Eberswalder Straße
Die Eberswalder Straße ist eine Straße in der nördlichen Berliner Innenstadt. Sie liegt im Ortsteil Prenzlauer Berg des Bezirks Pankow und ist Teil des Berliner Innenstadtringes. Bekannt ist sie durch den gleichnamigen U-Bahnhof und den angrenzenden Mauerpark.
Eberswalder Straße | |
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Ecke Eberswalder/Oderberger Straße, 2011 | |
Basisdaten | |
Ort | Berlin |
Ortsteil | Prenzlauer Berg |
Angelegt | 1889 |
Anschlussstraßen | Bernauer Straße (südwestlich), Danziger Straße (östlich) |
Querstraßen | Schwedter Straße, Topsstraße, Schönhauser Allee |
Nutzung | |
Nutzergruppen | Fußverkehr, Radverkehr, Autoverkehr, ÖPNV |
Technische Daten | |
Straßenlänge | 520 Meter |
Straßenverlauf
Die Eberswalder Straße ist etwa fünfhundert Meter lang und verläuft in west-östlicher Richtung. Sie beginnt als Verlängerung der Bernauer Straße an der Kreuzung mit Oderberger und Schwedter Straße am südlichen Eingang des Mauerparks nahe der Grenze zu den Ortsteilen Mitte und Gesundbrunnen.[1] Sie führt zunächst in Richtung Ost-Nordost, knickt etwa auf halber Strecke in einer Rechtskurve ab und führt in ost-südöstlicher Richtung weiter zur Kreuzung mit der Schönhauser Allee, um dort in die Danziger Straße überzugehen. An ihrem Knick schließt in nördlicher Richtung eine rund 50 Meter lange Sackgasse an, die zum Südeingang des Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportparks führt. Dieser kurze Abschnitt wurde mit dem Bau des Sportparks in die Eberswalder Straße eingegliedert (Hausnummern 36–39). Dort mündet die Einbahnstraße Topsstraße als einzige Querstraße in die Eberswalder Straße ein.
Ursprünglich bildete unter anderem die Eberswalder Straße die Grenze der St. Augustinus-Pfarrei, die sich 1903 von der Pfarrei Herz Jesu abzweigte, um den wachsenden Anforderungen gerecht zu werden.
Die Eberswalder Straße stellt die nördliche Grenze des Gebietes Prenzlauer Berg – Teutoburger Platz dar, das zwischen 1994 und 2013 Sanierungsgebiet war.[2]
Geschichte
Das Gelände nördlich der heutigen Straße war Anfang des 19. Jahrhunderts Ackerland und Eigentum des Gutsbesitzers Wilhelm Griebenow, bis er es 1825 an den Militärfiskus für 9518 Taler verkaufte. Das Militär machte das Gelände zu einem der drei großen Exerzierplätze im Berliner Norden. Die noch namenlose Straße im Süden des Platzes wurde im Bebauungsplan von 1862, Abteilung XI, als Feldweg 53 geführt. Ihren heutigen Namen bekam sie am 12. April 1889, als der Magistrat hiesiger königlichen Haupt- und Residenzstadt bekannt gab, dass Kaiser Wilhelm II. die Straße nach der Stadt Eberswalde benannt hat, die, nordöstlich von Berlin gelegen, heute Kreisstadt des Landkreises Barnim ist.[3] Auch weitere Straßen der Umgebung bekamen Namen von Ortschaften des Barnim wie etwa die Bernauer und die Choriner Straße.
Im Jahr 1912 erwarb die Stadt das Gelände des alten Exerzierplatzes und widmete es zu einer Sportstätte um. Die Stadtverordnetenversammlung beschloss im selben Jahr, die Sonnenburger Straße um den Abschnitt von der Gaudy- bis zur Eberswalder Straße zu verlängern. Heute markiert die Sackgasse am Knick der Eberswalder Straße den Beginn des damaligen Straßenverlaufs. Der Straßenabschnitt auf dem Exerzierplatz trug ursprünglich die Nummer 9, später 16b der Abteilung XI des Bebauungsplans. Von 1920 bis 1935 hieß der Abschnitt Rudolf-Mosse-Straße, danach erneut Sonnenburger Straße. In den 1950er Jahren wurde die Verlängerung der Sonnenburger Straße durch den Bau des Sportparks wieder zurückgenommen, ihr südliches Ende wurde in die Eberswalder Straße eingegliedert.
