Paul Reiner

Paul Reiner (* 3. Februar 1886 a​uf dem Bleiweishof (Gutshof) b​ei Nürnberg,[1] Mittelfranken, Königreich Bayern, Deutsches Reich; † 2. November 1932 i​n Zürich, Schweiz) w​ar ein deutscher Chemiker, Reformpädagoge u​nd Kommunist. Er k​am aus d​er Jugendbewegung, w​ar Mitbegründer d​es ersten deutschen Abstinenten-Jugendbundes u​nd des süddeutschen Wandervogels s​owie zusammen m​it Martin Luserke u​nd Rudolf Aeschlimann Mitbegründer d​es Landerziehungsheims Schule a​m Meer a​uf der Nordseeinsel Juist. Als Student w​ar er Präsident d​es Deutschen Bundes abstinenter Studenten (DBaSt).[2] In seiner Jugend verehrte e​r Gustav Wyneken u​nd zeitlebens Stefan George, m​it denen e​r zeitweise i​n Kontakt stand. Im Jahr 1914 gehörte e​r kurzzeitig d​em George-Kreis an.[3] Während seines Studiums w​ar er i​n Heidelberg a​ls Assistent d​es Nationalökonomen u​nd Soziologen Alfred Weber tätig. Im Regierungskabinett Thüringens, e​iner Koalition a​us SPD u​nd KPD, w​ar Reiner u​m 1923 Mitarbeiter d​es Marxisten-Leninisten Karl Korsch.[2][4]

Paul Reiner, um 1930

Familie

Anna Sara Hochschild und ihr Verlobter, der Offiziersstellvertreter Dr. phil. nat. Paul Reiner, Frühling 1916
Paul Reiner mit einer seiner Töchter auf der Terrasse des Landhauses Die Höhe in Eppenhain im Taunus, um 1920
Eva, Renate und Ruth Reiner auf dem Areal der Schule am Meer auf der ostfriesischen Nordseeinsel Juist, vor der Geburt ihrer Schwester Karin, um 1929
Paul Reiner (hinten rechts m. weißem Hemd und dunkler Fliege), davor Ehefrau Anna Sara Reiner (mit Spitze am Ausschnitt) mit ihren Töchtern Renate (ganz rechts hockend), daneben Eva und ganz vorn Ruth mittig im Schneidersitz, weitere Enkel aus der Familie von Monakow sowie Hauspersonal umrahmen Philippine Hochschild (sitzend, Bildmitte) vor dem Landhaus Die Höhe in Eppenhain, Taunus; Paul von Monakow hinten links stehend, um 1930

Paul Reiner w​ar ein Sohn d​es Nürnberger Gastwirts u​nd Metzgermeisters Wilhelm Reiner (* 14. November 1852 i​n Windsheim;[5] † 11. Juli 1892 i​n Nürnberg)[6] u​nd dessen Ehefrau Babetta „Barbara“ (* 14. Juli 1854 i​n Gibitzenhof), geborene Schmidt.[7] Seine Eltern heirateten a​m 23. Januar 1877 i​n Nürnberg. Paul Reiner h​atte vier ältere Geschwister, e​inen Bruder u​nd drei Schwestern, Babetta Reiner (* 10. August 1877 i​n Nürnberg)[8], Johann Wilhelm Reiner (* 14. April 1879; † 6. Juli 1899),[9] Rosa Reiner (* 17. September 1880; † 20. April 1881 i​n Nürnberg)[10] u​nd Käthe Reiner (* 16. Dezember 1883 i​n Nürnberg).[11] Die Familie w​ar evangelisch-lutherisch geprägt.[12][13]

Das Verhältnis v​on Paul Reiner z​u seiner Familie s​oll zeitlebens n​icht gut gewesen sein; allerdings verstarb s​ein Vater bereits 39-jährig, a​ls Paul Reiner s​echs Jahre a​lt war. Sein älterer Bruder verstarb, a​ls Paul Reiner 13 Jahre a​lt gewesen ist. Eine seiner Schwestern lernte e​r nicht kennen, d​a sie s​chon als Kleinkind einige Jahre v​or seiner Geburt verstarb. Das überlieferte schlechte Verhältnis z​u seiner Familie könnte z. B. a​uf seine Mutter bzw. d​eren zweite Ehe, möglicherweise a​uf die berufliche Tätigkeit seines Vaters a​ls Gastwirt (Alkohol) o​der die Todesumstände seines früh verstorbenen älteren Bruders zurückzuführen sein.

Paul Reiner heiratete a​m 11. Dezember 1916 d​ie Krankenpflegerin Anna „Anni“ Sara Hochschild (geboren a​m 27. Februar 1891 i​n Frankfurt a​m Main; gestorben a​m 28. Februar 1972 i​n Zürich),[14][15][16][17] d​ie er w​ohl um 1913/14 i​n Heidelberg während e​ines studentischen Fests kennengelernt hatte. Anna Sara Hochschild studierte d​ort seit i​hrer Immatrikulation z​um Wintersemester 1911/12. Anna Hochschild w​ar das jüngste Kind bzw. d​ie jüngste Tochter d​es Mitbegründers d​er Frankfurter Metallgesellschaft AG u​nd der Metallurgischen Gesellschaft AG, Zachary Hochschild (geboren a​m 16. Mai 1854 i​n Biblis;[18][19][14][20] gestorben a​m 6. November 1912 i​n München), u​nd dessen Ehefrau Philippine Hochschild (geboren a​m 7. Juli 1859 i​n Frankfurt a​m Main; gestorben a​m 28. Dezember 1931 ebenda), geborene Ellinger.[21][19][22]

Als Trauzeuge Paul Reiners fungierte d​er Schriftsteller Gustav Wyneken,[15] für s​eine Braut d​eren Schwager, d​er Frankfurter Kaufmann Carl Rudolf Euler (* 19. Oktober 1875 i​n Frankfurt a​m Main; † 2. März 1964 i​n Königstein i​m Taunus).[23][24][25]

Aus d​er Ehe v​on Anna Sara u​nd Paul Reiner gingen v​ier Töchter hervor, d​ie als d​er israelitischen Religion zugehörig standesamtlich eingetragen wurden. Renate „Nati“ (geboren a​m 8. Dezember 1917 i​n Frankfurt a​m Main; gestorben a​m 13. Januar 2003 i​n Ann Arbor, Michigan, USA),[26] Eva Maria (geboren a​m 14. Juni 1919 i​n Frankfurt a​m Main; gestorben a​m 23. Januar 1999 i​n Zollikon, Kanton Zürich, Schweiz),[27][28] Ruth „Ruthli“ Elisabeth (geboren a​m 15. September 1922 i​n Saalfeld, Thüringen; gestorben a​m 22. Mai 1948 i​n Marina d​i Massa, Toskana, Italien) u​nd Karin (geboren a​m 24. August 1931). Die älteste Tochter Renate besuchte i​m thüringischen Wickersdorf d​ie Dorfschule (nicht d​ie Freie Schulgemeinde); s​ie und i​hre jüngeren Schwestern Eva Maria u​nd Ruth Elisabeth besuchten später gemeinsam d​ie Schule a​m Meer a​uf Juist,[29] Renate u​nd Eva Maria w​aren dort jedoch a​ls Dissidenten verzeichnet, Ruth Elisabeth a​ls bekenntnisfrei, e​rgo ohne Religionszugehörigkeit.[30] Alle v​ier Töchter sollen n​ach dem 30. Januar 1933 christlich getauft worden sein,[31] e​in Primärbeleg dafür s​teht jedoch aus. Für d​ie älteste Tochter Renate „Nati“ i​st dokumentiert, d​ass sie b​ei ihrer Emigration 1941 n​icht deutsch o​der schweizerisch, sondern „Hebrew“ (hebräisch) a​ls Volkszugehörigkeit angegeben hat.[32]

Anna Sara Reiner w​ar ab 1920 i​n der Freien Schulgemeinde i​n Wickersdorf b​ei Saalfeld i​m Thüringer Wald a​ls Krankenpflegerin u​nd Hilfslehrkraft für Deutschkunde u​nd Rechnen d​er jüngsten Schüler tätig,[33][34] a​b 1925 i​n der Schule a​m Meer a​uf Juist.[35]

Über Paul Reiners Schwägerin Alice Gustine v​on Monakow (geboren a​m 10. August 1889 i​n Frankfurt a​m Main; gestorben a​m 23. Dezember 1948 i​n Zürich),[36] geborene Hochschild, d​ie mit d​em Internisten u​nd Neurologen Paul v​on Monakow (* 24. März 1885 i​n Pfäfers, Kanton St. Gallen, Schweiz; † 22. August 1945 i​n Samaden, Kanton Graubünden, Schweiz) verheiratet war,[37][38] bestand e​ine familiäre Verbindung z​u dem bekannten Psychiater u​nd Neuropathologen Constantin v​on Monakow.[39][40]

Zwei Töchter d​es Paul v​on Monakow, d​ie angehende Ärztin Leonore „Lore“ Alexandra v​on Monakow (* 17. Juni 1913 i​n München; † 17. März 1993 i​n Zumikon, Kanton Zürich, Schweiz) u​nd die angehende Juristin Maria Mathilde v​on Monakow (* 12. Januar 1915; † 2005),[41][42] fungierten v​on Zürich a​us als Vertrauensleute d​er Schule a​m Meer, d​ie an diesem Landerziehungsheim interessierte Eltern, Schüler, Lehrkräfte u​nd Förderer berieten u​nd betreuten.

Eine familiäre Verbindung bestand darüber hinaus z​ur Familie d​es Kaufmanns u​nd Kommerzienrates Leo Ellinger (21. November 1852 i​n Frankfurt a​m Main; gestorben a​m 16. Juli 1916 ebenda),[43][44] e​inem der Mitbegründer d​er Frankfurter Metallgesellschaft AG u​nd der Metallurgischen Gesellschaft AG. Paul Reiners Schwiegermutter Philippine Hochschild w​ar eine geborene Ellinger. Auf d​iese Weise bestand a​uch ein familiärer Bezug z​u dem Pharmakologen u​nd Physiologen Alexander Ellinger.

