Kampfgeschwader 40
Das Kampfgeschwader 40 war ein Verband der Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg.
Kampfgeschwader 40 | |
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Aktiv | Juni 1940 bis 2. Februar 1945 |
Staat | Deutsches Reich |
Streitkräfte | Wehrmacht |
Teilstreitkraft | Luftwaffe |
Truppengattung | Fliegertruppe |
Typ | Kampfgeschwader |
Gliederung | Geschwaderstab und 5 Gruppen |
Ausrüstung | Focke-Wulf Fw 200, Dornier Do 217, Heinkel He 111, Heinkel He 177, Junkers Ju 88, Messerschmitt Me 262 |
Zweiter Weltkrieg | Luftschlacht um England Atlantikschlacht Nordmeergeleitzüge Alliierte Invasion in Frankreich |
Geschwaderkommodore | |
Erster Kommodore | Oberstleutnant Hans Geisse |
Aufstellung
Der Stab des Kampfgeschwaders 40 entstand erstmals im Juni 1940 im französischen Bordeaux-Merignac (Lage ). Am 22. Dezember wurde er umbenannt in Stab Kampfgeschwader 28. Die Wiederaufstellung eines neuen Stabes des Kampfgeschwaders 40 erfolgte am 1. April 1941 erneut in Bordeaux. Die I. Gruppe bildete sich am 1. Mai 1940 und war anfangs mit der Focke-Wulf Fw 200 ausgestattet. Ab Juli 1942 erfolgte die Umrüstung auf die Heinkel He 177. Die II. Gruppe wurde am 1. Mai 1941 in Lüneburg (Lage ) aufgestellt und war mit der Dornier Do 217 ausgerüstet. Die II. Gruppe des Kampfgeschwaders 40 wurde ab Juni 1943 in V. Gruppe des Kampfgeschwaders 2 umbenannt. Eine neue II. Gruppe, ausgestattet mit der Heinkel He 177, wurde im September 1943 aufgestellt. Die III. Gruppe entstand am 1. Januar 1941 aus der umbenannten I. Gruppe des Kampfgeschwaders 1 und verfügte über die Focke-Wulf Fw 200. Im September 1944 wurde sie auf die Messerschmitt Me 262 umgerüstet. Die IV. (Ergänzungs-)Gruppe gehörte ab 1. September 1941 zum Geschwader und war in Lechfeld (Lage ) stationiert. Zwischen Januar 1943 und August 1943 gab es eine V. Gruppe die mit der Junkers Ju 88 C-6 flog. Die Geschwaderkennung war F8.[1]
Geschichte
Die I. Gruppe des Kampfgeschwaders 40 lag von Mai bis Anfang Juni 1940 in Kopenhagen (Lage ). Von dort aus unternahm sie weitreichende Aufklärungsflüge entlang der norwegischen Küste. Dabei gelang es am 9. Juni 1940 einer Fw 200 die Vandyck (13.241 BRT) zu versenken.[2] Mitte Juni 1940 verlegte sie nach Bordeaux-Merignac. Dort unterstand sie während der Luftschlacht um England der 9. Fliegerdivision der Luftflotte 2.[3] Mit ihren viermotorigen Focke-Wulf Fw 200 flog sie Aufklärungsflüge im Bereich des Atlantiks westlich der britischen Inseln. Dabei klärte sie Nordatlantikkonvois auf und meldete sie der Kriegsmarine.[4] Schiffe wurden auch direkt angegriffen. Dabei versenkte eine Focke-Wulf Fw 200 der 1. Staffel am 25. August 1940 den britischen Frachter Goathland (Lage )[5] und am 30. Oktober den griechischen Frachter Victoria. Am 8. und am 26. Oktober beschädigten Flugzeuge der I. Gruppe die beiden großen Passagierschiffe Oronsay und Empress of Britain.