Guebwiller
Guebwiller (deutsch Gebweiler, elsässisch: Gawill’r) ist eine französische Stadt mit 11.020 Einwohnern (Stand 1. Januar 2019) im Département Haut-Rhin in der Region Grand Est (bis 2015 Elsass). Bis zum 31. Dezember 2014 war die Stadt Sitz der Unterpräfektur (frz. sous-préfecture) des Arrondissements Guebwiller. Sie ist Hauptort (frz.: chef-lieu) des Kantons Guebwiller sowie Sitz und Mitglied des Gemeindeverbands Communauté de communes de la Région de Guebwiller.
Guebwiller | ||
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Staat | Frankreich | |
Region | Grand Est | |
Département (Nr.) | Haut-Rhin (68) | |
Arrondissement | Thann-Guebwiller | |
Kanton | Guebwiller (Hauptort) | |
Gemeindeverband | Région de Guebwiller | |
Koordinaten | 47° 54′ N, 7° 13′ O | |
Höhe | 254–620 m | |
Fläche | 9,58 km² | |
Einwohner | 11.020 (1. Januar 2019) | |
Bevölkerungsdichte | 1.150 Einw./km² | |
Postleitzahl | 68500 | |
INSEE-Code | 68112 | |
Website | www.ville-guebwiller.fr | |
Blick auf Guebwiller |
Geographie
Guebwiller liegt am Austritt des Flüsschens Lauch aus den Vogesen in die Oberrheinebene auf 268 m ü. NHN. Das Gemeindegebiet von Guebwiller ist Teil des Regionalen Naturparks Ballons des Vosges.
Der Bahnhof Guebwiller lag an der Bahnstrecke Bollwiller–Lautenbach.
Geologie
In der Umgegend, im Gebweiler Tal, tritt Felsgestein auf.[1]
Geschichte
Guebwiller (lateinisch Gebvilla)[2] wurde das erste Mal als Gebunvillare im Jahr 774 in einer Schenkungsurkunde erwähnt, in der das Kloster Murbach bedacht wird. Damals handelte es sich lediglich um ein Hofgut. Zur Stadt entwickelte sich der Ort im 12. Jahrhundert um die Kirche Saint-Léger und eine Burganlage, die heute Burgstall genannt wird. Eine Stadtmauer wurde zwischen 1270 und 1287 errichtet. Im Jahr 1394 lebten dort 1350 Einwohner.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Stadt von Schweden geplündert. Am Ende dieses Kriegs kam die Stadt auf Grund des Westfälischen Friedens zu Frankreich. 1657 lebten in der Stadt nur noch 176 Einwohner.
Im Lauf des 19. Jahrhunderts entstand eine bedeutende Textilindustrie mit besonderen Arbeitervierteln. Die Stadt war nach Mülhausen deren größter Standort; es wurden Wolle und Baumwolle verarbeitet. Um 1900 hatte die Stadt eine evangelische und zwei katholische Kirchen, eine Synagoge, ein Gymnasium, ein Amtsgericht und eine Oberförsterei.[3]
Demographie
Jahr | Einwohner | Anmerkungen |
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1780 | – | etwa 400 Feuerstellen (Haushaltungen)[4] |
1793 | 3005 | |
1821 | 3703 | davon 3284 Katholiken, 350 Protestanten und 69 Juden[2] |
1856 | 8971 | |
1861 | 10.680 | [5] |
1872 | 11.338 | am 1. Dezember, in 1042 Häusern;[6] nach anderen Angaben 12.218 Einwohner[7] |
1880 | 12.452 | am 1. Dezember, auf einer Fläche von 980 ha, in 1078 Häusern, davon 10.875 Katholiken, 1194 Evangelische und 345 Juden[8] |
1885 | 12.388 | davon 10.805 Katholiken, 1194 Protestanten und 346 Juden[9] |
1890 | 12.367 | [5] |
1900 | 13.254 | meist katholische Einwohner[3] |
1905 | 13.313 | [5] |
1910 | 13.024 | davon 11.332 Katholiken, 1346 Evangelische und 295 Juden (318 Franzosen)[10][11][5] |
Jahr | 1962 | 1968 | 1975 | 1982 | 1990 | 1999 | 2006 | 2017 |
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Einwohner | 10.568 | 10.840 | 11.072 | 10.689 | 10.942 | 11.525 | 11.609 | 11.094 |
Weinbau
Die Gemeinde Guebwiller ist einer der bedeutendsten Weinbauorte im Elsass. Die im Jahr 1975 geschaffene Appellation Alsace Grand Cru definiert seit 2007 herausgehobene Einzellagen im Weinbaugebiet Elsass. Die 51 Lagen verteilen sich auf 47 Gemeinden. Guebwiller weist als einzige Gemeinde vier dieser Grand-Cru-Lagen auf:
- Kessler (28,53 ha)
- Kitterlé (25,79 ha)
- Saering (26,75 ha)
- Spiegel (18,26 ha, teilweise auf Bergholtzer Gebiet)
Sehenswürdigkeiten
- Die spätromanische Kirche mit gotischem Chor Saint-Léger (St. Leodegar) wurde 1182 bis 1287 erbaut und nach 1336 im Chorbereich gotisch umgestaltet.
