Fielmann
Die Fielmann AG ist ein deutsches Unternehmen mit Schwerpunkt Augenoptik für Verbraucher. Mit 605 Niederlassungen in Deutschland[4] (etwa fünf Prozent der Optikfachgeschäfte) erzielte Fielmann 2020 in Deutschland einen Absatzmarktanteil von 51 Prozent und einen Umsatzmarktanteil von 22 Prozent.
Fielmann AG[1] | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | DE0005772206 |
Gründung | 1972 |
Sitz | Hamburg, ![]() |
Leitung |
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Mitarbeiterzahl | 21.853 (2020)[4] |
Umsatz | 1,63 Mrd. EUR (2020)[4] |
Branche | Einzelhandel, Optiker, Hörgeräte[5] |
Website | www.fielmann.de |
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Europaweit erwirtschaftete die Fielmann AG 2020 mit insgesamt 870 Niederlassungen in Deutschland, Österreich, der Schweiz, Italien, Polen, Luxemburg, den Niederlanden, Slowenien sowie weiteren europäischen Ländern einen Außenumsatz (inklusive Franchise und Industrie) von 1,63 Milliarden Euro (minus 7,6 Prozent) und einen Absatz von 7,26 Millionen Brillen[4] und gilt in der Branche als europäischer Marktführer. Der Gewinn vor Steuern sank um 30,9 Prozent auf 175,5 Millionen Euro, der Gewinn nach Steuern um 31,9 Prozent auf 120,8 Millionen Euro im Vergleich zum Jahr 2019. Fielmann beschäftigte 21.853 Mitarbeiter zum 31. Dezember 2020. Die Fielmann-Aktie ist notiert im SDAX.
Geschichte
1972 gründete Günther Fielmann in Cuxhaven ein Augenoptik-Fachgeschäft. Fielmann erkannte eine Marktlücke im Geschäft mit Kassenbrillen, die mangels Auswahl wenig beliebt waren. Es gab damals lediglich sechs Kunststoff-Fassungen für Erwachsene und zwei für Kinder. 1981 schloss Fielmann mit der AOK Esens einen Sondervertrag und schuf 90 Modelle aus Metall und Kunststoff in 640 Varianten.[6] Damit endete die Ära der Einheitskassenbrille. 1984 startete Fielmann eine Fernsehwerbekampagne mit dem Slogan „Mein Papi hat keinen Pfennig dazu bezahlt!“. Von 1987 bis 1990 weitete Fielmann seinen Stückzahlmarktanteil von 11 auf 16 Prozent aus und besaß zu dieser Zeit drei Prozent aller Geschäfte.
Seit 1994 ist Fielmann börsennotiert.[7] Im selben Jahr kam das Unternehmen mit 294 Niederlassungen und 4.986 Mitarbeitern auf einen Umsatz von 868 Millionen DM (444 Millionen Euro) und einen Gewinn vor Steuern von 80,5 Millionen D-Mark (41,2 Millionen Euro). 1995 übernahm Fielmann die Pro-Optik AG in Basel mit sechs Niederlassungen in der Schweiz.[8] Das Fielmann-Geschäft in der Zürcher Bahnhofstrasse erzielte jährlich einen Umsatz von 16 Millionen Euro. Fielmann erhöhte mit vier Prozent aller augenoptischen Fachgeschäfte seinen Marktanteil in den Jahren 1995 bis 1998 von 32 auf 38 Prozent. 1999 erfolgte der Markteintritt in Österreich[9] und bis 2007 entstanden dort 24 Niederlassungen.
2001 erfolgte die Gründung der gemeinnützigen Fielmann-Akademie, die im Januar 2002 das Schloss Plön vom Land Schleswig-Holstein erwarb und dort ein Ausbildungszentrum für Augenoptiker errichtete. Nach mehrjährigen Baumaßnahmen wurde das Schloss im Herbst 2006 wieder eröffnet. Im Januar 2002 wurde ein neues Produktions- und Logistikzentrum in Rathenow (Brandenburg) eingeweiht, das jährlich rund fünf Millionen Brillenfassungen versendet. Nach dem weitgehenden Wegfall der gesetzlichen Leistungen konzipierte das Unternehmen gemeinsam mit der HanseMerkur eine Nulltarif-Versicherung.