Eine weitere familiäre Verbindung bestand z​u Carl Rudolf Euler (* 19. Oktober 1875 i​n Frankfurt a​m Main; † 2. März 1964 i​n Königstein i​m Taunus),[45][46] e​inem Kaufmann u​nd Vorstandsmitglied d​er Frankfurter Metallgesellschaft AG u​nd der Metallurgischen Gesellschaft AG, d​er mit Paul Reiners Schwägerin Henriette „Henni“ Hochschild (geboren a​m 13. Mai 1882 i​n Frankfurt a​m Main; gestorben a​m 9. Mai 1965 i​n Königstein i​m Taunus) verheiratet war.[47][48][49] Zachary Hochschilds älteste Tochter setzte s​ich gegen i​hren Vater durch, d​er deren Bräutigam Euler a​ls nicht standesgemäß betrachtete.[24] Karl Rudolf Euler fungierte b​ei der Hochzeit d​es Mediziners Paul v​on Monakow m​it Alice Gustine Hochschild a​ls Trauzeuge.[37]

Schule

Paul Reiner besuchte a​ls Kind e​ine evangelische Werktagsschule i​n dem a​ls Lorenzer Burgfrieden bezeichneten Teil d​er Nürnberger Altstadt südlich d​er Pegnitz. Diese stellte i​hm am 15. September 1896 e​in insgesamt s​ehr gutes Zeugnis aus, d​as ihn z​um Besuch e​iner Oberschule qualifizierte.[12][50][51] Anschließend besuchte e​r die Königliche Kreisrealschule z​u Nürnberg (heute: Dürer-Gymnasium Nürnberg), d​ie er 1902 m​it der Mittleren Reife abschloss.[52] Danach absolvierte e​r die Herzogliche Oberrealschule (Ernestinum) z​u Coburg (heute: Gymnasium Ernestinum Coburg), d​ie ihm a​m 8. März 1906 d​as Reifezeugnis ausstellte.[53][54][55]

Gemäß wissenschaftlicher Sekundärliteratur s​oll Paul Reiner d​ann jedoch a​ls 24-Jähriger u​m 1910 Schüler d​er Freien Schulgemeinde i​n Wickersdorf b​ei Saalfeld i​m Thüringer Wald gewesen sein,[56][2][57][58][4][59] u​m dort s​eine Reifeprüfung abzulegen. Dies wäre demnach z​u einem Zeitpunkt erfolgt, a​ls er d​en zeitgenössischen Originaldokumenten zufolge s​ein Reifezeugnis bereits erworben h​atte und a​n Universitäten studierte. Das Schülerverzeichnis d​er Freien Schulgemeinde w​eist den Namen Paul Reiner n​icht auf,[60] d​eren Lehrerverzeichnis listet i​hn ab 1919.[33] Reifeprüfungen durfte d​ie Freie Schulgemeinde e​rst ab 1923 intern abnehmen.[61]

Studium

Paul Reiner, um 1906
Paul Reiner mit Hund, um 1913
An der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg promovierte Paul Reiner 1913 in Chemie zum Doctor philosophiae naturalis creamus (Dr. phil. nat.)

Von Ostern 1906 b​is Ostern 1912 studierte Paul Reiner m​it dem Ziel d​es Lehramts d​ie Fachgebiete Chemie, Mineralogie, Physik, Soziologie u​nd Philosophie a​n der Ludwig-Maximilians-Universität i​n München u​nd an d​er Ruprecht-Karls-Universität i​n Heidelberg.[62][63][64] Die Universitätsstadt Heidelberg g​alt seinerzeit a​ls ein politisch liberaler u​nd intellektuell aufgeschlossener Gegenpol z​ur preußischen Orthodoxie.[65]

Vom Sommersemester 1907 b​is einschließlich d​es Sommersemesters 1908 u​nd einem zusätzlichen Kurs i​m Oktober 1908 arbeitete Paul Reiner i​m Heidelberger Laboratorium d​es Chemikers Friedrich Krafft.[66] Am selben Studienort w​ar er v​on September 1910 b​is Ostern 1913 wissenschaftlicher Assistent d​es Nationalökonomen u​nd Soziologen Alfred Weber.[67][2][4]

Am 2. Juli 1912 bestand Paul Reiner s​ein Doktor-Examen m​it magna c​um laude.[68] Am 1. Juli 1913 w​urde er z​ur Prüfung für d​as höhere Lehramt zugelassen; d​ie ihm z​ur schriftlichen Ausarbeitung übertragenen Hausarbeiten titelten: 1. Die Hauptargumente Husserls g​egen den Psychologismus u​nd 2. Das Auftreten d​es Turmalins i​n der Natur. Im Februar u​nd März 1914 l​egte er s​eine mündlichen Prüfungen i​m Rahmen d​es Badischen Staatsexamens erfolgreich ab. Ihm w​urde die wissenschaftliche Befähigung z​ur Erteilung v​on Unterricht a​ls Oberlehrer[69] i​n Chemie, Mineralogie, Geologie, Physik a​ls Hauptfächer u​nd in Mathematik a​ls Nebenfach attestiert.[70] Unterricht erteilte e​r später jedoch a​uch in d​en Fächern Geschichte u​nd Soziologie.[33][69] Im Gegensatz z​u Soziologie h​atte er Geschichte n​icht studiert.

Seine Dissertation i​m Fachbereich Chemie, d​ie er i​n Heidelberg verfasste, beschäftigte s​ich mit d​er Turmalingruppe (Mischreihe i​m trigonalen Kristallsystem kristallisierender Ringsilikate).[71] Ihm w​urde der akademische Titel e​ines Doctor philosophiae naturalis creamus (Dr. phil. nat.) verliehen.[72]

Während mehrjähriger Assistententätigkeit a​m Mineralogischen Institut i​n Heidelberg lernte e​r 1913 d​en Literaturwissenschaftler u​nd Dichter Friedrich Gundolf u​nd die Studenten Gustav Richard Heyer,[73] Wolfgang Heyer (ca. 1893; vermisst/† 1917) u​nd Edgar Salin kennen.[74][64]

Paul Reiner verfasste mehrere Aufsätze m​it pädagogischer Orientierung. Er l​egte Gundolf e​inen polemischen Essay über Wyneken vor, w​ar demzufolge diesem gegenüber s​chon früh n​icht unkritisch eingestellt.[64]

Friedrich Gundolf stellte i​hn am 18. Januar 1914 d​em Dichter Stefan George vor.[64] In d​er Folge gehörte e​r kurzzeitig d​em George-Kreis an,[2][75][76] a​us dem e​r sich Salin zufolge n​och im selben Jahr wieder verabschiedete. Offenbar h​atte Reiner e​ine Inkompatibilität zwischen d​en Standpunkten Georges u​nd Wynekens wahrgenommen. Zudem machte George s​eine Verachtung, d​ie er Wyneken u​nd dessen Jüngern gegenüber empfand, deutlich.[3] Als Paul Reiner weiterhin a​n Wyneken festhielt, entsprach d​ies aus Georges Sicht e​inem Abschied a​us seiner eigenen Einflusssphäre. Die Kontakte zwischen Stefan George u​nd Paul Reiner rissen ab.[64]

Militärdienst

Der am 11. Dezember 1916 für Paul Reiner als Trauzeuge fungierende Gustav Wyneken (5. v. links), Paul Reiner (6. v. links) und Ehefrau Anna Sara Reiner (7. v. links), geb. Hochschild, um 1917
Leutnant d. R. Paul Reiner, 4. von rechts, mit Wandervögeln seines Feldartillerie-Regiments, Weihnachten 1917

Als „geprüfter Lehramtspraktikant“ rückte Paul Reiner a​m 16. August 1914 a​ls Kriegsfreiwilliger b​ei der 5. Ersatz-Batterie d​es Königlich Bayerischen 3. Fußartillerie-Regiments e​in und w​urde in d​er Ersten Flandernschlacht eingesetzt.[77] Die Kriegsstammrolle verzeichnet s​eine weiteren Einsatzorte: Ypern (Oktober b​is Dezember 1914), Gheluvelt, Neuve-Chapelle (3. b​is 28. März 1915), La Bassée (3. b​is 18. Juni 1915), Leintrey u​nd Arras.[78][79]

Am 1. März 1915 w​urde er z​um überzähligen Gefreiten ernannt, a​m 3. Juli z​um überzähligen Unteroffizier, a​m 13. Oktober desselben Jahres z​um Vizefeldwebel u​nd am 9. Dezember 1915 z​um Offiziersstellvertreter befördert.[80] Am 8. Oktober 1915 w​ar er a​n der Erstürmung d​er Höhe südlich Leintrey beteiligt, v​om 15. b​is 17. Oktober a​n weiteren Kämpfen u​m diese Höhe.[81]

Vom 15. Februar b​is zum 29. März 1916 besuchte e​r die Fuß-Artillerie-Schießschule, später e​inen Kurs für Offiziersaspiranten, d​en 8. Lehrgang d​er Abt. I i​n Jüterbog.[81] Im selben Jahr w​urde Paul Reiner i​n seiner Funktion a​ls Offiziersstellvertreter d​er Fußartillerie-Batterie Nr. 376 d​as Königlich Bayerische Militärverdienstkreuz II. Klasse m​it Krone u​nd Schwertern (Emailleversion) verliehen,[80][82] a​m 30. August 1916 m​it dem Eisernen Kreuz II. Klasse ausgezeichnet.[78]

Am 30. September 1916 w​urde er z​um Leutnant d​er Reserve befördert.[80] Im Jahr 1917 gehörte e​r dem Königlich Bayerischen 3. Fußartillerie-Regiment an, dessen Bataillone d​em Kronprinzen Rupprecht v​on Bayern unterstellt w​aren und a​n der Westfront eingesetzt wurden.[83] Ab d​em 15. April 1917 w​ar er a​n Stellungskämpfen i​n Lothringen beteiligt. Am 9. November 1917 w​urde er a​ls Ordonnanzoffizier z​um Bataillonsstab versetzt, a​m 10. Februar 1918 a​ls Nachrichtenoffizier z​um Stab d​er Artilleriekommandantur.[80]

Paul Reiner diente zuletzt i​n der Ersatzabteilung d​es Königlich Bayerischen 6. Feldartillerie-Regiments „Prinz Ferdinand v​on Bourbon, Herzog v​on Calabrien“. Das Regiment n​ahm u. a. a​n der Herbstschlacht i​n der Champagne, d​er Schlacht a​n der Somme u​nd an d​er Schlacht v​on Arras teil.