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs endete die Eberswalder Straße direkt an der sowjetisch-französischen Sektorengrenze, die entlang der Schwedter Straße verlief. Mit Beginn des Mauerbaus 1961 querte der Grenzstreifen die Kreuzung am Übergang zur Bernauer Straße. Um einen Blickkontakt mit West-Berlinern über die Sperranlagen hinweg zu verhindern, wurde im Herbst 1961 eine etwa fünf Meter hohe Sichtblende aus Holz errichtet. Später wurde die Blende durch eine massive Betonmauer ersetzt. Die Eberswalder, Oderberger und Schwedter Straße waren nun Sackgassen, die nur über den Gehsteig miteinander verbunden waren. Auf den Fahrbahnen standen in den 1980er Jahren zur Durchfahrtsicherung große Blumenschalensperren aus Beton. Im Juli 1988 wurde im Zuge eines Gebietsaustauschs zwischen Ost- und West-Berlin die Sektoren- und heutige Bezirksgrenze westwärts verlegt. Der Mauerstreifen wurde verbreitert, und die Grenzmauer verlief nun nicht mehr direkt über die Kreuzung, sondern querte die Bernauer Straße etwa 50 Meter weiter westlich. Mit dem Fall der Mauer im Jahr 1989 wurden in der Nacht vom 10. zum 11. November die ersten Abrissarbeiten an der Kreuzung Oderberger/Schwedter/Bernauer Straße vollzogen. Noch am gleichen Morgen wurde für Fußgänger der Grenzübergang Eberswalder Straße eröffnet.[4]
Verkehr
Durch die Eberswalder Straße führt die älteste kommunale Straßenbahnstrecke der Stadt, sie wurde am 1. Juli 1908 eingeweiht und verkehrte zunächst zwischen Stettiner Bahnhof (heute: Nordbahnhof) und dem Viehhof an der Landsberger Allee.[5] In der Nachkriegszeit fuhr durch die Eberswalder Straße die Straßenbahnlinie 4, mit den Endhaltestellen Strelitzer Straße/Bernauer Straße und Warschauer Brücke bzw. Schlesisches Tor. Am 15. Dezember 1951 wurde die Linie 4 an der Sektorengrenze am Übergang zur Bernauer Straße unterbrochen.[6] Die Haltestelle Eberswalder Straße / Oderberger Straße wurde zur Endstation. Ab April 1963 gab es hier, wenige Meter entfernt von der Berliner Mauer, eine Wendeschleife, die 1975–1976 erweitert wurde.[7]
Im Jahr 2005 ließ die BVG die Gleisanlagen sanieren und verlängerte die Linienführung wieder auf die ursprüngliche Strecke entlang der Bernauer Straße zum Nordbahnhof. Im Mai 2006 wurde der Abschnitt eröffnet, auf ihm verkehrt seitdem die Metrolinie M10. Auf dem Mittelstreifen der Eberswalder Straße wurde an der Ecke zur Schönhauser Allee im Juni 2009 eine linksseitige Haltestelle errichtet.[8] Der etwa drei Meter breite, als Sperrfläche markierte Mittelstreifen im weiteren Straßenverlauf wird regelmäßig als Ausweichraum für die Einsatzfahrzeuge der nahegelegenen Feuerwache Prenzlauer Berg in der Oderberger Straße sowie der Polizei genutzt, um gegebenenfalls die durch die unglückliche Verkehrsführung bedingten Engpässe zu vermeiden.
Im Zuge des Ausbaus des Berliner Innenstadtringes von 2008 bis 2010 wurde in der Eberswalder Straße in drei Bauabschnitten auch der Fahrstreifen neben den Gleisen erneuert. Zusätzlich wurden die Gehwege ausgebaut und auf diesen beidseitig Fahrradwege und Parktaschen angelegt. Dabei wurden zum Teil die vorhandenen alten und neue „Charlottenburger Platten“, zum Teil moderne Granitplatten sowie Pflastersteine im typischen Verlegeraster des Bernburger Mosaikpflasters neu gestaltet. Des Weiteren wurden die Straßenbeleuchtungsanlagen und zahlreiche Versorgungsanlagen erneuert und als Weiterführung der Baumreihen in der Bernauer Straße hauptsächlich Platanen gepflanzt. Seit dem 1. Oktober 2010 gehört die Eberswalder Straße zur Parkraumbewirtschaftung der Zonen 41 und 43.
