ActOut
#ActOut (von englisch to act out „vorführen, durchspielen“, sowie to act „schauspielern“ und out „heraus“ wie in Coming-out; mit Hashtag #
) ist der Name einer gesellschaftspolitischen Initiative und ihres Manifests, das mehr Akzeptanz und Anerkennung von LGBT-Personen sowohl in der Gesellschaft wie innerhalb der deutschsprachigen Film-, Fernseh- und Theaterbranche fordert. Es wurde am 5. Februar 2021 veröffentlicht als gemeinsames Coming-out der 185 „Schauspieler*innen“ als lesbisch, schwul, bisexuell, transgender, queer, intergeschlechtlich oder nichtbinär. Initiiert wurde #ActOut durch Karin Hanczewski, Eva Meckbach, Godehard Giese und Mehmet Ateşçi.
Inhalt des Manifests
Das Manifest wurde am 5. Februar 2021 im Magazin der Süddeutschen Zeitung veröffentlicht, begleitet von ausführlichen Interviews auf insgesamt 14 Seiten.[1] Für viele der Beteiligten bedeutete die Aktion ein Coming-out in Form eines Selbstbekenntnisses zur eigenen privaten Lebensweise.[2][3][4][5] Zeitgleich wurde der Text auf einer eigenen Website veröffentlicht.[6][7] Schnell wurde die Initiative in sozialen Medien verbreitet, der Text war bald in 16 Sprachen abrufbar.[8]
Das Manifest #ActOut beginnt mit einer Selbstdarstellung:
Die Unterzeichnenden möchten einen Denkanstoß auslösen und wenden sich gezielt an „Agent*innen, Caster*innen, Kolleg*innen, Produzent*innen, Redakteur*innen, Regisseur*innen“ (mit typografischem Gendersternchen). Auslöser sind negative Erfahrungen, die viele schauspielerisch Tätige während ihrer Karriere machen mussten, wenn es um ihre eigene sexuelle Identität beziehungsweise Orientierung oder um ihre Geschlechtsidentität beziehungsweise ihr Gender geht. So schilderte beispielsweise Karin Hanczewski im Interview mit dem SZ-Magazin, dass sie vor einem Coming-out in Hinsicht auf die Besetzung weiterer Rollenangebote gewarnt worden sei, nachdem sie für die Krimireihe Tatort besetzt wurde.[2] Entsprechend hebt das Manifest hervor:
„Wir sind Schauspieler*innen. Wir müssen nicht sein, was wir spielen. Wir spielen, als wären wir es – das ist unser Beruf.“[7]
Die Unterzeichnenden geben an, dass sie selbst im Berufsleben nicht offen mit ihrem Privatleben umgehen konnten, ohne dadurch berufliche Nachteile befürchten zu müssen. Es gehe ihnen vor allem darum, mehr Sichtbarkeit und Verständnis für Diversität zu schaffen und auch innerhalb von Filmen und Serien im Sinne sozialer Inklusion mehr „Facetten“ zu zeigen: „Unsere Gesellschaft ist längst bereit. Die Zuschauer*innen sind bereit. Unsere Branche soll für ein Miteinander stehen und in ihrer Vielfältigkeit die Gesellschaft abbilden.“[7]
Das Manifest endet mit den Worten:[2][9]
„Wir freuen uns auf all die neuen Geschichten, die wir gemeinsam darstellen und erzählen können.
