Südzucker
Die Südzucker AG mit Sitz in Mannheim ist ein börsennotierter Zuckerproduzent, der mehrheitlich von genossenschaftlich organisierten Rübenanbauern kontrolliert wird. Sie ist der größte Zuckerproduzent der Welt[3] und einer der größten Nahrungsmittelkonzerne Deutschlands. Das Unternehmen beschäftigt weltweit rund 19.200 Mitarbeiter. Südzucker erzielte im Geschäftsjahr 2019/20 (1. März 2019 bis 29. Februar 2020) einen Konzernumsatz von rund 6,67 (Vorjahr: 6,75) Mrd. Euro. Das operative Geschäftsergebnis betrug 116 (Vorjahr: 27) Mio. Euro.[2] Gegliedert ist Südzucker in die Unternehmenssegmente Zucker, Spezialitäten, CropEnergies (Bioethanol) und Frucht.
Südzucker AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0007297004 |
Gründung | 1988 |
Sitz | Mannheim, Deutschland |
Leitung | Niels Pörksen[1] (Vorstandsvorsitzender) Ingrid-Helen Arnold |
Mitarbeiterzahl | 19.188[2] |
Umsatz | 6,67 Mrd. Euro (2019/20)[2] |
Branche | Nahrungsmittel |
Website | www.suedzucker.de |
Stand: 29. Februar 2020 |
Geschichte
Südzucker geht auf die Süddeutsche-Zucker-AG zurück, die 1926 aus einem Zusammenschluss von fünf regionalen Zuckerfabriken hervorging (Zuckerfabrik Frankenthal AG; Zuckerfabrik Heilbronn AG; Badische Gesellschaft für Zuckerfabrikation; Zuckerfabrik Offstein AG; Zuckerfabrik Stuttgart). Gesellschaftsrechtlicher Vorgänger der Süddeutschen-Zucker-AG ist die Zuckerfabrik Frankenthal AG.
Im Zweiten Weltkrieg wurden nahezu die gesamten Produktionskapazitäten zerstört, zudem verlor das Unternehmen nach Ende des Krieges die im Besatzungsgebiet der Sowjetunion gelegenen Standorte durch Enteignung. In den 1950er Jahren wurden die verbliebenen Werke wieder auf- und ausgebaut. 1988 kam es zur Fusion mit der Zuckerfabrik Franken GmbH aus Ochsenfurt und zur Umbenennung des Unternehmens in Südzucker Mannheim/Ochsenfurt mit Sitz in Mannheim und je einer Hauptverwaltung in Mannheim/Ochsenfurt. Mit der Zusammenführung dieser Hauptverwaltungen im erweiterten Gebäude in der Maximilianstraße Mannheim zum Jahreswechsel 2014/15 wurde das Unternehmen in Südzucker AG umfirmiert.
Das neu entstandene Unternehmen expandierte hauptsächlich durch Akquisitionen in ganz Europa:
- 1989 Raffinerie Tirlemontoise, Brüssel/Belgien
- 1989 Agrana-Beteiligungs-AG, Wien/Österreich
- 1990 Erwerb der ostdeutschen Zuckerfabriken von der Treuhandanstalt
- 1995 Schöller-Holding (wurde 2001 an die schweizerische Lebensmittelkonzern Nestlé weiterverkauft)
- 1996 Freiberger Lebensmittel GmbH & Co. KG, Berlin (Produzent von Fertigpizzen und Pasta), Mehrheitsbeteiligung
- 2001 Saint Louis Sucre Paris/Frankreich (zweitgrößter Zuckerproduzent Frankreichs)[4]
Durch den seit 1996 erfolgten Zukauf einzelner Zuckerfabriken in Europa, insbesondere in Frankreich und Polen, stieg Südzucker zum mit Abstand größten Zuckerproduzenten Europas auf. Im Jahr 2005 wurden 5,2 Mio. Tonnen Zucker produziert (das entspricht einem Anteil an der EU-25-Zuckerproduktion von 21,8 %).