Seit Oktober 1991 heißt der nahe Bahnhof der Hochbahn auf der Schönhauser Allee U-Bahnhof Eberswalder Straße. 1913 war er unter dem Namen Danziger Straße eröffnet worden und hieß zu DDR-Zeiten U-Bahnhof Dimitroffstraße. Nach längerer öffentlicher Diskussion benannten die Berliner Verkehrsbetriebe BVB den Bahnhof kurz vor ihrer Fusion mit der BVG um.
Bebauung
St. Elisabeth Stift
Eines der frühen Gebäude in der Straße errichtete 1858 die Gemeinde St. Elisabeth, die an der Ecke zur Schönhauser Allee ein Stift für alte und pflegebedürftige Menschen gründete.[9] Knapp 20 Jahre später und gut 100 Meter entfernt wurde das heutige Gebäude des Stifts in der Eberswalder Straße 17/18 von Baumeister Friedrich August Wilhelm Strauch als Putzbau in den Formen des Berliner Spätklassizismus gebaut und 1877 als kirchliches Siechenhaus für Frauen eröffnet. 1882/1883 und 1892/1893 erhielt das heutige Pflegewohnheim nach Plänen des Architekten und Bauunternehmers Kurt Berndt mehrere Erweiterungen durch Seitenflügel. Westlich des Gebäudes war das Gelände bis zur Oderberger Straße zunächst unbebaut und noch 1879 als Baumschule ausgewiesen.[10] Aus der Fachwerkkirche in Alt Placht wurde aufgrund der Baufälligkeit die Glocke abtransportiert und 1980 in einem Glockenstuhl auf dem Hof des St. Elisabeth Stiftes neu eingeweiht.
Güterbahnhof
Am westlichen Ende der Straße wurde 1877 auf dem Gelände des heutigen Mauerparks ein Güterbahnhof eröffnet. Er trug zunächst die Bezeichnung Güterbahnhof der Nordbahn bzw. Berlin Nordbahnhof und wurde 1950 in Eberswalder Güterbahnhof umbenannt. Er blieb über einhundert Jahre – selbst nach dem Mauerbau – bis in die 1980er Jahre auf der West-Berliner Seite in Betrieb.
Gemeindeschule
Unter dem Architekten Hermann Blankenstein begann 1881 die Planung zum Bau einer Gemeindeschule, die als 117. und 178. Doppel-Gemeindeschule von 1886 bis 1888 gebaut und im April 1889 in der Eberswalder Straße 10 eröffnet wurde.[11] Im dazu gehörigen Lehrerwohnhaus befand sich ab dem 1. September 1889[3] auch das Standesamt Nr. X b (10 b), das zuvor in der Schönhauser Allee 29 war. Zur Straße hin kleidet das denkmalgeschützte Lehrerwohnhaus noch heute ein roter Klinkerverblendbau mit grün und gelb glasierten Ziegeln. Die Turnhalle ist ähnlich gestaltet. Große Teile der Gemeindeschule wurden im Zweiten Weltkrieg zerstört. An das ehemalige Lehrerwohnhaus grenzt in der Nummer 11 ein 1955 errichteter Kindergarten sowie südlich eine 1970 gebaute Krippe, deren Garten sich auf dem Gelände der ehemaligen Gemeindeschule befindet. Beide Häuser bilden heute gemeinsam eine Kindertagesstätte.
