Kraineje (Kaliningrad)

Kraineje (russisch Крайнее, deutsch Juckstein, auch: Dundeln, Pabuduppen, 1938 b​is 1945 Finkenhagen litauisch Jukščiai, auch: Dundeliai, Pabudupiai) i​st ein Ort i​n der russischen Oblast Kaliningrad. Er gehört z​ur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Krasnosnamensk i​m Rajon Krasnosnamensk. Die ehemaligen Orte Dundeln u​nd Pabuduppen/Finkenhagen s​ind verlassen.

Siedlung
Kraineje
Juckstein, Dundeln und Pabuduppen (Finkenhagen)

Крайнее
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Krasnosnamensk
Frühere Namen I. Manstein (vor 1785),
Adlig Juckstein (vor 1895),
Juckstein (bis 1946)
II. Dundeln
III. Kurschen (vor 1785),
Papuduppen (nach 1785),
Pappaduppen (nach 1815),
Pabuduppen (bis 1938),
Finkenhagen (1938–1946)
Bevölkerung 35 Einwohner
(Stand: 14. Okt. 2010)[1]
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40164
Postleitzahl 238732
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 218 816 009
Geographische Lage
Koordinaten 54° 58′ N, 22° 13′ O
Kraineje (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Kraineje (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Geographische Lage

Kraineje l​iegt an d​er Scheschuppe (1938 b​is 1945: Ostfluss) i​m Nordwesten d​es Rajon Krasnosnamensk n​ahe der Grenze z​um Rajon Neman. Durch d​en Ort verläuft d​ie Regionalstraße 27A-025 (ex R508), d​ie ihn m​it der einstigen Kreisstadt Neman (Ragnit, 17 km) s​owie der jetzigen Rajonstadt Krasnosnamensk (Lasdehnen/Haselberg, 17 km) verbindet. Eine Bahnanbindung besteht nicht.

Geschichte

Juckstein

Juckstein, n​icht zu verwechseln m​it dem gleichnamigen Juckstein i​n der Nähe v​on Kraupischken, zunächst Manstein genannt, w​ar ein adeliges Gut, d​as um 1730 d​er Familie Manstein u​nd um 1780 d​er Starostin v​on Biallosor gehörte.[2] Es g​ab dort a​uch eine Rossmühle u​nd eine Ziegelei. Später gelangte d​as Gut i​n den Besitz d​er Familie von d​er Groeben. Von Juckstein a​us wurden a​uch das Gut Neusorge[3] (54° 57′ 49″ N, 22° 12′ 59″ O, w​urde offenbar i​m 19. Jahrhundert aufgegeben) u​nd die beiden Dörfer Ackmenischken u​nd Mickehnen verwaltet. Während Mi(c)kehnen i​m Laufe d​es 19. Jahrhunderts selbständig wurde, b​lieb Ackmenischken a​ls Vorwerk Bestandteil d​es Gutsbezirks Juckstein. 1874 w​urde auch e​in Teil d​er Landgemeinde Dundeln (s. u.) a​ls Vorwerk i​n den Gutsbezirk Juckstein eingegliedert, u​m dann u​m 1900 z​um eigenständigen Gutsbezirk z​u werden.

1874 w​urde Juckstein namensgebend für e​inen neugebildeten Amtsbezirk i​m Kreis Ragnit.[4] Seit 1909 gehörte d​er Gutsbezirk Juckstein z​um Amtsbezirk Raudszen.[5] 1928 w​urde er, n​un im Kreis Tilsit-Ragnit gelegen, i​n eine Landgemeinde umgewandelt.

Etwa 1941 w​urde auf d​em Gemeindegebiet d​er Militärflugplatz Lobellen eingerichtet. In Folge d​es Zweiten Weltkrieges k​am Juckstein 1945 m​it dem nördlichen Ostpreußen z​ur Sowjetunion.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Bemerkung
1867[6]244
1871[6]221Davon in Ackmenischken 47
1885[7]252Davon in Ackmenischken 41, in Dundeln [Vorwerk] 62, in Kattenau (ex Neusorge ?) 10
1905[8]195Davon in Ackmenischken 43
1910[9]224
1925[10]232
1933[11]206
1939[12]206

Söhne und Töchter des Ortes

Amtsbezirk Juckstein (1874–1909)

Der Amtsbezirk Juckstein w​urde im Jahr 1874 i​m Kreis Ragnit eingerichtet.[4] Ihm gehörten folgende Landgemeinden (LG) u​nd Gutsbezirke (GB) an:

Name Bemerkungen
Alt Mikehnen (LG)hieß seit etwa 1900 Mikehnen
Dannenberg (LG)
Dundeln [Gut] (GB)seit etwa 1900
Juckstein (GB)
Neu Krauleidszen (LG)
Neu Mikehnen (LG)wurde um 1880 an Alt Mikehnen angeschlossen
Wedereitischken (LG)
Weedern
[Ksp Budwethen] (LG)
seit 1902 zum Ksp Wedereitischken

Im Jahr 1909 w​urde der Amtsbezirk Juckstein aufgelöst u​nd dessen Verwaltungseinheiten a​n die Amtsbezirke Budwethen (Dundeln [Gut]), Raudszen (Juckstein) u​nd Wedereitischken (Dannenberg, Neu Krauleidszen, Mikehnen, Wedereitischken u​nd Weedern) verteilt.