Zum 6. Januar 2009 rückte Fielmann an der Börse vom SDAX in den MDAX auf,[10] die sie am 23. Dezember 2019 wieder verlassen musste.
Am 21. November 2019 zog sich der Gründer Günther Fielmann aus dem Vorstand zurück und überließ die alleinige Führung des Unternehmens seinem Sohn Marc Fielmann. Hiermit wurde der geplante Generationenwechsel bei Fielmann abgeschlossen.[11]
Expansion
Hauptaugenmerk gilt dem deutschsprachigen Raum und dem angrenzenden Europa. In Bozen eröffnete Fielmann im Juli 2015 sein erstes Geschäft in Italien und betrieb Ende 2020 33 Niederlassungen in Italien.[4] Langfristig will das Unternehmen in Norditalien 80 Niederlassungen betreiben. Damit ist Fielmann neben Deutschland in 13 europäischen Ländern vertreten.[12][13]
Besitzverhältnisse
Die Familie Fielmann kontrolliert über die Holding Korva SE mit Sitz in Berlin die Fielmann Familienstiftung und über direkte Anteile 71,64 % der Aktien der Fielmann AG.[14]
Besitzverhältnisse[15] | |
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5,88 % | Günther Fielmann |
55,00 % | Korva SE |
8,78 % | Marc Fielmann |
1,98 % | Sophie Luise Fielmann |
28,36 % | Streubesitz |
Mit der im April 2018 geschaffenen Doppelspitze gingen wesentliche Verantwortungsbereiche an Marc Fielmann über, dies umfasst das Tagesgeschäft einschließlich der Personalverantwortung.[16][17]
Seit Geschäftsjahr 2019 zeichnet Marc Fielmann als Vorstandsvorsitzender der Fielmann AG auch für die Unternehmensstrategie verantwortlich.[18]
Produkte
Die Fielmann AG deckt als Hersteller, Großhändler und Einzelhändler die komplette Wertschöpfungskette der augenoptischen Branche ab. Stand April 2021 betrieb der Konzern 870 Geschäfte im In- und Ausland.[4] Zum Ende des Jahres 2020 betrieb Fielmann außerdem 280 Hörakustikstudios.[4]
Umgang mit Arbeitnehmerrechten
Fielmann wird seit Jahrzehnten dafür kritisiert, aktiv gegen Arbeitnehmervertretungen vorzugehen. So erhielten Angestellte, die in einer Filiale eine Betriebsversammlung zur Gründung eines Betriebsrats organisierten, wenige Tage später die Kündigung. Für eine andere Filiale wurde ein Privatdetektiv beauftragt, die Beschäftigten illegal abzuhören. Im Jahr 1995 hatten so weniger als fünf Prozent der Filialen einen Betriebsrat.[19]
Die Filialen sind rechtlich selbstständige Firmen, um sie so dem Einflussbereich von Gewerkschaften und des Betriebsrates der Hauptverwaltung zu entziehen.[20]
Aus- und Weiterbildung
Mit fünf Prozent der Fachgeschäfte stellt Fielmann in Deutschland mehr als 40 Prozent aller Auszubildenden im augenoptischen Handwerk. 2020 absolvierten 4.516 Auszubildende ihre Lehre bei Fielmann.[4] Nach Unternehmensangaben arbeiten 30 Prozent der Fielmann-Mitarbeiter in Teilzeit und die Frauenquote in Führungspositionen im Unternehmen liegt bei 30 Prozent.[21]
Auf Schloss Plön schult die gemeinnützige Fielmann-Akademie als Bildungsstätte für Augenoptik jedes Jahr 7000 Fachkräfte, die Einrichtung kann auch von externen Augenoptikern besucht werden.[22] Neben Lehrlingsausbildung und Meisterschule bietet die Fielmann-Akademie auch Seminare für Fach- und Führungskräfte an, seit 2007 lädt sie regelmäßig zu fachwissenschaftlichen Kolloquien.[23][24]
Weitere Aktivitäten
Fielmann stiftet jährlich einen Baum pro Mitarbeiter des Unternehmens.[25] 2009 pflanzten Angela Merkel, Peter Harry Carstensen und Günther Fielmann den einmillionsten Baum in Büdelsdorf.[26] Fielmann engagiert sich außerdem im Natur- und Umweltschutz, in der Denkmalpflege und im Öko-Landbau. Günther Fielmann macht dies als Bio-Bauer und Öko-Landwirt auf Hof Lütjensee und Hof Ritzerau. Fielmann unterstützt Schulen, Gemeinden, Altenheime und fördert den Breitensport.