Die Welt verändert sich, wir tragen alle dazu bei!“[7]
Mitinitiatorin Eva Meckbach erklärte am Tag der Veröffentlichung: „Als […] in den 90er-Jahren der Film Aimée & Jaguar herauskam, bin ich mit dem Zug nach Ulm ins Kino gefahren und habe das mit meiner ganzen Seele aufgesogen. Diese Geschichten erzählt zu bekommen, aber auch Vorbilder zu haben wie Maren Kroymann, Ulrike Folkerts oder Hape Kerkeling – das war unglaublich wichtig, damit man selber spürt: Wer darf ich sein in dieser Welt? Wer kann ich sein in dieser Welt? Das werden viele Menschen nachvollziehen können, dass man Vorbilder braucht, an denen man wachsen kann. Deswegen waren wir davon überzeugt, dass diese Sichtbarkeit ganz wichtig ist, um dieses Statement zu setzen.“[10]
Erstunterzeichnende
185 schauspielerisch tätige Personen aus dem deutschsprachigen Film-, Fernseh- und Theaterbereich haben den Text des Manifests erstunterschrieben; einige haben ihre Personalpronomen angegeben, auch das englische they (geschlechtsneutral, nichtbinär) oder, dass sie eine Ansprache ohne Pronomen wünschen:[2][11]
- Merve Aksoy
- Mazen Aljubbeh
- Erwin Aljukic
- Torben Appel
- Giovanni Arvaneh
- Mehmet Ateşçi (er/ihm)
- Silja Bächli
- Emma Bading
- Fabian Baecker
- Philipp Basener
- Matthias Beier
- Andreas Berg
- Knut Berger (er/ihm)
- Jonathan Berlin (er/ihm)
- Mareike Beykirch
- Silvia Bieler
- Dominik Bliefert (er/ihm)
- Ruth Bohsung
- Christian Bojidar
- Oska Melina Borcherding (kein Pronomen; er/ihm)
- Niels Bormann (er/ihm)
- Daniel Breitfelder
- Oliver Broumis
- Martin Bruchmann
- Katja Bürkle
- Matthias Buss
- Bruno Cathomas
- Billa Christe
- Benny Claessens
- Franziskus Claus
- Lana Cooper
- Sergej Czepurnyi
- Armin Dallapiccola (kein Pronomen)
- Steve Devonas
- Patrick Diemling
- Luka Dimic
- Aviran Edri
- Thea David Ehrensperger
- Nico Ehrenteit
- Christoph Eichhorn
- Jules Elting (kein Pronomen)
- Wolfgang Engel
- Christian Erdt
- Luc Feit
- Julius Feldmeier (er/ihm)
- Daniel Noël Fleischmann
- Ulrike Folkerts
- Matthias Freihof
- Monika Freinberger
- Lisa Charlotte Friederich
- Emilia de Fries
- Maximilian Gehrlinger
- Peter Geisberg
- Lamin Leroy Gibba (er/ihm)
- Godehard Giese (er/ihm)
- Max Gindorff
- Vincent Glander
- Richard Gonlag
- Julia Gräfner
- Julian Greis
- Jörn Grosse
- Roberto Guerra
- Eva Medusa Gühne
- Patrick Güldenberg (er/ihm)
- Max Haase
- Lina Habicht
- Karin Hanczewski (sie/ihr)
- Bineta Hansen
- Thomas Hauser
- Max Hegewald
- Luise Helm
- Hauke Heumann
- Benjamin Hille
- Lorenz Hochhuth
- Tim-Fabian Hoffmann
- Anna Holmes
- Bettina Hoppe (sie/ihr)
- Mavie Hörbiger
- Heinrich Horwitz (sie, er, they, keins)
- Jan Hutter
- Florian Jahr
- Daniel Jeroma
- Eva Maria Jost
- Tom Keune
- Michaela Kis
- Desiree Klaeukens
- Maj-Britt Klenke
- Benjamin Kornfeld
- Jeremias Koschorz
- Luca Kotikova
- Max Krause
- João Kreth d’Orey (they, kein Pronomen)
- Maren Kroymann
- Manuel Krstanovic
- Josia Krug
- Jan Henning Kraus
- Manja Kuhl
- Dietrich Kuhlbrodt
- Stefan Kurt
- Sarah Laminger
- Nicola Rabea Langrzik (sie/ihr)
- Anna Gesa-Raija Lappe
- Philipp Leinenbach
- Leroy Leone
- Ariel Nil Levy
- Thure Lindhardt
- Richard Lingscheidt
- Constantin Lücke
- Matthias Luckey
- Markus Manig