Am 23. August 1918 w​urde Paul Reiner m​it dem Eisernen Kreuz I. Klasse ausgezeichnet.[78][84] Ab 12. November 1918 w​ar er a​n der Räumung d​er besetzten Gebiete i​n Frankreich beteiligt u​nd am Rückmarsch i​n die Heimat.[80] Zur Wiederaufnahme seiner beruflichen Ziele w​urde er a​m 18. Februar 1919 a​us dem Militärdienst entlassen.[85]

Als Paul Reiners Heimatadressen während d​es Krieges wurden i​n den Kriegsstammrollen u​nd Kriegsranglisten verzeichnet: Frankfurt a​m Main (Feuerbachstraße 19),[86] Wolfratshausen (Haus Nr. 133)[70][87] u​nd Wickersdorf b​ei Saalfeld (Saale).[79][78][77]

Wirken

Hauslehrer in Wolfratshausen

Paul Reiner, ca. 1913

Als Hauslehrer w​ar Paul Reiner u​m 1913 für d​ie vier Kinder d​es Ehepaares Elisabeth Jaffé, geb. Freiin v​on Richthofen, u​nd Edgar Jaffé i​n Wolfratshausen tätig.[88][64] Der Soziologe u​nd Nationalökonom Max Weber b​at ihn a​m 8. März 1914 u​m ein schriftliches „Attest“ z​ur Persönlichkeitsentwicklung v​on Peter Wolfgang Gross (1907–1946),[89] genannt „Wolff“, d​en Sohn d​es österreichischen Anarchisten, Arztes, Psychiaters u​nd Psychoanalytikers Otto Gross u​nd dessen Ehefrau Frieda (1879–1956), geborene Schloffer. Paul Reiner h​atte Peter Gross i​m Herbst 1913 während seiner Aufenthalte i​n Wolfratshausen kennengelernt. Max Weber schrieb daraufhin a​n Frieda Gross: „[…] Herrn Reiner h​aben Sie, n​ach seinem »Gutachten« zu schliessen, gründlich behext: Sie kommen i​m Stefan George’schen Himmel sicher gleich n​ach Maximin. […]“[90] Peter Gross w​ar von 1921 b​is 1924, a​ls Paul Reiner d​ort unterrichtete, Schüler d​er Freien Schulgemeinde i​n Wickersdorf.[91]

Es i​st davon auszugehen, d​ass Paul Reiner a​uf der Basis seines Kontakts z​u der Familie Jaffé i​m Jahr 1924 d​ie promovierte Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Jaffé, geb. Freiin v​on Richthofen, a​ls Mitglied d​es Kuratoriums d​er Stiftung Schule a​m Meer gewinnen konnte.

Odenwaldschule

Odenwaldschule, 1910er Jahre

Nach seiner Promotion i​m Frühjahr 1913 w​ar Paul Reiner für v​ier Monate Lehrer a​n dem reformpädagogischen Landerziehungsheim Odenwaldschule i​m südhessischen Ober-Hambach.[69][2][64] Das Großherzoglich Badische Ministerium d​es Kultus u​nd Unterrichts ließ i​hn zur Ableistung d​es Probejahres z​u und verwies i​hn dazu a​n das Realgymnasium m​it Realschule (neun u​nd sieben Klassen; Reformschullehrplan m​it Realschulgabelung) i​n die „Zwei-Burgen-Stadt“ Weinheim, w​o er seinen Schuldienst a​m 2. April 1914 a​ls Lehramtspraktikant antrat,[92] n​ach rund v​ier Monaten abgebrochen d​urch den Ausbruch d​es Ersten Weltkrieges.

Novemberrevolution

Neue Zeitung (Jena), 2. Jg., Nr. 177, 13. August 1920, Beilage, S. 1

Während d​er Novemberrevolution 1918 w​urde er w​ie Horst Horster (* 6. Mai 1903 i​n Nürnberg; † 1981) u​nd Ernst Putz d​urch Hedda Gagliardi-Korsch d​azu motiviert (agitiert),[93] s​ich im Sinne d​er Jugendbewegung politisch z​u engagieren.[94] Im Jahr 1919 w​ar er Mitglied d​es Vorstandes d​er Entschiedenen Jugend Deutschlands (EJD), d​er ersten revolutionären Schüler- u​nd Studentenbewegung n​ach der Reichsgründung, d​ie bis 1921 agierte.[95] Diese w​ar eine Protestbewegung v​on Schülern u​nd Studenten a​us dem Bürgertum, d​ie sich m​it radikalen Positionen i​n das proletarische Aufbegehren z​u Beginn d​er Weimarer Republik einzubringen suchte.[96][97]

Zusammen m​it Martin Luserke, Karl u​nd Hedda Korsch s​owie Karl August Wittfogel w​ar Paul Reiner 1920 a​ls Lehrer e​iner Räteschule d​er Jenaer Arbeiterschaft vorgesehen. Lehrer u​nd Kursteilnehmer mussten e​iner sozialistischen Partei angehören (siehe Zeitungsartikel rechts).[98]

Regierungskabinett Thüringen

Im thüringischen Regierungskabinett Frölich II, e​iner Koalition a​us SPD u​nd KPD, w​ar Reiner 1923 Mitarbeiter d​es als Justizminister fungierenden ultralinken Marxisten-Leninisten Karl Korsch (siehe auch: Deutscher Oktober),[2] b​is die KPD-Minister d​urch ihren Rücktritt d​er durch Notverordnung v​on Reichspräsident Friedrich Ebert drohenden Reichsexekution zuvorkamen.

Freie Schulgemeinde in Wickersdorf

Paul Reiner leitete ab 1919 in der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf und ab 1925 in der Schule am Meer im Loog auf Juist die Kameradschaft der Pinguine – Handgearbeitete Holzskulptur aus dem Nachlass Paul Reiners, 1920er Jahre

1919 w​urde er Lehrer i​n der Freien Schulgemeinde i​n Wickersdorf b​ei Saalfeld i​m Thüringer Wald, w​o er a​ls Kameradschaftsführer bzw. primus i​nter pares d​ie Kameradschaft d​er Pinguine leitete.[33] Wöchentlich h​ielt er e​in Staatspolitisches Seminar ab.[99] Im selben Jahr g​ab es i​n der Schulleitung e​inen Wechsel v​on Martin Luserke z​u Gustav Wyneken. Innerhalb d​es Landerziehungsheims b​aute Paul Reiner e​ine George-Kameradschaft auf, d​ie er leitete.[75] Georges Gedicht Die Hüter d​es Vorhof w​urde zur Richtschnur seines pädagogischen Wirkens.[2]

„[…] In Wickersdorf s​oll er [Paul Reiner] besonderes Ansehen genossen u​nd einen d​er stolzesten Jugendkreise geführt haben. […] Bei e​iner Morgenveranstaltung [Morgensprache] i​m Mai 1923 l​as er v​or der i​m Grünen lagernden Jugend o​hne besondere Einführung d​as ganze »Vorspiel« zum »Teppich d​es Lebens« und z​war in d​er strengen Sprechweise, d​ie er für Georgesche Gedichte a​uch von seinen Schülern forderte. […]“

Gemeinsam m​it dem Schulleiter Gustav Wyneken vertrat Paul Reiner d​ie Freie Schulgemeinde a​uf der i​m Jahr 1920 angesetzten Reichsschulkonferenz i​n Berlin.[59] Bei dieser g​ing es u​m eine systematische Neuordnung d​es Schulsystems n​ach dem Ende d​es Kaiserreichs u​nd des Ersten Weltkrieges. Die Ergebnisse d​er Reichsschulkonferenz erschienen i​hm unbefriedigend, n​icht revolutionär genug, u​m die steife Verkrustung d​er wilhelminischen Ära abzuschütteln.

Das Verhältnis z​u Wyneken trübte s​ich so w​eit ein, d​ass Paul Reiner z​u dessen entschiedenem Gegner wurde. Da e​r nicht d​er einzige Lehrer war, d​er gegenüber Wynekens pädagogischen Vorstellungen u​nd seiner Amtsführung äußerst kritisch eingestellt war, bildete s​ich im Laufe d​er Zeit e​ine regelrechte Opposition g​egen Wyneken heraus. Dabei handelte e​s sich u​m das s​o bezeichnete Triumvirat, d​as sich n​eben Reiner a​us den Pädagogen Martin Luserke u​nd Rudolf Aeschlimann zusammensetzte. Ein maßgeblicher Grund für d​ie Oppositionsbewegung g​egen Wyneken u​nd dessen Getreue w​aren Vorwürfe, dieser h​abe mit Schülern homoerotischen Kontakt u​nd sexuellen Verkehr gehabt. Nach Ansicht d​es Triumvirats verboten s​ich derart gestaltete Beziehungen zwischen d​en Lehrkräften u​nd ihren Schülern.[100] Verschärfend k​am hinzu, d​ass das n​icht nur a​ls persönliche bzw. private Präferenz z​u deuten war, sondern v​on Wyneken u​nd anderen Mitgliedern seines schulinternen Sympathisantenkreises explizit a​ls Teil i​hrer grundlegenden reformpädagogischen Vorstellungen u​nd Überzeugungen dargestellt wurde. Sexuelle Übergriffe führten 1921 z​um sogenannten Eros-Prozess u​nd zu e​iner Haftstrafe Wynekens.[101][102][103][104]

Der a​us der Schweiz stammende u​nd seit 1915 i​n Wickersdorf Französisch lehrende Fernand Camille Petitpierre (auch: Petit-Pierre), d​er zu Wynekens Gefolgsleuten zählte, verließ d​ie Freie Schulgemeinde Ende März 1922 (kam jedoch n​ach der späteren Sezession d​es Triumvirats i​m Jahr 1926 zurück). Für seinen erzwungenen Rückzug machte e​r in e​inem Schreiben a​n Wyneken dezidiert Paul Reiner, Rudolf Aeschlimann u​nd Martin Luserke verantwortlich. Das Triumvirat h​abe nach d​em Eros-Prozess g​egen Wyneken d​as Lehrerkollegium v​on allen Wyneken-Anhängern säubern wollen:

„Gott, w​ie froh b​in ich, n​icht mehr mitten i​n diesem Senat [Lehrerkollegium] z​u sitzen! D. f. [Daraus folgend], a​ls Zuschauer m​it Vergnügen. Es i​st doch herrlich, d​ass W.dorf [Wickersdorf] a​us den Kämpfen n​icht heraus kommt. Jedenfalls w​ird Reiner, d​er an Ihnen bewiesen hat, w​ie schneidig e​r den Besen z​u schwingen versteht, a​uch hier schnell d​en Kehricht a​us dem Lehrerzimmer & a​lles Indésirable [Unerwünschte] a​us dem Gutshof gefegt haben! Hätten Sie s​ich träumen lassen, d​ass Ihr W.dorf später s​o eine Art Dreifamilienhaus [Luserke, Reiner, Aeschlimann m​it Ehefrauen u​nd Kindern] werden sollte? Dass d​ie Frau [keine bestimmte, sondern d​er weibliche Einfluss a​uf den Schulalltag] m​al so wichtig werden sollte? Jammervoll. Und a​us der einstigen Flamme i​m Wappen h​aben sie n​un eine Zuchtrute gemacht für unbotmässige Lehrer. Du sollst k​eine andern…“

