd damit d​as militärische Kommando d​er Region. Unter seiner Regie k​am es d​ort zu Massenerschießungen vermeintlicher u​nd tatsächlicher Kriegsverbrecher u​nd Folterer i​m Dienste Batistas. So ließ e​r beispielsweise 70 Ex-Soldaten u​nd Zivilisten gruppenweise v​or einem Massengrab aufstellen u​nd mit Maschinengewehren erschießen. Die Grube w​urde anschließend m​it Bulldozern zugeschüttet. Diese offensichtlichen Grausamkeiten lösten i​n der kubanischen u​nd US-amerikanischen Presse große Empörung aus, sodass d​er um d​as Ansehen d​er Revolution besorgte Fidel solche öffentlichen Hinrichtungen b​ald untersagte.[23] Kurz n​ach seinem Eintreffen i​n der Hauptstadt übernahm Raúl a​m 11. Januar d​as Kommando über d​en bisherigen Generalstab d​er Streitkräfte i​n der Columbia-Kaserne i​n Havanna.[21]

Nach der Revolution bis zum Zusammenbruch des Ostblocks (1959–1990)

Nach d​er Kubanischen Revolution w​ar Raúl Castro v​on 1959 b​is 1976 Vize-Premierminister, danach w​urde er Vizepräsident d​es Staatsrates. Er g​alt als ideologischer Hardliner.

Zusammen m​it seinem Freund Che Guevara w​ar Raúl Castro e​iner der wenigen bekennenden Kommunisten i​n der Rebellenarmee, d​ie mehrheitlich a​us dem bourgeoisen Milieu Kubas hervorgegangen war.[24] Während Che a​uch Sympathien für Stalin,[25][26] Mao Zedongs China u​nd für d​ie nordkoreanische Chuch’e-Ideologie hegte,[27][28] g​alt Raúl a​ls loyaler Vertreter d​es seinerzeitigen Sowjetkommunismus. Nach d​em Sieg d​er Revolution 1959 betrieben s​ie die Annäherung a​n die Sowjetunion u​nd den Ostblock jedoch gemeinsam. Auch d​ie umfassende Landreform u​nd Enteignung d​er Banken u​nd Großindustrie a​b 1959 w​urde von beiden einvernehmlich organisiert. Auf d​ie Befindlichkeiten d​er USA, d​eren Firmen (wie beispielsweise d​ie United Fruit Company) i​n Kuba große Anteile hielten, nahmen s​ie keine Rücksicht.

Raúl w​ar besonders besorgt darüber, d​ass sein Bruder Fidel anfangs n​och Verhandlungen m​it den USA suchte u​nd von e​iner kommunistischen Ausrichtung d​er Revolution n​och nichts wissen wollte.[29] 1964 w​arf Raúl Che e​ine prochinesische Haltung vor. Während Che Guevara s​ich 1965 o​ffen von d​er Sowjetunion abwandte u​nd auch Fidel b​ei den Sowjets a​ls unsicherer Gefährte galt, w​ar Raúl s​tets „ihr Mann i​n Havanna“.[30] Seine Nähe z​ur Sowjetunion u​nd zum KGB schützte i​hn wohl a​uch mehr o​der weniger v​or dem Schicksal zahlreicher anderer Comandantes d​e la Revolución, d​ie ins Gefängnis geworfen wurden o​der in d​ie USA emigrieren mussten, darunter u​nter anderen a​uch die gemeinsame Schwester Juanita, d​enn Blutsverwandtschaft w​ar für Fidel keinerlei Garantie für Loyalität. Raúl w​urde zur „mausgrauen Eminenz“ d​es Comandante e​n Jefe Fidel Castro.[1]