Im Februar 2014 wurde gegen das Unternehmen – zusammen mit den Konkurrenzfirmen Nordzucker und Pfeifer & Langen – wegen vorgeworfener wettbewerbsbeschränkender Absprachen eine gemeinschaftliche Geldbuße in Höhe von 280 Millionen Euro durch das Bundeskartellamt verhängt.[5]
Unternehmensführung
Als Vorsitzender des Vorstandes fungiert Niels Pörksen[1], Vorsitzender des Aufsichtsrates ist Hans-Jörg Gebhard aus Eppingen, der gleichzeitig Vorsitzender des Verbandes Süddeutscher Zuckerrübenanbauer e. V. ist. Die von der Südzucker im Geschäftsjahr 2018/19 gewährten Gesamtbezüge für den Vorstand beliefen sich auf 2,9 Millionen Euro.[6]
- Vorstand
- Niels Pörksen[1] (Vorsitzender)
- Thomas Kirchberg
- Thomas Kölbl
- Johann Marihart (auch Vorsitzender des Vorstands der Agrana Beteiligungs-AG)[7]
Standorte
Südzucker hat unter dem Namen Südzucker nur in drei Ländern Europas Fabriken: in Deutschland, Polen und Moldawien. In Polen und Moldawien wurde jeweils eine Tochterfirma gegründet: Südzucker Polska und die Südzucker Moldova.
Nachdem der Standort Warburg 2020 geschlossen wurde, werden nunmehr nur in Rain Zuckerrüben aus ökologischer Landwirtschaft zu Bio-Zucker verarbeitet (seit 2019). Dies geschieht jeweils am Anfang der Kampagnen, bevor die Verarbeitung der Zuckerrüben aus konventioneller Landwirtschaft beginnt.[8]
Deutschland
Bezeichnung | Standort | Bundesland | Gründung | Mitarbeiter | Status | Quelle |
---|---|---|---|---|---|---|
Hauptverwaltung | Mannheim | Baden-Württemberg | 1988 | aktiv | [9] | |
Werk | Waghäusel | Baden-Württemberg | 1837 | - | geschlossen 1995 | [10] |
Werk | Straußfurt | Thüringen | 1871 | - | geschlossen 1996 | [11] |
Werk | Brottewitz | Brandenburg | 1872/73 | - | geschlossen 2020 | [12] |
Werk | Wabern | Hessen | 1880/81 | ca. 80 Mitarbeiter | aktiv | [13] |
Werk (Zuckerfabrik Warburg) |
Warburg | Nordrhein-Westfalen | 1882 | - | geschlossen 2020 | [14][15] |
Werk | Obrigheim-Neuoffstein | Rheinland-Pfalz | 1883 | ca. 300 Mitarbeiter | aktiv | [16] |
Werk | Groß-Gerau | Hessen | 1883 | - | geschlossen 2008 | [17][18] |
Werk | Regensburg | Bayern | 1899 | - | geschlossen 2008 | [17][18] |
Werk mit Verwaltung | Ochsenfurt | Bayern | 1951 | ca. 330 Mitarbeiter | aktiv | [19] |
Werk | Rain | Bayern | 1957 | ca. 240 Mitarbeiter | aktiv | [20] |
Werk | Zeil | Bayern | 1959 | - | geschlossen 2001 | [21] |
Werk | Plattling | Bayern | 1961 | ca. 230 Mitarbeiter | aktiv | [22] |
Werk | Offenau | Baden-Württemberg | 1971 | ca. 200 Mitarbeiter | aktiv | [23] |
Werk | Zeitz | Sachsen-Anhalt | 1858, Neubau 1993 | ca. 200 Mitarbeiter | aktiv | [24] |
Werk | Oldisleben | Thüringen | 1872 | seit 1990 Museumswerk | [25] | |
Werk | Frankenthal (Pfalz) | Rheinland-Pfalz | 1843 | - | geschlossen 1943 | [26] |
Werk | Kaiserslautern | Rheinland-Pfalz | 1819 | - | geschlossen 1843 Verlegung nach Frankenthal |
[26] |
- Werk Plattling
- Werk Brottewitz
- Werk Offstein
- Werk Wabern (Hessen)
- Werk Offenau
- Werk Zeitz
Tochterunternehmen und Beteiligungen (Auszug)
Segment Zucker
- Geschäftsbereich Zucker Südzucker AG, Mannheim
- BGD Bodengesundheitsdienst GmbH, Ochsenfurt
- Raffinerie Tirlemontoise s. a., Brüssel, Belgien
- Saint Louis Sucre S. A., Paris, Frankreich[4]
- Agrana Beteiligungs AG, Wien, Österreich
- Südzucker Polska Sp. z o.o., Warschau/Breslau, Polen
Segment Spezialitäten
- BENEO-Palatinit GmbH, Mannheim
- Freiberger Lebensmittel GmbH & Co KG, Berlin
- PrimAS Tiefkühlprodukte GmbH, Oberhofen im Inntal, Österreich
- Stateside Foods Ltd., Westhoughton, Großbritannien
Segment CropEnergies
- CropEnergies AG, Mannheim (Bioethanolproduktion)
- vier Produktionsstandorte in Deutschland, Belgien, Frankreich und Großbritannien
Segment Frucht
- Fruchtzubereitungen
- Fruchtsaftkonzentrate
- 39 Produktionsstandorte
Aktie und Anteilseigner
Das Grundkapital der Gesellschaft ist aufgeteilt in rund 204 Millionen Stückaktien.[27] Die Aktien befinden sich mehrheitlich im Festbesitz durch die Süddeutsche Zuckerrübenverwertungs-Genossenschaft eG (SZVG) mit einem Anteil von 57 %[28] und die Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG aus Österreich mit einem Anteil von rund 10 %.[29] Die übrigen rund 33 % gelten als Streubesitz.