- Zeljko Marovic
- Ulrich Matthes
- Julian Mau
- Sylvia Mayer
- Eva Meckbach (sie/ihr)
- Markus Meyer
- Bernd Moss
- Hannah Müller
- Stephen Multari
- Maximilian Mundt
- Kumar Muniandy
- Klaus Nierhoff
- Petra Niermeier
- Valerie Oberhof
- Adel Onodi
- Nadine Quittner
- Ingo Raabe
- Anton Rattinger
- Damian Rebgetz
- Sophie Reichert
- Martin Reik
- Emma Rönnebeck
- Marie Rönnebeck
- Ulrike Röseberg
- Janet Rothe
- Nils Rovira-Muñoz
- Tucké Royale (er/ihm)
- Robert Rožić
- Udo Samel
- Pierre Sanoussi-Bliss
- Brix Schaumburg
- Milena Arne Schedle
- Victor Schefé
- Til Schindler
- Elena Schmidt (kein Pronomen)
- Jochen Schropp
- Jannik Schümann
- Bärbel Schwarz
- Jaecki Schwarz
- Joshua Seelenbinder
- Rebecca Seidel
- Rainer Sellien
- Christian Senger
- Meik van Severen
- Samuel Simon
- Maik Solbach
- Mehmet Sözer
- Lore Stefanek
- Florian Steffens
- Karoline Stegemann
- Lars Steinhöfel
- Alina Stiegler
- Thiemo Strutzenberger
- Pascal Thomas
- Jördis Trauer
- Bastian Trost (er/ihm)
- Georg Uecker
- Felix Utting
- Gerd Wameling
- Mark Waschke
- Kathrin Wehlisch
- Alexander Weise
- Jill Weller (sie/ihr)
- Tommy Wiesner
- Lea Willkowsky
- Gustav Peter Wöhler
- Nadine Wrietz
- Meo Wulf
- Carmen Yasemin Zehentmeier
- Benedikt Zeitner
- Helmut Zhuber
- Paul Zichner
- Daniel Zillmann (er/ihm)
- Marcus Jürgen Zollfrank
- Anian Zollner
Beim Coming-out am 5. Februar 2021 hatte die Mitinitiatorin Karin Hanczewski im Interview angekündigt, dass einige weitere schauspielerisch Tätige sich zum aktuellen Zeitpunkt nicht dem Manifest anschließen wollten, es aber zu einem späteren Zeitpunkt nicht ausschließen würden.[2] In der Folge werden auf der Manifest-Website „185+ Unterzeichner*innen“ gelistet, inklusive einiger Angaben zu persönlichen Pronomen. Bis Februar 2022 haben weitere 100 schauspielerisch Tätige unterschrieben.[11]
Rezeption
Die Deutsche Filmakademie (DFA) erklärte am Tag der Veröffentlichung ihre offizielle Unterstützung: „Wir möchten allen Beteiligten von #actout zu diesem Schritt gratulieren und betonen, dass wir an ihrer Seite stehen. Dieser solidarische Schritt ist enorm wichtig. Wir unterstützen die Forderung von #actout, andere sexuelle und Geschlechtsidentitäten sichtbar zu machen.“[10][12]
Auch die Filmgesellschaft UFA erklärte am 5. Februar ihre Solidarität und zitierte ihren CEO Nico Hofmann: „Das SZ Magazin und die Initiative #actout machen stolz. Ein kraftvoller Appell für Toleranz, Offenheit und für alle Beteiligten – ein Beleg der eigenen Souveränität!“[10][13] Im November 2020 hatte die UFA eine Selbstverpflichtung zu „mehr Diversität in deutschen Filmen und Serien“ abgegeben; sie strebe an, „die Gruppen Gender, People of Color, LGBTIQ+ und Menschen mit Beeinträchtigungen so abzubilden, wie es ihrem Anteil an der Bevölkerung entspricht.“[14]
Das Filmfestival Max Ophüls äußerte „größten Respekt, Solidarität und die vollste Unterstützung für #ActOut!“[15][8] Der Twitter-Account der Berlinale verlinkte das Manifest und erklärte auf Englisch: “We fully support their more diverse & inclusive vision of cinema” (Wir unterstützen vollends ihre diversere und inklusivere Vision von Kino).[16][8]