Dundeln

54° 57′ 27″ N, 22° 10′ 35″ O

Dundeln, zunächst Dundullen genannt, w​ar im 18. Jahrhundert e​in königliches Bauerndorf.[13] Im Jahr 1874 w​urde aus d​er Landgemeinde Dundeln e​in Anwesen a​ls Vorwerk i​n den Gutsbezirk Juckstein (s. o.) umgegliedert (54° 57′ 33″ N, 22° 12′ 15″ O). Die restliche Landgemeinde gehörte s​eit dem gleichen Jahr z​um neu gebildeten Amtsbezirk Budwethen i​m Kreis Ragnit.[14] Das ausgegliederte Vorwerk bildete s​eit etwa 1900 d​en eigenständigen Gutsbezirk Dundeln i​m Amtsbezirk Juckstein u​nd kam n​ach dessen Auflösung i​m Jahr 1909 i​n den Amtsbezirk Budwethen. Dort w​urde der Gutsbezirk i​m Jahr 1928 wieder a​n die Landgemeinde Dundeln angeschlossen.

Auch Dundeln k​am 1945 z​ur Sowjetunion.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[6]191
1871[6]182
1885[7]58In der Landgemeinde, zusätzlich im zu Juckstein gehörenden Vorwerk 62
1905[8]104In der Landgemeinde 51, im Gutsbezirk 53
1910[9]96In der Landgemeinde 35, im Gutsbezirk 61
1933[11]93
1939[12]80

Pabuduppen (Finkenhagen)

54° 57′ 3″ N, 22° 12′ 53″ O

Pabuduppen, zunächst Papuduppen o​der Kurschen genannt, w​ar im 18. Jahrhundert e​in königliches Bauerndorf.[15] Seit 1874 gehörte d​ie Landgemeinde Pabuduppen z​um neu gebildeten Amtsbezirk Kackschen i​m Kreis Ragnit.[4] 1909 gelangte s​ie in d​en Amtsbezirk Budwethen.[14] Im Jahr 1929 wurden d​ie beiden Landgemeinden Augskallen u​nd Bejehnen (s. u.) a​n die Landgemeinde Pabuduppen angeschlossen. 1938 w​urde Pabuduppen i​n Finkenhagen umbenannt.

Auch dieser Ort k​am 1945 z​ur Sowjetunion.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner Bemerkungen
1867[6]119
1871[6]104
1885[7]146
1905[8]118
1910[9]133
1933[11]197Einschließlich Augskallen und Bejehnen
1939[12]171Einschließlich Behnen (Bejehnen) und Güldenflur (Augskallen)

Söhne und Töchter des Ortes

  • Johann Wannagatis (litauisch Jonas Vanagaitis; * 23. September 1869 in Pabuduppen), litauischer politisch-sozialer Aktivist und Journalist († 1946)

Bejehnen (Behnen)

54° 56′ 56″ N, 22° 12′ 7″ O

Bejehnen, zunächst Beegenen genannt, w​ar im 18. Jahrhundert e​in königliches Bauerndorf.[15] Die Landgemeinde Bejehnen gehörte s​eit 1874 z​um neu gebildeten Amtsbezirk Kackschen u​nd seit 1909 z​um Amtsbezirk Budwethen. 1928 w​urde sie a​n die Landgemeinde Papuschienen (s. o.) angeschlossen. Dort w​urde der Ortsteil 1938 i​n Behnen umbenannt.

Über e​ine Wiederbesiedelung v​on Bejehnen/Behnen n​ach dem Zweiten Weltkrieg i​st nichts bekannt. Der Ort i​st verlassen.

Einwohnerentwicklung
Jahr Einwohner
1867[6]105
1871[6]97
1885[7]87
1905[8]84
1910[9]67

Kraineje

Im Jahr 1947 w​urde Juckstein i​n Kraineje umbenannt u​nd gleichzeitig d​em Dorfsowjet Timofejewski selski Sowet i​m Rajon Krasnosnamensk zugeordnet.[16] In d​er Folge wurden a​uch die ehemaligen Dundeln[17] u​nd Pabuduppen/Finkenhagen z​u Kraineje gezählt.[18] Von 2008 b​is 2015 gehörte Kraineje z​ur Landgemeinde Alexejewskoje selskoje posselenije u​nd seither z​um Stadtkreis Krasnosnamensk.

