Agrana
Die Agrana Beteiligungs-AG (Eigenschreibweise AGRANA Beteiligungs-AG) ist ein börsennotierter österreichischer Nahrungsmittel- und Industriegüterkonzern mit Sitz in Wien. Agrana erzeugt Fruchtzubereitungen und Fruchtsaftkonzentrate, Stärke und Bioethanol sowie Zucker. Die Produkte werden hauptsächlich an die weiterverarbeitende Industrie verkauft, im Endkonsumentengeschäft ist Agrana insbesondere durch die Marke „Wiener Zucker“ bekannt.
AGRANA Beteiligungs-AG | |
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Rechtsform | Aktiengesellschaft |
ISIN | AT000AGRANA3 |
Gründung | 1988 |
Sitz | Österreich, Wien |
Leitung | Markus Mühleisen (Vorstandsvorsitzender)[1] Ingrid-Helen Arnold |
Mitarbeiterzahl | 8.920 (2020/21)[2] |
Umsatz | 2,5 Mrd. Euro (2020/21)[2] |
Branche | Nahrungsmittel und Industriegüter |
Website | www.agrana.com |
Stand: 1. Juni 2021 |
Geschichte
Agrana wurde 1988 als Dachgesellschaft für die österreichische Zucker- und Stärkeindustrie gegründet. Sie betrieb anfangs drei Zuckerfabriken (Tulln, Leopoldsdorf, Hohenau bis 2006), eine Kartoffelstärkefabrik in Gmünd sowie eine Maisstärkefabrik in Aschach.
Die Geschichte der einzelnen Produktionsstandorte des Unternehmens reicht aber weiter zurück: Jener in Leopoldsdorf wurde in den Jahren 1901 und 1902 zur Erzeugung von Rohzucker gegründet und 1925 zur Weißzuckerfabrik umgewandelt, die Produktionsstätte in Tulln wurde 1937 errichtet.[3] Im Jahr 1974 erhielt das Unternehmen die Staatliche Auszeichnung und darf seither das Bundeswappen im Geschäftsverkehr verwenden.
Nach der Beteiligung an ungarischen Zucker- und Stärkefabriken 1990 erfolgte 1991 der Börsengang an der Wiener Börse. Es folgten weitere Beteiligungen in Tschechien, Ungarn, Slowakei, Rumänien und Österreich.
In den Jahren 2003 bis 2005 hat Agrana mehrere Firmen in den Branchen Fruchtverarbeitung und Saftkonzentrate gekauft (Steirerobst AG, Vallosaft, Wink, Atys) und somit einen neuen Geschäftsbereich aufgebaut. Grund für diese weitere Diversifizierung waren kartellrechtliche Wachstumsgrenzen und die Veränderung der Europäischen Zuckermarktordnung.
Am 29. Jänner 2021 wurde bekanntgegeben, dass Johann Marihart per 31. Mai 2021 als Vorstandsvorsitzender in Pension geht, er war fast 30 Jahre in dieser Funktion, in dieser Zeit hat sich der Umsatz der Agrana versiebenfacht. Sein Nachfolger wird Markus Mühleisen (54) mit einem Vertrag für 3 Jahre.[4]
Aktionäre
Eigentümer der Agrana ist zu 78,34 % des Grundkapitals die Agrana Zucker, Stärke und Frucht Holding AG (AZSFH). Der deutsche Zuckerkonzern Südzucker hält unmittelbar (2,74 %); die restlichen Aktien befinden sich in Streubesitz (18,92 %).[2]
An der AZSFH sind zum einen Südzucker mit 50 %, zum anderen die Zucker-Beteiligungsgesellschaft m.b.H. (ZBG), Wien, mit 50 % abzüglich einer Aktie, die von der Agrana Zucker GmbH, einer Tochter wiederum der Agrana Beteiligungs-AG, gehalten wird, beteiligt.[5] An der ZBG wiederum sind beteiligt: die Raiffeisen-Holding Niederösterreich-Wien reg. Gen. mbH mit 78,31 %, die Marchfelder Zuckerfabriken GesmbH (eine 100-%-Tochter der Raiffeisen-Holding), die Estezet Beteiligungsgesellschaft mbH (ebenfalls 100-%-Tochter der Raiffeisen-Holding), die Rübenproduzenten Beteiligungs GesmbH (Teilhaber: über 9000 österreichische Zuckerrübenbauern) und die Leipnik-Lundenburger Invest Beteiligungs AG (Haupteigentümer sind Raiffeisen-Holding mit 46,48 % sowie die Raiffeisen Zentralbank Österreich), alle mit Sitz in Wien.[2] Südzucker hält eine effektive Beteiligung (mittel und unmittelbar) von 41,9 %, kann die Agrana-Gruppe in ihren Jahresabschluss aber vollkonsolidieren, da sie ausreichend Kontrollrechte verfügt.[6]
Standorte (Ausz.)
Heute betreibt Agrana zehn Zucker- und fünf Stärkefabriken in Mitteleuropa sowie weltweit über 40 Produktionsstandorte im Geschäftsbereich Frucht.
