Rouffach
Rouffach (deutsch und elsässisch: Rufach) ist eine französische Gemeinde mit 4302 Einwohnern (1. Januar 2019) im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Der Ort gehört zum Arrondissement Thann-Guebwiller sowie zum Kanton Wintzenheim und ist Sitz des Gemeindeverbandes Pays de Rouffach, Vignobles et Châteaux.
Rouffach | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Haut-Rhin (68) | |
Arrondissement | Thann-Guebwiller | |
Kanton | Wintzenheim | |
Gemeindeverband | Pays de Rouffach, Vignobles et Châteaux | |
Koordinaten | 47° 57′ N, 7° 18′ O | |
Höhe | 195–980 m | |
Fläche | 39,99 km² | |
Einwohner | 4.302 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 108 Einw./km² | |
Postleitzahl | 68250 | |
INSEE-Code | 68287 | |
Website | http://www.ville-rouffach.fr/ | |
Rathaus (Hôtel de ville) |
Rouffach liegt an der elsässischen Weinstraße. Jährlich findet in der Stadt eine Öko- und Bio-Messe statt, bei der es hauptsächlich um Brot, Wein und Käse geht.
Geographie
Rouffach liegt an dem Flüsschen Lauch, 15 Kilometer südlich von Colmar und 28 Kilometer nördlich von Mülhausen, an den Weinbergen der östlichen Ausläufer der Vogesen. Die wichtigsten überörtlichen Verkehrswege sind die frühere N 83 (heute: D 83) (Lyon–Straßburg) und die Bahnstrecke Strasbourg–Basel.
Etymologie
Rouffach ist schon im Jahre 662 als Rubiaco und im 12. Jahrhundert als Rubiacum erwähnt. Dieser Name ist auch den alten Formen von Robiac (Robiaco 1119), Royat (Rubiacum 1147) ähnlich.
Es besteht aus zwei Elementen: dem gallo-römischen Personennamen Rubius oder Rubbius und dem keltischen Suffix -āko > -ACU „Eigentum“[1].
Geschichte
Im 5. Jahrhundert wurde die Stadt ein Wohnsitz der merowingischen Könige. Im 7. Jahrhundert soll der Legende nach der Sohn von König Dagobert II. die Stadt dem Bischof von Straßburg übergeben haben, nachdem ihn dieser vom Tode wiedererweckt haben soll. Sie wurde schließlich Hauptort eines bischöflichen Lehens, zu dem auch Eguisheim gehörte. Die Stadt entwickelte sich rasch und wurde mit einer Mauer versehen.
Bis 1309 existierte in Rufach eine jüdische Gemeinde, die in Münsters Kosmographie erwähnt wird. Erste Verfolgungen werden 1289 berichtet. Um 1309 wurden Juden verbrannt, die dort eine Synagoge hatten.[2]
Im 15. Jahrhundert entstand aus einer Wallfahrt das Spital St. Valentin zur Versorgung von Anfallskranken.[3]
Das goldene Zeitalter endete abrupt mit dem Dreißigjährigen Krieg, als der Ort von den Schweden verwüstet wurde. Am Ende des Krieges und mit der Eroberung des Elsass durch Frankreich wurde das Lehen abgeschafft. Die Stadt kam wieder zu Wohlstand, hauptsächlich durch Weinbau und weil sie während der folgenden Kriege verschont blieb.
Während der Zeit des Nationalsozialismus war in einer ehemaligen Pflegeanstalt der Stadt eine Nationalpolitische Erziehungsanstalt (NPEA – volkstümlich Napola) untergebracht (ab Oktober 1940). In der Heil- und Pflegeanstalt Rufach wurde eine „Reichsschule für Volksdeutsche“ gegründet, ein Internat, in dem zwischen 1940 und 1944 etwa 600–650 Jungen aus Südtirol unterrichtet wurden, deren Eltern für Deutschland optiert hatten. (Eine entsprechende Schule für Mädchen bestand in Achern).[4] Im faschistischen Italien nämlich war der Unterricht in deutscher Sprache unter strengen Strafen verboten, und so mussten diese Jugendlichen, um die eigene Muttersprache korrekt auch schreiben zu lernen, den Schulunterricht weitab von ihrem Elternhaus verbringen. Diese Reichsschule für Volksdeutsche bestand dann parallel zur Napola und von dieser räumlich und im Unterrichtsprogramm getrennt, bis die Kriegsereignisse allmählich zur Auflösung führten.