- Das Dominikanerkloster mit Bettelordenskirche im gotischen Baustil enthält mittelalterliche Wandmalereien an den Seitenwänden. Heute wird die Kirche als Konzertsaal genutzt.
- Die Kirche Notre-Dame (1760–1785) nach Entwürfen des Architekten Louis Beuque aus Besançon ist das größte klassizistische Kirchengebäude im Elsass. Sie ist reich ausgestattet (Kanzel, Altäre, Beichtstühle, „Himmelfahrt Mariä“ an der Altarwand) von Fidel Sporer, unter Mithilfe seiner Tochter Helene (Holzschnitzerin). Die Kirche wurde erbaut von dem Bildhauer und Baumeister Gabriel Ignaz Ritter (1732–1813) aus Andelsbuch und enthält eine bedeutende Orgel (Charles Mutin, 1908) in einem original erhaltenen Gehäuse von 1785.
- Synagoge, erbaut 1869 bis 1872 (Monument historique)
- Das Rathaus im spätgotischen Flamboyantstil stammt aus dem Jahr 1514.
- Das Musée Théodore Deck et des pays du Florival[12] ist das größte Museum des Oberelsass außerhalb Colmars und Mülhausens.
- In Guebwiller gibt es einen deutsch-französischen Soldatenfriedhof, auf dem über 1000 deutsche und knapp 450 französische Kriegstote des Ersten Weltkriegs und 175 deutsche Kriegstote des Zweiten Weltkriegs bestattet sind. Er wurde 1914 von der deutschen Seite nach den ersten Gefechten in diesem Gebiet angelegt. Die endgültige Gestaltung war 1977 abgeschlossen.
- Die Menhire der Steinreihe von Appenthal (Alignements d'Appenthal) stehen nordwestlich von Guebwiller.
- Romanische Kirche Saint-Léger
- Klassizistische Kirche Notre-Dame
- Innenansicht von Notre-Dame
- Kapelle Notre-Dame-du-Saering
- Deutsch-französischer Soldatenfriedhof
Talaufwärts liegt die Ruine der ehemaligen Burg Hugstein (13. Jahrhundert) auf einer Anhöhe an der Straße nach Murbach. Auf dem sich nördlich der Stadt erhebenden Bergrücken des Oberlinger befinden sich geringe Reste einer großen mittelalterlichen Burganlage. Acht Kilometer westlich liegt der Große Belchen, der mit 1.424 m höchste Berg der Vogesen.
Persönlichkeiten
- François Joseph Rudler (1757–1837), Rechtsanwalt, Notar und Reformer
- Benedikt Anton Friedrich von Andlau-Homburg (1761–1839), Fürst und Abt von Geiville (= Gebweiler/Guebwiller)
- Margarethe Stockhausen (1803–1877), Sängerin
- Xaveria Rudler (1811–1886), französisch-deutsche Ordensfrau
- Niklaus Riggenbach (1817–1899), Erfinder des Zahnradbahnsystems Riggenbach und der Gegendruckbremse der Dampflok
- Jean-Baptiste Weckerlin (1821–1910), französischer Komponist
- Théodore Deck (1823–1891), Keramiker des Historismus und Jugendstils
- Christian Schussele (1824–1879), Maler
- Gustave Schlumberger (1844–1929), französischer Historiker
- Charles-Daniel Bourcart (1860–1940), Schweizer Diplomat
- Andreas Bauer (1866–1900), deutscher katholischer Mönch, Missionar und Märtyrer
- Jeanne Bucher (1872–1946), französische Kunsthändlerin und Begründerin der Pariser Galerie Jeanne Bucher
- Alice von Mülinen (1868–1952), Lyrikerin
- Jean Schlumberger (1877–1968), Germanist und Schriftsteller
- Conrad Schlumberger (1878–1936), Geophysiker und Geologe
- Charles Hueber (1883–1943), Politiker, Abgeordneter und Bürgermeister von Straßburg
- Günther Stapenhorst (1883–1976), deutscher Filmproduzent
- Marcel Schlumberger (1884–1953), Ingenieur
- Alfred Kastler (1902–1984), Physiker und Nobelpreisträger (1966)
- Walter Atorf (1910–1998), Präsident des Rechnungshofs Baden-Württemberg
- Jef Gilson (1926–2012), französischer Jazzmusiker
- Henri Madelin SJ (1936–2020), Jesuit und Hochschullehrer
- Katia Krafft (1942–1991), Vulkanologin
- Sonia Pelletier-Gautier (* 1958), Historikerin und Romanautorin
- Jean Ruiz (* 1998), Fußballspieler
Städtepartnerschaften
Guebwiller unterhält Städtepartnerschaften mit der italienischen Gemeinde Castelfiorentino in der Toskana sowie aus historischen Gründen mit Luzern.
