Sturmgeschütz III
Das Sturmgeschütz III (Sd.Kfz. 142 auch StuG III) war das meistgebaute Vollkettenpanzerfahrzeug der deutschen Wehrmacht. Ursprünglich wurde es zur Nahunterstützung der Infanterie als sogenannte Sturmartillerie entwickelt. Darum erhielt es die Bezeichnung als Sturmgeschütz und die zunächst sehr kurze Kanone. Als Plattform diente das Fahrgestell des Panzerkampfwagens III, zum Teil auch durch Umbau von Kampfpanzern, die nicht mehr für den Fronteinsatz geeignet waren. Daher stammt auch die Nummer der Bezeichnung, diese gibt also keine Reihenfolge von Sturmgeschütztypen an. Im Verlauf des Zweiten Weltkrieges kam den Sturmgeschützen oft in Ermangelung von dazu geeigneten Kampfpanzern die Rolle der Panzerabwehr zu. Entsprechend wurde auch das StuG III weiterentwickelt, schwerer gepanzert und mit durchschlagskräftigen langen Kanonen ausgestattet. Sowohl in der Funktion als Artillerie als auch als Panzerjäger war das Sturmgeschütz III sehr erfolgreich, wobei die Herstellung im Vergleich zu Kampfpanzern kostengünstiger, ressourcensparender und schneller war. Die Infanterie- und die Panzerjagdabteilungen befanden sich bald in Konkurrenz um die Zuweisung der Fahrzeuge. Für die ursprüngliche Rolle zur artilleristischen Unterstützung wurden Varianten mit Waffen größeren Kalibers entwickelt.
Sturmgeschütz III | |
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StuG III Ausführung G mit Zimmerit-Beschichtung in der Wehrtechnischen Studiensammlung Koblenz | |
Allgemeine Eigenschaften | |
Besatzung | 4 |
Länge | 6,77 m |
Breite | 2,95 m |
Höhe | 2,16 m |
Masse | 23,9 t |
Panzerung und Bewaffnung | |
Panzerung | 19–80 mm |
Hauptbewaffnung | 7,5-cm-StuK 40 L/48 |
Sekundärbewaffnung | 1 × 7,92-mm-MG 34 |
Beweglichkeit | |
Antrieb | Maybach HL 120 TRM 300 PS |
Geschwindigkeit | 40 km/h (Straße) |
Leistung/Gewicht | 12,6 PS/t |
Reichweite | 155 km (Straße) |
Entwicklung
Bereits im Jahre 1935 schlug der damalige Oberst Erich von Manstein vor, Sturmartillerieeinheiten aufzustellen, die mit ihrer starken Bewaffnung auf kettengetriebenen Chassis der direkten Unterstützung der Infanterie-Divisionen dienen und in der Lage sein sollten, feindliche Bunker, Stellungen und Ähnliches im Direktbeschuss zu zerstören. Sturmgeschütze konnten aufgrund des fehlenden Turmes nicht nur schneller, leichter und kostengünstiger hergestellt werden als reguläre Panzerkampfwagen, durch den Aufbau war außerdem die Möglichkeit des Einbaus einer wesentlich leistungsstärkeren Kanone gegeben, wodurch sich viele Sturmgeschütze in der Rolle als „Panzerjäger“ bewährten. Die Kanone war in die Front des Fahrzeuges eingelassen, zum groben Ausrichten musste das gesamte Fahrzeug gedreht werden, während die Feinausrichtung über ein Kugelgelenk erfolgte. Weitere Vorteile neben dem geringeren Preis (StuG III etwa 82.000 RM, Panzer III etwa 105.000 RM) waren die niedrigere Silhouette und die starke Panzerung im Frontbereich.
Produktion
Insgesamt wurden von 1940 bis 1945 etwa 10.000 Sturmgeschütze III gebaut. Die Ausführungen A bis E waren mit einer 7,5-cm-StuK 37 (Kaliberlänge L/24, im Soldatenjargon „Stummel“ genannt) bewaffnet und wiesen eine Frontpanzerung von 50 mm auf. Ab März 1942 wurde die verbesserte Ausführung F in Dienst gestellt, die mit der längeren und damit leistungsfähigeren 7,5-cm-StuK 40 L/43 bewaffnet war. Für die ab Herbst 1942 produzierten Ausführungen F/8 und G wurde die noch längere 7,5-cm-StuK 40 L/48 verwendet. Die Varianten mit der langen Kanone wurden auch als Sturmgeschütz 40 bezeichnet, was seinen Ursprung in der als Sturmkanone 40 bezeichneten neuen Hauptwaffe hatte. Ab Oktober 1943 verwendeten die Altmärkischen Kettenwerke an der Hauptwaffe anstatt der bisherigen Walzenblende eine Blende mit geschossabweisenderer Form, später Saukopfblende genannt. Im Rahmen von Fabriküberholungen erhielten viele ältere StuG III einige Neuerungen der aktuellen Versionen wie beispielsweise die längere Kanone oder Zusatzpanzerung. Da die meisten StuG 40 zur Panzerbekämpfung anstatt zur genuinen Aufgabe der Infanterienahunterstützung verwandt wurden, baute Alkett die Sturmhaubitze 42 mit einem 105-mm-Artilleriegeschütz für den unmittelbaren Infanterieeinsatz. Von dieser Variante wurden etwa 1300 Fahrzeuge gebaut.
