Wacker Neuson
Die Wacker Neuson SE (vormals: Wacker Construction Equipment AG)[1] mit Sitz in München ist ein börsennotierter Hersteller von Baugeräten und Kompaktmaschinen, insbesondere Verdichtungsgeräte und Kompaktbaumaschinen für die Beton- und Baustellentechnik. Zur Unternehmensgruppe gehören die Produktmarken Wacker Neuson, Kramer und Weidemann. Das 1848 gegründete Familienunternehmen beschäftigt weltweit rund 5.500 Mitarbeiter.
Wacker Neuson SE | |
---|---|
Rechtsform | Societas Europaea |
ISIN | DE000WACK012 |
Gründung | 1848 |
Sitz | München, Deutschland |
Leitung |
|
Mitarbeiterzahl | 5500 (2020)[1] |
Umsatz | 1,6 Mrd. Euro (2020)[1] |
Branche | Maschinenbau |
Website | www.wackerneusongroup.com |
Stand: 25. März 2021 |
Geschichte
Im Jahr 1848 wurde das Unternehmen von Johann Christian Wacker als Schmiedewerkstatt unter dem Namen Wacker in Dresden gegründet und begann 1875 mit der industriellen Produktion. 1930 entwickelten die Ingenieure die Hochfrequenztechnik für Innenrüttler. Gleichzeitig wurde der erste elektrisch betriebene Stampfer als Innovation für die Beton- und Bodenverdichtung entwickelt und produziert. Noch vor dem Zweiten Weltkrieg baute das Unternehmen das Produktionsprogramm aus und begann mit dem Aufbau einer in- und ausländischen Vertriebs- und Handelsorganisation. Dieser Aufbau wurde durch den Totalverlust der Produktstätte in Dresden kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs unterbrochen.
1945 wurde die Geschäftstätigkeit in Kulmbach wieder aufgenommen und der Sitz des Unternehmens 1951 nach München verlegt. Die erste Auslandsgesellschaft wurde 1957 in Hartford (Wisconsin) (USA) gegründet; 1986 wurde diese nach Milwaukee verlagert, wo heute eine Produktionsstätte und ein Logistikzentrum angesiedelt sind. Nachfolgend erweiterte das Unternehmen seine internationale Präsenz und ist heute mit Tochterunternehmen, eigenen Vertriebs- und Servicestationen sowie Vertriebs- und Servicepartnern weltweit vertreten.
Die Umstrukturierung der Unternehmensgruppe von einer GmbH zur Wacker Construction Equipment AG erfolgte 2002. Bis 2005 entwickelte, produzierte und vertrieb Wacker nur kleine Baugeräte bis circa drei Tonnen in den Geschäftsfeldern Betontechnik, Boden- und Asphaltverdichtung, Aufbruchtechnik und Versorgungstechnik. Mit der Akquisition der Weidemann GmbH im Jahr 2005[2] erfolgte der Einstieg bei Kompaktbaumaschinen und in die Landwirtschaftsbranche. 2006 wurden die Drillfix AG (Schweiz)[3] und Ground Heaters, Inc. (USA)[4] erworben.
Am 15. Mai 2007 ging das Unternehmen an die Börse und ist im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse notiert. Im Herbst 2007 erfolgte die Aufnahme in den SDAX. Am 31. Oktober 2007 wurde die Fusion mit der Neuson Kramer Baumaschinen AG (Linz, Österreich) vollzogen, einem Hersteller von Kompaktbaumaschinen, unter anderem Kompaktbagger, Radlader, Muldenkipper und Kompaktlader. Die Neuson Kramer Baumaschinen AG selbst war im Jahre 2000 durch Fusion der Neuson Baumaschinen GmbH mit der Kramer-Werke GmbH entstanden. Neuson war 1980 unter dem Namen Neuson Hydraulik GmbH mit Sitz in Linz gegründet worden und entwickelte zunächst Hydraulik-Minibagger. 1990 erfolgte die Gründung der Neuson Baumaschinen GmbH. 1998 wurde der Muldenkipperhersteller Lifton Ltd. (GB) zugekauft und 2004 Kompaktlader in die Produktpalette aufgenommen. Im Februar 2009 erfolgte die Umfirmierung und Umwandlung der Wacker Construction Equipment AG in die heutige Wacker Neuson SE.
