Sainkho Namtchylak
Sainkho Namtchylak (Сайнхо oder Саин-Хоо Намчылак, auch Sainko Namchylak geschrieben, eigentlich Людмила Окан-ооловна Намчылак; * 11. März 1957 in Kyzyl in Tuwa, Sibirien) ist eine moderne Sängerin, die aus der autonomen russischen Republik Tuwa stammt. Sie betätigt sich auch als Lyrikerin und bildende Künstlerin und lehrte an der Wiener Schule für Dichtung.[1]
Leben
Ihre Eltern waren Lehrer, ihre Großeltern Nomaden. Bereits in jungen Jahren kam Namtchylak durch ihre Großmutter in Kontakt mit dem traditionellen (und vor allem Männern vorbehaltenen) Kehlkopfobertongesang der Turkvölker Südsibiriens. Von ihr lernte sie viele traditionelle Lieder, bevor sie 1975 eine Ausbildung an der Musikhochschule in Kysyl begann, die sie ab 1981 an der Ipolitova-Ivanova-Akademie in Moskau fortsetzte. Ihren Abschluss erhielt sie 1988 vom Gnesin-Institut mit einer Arbeit über Gesangsstile in der rituellen Musik Sibiriens. Neben ihrer Ausbildung war Namtchylak auch Mitglied in verschiedenen Musikgruppen und unternahm zusammen mit der Folkloregruppe Sayani von 1987 bis 1989 eine Tournee durch Teile Europas, Asiens und Amerikas. Danach schloss sie sich in Moskau der experimentellen Gruppe Tri-O an, mit denen sie Auftritte im Westen hatte. 1991 zog sie für mehrere Jahre nach Wien.
1997 war sie Opfer eines tätlichen Angriffs und lag mehrere Wochen lang im Koma.
Sie spielte mit Musikern wie Andreas Vollenweider, Peter Kowald, Werner Lüdi, Shelley Hirsch, Irene Becker, Jan Garbarek, Vladimir Tarasov, Dschiwan Gasparjan, Wolfgang Muthspiel, Huun-Huur-Tu und dem Moscow Composers Orchestra.
Seit Anfang der 1990er Jahre widmet sie ihr musikalisches Schaffen der Synthese der traditionellen sibirischen Musik mit westlichen Musikstilen wie freiem Jazz und Pop. Darauf basierend spielte Namtchylak Alben wie Naked Spirit (Preis der deutschen Schallplattenkritik in der Kategorie Folklore/Worldmusik) oder Who Stole the Sky (World Music Award von BBC 3, 2005) ein. 2015 erschien ihr Album Like a Bird or Spirit, Not a Face, das sie zusammen mit Eyadou Ag Leche und Said Ag Ayad von der Tuareg-Band Tinariwen aufnahm.
Ihre Stimme umfasst sieben Oktaven.[2] Auf mehreren Alben (z. B. Who Stole the Sky?, Cyberia) tritt sie solo auf.
Diskografie
- 1991 – Anthology of Russian Jazz
- 1991 – Tunguska-Guska, eine Meteoritenoper (Hörspiel von Grace Yoon und Iris Disse)
- 1991 – Lost Rivers
- 1992 – Pulse, mit Michael Sievert
- 1993 – Out of Tuva
- 1996 – Mars song (Duo mit Evan Parker)
- 1996 – Amulet (Duo mit Ned Rothenberg)
- 1996/99 – Aura (mit Kowald, Tarasov, Volkov)
- 1997 – Time Out
- 1997 – Letters
- 1998 – sound poetry live (gemeinsam mit Allen Ginsberg, Wolfgang Bauer und Ed Sanders)
- 1998 – Naked Spirit
- 2001 – Stepmother City
- 2003 – Who Stole The Sky?
- 2005 – Forgotten Streets of St. Petersburg (mit TriO)
- 2006 – Karmaland
- 2008 – Mother-Earth! Father-Sky! (mit Huun-Huur-Tu)
- 2009 – Cyberia
- 2010 – Not Quite Songs (gemeinsam mit Nickolai Sudnick)
- 2013 – Go to Tuva (mit Garlo)
- 2015 – Like a Bird or Spirit, Not a Face (mit Mitgliedern von Tinariwen)
- 2019 – Echo of the Ancestors
- 2020 – Sainkho Namtchylak, Ned Rothenberg, Dieb13: Antiphonen (Klanggalerie)
Lexigraphischer Eintrag
- Marcus Gammel: The New Grove Dictionary of Jazz. Volume 2 Gabler-Niewood, second edition, Macmillan Publishers, London 2002, ISBN 1-56159-284-6
- Martin Kunzler: Jazz-Lexikon. Band 2: M–Z (= rororo-Sachbuch. Bd. 16513). 2. Auflage. Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2004, ISBN 3-499-16513-9.
Weblinks
Einzelnachweise
- Sainkho Namchylak (Tuva / A) :"Blissfully naked бнаженная блаженность" mit Brigitte Meyer (CH), Cello. (Nicht mehr online verfügbar.) Schamrock, archiviert vom Original am 26. Oktober 2014; abgerufen am 26. Oktober 2014.
- Sainkho Namtchylak Biography. Allmusic, abgerufen am 28. Dezember 2017 (englisch).