Nabburg
Nabburg (Aussprache: Nab-Burg) ist eine Stadt im Oberpfälzer Landkreis Schwandorf und der Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Nabburg.
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Bundesland: | Bayern | |
Regierungsbezirk: | Oberpfalz | |
Landkreis: | Schwandorf | |
Verwaltungsgemeinschaft: | Nabburg | |
Höhe: | 407 m ü. NHN | |
Fläche: | 62,36 km2 | |
Einwohner: | 6173 (31. Dez. 2020)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 99 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 92507 | |
Vorwahl: | 09433 | |
Kfz-Kennzeichen: | SAD, BUL, NAB, NEN, OVI, ROD | |
Gemeindeschlüssel: | 09 3 76 144 | |
Stadtgliederung: | 28 Gemeindeteile | |
Adresse der Stadtverwaltung: |
Oberer Markt 16 92507 Nabburg | |
Website: | ||
Erster Bürgermeister: | Frank Zeitler (CSU) | |
Lage der Stadt Nabburg im Landkreis Schwandorf | ||
Geographie
Geographische Lage
Die Stadt liegt im Naturpark Oberpfälzer Wald beiderseits der Naab. Die Altstadt von Nabburg erhebt sich westlich der Naab auf einem ca. 200 m breiten und ca. 450 m langen Bergrücken, der nach Norden bis zu 45 m über die Naab ansteigt und gute Verteidigungsmöglichkeiten bot.
Geologie
Bei Nabburg beginnt der Pfahl, ein 150 km langer Quarzfelsenzug. In der Umgebung gab es viele Lagerstätten von Fluorit, z. B. bei Wölsendorf.
Nachbargemeinden
Die Nachbargemeinden (im Uhrzeigersinn) sind: Pfreimd, Guteneck, Altendorf, Schwarzach bei Nabburg, Stulln, Schmidgaden und Wernberg-Köblitz.
Wernberg-Köblitz 14 km |
Pfreimd 5 km |
Pfreimd 5 km |
Schmidgaden 8 km |
Guteneck 9 km | |
Stulln 5 km |
Schwarzach bei Nabburg 8 km |
Altendorf 10 km |
Gemeindegliederung
Es gibt 28 Gemeindeteile (in Klammern ist der Siedlungstyp angegeben):[2][3]
- Bärnmühle (Einöde)
- Bergelshof (Dorf)
- Brudersdorf (Kirchdorf)
- Diendorf (Dorf)
- Diepoltshof (Weiler)
- Eckendorf (Dorf)
- Etzelhof (Weiler)
- Fraunberg (Weiler)
- Girnitz (Dorf)
- Grubhof (Einöde)
- Haindorf (Weiler)
- Haselhof (Weiler)
- Höflarn (Weiler)
- Kumpfmühle (Einöde)
- Lissenthan (Dorf)
- Nabburg (Hauptort)
- Namsenbach (Weiler)
- Neusath (Dorf)
- Obersteinbach (Weiler)
- Passelsdorf (Weiler)
- Perschen (Kirchdorf)
- Ragenhof (Weiler)
- Richtmühle (Einöde)
- Tauchersdorf (Weiler)
- Wiesensüß (Weiler)
- Wiesmühle (Weiler)
- Windpaißing (Dorf)
- Wölsenberg (Weiler)
Hinzuweisen ist noch auf zwei Straßenzüge, die Bestandteil der historischen Altstadt sind: das Ledererviertel und die Venedig. Von der Venedig aus erfolgten im 8. Jahrhundert die Ortsgründung am Naabübergang und später die Befestigung der heutigen Altstadt.
Geschichte
Nabburg in Mittelalter und Früher Neuzeit
Keimzelle der Stadt war eine frühmittelalterliche Burganlage, die sich im Bereich der heutigen Altstadt befand. Früheste Siedlungsspuren lassen sich archäologisch für den Übergang vom 7. zum 8. Jahrhundert datieren. Für das 10. Jahrhundert ist eine massive Befestigung der Haupt- und Vorburg archäologisch belegt. Seit karolingischer Zeit war Nabburg ein wichtiger Mittelpunkt der administrativen Organisation im östlichen Nordgau.