Zwischen 2011 und 2017 produzierte Wacker Neuson in ihrem Werk in Hörsching Minibagger für Caterpillar[5][6]. Damit erhielt die österreichische Tochter 2015 die Auszeichnung Austria’s Leading Companies.[7] 2017 startete die strategische Allianz zwischen Kramer und John Deere für den Vertrieb von Teleskop- und Radladern. Kramer Maschinen für die Landwirtschaft werden seitdem über das unabhängige Händlernetz von John Deere unter dem Markennamen und dem Design von Kramer vermarktet.[8]
Konzernüberblick
Wacker Neuson hat seine Aktivitäten nach Regionen (Europa, Amerika und Asien-Pazifik) organisiert. Der Konzern ist in die Geschäftsbereiche Baugeräte (Light Equipment) bis zu einem Gewicht von ca. 3 Tonnen und Kompaktbaumaschinen (Compact Equipment) bis ca. 14 Tonnen sowie Dienstleistungen (Ersatzteile, Wartung, Reparatur) gegliedert. Zu den Baugeräten gehören unter anderem Produkte aus der Beton- und Aufbruchtechnik, Verdichtungsgeräte und Beleuchtung. Der Bereich Compact Equipment liefert Bagger, Radlader, Teleskoplader, Kompaktlader und Dumper. Diese Maschinen werden unter anderem im Hoch-, Tief- und Straßenbau, in der Landwirtschaft, im Garten- und Landschaftsbau, in Kommunen sowie in Recycling- und Industriebetrieben eingesetzt. Der Konzern umfasst die drei Marken Wacker Neuson, Weidemann und Kramer sowie Tochtergesellschaften und Produktionswerke.
Marken
Unter der Marke Wacker Neuson vertreibt der Konzern weltweit handgeführte Baugeräte wie Stampfer, Rüttelplatten, Hämmer, Schneidewerkzeuge, Innen- und Außenrüttler sowie Baustellentechnik und Kompaktbaumaschinen wie Kompaktbagger, Radlader, Dumper und Kompaktlader. Unter der Marke Kramer werden allradgelenkte Radlader, Teleradlader und Teleskoplader vertrieben. Die Marke Weidemann produziert in erster Linie Maschinen wie Hoflader, knickgelenkte Radlader und Teleskoplader für die Landwirtschaft.
Unternehmensführung
Seit Juni 2021 führt Karl Tragl das Unternehmen. Aufsichtsratschef ist Neuson-Gründer Hans Neunteufel.
Aktionärsstruktur
Stand 31. Dezember 2019[9]
- 58,0 % Aktienkonsortium Familie Wacker und Neunteufel
- 42,0 % Streubesitz
Innovationen
Hermann Wacker erfand 1930 den ersten Vibrationsstampfer und 1972 entstand der Hoftrac von Weidemann. Die Gruppe arbeitet an weiteren Innovationen und Technologien, beispielsweise im Bereich alternative Antriebe, Fahrerassistenzsysteme und die intelligente, digitale Vernetzung von Produkten und Dienstleistungen.
zero emission
Die Wacker Neuson Group arbeitet seit mehreren Jahren an emissionsfreien Baumaschinen und -geräten. 2015 hat das Unternehmen den ersten akkubetriebenen Vibrationsstampfer vorgestellt. Mittlerweile können mit den Zero-Emission-Lösungen ganze Baustellen emissionsfrei betrieben werden. Die Leistung entspricht der konventioneller Maschinen gleicher Klasse und die Laufzeit reicht für einen durchschnittlichen Arbeitstag.[10][11][12]
Autonome Vibrationsplatte
Auf der Messe Bauma 2019 wurde die autonom gesteuerte und mit Verdichtungskontrolle ausgestattete Vibrationsplatte DPU110r erstmals als Studie vorgestellt. Die Bedienung der Platte erfolgt über ein Tablet, der zu verdichtende Bereich wird mit dem Finger auf dem Touchscreen eingezeichnet. Die Verdichtungsarbeiten werden lückenlos dokumentiert, da die Platte sämtliche Schritte digital aufzeichnet und somit automatisch einen Leistungsnachweis für Bauunternehmer erbringt.