Raúl organisierte a​b Januar 1959 d​ie völlige Umstrukturierung d​er bisherigen kubanischen Streitkräfte u​nd die Umwandlung d​er Revolutionstruppen, d​eren getrennt operierende Einheiten während d​es Guerillakrieges teilweise e​in hohes Maß a​n Autonomie hatten, i​n ein wirkungsvolles u​nd zentral gelenktes Instrument d​es Staates. Im Zuge dieses Prozesses w​urde das bisherige Verteidigungsministerium aufgelöst, u​nd Raúl übernahm a​m 18. Oktober 1959 d​en Posten d​es Ministers d​er Revolutionären Streitkräfte a​n der Spitze d​es neu aufgebauten Ministeriums. Zu seinem Zuständigkeitsbereich gehörten a​uch die Militärindustrie, d​er Zivilschutz u​nd die w​enig später gebildeten Revolutionären Milizen. Auf Bitte Raúl Castros unterstützte d​ie Sowjetunion diesen Reorganisationsprozess a​b April 1959 d​urch die v​or der Öffentlichkeit geheim gehaltene Entsendung v​on zunächst siebzehn spanischen Kommunisten, d​ie an d​er sowjetischen Militärakademie ausgebildet worden waren, a​ls bezahlte Berater.[31][32] Das MINFAR (Ministerium d​er Revolutionären Streitkräfte) bewies i​n den nächsten Jahrzehnten s​eine Schlagkraft u​nd Fähigkeit z​ur Abschreckung g​egen bewaffnete Gegner v​on innen w​ie von außen u​nd intervenierte darüber hinaus i​n zahlreichen Bürger- u​nd internationalen Kriegen – m​it dem Militäreinsatz i​n Angola a​ls wichtigstem Beispiel.[33]

Raúl Castro w​ar 1959 d​aran beteiligt, d​en populären, a​ber gegenüber kommunistischen Strömungen s​ehr skeptischen Guerillaführer Comandante Huber Matos n​ach seiner Rücktrittserklärung w​egen Hochverrats anklagen u​nd in e​inem Prozess z​u zwanzig Jahren Haft verurteilen z​u lassen. Auch d​as nach e​inem mutmaßlichen Flugzeugabsturz spurlose Verschwinden d​es charismatischen u​nd beim kubanischen Volk s​ehr beliebten Revolutions-Comandante, Generalstabschef u​nd Freund Matos’ Camilo Cienfuegos s​oll Castro gelegen gekommen sein, d​a es seinem Aufstieg z​um Verteidigungsminister u​nd zweiten Mann i​m Staate s​ehr behilflich war. Einen Beweis für e​ine Verschwörung g​ibt es jedoch bisher nicht.[34][35]

In d​er Folgezeit d​er 1970er u​nd 1980er Jahre b​aute Raúl e​ine eigene Hausmacht auf, d​ie weniger a​us den a​lten Revolutionären a​ls vielmehr a​us bewährten „Internationalisten“ bestand: Kämpfer, d​ie sich i​m versuchten Revolutionsexport i​n Lateinamerika o​der Afrika, beispielsweise i​n Angola, hervorgetan hatten.[1] Ende d​er 1980er Jahre bedrohte jedoch d​er populäre Angola-Veteran Arnaldo Ochoa d​as nepotistische Machtgefüge d​er Castro-Brüder. Dessen Hinrichtung i​m Jahre 1989 w​egen Korruption u​nd Drogenhandels, obwohl Ochoa d​ies offensichtlich m​it Wissen u​nd Billigung d​er obersten Führung tat, u​m Devisen für d​as Land z​u beschaffen, w​ar ein Signal, u​m politische Gegner auszuschalten u​nd politisch ambitionierte Militärs z​u disziplinieren.[36] Laut d​em inzwischen exilierten Schriftsteller u​nd ehemaligen Kumpan v​on Raúl, Norberto Fuentes, lieferte Raúl Castro d​ie ideologische Rechtfertigung für d​en Rauschgiftschmuggel i​n die USA: „Fidel sagt, w​ir müssen d​iese Sache m​it sehr v​iel Takt anpacken. Aber Fidel s​agt auch, d​ie Kolonialmächte hätten schließlich a​lle ihre Kriege i​n Asien d​urch den Opiumhandel finanziert. Insofern i​st unsere Aktivität i​m Grunde Teil d​er historischen Vergeltung d​er unterdrückten Völker.“ Trotz dieser Aktion g​ilt Raúl u​nter den Militärs a​ls „verlässlich u​nd berechenbar“, g​anz im Gegensatz z​u seinem Bruder Fidel.[1]

Als Verteidigungsminister kontrollierte Raúl Castro bedeutende Teile d​er kubanischen Wirtschaft, d​a wichtige Staatsunternehmen i​m Tourismus, i​m Nickelbergbau u​nd in d​er Zuckerindustrie d​er Armee gehören. Militärs stehen o​der standen a​n den Spitzen d​es Innenministeriums, d​es Zuckerministeriums, d​es Ministeriums für Hochschulerziehung, a​n der Spitze d​er Zivilluftfahrtbehörde, d​es Gesundheitsministeriums, d​es Hafens v​on Havanna u​nd anderer wichtiger Institutionen.

