Kampfgeschwader 3
Das Kampfgeschwader 3 war ein Verband der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg. Aufgrund seines Wappens wurde es auch Blitz-Geschwader genannt.
Kampfgeschwader 3 | |
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Geschwaderabzeichen | |
Aktiv | 1. Mai 1939 bis 18. August 1944 |
Staat | Deutsches Reich |
Streitkräfte | Wehrmacht |
Teilstreitkraft | Luftwaffe |
Truppengattung | Fliegertruppe |
Typ | Kampfgeschwader |
Gliederung | Geschwaderstab und 4 Gruppen |
Standort | Stab Heiligenbeil I. Gruppe Burg II. Gruppe Heiligenbeil III. Gruppe Heiligenbeil IV. (Ergänzungs-)Gruppe Le Culot |
Spitzname | Blitz-Geschwader |
Ausrüstung | Dornier Do 17, Heinkel He 111, Junkers Ju 88, |
Zweiter Weltkrieg | Überfall auf Polen Westfeldzug Luftschlacht um England Balkanfeldzug Deutsch-Sowjetischer Krieg |
Geschwaderkommodore | |
Erster Kommodore | Oberst Wolfgang von Chamier-Glisczinski |
Aufstellung
Das Kampfgeschwader 3 entstand am 1. Mai 1939 aus dem am 1. April 1936 in Merseburg aufgestellten Kampfgeschwader 153. Aus dem Geschwaderstab, der II. und der III.//KG 153 entstanden am 1. Mai 1939 in Heiligenbeil der Stab, die II. und III./KG 3. Am 1. März 1940 bildete sich die I. Gruppe aus der I./KG 153 in Burg. Im August 1940 entstand die IV. (Ergänzungs-)Gruppe in Le Culot/Belgien. Das Geschwader war anfangs mit der Dornier Do 17 ausgestattet. Ab 16. März 1941 rüstete die I. und II. Gruppe auf die Junkers Ju 88 um. Bis Dezember 1941 war auch die III./KG 3, als letzte Gruppe des Geschwaders, mit diesem Flugzeugmuster ausgestattet. Ab März 1944 erhielt die III./KG 3 die Heinkel He 111. Die Geschwaderkennung war 5K.[1]
Geschichte
Der Stab von Elbing (Lage ) und die II. und III. Gruppe von Heiligenbeil (Lage ) aus nahmen im Rahmen des Luftwaffenkommandos Ostpreußen der Luftflotte 1 im Nordabschnitt der Front am Überfall auf Polen teil.[2]
Während des Westfeldzuges standen alle drei Gruppen unter dem Kommando des II. Fliegerkorps der Luftflotte 3.[3] Der Stab und die III. Gruppe lagen in Würzburg-Galgenberg (Lage ), die I. Gruppe in Aschaffenburg und die II. in Schweinfurt (Lage ). Von dort aus griffen sie in die Kämpfe um die Maasübergänge, zur Unterstützung des Heeres, ein. Ein weiterer Schwerpunkt waren Luftangriffe auf Dünkirchen und andere Städte an der Kanalküste. Im Juni 1940 wechselte das Geschwader auf belgische Plätze, sodass der Stab und die I. Gruppe fortan von Le Culot (Lage ), die II. Gruppe von Antwerpen-Deurne (Lage ) und die III. Gruppe von St. Trond (Lage ) startete.[1]
In der anschließenden Luftschlacht um England blieb das gesamte Geschwader beim II. Fliegerkorps, nun aber unter dem Kommando der Luftflotte 2.[3] Die Gruppen blieben weiterhin auf den im Juni 1940 bezogenen Plätzen. Ab 16. März 1941 wurden der Stab und die I. und II. Gruppe des Geschwaders zur Umrüstung auf die Junkers Ju 88A nach Wunstorf (Lage ) verlegt.
Die III. Gruppe nahm ab 5. April 1941 am Balkanfeldzug teil. Dazu war sie der Luftflotte 4 unterstellt und wechselte auf den Fliegerhorst Münchendorf (Lage ) in Niederösterreich.[4] Auch an der anschließenden Luftlandeschlacht um Kreta nahm die III. Gruppe als Teil des VIII. Fliegerkorps der Luftflotte 4 teil. Dazu war sie in Athen-Tatoi (Lage ) stationiert.[5]
Am Angriff auf die Sowjetunion nahm das Geschwader mit allen drei Gruppen teil. Dazu war es dem II. Fliegerkorps der Luftflotte 2 im Mittelabschnitt der Ostfront unterstellt.[6] Bei Angriffsbeginn am 22. Juni 1941 lagen der Stab und die I. und II. Gruppe in Deblin-Irena (Lage ) und die III. Gruppe in Suwalki-Dubowo (Lage ). Neben rein taktischen Aufgaben zur Heeresunterstützung beteiligte es sich auch an einigen Luftangriffen auf Moskau.[7] Dazu lagen der Stab und die I. Gruppe, mit der Junkers Ju 88A ausgestattet, auf dem Flugplatz Orscha/Süd[8] (Lage ), die II. Gruppe ebenfalls mit der Ju 88A in Bojary[9] (Lage ) und die III. Gruppe mit der Dornier 17Z in Parafjanowo[10] (Lage ).