Mietshäuser
Die ersten Mietshäuser waren bereits 1889 unmittelbar nach der Benennung der Straße im Bau. 1893 wurde das Eckhaus Nr. 24 zur Schönhauser Allee fertiggestellt.[12] 1915 war die Straße vollständig bebaut. In dem 1906/07 fertiggestellten Mietshaus in der Eberswalder Straße 25/26 Ecke Schönhauser Allee 144 befand sich unter der Leitung von Robert Müller von 1907 an das Kino Welt-Theater „Das lebende Bild“.[13][14] Der Architekt und kurzzeitige Eigentümer des Hauses Paul Ueberholz wollte die Räume im ersten Geschoss ursprünglich als Restaurant vermieten, fand jedoch keinen Mieter. Durch den unregelmäßigen Grundriss kam es zu einer ungewöhnlichen Bestuhlung (1919: 384 Plätze) und einem verbleibenden großen Freiraum, der als „Erfrischungsbereich“[15] genutzt wurde. Neben der musikalischen Untermalung der Stummfilme durch einen Klavierspieler wurde zusätzlich das Geschehen auf der Leinwand durch einen sogenannten „Kino-Erklärer“[14] kommentiert. Obwohl bereits 1912 der Mietvertrag auslief und die Konkurrenz den Betrieb gefährdete, ließ der neue Hausbesitzer M. Zielinsky das Kino erst 1933[15] in Büroräume umwandeln. Bis 2016 befand sich im Erdgeschoss eine Filiale der Berliner Bank. Die Räumlichkeiten wurden im Laufe des Jahres 2017 entkernt, die Fassade mit großformatigen Fenstern geöffnet und für eine neue kommerzielle Nutzung umgestaltet.
Postamt und Polizei
Das ehemalige Postamt N 58 in der Eberswalder Straße 6–9 wurde zwischen 1913 und 1915 als neubarocker Putzbau gebaut. In dem siebenachsigen Mittelbau des viergeschossigen Gebäudes mit ornamentiertem Sandsteinportal und Mansarddach mit Turm befand sich ab dem 10. August 1919 zusätzlich das Berliner Fernsprechamt „Humboldt“, das für alle nördlichen Anschlüsse zuständig war. Zusätzlich wurde am 8. Januar 1928 eine Fernvermittlungsstelle „Vineta“ eröffnet, die dem Fernsprechamt Nord (Berlin N 24) in der Artilleriestraße 19 unterstellt war. Heute befindet sich in dem Gebäude die Polizeidirektion 1 Abschnitt 15; die Post betreibt nur noch auf dem Hinterhof eine Briefsammelstelle für die Postzusteller. Zusätzlich befand sich im ehemaligen Lehrerwohnhaus der Verkehrsunfalldienst der Polizei.
Ehemaliger Exerzierplatz
Im September 1921[16] in der Eberswalder Straße 37–52 auf dem damaligen Gelände des Exerzierplatzes drei Baracken für ein Ambulatorium mit Freiluftschule für 300 tuberkulosekranke Kinder unter dem Stadtmedizinalrat Rabnow eingerichtet. Diese hatten unter der Leitung von August Bier an drei Tagen in der Woche in den zur Einrichtung gehörenden Schulbaracken Unterricht.. Alle selbstständigen Kinder bis zum 15. Lebensjahr hielten sich tagsüber nackt draußen auf, da man bei der chirurgischen Tuberkulose gute Erfahrungen mit der Freiluft-Sonnen-Behandlung in den Heilanstalten Hohenlychen gemacht hatte. Im April 1924 übertrug der Magistrat die Aufgaben an das Desinfektionswesen. Heute befinden sich an dieser Stelle der Straßenbahnwendepunkt und ein Parkplatz. 1937 wurde der ehemalige Exerzierplatz entlang der Eberswalder Straße erneut verkleinert. Es entstanden 215 neue Wohnungen in der neu angelegten Ludwigstraße (benannt nach dem 1932 erschossenen Nationalsozialisten Otto Ludwig; seit 1952 Topsstraße) bis zur Eberswalder Straße. Am 22. Oktober 1945 beschloss das Bezirksamt den Bau eines Stadions auf dem ehemaligen Exerzierplatz entlang der Eberswalder Straße. Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark (inoffiziell zunächst „Exer“ nach dem früheren Exerzierplatz, später nach dem Eingang in der Cantianstraße „Cantian-Stadion“ genannt) wurde am 1. Oktober 1952 anlässlich des 100. Todestages von Jahn eröffnet. Das Stadion war unter anderem Heimspielstätte des FC Vorwärts Berlin und anschließend seit Anfang der 1970er Jahre des BFC Dynamo.