[6] Auch im November 1940 setzte die I. Gruppe ihre Einsätze, auf den westlichen Zufahrtswegen nach Großbritannien, fort. So beschädigte sie am 3. November das britische Passagierschiff Windsor Castle durch Bombentreffer schwer und versenkte am 6. November die britische Nalon (Lage ). Am 8. November beschädigte sie die schwedische Vingaland aus dem Geleitzug HX 84. Am 9. November beschädigten die Focke-Wulf Fw 200 den Passagierdampfer Empress of Japan und am 11. November die britische Balmore. Am 13. November wurde die Empire Wind (Lage ) versenkt, am 14. November der Einzelfahrer Fishpool und am 18. November die britische Biela beschädigt. Aus dem Geleitzug SL 53 versenkten sie am 15. November die britische Apapa (Lage ) und am 18. November die britische Nestlea (Lage ).[7] Am 3. Dezember wurde der Frachter W Hendryk (Lage ) versenkt, der hinter den Geleitzug HX 90 zurückgefallen war.[8]
Am 9. Februar 1941 griffen fünf Fw 200 der I./KG 40 im Zusammenwirken mit der Admiral Hipper und U 37 den britischen Geleitzug HG 53 an. Der Geleitzug, der ungefähr 280 Kilometer westlich von Bordeaux entfernt in spanischen Gewässern aufgespürt wurde, verlor fünf Schiffe (Britannic (Lage ), Dagmar I (Lage ), Jura (Lage ), Tejo (Lage ), Varna (Lage )) durch Luftangriffe.[9] Am 19. Februar gelang es erneut einer Fw 200 der I. Gruppe einen Geleitzug zu finden und anzugreifen. Der Geleitzug OB 287 verlor südlich der Färöer, durch Bombenangriffe, die beiden Tanker Gracia (Lage ) und Housatonic (Lage ). Weitere vier Schiffe wurden beschädigt.[10] Später am 26. Februar 1941 griffen sechs Fw 200 der I./KG 40 vor der Westküste Irlands den Geleitzug OB 290 an und versenkten mit Bomben die Amstelland (Lage ), Beursplein (Lage ), Kyriakoula (Lage ), Llanwern (Lage ), Mahanada (Lage ), Solferino (Lage ) und Swinburne (Lage ) mit 36.250 BRT.[11] Im März 1941 erfassten die Fw 200 einen Outbound-Geleitzug und versenkten aus OB 292 den niederländischen Frachter Simaloer (Lage ), sowie am 25. März die Einzelfahrer Beaverbrae (Lage ) und Empire Mermaid (Lage ).[12] Im Mai 1941 sichteten Fw 200 der I./KG 40 mehrere Konvois und versenkten daraus die Somerset, (Lage ) die Karlander (Lage ) und die Statesman (Lage ).[13] Am 9. Juni wurden nordwestlich von Färöer der britische Fischfrachter Diana (Lage ) und der von Baltimore nach Petsamo laufende finnische Frachter Fenix (Lage ) aufgespürt und mit Bomben versenkt. Dabei starb jeweils ein Mitglied der Schiffsbesatzung.[14]
Ab März 1942 verlegte die gesamte I./KG 40 nach Trondheim in Norwegen (Lage ). Im Rahmen des Fliegerführers Nord (West) der Luftflotte 5 flog sie Aufklärung über der Nordsee und dem Nordmeer und sollte Nordmeergeleitzüge aufspüren.[15] Unabhängig davon gelang es mehreren Focke-Wulf Fw 200, am 13. September 1943, 250 Seemeilen südwestlich von Kap Finisterre den britischen Frachter Fort Barbine (Lage ) zu versenken.[16] Später, am 10. Februar 1944, versenkten sie, vor der isländischen Ostküste bei Seidisfjord, den vor Anker liegenden Tanker El Grillo (Lage ).[17] Am 30. März griff die 3. Staffel den Geleitzug JW 58 an. Dabei schossen alliierte Grumman F4F Jagdflugzeuge der Geleitträger drei Focke-Wulf Fw 200 ab.[18] Ab Oktober 1944 war sie auf süddeutschen Plätzen stationiert, wo sie in Neuburg (Lage ) am 2. Februar 1945 aufgelöst wurde.