Die „marca Napurch“, wie sie in Urkunden vom 29. Juli 1040 und vom 13. Februar 1061 genannt wird, erlebte ihre Blütezeit unter der Herrschaft der Diepoldinger ab etwa 1100; nach deren Aussterben 1146 kam die Nabburg wohl kurzzeitig an die Grafen von Sulzbach. Nachdem sie bis 1188 wohl in Reichsbesitz war, kam sie an die Wittelsbacher. 1271 ist Nabburg erstmals als Stadt überliefert. Herzog Rudolf bestätigte am 31. März 1296 alle bisherigen Privilegien und verlieh Nabburg in Absatz 17 des Freiheitsbriefes alle Rechte der Stadt Amberg. Nach dem Tode des Herzogs fiel die Stadt an Kaiser Ludwig den Bayern, der ihr weitere Privilegien einräumte und sie im Jahr 1317 als unverkäuflich erklärte. Von 1353 bis 1410 war Nabburg Sitz eines Vizedomamtes. Während der Glanzzeit des Bürgertums entstanden die Rechtsstatuten der Stadt, die Instituta Civilia (1405).
Im Jahr 1420 zogen hussitische Truppen plündernd und brandstiftend durch den Ort. Daraufhin wurde die schon vorher begonnene Befestigungsanlage beschleunigt fertiggestellt. Im Spätsommer des Jahres 1433 widerstand die befestigte Stadt einer erneuten Belagerung durch hussitische Truppen.
Nabburg in der Neuzeit
1536 brannte der nördliche Turm der Stadtpfarrkirche nach einem Blitzschlag ab.
Im Dreißigjährigen Krieg wurde bei Nabburg am 26. Mai 1634 ein Zwischenlager für ein kaiserliches Heer von 24.000 Mann mit über 100 Geschützen errichtet. Das Heer kam aus Pilsen und zog weiter nach Regensburg, um die von den Schweden besetzte Stadt im Kampf um Regensburg zurückzuerobern.
Nabburg war bis zu den Verwaltungsreformen unter Montgelas Pflegamt, besaß ein Pfleggericht und gehörte zum Rentamt Amberg.
Im Zweiten Weltkrieg zerstörte kurz vor Kriegsende ein Brandbombenabwurf einen Teil der Vorstadt Venedig um das Gasthaus zur Krone. Durch den Zuzug von vornehmlich heimatvertriebenen Sudetendeutschen stieg die Einwohnerzahl sprunghaft an.
1963 bezog der Bundesgrenzschutz die neu erbaute Unterkunft Am Fichtenbühl am westlichen Stadtrand von Nabburg.[4] Dort war bis 1999 die Grenzschutzabteilung II/1 bzw. (ab 1981) 4 Süd stationiert. Seither ist in der Liegenschaft eine Außenstelle der VII. Bereitschaftspolizeiabteilung Sulzbach-Rosenberg untergebracht.
Nabburg war bis zur Gebietsreform am 1. Juli 1972 Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises.
Eingemeindungen
Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde am 1. Januar 1972 die Gemeinde Brudersdorf eingegliedert.[5] Am 1. Januar 1975 kam Diendorf (mit dem 1946 eingegliederten Neusath) hinzu. Gebietsteile der aufgelösten Gemeinde Hohentreswitz folgten am 1. Mai 1978.[6]
Einwohnerentwicklung
Zwischen 1988 und 2018 wuchs die Stadt von 6020 auf 6117 um 97 Einwohner bzw. um 1,6 %.
