Held der Russischen Föderation
Held der Russischen Föderation (russisch Герой Российской Федерации, Transkription Geroi Rossijskoi Federazii) ist die höchste Auszeichnung und der höchste Ehrentitel, der in Russland vergeben wird. Der russische Präsident verleiht diesen Orden an Personen, die sich bei ihnen übertragenen Aufgaben oder anderen Heldentaten im Dienste des Staates durch außerordentliche Tapferkeit hervorgetan haben.
Bis jetzt wurde die Auszeichnung etwa 750 Mal verliehen, hauptsächlich an Kosmonauten und an Soldaten, die in den beiden Tschetschenienkriegen gekämpft haben. Aber auch Künstler, Politiker, Sportler und Persönlichkeiten aus der Wirtschaft wurden mit diesem Orden geehrt.
Geschichte
Die Auszeichnung wurde am 20. März 1992 vom russischen Präsidenten Boris Jelzin per Dekret eingeführt, um die bisherigen Titel Held der Sowjetunion und Held der sozialistischen Arbeit zu ersetzen. Dekret Nr. 2553-I beinhaltet die Kriterien für die Vergabe des Titels und auch für die Gestaltung der Medaille.
Das Aussehen des Ordens ist ähnlich dem des Helden der Sowjetunion. An einem weiß-blau-roten Band (19,5 × 15 mm) hängt ein fünfzackiger, unverzierter Stern. Der Stern aus Gold hat einen Durchmesser von 15 mm und wiegt 21,5 Gramm. Auf der Rückseite stehen die Worte Герой России (russisch für Held Russlands) und eine Seriennummer. In der Öffentlichkeit wird der Orden auf der linken Jackenseite oberhalb anderer Medaillen und Auszeichnungen getragen.
Empfänger (Auswahl)
Die meisten Empfänger dieses Titels sind entweder Kosmonauten oder Beteiligte im Tschetschenienkonflikt. Während Kosmonauten mit ihrem Raumflug automatisch diese Auszeichnung bekommen, bekommen diejenigen in Tschetschenien den Titel für Tapferkeit im Gefecht oder für die Führung der pro-russischen Regierung. Ebenso wird die Auszeichnung auch postum an Personen verliehen, die in Ausübung ihrer Pflicht gefallen oder bei einem Attentat umgekommen sind. Bis heute wurde die Auszeichnung an ungefähr 750 Personen verliehen, davon an 340 Personen postum.
Die folgenden Angaben zu den Empfängern beziehen sich auf deren Position zum Zeitpunkt des Erhalts der Auszeichnung.
Empfänger | Datum | Grund |
---|---|---|
Arthur Adams* | 17. Juni 1999 | Schwedisch-russischer Spion, der wesentliche Inhalte des amerikanischen Atombombenprojektes an die Sowjetunion weitergab |
Aleksandra Akimowa | 1994 | Unterleutnant der russischen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg mit 680 Einsätzen als Bordnavigator |
Timur Apakidse | 17. August 1995 | Oberst der Marineflieger (Su-33, u. a. auf dem Flugzeugträger Admiral Kusnezow) |
Alexander Baranowitsch | 5. Mai 2000 | Generaloberst und erster Stellvertreter des Kommandeurs der Truppen des Militärbezirks Nordkaukasus |
Wladimir Beljawski | 8. August 2006 | Oberstleutnant im Nordkaukasus |
Nina Brusnikowa | 5. Oktober 2006 | Bedienerin einer Melkmaschine in der Kolchose „Awrora“, verhinderte Schlimmeres, als dort ein Feuer ausbrach |
Jekaterina Budanowa* | 1. Oktober 1993 | Oberleutnant, Jagdpilotin im 73. Garde-Jagdfliegerregiment während des Zweiten Weltkrieges |
Juri Danilin | 2004 | Major, als Mitglied der Anti-Terror-Einheit „Alpha“ in Tschetschenien im Kampf getötet |
Iliyas Daudi | 2009 | Soldat in Afghanistan 1985/86, rettete unter Einsatz seines Lebens drei Kameraden |
Alexei Dmitrow* | 23. Februar 2012 | Kapitän 1. Ranges und Kommandeur des atomgetriebenen Mehrzweck-U-Bootes K-154 Tigr der Nordflotte |
Roman Filipow* | 6. Februar 2018 | Major der Flieger, gefallen im Kampf mit Terroristen nach Landung mit Schleudersitz in Syrien |