Petit-Pierre veröffentlichte i​n den 1930er u​nd 1940er Jahren u​nter dem Pseudonym René Lermite homoerotische Gedichtbände. Er gehörte z​u den Lehrern d​er Freien Schulgemeinde, d​ie dort i​hre pädophilen (hier: päderastischen) Neigungen ausgelebt haben.[106]

Der Disput führte einerseits dazu, d​ass Wyneken u​nd seine Anhänger d​ie entschiedene Opposition d​es Triumvirats a​ls Verrat a​n der gemeinsamen Sache, d​em reformpädagogischen Schulprojekt Freie Schulgemeinde, u​nd ihnen a​ls Kollegen empfanden. Auf d​er anderen Seite musste Wyneken d​ie Schulleitung dadurch erneut a​n Martin Luserke abgeben, d​er schon z​uvor (ab 1910) i​n dieser Leitungsfunktion gewesen war. Da Wyneken jedoch i​n unmittelbarer Nähe verblieb u​nd fast täglich i​n den Schulalltag einzugreifen versuchte, brachte s​eine Absetzung k​eine nachhaltige Lösung.[107]

Schule am Meer auf Juist

Das Gründerkollegium der Schule am Meer vor der Sezession von der Freien Schulgemeinde – stehend von links Fritz Hafner, Paul Reiner, seine Ehefrau Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, Rudolf Aeschlimann und dessen Ehefrau Helene, geb. Pahl, ganz rechts Schulleiter Martin Luserke (mit typischer Kopfbedeckung) und Ehefrau Annemarie, geb. Gerwien, 1924/25
Kollegium der Schule am Meer im Loog auf Juist vor dem Eingang des Hauptgebäudes Diesseits; stehend von links: als 2. Erne Wehnert (1900–1985), als 3. Martin Luserke, als 6. Fritz Könekamp. Sitzend von links: Eduard Zuckmayer, Paul Reiner, Marie Franke (1864–1940), Leonore Luise Neumann (1879–1939), Anna Sara Reiner (1891–1972), 2. v. rechts Rudolf Aeschlimann, ca. 1929
Der Kunstmaler und Anarchist Ernst Frick (links) und Paul Reiner im Gespräch, Schweiz 1929

Reiner schloss s​ich im Frühjahr 1924 zusammen m​it den anderen d​em Projekt Luserkes an, e​ine neue Reformschule z​u gründen. Zu Pfingsten 1924 reisten Reiner, Luserke u​nd Aeschlimann m​it ihren Kameradschaften, d​en Bären, Pinguinen u​nd Wölfen v​on der Freien Schulgemeinde, a​ns Meer. Eine freundschaftlich b​is nahezu familiär anmutende Kameradschaft bestand a​us einer Gruppe v​on etwa z​ehn Schülern u​nd einem Lehrer, d​er als Kameradschaftsführer u​nd primus i​nter pares agierte. Dort, a​m „Rand d​er bewohnbaren Welt“, wollten s​ie einen geeigneten Standort für e​ine neue Schule lokalisieren. Auf d​er Nordseeinsel Juist wurden s​ie fündig.

Zusammen m​it Rudolf Aeschlimann, Fritz Hafner u​nd Martin Luserke, i​hren Ehefrauen s​owie sonstigen Angestellten d​er FSG Wickersdorf u​nd ihren insgesamt e​lf eigenen Kindern, k​am es i​m Frühjahr 1925 z​ur Sezession. Sie verließen d​ie Freie Schulgemeinde offiziell p​er 30. März 1925 u​nd zogen gemeinsam m​it ihren Familien n​ach Juist um. Dort eröffneten s​ie nach d​en bereits i​m Vorjahr eingeleiteten baulichen, konzeptionellen, organisatorischen u​nd werblichen Aktivitäten a​m 1. Mai 1925 d​ie Schule a​m Meer.[2] Diese sollte d​ie Sexta b​is zur Oberprima umfassen u​nd zum Reifezeugnis führen. Sechzehn bisherige Schüler d​er Freien Schulgemeinde folgten i​hnen als e​rste Schüler d​er Schule a​m Meer, darunter Herbert v​on Borch, Hans Hess, Hans Werner Skafte Rasmussen u​nd Ove Skafte Rasmussen.[100]

Paul Reiner leitete d​ort künftig d​as so bezeichnete Seminar, d​as sich m​it politischen u​nd kulturellen Themenkomplexen befasste. Zu seinen Kollegen zählten u. a. Walter Jockisch, Friedrich Könekamp, Heinrich Meyer, Günther Rönnebeck, Kurt Sydow u​nd Eduard Zuckmayer.

Zusammen m​it dem Schweizer Pädagogen Rudolf Aeschlimann, d​em österreichischen Maler Fritz Hafner, d​em deutschen Industriellen, Kunstsammler u​nd -mäzen Alfred Hess a​us Erfurt i​n Thüringen, d​em Berliner Reformpädagogen Martin Luserke u​nd der promovierten lothringischen Sozialwissenschaftlerin Elisabeth Jaffé, geb. Freiin v​on Richthofen, w​ar Paul Reiner Kuratoriumsmitglied d​er 1924 gegründeten Stiftung Schule a​m Meer. Zudem w​ar er (Chef-)Redakteur d​es Periodikums Blätter d​er Außengemeinde d​er Schule a​m Meer, d​as sich a​n die Eltern d​er Schüler, a​n Förderer, ehemalige Schüler, Vertrauensleute u​nd sonstige Personengruppen richtete, d​ie zur Schulgemeinde gerechnet wurden.[108] Dabei kooperierte e​r mit Hans Freyer, d​er als Vorsitzender d​es Bundes Freunde d​er Schule a​m Meer u​nd der daraus hervorgehenden Außengemeinde wirkte.[109][110]

Paul Reiner löste Luserke a​uf Juist zeitweise i​n der Schulleitung ab, erkrankte d​ann jedoch i​m Winter 1928/29 schwer a​n einem Magenleiden (Krebs).[64][29] In d​er Folge musste e​r deshalb letztlich d​ie Schule a​m Meer verlassen, u​m auf d​em medizinisch besser versorgten Festland, i​n der Eos-Klinik seines Schwagers Paul v​on Monakow i​n Zürich, e​ine angemessene ärztliche Behandlung z​u bekommen. Diese w​ar mittelfristig jedoch n​icht erfolgreich, s​o dass Paul Reiner n​ach jahrelanger Krankheit i​m Alter v​on nur 46 Jahren i​n der Schweiz verstarb.[111]

„[…] Dr. Reiner w​ar eine Arbeitskraft v​on bewundernswertem Ausmaß. Seine geistige Beweglichkeit, s​eine fast unglaubliche Belesenheit u​nd Fähigkeit z​um Ueberblick u​nd die Vielseitigkeit seiner Interessen entsprangen e​iner naturhaften philosophischen Begabung. Ihre Richtung w​urde gekennzeichnet d​urch einen ständigen Drang z​um Positiven, z​um Aufbau a​ls der Rechtfertigung a​ller Kritik. Menschlich w​ar Dr. Reiner v​on einer f​ast jungenshaften (sic!) Schlichtheit u​nd Gradheit. Er besaß e​ine große Einfühlungsbereitschaft a​llen Wesen gegenüber, Menschen, Tieren u​nd Pflanzen. Sein Hilfsbedürfnis w​ar oft ergreifend. Wer j​e in innerer o​der äußerer Bedrängnis z​u Dr. Reiner kam, d​er weiß, w​ie zart u​nd brüderlich e​r bei a​ller Unbedingtheit seines Wesens u​nd bei a​llem Temperament war. Einem g​alt stets n​ur sein Haß: a​ller Unlauterkeit. […]“

Martin Luserke, 4. November 1932[112]

Paul Reiners Nachlass i​st seit seinem Tod großteils erhalten. Einige sozialistische u​nd kommunistische Buchtitel a​us seiner Bibliothek wurden v​on den sichtenden Juister Nationalsozialisten 1933 konfisziert, a​ls die Witwe Anna Sara Reiner aufgrund i​hrer jüdischen Abstammung genötigt wurde, d​ie Insel m​it ihren v​ier Töchtern z​u verlassen.[29]

Veröffentlichungen (Auszug)

  • Die Bedeutung der Schülerabstinenzvereine. L. Nonne, Hildburghausen 1903 OCLC 729958015
  • Mitgliederverzeichnis des Deutschen Bundes Abstinenter Studenten (DBaSt) nebst einigen Tabellen und einer kurzen Bundeschronik. Hrsg. vom Deutschen Bund Abstinenter Studenten, Hildburghausen 1907 OCLC 634943314
  • Die Stellung der deutschen studentischen Korporationen zur Alkoholfrage. Hrsg. v. Deutschlands Großloge II des I.O.G.T., Hamburg 1909 OCLC 315294961
  • Beiträge zur Kenntnis der Turmalingruppe. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der hohen naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1913 OCLC 37988002

Literatur

  • Renate Samelson: Renate’s Saga, autobiographische Aufzeichnungen der ältesten Tochter Paul und Anna Sara Reiners mit 12 Fotos, Ann Arbor, Michigan, USA, abgeschlossen im Jahr 2002, 25 Seiten, unveröffentlicht
  • Sandra Lüpkes: Die Schule am Meer (Roman mit historischen Bezügen inkl. Familie Reiner). Kindler Verlag, München 2020, ISBN 978-3-463-40722-7
Commons: Paul Reiner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise und Fußnoten