Antoine Monot, Jr., Vorstandsmitglied des Bundesverbandes Schauspiel (BFFS), erklärte gegenüber dpa: „Wir unterstützen das und solidarisieren uns mit den 185, die sich geoutet haben […] Ich finde es ganz wichtig, dass man 2021 frei leben kann. […] Dieser Schritt zeigt vielen anderen, was möglich ist“.[3]
Der Aktivist und Filmemacher Rosa von Praunheim hatte den SZ-Artikel sofort erfreut bei Facebook verlinkt, zusammen mit einer Regenbogenfahne (). Die ARD-Talkerin Anne Will hatte das Manifest umgehend auf Twitter kommentiert: „Das ist stark“.[17] Jenny Luca Renner, LGBT-Vertreterin im ZDF-Fernsehrat, hatte die Aktion gegenüber dpa begrüßt: „Die Kraft und den Schutz der Masse genutzt. Großartig“. Renner wies darauf hin, dass selbst Künstleragenturen queeren Personen von einem öffentlichen Coming-out abraten würden – aus Angst, keine Hetero-Rollen mehr angeboten zu bekommen.[18]
In mehreren Ländern berichteten Medien über die Initiative, die zwischenzeitlich auf 16 Sprachen veröffentlicht wurde. Die US-amerikanische Transgender-Schauspielerin Jamie Clayton bezeichnete die Aktion als „episch“.[8] Der Hollywood Reporter, US-Fachzeitschrift der Filmindustrie, brachte einen eigenen Artikel zu #ActOut.[19]
Das Kölner LGBT-Onlinemagazin Queer.de dokumentierte ein Statement der 2019 gegründeten Berliner Initiative Queer Media Society (QMS) zum gemeinsamen Coming-out der 185 Schauspielstars: „Allein schon der Vorgang, jemandem im Branchenkontext zu raten, sich nicht zu outen, ist diskriminierend. Egal, wie ‚gut gemeint‘ das sein mag.“ QMS habe die Vorbereitungen des Manifests begleitet, ebenso die Januarausgabe von Maren Kroymanns Comedysendung Kroymann, bei der fast der gesamte Cast „mit queeren Schauspielenden besetzt“ war. Auch sprach das Magazin von einem „demonstrativen Schulterschluss der Deutschen Filmakademie (DFA), der Deutschen Akademie für Fernsehen (DAfF) und dem Bundesverband Schauspiel“ mit den Unterzeichnenden.[20]
Der Lesben- und Schwulenverband in Deutschland (LSVD) erklärte: „Wir finden die Initiative wichtig und toll. […] Zudem sorgt die Verbindung des Coming-outs mit einem politischen Statement für eine notwendige Diskussion in der ganzen Branche.“[21] Der LSVD hatte bereits 2019 öffentlich das Fernsehen in Deutschland kritisiert: „Die Lebensrealität von Lesben, Schwulen und Trans kommt so gut wie gar nicht vor“.[22]
Sebastian Andrae, Geschäftsführender Vorstand vom Verband Deutscher Drehbuchautoren (VDD), merkte an: „Ich glaube, es ist eine dringend notwendige und hoffentlich auch wirkungsvolle Aktion. […] Es gibt gerade im öffentlich-rechtlichen Spektrum zu wenig Versuche, andere Lebenswirklichkeiten zu zeigen. Das zeigt sich nicht nur bei der sexuellen Orientierung, sondern durch die Bank. Da sind alle aufgerufen, vor allem auch die Fernsehentscheider, das Leben in seiner Buntheit abzubilden.“[23]