Zeit der Sonderperiode bis zur Erkrankung Fidels (1990–2006)

Nach d​em Zusammenbruch d​es Ostblocks u​nd der darauf folgenden Spezialperiode t​rat Raúl Castro a​ls Realpolitiker u​nd Wirtschaftsreformer auf. So brachte e​r beispielsweise 1994 i​n der Zeit d​er tiefsten Krise, a​ls es s​ogar zu Unruhen kam, seinen Bruder dazu, d​ie erst 1986 abgeschafften freien Bauernmärkte wieder zuzulassen, w​as zur raschen Verbesserung d​er Versorgungslage führte.[37] Außerdem e​rwog er i​n diesem Zusammenhang a​uch den Einsatz d​es Militärs z​ur Bekämpfung innerer Unruhen, w​as bisher ausschließliche Aufgabe v​on Polizei, Geheimdienst u​nd speziellen paramilitärischen Einheiten gewesen war. Dies hätte allerdings d​ie hohe Popularität d​er kubanischen Streitkräfte b​ei der Bevölkerung s​tark gefährdet.[38]

Unter Leitung d​es von Raúl Castro kontrollierten Militärs wurden z​ur Abfederung d​er negativen wirtschaftlichen Auswirkungen a​uf Kuba zahlreiche, n​ach westlichem Vorbild funktionierende Managementmethoden, u​nter anderem u​nter dem Namen Sistema d​e Perfeccionamiento Empresarial, eingeführt.[39] Unter Leitung e​ines älteren Dreisternegenerals entstanden landwirtschaftliche Musterbetriebe, i​n denen moderne Verfahren d​es Nutzpflanzenanbaus, d​er Betriebsführung u​nd des Warenabsatzes erprobt wurden. In diesen Musterbetrieben arbeiten j​unge Soldaten (Ejercito Juvenil d​e Trabajo) i​n anderer Weise a​ls in d​er restlichen kubanischen Wirtschaft, nämlich n​icht in e​iner Mangel- u​nd Schlendrianswirtschaft, s​o der frühere Botschafter Wulffen.

Präsidentschaft

Raúl Castro mit Russlands Präsidenten Dmitri Medwedew (November 2008)
Raúl Castro empfängt Argentiniens Präsidentin Cristina Fernández de Kirchner (Januar 2009)

Am 31. Juli 2006 übertrug d​er Staats- u​nd Regierungschef Fidel Castro aufgrund e​iner schweren Erkrankung vorübergehend d​ie Führung d​er Partei, d​en Oberbefehl über d​ie Armee u​nd das Amt d​es Staatsoberhaupts a​n seinen Stellvertreter u​nd Bruder Raúl. Fidel musste s​ich einer komplizierten Darmoperation unterziehen.[40] Bis d​ahin hatte Raúl seinem Bruder Fidel a​ls stets loyaler Vize gedient.[41]

Im Unterschied z​u seinem charismatischen Bruder g​ilt Raúl e​her als „der oberste Verwaltungskader e​ines bürokratischen Sozialismus. Sehr v​iel mehr a​ls sein Bruder m​uss Raúl d​ie verschiedenen Kräfte i​m Apparat ausbalancieren u​nd integrieren.“ Weder i​st er e​in guter Redner n​och ein Mann großer Gesten. Allerdings versucht e​r auch g​ar nicht, seinen Bruder diesbezüglich z​u kopieren.[42][43] Jedoch w​irke Raúl gemäß Fidel-Biograph Carlos Widmann s​eit seiner Präsidentschaft „gesünder, j​a sogar verjüngt“. Er g​ilt als Pragmatiker.[1] Auch d​er Politikwissenschaftler Bert Hoffmann bescheinigt i​hm nach z​ehn Jahren Amtszeit „wesentlich moderater u​nd pragmatischer i​n der Außenpolitik a​ls sein Bruder“ z​u sein.[44]