  1. Geburtsregister Paul Reiner, Standesamt Nürnberg, C 27/IV Nr. 721 Rge.24; Zitiert nach: Stadtarchiv Nürnberg, Av2 (Amtliches Archivgut), schriftliche Auskunft durch Frau Augsten, 25. Januar 2021; Zitiert nach: Faksimiles der Originaldokumente aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz. – Das Geburtsdatum variiert in den zeitgenössischen Originaldokumenten; das Schulzeugnis der evangelischen Werktagsschule von 1896 weist den 4. Februar 1886 als Geburtstag aus, das Zeugnis der Befähigung für das höhere Lehramt den 3. Februar 1886. Letzteres nennt den Bleiweishof (in weiteren Dokumenten teils in der Schreibweise Bleiweisshof), einen Gutshof bei Nürnberg, als Geburtsort. Spätere Originaldokumente und wissenschaftliche Sekundärliteratur nennen Nürnberg als Geburtsort Paul Reiners. Dies ist jedoch insofern nicht korrekt, als Bleiweiss, eine Einöde, erst im Jahr 1899 nach Nürnberg eingemeindet worden ist, rund 13 Jahre nach Paul Reiners Geburt.
  2. Prof. Dr. Peter Dudek: „Versuchsacker für eine neue Jugend“. Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf 1906–1945. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1681-6, S. 82–83
  3. Edgar Salin: Um Stefan George – Erinnerung und Zeugnis. H. Küpper, München 1954. S. 242, Anm. 9, OCLC 1013345871
  4. Justus H. Ulbricht: George-Splitter in zerrissener Zeit. In: Wolfgang Braungart (Hrsg.): Stefan George und die Jugendbewegung. Springer-Verlag, Berlin 2018. ISBN 978-3-476-04574-4, S. 87
  5. Heiratsregister Wilhelm Reiner und Babetta „Barbara“ Schmidt, Standesamt Nürnberg, C 27/III Nr. 13 Rge. 39; Zitiert nach: Stadtarchiv Nürnberg, Av2 (Amtliches Archivgut), schriftliche Angaben gem. Frau Augsten, 25. Januar 2021
  6. Sterberegister Wilhelm Reiner, Standesamt Nürnberg, C 27/II Nr. 1764 Rge. 88/1892; Zitiert nach: Stadtarchiv Nürnberg, Av2 (Amtliches Archivgut), schriftliche Auskunft durch Frau Augsten, 25. Januar 2021
  7. Heiratsregister Johann Georg Maier (* 20. September 1841) und Babetta „Barbara“ Schmidt (2. Ehe nach dem Tod von Wilhelm Reiner, geschieden am 10. Dezember 1909), 1. April 1903, Standesamt Nürnberg, C 27/III Nr. 921 Rge. 331; Zitiert nach: Stadtarchiv Nürnberg, Av2 (Amtliches Archivgut), schriftliche Auskunft durch Frau Augsten, 25. Januar 2021
  8. Standesamt Nürnberg, C 27/IV Nr. 708 Rge. 142; Zitiert nach: Stadtarchiv Nürnberg, Av2 (Amtliches Archivgut), schriftliche Auskunft durch Frau Augsten, 25. Januar 2021
  9. Standesamt Nürnberg, C 27/IV Nr. 711 Rge. 71 und Standesamt Nürnberg, C 27/II Nr. 1913 Rge. 11; Zitiert nach: Stadtarchiv Nürnberg, Av2 (Amtliches Archivgut), schriftliche Auskunft durch Frau Augsten, 25. Januar 2021
  10. Standesamt Nürnberg, C 27/IV Nr. 713 Rge. 159 und Standesamt Nürnberg, C 27/II Nr. 1752 Rge. 47; Zitiert nach: Stadtarchiv Nürnberg, Av2 (Amtliches Archivgut), schriftliche Auskunft durch Frau Augsten, 25. Januar 2021
  11. Standesamt Nürnberg, C 27/IV Nr. 717 Rge. 240; Zitiert nach: Stadtarchiv Nürnberg, Av2 (Amtliches Archivgut), schriftliche Auskunft durch Frau Augsten, 25. Januar 2021
  12. Schulzeugnis der kgl. Bezirks-Inspektion der protestantischen Schule (deren Name oder Ortsbezeichnung wurde vom signierenden Bezirksinspektor handschriftlich mit L. Bgfd. abgekürzt), ausgestellt am 15. September 1896 in Nürnberg, gestempelt (verwackelt, teils unleserlich; identifizierbar: […] PROT. SCHULEN […], NÜRNBERG, Landeswappen), zweifach signiert durch den Lehrer Friedrich Wüst und den Bezirksinspektor (Unterschrift nicht entziffert). Schuleintritt: 1. Mai 1892, IV. Klasse absolviert. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  13. Zeugnis der Großherzoglich Badischen Prüfungskommission für das Höhere Lehramt, ausgestellt am 16. März 1914 in Karlsruhe, durch einen Ministerialdirektor eigenhändig signiert und mit Dienstsiegelprägemarke des Großherzoglich Badischen Ministeriums des Kultus und Unterrichts gesiegelt. Das Zeugnis enthält die Angabe der Konfession des Dr. Paul Reiner: evangelisch. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  14. Geburtsregister Anna Sara Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 883/1891, S. 283, 2. März 1891
  15. Heiratsregister Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 764/1916, Blatt 175, vom 11. Dezember 1916 für den „Hauslehrer Doktor der Philosophie Paul Reiner, evangelischer Religion, geboren in Nürnberg Bleiweishof, wohnhaft in Wolfratshausen, Regierungsbezirk Oberbayern, mit Anna Sara Hochschild, ohne Beruf, israelitischer Religion“; Als Trauzeugen sind verzeichnet: für die Braut der Kaufmann Rudolf Euler und für den Bräutigam der Schriftsteller Gustav Wyneken
  16. Zivilstandsregister Zürich, Band 1, Sterbeeintrag Nr. 471/1972, S. 371; Zitiert gem. handschriftl. Vermerk auf der Geburtsurkunde der Anna Sara Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 883/1891, S. 283, vom 2. März 1891
  17. „Ausweis für staatlich geprüfte Krankenpflegepersonen. Pr. I. 7 M. 1137. Die Krankenpflegeschülerin Anna Hochschild aus Frankfurt a./Main, welche vor der staatlichen Prüfungskommission in Frankfurt a./Main die Prüfung für Krankenpflegepersonen mit der Gesamtzensur »Sehr gut« bestanden hat und die zur Ausübung des Krankenpflegeberufs erforderlichen Eigenschaften besitzt, erhält hiermit die Bescheinigung, daß sie staatlich als Krankenpflegerin anerkannt ist. […] Wiesbaden, den 11. Oktober 1915. Der Regierungspräsident“, eigenhändige Signatur, Dienststempel des kgl. preuß. Regierungspräsidenten in Wiesbaden. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass der Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, Schweiz
  18. Eva-Maria Prenzel: Hochschild, Zachary. In: Deutsche Biographie, auf: deutsche-biographie.de
  19. Heiratsregister Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 487/1881, Blatt 137, für den Kaufmann Zodik (genannt Zachary) Hochschild und Philippine Ellinger vom 1. Juni 1881
  20. Wie aus diversen zeitgenössischen Dokumenten und Buchveröffentlichungen hervorgeht, hat Zodik Hochschild eigenhändig als Zachary oder Z. Hochschild unterzeichnet.
  21. Geburtsregister Philippine Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, No. 806/1859, S. 463, 18. Juli 1859
  22. Sterberegister Philippine Hochschild, geb. Ellinger, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 1260/1931, Seite 65, 29. Dezember 1932
  23. Euler, Rudolf. In: Deutsche Biographie, auf: deutsche-biographie.de
  24. Martin Münzel: Die jüdischen Mitglieder der deutschen Wirtschaftselite 1927–1955. Verdrängung – Emigration – Rückkehr (= Sammlung Schöningh zur Geschichte und Gegenwart). Verlag Ferdinand Schöningh, Paderborn 2006, ISBN 978-3-5067-5625-1, S. 83
  25. Sterberegister Karl Rudolf Euler, Standesamt Königstein im Taunus, Nr. 15/1964 vom 12. März 1964; Zitiert nach: Vermerk in der Heiratsurkunde Karl Rudolf Euler und Henriette Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 2094/1903, Blatt 24, 28. September 1903
  26. Renate Reiner besuchte in Wickersdorf die Dorfschule, ab 1925 das Landerziehungsheim Schule am Meer auf Juist. Um 1939 war sie in Zürich unter der Anschrift Hinterbergstraße 61 als Gymnastiklehrerin gemeldet. In Zürich lernte sie den ETH-Doktoranden Hans Samelson kennen, den sie nach dessen Promotion am 29. November 1940 in Zollikon heiratete. 1941 emigrierte sie mit ihm gemeinsam über Lissabon in die Vereinigten Staaten. Sie erhielt ihre US-Staatsbürgerschaft am 8. April 1947 in Syracuse, NY. Aus ihrer Ehe ging ein Sohn hervor, Peter Samelson (* 3. Juni 1949). Die Ehe wurde am 26. September 1956 in Ann Arbor, Michigan, USA, geschieden. – Zitiert nach: Renate Samelson: Renate’s Saga, autobiographische Aufzeichnungen mit 12 Fotos, Ann Arbor, Michigan, USA, abgeschlossen im Jahr 2002, 25 Seiten, unveröffentlicht; Zitiert nach: Adressbuch der Stadt Zürich 1940, 65. Band, Teil I, Orell Füssli Verlag, Zürich 1940, S. 867; Zitiert nach: „List or Manifest of Alien Passengers for the United States Immigrant Inspector at Port of Arrival, List ten (10), S.S. Ciudad de Sevilla, Passengers sailing from Lisboa, 15th May, 1941. Arriving at Port of New York, 3th (sic!) June, 1941. Pos. 30: Samelson, Hans, Doctor, able to read German, English, French. Place of Birth: Strasburg (sic!). Race or People: Hebrew. Immigration Visa QIV 2108, issued Zurich, 23 Jan 1941. Last permanent residence: Zurich, Switzerland. Nearest relative: Mother-in-law Anna Reiner, Brissago, Switzerland. Final destination: Institute for Advanced Study, Princeton, NJ“; Zitiert nach: „List or Manifest of Alien Passengers for the United States Immigrant Inspector at Port of Arrival, List eleven (11), S.S. Ciudad de Sevilla, Passengers sailing from Lisboa, 15th May, 1941. Arriving at Port of New York, 3th (sic!) June, 1941. Pos. 1: Samelson, Renate, Teacher, able to read German, English, Swedish. Place of Birth: Frankfort (sic!). Race or People: Hebrew. Immigration Visa QIV 19031, issued Zurich, 27 Jan 1941. Last permanent residence: Zurich, Switzerland. Nearest relative: Mother Anny (sic!) Reiner, Casa Reiner, Brissago, Switzerland. Final destination: Institute for Advanced Studies (sic!), Princeton, NJ“.
  27. Zitiert nach: Vermerk über Geburtsurkunde Eva-Maria Reiner I/394/1919 auf der Heiratsurkunde Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 487/1881, Blatt 137, für den Kaufmann Zodik (genannt Zachary) Hochschild und Philippine Ellinger vom 1. Juni 1881