Früheres jüdisches Leben
Im damaligen Arbeiterbezirk Prenzlauer Berg gab es bis Anfang der 1940er Jahre eine aktive jüdische Gemeinde. Bis 1933 lebten rund 18.000 Juden um den Kollwitzplatz. Allerdings war die Gegend um die Synagoge in der Rykestraße kein großbürgerlicher Kiez. Sie zeichnete sich zwar durch eine hohe Dichte an Politikern, Gewerkschaftern, Kleinindustriellen, Kleingewerbetreibenden sowie Künstlern aus,[17] war aber auch das „Zuhause der weniger wohlhabenden oder teils sehr armen Juden“.[18]
Laut dem jüdischen Adressbuch von 1931 lebten in der Eberswalder Straße rund 20 jüdische Familien. Die unterschiedlichen sozialen Schichten spiegeln sich auch bei den verschiedenen Berufsbezeichnungen der Bewohner wider: Arzt, Fleischermeister, Kaufmann, Konfektionsschneider und Schneidermeister sowie Getreide- und Furagehändler.
In dem Eckhaus Schönhauser Allee 144/Eberswalder Straße 26 wohnte seit 1908 beispielsweise der Kaufmann Max Hartmann. Er war Repräsentant der Jüdischen Reform-Gemeinde in Berlin e. V. Das Ziel der Gemeinde war der Zusammenschluss deutscher Juden. Im Nachbarhaus in der Eberswalder Straße 25/26 leitete er die Plätzevermietungs-Kommission sowie die Wohlfahrts-Kommission des Vereins. Er stand zuletzt 1935 im Berliner Adressbuch.
Zur Volkszählung 1939 lebten in der Eberswalder Straße noch zehn jüdische Familien. Nach dem Berliner Adressbuch von 1940 befand sich in der Eberswalder Straße 25/26 für ein Jahr das jüdische Wohlfahrtsamt.
Mindestens sechs jüdische Bewohner wurden nachweislich aus der Eberswalder Straße deportiert und ermordet: Bereits im Oktober 1941 wurde der Haarschmuckverkäufer Hermann Saalfeld und seine Frau Gertrud aus der Eberswalder Straße 22 ins Ghetto Litzmannstadt deportiert. Im November 1941 folgte die Deportation des Ehepaares Bernhard und Cäcilie (geb. Heilich) Pinkus aus der Eberswalder Straße 20 nach Riga-Rumbula. Nach Auschwitz wurde 1943 Lesser Tasiemka und sein Untermieter Hans Friedländer, Eberswalder Straße 26, deportiert. Das Schicksal der Ehefrau von Lesser Tasiemka, Jeanette, ist unbekannt. Die erst 1939 aus Rosenberg bei Ostpreußen in die Eberswalder Straße 4 gezogene Familie Kaspari konnte den Holocaust überleben. Auch die Familie Weissburd aus der Eberswalder Straße 27 überlebte, sie konnten nach Palästina emigrieren. Cäcilie Pinkus (geb. Moses), die bei der Familie Weissburd zur Untermiete wohnte, starb am 17. März 1940. Die Halbjüdin Erna Voege, verheiratet mit dem nichtjüdischen Klempner Bernhard Klöpfer, Eberswalder Straße 4, starb ebenfalls noch vor einer möglichen Deportation. Die Todesursache beider ist nicht bekannt.
Während der Teilung der Stadt befand sich in der Eberswalder Straße 20 die einzige koschere Fleischerei in der DDR.[19] Jedoch wurde das Geschäft jeweils nur an einem bestimmten Wochentag als koschere Fleischerei betrieben, da hierfür regelmäßig extra ein Schächter aus Budapest nach Berlin anreiste. Der nichtjüdische Fleischer bediente nicht nur Gemeindemitglieder, sondern auch arabische Diplomaten.[20]
Literatur
- Heinrich Trost et al.: Die Bau- und Kunstdenkmale in der DDR: Hauptstadt Berlin. Band I, Henschelverlag, Berlin/DDR 1984.
- Kurt Wolterstädt, Hermann Zech: Straßen in den Berliner Stadtbezirken Prenzlauer Berg, Friedrichshain. Kulturbund der DDR, Berlin/DDR 1989.