Im Winter 1941/42 befand sich die I. Gruppe zur Auffrischung in Münster[11] (Lage ) und die III. Gruppe rüstete in Gütersloh[12] (Lage ), als letzte Gruppe des Geschwaders, von der Dornier Do 17Z auf die Junkers Ju 88A-4 um. Währenddessen blieb der Stab in Dno[13] (Lage ) im Norden und die II. Gruppe in Orscha in der Mitte der Ostfront stationiert. Im Februar kehrte die I. Gruppe an die Ostfront zurück, als sie im Norden den Flugplatz Dno bezog. In der zweiten Jahreshälfte 1942 lag das gesamte Geschwader, ausgestattet hauptsächlich mit der Junkers Ju 88A-4 und einige wenige C-6, in Schatalowka/West[14] (Lage ) im Bereich der Heeresgruppe Mitte der Ostfront.
Im Jahre 1943 nahm es vom 5. bis 22. Juni an den Luftangriffen auf Gorki und Jaroslawl teil. In Nachtangriffen, zusammen mit anderen Kampfgeschwadern, sollten das Panzerwagenwerk „Molotow“ und das Kunstkautschukwerk Jaroslawl angegriffen werden.[15] Dabei kamen in Gorki 282 Menschen ums Leben, bei 527 Verletzten und 52 Gebäude des Werkes wurden zerstört. In Jaroslawl wurden über 120 Menschen getötet, rund 150 weitere verletzt und über 200 Gebäude (darunter einige Werkshallen des Kautschukwerkes) vollständig zerstört.[16] Anschließend nahmen der Stab und die II. Gruppe am Unternehmen Zitadelle teil. Dazu flogen sie von Poltawa (Lage ) aus, als Teil des VIII. Fliegerkorps der Luftflotte 4, Luftangriffe zur Unterstützung der 4. Panzerarmee und der Armeeabteilung Kempf.[17]
Das Geschwader blieb, mit kurzen Unterbrechungen zur Auffrischung auf Heimatbasen, bis zum 2. Juni 1944 durchgehend an der Ostfront eingesetzt. Danach wurde es in den Westen verlegt.
Die III. Gruppe flog mit ihren Heinkel He 111 H-22 von den niederländischen Basen in Venlo (Lage ) und Gilze-Rijen (Lage ) ab 9. Juli 1944 Einsätze mit Fieseler Fi 103-Flugbomben, auch bekannt als Vergeltungswaffe 1 oder V1. Diese waren an der Tragfläche, zwischen dem Rumpf und dem Motor untergehängt und wurden in 500 m Höhe über der Nordsee ausgeklinkt. Bis Anfang September wurden so rund 300 V1-Raketen in Richtung britische Insel abgefeuert.[18] Anschließend wechselte die Gruppe als I. Gruppe zum Kampfgeschwader 53. Die anderen Gruppen des Geschwaders wurden aufgelöst.
Kommandeure
Geschwaderkommodore
Dienstgrad | Name | Zeit |
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Oberst | Wolfgang von Chamier-Glisczinski | 1. Mai 1939 bis 1. September 1941 |
Oberst | Heinrich Conrady | 1. September 1941 bis 31. Oktober 1942 |
Oberst | Erich Rathmann | Oktober 1942 |
Major | Jobst-Hinrich von Heydebreck | 1. November 1942 bis 3. Januar 1943 |
Oberstleutnant | Walter Lehweß-Litzmann | Januar 1943 bis 7. September 1943 |
Major | Fritz Auffhammer | 24. September 1943 bis 18. August 1944 |
Gruppenkommandeure
- I. Gruppe
- Oberstleutnant Rudolf Gabelmann, 1. März 1940 bis 23. Juli 1940
- Major Wilhelm-Georg von Kunowski, 23. Juli 1940 bis 5. August 1940
- Oberstleutnant Carl Freiherr von Wechmar, 5. August 1940 bis 2. April 1941
- Major Günther Heinze, 2. April 1941 bis 12. Juli 1941
- Hauptmann Hans Bader, 12. Juli 1941 bis Oktober 1941
- Hauptmann Ernst Nitsche Oktober 1941
- Oberstleutnant Fridtjof Pasquay, Oktober 1941 bis 25. November 1941
- Hauptmann Heinz Laube, Dezember 1941 bis November 1942
- Major Joachim Jödicke, 14. November 1942 bis 15. April 1944
- Oberstleutnant Bernhard von Dobschütz, 15. April 1944 bis Juli 1944
- II. Gruppe
- Oberst Viktor Seebauer, 1. Mai 1939 bis 1. Juli 1939
- Oberstleutnant Erich Munske, 1. Juli 1939 bis 1. April 1940
- Oberstleutnant Albrecht Jahn, 1. April 1940 bis 16. Mai 1940
- Hauptmann Otto Pilger, 16. Mai 1940 bis 7. Januar 1941
- Hauptmann Johannes Hübner, 7. Januar 1941 bis 1941
- Hauptmann Kurt Peters, 1941 bis 21. Dezember 1941
- Major Waldemar Krüger, Dezember 1941 bis 22. Mai 1942
- Major Günther Dörffel, Mai 1942 bis 29. Oktober 1942
- Major Jürgen de Lalande, 29. Oktober 1943 bis 20. Oktober 1943
- Hauptmann Willi Müller, 20. Oktober 1943 bis Juli 1944
- III. Gruppe
