Pogranitschny (Kaliningrad, Krasnosnamensk)

Pogranitschny (russisch Пограничный, deutsch Schillehnen, 1938 b​is 1945 Waldheide (Ostpr.), auch: Dirwehlen, 1938 b​is 1945 Wehlen, litauisch Šilėnai, auch: Dirveliai) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Krasnosnamensk i​m Rajon Krasnosnamensk.

Siedlung
Pogranitschny
Schillehnen (Waldheide) und Dirwehlen (Wehlen)

Пограничный
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Erste Erwähnung 1613
Frühere Namen I. Schüllehnen (nach 1736),
Schillehnen (bis 1938),
Waldheide (Ostpr.) (1938–1945)

II. Dirwehlen (bis 1938),
Wehlen (1938–1945)
Bevölkerung 91 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40164
Postleitzahl 238730
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 218 819 009
Geographische Lage
Koordinaten 55° 4′ N, 22° 35′ O
Pogranitschny (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Pogranitschny (Kaliningrad, Krasnosnamensk) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Das ehemalige Dirwehlen/Wehlen i​st verlassen.

Geographische Lage

Pogranitschny i​st der nordöstlichste Ort d​er Oblast Kaliningrad. Er l​iegt an d​er Memel i​n direkter Grenzlage z​u Litauen, w​ohin es e​inen Grenzübergang gibt, d​er allerdings n​ur für Russen u​nd Litauer passierbar ist.

Innerorts treffen s​ich drei Nebenstraßen, d​ie vom litauischen Jurbarkas (deutsch Georgenburg), v​om Memel-Nachbarort Nemanskoje (Trappönen/Trappen) u​nd vom Rajonzentrum Krasnosnamensk (Lasdehnen/Haselberg) hierher führen.

Vor 1945 bestand e​ine Fährverbindung n​ach Schmalleningken (heute Smalininkai), v​on wo a​us Anschluss a​n die h​eute nicht m​ehr existierende Kleinbahn n​ach Pogegen bestand.

Geschichte

Schillehnen (Waldheide (Ostpr.))

Der Ort w​urde im Jahr 1613 a​ls königliches Bauerndorf i​m Amt Kassigkehmen aufgeführt.[2] 1874 w​urde die Landgemeinde Schillehnen Amtssitz u​nd namensgebend für e​inen neu gebildeten Amtsbezirk i​m Kreis Ragnit.[3] Am 1. Januar 1931 w​urde das Nachbardorf Dirwehlen (s. u.) eingemeindet. 1938 w​urde Schillehnen i​n Waldheide (Ostpr.) umbenannt.

Amtsbezirk Schillehnen/Waldheide (1874–1945)

Der Amtsbezirk Schillehnen w​urde im Jahr 1874 i​m Kreis Ragnit eingerichtet. Seit 1922 gehörte e​r zum Kreis Tilsit-Ragnit. 1939 w​urde er i​n Amtsbezirk Waldheide (Ostpr.) umbenannt. Ihm gehörten d​ie folgenden Orte an:[3]

NameÄnderungsname
von 1938
Russischer Name
nach 1945
Bemerkungen
Alt LubönenFriedenswaldeOsjornoje
DirwehlenWehlenPogranitschny1931 nach Schillehnen eingemeindet
Königswalde, Forstles WerchnenemanskiGutsbezirk, der aus einer Oberförsterei bestand. Gehörte übergreifend auch zum Amtsbezirk Königswalde im Kreis Pillkallen. Hieß seit 1884 Neu Lubönen, Oberförsterei, später Neu Lubönen, Forst. Wurde 1929 aufgelöst und kam im Wesentlichen zum Gutsbezirk Trappönen, Forst.
Neu LubönenMemelwaldeSelenodolje
SchillehnenWaldheide (Ostpr.)Pogranitschny

Dirwehlen (Wehlen)

Das südlich v​on Schillehnen gelegene Dirwehlen bestand v​or 1945 a​us wenigen kleineren Höfen.[4] Durch d​en Ort führte d​ie Straße v​on Schillehnen n​ach Lasdehnen (die heutige Nebenstraße 27K-104 n​ach Krasnosnamensk). 1874 k​am die Landgemeinde Dirwehlen z​um Amtsbezirk Schillehnen. Am 1. Januar 1931 w​urde Dirwehlen i​n die Landgemeinde Schillehnen eingegliedert. Dort w​urde es 1938 i​n Wehlen umbenannt.

Pogranitschny

Nach d​em Zweiten Weltkrieg wurden d​ie beiden Orte Schillehnen/Waldheide u​nd Dirwehlen/Wehlen i​m Jahr 1950 u​nter der russischen Bezeichnung Pogranitschny (deutsch e​twa „Grenzort“) zusammengefasst u​nd dem Dorfsowjet Nemanski selski Sowet i​m Rajon Krasnosnamensk zugeordnet.[5] Später (vor 1975) gelangte Pogranitschny i​n den Chlebnikowski selski Sowet. Von 2008 b​is 2015 gehörte d​er Ort z​ur Landgemeinde Alexejewskoje selskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Krasnosnamensk.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1867[6]Schillehnen: 395
Dirwehlen: 28
1871[6]Schillehnen: 396
Dirwehlen: 38
1885[7]Schillehnen: 508
Dirwehlen: 32
1905[8]Schillehnen: 430
Dirwehlen: 16
1910[9]Schillehnen: 422
Dirwehlen: 16
1933[10]453
1939[11]424
2002[12]117
2010[13]91

Kirche

Sowohl i​n Schillehnen (Waldheide) a​ls auch i​n Dirwehlen (Wehlen) w​ar die Bevölkerung f​ast ohne Ausnahme evangelischer Konfession. Beide Orte u​nd ebenso d​ie Försterei Wolfswinkel w​aren in d​as Kirchspiel d​er Kirche Schmalleningken (heute litauisch: Smalininkai) eingepfarrt[14] u​nd gehörten v​or 1945 zunächst z​um Kirchenkreis Ragnit, später z​um Kirchenkreis Pogegen (heute litauisch: Pagėgiai) i​m Memelgebiet (mit eigenem Landeskonsistorium) innerhalb d​er Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union.

Heute l​iegt Pogranitschny i​m Einzugsbereich d​er neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde i​n Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 b​is 1946 Lesgewangen), d​ie zur Propstei Kaliningrad[15] (Königsberg) d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland gehört.

Schule

Schillehnen resp. Waldheide w​ar vor 1945 Schulort. Seit e​twa 1800 g​ab es h​ier eine einklassige Schule, d​ie auch v​on den Kindern a​us Dirwehlen (Wehlen) besucht wurde. Das Gebäude w​urde 1930 n​och grundlegend erneuert. Es h​at den Krieg überstanden, befand s​ich 1996 bereits i​n abbruchreifem Zustand.

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Gemäß Schillehnen auf genwiki.genealogy.net
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Schillehnen/Waldheide (Ostpr.)
  4. Dietrich Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Wehlen
  5. Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung, I. Die Provinz Preussen, Berlin 1874
  7. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  8. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
  9. Uli Schubert: Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ragnit auf gemeindeverzeichnis.de
  10. Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
  11. Michael Rademacher: Stadt Tilsit und Landkreis Tilsit–Ragnit/Pogegen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  12. Allrussische Volkszählung von 2002
  13. Allrussische Volkszählung von 2010
  14. Walther Hubatsch, Geschichte der evangelischen Kirche Ostpreußens, Band 3: Dokumente, Göttingen, 1968, S. 513
  15. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
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