Jewgeni Frolow | 11. Oktober 1994 | Testpilot bei Suchoi |
Feodosi Ganus* | 19. Juli 1996 | Russlanddeutscher Panzersoldat (Ladeschütze) in der Schlacht von Stalingrad im Unteroffiziersrang |
Juri Gidsenko | 1. April 1996 | Kosmonaut und Oberstleutnant der Luftstreitkräfte |
Wiktor Glucharew* | 10. April 1995 | Oberleutnant, im Zweiten Weltkrieg Flieger im 11. Schlachtfliegerregiment über Anapa |
Wjatscheslaw Jewskin* | 9. September 1996 | Major des FSB in Grosny |
Ljubow Jegorowa | 22. April 1994 | mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Langlauf |
Ruben Jesajan | 2006 | Testpilot (Zivilflugzeuge) und stellv. Generaldirektor von GOSNIIGA |
Damir Jussupow | 16. August 2019 | Zivilpilot, der die durch Vogelschlag getroffene, vollbesetzte Verkehrsmaschine des Ural-Airlines-Fluges 178 erfolgreich notlandete |
Achmat Kadyrow* | 10. Mai 2004 | bei einem Bombenanschlag getöteter Präsident Tschetscheniens |
Ramsan Kadyrow | 29. Dezember 2004 | tschetschenischer Premierminister und Sohn Achmat Kadyrows |
Said-Magomed Kakijew | 14. Oktober 2002 | Major in der 42. mot. Schützendivision in Tschetschenien |
Michail Kalaschnikow | 10. November 2009 | Waffenkonstrukteur und Generalleutnant |
Alexander Kaleri | 11. August 1992 | Kosmonaut |
Alexander Karelin | 26. August 1996 | mehrfacher Olympiasieger und Weltmeister im Ringen, damit erfolgreichster Ringer aller Zeiten |
Wiktor Kasanzew | 4. Dezember 1999 | Generaloberst in Dagestan und Unterhändler in Tschetschenien |
Natalija Katschujewskaja* | 12. Mai 1997 | Sanitätsausbilderin in der 28. Armee in der Schlacht von Stalingrad |
Ruslan Kokschin | 9. Dezember 2002 | Oberleutnant und Zugführer der Grenztruppen Russlands in Tschetschenien |
George Koval* | 3. November 2007 | Geheimagent und Dozent am Chemisch-Technologischen Mendelejew-Institut in Moskau |
Pawel Kretow | 12. August 2000 | Oberst und Marineflieger (u. a. auf dem Flugzeugträger Admiral Kusnezow) |
Sergei Krikaljow | 11. April 1992 | Kosmonaut |
Wladimir Kulakow | Oberst und Kommandeur eines Artillerieregiments der Luftlandetruppen (Tschetschenienveteran) | |
Andrei Lamanow | 16. November 2010 | Pilot, erhielt den Ehrentitel zusammen mit Jewgeni Nowoselow für die sichere Landung einer havarierten Tupolew Tu-154 am 7. September 2010[1] |
Larissa Lasutina | 27. Februar 1998 | Major und mehrfache Olympiasiegerin und Weltmeisterin im Langlauf |
Waleri Legassow* | 20. September 1996 | Leiter der Untersuchungskommission zur Katastrophe von Tschernobyl |
Gennadi Ljatschin* | 29. August 2000 | Kapitän 1. Ranges auf dem gesunkenen Atom-U-Boot K-141 Kursk |
Juri Malentschenko | 24. November 1996 | Kosmonaut und Oberstleutnant der Luftstreitkräfte |
Alexander Margelow | 24. November 1994 | Major der Fallschirmjäger, für besondere Verdienste bei der Erprobung von Ausrüstung (1. Abwurf eines Luftlandepanzers mit Besatzung)[2] |
Igor Matkowski | 21. April 2008 | Testpilot und Marineflieger (u. a. auf dem Flugzeugträger Admiral Kusnezow) |
Dmitri G. Medwedew* | 18. Mai 2005 | Oberstleutnant im Nordkaukasus |
Georgij Murzin | 16. August 2019 | Kopilot beim Ural-Airlines-Flug 178, wirkte bei der erfolgreichen Notlandung der durch Vogelschlag schwer beschädigten Maschine mit |
Alexander Nikulin | März 1994 | Flieger des 947. Schlachtfliegerregiments im Zweiten Weltkrieg |
Jewgeni Nowoselow | 16. November 2010 | Pilot, erhielt den Ehrentitel zusammen mit Andrei Lamanow für die sichere Landung einer havarierten Tupolew Tu-154 am 7. September 2010[3] |