Das Nachrichtenportal watson.de fragte bei den deutschen Fernsehsendern ARD, ZDF, RTL, VOX und Pro7/Sat1/Kabel1 nach und fasste am 12. Februar die Antworten zusammen: „Die meisten deutschen Sender scheinen bereits mehr oder weniger zufrieden mit der Repräsentation von LGBTIQ im eigenen Programm zu sein. Gegenüber watson wurden zumindest hauptsächlich bereits existierende diverse Formate bzw. die allgemeine Ausrichtung in den Vordergrund gerückt“. Nur VOX habe anklingen lassen, „dass es auch in Zukunft noch einiges zu tun gibt.“ Der Privatsender fand die #ActOut-Initiative „großartig und wichtig“; RTL fand sie „großartig“ und habe sie über Social-Media-Kanäle geteilt.[21] Der Programmleiter Fernsehfilm, Kino und Serie beim WDR Fernsehen, Alexander Bickel, erklärte bei Deutschlandfunk Kultur, die Initiative #ActOut helfe beim Abgleich von Selbst- und Fremdwahrnehmung: „Der Druck, den wir haben – und das, finde ich, ist ein positiver Druck – ist vor allen Dingen, uns zu überlegen, wie wir ein Programm für die Mediathek so machen, dass wir ein Publikum gewinnen oder zurückgewinnen, was wir verloren haben“.[19]
Der taz-Redakteur Jan Feddersen erinnerte in einem Gastkommentar an sein Coming-out zusammen mit 682 Schwulen auf einem Cover des Stern-Magazins im Jahr 1978 und erklärte: „Der Aktion #ActOut ist nur Beifall zu spenden, laut, am besten lasse man auf alle, die bei dieser Aktion, über 42 Jahre nach unserem Stern-Coming-out, mitmachten, die Schauspieler*innen, Rosen in Hülle und Fülle regnen. Denn ihre Performance zeigt: Deutschland besonders ist ein reaktionäres Landes[sic!], faktisch im kulturellen Gewebe noch durch und durch heteronormativ“ (siehe auch Lesben- und Schwulenbewegung in der BRD).[24]
Der Wirtschaftswissenschaftler Marcel Fratzscher wies in Zusammenhang mit #ActOut auf eine aktuelle Studie seines Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung hin, nach der sich „LGBTQI*-Menschen in Deutschland“ doppelt so oft einsam fühlten wie die restliche Bevölkerung, dreimal häufiger von Depressionen und Burnout-Syndromen betroffen seien und deutlich erhöhte Vorkommen von Herzkrankheiten, Asthma und chronischen Rückenschmerzen hätten; 40 % der Trans-Personen würden unter Angststörungen leiden. Die Forschung zum Wohlbefinden von LGBT-Personen stecke aber noch in den Anfängen. Auch für die Politik bestehe dringender Handlungsbedarf, um Diskriminierung und Ausgrenzung zu verhindern.[25][26]
Im Juli 2021 erhielt die Initiative #ActOut gemeinsam mit der Queer Media Society den Deutschen Schauspielpreis – Ehrenpreis „Inspiration“ (verliehen am 3. September):[27][28]
„185 Kolleg*innen haben zusammen mit Journalist*innen der Süddeutschen Zeitung das Manifest, die Kampagne und das Netzwerk #ActOut ins Leben gerufen und klug, beherzt und mutig die Gunst der aktuelle Zeit genutzt, um den maximalen Fokus auf die Tatsache zu lenken, dass es viele Arten zu sein, zu leben und zu lieben gibt.“[27][29]
Kritik
Sandra Kegel, Ressortleiterin des Feuilletons der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, zog in ihrem Kommentar am Tag der Veröffentlichung die Legitimation der „vierzehnseitigen Klage“ grundsätzlich in Zweifel: „Natürlich lassen sich Gegenbeispiele von Hollywood bis ‚Soko‘ finden, und dass Unterzeichner […] an Unterbeschäftigung litten aufgrund verschlossener Türen, hat ihre Dauerpräsenz nicht vermuten lassen. Womöglich sind ja die Türen, die sie ‚aufmachen wollen‘, bereits sperrangelweit offen.“[30] Kegel verglich das Coming-out mit der Aktion „Wir haben abgetrieben“, bei der sich 374 Frauen 1971 öffentlich zu ihrem Schwangerschaftsabbruch bekannt hatten, und merkte an: „Bei einer Rolle übergangen zu werden mag ärgerlich sein und sicherlich auch kränkend, aber lebensgefährlich ist das nicht.“[31]