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2007 | 2017 |
Einwohner | 4781 | 5053 | 4768 | 4615 | 4303 | 4187 | 4664 | 4518 |
Sehenswürdigkeiten
- Rouffach ist eine Station der Romanischen Straße: Die Kirche Notre-Dame de l’Assomption aus gelbem Sandstein ist im romanischen und gotischen Stil erbaut; das Querschiff stammt aus der 2. Hälfte des 11. Jahrhunderts, das gotische Mittelschiff aus dem 12. und 13. Jahrhundert mit romanischen Seitenportalen; an dem Gebäude wurde bis 1508 gebaut, die Doppelturmfassade blieb unvollendet. Das Gebäude trug während der Französischen Revolution schwere Schäden davon und erscheint heute relativ schmucklos. Die großvolumige Anlage der Kirche und das Vorhandensein mehrerer mittelalterlicher Baustile erscheint dem Betrachter dafür umso deutlicher. (Monument historique seit 1841)
- Synagoge, erbaut um 1290 (Monument historique seit 1921)
- Die Kirche (Kloster Rouffach) der Franziskaner wurde Ende des 15. Jahrhunderts erbaut.[5][6]
- Zahlreiche Gebäude aus dem späten Mittelalter und der Renaissance (Altes Rathaus, Altes Kornhaus) geben der Stadt auch heute noch ein mittelalterliches Gepräge.
- Der Hexenturm aus dem 13. bis 15. Jahrhundert diente als Gefängnis. (Monument historique seit 1921)
- Das Schloss von Isenbourg, Wohnsitz von König Dagobert II. und seinem Sohn Sigbert, später auch des Straßburger Bischofs, ist nicht mehr erhalten. In einem Neubau aus dem 19. Jahrhundert ist heute ein Luxushotel untergebracht.
- Gymnasium für Technik, Landwirtschaft und Weinbau (LEGTAV)
- Ölbergkapelle
- Hexenturm mit Storchennest
- Südostseite von Notre-Dame de l’Assomption
- Fassade und Nordseite von Notre-Dame de l’Assomption
- Ölbergkapelle
Städtepartnerschaft
Seit 1964 ist Rouffach mit der deutschen Stadt Bönnigheim im Landkreis Ludwigsburg des Landes Baden-Württemberg partnerschaftlich verbunden.
Schulen
- Landwirtschaftliche Schule (Lycée agricole)
- EPLEFPA (Etablissement Public Local d'Enseignement et de Formation Professionnelle Agricole Rouffach-Wintzenheim)
Persönlichkeiten (in Rouffach geboren)
- Konrad Pelikan (1478–1556), Reformator und Theologe
- Valentin Boltz (1515–1560), Theologe und Schriftsteller
- Conrad Lycosthenes (1518–1561), Humanist und Enzyklopädist
- François-Joseph Lefebvre (1755–1820), französischer Revolutionsgeneral und Marschall von Frankreich
- die Orgelbauerfamilie Callinet
Sonstige Persönlichkeiten
- Sebastian Münster, Humanist, war 1509 bis 1511 Schüler von Konrad Pelikan in Rouffach
- Johannes Remus Quietanus (1588–1654), Arzt und Astronom
Literatur
- Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 2, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 1015–1027.
Einzelnachweise
- Albert Dauzat et Charles Rostaing, Dictionnaire étymologique des noms de lieux en France, éditions Larousse 1968. S. 569.
- Magda Teter: Blood Libel. On the Trail of an Antisemitic Myth. Harvard Press, Cambridge, Massachusetts, London, England 2020, S. 168 f.
- Karl Sudhoff: Ein spätmittelalterliches Epileptikerheim (Isolier- und Pflegespital für Fallsüchtige) zu Rufach im Oberelsaß. In: Archiv für Geschichte der Medizin 6, 1913, S. 449–455
- Michael Wedekind: Nationalsozialistische Besatzungs- und Annexionspolitik in Norditalien 1943 bis 1945: die Operationszonen „Alpenvorland“ und „Adriatisches Küstenland“. München 2003 (Oldenbourg), S. 240;
- Theobald Walter: Das Minoritenkloster zu St. Katharina in Rufach. In: Alemannia, (Band 34 =) Neue Folge, Band 7, 1906–1907, S. 14–65.
- Tourisme-Alsace: Recollets-Kirche (Memento des Originals vom 1. November 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. .