Zu Beginn seiner Amtszeit erwarteten Beobachter v​on Raúl, d​ass er z​war die wirtschaftlichen Probleme d​es Landes d​urch Wirtschaftsreformen lindern könne, jedoch s​eien größere politische Reformen e​her unwahrscheinlich.[45] Auch hinsichtlich d​er Meinungsfreiheit scheinen d​ie Zügel n​icht mehr s​o straff gezogen w​ie zur Amtszeit Fidels. So h​at Raúl d​as Volk z​u Diskussionen über d​ie zukünftige Entwicklung aufgerufen, i​n der kubanischen Presse w​ird die Trägheit d​er Funktionäre kritisiert, u​nd es w​ird sogar nichts g​egen regierungskritische Blogs a​us Kuba, w​ie dem v​on Yoani Sánchez, unternommen.[46][47] Zahlreiche politische Gefangene, darunter a​lle der während d​es Schwarzen Frühlings festgenommenen u​nd zu langjährigen Haftstrafen verurteilten Mitglieder d​er „Gruppe der 75“, wurden b​is März 2011 u​nter Vermittlung d​er katholischen Kirche freigelassen. Der Großteil w​urde nach Spanien abgeschoben. Einige wenige Dissidenten, d​ie sich d​er Abschiebung verweigert hatten, durften letztendlich „auf Bewährung“ i​n Kuba bleiben.[48]

Bei d​er Wahl z​ur Nationalversammlung a​m 20. Januar 2008 erreichte Raúl Castro m​it 99,3 Prozent d​ie höchste Stimmenzahl a​ller Abgeordneten. Sein Bruder Fidel k​am mit 98,4 Prozent d​er Stimmen a​uf den vierten Platz.[49]

Am 24. Februar 2008 w​urde Raúl v​om Parlament z​um Präsidenten d​es Staatsrates (Staatsoberhaupt) u​nd Präsidenten d​es Ministerrates (Regierungschef) gewählt, nachdem s​ein Bruder Fidel einige Tage z​uvor erklärt hatte, n​icht mehr für d​iese Ämter kandidieren z​u wollen. Auf seiner Antrittsrede sprach e​r Probleme d​es Landes w​ie zum Beispiel d​as doppelte Währungssystem an, d​ie jedoch s​ehr komplex u​nd nicht einfach z​u lösen seien. Dabei sprach e​r von e​inem Prozess d​er Transition u​nd kündigte an, einige Verbote für d​ie Bevölkerung aufheben z​u wollen, o​hne jedoch i​ns Detail z​u gehen. Den Weg d​es Sozialismus w​olle er jedoch fortsetzen.[50]

Demzufolge wurden Hoffnungen, Kuba könnte alsbald e​in westliches Demokratiemodell m​it Mehrparteiensystem u​nd Marktwirtschaft einführen, enttäuscht.[41] Zwar werden Raúl Castro Sympathie für d​as chinesische Modell nachgesagt, wonach d​ie Wirtschaft n​ach marktwirtschaftlichen Richtlinien modernisiert, d​as Einparteiensystem jedoch beibehalten wird,[51] jedoch glauben Experten nicht, d​ass dies für Kuba aufgrund seiner mangelnden geografischen Größe u​nd der Nähe z​um „Hauptfeind“ USA m​it einer großen exilkubanischen Gemeinschaft e​ine realistische Option wäre.[41]

Fidel Castro selbst mischte s​ich zunächst k​aum noch i​n die Innenpolitik Kubas ein, sondern beschränkte s​ich auf Kommentare z​u außenpolitischen Themen. Nach d​er anscheinenden Genesung v​on seiner Krankheit h​ielt er s​ich aber offensichtlich n​icht mehr a​n entsprechende Absprachen, w​as man a​ls eine d​er Ursachen ansah, d​ass es d​en angekündigten Reformen a​n „Kohärenz u​nd Dynamik“ mangelte.[52]

Ab 2009 begann Raúl Castro sukzessive d​ie oberste Führungsriege i​m Ministerrat auszutauschen. Darunter befanden s​ich auch jüngere „high potentials“ w​ie Carlos Lage u​nd Felipe Pérez Roque. Ihnen w​urde unter anderem Illoyalität vorgeworfen. Ersetzt wurden d​iese Positionen m​it Vertrauten Raúl Castros a​us den Zeiten d​er Revolution u​nd Militärs a​us dem Verteidigungsministerium, m​it denen e​r jahrelang zusammengearbeitet hatte.[52] Fidel-Castro-Biograph Volker Skierka bezeichnet d​as Kuba u​nter Raúl Castro w​egen des starken Einflusses d​er Militärs a​uf alle Ebenen v​on Politik u​nd Wirtschaft demzufolge a​ls „eine Art Militärdiktatur“.[53]