Magomed Nurbagandow* | 22. September 2016 | Polizeileutnant, weigerte sich nach seiner Gefangennahme durch Islamisten, eine defätistische Videobotschaft zu senden und wurde daraufhin erschossen |
Wiktor Omelkow* | 1. März 1995 | Major der Luftlandetruppen in Tschetschenien |
Juri Onufrijenko | 16. Oktober 1996 | Kosmonaut und Oberstleutnant der Luftstreitkräfte |
Gennadi Padalka | 5. April 1999 | Kosmonaut und Oberstleutnant der Luftstreitkräfte |
Alexei Palatidi* | 22. Dezember 1999 | Leutnant und Zugführer der Truppen des Innenministeriums in Tschetschenien |
Nikolai Patruschew | 15. März 2000[4] | Armeegeneral und Leiter des russischen Geheimdienstes FSB |
Alexander Pawlow | 2006 | Testpilot am Michail-Gromow-Institut für Flugforschung in Schukowski |
Oleg Peschkow* | 25. November 2015 | Oberstleutnant der Luftstreitkräfte, nach dem Abschuss einer Suchoi Su-24 der russischen Luftwaffe 2015 von syrischen Turkmenenbrigaden getötet |
Waleri Poljakow Waleri Wladimirowitsch Poljakow | 10. April 1995 | Kosmonaut |
Sergei Preminin* | 7. August 1997 | Besatzungsmitglied des gesunkenen sowjetischen U-Boots K-219 |
Alexander Prochorenko* | 17. März 2016 | Oberleutnant, soll bei Kämpfen um Palmyra einen Luftangriff auf die eigene Stellung angefordert haben.[5] |
Alexander Rajewski | 17. August 1995 | Oberst und Testpilot im Staatlichen Tschkalow-Flugerprobungszentrum in Achtubinsk |
Sergei Rewin | September 2012 | Kosmonaut |
Roman Romanenko | 6. Mai 2010 | Luftwaffenpilot und Kosmonaut |
Oleg Schalamow | inoffizieller Mitarbeiter des russischen Innenministeriums MWD | |
Wladimir Schamanow | 4. Dezember 1999 | Generalmajor im Nordkaukasus |
Sergei Schoigu | 20. September 1999 | Katastrophenschutzminister und Generaloberst |
Lidija Schulaikina | 1. Oktober 1993 | Oberleutnant der Marine des 7. Garde-Bodenkampf-Flugregiments mit 38 Kampfeinsätzen im Zweiten Weltkrieg |
Sergej Solnetschnikow* | 29. März 2012 | Major; rettete durch Selbstopferung zahlreichen Soldaten das Leben, als er eine explodierende Handgranate mit dem eigenen Körper bedeckte |
Magomed Tolbojew | 17. November 1992 | Testpilot am Michail-Gromow-Institut für Flugforschung in Schukowski und Pilot der Buran-Raumfähre |
Gennadi Troschew | 4. Dezember 1999 | Generalleutnant und stellv. Kommandeur der Vereinigten Gruppierung der Streitkräfte im Nordkaukasus |
Aldar Zydenschapow* | 16. November 2010 | Seemann, rettete sein Schiff, den Zerstörer Bystry, indem er nach dem Ausbruch eines Feuers ein Kesselventil schloss und dabei tödliche Verbrennungen erlitt |
German Ugrjumow | 20. Dezember 2000 | Vizeadmiral und stellv. Direktor des FSB |
* Auszeichnung wurde postum verliehen
Weblinks
- Герои Страны. In: warheroes.ru. Abgerufen am 4. November 2014 (russisch, Geroi strany – Verzeichnis der Helden der Sowjetunion und der Russischen Föderation).
Einzelnachweise
- Harro Ranter: Flugunfall 07 SEP 2010 einer Tupolev Tu-154M RA-85684 – Izhma Airport. Abgerufen am 8. Januar 2019.
- Boris Jelzin: Ukas Nr. 1282. (Nicht mehr online verfügbar.) Präsident der Russischen Föderation, archiviert vom Original am 3. November 2014; abgerufen am 3. November 2014 (Originaldokument auf Commons). Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.
- Harro Ranter: Flugunfall 07 SEP 2010 einer Tupolev Tu-154M RA-85684 – Izhma Airport. Abgerufen am 8. Januar 2019.
- Патрушев Николай Платонович. Abgerufen am 29. Januar 2019.
- Lizzie Dearden: "Body of Russian special forces officer who 'ordered air strike on himself' to kill Isis militants returned home" The Independent vom 30. April 2016