- Oberstleutnant Hans Grund, 1. Mai 1939 bis 1. Juli 1939
- Oberstleutnant Karl Neuhüttler, 1. Juli 1939 bis 2. März 1940
- Oberst Albrecht Jahn, 2. März 1940 bis 1. April 1940
- Major Wilhelm-Georg von Kunowski, 1. April 1940 bis 21. Mai 1940
- Hauptmann Erich Rathmann, 21. Mai 1940 bis September 1941
- Major Wladimir Graowaes, September 1941 bis 7. Dezember 1941
- Hauptmann Ernst-Wilhelm Ihrig, 7. Dezember 1941 bis 30. November 1942
- Hauptmann Siegfried Jungklaus, Dezember 1942 bis 22. April 1943
- Major Horst Bengsch, 18. Mai 1943 bis Februar 1944
- Hauptmann Martin Vetter, Februar 1944 bis September 1944
- IV. Gruppe
- Major Wilhelm von Kunowski, August 1940 bis September 1940
- Oberleutnant Hans Claussen, September 1940 bis April 1941
- Hauptmann Waldemar Krüger, April 1941 bis 30. September 1941
- Major Erich Rathmann, 1. Oktober 1941 bis 14. September 1942
- Major Jürgen de Lalande, 15. September 1942 bis 24. Oktober 1942
- Major Paul Breu, 25. Oktober 1942 bis 31. Mai 1944
- Major Joachim Jödicke, 1. Juni 1944 bis 18. August 1944
Bekannte Geschwaderangehörige
- Peter Berns (1907–1941), war ab 1936, für die NSDAP Mitglied des nationalsozialistischen Reichstages
- Paul Buntrock (1915–1985), Generalmajor der Luftwaffe der Bundeswehr
- Walter Lehweß-Litzmann (1907–1986), war von 1952 bis 1959 Chef der fliegerischen Ausbildung der KVP und NVA-Luftstreitkräfte und von 1959 bis 1970 Direktor des Flugbetriebs der Interflug in der DDR
Literatur
- Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935–1945. Gliederungen und Kurzchroniken ein Dokument. Hrsg.: Wolfgang Dierich. Verlag Heinz Nickel, Zweibrücken 1993, ISBN 3-925480-15-3 (703 S.).
- Ulf Balke: Der Luftkrieg in Europa 1939–1941. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-86047-591-6 (1057 S.).
Weblinks
Einzelnachweise
- Wolfgang Dierich, S. 103.
- Bernhard R. Kroener: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 5/1, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 1988, ISBN 3-421-06232-3, S. 718–719.
- Ulf Balke, S. 408–413.
- Ulf Balke, S. 414–415.
- Leo Niehorster: The Battle for Crete, Order of Battle German 4th Air Fleet VIIIth Air Corps 20 May 1941. 24. November 2010, abgerufen am 4. Januar 2017 (englisch).
- Ulf Balke, S. 416–419.
- Horst Boog: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 4, dva, Stuttgart 1983, ISBN 3-421-06098-3, S. 692.
- Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45, Russia (incl. Ukraine, Belarus & Bessarabia) S. 498–501, abgerufen am 14. März 2020.
- Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45, Russia (incl. Ukraine, Belarus & Bessarabia) S. 91–92, abgerufen am 19. März 2020.
- Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45, Russia (incl. Ukraine, Belarus & Bessarabia) S. 511, abgerufen am 19. März 2020.
- Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Germany (1937 Borders), S. 456–458, abgerufen am 20. März 2020.
- Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45 Germany (1937 Borders), S. 253–255, abgerufen am 20. März 2020.
- Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45, Russia (incl. Ukraine, Belarus & Bessarabia) S. 154–156, abgerufen am 21. März 2020.
- Henry L. deZeng IV: Luftwaffe Airfields 1935–45, Russia (incl. Ukraine, Belarus & Bessarabia) S. 608–610, abgerufen am 22. März 2020.
- Horst Boog: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Das Deutsche Reich in der Defensive, Band 7, Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2001, ISBN 3-421-05507-6, S. 347.
- A. V. Fedorčuk: Jaroslavlʹ. Istorija tvoego goroda, Akademija Razvitij, ISBN 5-7797-0630-1, S. 79
- Karl-Heinz Frieser, Klaus Schmider, Klaus Schönherr: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg. Band 8: Die Ostfront 1943/44 – Der Krieg im Osten und an den Nebenfronten. Hrsg.: Militärgeschichtliches Forschungsamt. DVA, München 2007, ISBN 978-3-421-06235-2, S. 90–92
- Horst Boog, Gerhard Krebs, Detlef Vogel: Das Deutsche Reich und der Zweite Weltkrieg, Band 7, dva, Stuttgart 2001, ISBN 3-421-05507-6, S. 392.