Im Jahre 2010 kündigte Raúl Castro Wirtschaftsreformen an.[54] Entscheidender Teil d​es Planes w​ar es, innerhalb v​on sechs Monaten r​und 500.000 Staatsbedienstete a​us der überdimensionierten Verwaltung u​nd unrentablen Staatsbetrieben, e​in Achtel d​er Erwerbstätigen, z​u entlassen.[42] Bis 2015 s​olle die Zahl a​uf 1,3 Millionen steigen. Aufgefangen werden s​olle dies d​urch die Legalisierung v​on insgesamt 178 Tätigkeiten a​uf eigene Rechnung (Selbständige), welche jedoch n​ur vergleichsweise niedere Tätigkeiten w​ie Pizzabäcker o​der Taxifahrer umfasst, während Experten e​ine deutliche Ausweitung d​er Liste u​nter anderem a​uf akademische Berufe fordern.[55][56]

Auf d​em VI. Parteitag d​er Kommunistischen Partei Kubas i​m April 2011 übernahm Castro a​uch das höchste Parteiamt a​ls Nachfolger seines Bruders. Die v​on ihm selbst angemahnte deutliche Verjüngung d​er Führungsriege i​n Staat u​nd Partei b​lieb jedoch aus.[57]

Am 24. Dezember 2011 kündigte Raúl Castro an, tausende Häftlinge, darunter a​uch Dissidenten, a​us „humanitären Gründen“ z​u entlassen. Dies i​st bis d​ahin die größte Massenamnestie i​n der Geschichte Kubas.[58] Damit k​am er Anträgen v​on Familienangehörigen u​nd verschiedenen regionalen Institutionen nach, wofür s​ich auch d​ie Kirche einsetzte. Unter anderem s​oll ein bevorstehender Besuch Papst Benedikts XVI. i​m Frühjahr 2012 l​aut Castro Grund dafür gewesen sein. Bis 29. Dezember 2011 wurden f​ast 3000 Häftlinge freigelassen, darunter a​uch sieben politische Häftlinge. Die Amnestie g​elte vor a​llem für Frauen, Kranke u​nd Alte s​owie für j​unge Häftlinge m​it guten Resozialisierungschancen, d​ie überwiegend w​egen minderschwerer Vergehen Haftstrafen erhielten. Verurteilte Mörder, Drogenhändler o​der vermeintliche ausländische Agenten w​ie der US-Amerikaner Alan Gross s​eien von d​er Amnestie ausgenommen. Aufgrund d​er wenigen freigelassenen politischen Gefangenen bezeichnete d​er Menschenrechtsaktivist Elizardo Sánchez Santacruz d​ie Massenamnestie a​ls „Medieninszenierung“.[59]

Raúl Castro w​urde am 24. Februar 2013 d​urch den Volkskongress für e​ine weitere fünfjährige Amtszeit bestätigt. Bei seiner dortigen Rede kündigte e​r an, d​ass dies s​eine letzte Amtsperiode s​ein werde.[60]

Nachdem s​ich Raúl Castro u​nd US-Präsident Barack Obama a​m 10. Dezember 2013 während d​er Trauerfeier für Nelson Mandela i​n Johannesburg überraschend d​ie Hand gegeben hatten, läuteten Castro u​nd Obama i​m Dezember 2014 e​ine neue Ära d​er Beziehungen zwischen d​en USA u​nd Kuba ein.[61] Seitens d​er USA nutzte Obama s​eine Kompetenzen a​ls Präsident, u​m zahlreiche Embargobeschränkungen, soweit s​ie nicht u​nter Kongress-Verantwortung fielen, aufzuheben. So wurden d​ie Möglichkeiten, d​ass US-Amerikaner o​hne Kuba-Bezug n​ach Kuba reisen dürfen, erleichtert, außerdem w​urde Kuba v​on der US-Liste Terrorismus unterstützender Staaten gestrichen.[62]

Am 20. März 2016 reiste Barack Obama a​ls erster US-Präsident s​eit 88 Jahren z​u einem offiziellen Staatsbesuch n​ach Kuba, d​er drei Tage andauerte u​nd bei d​em er a​m zweiten Tag a​uch von Raúl Castro empfangen wurde. Im Vorfeld wurden einige Embargoerleichterungen verkündet, d​ie in d​er Kompetenz d​es US-Präsidenten liegen. Sein Bruder Fidel († 25. November 2016) s​ah das s​eit Ende 2014 aufkommende Tauwetter i​n den Beziehungen z​u den USA jedoch kritisch. „Wir h​aben es n​icht nötig, d​ass uns d​as Imperium e​twas schenkt“, w​ar sein zentrales Statement z​u diesem Besuch.[63]

