Andreas Weiß (Orgelbauer, 1722)

Andreas Weiß (getauft 11. Juni 1722 i​n Nabburg; † 16. Februar 1807 ebenda) w​ar der Begründer d​er Orgelbauer-Familie Weiß, d​ie von 1750 b​is 1858 i​n Nabburg (Oberpfalz) u​nd in Schlesien wirkte.

Andreas Weiß

Leben

Nach seiner Orgelbauerlehre ließ e​r sich 1750 i​n Nabburg nieder, heiratete 1754 u​nd baute n​eue Instrumente v​or allem i​n der mittleren u​nd östlichen Oberpfalz. Er besaß d​en „kleinen Hofschutz“ u​nd war Mitglied d​es Inneren Rates seiner Heimatstadt. Seine Nachkommen bauten u​nd warteten Orgeln b​is zum Jahr 1858.[1]

Werkliste

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1743 Eichstätt St. Walburg
I/P 8 Prospekt wird Andreas Weiss zugeschrieben, Werk 1996 Mathis (II/P/27)
1750 Moosbach St. Peter und Paul Prospekt nicht erhalten, vor 1867 Neubau Breil, 1898 Neubau Maerz, 1982 Neubau Weise (20/II/P)
zwischen 1750 und 1760 Schwarzenfeld Miesberg, Hl. Dreifaltigkeit
Prospekt erhalten, Neubau 2006 Schädler (21/II/P), Chororgel hinter dem Hochaltar (13/II/P)
nach 1750 Bad Neualbenreuth St. Laurentius
Der Gehäusemittelteil trägt die typischen Weiß-Merkmale. 1910 Neubau Binder & Siemann (17/II/P), 2005 Neubau Vleugels mit Rückpositiv (37/III/P)
1752 Eixlberg St. Barbara
I/P 10 Prospekt und Werk gut erhalten (2020)
1755 Roding St. Pankratius
im Bild der Prospekt, 1959 transferiert nach Arnschwang St. Martin. Darin 1991 Weise (23/II/P)
1755 Speinshart Klosterkirche Maria Immaculata
I/P 9 1803 nach Säkularisation des Klosters als Geschenk des Staates nach St. Martin in Griesbach bei Mähring (Bild), nachdem die Kirche 1800 abgebrannt war. Darin 1942 Neubau Weise (12/II/P).
1757 Eslarn Mariä Himmelfahrt (Eslarn)
II/P 18 Prospekt erhalten, 1900 Neubau Borgias Maerz, 1973 Neubau Kaulmann (24/III/P), 2021 Renovierung und Erweiterung auf 26/III/P durch Orgelbau Rainer Kilbert[2]
1758 Sulzbach-Rosenberg Loretto-Kapelle
I/P 6 Prospekt erhalten, 1843 transferiert in die Kirche St. Hedwig. Werk 1925 Weise (I/P/5)
1759 Pfreimd Mariä Himmelfahrt Umbau, desgleichen J. M: Weiss 1810, 1979 Neubau Kloss (25/III/P)
1760 Schwarzhofen Maria vom Siege
II/P 16 Prospekt erhalten, 1983 Neubau Weise (18/II/P)
1761 Luhe St. Martin
II/P 10 Prospekt erhalten, 1997 Neubau Thomas Jann (22/II/P)
1765 Neustadt/Waldnaab Klosterkirche St. Felix
I/P 10 1880 transferiert nach Allersburg; Prospekt und Werk erhalten
1766 Loitzendorf St. Margaretha
Prospekt erhalten, Werk 1986 Weise (II/P/9)
1771 Ast Unsere Liebe Frau
II/P 14 Prospekt und Werk sehr gut erhalten (2020), Restaurierung 1995 Hubert Sandtner (Dillingen)
1777 Rauenzell/Krs. Ansbach Kath. Pfarrkirche Mariä Heimsuchung
I/P 10 1912 Heinrich Vogt, transferiert aus Ickstatt bei Wiesbaden (8/I/P, Bild), 13. Juli 2003 Weihe des Neubaus von Jürgen Lutz (15/II/P) mit neuem Prospekt. Alte Orgel in einem Orgelmuseum?
1780 Eichstätt Dom, Willibaldschor
1782 Roding Wallfahrtskirche Heilbrünnl
I/P 9 Prospekt erhalten, darin Binder und Siemann 1898 aus Roding St. Pankratius (12/II/P)
1782 Ensdorf St. Jakob
II/P 24 Prospekt erhalten (Signum im Gehäuse), Neubau 1913 Binder & Siemann, 2009 Generalüberholung Kilbert, Regensburg
1788 Furth im Wald Mariä Himmelfahrt
II/P 20 Prospekt erhalten, 1982 Neubau Eisenbarth (Gehäusezusatz, 32/III/P)
1790 Weiden in der Oberpfalz St. Sebastian nicht erhalten. Werk 1947 Steinmeyer (II/P/9) aus Maria Waldrast in Weiden
1791 Regensburg Alte Kapelle
II/P 29 Auf Basis der Weiß-Disposition entstand dort 2006 die Papst-Benedikt-Orgel (Mathis), Näfels CH
1793 Lappersdorf Maria Himmelfahrt nicht erhalten
1796 Nabburg St. Johannes Baptist nicht erhalten
1796 Neunaigen St. Vitus und Leonhard
I/P 7 Prospekt erhalten, 1917 Neubau Ludwig Edenhofer (7/I/P), erweitert auf 10/II/P, pneumatische Kegelladen, 2021 Sanierung Markus Bäumler.
1797 Oberviechtach St. Johannes Baptist
II/P 18 Prospekt erhalten, 1913 Neubau Weise. 1954, 1964 Umbauten Weise (23/II/P), 2012 Neubau Eisenbarth mit Gehäuse-Zusatz (31/II/P)
1798 Wutschdorf St. Martin nicht erhalten, 1990 Neubau Mathis (16/II/P)
1799 Neumarkt St. Johannes nicht erhalten, 1982 Neubau Mathis (43/III/P)
vor 1800 Böhmischbruck Mariä Himmelfahrt
Prospekt erhalten, 2009 Neubau Kubak (16/II/P, Zimbelstern)
vor 1800 Steinbachwald bei Rauenzell ehemalige Wallfahrtskirche St. Salvator 1808 abgebrochen
vor 1800 Untertraubenbach bei Cham St. Martin
Werk 1990 Weise (17/II/P)
um 1800 Tännesberg St. Michael
I/P 12 Prospekt erhalten, 1983 Neubau Weise (22/II/P)
um 1800 Sulzbach-Rosenberg St. Johannes
Prospekt erhalten, 1998 Neubau Deininger & Renner (18/II/P)
1801 Oberaltaich Abteikirche Oberaltaich
II/P 21 im Weiss-Prospekt 1911 Steinmeyer (II/P/32), Erweiterung 1963 Eduard Hirnschrodt (48/III/P), auf der Empore links Weise 1950 aus der Schutzengelkirche Straubing (26/II/P)