Auszeichnungen
- 2003: Deutscher Handelspreis in der Kategorie Management-Leistung in einer Nische des Einzelhandels
- 2011: Corporate Excellence Award[27]
- 2014: Kundenchampion in der Kategorie Großkunden (Forum Marktforschung und die Deutsche Gesellschaft für Qualität)[28]
Literatur
- Harald Czycholl: Fielmann. Vom Augenoptiker zum Brillenkönig. Wachholtz Verlag, Hamburg/Neumünster 2014, ISBN 978-3-529-07500-1.
Weblinks
Einzelnachweise
- fielmann.de-Impressum
- Impressum. Abgerufen am 18. April 2021 (deutsch).
- Der Aufsichtsrat der Fielmann AG. Abgerufen am 18. April 2021.
- Geschäftsbericht 2020
- Hörgeräte bei Fielmann kaufen. Abgerufen am 29. April 2021 (deutsch).
- Fielmann-Eröffnung in Esens signalisiert handfeste Kostendämpfung im Gesundheitswesen. In: Jeversches Wochenblatt. 9. September 1981.
- Roger Hausmann: Fielmann – eine Aktie für Anleger mit Weitblick. In: Finanz und Wirtschaft. 21. September 1994.
- Thomas Pohl: Deutscher Angriff auf Brillenmarkt. In: Basler Zeitung. 11. August 1995.
- Norbert Rauter: Konkurrenz schärft den Blick für den Auftritt von Fielmann. In: Kurier. 22. April 1999.
- Außerplanmäßige Änderungen in MDAX und SDAX – Fielmann ersetzt Altana zum 6. Januar 2009, zuletzt abgerufen am 26. April 2018
- Optiker-Kette: Günther Fielmann zieht sich aus dem Vorstand zurück. Abgerufen am 2. Dezember 2019.
- Fielmann kauft führenden Augenoptiker in Slowenien. WELT Online vom 13. August 2019.
- Marc Fielmann: Optiker-Chef im Interview. Handelsblatt vom 18. Dezember 2019.
- Fielmann Pflichtmeldung: Fielmann Familienstiftung sichert Führung für kommende Generationen. Fielmann AG, 19. November 2012, abgerufen am 5. Februar 2018.
- Besitzverhältnisse:
- Fielmann erhält Doppelspitze. Fielmann, Pressemitteilung.
- Christoph Kapalschinski: Marc Fielmann: Mit 28 Jahren Boss – wie der neue Fielmann-Chef den Optiker digitalisieren will. In: Handelsblatt, 25. April 2018, abgerufen am 3. Februar 2019.
- Generationswechsel in abschließender Phase
- Mensch, Höfti, Der Spiegel 4/95 vom 23. Januar 1995, abgerufen am 12. Januar 2021.
- Martin Scheele: Kein Faible für Gewerkschaften, manager magazin vom 18. Januar 2005, abgerufen am 12. Januar 2021.
- Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Fielmann AG, abgerufen am 16. Dezember 2016.
- Daniela Stürmlinger: Feinschliff im Schloss Plön für den richtigen Durchblick. Hamburger Abendblatt, 3. Januar 2012, abgerufen am 12. September 2015.
- Die Fielmann Akademie Schloss Plön. In: fielmann-akademie.com, abgerufen am 12. September 2013.
- 91 Referenten von drei Kontinenten. In: shz.de, 19. Dezember 2012, abgerufen am 12. September 2013.
- fielmann.de – Gesellschaftliches Engagement: Fielmann-Bäume.
- Angela Merkels Stippvisite beim Brillenkönig. 20. Mai 2009, abgerufen am 16. Dezember 2016.
- faz.net: Starke Eigentümer sorgen für Qualität im Unternehmen. 16. Mai 2011
- Auszeichnung – Optiker-Kette Fielmann ist Deutschlands Kundenchampion. Hamburger Abendblatt, 30. Mai 2014, abgerufen am 16. Dezember 2016.