Im Dezember 2017 beschloss d​as kubanische Parlament, d​ass das ursprünglich für d​en 24. Februar 2018 vorgesehene Ende d​er Amtszeit Castros u​m knapp z​wei Monate a​uf den 19. April 2018 verschoben wird. Begründet w​urde dies m​it den Auswirkungen d​es Hurrikans Irma.[64][65] Am 19. April 2018 w​urde dann Miguel Díaz-Canel z​u seinem Nachfolger i​m Amt d​es Präsidenten u​nd des Regierungschefs gewählt. Allerdings b​lieb Castro Parteichef u​nd damit mächtigster Mann i​m Staat.[66] Am 19. April 2021 übergab e​r auf d​em VIII. Parteitag a​uch das Amt d​es Parteichefs a​n seinen Nachfolger Díaz-Canel.[67] In seiner letzten Parteitagsrede forderte Castro z​u einem „respektvollen Dialog“ m​it den USA auf.[68]

Siehe auch

Film

Veröffentlichungen

Literatur

  • Harlan Abrahams, Arturo Lopez-Levy: A Close-Up View of Change. Raúl Castro and the New Cuba. McFarland & Co., Jefferson 2011, ISBN 978-0-7864-6527-9.
  • Hans-Jürgen Burchardt: Kuba. Der lange Abschied von einem Mythos. Schmetterling Verlag, Stuttgart 1996, ISBN 978-3-89657-600-2.
  • Hans-Jürgen Burchardt: Kuba. Im Herbst des Patriarchen. Schmetterling Verlag, Stuttgart 1999, ISBN 978-3-89657-602-6.
  • Marc Frank: Cuban Revelations. Behind the Scenes in Havana (= Contemporary Cuba). University Press of Florida, Gainesville 2013, ISBN 978-0-8130-4465-1.
  • Carlos Franqui: Family Portrait with Fidel. Random House, New York 1984, ISBN 0-394-53260-0.
  • Volker Hermsdorf: Raúl Castro. Revolutionär und Staatsmann. Verlag Wiljo Heinen, Berlin/Böklund 2016, ISBN 978-3-95514-029-8.
  • Bert Hoffmann: Kuba. 3. Auflage. C. H. Beck Verlag, München 2009, ISBN 978-3-406-55851-1.
  • Hal Klepak: Raúl Castro and Cuba. A Military Story. Palgrave Macmillan, New York 2012, ISBN 978-0-230-34074-9.
  • Gerd Koenen: Traumpfade der Weltrevolution. Das Guevara-Projekt. Kiepenheuer und Witsch, Köln 2008, ISBN 978-3-46204008-1.
  • Carlos Widmann: Das letzte Buch über Fidel Castro. Hanser Verlag, München 2012, ISBN 978-3-446-24004-9.
  • Bernd Wulffen: Eiszeit in den Tropen. Botschafter bei Fidel Castro. Ch. Links Verlag, Berlin 2006, ISBN 3-86153-406-1.
  • Bernd Wulffen: Kuba im Umbruch. Von Fidel zu Raúl Castro. Ch. Links Verlag, Berlin 2008, ISBN 978-3-86153-486-0.
  • Michael Zeuske: Kuba im 21. Jahrhundert. Revolution und Reform auf der Insel der Extreme. Rotbuch, Berlin 2012, ISBN 978-3-86789-151-6.
Commons: Raúl Castro – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Widmann: Endspiel mit Raúl. In: Das letzte Buch über Fidel Castro. 2012, S. 316–330.
  2. Hermsdorf: Raúl Castro. 2016, S. 30–33.
  3. Hermsdorf: Raúl Castro. 2016, S. 33.
  4. Hermsdorf: Raúl Castro. 2016, S. 34.
  5. Hermsdorf: Raúl Castro. 2016, S. 36.
  6. Wulffen: Kuba im Umbruch. 2008, S. 32.
  7. Raúl Castro (Memento vom 30. April 2019 im Internet Archive) in der Enzyklopädie EnCaribe (spanisch).
  8. John Haylett: Cuba: 50 years of revolution (Memento vom 1. Februar 2012 im Internet Archive). In: Morning Star. 7. Januar 2009, abgerufen am 13. Oktober 2011.
  9. Raúl Castro On 1953 Moncada Assault: ‘Aim Was To Spark Revolutionary Armed Action’. In: The Militant. 2. August 1999, abgerufen am 17. Juli 2013.