Europa
- Deutschland: Bingen am Rhein (Saftkonzentrat, vormals Wink-Gruppe), Konstanz (Frucht)
- Österreich: Wien (Holding), Tulln (Forschung & Entwicklung; ehemals Zucker), Leopoldsdorf im Marchfelde (Zucker), Aschach (Maisstärke), Gmünd (Stärke), Gleisdorf, Kröllendorf (Frucht), Pischelsdorf (Bioethanol und Stärke), Dürnkrut (Instantgetränkepulver, Sirupe)
- Bosnien-Herzegowina: Brčko (Zucker)
- Frankreich: Mitry-Mory, Valence (Frucht)
- Polen: Ostrołęka (Frucht), Białobrzegi, Lipnik, Góra Kalwaria (Saftkonzentrat)
- Rumänien: Vaslui (Saftkonzentrat), Buzău, Roman (Zucker)
- Russland: Serpukhow (Frucht)
- Slowakei: Sereď (Zucker)
- Tschechien: Hrušovany nad Jevišovkou, Opava (Zucker)
- Türkei (Frucht)
- Ukraine: Winnyzja (Frucht, Saftkonzentrat), Luka-Meleschkiwska (Frucht)
- Ungarn: Kaposvár, Petőháza (Zucker), Érsekhalma, Vásárosnamény, Hajdúsámson, Anarcs (Saftkonzentrat), Szabadegyháza (Stärke, Bioethanol)
Afrika
- Marokko: Laouamra (Frucht)
- Ägypten (Frucht)
- Südafrika (Frucht)
Amerika
- Argentinien (Frucht)
- Brasilien (Frucht)
- Mexiko: Jacona (Frucht)
- USA: Botkins OH, Centerville TN, Fort Worth TX, Lysander NY (alle: Frucht)[7]
Asien
Australien (Frucht)
Agrana Research & Innovation Center
Die Agrana Research & Innovation Center GmbH (ARIC) ist das Forschungs- und Entwicklungsunternehmen der Agrana für die Bereiche Stärke, Bioethanol, Zucker und Frucht. ARIC ist als eigenständiges Unternehmen in der Agrana organisiert und ist eine 100-%-Tochter der Agrana Beteiligungs-AG (AB), befindet sich unmittelbar neben der Zuckerfabrik Tulln und ist aktives Mitglied des Technopol Tulln, einem Kompetenzzentrum für Agrar- und Umweltbiotechnologie in Niederösterreich.
Das Agrana Research & Innovation Center mit ca. 60 Mitarbeitern ist das zentrale Forschungs- und Entwicklungszentrum für die Agrana-Gruppe. Sie ist auch national und international als Dienstleister im Bereich Forschung und Entwicklung in vielen Branchen tätig. Die Schwerpunkte der Tätigkeit liegen in der Bereitstellung, Verarbeitung und Anwendung landwirtschaftlicher Produkte sowohl im Lebensmittelbereich als auch im Bereich nachwachsender Rohstoffe für technische Zwecke.[10]
Marken
In Österreich wird der Zucker seit 1987 unter der Marke Wiener Zucker vertrieben, bis 1994 auch unter dem Markennamen Natürlich Zucker.[11] Die Bildmarke Wiener Zucker wurde 2000 angemeldet.[12] In anderen Ländern werden andere Markennamen verwendet, so z. B. in Tschechien, Slowakei und Ungarn die landessprachlichen Entsprechungen von Kronen Zucker.[13]
Einzelnachweise
- Der Vorstand Übersicht auf Agrana.com. Abgerufen am 14. November 2021.
- Agrana: Was wirklich zählt Geschäftsbericht auf agrana.com. Abgerufen am 14. November 2021 (pdf).
- Zuckerfabriken in Österreich Übersicht auf agrana.com. Abgerufen am 14. November 2021.
- red, noe.ORF.at: Agrana: Marihart geht nach fast 30 Jahren. In: orf.at. 29. Januar 2021, abgerufen am 29. Januar 2021.
- Unsere Aktie Übersicht der Eigentümerstruktur auf agrana.com. Abgerufen am 14. November 2021.
- Südzucker: Geschäftsbericht 2019/20, abgerufen am 29. April 2021 (pdf).
- Agrana eröffnet neues Fruchtzubereitungswerk in Lysander (New York) (Memento vom 22. Mai 2014 im Internet Archive), abgerufen am 21. Mai 2014.
- Agrana übernimmt Werk in Indien Artikel auf orf.at vom 11. Mai 2017, abgerufen 11. Mai 2017.
- Aussendung auf ots.at vom 29. März 2021, abgerufen 2. Juni 2021.
- AGRANA Research & Innovation Center Abgerufen am 14. November 2021.
- Wiener Zucker, abgerufen am 21. Mai 2014.
- WIENER ZUCKER (2000) tmdb.de, abgerufen 11. Mai 2017. – Eintragung der Bildmarke 31. August 2001.
- Die Wiener Zucker Markenfamilie (Memento vom 6. April 2017 im Internet Archive) www.agrana.com/ueber-agrana, abgerufen am 11. Mai 2017.