Dekan (Hochschule)
Der Dekan (weiblich: Dekanin) leitet eine Fakultät bzw. einen Fachbereich einer Hochschule. Die Stellvertretung erfolgt durch den Prodekan; oft der vorherige oder nachfolgende Dekan. Ein Studiendekan ist der Beauftragte für die akademische Lehre (auch Prodekan für die Lehre genannt). Das Amt des Prodekans kann mit dem des Prodekans für die Lehre vereinigt werden.
Deutschland
In Deutschland wird ein Dekan meistens für die Dauer von zwei bis vier Jahren vom Fakultätsrat bzw. Fachbereichsrat gewählt. Seine Lehrverpflichtungen werden reduziert. Angesichts der wachsenden Verantwortung und Komplexität der Aufgaben im Management einer Fakultät bzw. eines Fachbereiches wird zunehmend über hauptamtliche Dekane ohne Lehrverpflichtung diskutiert, einige Hochschulgesetze sehen diese Möglichkeit vor.
Die Rechtsbefugnisse des Dekans sind je nach Land und Hochschule unterschiedlich und im Landeshochschulgesetz definiert. Im Allgemeinen gehören Personal- und Finanzangelegenheiten dazu, wie es gegebenenfalls in der Grundordnung der Hochschule spezifiziert wird: In der Regel obliegt dem Dekan die interne Verteilung der Personal- und Sachmittel, die der Fakultät vom Rektorat bzw. Präsidium der Hochschule zugewiesen werden.
Der Dekan unterzeichnet die Habilitations- und Promotionsurkunden. Hochschulabhängig werden die Urkunden auch vom Dekan überreicht, beispielsweise bei einem (öffentlichen) akademischen Festakt.
Häufig wird der Dekan heute durch einen hauptamtlichen Geschäftsführer oder Dekanatsassistenten unterstützt. Sofern vorhanden, wird die vom Dekan geleitete fakultätsinterne Verwaltung als Dekanat bezeichnet. Der Begriff wird ebenfalls für die zu diesem Zweck genutzten Räumlichkeiten verwendet.
Vereinigte Staaten
Der vergleichbare nordamerikanische Titel Dean weist auf eine ähnliche Tätigkeit hin. Dennoch bedeutet in den USA die Berufung zum Dean eine wesentliche Veränderung im Berufsweg des betroffenen Akademikers. Meist beginnt eine eigene Karriere im Wissenschaftsmanagement; in vielen Fällen stellen die Nordamerikaner ihre Forschungstätigkeit nach der Ernennung zum Dekan ein.
Frankreich
Bis 1968 wurde für den Leiter einer Fakultät in Frankreich der Titel Doyen verwendet. Dieser ist in einigen Universitäten traditionell immer noch gebräuchlich. Von 1968 bis 1984 wurde der Titel directeur d’unité d’enseignement et de recherche (Direktor von Bildung und Forschung) gewählt. Derzeit wird der Titel directeur d’unité de formation et de recherche (Direktor von Ausbildung und Forschung) verwendet.
Anrede
Bei offiziellen Anlässen in der Hochschule wird an traditionellen Universitäten teilweise die respektvolle, förmliche Anrede [Eure] Spektabilität (von lateinisch spectabilitas, „Ehrwürdigkeit“) gewählt.[1] Kollegen aus der Professorenschaft verwenden die Anrede Spectabilis, wenn sie selbst an derselben Fakultät Dekan waren; ansonsten bleibt es bei der Anrede Spektabilität. In Österreich hingegen ist es üblich, den Dekan generell, unabhängig von der eigenen Stellung, als Spectabilis anzusprechen.
An traditionellen Universitäten oder Fakultäten kann der Dekan die Anrede Conspectabilis verwenden, wenn er einen anderen Dekan adressiert.[2][3]
Weblinks
Einzelnachweise
- Irmgard Wolter: Der Gute Ton. Ein moderner Knigge. Falken-Verlag, Niedernhausen/T. 1982, ISBN 3-8068-0063-4 (Falken-Bücherei; 63).
- Verwendungsbeispiel: Klaus M. Girardet: Grüßwort des Dekans der Philosophischen Fakultät I. In: Pierre Béhar und Herbert Schneider (Hrsg.): Der Fürst und sein Volk: Herrscherlob und Herrscherkritik in den habsburgischen Ländern der frühen Neuzeit. Kolloquium an der Universität des Saarlandes (13.–15. Juni 2002). Röhrig Universitätsverlag, St. Ingbert 2004, ISBN 3-86110-356-7, S. 13–15 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche [abgerufen am 29. November 2016]).
- Verwendungsbeispiel: Bekanntmachung einer Stellenausschreibung durch den Dekan der medizinischen Fakultät der Universität zu Köln (Memento vom 30. November 2016 im Internet Archive)