Ausführung | Stückzahl | Produktionszeitraum | Hersteller | Fahrgestell-Nr. |
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A, (1./s.Pak, Sd. Kfz. 142) | 5 / 36 | 1937 bis 1939 (Prototypen) / Januar bis Mai 1940 | Daimler-Benz (Berlin) | 90216–90220 (Prototypen) 90001–90030, 90401–90406 |
B, (2. und 3./s.Pak) | 320 | Juni 1940 bis Mai 1941 | Alkett (Berlin) | 90101–90350, 90501–90550 |
C / D (3. und 4./sPak) | 50 / 150 | Mai bis September 1941 | Alkett | 90551–90600 / 90601–90750 |
E | 284 | September 1941 bis März 1942 | Alkett | 90751–91034 |
F (Sd. Kfz. 142/1) | 366 + 1 Prototyp | März bis September 1942 | Alkett | 91035–91400 |
F/8 | 250 | September 1942 bis Dezember 1942 | Alkett | 91401–91650 |
G | ≈5837 (Alkett) 2586 (MIAG) 173 umgebaute Panzer III | Umbau der PzKpfW III: 1943 bis 1944 Dezember 1942 bis April 1945 Februar 1943 bis April 1945 | Alkett MIAG (Braunschweig) | 76126–76210, 77351–77408 91651–94250, 105001–≈108920 95001–97586 |
StuH 42 (Sd. Kfz. 142/2) | ≈1299 + 12 Umbauten + 1 Prototyp | Oktober 1942 bis Januar 1943 (Umbauten) März 1943 bis April 1945 | Alkett | 90101–91400 ≈92151–≈108920 |
Munition
Zur Panzerbekämpfung standen für die 7,5-cm-StuK 37 L/24 zunächst die Panzergranate 39 und die Granatpatrone 38 zur Verfügung. Ende 1941 wurden die Hohlladungsgeschosse Granatpatrone 38 HL/A, HL/B und HL/C eingeführt. Damit konnten 100 mm Panzerstahl auf Entfernungen bis zu 1500 m durchschossen werden.
Für die 7,5-cm-StuK 40 L/48 gab es die Panzergranate 39, Panzergranate 40 sowie die Hohlladungsgeschosse Granatpatrone 38 HL/A, HL/B und HL/C. Für andere Ziele gab es die Sprenggranatpatrone 34, die einen einstellbaren Aufschlagzünder (0,15 s) hatte. Auch gab es, wenn sie auch selten im Sturmgeschütz mitgeführt wurde, die Nebelgranatpatrone KWK 40. Mit dieser konnte für 20 bis 25 Sekunden eine im Durchmesser 30 m große Nebelwolke erzeugt werden. Zur ersten Munitionsausstattung eines Sturmgeschützes Ausf. G gehörten zehn Nebelgranatpatronen, 130 Sprenggranaten und 130 Panzergranaten. Davon befanden sich 54 im Sturmgeschütz (jeweils die Hälfte Spreng- und Panzergranaten), während sich der Rest in der Munitionsstaffel befand. Aus Gründen der begrenzten Transport- oder Staumöglichkeiten der Patronenmunition im Gefechtsfahrzeug selbst wurden eigens entwickelte verkürzte Kartuschen (75 × 495 mm R(andkartusche)[2]) an Stelle der sonst üblichen PaK-Granatpatronen (75 × 714 mm R) verwendet.
Durch die niedrige Bauweise des Sturmgeschützes konnten Ziele in 1000 m Entfernung beschossen werden, ohne dass die Flugbahn der Panzergranate 39 die Höhe von 2,50 m überschritt. Dadurch konnte zum Beispiel der 2,76 m hohe T-34/85 direkt angerichtet und getroffen werden. Wie die folgenden Tabellen zeigen, war die Durchschlagsleistung der panzerbrechenden Geschosse bei 500 m Entfernung zum Ziel und einem Auftreffwinkel von 60° höchst unterschiedlich.
