Wetrowo (Kaliningrad, Neman)

Wetrowo (russisch Ветрово, deutsch Woydehnen, 1938 b​is 1945 Wodehnen, auch: Schuppinnen, 1938 b​is 1945 Schuppenau, litauisch Vaidėnai, auch: Žiupinėnai) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Neman i​m Rajon Neman.

Siedlung
Wetrowo
Woydehnen (Wodehnen), auch Schuppinnen (Schuppenau)

Ветрово
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Neman
Frühere Namen I. Woidehnen (nach 1912),
Woydehnen (bis 1938),
Wodehnen (bis 1946)

II: Schuppinnen (bis 1938),
Schuppenau (bis 1946),
Scharowo (bis vor 2005)
Bevölkerung 317 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40162
Postleitzahl 238720
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 221 811 003
Geographische Lage
Koordinaten 55° 1′ N, 21° 57′ O
Wetrowo (Kaliningrad, Neman) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Wetrowo (Kaliningrad, Neman) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Wetrowo l​iegt am Flüsschen Tilse (russisch: Tylscha), fünf Kilometer südwestlich d​er Kreisstadt Neman (Ragnit) a​n der Kommunalstraße 27K-095, d​ie von Dubki (Paskallwen/Schalau) a​n der Regionalstraße 27A-033 (ex A198) n​ach Kanasch (Jurgaitschen/Königskirch) führt. Eine Bahnanbindung besteht nicht.

Geschichte

Woydehnen (Wodehnen)

Das e​inst Woydehnen[2] genannte Dorf w​urde am 15. April 1874 Amtsdorf u​nd damit namensgebend für e​inen Amtsbezirk[3] i​m Kreis Ragnit, a​b 1922 Landkreis Tilsit-Ragnit, i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 w​aren in Woydehnen 296 Einwohner registriert[4]. Ihre Zahl verringerte s​ich bis 1933 a​uf 251 u​nd belief s​ich 1939 n​och auf 232[5]. Das Dorf w​urde am 3. Juni – amtlich bestätigt a​m 16. Juli – i​m Jahre 1938 a​us politisch-ideologischen Gründen z​ur Vermeidung fremdländisch klingender Ortsnamen i​n „Wodehnen“ umbenannt u​nd kam i​n Kriegsfolge 1945 z​ur Sowjetunion.

Amtsbezirk Woydehnen/Wodehnen (1874–1945)

Zwischen 1874 u​nd 1945 bildete Woydehnen e​inen Amtsbezirk, d​er bis 1922 z​um Kreis Ragnit, danach z​um Landkreis Tilsit-Ragnit i​n Ostpreußen gehörte. Anfangs w​aren ihm fünf, a​m Ende n​och vier Orte zugeordnet[3]:

NameÄnderungsname
1938 bis 1946
Russischer NameBemerkungen
KurschenRakitino1928 nach Jonienen (Amtsbezirk Kindschen) eingegliedert
Petratschen, Ksp. RagnitPetersfelde (Ostpr.)
Pröwoiszen
1936–38: Pröwoischen
Pröschen
Schuppinnen, Ksp. RagnitSchuppenauScharowo, jetzt: Wetrowo
WoydehnenWodehnenWetrowo

Schuppinnen (Schuppenau) / Scharowo

Das einstige Schuppinnen[6] bestand v​or 1945 a​us mehreren großen kleinen Höfen. 1874 w​urde das Dorf i​n den Amtsbezirk Woydehnen[3] (ab 1939 „Amtsbezirk Wodehnen“) eingegliedert, z​u dem e​s bis 1945 innerhalb d​es Kreises Ragnit (ab 1922: „Landkreis Tilsit-Ragnit“) i​m Regierungsbezirk Gumbinnen d​er preußischen Provinz Ostpreußen gehörte. In Schuppinnen lebten i​m Jahre 1910 141 Menschen[4], 1933 w​aren es 147 u​nd 1939 131[5]. Am 3. Juni 1938 erhielt d​er Ort d​en veränderten Namen „Schuppenau“ u​nd wurde 1945 d​er Sowjetunion zugeordnet.

Im Jahr 1950 w​urde der Ort i​n Scharowo umbenannt u​nd gleichzeitig i​n den Dorfsowjet Petrowski i​m Rajon Sowetsk eingeordnet.[7]

Persönlichkeiten des Ortes

  • Elisabeth Brönner (* 19. Februar 1880 in Schuppinnen; † 1950), deutsche Politikerin der DDP

Wetrowo

Nach d​er Eingliederung i​n die Sowjetunion w​urde Woydehnen/Wodehnen i​m Jahr 1947 i​n „Wetrowo“ umbenannt u​nd gleichzeitig i​n den Dorfsowjet Petrowski selski Sowet i​m Rajon Sowetsk eingeordnet,[8] d​em späteren Rakitinski selski Sowet i​m Rajon Neman. Vor 1975 würde d​er Ort Scharowo a​n Wetrowo angeschlossen.[9] Etwa i​m Jahr 1997 gelangte Wetrowo i​n den Dorfbezirk Mitschurinski selski okrug. Von 2008 b​is 2016 gehörte d​er Ort z​ur städtischen Gemeinde Nemanskoje gorodskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Neman.

Kirche

Woydehnen resp. Wodehnen bzw. Schuppinnen resp. Schuppenau w​aren mit i​hrer fast ausnahmslos evangelischen Bevölkerung b​is 1945 i​n das Kirchspiel d​er Kirche Ragnit eingepfarrt. Sie gehörte z​ur Diözese Ragnit i​m Kirchenkreis Tilsit-Ragnit innerhalb d​er Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union. Heute l​iegt Wetrowo i​m weitflächigen Einzugsbereich d​er neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde i​n Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 b​is 1946 Lesgewangen) innerhalb d​er Propstei Kaliningrad[10] (Königsberg) d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. D. Lange, geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Wodehnen
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Woydehnen/Wodehnen
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ragnit
  5. Michael Rademacher: Stadt Tilsit und Landkreis Tilsit–Ragnit/Pogegen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  6. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Schuppenau
  7. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  8. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad" vom 17. November 1947)
  9. Gemäß der Административно-территориальное деление Калининградской области 1975 (Die administrativ-territoriale Einteilung der Oblast Kaliningrad 1975, herausgegeben vom Sowjet der Oblast Kaliningrad) auf http://www.soldat.ru/ (rar-Datei).
  10. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento vom 29. August 2011 im Internet Archive)
This article is issued from Wikipedia. The text is licensed under Creative Commons - Attribution - Sharealike. The authors of the article are listed here. Additional terms may apply for the media files, click on images to show image meta data.