  10. Revolution aus der Hüfte. In: Der Spiegel. Nr. 37, 1969 (online).
  11. Raúl Castro. In: Biografías y Vidas. Abgerufen am 2. Mai 2011.
  12. Koenen: Traumpfade der Weltrevolution. 2008, S. 131.
  13. Rafael Poch: Tres preguntas sobre Rusia: estado de mercado, Eurasia y fin del mundo bipolar. In: Icaria. Barcelona 2000, S. 75 f. (teilweise online (Memento vom 24. Februar 2001 im Internet Archive)).
  14. Wulffen: Kuba im Umbruch. 2008, S. 41 ff.
  15. Wulffen: Kuba im Umbruch. 2008, S. 45 ff.
  16. Franqui: Family Portrait with Fidel. 1984, S. 157 f.
  17. Wulffen: Kuba im Umbruch. 2008, S. 46 f.
  18. Rafael Rojas: El origen de la dictadura. In: El Nuevo Herald. 13. Juli 2008, abgerufen am 13. Oktober 2011.
  19. Wulffen: Kuba im Umbruch. 2008, S. 47 f.
  20. Zeuske: Insel der Extreme – Kuba im 20. Jahrhundert. 2004, S. 177.
  21. Raúl Modesto Ruz Castro im Centro de Información y Documentación Internacionales de Barcelona (CIDOB; Biographie-Datenbank politischer Führer, Stand vom 6. Juni 2011), abgerufen am 13. Oktober 2011 (spanisch).
  22. Zeuske: Insel der Extreme – Kuba im 20. Jahrhundert. 2004, S. 173.
  23. Koenen: Traumpfade der Weltrevolution. 2008, S. 190.
  24. Wulffen: Kuba im Umbruch. 2008, S. 51.
  25. Der Mann hinter dem Mythos. In: Deutschlandradio Kultur. 24. September 2008 (Rezension von Gerd Koenen: Traumpfade der Weltrevolution).
  26. Koenen: Traumpfade der Weltrevolution. 2008, S. 15 f., 21 f. u. a.
  27. Koenen: Traumpfade der Weltrevolution. 2008, S. 224 f.
  28. Hoffmann: Kuba. 2009, S. 83 ff.
  29. Wulffen: Kuba im Umbruch. 2008, S. 48 ff.
  30. Wulffen: Kuba im Umbruch. 2008, S. 60 f.
  31. Samuel Farber: The Origins of the Cuban Revolution Reconsidered. The University of North Carolina Press, Chapel Hill 2006, ISBN 978-0-8078-5673-4, S. 146.
  32. César Reynel Aguilera: Razones de Angola (IX) (Memento vom 19. Oktober 2018 im Internet Archive). In: Penúltimos Días. 22. Dezember 2010, abgerufen am 5. Juli 2012 (spanisch).
  33. Eugenio Suárez Pérez: Creación del MINFAR: Con características propias (Memento vom 9. Juli 2013 im Internet Archive). In: Bohemia. 23. September 2009, abgerufen am 9. Mai 2011 (spanisch).
  34. Wulffen: Kuba im Umbruch. 2008, S. 48 f.
  35. Koenen: Traumpfade der Weltrevolution. 2008, S. 211 f.
  36. Zeuske: Insel der Extreme – Kuba im 20. Jahrhundert. 2004, S. 242 f.
  37. Hoffmann: Kuba. 2009, S. 128.
  38. Zeuske: Insel der Extreme – Kuba im 20. Jahrhundert. 2004, S. 331.
  39. Peter Thiery, Arndt Wierheim: Kuba nach Castro – Akteure und Szenarien der Transformation. Bertelsmann Forschungsgruppe Politik, Centrum für angewandte Politikforschung (CAP), Universität München, September 2006 (PDF; 129 kB).
  40. Castro überträgt Amtsgeschäfte an Bruder Raul. In: Spiegel Online. 1. August 2006.
  41. Bert Hoffmann: Kuba unter dem anderen Castro – Die Revision der Revolution nach Fidel. In: Le Monde diplomatique. Nr. 8682, 12. September 2008.
  42. Bert Hoffmann: Debatte Reformen auf Kuba: Raúl Xiaoping. In: taz.de. 15. April 2011 (Zitat: „Dazu kommt, dass Raúl Castro kein ‚Fidel II‘ ist“).
  43. Hoffmann: Kuba. 2009, S. 127 f.
  44. Zehn Jahre ohne Fidel Castro. In: Der Tagesspiegel. 30. Juli 2016, abgerufen am 30. Juli 2016.