Dieter Hallervorden, Schauspieler und Theaterleiter, kommentierte das Manifest nach dem Erscheinen auf Facebook: „Wo ist da der Sturm? […] niemand sollte mit seiner Besonderheit meinen, es besonders in den publizitären Vordergrund zu rücken. Es gilt einfach: Jedem das Seine!“[32]
Edo Reents, Redakteur der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, schrieb am 16. Februar unter dem Titel Wie man auf dem roten Teppich bleibt von einer „Umerziehung des Massengeschmacks […] Das Gutgemeinte frisst die Ästhetik“.[33]
Auszeichnungen
- 2021: Kompassnadel des Queeren Netzwerks NRW[34]
- 2021: Deutscher Schauspielpreis – Ehrenpreis „Inspiration“[27][28][29] (gemeinsam mit der Berliner Initiative Queer Media Society)
Siehe auch
- Disclosure: Hollywoods Bild von Transgender (Netflix-Doku 2020)
- Das Thema „Homosexualität“ im Fernsehen
- Liste von Filmen mit homosexuellem Inhalt
- Das Thema „Transgeschlechtlichkeit“ in Filmen und Serien
- Liste von Filmen mit Bezug auf Transgender-Themen
- Liste von Filmen mit Bezug auf Intergeschlechtlichkeit
- Liste von Filmen und Dokumentationen über nichtbinäre Personen
- #OutInChurch (Initiative von queeren Angehörigen der katholischen Kirche 2022)
- divers (3. Geschlechtsoption in Deutschland und Österreich)
Literatur
- Gay and Lesbian Alliance Against Defamation (GLAAD) (Hrsg.): Where We Are on TV (2020–2021). USA, 13. Januar 2021 (englisch; Statistiken zu LGBT-Rollen im US-Fernsehen; Downloadseite).
Weblinks
- Manifest #ActOut: Offizielle Website.
- Joachim Huber: Studie zur Diversität: Weiße Männer machen Fernsehen. In: Der Tagesspiegel. 5. Oktober 2021 (zur aktuellen Studie der MaLisa Stiftung).
- Studie 2020 der MaLisa Stiftung (gefördert von Film- und Medienstiftung NRW und ZDF): Geschlechterdarstellungen und Diversität in Streaming- und SVOD-Angeboten: „Alles so schön bunt hier“? In: MaLisaStiftung.org. 22. Oktober 2020.
- Video von hr-fernsehen: #actout – Wie Schauspielstimmen Diversität sichtbar machen. In: hr-fernsehen.de. 15. April 2021 (4:52 Minuten; verfügbar bis 16. April 2022; mit Karin Hanczewski und Ulrich Matthes; Infoseite).
- Citizens For Europe: Vielfalt und Diskriminierung vor und hinter der Kamera. In: VielfaltImFilm.de. März 2021 (Bündnis aus Verbänden und Initiativen mit einer Umfrage Juli–Oktober 2020).
- Meldung (dpa): Umfrage zu Vielfalt: „Die Film- und Fernsehbranche ist von struktureller Diskriminierung durchzogen“. In: Der Spiegel. 25. März 2021 („Eine Umfrage sieht im Arbeitsumfeld von Film- und TV-Produktionen großen Verbesserungsbedarf; auch sexuelle Belästigung sei keine Seltenheit“).
- Podcast mit Riccardo Simonetti (LGBTI-Sonderbotschafter fürs EU-Parlament): #actout und Co: Welche Bedeutung haben queere Kampagnen 2021? In: ARD-Audiothek. 8. März 2021 (16:36 Minuten).
- Video von NDR Kultur Journal: #ActOut: 185 queere Schauspieler:innen outen sich öffentlich. In: NDR.de. 22. Februar 2021 (6:14 Minuten; Interviews mit Tucké Royale, Karin Hanczewski, Gustav Peter Wöhler und Julian Greis).