Zuschreibungen

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
? Eichstätt St. Walburga
? Frankenhof, Gemeinde Illschwang St. Margaretha
Der Gehäusemittelteil erinnert stark an Weiss. Registerbeschriftungen im vormals mittigen Spieltisch sind noch lesbar. Werk 1891 Steinmeyer (I/P/4), seitenspielig
? Pertolzhofen Maria Immaculata
Im typischen Weiß-Gehäuse steht eine Binder-Orgel (1915, 9/II/P), 2004 restauriert von Thomas Jann
um 1750 Nittendorf St. Katharina
Werk 1992 Sandtner (II/P/18)
nach 1750 Wernberg-Köblitz St. Anna Gehäuse erhalten (Zuschreibung Funtsch, wie bei Fischer / Wohnhaas erscheint nicht plausibel), 1938 Neubau Hirnschrodt, 1954 Umbau (13/II/P)
um 1760 Schwarzenfeld St. Dionys und Ägidius (alte Pfarrkirche)
Prospekt erhalten, 1912 Neubau Binder und Siemann (II/P/17)

Nachkommen

Leben

Franz Joseph Weiß (getauft 11. Februar 1755 i​n Nabburg; † 1. Juli 1825) i​n Peiskretscham, e​in Sohn v​on Andreas Weiß, g​ing mit 19 Jahren i​n die Fremde (Graz, Wien, Pressburg, Budapest, Prag, Leipzig, Berlin, Hamburg, Danzig, Warschau, Breslau) u​nd ließ s​ich schließlich i​n Peiskretscham (Oberschlesien) nieder. Er b​aute traditionelle barocke Instrumente m​it einem Manual.[3]

Nachgewiesene Werke

  • 1783 Keltsch (Kielcza)
  • 1790 Braunbach bei Gleiwitz (Rudno)
  • 1792 Ackerfelde bei Gleiwitz (Ziemientzitz)
  • 1795 Gnadenfeld bei Ratibor (Pawlowiczki), Herrnhuter Brüdergemeine
  • 1796 Jarischau bei Groß Strehlitz (Jaryszów)
  • 1800 Rachowitz bei Gleiwitz (Rachowice)
  • 1805 Pszow bei Rybnik (Pszów)
  • 1806 Kochlowitz, Stadtteil von Ruda bei Kattowitz (Kochlowice), Kirche der Muttergottes von Lourdes
  • 1807 Rybnik (Ribnich), Kirche der Schmerzensmutter
  • 1816 Pniow bei Peiskretscham (Pniów)
  • 1817 Odersch bei Ratibor (Oldrisov, heute tschechisch)
  • 1819 Neustadt (Prudnik), evangelische Kirche Augsburger Bekenntnis
  • 1820 Lubschau bei Lublinitz (Lubsza)
  • 1822 Cosel (Kozle)

Leben

Johann Michael Weiß (* 1766 i​n Nabburg; † 1848), e​in Sohn v​on Andreas Weiß, übernahm 1807 v​on diesem d​ie Orgelbau-Werkstatt u​nd führte s​ie fort.