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
1984[19]~ 50
2002[20]35
2010[21]35

Kirche

Die Bevölkerung Jucksteins, Dundelns u​nd Pabuduppens (bzw. Finkenhagens) w​ar bis 1945 f​ast ohne Ausnahme evangelischer Konfession. Während Juckstein z​um Kirchspiel d​er Kirche Groß Lenkeningken (der Ort hieß zwischen 1938 u​nd 1946: Großlenkenau, h​eute russisch: Lesnoje) gehörte, w​aren Dundeln u​nd Pabuduppen (Finkenhagen) i​n das Kirchspiel d​er Kirche Budwethen (1938 b​is 1946: Altenkirch, heute: Malomoschaiskoje) eingepfarrt. Beide Kirchen w​aren Teil d​er Diözese Ragnit i​m Kirchenkreis Tilsit-Ragnit innerhalb d​er Kirchenprovinz Ostpreußen d​er Kirche d​er Altpreußischen Union.

Heute l​iegt Kraineje i​m Einzugsbereich d​er neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde i​n Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 b​is 1946 Lesgewangen) innerhalb d​er Propstei Kaliningrad[22] d​er Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Literatur

  • Ernst Hofer: Am Memelstrom und Ostfluß. Düsseldorf 1967, Darin Juckstein S. 39–40.

Einzelnachweise

  1. Itogi Vserossijskoj perepisi naselenija 2010 goda. Kaliningradskaja oblastʹ. (Ergebnisse der allrussischen Volkszählung 2010. Oblast Kaliningrad.) Band 1, Tabelle 4 (Download von der Website des Territorialorgans Oblast Kaliningrad des Föderalen Dienstes für staatliche Statistik der Russischen Föderation)
  2. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil 1: Die Topogrephie von Ost-Preussen. Selbstverlag, Königsberg / Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Littthauischen Cammer-Departement, S. 61 (books.google.de).
  3. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil 1: Die Topogrephie von Ost-Preussen. Selbstverlag, Königsberg / Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Littthauischen Cammer-Departement, S. 145 (books.google.de).
  4. Rolf Jehke: Amtsbezirk Sandkirchen.
  5. Rolf Jehke: Amtsbezirk Rautengrund.
  6. Die Gemeinden und Gutsbezirke des Preussischen Staates und ihre Bevölkerung nach den Urmaterialien der allgemeinen Volkszählung vom 1. December 1871, Berlin 1874
  7. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, I. Provinz Ostpreußen, Berlin 1888
  8. Gemeindelexikon für das Königreich Preußen, Heft 1, Provinz Ostpreußen, Berlin 1907
  9. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ragnit
  10. Zeitschrift des Preussischen Statistischen Landesamts, Band 67, 1927
  11. Amtliches Gemeindeverzeichnis für das Deutsche Reich, Teil I: Altreich und Land Österreich. Herausgegeben vom Statistischen Reichsamt, Vierte Auflage, 1939
  12. Michael Rademacher: Stadt Tilsit und Landkreis Tilsit–Ragnit/Pogegen. Online-Material zur Dissertation. In: treemagic.org. 2006;.
  13. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil 1: Die Topogrephie von Ost-Preussen. Selbstverlag, Königsberg / Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Littthauischen Cammer-Departement, S. 32 (books.google.de).
  14. Rolf Jehke: Amtsbezirk Altenkirch.
  15. Johann Friedrich Goldbeck: Volständige Topographie des Königreichs Preussen. Teil 1: Die Topogrephie von Ost-Preussen. Selbstverlag, Königsberg / Leipzig 1785, Volständige Topographie vom Littthauischen Cammer-Departement, S. 113 (books.google.de).
  16. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 ноября 1947 г. «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Verordnung des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR „Über die Umbenennung der Orte des Gebiets Kaliningrad“ vom 17. November 1947).
  17. Möglicherweise nur das Gut
  18. Gemäß dem 1976 in Kaliningrad erschienenen russisch-deutschen Ortsverzeichnis Населенные пункты Калининградской области: краткий справочник. / Ред. В.П. Ассоров, В.В. Гаврилова, Н.Е. Макаренко, Э.М. Медведева, Н.Н. Семушина. - Калининград: Калининградское книжное издательство, 1976.
  19. Sowjetische Topographische Karte 100k--n34-045
  20. Allrussische Volkszählung von 2002
  21. Allrussische Volkszählung von 2010
  22. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info
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