Politik
Bürgermeister seit 1945
Stadtrat
Die Kommunalwahl am 15. März 2020 führte zu folgender Verteilung der 20 Sitze im Stadtrat:[9]
Städtepartnerschaften
Nabburg unterhält folgende Städtepartnerschaften:
- Oberviechtach, Oberpfalz, seit 1952
- Castillon-la-Bataille, Nouvelle-Aquitaine, Frankreich, seit 1986
- Horšovský Týn, Okres Domažlice, Tschechien, seit 2004
Wappen
Blasonierung: „In Rot wachsend aus Schildrand und silbernem Wellenschildfuß, darin elf schwarze Wellenfäden, belegt mit einem blauen Fisch, eine silberne Burg mit schwarzgefugter Zinnenmauer, darin ein gefasstes, offenes, schwarzes Rundportal unter erhöhter Mauerführung mit geöffneten silbernen Torflügeln und gezogenem Fallgatter, daraus wachsend drei silberne Zinnenrundtürme mit je zwei schwarzen Fenstern, der mittlere größer und unbedacht, die Flankentürme spitzbedacht und beknauft.“[10]
In einer etwas älteren Version sind die Dächer blau und die Torflügel mit Fallgatter golden. In einer weiteren Version ist die Stadtmauer wachsend nur aus dem Wellenschildfuß ohne Schildrandkontakt mit geschlossenem Tor. Die Flankentürme stehen außen an den Mauerecken, der wachsende mittlere Turm ist eckig mit Seitenanbauten, fünf Fenstern und Walmdach, dem Mähntor sehr ähnlich. Das Wappen besteht seit 1314 als Siegel, der Fisch ziert es seit 1574 zur Fälschungssicherheit. Nach einer alten Sage verfing er sich während eines Naabhochwassers im Torflügel des Mähntores (von dial. menen = führen (Pferde)), als jenes zurückwich. | |
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Sehenswürdigkeiten
- die zu großen Teilen restaurierte historische Altstadt
- das (alte) Rathaus
- die gotische Stadtpfarrkirche St. Johannes Baptist
- das Stadtmuseum im Zehentstadl, u. a. mit Museum der heimischen Tierwelt, wechselnden Ausstellungen und Konzerten
- die gut erhaltene Stadtmauer mit zwei befahrbaren Stadttoren, dem Mähntor im Süden und dem Obertor im Norden
- das Pflegschloss (jetzt Vermessungsamt) und der Pulverturm an der Nordseite der Stadtmauer
- das Museum im Schmidt-Haus
- der Teufelsschuh an der nordwestlichen Stadtmauer am Obertor
- die Friedhofskirche St. Georg mit dem Storchennest
- die spätgotische Kirche St. Laurentius von 1489, die 1911 dem Verein der Protestanten Nabburgs überlassen wurde. Der Vorgängerbau dürfte die Burgkapelle gewesen sein.
- die romanische Nikolauskirche im Stadtteil Venedig, vermutlich aus dem 12. Jahrhundert
- das Storchenbiotop östlich der Autobahn
- das Naherholungsgebiet Alte Naab
- das Oberpfälzer Freilandmuseum Neusath-Perschen mit regelmäßigen Aktionstagen, zumeist sonntags
- der Karner (Beinhaus) in Perschen
Regelmäßige Veranstaltungen
- Tonart-Musikfestival und mittelalterlicher Markt, jährlich wechselnd
- Kleinkunst im Schmidt-Haus
- Streetfighter-Treffen
- Brünnl-Ritt
Wirtschaft und Infrastruktur
Unternehmen
- Emz-Hanauer, Elektrotechnikhersteller
Verkehr
Nabburg liegt an der A 93, Anschlussstelle Nabburg. Einige Kilometer westlich von Nabburg liegt die Anschlussstelle Nabburg-West der A 6 (Nürnberg – Prag). Die beiden Autobahnen kreuzen sich im nahe gelegenen Autobahnkreuz Oberpfälzer Wald.
Der Bahnhof wird regelmäßig von Zügen der Bahnstrecke Regensburg–Hof bedient. In Schwandorf hat man Anschlussmöglichkeiten nach Cham und Nürnberg. Früher zweigte hier die Bahnstrecke Nabburg–Schönsee ab.
Öffentliche Einrichtungen
Nabburg ist neben Sulzbach-Rosenberg der zweite Ausbildungsstandort der VII. Bereitschaftspolizeiabteilung (Hauptsitz im oberpfälzischen Sulzbach-Rosenberg). Auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne des Bundesgrenzschutzes (heute Bundespolizei) Am Fichtenbühl wurde eine der neuesten und modernsten Unterkünfte der Bayerischen Polizei errichtet. Hier wird ein Teil des Nachwuchses für den Mittleren Polizeivollzugsdienst ausgebildet. Darüber hinaus finden dort Fortbildungsveranstaltungen der Bayerischen Polizei statt.
Ferner besteht am Ort eine Dienststelle des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Schwandorf.