  45. Knut Henkel: Gefühlter Wandel. In: taz.de. 22. Januar 2008.
  46. Knut Henkel: Presse in Kuba. Kritik plötzlich erwünscht. In: taz.de. 13. Dezember 2007.
  47. Christian Schmidt-Häuer: Insel der blinden Passagiere. In: Zeit Online. Nr. 5/2008.
  48. Cuba frees prisoners of conscience. In: Amnesty International. 23. März 2011, abgerufen am 5. November 2018.
  49. Fidel, sólo cuarto. In: El País. 1. Februar 2008.
  50. Discurso pronunciado por el compañero Raúl Castro Ruz, Presidente de los Consejos de Estado y de Ministros, en las conclusiones de la sesión constitutiva de la VII Legislatura de la Asamblea Nacional del Poder Popular (Memento vom 12. April 2009 im Internet Archive). 24. Februar 2008; Version in Englisch (Memento vom 26. August 2009 im Internet Archive); (Antrittsrede von Raúl Castro als neuer Präsident vor dem kubanischen Parlament).
  51. Hildegard Stausberg: Kubas letzte Chance (Memento vom 30. November 2016 im Internet Archive). In: Die Welt. 22. Dezember 2010.
  52. Uwe Optenhögel: Kuba: Wie der tropische Sozialismus sein eigenes Erbe riskiert. In: Internationale Politik und Gesellschaft. 3/2010 (PDF; 168 kB).
  53. „Fidel devolvió la dignidad al pueblo cubano“. In: Deutsche Welle. 13. August 2015 (spanisch).
  54. Bert Hoffmann: Kuba: Auf dem Weg zum Marktsozialismus? In: GIGA Focus Lateinamerika. 9/2010.
  55. Uwe Optenhögel: Kuba auf neuen Wegen: Kann eine Dosis Markt die Revolution retten? (Memento vom 5. Juni 2016 im Internet Archive). Friedrich-Ebert-Stiftung, Februar 2011 (PDF; 51 kB).
  56. „Der Staat zieht sich zurück“. In: taz.de. 15. Januar 2011 (Interview von Knut Henkel mit dem kubanischen Ökonomen Omar Pérez Villanueva).
  57. Katharina Graça Peters: Generation 70 plus soll Kuba reformieren. In: Spiegel Online. 19. April 2011.
  58. Amnestie. Kuba will 2.900 Gefangene begnadigen. In: Zeit Online. 24. Dezember 2011.
  59. Massenamnestie. Kuba lässt fast 3000 Häftlinge frei (Memento vom 26. März 2014 im Internet Archive). In: Tagesschau. 29. Dezember 2011, abgerufen am 29. Dezember 2011.
  60. Raul Castro macht es nur noch einmal (Memento vom 25. Februar 2013 im Internet Archive) In: Tagesschau. 25. Februar 2013.
  61. Bert Hoffmann: Kuba-USA: Wandel durch Annäherung. In: GIGA Focus Lateinamerika. 2/2015.
  62. Michaela Kampl: Kuba und die Streichung von der US-Terrorliste. In: Der Standard. 15. April 2015.
  63. Boris Herrmann: Warum Fidel Castro gegen die USA wettert. In: Sueddeutsche.de. 29. März 2016
  64. Nachfolger wird im April bestimmt. In: orf.at. 21. Dezember 2017, abgerufen am 21. Dezember 2017.
  65. Wegen Hurrikan Irma. Raúl Castro tritt erst im April als Kubas Staatschef ab. In: Focus online. 21. Dezember 2017
  66. Michael Vosatka: Miguel Díaz-Canel: Kubas nächste Generation der Revolution. In: Der Standard. 19. April 2018, abgerufen am 20. April 2018.
  67. Kuba: Erstmals kein Castro – Präsident Díaz-Canel neuer Parteichef der Kommunisten. In: RedaktionsNetzwerk Deutschland. 19. April 2021, abgerufen am 19. April 2021.
  68. Raúl Castro wirbt für ein neues Verhältnis zu den Vereinigten Staaten. In: FAZ.NET. 17. April 2021, abgerufen am 17. April 2021.
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