7,5-cm-Sturmkanone 37 L/24[3] | ||||
PzGr. 39 | GrPa. 38 | GrPa. 38 HL/A | GrPa. 38 HL/B | GrPa. 38 HL/C |
39 mm | 45 mm | 70 mm | 75 mm | 100 mm |
7,5-cm-Sturmkanone 40 L/48 | |||||
PzGr. 39 | PzGr. 40 | PzGr. 40 (W) | GrPa. 38 HL/A | GrPa. 38 HL/B | GrPa. 38 HL/C |
91 mm | 108 mm | 69 mm | 70 mm | 75 mm | 100 mm |
Technische Daten
Technische Daten der Ausführungen des Sturmgeschütz III | ||
Sturmgeschütz III Ausf. A | Sturmgeschütz III Ausf. G | |
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Allgemeine Eigenschaften | ||
Gewicht | 19,6 t | 23,9 t |
Länge | 5,38 m | 6,77 m |
Breite | 2,92 m | 2,95 m |
Höhe | 1,95 m | 2,16 m |
Bewaffnung | ||
Hauptbewaffnung | 7,5-cm-StuK 37 L/24 | 7,5-cm-StuK 40 L/48 |
Sekundärbewaffnung | 1 × MG 34 | |
Munitionsvorrat | StuK: 44 |
StuK: 54 MG: 600 |
Kaliberlänge (KwK) | 24 | 48 |
Panzerung | ||
Front | 50 mm | 80 mm |
Seiten | 30 mm | = |
Heck | 30 mm | 50 mm |
Dach / Bodenwanne | 19 mm | = |
Beweglichkeit | ||
Motor (Maybach) | HL 120 TRM[T 1] V12-Ottomotor wassergekühlt |
= |
Leistung | 300 PS | = |
Hubraum | 11,87 l | = |
Gewichtsbezogene Leistung | 15,3 PS/t | 12,6 PS/t |
Höchstgeschwindigkeit Straße | 40 km/h | = |
Fahrbereich | 160 km (Straße) | 155 km (Straße) |
Besatzung | 4 | = |
Anmerkungen zur Tabelle „Technische Daten“
- Hochleistungsmotor mit Trockensumpfschmierung und Magnetzündung
Einsatz
Nach ihrer Einführung wurden die zur Sturmartillerie gehörenden Sturmgeschütze III (StuG III) zunächst in selbstständigen Batterien (zu je sechs Geschützen) oder ab 1941 in Sturmgeschützabteilungen (je drei Batterien, insgesamt 18 Geschütze) zusammengefasst, die den Infanterie-Divisionen der Wehrmacht bei Bedarf unterstellt wurden.
Die ersten StuG III Ausführung A auf Basis der Wanne des Panzers III, Ausführung F wurden 1940 in den selbstständigen Sturmgeschützbatterien 640, 659, 660 und 665 zusammengefasst und im Westfeldzug eingesetzt.[4]
In größerer Stückzahl beschaffte Finnland ab 1943 StuG III und benutzte diese bis 1966. Nach Streichung aus der aktiven Liste wurden einige in fest eingebauten Stellungen als artilleristische Verteidigung an Fliegerhorsten verwendet, weiterhin wurden einige Fahrzeuge an diverse Museen verkauft.
Die Sowjetunion erbeutete mehrere StuG III während des Deutsch-Sowjetischen Krieges, die unter der Armeebezeichnung Artsturm-3 eingesetzt wurden.[5] Nach dem Zweiten Weltkrieg zum Teil an Syrien übergeben, wurden diese dort bis zum Sechstagekrieg (1967) eingesetzt. Allerdings zeigte sich in diesem Konflikt, dass das StuG III veraltet und technisch unterlegen war. Einige Fahrzeuge wurden von den Israelis erbeutet und sind bis heute erhalten.
Varianten
- Sturmhaubitze 42 (StuH42) – 10,5-cm-Sturmhaubitze anstatt der 7,5-cm-Kanone, StuG III Ausf. F-, F/8- und G-Fahrgestell
- Sturminfanteriegeschütz 33 (StuIG 33) – 15-cm-schweres Infanteriegeschütz 33 auf modifizierten StuG-III-Fahrgestell, 24 Exemplare
- Sturmgeschütz III Flammpanzer, 10 F bzw. F/8 Mitte 1943 umgebaut; Anfang 1944 Rückbau in normale StuG
- Munitionpanzer Sturmgeschütz III
Siehe auch
Literatur
- Wolfgang Fleischer: Die deutschen Sturmgeschütze 1935–1945. Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0588-7.
- Wolfgang Fleischer: Waffen-Arsenal – Deutsche Sturmgeschütze im Einsatz. Band 176. Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0659-X.
- Peter Müller, Wolfgang Zimmermann: Sturmgeschütz III – Rückgrat der Infanterie. History Facts
Weblinks
- StuG – Sturmgeschütze im Modell Ständig wachsende Infoquelle über die StuG
- Sturmgeschütz III/IV (Achtung Panzer!, englisch)
- Sturmgeschütze in finnischen Diensten Informative Seite zu finnischen StuG, (englisch)
Einzelnachweise
- Thomas L. Jentz, Hillary Louis Doyle: Panzer Tracts No.23 – Panzer Production from 1933 to 1945.
- http://www.quarryhs.co.uk/ammotable8.html
- Wolfgang Fleischer: Die deutschen Sturmgeschütze 1935–1945. Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0588-7, S. 75.
- Wolfgang Fleischer: Die deutschen Sturmgeschütze 1935–1945. Podzun-Pallas Verlag, ISBN 3-7909-0588-7, S. 19.
- „Sturmgeschutz III/IV“ Archivierte Kopie (Memento vom 18. Mai 2013 im Internet Archive)