Söhne und Töchter der Stadt
- Anita Eichhorn (* 1991), Filmschauspielerin
- Burchard I. von Halberstadt (1000–1059), Bischof von Halberstadt
- Peter Gollwitzer (* 1950), Motivationspsychologe, erhielt 1990 den Max-Planck-Forschungspreis
- Michael Haller (1840–1915), Kirchenmusiker
- Wolfgang Hesl (* 1986), Fußballtorwart
- Markus Hofmann (* 1975), Gedächtnistrainer und Autor
- Susanne Kernl (* 1982), Basketballspielerin
- Johann Franz Lidtmann (1716–1797), Barockmaler, Werke in Perschen, Neunaigen und Niedermurach
- Christoph Luybl, Kunstschreiner der Rokoko-Zeit, schuf unter anderem die Kanzel in der Kirche zu Neunaigen 1790 und arbeitete des Öfteren mit seinem Bruder Johann Michael Luybl, der in Bruck bei Roding wohnte, zusammen
- Johannes Rickl, Stadtmaurermeister, erbaute 1788/1790 die Kirche zu Neunaigen
- Jonas Sorgenfrei (* 1993), Jazzmusiker
- Rolf Stahlhofen (* 1968), Sänger der Gruppe Söhne Mannheims
- Rudolf Stoll (1911–1991), Sänger (Tenor) und Schulleiter
- Andreas Weiß (1722–1807), Begründer einer bedeutenden Orgelbauerfamilie in der Oberpfalz des 18. und 19. Jahrhunderts.
Personen, die mit der Stadt in Verbindung stehen
- Karl Schmidt-Wolfratshausen (1891–1971), Künstler
- Xaver Fuhr (1898–1973), Künstler, 1943–1950 in Nabburg
- Gerd Lohmeyer (* 1945), Schauspieler und Regisseur, aufgewachsen in Nabburg
Literatur
- Ernst Dausch: Stadtführer Nabburg. Nabburg, 1991
- Günter Moser, Bernhard Setzwein, Walter Baehnisch, Josef Götz: Nabburg. Stadt mit Tradition und Charme (Bild-Text-Band). Buch- und Kunstverlag Oberpfalz, Amberg 2010, ISBN 978-3-935719-64-3.
- Die Kunstdenkmäler der Oberpfalz, Bd. 18: Bezirksamt Nabburg. 2. Auflage 1983. ISBN 978-3-486-50448-4
- Elisabeth Müller-Luckner: Nabburg (= Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe 1: Landkreise/Landgerichte, Heft 50), herausgegeben von der Kommission für Bayerische Landesgeschichte bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Kommission für Bayerische Landesgeschichte, München 1981, ISBN 3-7696-9915-7
- Karl-Otto Ambronn: Historischer Atlas von Bayern, Teil Altbayern, Reihe II, Heft 3, Landsassen und Landsassengüter des Fürstentums der Oberen Pfalz im 16. Jahrhundert, München 1982, ISBN 3-7696-9932-7
- Mathias Hensch: Auf den Spuren König Heinrichs I. – erste archäologische Erkenntnisse zur frühmittelalterlichen Nabepurc. In: Beiträge zur Archäologie in der Oberpfalz 8, Büchenbach 2008, S. 81–116.
Weblinks
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Einzelnachweise
- Genesis Online-Datenbank des Bayerischen Landesamtes für Statistik Tabelle 12411-001 Fortschreibung des Bevölkerungsstandes: Gemeinden, Stichtage (letzten 6) (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2011) (Hilfe dazu).
- Gemeinde Nabburg in der Ortsdatenbank der Bayerischen Landesbibliothek Online. Bayerische Staatsbibliothek, abgerufen am 17. April 2021.
- Gemeinde Nabburg, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 20. Dezember 2021.
- Vor 50 Jahren ein Glücksfall. Abgerufen am 16. Oktober 2020.
- Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 530 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 667 und 668.
- Stadt Nabburg: Bürgermeister seit 1945. Abgerufen am 16. Oktober 2020.
- Bürgermeister. Gemeinde Nabburg, abgerufen am 27. September 2020.
- https://wahlen.nabburg.de/Gemeinderatswahl_Bayern_20_Gemeinde_Stadt_Nabburg.html
- Eintrag zum Wappen von Nabburg in der Datenbank des Hauses der Bayerischen Geschichte