Nachgewiesene Werke

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1805 Strahlfeld St. Barbara
Im Gehäuse Inschrift "gebauet ... 1805 im Monat July", 1827 Reinigung und Stimmung J. M. Weiß, 2004 Restaurierung und Erweiterung Weise
1806 Hohentreswitz St. Bartholomäus nicht erhalten, 1921 Neubau Binder und Siemann (9/II/P), neugotischer Prospekt, darin Neubau Weise 1997 (10/II/P)
1808 Altfalter Alte Kapelle St. Bartholomäus
Prospekt erhalten, darin: 2014 Kilbert (6/I/P)
1810 Pfreimd Mariä Himmelfahrt
II/P 16 1759 Umbau wie schon Andreas Weiß im erhaltenen Prospekt von 1690 (Kannhäuser?), 1911 Neubau Binder und Sohn, 1979 Neubau Kloss (25/III/P).
1814 Pförring St. Leonhard
Prospekt erhalten, darin 2011 Sandtner op. 332 (24/II/P)
1816 Stamsried St. Johann Baptist
I/P 10 Prospekt erhalten, 1984 Neubau Weise (17/II/P)
1818 Harrling St. Bartholomäus
Prospekt erhalten, darin pneumatisches Werk (?/II/P)
1820 Pösing bei Cham St. Vitus
II/P 10 Prospekt erhalten, darin 1996 Neubau Weise (14/II/P)
1832 Fahrenberg Mariä Heimsuchung
I/P 12 Prospekt erhalten, darin 1960 Neubau Friedrich Meier (18/II/P)
1832 Wolfring St. Michael
Prospekt um Seitentürme ergänzt, darin 2005 Neubau Hubert Sandtner (Dillingen) (12/II/P)
1845 Schwarzach St. Ulrich
Gehäuse erhalten, darin 1914 Neubau Binder und Siemann (8/I/P)

Zuschreibungen

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
nach 1836 Burglengenfeld Kreuzbergkirche, erbaut 1836
I/P 7 Typischer Weiss-Prospekt, es käme auch Joseph Weiss II. in Frage, Gehäuse erhalten, darin Binder und Siemann 1914 (7/I/P)

Leben

Joseph Weiß (* 1788 i​n Nabburg; † 1858 ebenda), e​in Sohn v​on Johann Michael Weiß, führte d​ie Werkstatt i​n 3. Generation fort. Sie erlosch m​it seinem Tod.

Werke

JahrOrtGebäudeBildManualeRegisterBemerkungen
1846 Koppenwall, Gemeinde Pfeffenhausen St. Bartholomäus
Das im April erfasste Gehäuse mit defekten Pfeifen-Attrappen möchte man ungern Weiß zuordnen (ODB Bayern 2009). Werk Weise 1923 (I/3)
1849 Oberpfreimd St. Martin nicht erhalten, Bestand 2013: 1882 Heinrich Buck Bayreuth (5/II/P)

Literatur

  • Michael Bernhard: Orgeldatenbank Bayern, Version 5, 2009.
  • Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Die Orgelbauer Weiß aus Nabburg. in: Die Oberpfalz 1977, S. 233–240.
  • Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Orgeldenkmale in Mittelfranken. Ulrike Schneider Rensch Orgelbaufachverlag, Lauffen am Neckar 2001, ISBN 3-921848-08-3.
  • Eberhard Kraus: Historische Orgeln in der Oberpfalz. Schnell und Steiner, München 1990, ISBN 3-7954-0387-1.
  • Michael Sandt: Der Orgelbauer Andreas Weiß. In: Die Papst-Benedikt-Orgel. Hrsg. Stiftskapitel unserer Lieben Frau zur Alten Kapelle Regensburg. Schnell und Steiner, Regensburg 2006, ISBN 3-7954-1885-2.
  • Theodor Wohnhaas: Notizen zur Speinsharter Kirchenmusik. In: Heimat Eschenbach 1981, Hrsg. Heimatverein Eschenbach, S. 25–27.

Einzelnachweise

  1. Hermann Fischer, Theodor Wohnhaas: Lexikon süddeutscher Orgelbauer. Noetzel, Wilhelmshaven 1994, S. 459–460.
  2. Orgel in Eslarn saniertAbgerufen am 2. März 2022.
  3. Ars Organi 2016/2, S. 69–71, Franciszek Koenig, Orgelbauer des 19. Jahrhunderts in Oberschlesien
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