- Malwine Hoerisch, Dieter Schönberg: Prenzlauer Berg: Kunstspaziergänge. 3. Auflage. Nicolai, Berlin 2004.
- Buddeleien an der Eberswalder Straße. In: Der Tagesspiegel, 11. Juli 2005; über Straßenbauarbeiten in der Eberswalder Straße
Weblinks
- Eberswalder Straße. In: Straßennamenlexikon des Luisenstädtischen Bildungsvereins (beim Kaupert)
- Kathrin Chod, Herbert Schwenk, Hainer Weisspflug: Güterbahnhof Eberswalder Straße. In: Hans-Jürgen Mende, Kurt Wernicke (Hrsg.): Berliner Bezirkslexikon, Mitte. Luisenstädtischer Bildungsverein. Haude und Spener / Edition Luisenstadt, Berlin 2003, ISBN 3-89542-111-1 (luise-berlin.de – Stand 7. Oktober 2009).
Einzelnachweise
- Zum genauen heutigen (Stand: 2013) Straßen- und Grenzverlauf siehe: Berliner Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt: Karte Berlin Zoom (Stand: 9. November 2013).
- Aufgehobenes Sanierungsgebiet Pankow – Teutoburger Platz. (Memento des Originals vom 3. November 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Stand: 2. November 2013.
- Landesarchiv Berlin, A Rep. 000-02-01, Nr. 537
- Christine Kisorsy u. a.: Die weiße Linie, Mauer und Flucht im Berliner Nordosten. Herausgegeben von Museum Pankow. Textpunkt Verlag, Berlin 2012, Kapitel: Eberswalder Straße | Bernauer Straße, S. 12–21.
- Hans-Joachim Pohl: Die Städtischen Straßenbahnen in Berlin. Geschichte eines kommunalen Verkehrsbetriebes. In: Verkehrsgeschichtliche Blätter. Heft 5, 1983, S. 98–106.
- Marcel Götze: Nachkriegsgeschichte ab 1945. berlin-straba.de 1950-59 (Stand: 2. November 2013)
- Marcel Götze: Nachkriegsgeschichte ab 1945. berlin-straba.de 1960–1969 (Stand: 2. November 2013)
- Marcel Götze: Nachkriegsgeschichte ab 1945. berlin-straba.de 2000–2009 (Stand: 2. November 2013)
- Historie der St. Elisabeth Diakonie (Memento des Originals vom 9. November 2013 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. abgerufen 6. November 2013.
- Sineck-Plan von 1879: Berlin um 1880. (unter „Historische Karten“)
- Landesarchiv Berlin, A Rep. 000-02-01, Nr. 2918.
- Berliner Kulturdenkmal Nr. 09050455. Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt, Stand: 6. November 2013.
- Schönhauser Allee 144. In: Berliner Adreßbuch, 1913, Teil 3, S. 774. „Welt-Theater ‚Das lebende Bild‘“ (Name des Kinos variiert je nach Quelle).
- Matthias Bauer: Berlin: Medien- und Kulturgeschichte einer Hauptstadt im 20. Jahrhundert. A. Francke Verlag, Tübingen 2007, ISBN 978-3-7720-8217-7, S. 230. Matthias Bauer gibt an, dass es „das größte Kino der Stadt war zu Beginn des 20. Jahrhunderts“. Allerdings ist das zu bezweifeln, da er von 400 Sitzplätzen ausgeht, andere Quellen geben ca. 300 Sitzplätze an.
- Sylvaine Hänsel, Angelika Schmitt: Kinoarchitektur in Berlin 1895–1995. Dietrich Reimer Verlag, Berlin 1995, ISBN 3-496-01129-7, S. 144.
- Die chirurgische Tuberkulosebehandlung. In: Vossische Zeitung, 4. September 1921, Sonntagsausgabe, Nr. 416
- Stolpersteine in Berlin – 12 Kiezspaziergänge. Aktives Museum Faschismus und Widerstand Berlin, Koordinierungsstelle Stolpersteine Berlin, Kulturprojekte Berlin GmbH, Berlin 2013, S. 119.
- berlin.de (Memento des Originals vom 25. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- objekte.jmberlin.de
- Daniela Dahn: Prenzlauer Berg-Tour. Mitteldeutscher Verlag, 1987, S. 90.