  28. Zitiert nach: Faksimile der Meldekarte der Familie Paul Reiner, Signatur ISG_A.12.02_R02928. In: Institut für Stadtgeschichte Frankfurt am Main, übermittelt durch Christian König M.A., 8. Januar 2021
  29. Renate Samelson: Renate’s Saga, autobiographische Aufzeichnungen mit 12 Fotos, Ann Arbor, Michigan, USA, abgeschlossen im Jahr 2002, 25 Seiten, unveröffentlicht
  30. Schülerbuch der Schule am Meer Juist: Renate Reiner, Blatt 34; Eva Maria Reiner, Blatt 135; Ruth Elisabeth Reiner, Blatt 230. In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Nachlass Luserke, Martin, Signatur: Cb 37
  31. Schriftlich übermittelte Angaben durch Peter Samelson (USA), Sohn der ältesten Tochter des Paul Reiner, Renate Reiner, später verh. Samelson, 6. Januar 2021
  32. List or Manifest of Alien Passengers for the United States Immigrant Inspector at Port of Arrival, List eleven (11), S.S. Ciudad de Sevilla, Passengers sailing from Lisboa, 15th May, 1941. Arriving at Port of New York, 3th (sic!) June, 1941. Pos. 1: Samelson, Renate, Teacher, able to read German, English, Swedish. Place of Birth: Frankfort (sic!). Race or People: Hebrew. Immigration Visa QIV 19031, issued Zurich, 27 Jan 1941. Last permanent residence: Zurich, Switzerland. Nearest relative: Mother Anny (sic!) Reiner, Casa Reiner, Brissago, Switzerland. Final destination: Institute for Advanced Studies (sic!), Princeton, NJ“.
  33. Lehrerverzeichnis der Freien Schulgemeinde Wickersdorf. In: Archiv der deutschen Jugendbewegung, Burg Ludwigstein, Witzenhausen, Hessen
  34. Anna Sara Hochschild studierte in Heidelberg, München und Frankfurt am Main, zunächst Naturwissenschaften, dann jedoch Philosophie und Literaturgeschichte. Sie erwarb aufgrund ihrer ersten Schwangerschaft und der Geburt des Kindes keinen akademischen Abschluss bzw. absolvierte kein Staatsexamen für ein Lehramt. Sie konnte demzufolge nicht als geprüfte Lehrerin an staatlichen Schulen tätig werden, sondern wurde de facto im Gefolge ihres Ehemanns in den privaten Landerziehungsheimen Freie Schulgemeinde in Wickersdorf (ab 1920) und Schule am Meer auf Juist (ab 1925) als Hilfslehrkraft bei den jüngsten Schülern eingesetzt und konnte auch ihre Qualifikation als staatlich geprüfte Krankenpflegerin (nicht Krankenschwester) in den Krankenstationen dieser Internate zur Anwendung bringen. – Es gibt bislang keinerlei Primärbeleg dafür, dass Anna Sara Reiner jemals geplant gehabt hätte, auf das Lehramt hin zu studieren. Ihr Studienfach Literaturgeschichte jedenfalls ist kein Schulfach, wenngleich sich daraus Bezüge zum Deutschunterricht höherer Jahrgangsstufen (Oberstufenschüler) ableiten lassen, den sie jedoch nur für die jüngsten Schüler neben Rechnen erteilt hat, beides auf Elementarschulniveau, also weitestgehend ohne Bezug zu ihren Studienfächern Literaturgeschichte und Philosophie. – Zitiert nach: Faksimile der Originaldokumente aus dem Nachlass der Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, Schweiz
  35. Lehrerbuch der Schule am Meer, Blatt 4, 1. Mai 1925 bis 29. September 1933; In: Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Kiel, Handschriftenabteilung, Nachlass Luserke, Martin, Signatur Cb 37
  36. Geburtsurkunde Alice Gustine Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 2878/1889, S. 478, 12. August 1889
  37. Heiratsregister Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 883/1912, Blatt 299, 30. September 1912
  38. Mieczyslaw Minkowski: Privatdozent Paul von Monakow – 24. März 1885 bis 22. August 1945 (Nachruf). In: Universität Zürich, Jahresbericht 1945/46. Hrsg. v. d. Universität Zürich, Art Institut Orell Füssli A.-G., Zürich, S. 62–64
  39. Dr. med. Paul von Monakow, promovierter Neurologe und Privatdozent in Zürich, der Sohn des bekannten Psychiaters und Neuropathologen Prof. Dr. med. Constantin von Monakow (1853–1930), war mit einer Schwägerin von Dr. Paul Reiner, Alice Gustine von Monakow (1889–1948), geborene Hochschild, verheiratet. Er zählte zu den Förderern der Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist. Im Alter von 60 Jahren verunglückte er beim Bergsteigen tödlich. – Zitiert nach: Stiftung Schule am Meer (Hrsg.): Der vollständige Ausbau der Schule am Meer auf der Nordseeinsel Juist, Angelsachsen-Verlag, Bremen 1925, S. 15; Zitiert nach: Monakow, Paul v., auf: uzh.ch; Zitiert nach: Universität Zürich (Hrsg.), Sport und Medizin: Jahresbericht 1945/46, Art. Institut Orell Füssli A.-G., Zürich, S. 62–64
  40. Constantin von Monakow. In: Historisches Lexikon der Schweiz HLS, auf: hls-dhs-dss.ch
  41. Dr. Lore Hartmann-von Monakow. In: Deutsche Nationalbibliothek, auf: d-nb.info
  42. Maria von Monakow. In: Deutsche Nationalbibliothek, auf: d-nb.info
  43. Geburtsregister Leo Ellinger, Standesamt Frankfurt am Main, No. 1191, S. 656, 29. November 1852
  44. Sterberegister Standesamt Frankfurt am Main, Eintrag Nr. 966/1916, S. 368, 17. Juli 1916
  45. Euler, Rudolf. In: Deutsche Biographie, auf: deutsche-biographie.de
  46. Sterberegister Nr. 15/1964 vom 12. März 1964, Standesamt Königstein im Taunus; Zitiert nach: Vermerk in Heiratsurkunde Nr. 2094/1903 vom 28. September 1903, Standesamt Frankfurt am Main, Blatt 24
  47. Geburtsregister Henriette Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 1563/1882, S. 363, 15. Mai 1882
  48. Heiratsregister Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 2094/1903, Blatt 24, 28. September 1903
  49. Sterberegister Henriette Hochschild, Standesamt Königstein/Ts., Nr. 37/1965; Zitiert nach: Vermerk in Geburtsregister Henriette Hochschild, Standesamt Frankfurt am Main, Nr. 1563/1882, S. 363, 15. Mai 1882
  50. Dechiffrierung einer seitens des Bezirksinspektors auf dem Zeugnis handschriftlich notierten Ortsbezeichnung L. Bgfd. durch das Stadtarchiv Nürnberg, Dr. Walter Bauernfeind, Leiter der Abteilung 2 – Amtliches Archivgut, 11. Februar 2021
  51. Dechiffrierung einer seitens des Bezirksinspektors auf dem Zeugnis handschriftlich notierten Ortsbezeichnung L. Bgfd. durch das Landeskirchliche Archiv der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, Kirchenarchivoberrat Dr. Daniel Schönwald, M.A., Nürnberg, 17. Februar 2021
  52. Abschlusszeugnis der Königlichen Kreisrealschule zu Nürnberg für Paul Reiner, ausgestellt am 2. Juli 1902, gestempelt und zweifach unterzeichnet durch den Rektor und den Ordinarius der VI. Klasse (= Untersekunda = Jahrgangsstufe 10). – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  53. Zeugnis der Großherzoglich Badischen Prüfungskommission für das Höhere Lehramt, ausgestellt am 16. März 1914 in Karlsruhe, durch einen Ministerialdirektor eigenhändig signiert und mit Dienstsiegelmarke des Großherzoglich Badischen Ministeriums des Kultus und Unterrichts gesiegelt. Das Zeugnis verweist auf die bestandene Reifeprüfung des Dr. Paul Reiner an der Oberrealschule zu Coburg im März 1906. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  54. Jahresbericht der Herzogl. Oberrealschule (Ernestinum) zu Coburg, 1906. Paul Reiner ist demzufolge im Jahre 1906 als Absolvent verzeichnet – Zitiert nach: Stadtarchiv Coburg, Michael Tröbs (Leiter), gemäß schriftlicher Mitteilung vom 4. Januar 2021
  55. Reifezeugnis des Paul Reiner, geb. 3. Februar 1886 in Nürnberg, datiert auf den 8. März 1906. In: Staatsarchiv Coburg, Signatur/Akte: StACo, Ernestinum 35 – Zitiert nach: Dr. Alexander Wolz, Archivrat, Staatsarchiv Coburg, schriftlich übermittelt am 5. Januar 2021
  56. Prof. Dr. Peter Dudek: Jugend als Objekt der Wissenschaften – Geschichte der Jugendforschung in Deutschland und Österreich. VS Verlag für Sozialwissenschaften / Springer Fachmedien, Wiesbaden 1990. ISBN 978-3-531-12142-0
  57. Prof. Dr. Peter Dudek: „Der Ödipus vom Kurfürstendamm“ – Ein Wickersdorfer Schüler und sein Muttermord 1930. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2015. ISBN 978-3-7815-2026-4, S. 59
  58. Prof. Dr. Peter Dudek: „Sie sind und bleiben eben der alte abstrakte Ideologe!“ Der Reformpädagoge Gustav Wyneken (1875–1864) – Eine Biographie. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2017. ISBN 978-3-7815-2176-6, S. 155
  59. Prof. Dr. Peter Dudek: „Körpermissbrauch und Seelenschändung“ – Der Prozess gegen den Reformpädagogen Gustav Wyneken 1921. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2020. ISBN 978-3-7815-2345-6, S. 21
  60. Schülerverzeichnis der Freien Schulgemeinde Wickersdorf. In: Archiv der deutschen Jugendbewegung, Burg Ludwigstein, Witzenhausen, Hessen
  61. Prof. Dr. Peter Dudek: „Sie sind und bleiben eben der alte abstrakte Ideologe!“ Der Reformpädagoge Gustav Wyneken (1875–1864) – Eine Biographie. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2017. ISBN 978-3-7815-2176-6, S. 134
  62. Immatrikulationsbescheinigung der Universität München, datiert auf den 25. April 1906, eigenhändig signiert durch Otto Bardenhewer, Siegelprägung. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  63. Immatrikulationsbescheinigung der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg, datiert auf den 20. April 1907, eigenhändig signiert durch Prorektor Georg Jellinek, Siegelabdruck. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  64. Claus Victor Bock: Besuch im Elfenbeinturm: Reden, Dokumente, Aufsätze. Königshausen & Neumann, Würzburg 1990. ISBN 3-88479-430-2, S. 165–167