Literatur
in der Reihenfolge des Erscheinens
- Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 118–120.
- Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 121–123.
- Gebweiler, in: Théodore François Xavier Hunkler, Geschichte der Stadt Colmar und der umliegenden Gegend, Colmar 1838, S. 452–455 (online).
- Gebweiler, Landkreis Gebweiler, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Gebweiler).
- Le Patrimoine des Communes du Haut-Rhin. Flohic Editions, Band 1, Paris 1998, ISBN 2-84234-036-1, S. 476–500.
Weblinks
Einzelnachweise
- Gebhard: Geologische Mittheilungen aus dem Gebweiler Thal, Band 2, Colmar 1877 (Digitalisat).
- Johann Friedrich Aufschlager: Das Elsass. Neue historisch-topographische Beschreibung der beiden Rhein-Departemente, Zweiter Theil, Johann Heinrich Heitz, Straßburg 1825, S. 121–123..
- Lexikoneintrag zu Gebweiler, in: Meyers Großes Konversations-Lexikon, 6. Auflage, Band 7, Leipzig/Wien 1907, S. 423.
- Sigmund Billings: Geschichte und Beschreibung des Elsasses und seiner Bewohner von den ältesten bis in die neuesten Zeiten, Basel 1782, S. 118–120.
- Michael Rademacher: Landkreis Gebweiler, Elsass-Lothringen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006 .
- C. Stockert, Das Reichsland Elsaß-Lothringen. Geographischer Leitfaden für die Höheren Lehranstalten, Friedrich Bull, Straßburg 1873, S. 53 und S. 78.
- Vollständiges geographisch-topographisch-statistisches Orts-Lexikon von Elsass-Lothringen. Enthaltend: die Städte, Flecken, Dörfer, Schlösser, Gemeinden, Weiler, Berg- und Hüttenwerke, Höfe, Mühlen, Ruinen, Mineralquellen u. s. w. mit Angabe der geographischen Lage, Fabrik-, Industrie- u. sonstigen Gewerbethätigkeit, der Post-, Eisenbahn- u. Telegraphen-Stationen u. geschichtlichen Notizen etc. Nach amtlichen Quellen bearbeitet von H. Rudolph. Louis Zander, Leipzig 1872, Spalte 18.
- Statistisches Büro des Kaiserlichen Ministeriums für Elsaß-Lothringen (Hrsg.): Ortschafts-Verzeichniß von Elsaß-Lothringen. Aufgestellt auf Grund der Volkszählung vom 1. Dezember 1880. Friedrich Bull, Straßburg 1884, S. 60, Ziffer 759.
- Anonymes Mitglied des Katholischen Volksvereins: Die konfessionellen Verhältnisse an den Höheren Schulen in Elsaß-Lothringen. Statistisch und historisch dargestellt.Straßburg 1894, S. 41.
- Gebweiler, Landkreis Gebweiler, Elsass-Lothringen, in: Meyers Gazetteer (mit Eintrag aus Meyers Orts- und Verkehrslexikon, Ausgabe 1912, sowie einer historischen Landkarte der Umgebung von Forbach)
- Kreis Gebweiler, Elsass-Lothringen - gemeindeverzeichnis.de (U. Schubert, 2021)
- Offizielle Homepage (Memento des Originals vom 15. Januar 2011 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.