Museum
Südzucker unterhält in Oldisleben im Norden Thüringens die Zuckerfabrik Oldisleben als Museum und als Technisches Denkmal. Die Fabrik wurde 1872 gegründet und war in nahezu unverändertem technischen Zustand bis 1989 in Betrieb. Das Museum kann nach Anmeldung besichtigt werden.[30][31]
Einzelnachweise
- Dr. Niels Pörksen. Südzucker AG, abgerufen am 14. April 2020.
- Geschäftsbericht 1. März 2019 bis 29. Februar 2020 (Memento vom 28. Mai 2019 im Internet Archive)
- Tongas: Annual report (Memento vom 2. Juli 2015 im Internet Archive)
- Bauern wollen Zuckerfabriken retten. In: schweizerbauer.ch. 9. Mai 2019, abgerufen am 9. Mai 2019.
- Wegen Kartellabsprachen: Drastische Strafen für deutsche Zuckerhersteller. Abgerufen am 16. Februar 2019.
- Südzucker AG, Mannheim, Lagebericht und Jahresabschluss der Südzucker AG zum 28. Februar 2019 (HGB). In: bundesanzeiger.de. 11. Juni 2019, abgerufen am 19. Mai 2020.
- Vorstand > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 16. Februar 2019.
- Tobias Chmura, Veronika Scheidl: Erster Bio-Zucker aus Bayern: Verarbeitung der Bio-Rüben beginnt. In: br.de. 9. September 2019, abgerufen am 11. September 2019.
- Hauptverwaltung > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 16. Februar 2019.
- Zuckerfabrik Waghäusel – Stadtwiki Karlsruhe. Abgerufen am 16. Februar 2019.
- Verwaltungsgemeinschaft Straußfurt. Abgerufen am 16. Februar 2019.
- Werk Brottewitz > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Werk Wabern > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Ralf Benner: Ein Abschied mit Wehmut. In: www.westfalen-blatt.de. 29. Dezember 2019, abgerufen am 13. Februar 2020.
- Werk Warburg > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Werk Offstein > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Zuckerfabrik auf GG-Online. Abgerufen am 29. Januar 2019.
- Südzucker schließt Zuckerfabriken - Arbeitsplätze in Gefahr. In: diepresse.com. Abgerufen am 29. Januar 2019: „Damals hatte die Politik die Zuckerbranche gedrängt, sechs Millionen Tonnen Kapazitäten aus dem europäischen Markt zu nehmen“
- Werk Ochsenfurt > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Werk Rain > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Zeil > Zuckerfabriken > Unternehmensgeschichte > Geschichte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 16. Februar 2019.
- Werk Plattling > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Werk Offenau > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Werk Zeitz > Zuckerfabriken in Deutschland > Standorte > Unternehmen > Südzucker. Abgerufen am 4. Mai 2020.
- Zuckerfabrik Oldisleben – ein Industrie-Denkmal (Memento vom 6. August 2014 im Internet Archive)
- Zuckerfabrik Frankenthal - Südzucker. Abgerufen am 6. Januar 2022.
- Kenndaten > Aktie > Investor Relations > Südzucker. Abgerufen am 18. Dezember 2018.
- Anlegerstruktur > Aktie > Investor Relations > Südzucker. Abgerufen am 18. Dezember 2018.
- BaFin - Bedeutende Stimmrechtsanteile nach § 33, § 38 und § 39 des Wertpapierhandelsgesetzes (WpHG). Abgerufen am 2. Mai 2019.
- Programm. In: Tag des offenen Denkmals. Abgerufen am 5. Februar 2019.
- TIPP 016: Zuckerfabrik Oldisleben. In: rottenplaces.de. 2. März 2016, abgerufen am 5. Februar 2019.
Weblinks
- www.suedzucker.de (Unternehmensseite Südzucker-Gruppe)
- www.suedzucker.com (Südzucker AG, Geschäftsbereich Zucker)
- Frühe Dokumente und Zeitungsartikel zur Südzucker in der Pressemappe 20. Jahrhundert der ZBW – Leibniz-Informationszentrum Wirtschaft