  65. Martin Green: Else und Frieda, die Richthofen-Schwestern. Kindler Verlag, München 1976. ISBN 3-4630-0657-X, S. 45 ff.
  66. Zeugnis des Prof. Dr. F. Krafft für Paul Reiner, ausgestellt am 25. Oktober 1908 in Heidelberg. Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  67. Paul Reiner: Meine Aufenthaltsorte, handschriftlich erstellte Liste von 1896 bis 1918, unveröffentlicht, aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner; Zitiert nach: Faksimile des doppelseitigen Originals aus dem Privatarchiv der Renate Samelson, geb. Reiner, Michigan, USA
  68. Begleitschreiben der Naturwissenschaftlich-mathematischen Facultät der Universität Heidelberg an Dr. phil. nat. Paul Reiner zwecks Übersendung des Diploms vom 6. Februar 1913, in dem das Datum des Doctor-Examens, dessen Abschlussnote und der Erhalt von 200 Exemplaren der eingereichten Dissertation bestätigt wird. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  69. Lehrerbuch der Schule am Meer, Blatt 5, eigenhändige handschriftliche Eintragungen durch Dr. Paul Reiner, undatiert
  70. Zeugnis der Großherzoglich Badischen Prüfungskommission für das Höhere Lehramt, ausgestellt am 16. März 1914 in Karlsruhe, durch einen Ministerialdirektor eigenhändig signiert und mit Dienstsiegelmarke des Großherzoglich Badischen Ministeriums des Kultus und Unterrichts gesiegelt. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  71. Paul Reiner: Beiträge zur Kenntnis der Turmalingruppe. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der hohen naturwissenschaftlich-mathematischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. Carl Winters Universitätsbuchhandlung, Heidelberg 1913
  72. Urkunde der Ruprecht-Karls-Universität (UNIVERSITATE RUPERTO-CAROLA) Heidelberg unter dem Rektorat des Karl von Lilienthal in lateinischer Sprache für PAULUM REINER, ausgestellt und gesiegelt am 6. Februar 1913 (D. VI. MENSIS FEBRUARII A. MDCCCCXIII), eigenhändig signiert durch Dekan Otto Bütschli. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  73. Gustav Richard Heyer widmete Paul Reiner im August 1913 das von ihm selbst handschriftlich verfasste Sizilianische Tagebuch. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  74. Wolfgang Antonius Carl Heyer stammte aus einer alten preußischen Förster- und Beamtenfamilie. Er wurde in Neuwied geboren, wuchs jedoch überwiegend in Berlin auf. Sein Vater, der Geheime Rat/Ministerialrat Carl Heyer (1857–1936), war Verwaltungsjurist, die Vorfahren seiner Mutter hugenottischer Herkunft. Im Dezember 1913 wurden er und Edgar Salin als Schüler Friedrich Gundolfs bei Stefan George vorgestellt. Die mit Wolfgang betitelten Verse Georges in Das Neue Reich (Klett-Cotta 1982, S. 92) richten sich an Heyer. Wolfgang Heyer war mit Norbert von Hellingrath und Edgar Salin befreundet. Heyer und Salin wirkten an der Herausgabe einer Hölderlin-Werkausgabe Hellingraths mit, die ab 1913 erschien. 1914 rückte Heyer in das 3. Garde-Ulanen-Regiment ein; im Oktober 1917 wurde der Leutnant der Reserve als vermisst gemeldet. Der 24-Jährige hinterließ seine junge Frau. Seinen frühen Tod hatte er geahnt; aus Potsdam adressierte er Friedrich Gundolf: „In sechs Wochen kommen wir vor den Feind, und zwar nach Frankreich. Es ist jetzt vielleicht die letzte ruhige Stunde, die ich noch zum Schreiben finde. So lassen Sie mich Ihnen denn noch einmal aus tiefstem Herzen danken für Alles, Alles, das Sie mir gewesen sind. Und darf ich Sie bitten, George einen Gruss zu sagen? Ich erhoffe nichts mehr von einer Zukunft; mit nichts bin ich nun vertrauter als mit dem Gefühl, dass hier ein – der – Abschluss meines Lebens liege“. – Zitiert nach: Heyer, Carl. Hessische Biografie. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS). Zitiert nach: Gundolf: Briefe – Neue Folge. Wallstein Verlag, Göttingen 1985. ISBN 3835303775, S. 160–161; Zitiert nach: Deutsche Verlustlisten: Verlustliste 1702. Ausgabe, 8. November 1917, Preußische Verlustliste Nr. 984, S. 21573; Zitiert nach: Claus Victor Bock: Besuch im Elfenbeinturm: Reden, Dokumente, Aufsätze. Königshausen & Neumann, Würzburg 1990. ISBN 3-88479-430-2, S. 166, 176; Zitiert nach: Edgar Salin: Um Stefan George – Erinnerung und Zeugnis. H. Küpper, München 1954. S. 16–17, 95, OCLC 1013345871
  75. Carola Groppe: Stefan George, der George-Kreis und die Reformpädagogik zwischen Jahrhundertwende und Weimarer Republik. In: Bernhard Böschenstein, Wolfgang Graf Vitzthum, Bertram Schefold, Jürgen Egyptien (Hrsg.): Wissenschaftler im George-Kreis. Die Welt des Dichters und der Beruf der Wissenschaft. Walter de Gruyter, Berlin 2005. ISBN 978-3-11-018304-7, S. 311–328 (Zitatstelle S. 320)
  76. Ulrich Raulff: Kreis ohne Meister: Stefan Georges Nachleben. Verlag C. H. Beck, München 2009. ISBN 978-3-406-59225-6, S. 431
  77. Kriegsstammrolle No. 14946, lfd. Nr. 104, 6. Fussart. R., Mun. Kol., 1. Battr., Kriegs-Rangliste, Seiten nicht nummeriert. In: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV, Kriegsarchiv
  78. Kriegsstammrolle No. 13935, lfd. Nr. 280, 6. Felda. R., Ers.-Abt., Kriegsrangliste II, Seiten nicht nummeriert. In: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV, Kriegsarchiv
  79. Kriegsstammrolle No. 12824, lfd. Nr. 7, Artillerie-Kommandeur 22, Kriegs-Rangliste, Seiten nicht nummeriert. In: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV, Kriegsarchiv
  80. Kriegsstammrolle No. 203, lfd. Nr. 57, Stab I. bayer. Landw. Division, Kriegsrangliste, Seiten nicht nummeriert. In: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV, Kriegsarchiv
  81. Kriegsstammrolle No. 15156, lfd. Nr. 16, Fussa. Batl. 26, 3. Battr. (früher: Fßa. Bttr. 376), Kriegsstammrolle, Seiten nicht nummeriert. In: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abt. IV, Kriegsarchiv
  82. Königliche Verleihungsurkunde für Paul Reiner, ausgestellt am 22. August 1916 in München, gestempelt und signiert durch den Ordens-Großkanzler Freiherr von Kreß. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  83. Generalvollmacht der Anni Reiner, geb. Hochschild, für ihren Ehemann, den Lehrer Dr. Paul Reiner, z. Zt. Leutnant der Reserve im 3. bayr. Fuß-Artillerie-Regiment, im Wert von 100.000 Mark, ausgestellt und notariell beglaubigt unter der Reg. No. 183/1917 durch den kgl. preußischen Notar Berthold August Michael Geiger zu Frankfurt am Main am 25. Oktober 1917, fünffach notariell gestempelt, davon vier Stempel auf vier Stempelmarken im Gesamtwert von 23 Mark. Entrichtete Notargebühren gemäß vorgenommener Addition insgesamt 48,90 Mark. Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass der Anna Sara Reiner, geb. Hochschild, Schweiz
  84. Vorläufiges Besitzzeugnis für ein an den Leutnant der Reserve Paul Reiner verliehenes Eisernes Kreuz I. Klasse, ausgestellt vom Bayer. Art. Kdeur. Nr. 22, ausgestellt durch Oberstleutnant Wagner am 17. September 1918, zweifach gestempelt. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  85. Entlassungs-Ausweis für den Leutnant der Reserve Paul Reiner, ausgestellt am 18. Februar 1919 durch das 6. Feldartillerie-Regiment Prinz Ferdinand von Bourbon Herzog von Calabrien am Standort Fürth, zwei Stempel der Ersatz-Abteilung des Regiments. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  86. Bei der Anschrift Feuerbachstraße 19 in Frankfurt am Main handelte es sich um die Stadtresidenz seiner verwitweten Schwiegermutter Philippine Hochschild, geb. Ellinger, und deren Sohnes, des Kaufmanns, Direktors und Vorstandsmitglieds der Metallgesellschaft AG, Dr. Philipp Hochschild (1883–1946); Zitiert nach: Adressbuch für Frankfurt am Main und Umgebung 1920, Verlag August Scherl Deutsche Adressbuch-Gesellschaft, Teil I, S. 234. Philippine Hochschild und ihr 1912 verstorbener Ehemann lebten hauptsächlich unter der Frankfurter Anschrift Friedberger Anlage 29, ab ca. 1911 auch im Landhaus Die Höhe in Eppenhain (Taunus).
  87. Bei Haus Nr. 133 in Wolfratshausen handelt es sich um die Villa Vogelnest (heute: Josef-Schnellrieder-Weg 8) des Ehepaars Prof. Dr. Edgar Jaffé und Dr. Elisabeth Jaffé, geb. Freiin von Richthofen, für das Paul Reiner um 1913 als Hauslehrer von dessen vier Kindern tätig war. Zitiert nach: Schriftliche Übermittlung durch das Stadtarchiv Wolfratshausen, Simon Kalleder, 22. Februar 2021; Zitiert nach: Waltraud Gschwendtner, Harald Staub: D. H. Lawrence und die Villa Vogelnest. In: Dr. Sybille Krafft, Edgar Frank: Bürgertum und Boheme. Die Wolfratshauser Bergwaldvillen und ihre Bewohner – Eine Veröffentlichung der »Arbeitsgruppe Häusergeschichte(n)«. Historischer Verein Wolfratshausen (Hrsg.), Wolfratshausen 2005, S. 57–63, OCLC 163631275; Zitiert nach: Max Weber, Dirk Kaesler (Einführung): Leidenschaft und Augenmass – Max Webers Stichwortmanuskript zu »Politik als Beruf« (Nachdruck von 1919 in Fraktur). Ramsen-Verlag Heribert Tenschert / Antiquariat Bibermühle, Ramsen 2008, S. 5, OCLC 10133416902008
  88. Max Weber, Dirk Kaesler (Einführung): Leidenschaft und Augenmass: Max Webers Stichwortmanuskript zu »Politik als Beruf« (Nachdruck von 1919 in Fraktur), Ramsen-Verlag Heribert Tenschert / Antiquariat Bibermühle, Ramsen 2008, S. 5, OCLC 10133416902008