Die II. Gruppe, mit ihren Dornier Do 217, verlegte ab Sommer 1941 ebenfalls in den Bereich der Luftflotte 3 nach Westen. Hier lag sie von Juli bis September in Cognac (Lage ) und danach bis März 1943 im niederländischen Soesterberg (Lage ). Von dort flog sie Angriffe gegen Schiffe in der Nordsee und Ärmelkanal. Zwischen November 1941 und April 1943 schulte immer eine Staffel, im italienischen Grossetto (Lage ), auf Lufttorpedo um. Im Juni 1943 wurde sie in V./KG 2 umbenannt. Ab Oktober war die neu aufgestellte II./KG 40, ausgestattet mit der Heinkel He 177, wieder der Luftflotte 3 unterstellt. In dieser Zeit erfolgte auch die Einführung der Henschel Hs 293, einer Bombe die nach dem Abwurf noch gelenkt werden konnte. Mit dieser Bombe griffen am 26. November, im Mittelmeer vor der algerischen Küste, mehrere Heinkel He 177 der II. Gruppe den Geleitzug KMF 26 an. Dabei traf eine Gleitbombe den Truppentransporter Rohna (Lage ) an der Steuerbordseite im hinteren Bereich des Maschinenraums.[19] Das Schiff sank innerhalb einer Stunde und mit ihm ungefähr 1138 Menschen, davon 1015 US-Soldaten. Acht der angreifenden Heinkel He 177 wurden abgeschossen. Nach der alliierten Invasion in der Normandie verlegte die II./KG 40 im Juli 1944 nach Oslo-Gardermoen (Lage ) in den Bereich der Luftflotte 5. Ab Oktober 1944 war sie auf deutschen Basen stationiert, zuletzt in Parchim (Lage ) wo sie sie auf die Messerschmitt Me 262 umgeschult werden sollte. Bis zur Auflösung am 2. Februar 1945 kam es zu keinem Einsatz mehr.[20]
Ab Januar 1941 stand die III./KG 40 unter dem Kommando des Fliegerführer Atlantik (Martin Harlinghausen) der Luftflotte 3. Anfangs noch mit der Heinkel He 111, ab Dezember 1941 mit der Focke-Wulf Fw 200, bekämpfte sie Seeziele durch Bomben, Minen oder Torpedos. Längere Zeit lag sie in Cognac, nutzte aber Anfang 1944 auch kurz mit Teilen Avord (Lage ) und bis Juli 1944 (7. Staffel) auch Saint Jean d'Angély-Fontenet. Die 9. Staffel/KG 40 griff im Januar 1943 kurzzeitig von Sizilien aus in die Kämpfe in Tunesien ein. Auch in dieser Gruppe wurde die Henschel Hs 293 eingeführt, eine Bombe, die nach dem Abwurf noch gelenkt werden konnte. Dabei gelang es mehreren Focke-Wulf Fw 200 am 23. Juni 1943 im Nordatlantik die britischen Frachter Shetland und Volturno zu versenken.[21] Am 11. Juli 1943 sichteten mehrere Focke-Wulf Fw 200 der III. Gruppe im Nordatlantik einen Konvoi mit mehreren großen Truppentransportern. Trotz starker Flak-Abwehr griffen sie ihn an und trafen die California (Lage ) und Duchess of York, die daraufhin in Brand gerieten und aufgegeben werden mussten.[22]
Nach der alliierten Invasion in der Normandie verlegte sie über Trondheim nach Lübeck (Lage ). Dort sollten alle Staffeln bis auf eine auf die Messerschmitt Me 262 umgerüstet werden, was aber bis zur Auflösung am 2. Februar 1945 nicht mehr umgesetzt wurde.[20]
Kommandeure
Geschwaderkommodore
Dienstgrad | Name | Zeit |
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Oberstleutnant | Hans Geisse | Juni 1940 bis 7. September 1940 |
Oberstleutnant | Georg Pasewaldt | September 1940 bis 31. Dezember 1940 |
Major | Edgar Petersen | 1. März 1941 bis August 1941 |
Oberst | Karl Mehnert | Januar 1942 bis Juli 1942 |
Oberst | Martin Vetter | Juli 1942 bis 1. September 1943 |
Oberst | Rupprecht Heyn | 2. September 1943 bis November 1944 |
Oberst | Hanns Horst Heise | November 1944 bis Februar 1945 |
Gruppenkommandeure
- I. Gruppe
- Major Edgar Petersen, 26. April 1940 bis November 1940
- Hauptmann Fritz Fliegel, 25. März 1941 bis 18. Juli 1941
- Hauptmann Edmund Daser, 31. August 1941 bis Juni 1942
- II. Gruppe
- Hauptmann Wendt Freiherr von Schlippenbach, 15. April 1941 bis 7. April 1942