- Jennifer Ullrich: Schauspieler Jochen Schropp fordert mehr Diversität im TV – das sagen die Sender. In: Watson.de. 13. Februar 2021 (Aussagen von ARD, ZDF, RTL, Vox, Pro7/Sat1/Kabel1).
- Audio-Debatte: Sebastian Andrae vs. Alexander Bickel (WDR-Programmleiter): Drehbuchautor zu #ActOut: „In den Fernsehanstalten wird zu wenig gewagt“ ↔ WDR-Programmleiter über #ActOut: „Das Bewusstsein aller Beteiligten schärfen“. In: Deutschlandfunk Kultur. 9.–10. Februar 2021 (je 8 Minuten).
- Steven Sowa: Meinung: Diversität im Öffentlich-Rechtlichen – Dieses Massen-Coming-out sollte ARD und ZDF zu denken geben. In: t-online.de. 6. Februar 2021 („Dass das im Jahr 2021 noch eine Nachricht ist, lässt aufhorchen. Schließlich sind die Coming-outs von Wolfgang Joop oder Udo Walz Jahrzehnte her. Das Problem liegt im System“).
- Eva Meckbach im Interview: „Ich habe gemerkt, dass die Menschen mich anders sehen“. In: NDR.de. 5. Februar 2021 (mit Audio: 6 Minuten).
- Video von Queer Media Society (QMS): Virtual Roundtable #2: Schauspiel – #ActOut. In: QueerMediaSociety.org. 5. Februar 2021 (72:58 Minuten; mit Bastian Trost, Karin Hanczewski, Eva Meckbach, Oska Melina Borcherding, Matthias Freihof und Lamin Leroy Gibba).
Einzelnachweise
- Vorstellung Heft 5: „Wir sind schon da“. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. 5. Februar 2021, abgerufen am 8. Februar 2021.
- Carolin Emcke, Lara Fritzsche: Kunst: „Wir sind schon da“. In: Süddeutsche Zeitung Magazin. 4. Februar 2021, abgerufen am 19. Februar 2022 (bezahlpflichtig).
- Meldung (dpa): Massen-Coming-out – Schauspielverband: Queeres Manifest wichtiger Schritt. In: Frankfurter Rundschau. 6. Februar 2021, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Meldung (dpa): Initiative #actout: 185 Schauspielerinnen und Schauspieler outen sich und veröffentlichen Manifest. In: FAZ.net. 4. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021.
- Meldung (dpa): Versteckspiel „ist jetzt vorbei“: TV-Stars offenbaren sexuelle Orientierung. In: n-tv.de. 4. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021.
- Mehmet Ateşçi im Gespräch: Queere Initiative #actout: Ein Manifest für mehr Sichtbarkeit. In: Deutschlandfunk Kultur. 4. Februar 2021, abgerufen am 8. Februar 2021 (mit Audio: 6:37 Minuten).
- Manifest #ActOut: Offizielle Webseite. 4. Februar 2021, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Elisa Britzelmeier: Reaktionen auf #actout: „Wir alle haben Nachrichten bekommen, die uns zu Tränen rühren“. In: Süddeutsche Zeitung. 7. Februar 2021, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Philipp Jedicke: Diversität – #actout: 185 Schauspieler*innen outen sich. In: Deutsche Welle. 5. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021.
- Eva Meckbach im Interview: „Ich habe gemerkt, dass die Menschen mich anders sehen“. (Memento vom 6. Juni 2021 im Internet Archive) In: NDR.de. 5. Februar 2021, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Manifest #ActOut: Die 185+ Unterzeichner*innen. In: act-out.org. 2022, abgerufen am 19. Februar 2022.
- Deutsche Filmakademie: Die Deutsche Filmakademie steht an der Seite der Initiative #actout. In: Deutsche-Filmakademie.de. 5. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021.
- UFA GmbH: Nouvelles: Im heutigen SZ Magazin outen sich 185 … In: fr.LinkedIn.com. 5. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021.
- Philipp Jedicke: Film: Mehr Diversität in deutschen Filmen und Serien. In: Deutsche Welle. 27. November 2020, abgerufen am 7. Februar 2021.