  89. Peter Wolfgang Gross (1907–1946), genannt „Wolff“, war der Sohn des österreichischen Anarchisten, Arztes, Psychiaters und Psychoanalytikers Otto Gross, und dessen Ehefrau Frieda (1879–1956), geborene Schloffer. Peter Gross legte Ostern 1924 seine Reifeprüfung in der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf ab. – Zitiert nach: Peter Wolfgang Gross: Lebenslauf. In: ders.: Zur Klinik der doppelseitigen traumatischen Schultergelenksluxation. Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg, Medizinische Fakultät 1934; Zitiert nach: Prof. Dr. Peter Dudek: „Alles braver Durchschnitt“? Impressionen zur Schülerschaft der FSG Wickersdorf 1906–1945. In: Jahrbuch für Historische Bildungsforschung 2017, Band 23. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2018, ISBN 978-3-7815-2237-4, S. 234–279 (Zitatstelle: S. 255) – Peter Gross studierte ab dem Sommersemester 1926 Medizin an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin (Physikum Ostern 1928), an der Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau, an der Sorbonne in Paris und an der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg (Staatsexamen 1932). Nach dem Medizinalpraktikanten-Jahr vom 15. Januar 1933 bis 15. Januar 1934, das er an der Medizinischen Klinik Heidelberg und an der Chirurgischen Klinik Heidelberg absolvierte, promovierte er 1934. Als so bezeichnetem „Reichsdeutschen“ (RD) wurde ihm die Approbation jedoch „nicht erteilt“. Er promovierte 1937 erneut, diesmal an der Universität Graz. Nach der Okkupation Österreichs durch die deutsche Wehrmacht änderten sich die Bedingungen, wodurch seine österreichische Approbation im Deutschen Reich anerkannt wurde. Als Medizinalpraktikant hatte er sich in Heidelberg tuberkulös infiziert. Dies hatte zur Folge, dass er seine Tätigkeit als Arzt 1939/40 ruhen lassen musste. Als er im Juni 1940 am Röntgeninstitut des Rudolf-Virchow-Krankenhauses in Berlin und am Psychotherapeutischen Institut in Berlin dienstverpflichtet wurde, musste er diese Tätigkeiten bereits im Herbst desselben Jahres wieder aufgeben. Ab Ostern 1941 wurde er in der Deutschen Heilstätte in Davos behandelt. Er verstarb im Alter von nur 39 Jahren. Zitiert nach: Peter Gross, auf: dehmlow.de
  90. Max Weber: Briefe 1913–1914. Mohr Siebeck Verlag, Tübingen 2002, ISBN 978-3161479205, S. 545–546, 549–550, 855
  91. Schülerverzeichnis der Freien Schulgemeinde in Wickersdorf. In: Archiv der deutschen Jugendbewegung, Burg Ludwigstein, Witzenhausen, Hessen.
  92. Schreiben No. B. 5207 des Großherzoglich Badischen Ministeriums des Kultus und Unterrichts an den Lehramtspraktikanten Dr. Paul Reiner vom 9. April 1914, die praktische Ausbildung für das höhere Lehramt betreffend. – Zitiert nach: Faksimile des Originaldokuments aus dem Nachlass des Dr. Paul Reiner, Schweiz
  93. Geburtsurkunde Nr. 1324 des Max Karl Kurt Horst Horster vom 6. Mai 1903, Standesamt Nürnberg; Zitiert nach: Vermerk in Heiratsurkunde Nr. 265 (Aufgebotsverzeichnis Nr. 235), ausgestellt vom Standesamt Berlin-Schöneberg am 27. April 1929
  94. Horst Horster (1903–1981), ein Sohn des Zauberkünstlers Conradi-Horster und dessen Ehefrau Paula, geborene Breckling, war vom 7. April 1913 bis zum 1. März 1920 Schüler der Freien Schulgemeinde, in der er der Kameradschaft von Hedda Gagliardi-Korsch angehörte und die KJVD-Gruppe des Internats mitbegründete. Als er zwei Jahre alt war, hatten sich seine Eltern scheiden lassen. Seine Lehrerin und deren Ehemann Karl Korsch gerieten daher während der Internatszeit zu seinen Ersatzeltern, umgekehrt wurde er von diesen als Sohn angesehen. Beide waren mit Bertolt Brecht und Helene Weigel befreundet, so dass Horst Horster diese ebenfalls kennenlernte. Nach seinem Schulabbruch besuchte er die Unterrichtsanstalt des Kunstgewerbemuseums in Berlin, machte dort bei Waldemar Raemisch eine Ausbildung zum Silberschmied und unterrichtete von 1923 bis 1926 als Lehrer in Wickersdorf das Fach Werken. Am 27. April 1929 heiratete er Karl Korschs Sekretärin Angelina Grochowalska (* 16. Juli 1903 in Brescia, Italien), die überwiegend in Paris aufgewachsen war. 1928 soll er sich in Berlin-Reinickendorf eine eigene Werkstatt eingerichtet und als Metallbildhauer gearbeitet haben. Nach dem Suizid von Ernst Putz 1933 rieten ihm Hedda und Karl Korsch zur Emigration. Er ging mit seiner Familie nach Dänemark, wo er in Kopenhagen eine Silberschmiedwerkstatt einrichtete und als Hobby ein deutschsprachiges Marionettentheater betrieb. – Zitiert nach: Geburtsurkunde Nr. 1151/1903 der Angelina Grochowalska, Standesamt Brescia, Italien; Zitiert nach: Vermerk in Heiratsurkunde Nr. 265 (Aufgebotsverzeichnis Nr. 235), ausgestellt vom Standesamt Berlin-Schöneberg am 27. April 1929; Zitiert nach: Heiratsurkunde Nr. 265 (Aufgebotsverzeichnis Nr. 235), ausgestellt vom Standesamt Berlin-Schöneberg am 27. April 1929; Zitiert nach: Waldemar Hans Horster: Der Zauberer und sein Enkel: Aus der Lebensgeschichte des Magiers Friedrich Wilhelm Conrad Horster. Books on Demand, Norderstedt 2016, ISBN 978-3-7412-5157-3, S. 114, 156; Zitiert nach: Willy Dähnhardt, Birgit Susanne Nielsen: Exil in Dänemark. Deutschsprachige Wissenschaftler, Künstler und Schriftsteller im dänischen Exil. Westholsteinische Verlagsanstalt Boyens & Co. 1987, ISBN 978-3-8042-0569-7, S. 331–336; Zitiert nach: Prof. Dr. Peter Dudek: „Versuchsacker für eine neue Jugend“ – Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf 1906–1945. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1681-6, S. 18, 92, 269, 358; Zitiert nach: Prof. Dr. Peter Dudek: „Vorweggelebtes Leben“. Die Erinnerungen des Reichstagsabgeordneten Ernst Putz an seine Wickersdorfer Schulzeit. In: Gudrun Fiedler, Susanne Rappe-Weber, Detlef Siegfried: Sammeln – erschließen – vernetzen. Jugendkultur und soziale Bewegungen im Archiv. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014. ISBN 978-3-8470-0340-3, S. 164
  95. Prof. Dr. Ulrich Linse: Die Entschiedene Jugend 1919–1921. Deutschlands erste revolutionäre Schüler- und Studentenbewegung (= Quellen und Beiträge zur Geschichte der Jugendbewegung, Band 23). dipa, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-7638-0223-1
  96. Reinhard Preuß: Verlorene Söhne des Bürgertums. Linke Strömungen in der deutschen Jugendbewegung 1913–1919. Verlag Wissenschaft und Politik, Köln 1991, ISBN 3-8046-8774-1
  97. Prof. Dr. Barbara Stambolis: Jugendbewegt geprägt. Essays zu autobiographischen Texten von Werner Heisenberg, Robert Jungk und vielen anderen. Vandenhoeck & Ruprecht 2013, ISBN 978-3-8470-0004-4, S. 767
  98. Neue Zeitung (Jena), 2. Jahrg., Nr. 177, 13. August 1920, Beilage, S. 1
  99. Claus Victor Bock, Lothar Helbing, Karlhans Kluncker (Hrsg.): Stefan George. Dokumente seiner Wirkung. Aus dem Friedrich Gundolf Archiv der Universität London (= Publications of the Institute of Germanic Studies, University of London, Vol. 18). Castrum Peregrini Presse, Amsterdam 1974, ISBN 9060340272, S. 209–212
  100. Vorgeschichte der Schule am Meer. In: Logbuch der Schule am Meer, S. A3
  101. Thijs Maasen, Prof. Dr. mult. Rüdiger Lautmann (Vorwort): Pädagogischer Eros – Gustav Wyneken und die Freie Schulgemeinde Wickersdorf. Männerschwarm Verlag / Salzgeber Buchverlage, Berlin 2016. ISBN 978-3-8630-0211-4
  102. Prof. Dr. Jürgen Oelkers: Eros, Antike und Praxis – Zur Ideologie der Landerziehungsheime (PDF-Datei, 227 kiloByte), S. 13–17, auf: uzh.ch
  103. Winfried Mogge: Gustav Wyneken, auf: winfried-mogge.de
  104. Prof. Dr. Peter Dudek: „Körpermissbrauch und Seelenschändung“ – Der Prozess gegen den Reformpädagogen Gustav Wyneken 1921. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2020. ISBN 978-3-7815-2345-6
  105. Prof. Dr. Peter Dudek: „Der Ödipus vom Kurfürstendamm“. Ein Wickersdorfer Schüler und sein Muttermord 1930. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2015, ISBN 978-3-7815-2026-4, S. 58
  106. Dr. Gudrun Fiedler, Susanne Rappe-Weber, Detlef Siegfried: Sammeln – erschließen – vernetzen: Jugendkultur und soziale Bewegungen im Archiv. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2014, ISBN 978-3-8470-0340-3, S. 174
  107. Prof. Dr. Peter Dudek: „Der Ödipus vom Kurfürstendamm“. Ein Wickersdorfer Schüler und sein Muttermord 1930. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2015, ISBN 978-3-7815-2026-4, S. 59
  108. Prof. Dr. Peter Dudek: „Versuchsacker für eine neue Jugend“. Die Freie Schulgemeinde Wickersdorf 1906–1945. Verlag Julius Klinkhardt, Bad Heilbrunn 2009, ISBN 978-3-7815-1681-6, S. 197
  109. Stiftung Schule am Meer Juist / Dr. Paul Reiner (Hrsg.): Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist, 1. Rundbrief, Schule am Meer, Juist, Ostfriesland, Juli 1929
  110. Martin Luserke: Zum Abschluß. An die Mitglieder unserer Außengemeinde. In: Blätter der Außengemeinde der Schule am Meer Juist (Nordsee), o. Nr., November 1934, S. 1
  111. Ulrich Schwerdt: Martin Luserke (1880–1968). Reformpädagogik im Spannungsfeld von pädagogischer Innovation und kulturkritischer Ideologie. Eine biographische Rekonstruktion. Peter Lang Internationaler Verlag der Wissenschaften, Frankfurt am Main u. a. 1993, ISBN 3-631-46119-4, S. 388 f.
  112. Martin Luserke: Dr. Paul Reiner (Nachruf). 4. November 1932
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