- Hauptmann Waldemar Hörner zu Drewer, 8. April 1942 bis 25. Juni 1942
- Major Martin Kästner, 28. Juni 1942 bis 19. Juni 1943
- III. Gruppe
- Hauptmann Robert Kowalewski, August 1941 bis September 1943
- Major Lambert Konschegg, 12. Januar 1944 bis Februar 1945
- IV. Gruppe
- Oberstleutnant Edmund Daser, 15. April 1941 bis 31. August 1941
- Major Roman Dawczynski, September 1941 bis 1943
- Hauptmann Albrecht Kuntze, 1943 bis 5. Juli 1943
- Hauptmann Siegfried Freiherr von Cramm, 6. November 1944 bis 22. Januar 1945
Bekannte Geschwaderangehörige
- Fritz Fliegel (1907–1941), war 1929 deutscher Amateurmeister im Radsprint
- Hanns Horst Heise (1913–1992), war von 1962 bis 1968 als Inspizient für Flugsicherheit im Luftwaffenamt Köln-Wahn und ab Oktober 1968 als Brigadegeneral der Luftwaffe der Bundeswehr, Kommandeur des Deutschen Luftwaffenkommandos USA/Kanada
- Lambert Konschegg (1912–1977), war von 1945 bis 1962 ÖVP-Abgeordneter im Nationalrat, Vorstandsvorsitzender der Fluggesellschaft Austrian Airlines (AUA) und Präsident des Weltverbandes der Fluggesellschaften IATA
- Rudolf Mayr (1910–1991), war Mitglied der Deutschen Antarktischen Expedition 1938/39 und war 1960 zusammen mit Werner Utter der erste Lufthansa-Flugkapitän der eine Lizenz für die Boeing 707 erwarb
Literatur
- Wolfgang Dierich: Die Verbände der Luftwaffe 1935–1945. Gliederungen und Kurzchroniken ein Dokument. Hrsg.: Wolfgang Dierich. Verlag Heinz Nickel, Zweibrücken 1993, ISBN 3-925480-15-3 (703 S.).
- Ulf Balke: Der Luftkrieg in Europa 1939–1941. Bechtermünz Verlag, Augsburg 1998, ISBN 3-86047-591-6 (1057 S.).
Weblinks
Einzelnachweise
- Wolfgang Dierich, S. 120–122.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Juni 1940. Abgerufen am 6. Januar 2017.
- Ulf Balke, S. 408–413.
- Clay Blair: Der U-Boot-Krieg, Die Jäger 1939–1942, Wilhelm Heyne Verlag, München 1998, ISBN 3-453-12345-X, S. 283.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, August 1940. Abgerufen am 6. Januar 2017.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Oktober 1940. Abgerufen am 19. Januar 2017.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, November 1940. Abgerufen am 19. Januar 2017.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Dezember 1940. Abgerufen am 9. Mai 2019.
- Clay Blair: Der U-Boot-Krieg, Die Jäger 1939–1942, Wilhelm Heyne Verlag, München 1998, ISBN 3-453-12345-X, S. 286.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Februar 1941. Abgerufen am 5. Februar 2019.
- Clay Blair: Der U-Boot-Krieg, Die Jäger 1939–1942, Wilhelm Heyne Verlag, München 1998, ISBN 3-453-12345-X, S. 291.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, März 1941. Abgerufen am 14. Februar 2019.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Mai 1941. Abgerufen am 6. Januar 2017.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Juni 1941. Abgerufen am 4. März 2020.
- Leo Niehorster: German Airforce, Order of Battle, 5th Air Fleet, Air Force Commander Nord (West), 28 June 1942. 22. September 2010, abgerufen am 6. Januar 2017 (englisch).
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, September 1943. Abgerufen am 6. Januar 2017.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Februar 1944. Abgerufen am 6. Januar 2017.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, März 1944. Abgerufen am 10. Februar 2022.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, November 1943. Abgerufen am 7. Januar 2017.
- Wolfgang Dierich, S. 121.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Juni 1943. Abgerufen am 15. Januar 2017.
- Jürgen Rohwer, Gerhard Hümmelchen: Chronik des Seekrieges 1939–1945, Juli 1943. Abgerufen am 15. Januar 2017.