- Filmfestival Max Ophüls: „Die Welt verändert sich, wir tragen …“ In: Facebook. 5. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021.
- Internationale Filmfestspiele Berlin: Today in Germany, 185 actors publicly came out… In: Twitter. 5. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021.
- Meldung: Manifest #actout: 185 Stars fordern mit ihrem Coming-out mehr Vielfalt. In: WDR.de. 5. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021 (mit Audio: 9:16 Minuten; verfügbar bis 5. Februar 2022).
- Meldung (dpa): Actout: Ein Manifest für Anerkennung. In: Wiener Zeitung. 5. Februar 2021, abgerufen am 9. Februar 2021
- Alexander Bickel im Interview: WDR-Programmleiter über #ActOut: „Das Bewusstsein aller Beteiligten schärfen“. In: Deutschlandfunk Kultur. 10. Februar 2021, abgerufen am 14. Februar 2021 (mit Audio: 8:42 Minuten).
- Redaktion: Standpunkt – Massen-Coming-out: Bei #ActOut geht es um weit mehr als Queerness. In: Queer.de. 8. Februar 2021, abgerufen am 9. Februar 2021.
- Jennifer Ullrich: Schauspieler Jochen Schropp fordert mehr Diversität im TV – das sagen die Sender. In: Watson.de. 12. Februar 2021, abgerufen am 14. Februar 2021.
- Redaktion: Darstellung Homosexueller im Fernsehen ist realitätsfern. In: DigitalFernsehen.de. 19. Juni 2019, abgerufen am 3. März 2021.
- Sebastian Andrae im Interview: Drehbuchautor zu #ActOut: „In den Fernsehanstalten wird zu wenig gewagt“. In: Deutschlandfunk Kultur. 9. Februar 2021, abgerufen am 12. Februar 2021 (mit Audio: 8:53 Minuten).
- Jan Feddersen: Der Kampf gegen Heteronormativität fühlt sich gut an. In: Mannschaft.com. 13. Februar 2021, abgerufen am 14. Februar 2021.
- Marcel Fratzscher: Diskriminierung macht krank. In: DIW.de. 15. Februar 2021, abgerufen am 3. März 2021.
- David Kasprowski, Mirjam Fischer u. a.: Geringere Chancen auf ein gesundes Leben für LGBTQI*-Menschen. In: DIW Wochenbericht. Nr. 6, 2021, S. 80–88 (Präsentation & Download).
- Meldung: Deutscher Schauspielpreis geht an Initiative #ActOut. In: Süddeutsche Zeitung. 29. Juli 2021, abgerufen am 30. Juli 2021.
- Timo Niemeier: Deutscher Schauspielpreis: Cornelia Froboess wird geehrt. In: DWDL.de. 29. Juli 2021, abgerufen am 30. Juli 2021.
- Deutscher Schauspielpreis: deutscherschauspielpreis Ehrenpreis Inspiration. In: Instagram. 29. Juli 2021, abgerufen am 30. Juli 2021.
- Johannes Kram: Schauspieler*innen-Coming-out: Der Kampf beginnt erst jetzt! In: Nollendorfblog.de. 6. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021 (Blog seit 2009: Ich hab ja nichts gegen Schwule, aber).
- Enrico Ippolito: #actout: Es geht um Respekt. Und ja, auch um Jobs. In: Der Spiegel. 11. Februar 2021, abgerufen am 14. Februar 2021.
- Johannes Kram: Coming-out: Dieter Hallervorden attackiert Schauspieler*innen. In: Nollendorfblog.de. 7. Februar 2021, abgerufen am 7. Februar 2021.
- Arno Widmann: Aktion „#actout“ – Diversität: Die Gesellschaft hat sich verändert, der Film muss hinterher. In: Frankfurter Rundschau. 17. Februar 2021, abgerufen am 18. Februar 2021.
- Schauspieler*innen von #ActOut mit Kompassnadel 2021 ausgezeichnet. In: Queeres Netzwerk NRW. 28. August 2021, abgerufen am 14. September 2021 (deutsch).