Ian Smith
Ian Douglas Smith (* 8. April 1919 in Selukwe (heute Shurugwi), Südrhodesien; † 20. November 2007 in Kapstadt, Südafrika) war ein rhodesischer Politiker. Er war von 1964 bis 1979 Premierminister von Rhodesien, dem heutigen Simbabwe.
Leben
Smith entstammte einer schottischstämmigen Familie. Er wurde in der damaligen britischen Kolonie Südrhodesien geboren und wuchs dort auf. Sein Studium absolvierte er an der südafrikanischen Rhodes University. Im Zweiten Weltkrieg diente er als Pilot der britischen Royal Air Force in Europa und Nordafrika, 1945 kehrte er auf seine Tabakfarm in Rhodesien zurück.
Smith war Anfang der 1960er Jahre Mitgründer der Rhodesischen Front, die sich einerseits für die Unabhängigkeit des Landes, andererseits aber auch für die Aufrechterhaltung der Vorherrschaft der weißen Minderheit einsetzte. Er weigerte sich, die schwarze Bevölkerungsmehrheit 1964 an der Regierung zu beteiligen, weshalb die Unabhängigkeitserklärung Südrhodesiens 1965, das sich nun Rhodesien nannte, international nicht anerkannt wurde. Trotz Wirtschaftssanktionen und gescheiterter Verhandlungen mit der britischen Kolonialmacht gab die Regierung unter Smith Rhodesien 1969 eine neue Verfassung und rief 1970 die Republik aus.
Als Folge dieses Schrittes zogen alle in Salisbury akkreditierten Staaten, außer Südafrika, ihre diplomatischen Vertreter zurück.[1]
Die weiße Minderheitsregierung geriet zunehmend durch den Guerillakrieg von ZAPU und ZANU in Bedrängnis, deren Bekämpfung alle Ressourcen verschlang. Smith suchte im Rahmen dieser Entwicklung zunehmend eine intensive Zusammenarbeit mit Südafrika. Er weilte 1970 mehrmals zu Regierungsbesuchen in Pretoria. Der südafrikanische Premierminister Vorster kam im Mai auf Staatsbesuch zu Smith.[1]
Eine 1976/77 in Genf abgehaltene Rhodesien-Konferenz blieb ergebnislos. Es folgten zahlreiche Gespräche mit internationalen Regierungsvertretern. Am 20. September 1976 traf sich Smith mit Henry Kissinger zu umfassenden Gesprächen in Pretoria, woran abschließend auch Premier Vorster teilnahm. Kissinger hatte Smith konkrete Vorschläge zur Lösung des inneren rhodesischen Konflikts unterbreitet, die eine Machtbeteiligung schwarzer Politiker beinhalteten. Sie bildeten die Grundlage weiterer konkreter Schritte.[2]
1978 einigte sich Smith mit einer Reihe moderater, konservativ orientierter schwarzer Politiker auf allgemeine Wahlen und damit eine Beteiligung der schwarzen Bevölkerungsmehrheit an der Staatsführung. 1979 wurde der schwarze Bischof Abel Muzorewa Premierminister und Ian Smith dessen Stellvertreter, fand aber weder international noch bei ZANU und ZAPU Anerkennung. Erst das von Großbritannien vermittelte Lancaster-House-Abkommen brachte 1979 eine Einigung zwischen der rhodesischen Regierung und ZANU und ZAPU. Nach einer Übergangszeit, in der Rhodesien erneut als britische Kronkolonie verwaltet wurde, ging das nun offiziell als Simbabwe bezeichnete Land am 18. April 1980 in die anerkannte Unabhängigkeit.
In den folgenden Jahren war Smith Oppositionsführer der Republican Front. Die Unterstützung seiner Politik seitens der weißen Minderheit nahm aber immer mehr ab, dennoch gelang es seiner Partei noch bei den Wahlen 1985, 15 der 20 für die weiße Minderheit vorgesehenen Parlamentssitze zu erringen. Präsident Robert Mugabe schaffte diese garantierten Sitze zwei Jahre später jedoch ab, Smith zog sich daraufhin auf seine Farm zurück. 2005 emigrierte er nach Südafrika, wo er am 20. November 2007 starb. An seinen Positionen hielt er bis zuletzt fest, insbesondere während des wirtschaftlichen Niedergangs Simbabwes nach dem Jahr 2000. Die Farm, die er seiner Familie nach seinem Tod hinterließ, wurde 2012 im Zuge eines Enteignungsverfahrens vom Staat beschlagnahmt.
Literatur
- R. Kent Rasmussen (Hrsg.): Historical Dictionary of Rhodesia/Zimbabwe (= African Historical Dictionaries. Band 18). 1. Auflage. Scarecrow Press, Metuchen/London 1979, ISBN 0-8108-1187-1.
Weblinks
- Ex-Rhodesia leader Ian Smith dies; BBC-Meldung vom 21. November 2007 (englisch)
- Obituary: Ian Smith; BBC-Meldung vom 20. November 2007 (englisch)
- Alan Cowell: Ian Smith, Defiant Symbol of White Rule in Africa, Is Dead at 88; Porträt über Ian Smith in der New York Times vom 21. November 2007 (englisch)
Einzelnachweise
- SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1970. Johannesburg 1971, S. 70
- SAIRR: A Survey of Race Relations in South Africa 1976. Johannesburg 1977, S. 451–453