Smart Factory
Die Wacker Neuson Group entwickelt „Smart-Factory“-Lösungen, die dazu beitragen, die Produktion zu optimieren. Dazu zählt beispielsweise der Einsatz von Assistenzsystemen in der Montage, Fertigung und Intralogistik sowie ein digitales Störungs- und Qualitätsmanagement. Außerdem wird an digitalen Objekten und Modellen gearbeitet, die als erster Schritt zu einem „digitalen Zwilling“ die Realität abbilden sowie Verbesserungen in der Maschinenüberwachung und Zeitwirtschaft herbeiführen sollen. Auch die Technologie des 3D-Drucks wird aktuell bereits im Prototypenbau genutzt.
Smart Processes
Im Bereich Digitalisierung erprobt die Wacker Neuson Group im Bereich „Smart Processes“ den Einsatz von Augmented, Virtual und Mixed Reality für eine noch schnellere und effizientere Arbeitsweise. Dabei kommen diese Technologien beispielsweise bei der Positionierung von Anbauteilen, beim Vergleich zwischen alten und neuen Versionen sowie bei der Prüfung der Rundumsicht des Fahrers und der Bewegung von Objekten zum Einsatz.[13]
Standorte
Konzernzentrale
- Wacker Neuson SE München, Deutschland
Schulungszentrum Europa
- Wacker Neuson Akademie Reichertshofen, Deutschland
Produktion Europa
- Wacker Neuson SE Reichertshofen, Deutschland
- Wacker Neuson Linz GmbH Hörsching, Österreich
- Weidemann GmbH Korbach, Deutschland
- Kramer-Werke GmbH Pfullendorf, Deutschland
- Wacker Neuson Kragujevac d.o.o. Kragujevac, Serbien
Produktion Amerika
- Wacker Neuson Corporation Menomonee Falls, USA
Produktion Asien
- Wacker Neuson Machinery (China) Co., Ltd. Pinghu City, Zhejiang Province, China
Weblinks
Belege
- Geschäftsbericht 2020. (PDF) In: wackerneusongroup.com. Abgerufen am 25. August 2021.
- WACKER übernimmt die WEIDEMANN-Gruppe
- Akquisitionen zur Fortsetzung des Wachstums
- Wacker Purchases Ground Heaters
- Handelsblatt vom 24. Juni 2010: Wacker Neuson baut Minibagger für Caterpillar
- Caterpillar to Design and Manufacture Full Line of Mini Excavators as Alliance with Wacker Neuson Is Phased Out. 13. September 2016, abgerufen am 9. Januar 2022.
- ALC 2015: Wacker Neuson Linz ist Österreichs Top-Big Player (Memento vom 12. Februar 2016 im Internet Archive) im Wirtschaftsblatt vom 24. November 2015, abgerufen am 28. August 2016.
- AGRARTECHNIK Markus Messerer: John Deere und Kramer gehen strategische Allianz ein. 6. Juli 2017, abgerufen am 14. Januar 2021.
- Wacker Neuson SE: Aktuelle Aktionärsstruktur. Abgerufen am 1. November 2020.
- Manager Magazin: „Baggern am grünen Deal“. (PDF) Abgerufen am 2. März 2021.
- Allgemeine Bauzeitung: „zero emission"-Maschinen im Einsatz“. Abgerufen am 2. März 2021.
- Allgemeine Bauzeitung: „zero emission"-Familie wächst“. Abgerufen am 2. März 2021.
- B_I Baumagazin: „Wacker Neuson testet erweiterte Realität in der Wartung“. Abgerufen am 2. März 2021.