Hans Werner Skafte Rasmussen
Hans Werner Skafte Rasmussen (* 8. September 1906 in Chemnitz, Sachsen; † 21. September 1945 im NKWD-Lager Toszek, Polen)[1] war ein deutscher Techniker und Industrieller.
Familie
Er wurde als zweites von vier Kindern des dänischen Ingenieurs und DKW-Gründers Jørgen Skafte Rasmussen (1878–1964) und dessen deutscher Ehefrau Johanna Clementine Therese Liebe (1884–1973) geboren. Er hatte eine ältere Schwester, Hildegard Ilse (1905–1939), sowie zwei jüngere Brüder, Ove (1909–1995), und Arne (1912–1994).[2]
Hans Werner Skafte Rasmussen war mit Clara (1907–1985), geborene Cordes, genannt „Clärchen“, verheiratet. Sie war eine Tochter des für das Auswärtige Amt in China tätigen und späteren Bankdirektors der Deutsch-Asiatischen Bank in Tientsin und Peking, Heinrich Cordes. Das Ehepaar hatte fünf Kinder, Sybille (* 1937), Susanne (* 1939), Hans-Peter (1940–2009), Edda (* 1941) und Maren (* 1945).[3][4]
Schule und Ausbildung
Hans Werner Skafte Rasmussen besuchte nach der Volksschule bis etwa 1925 die von Martin Luserke geleitete reformpädagogische Freie Schulgemeinde Wickersdorf. Danach erhielt er eine technische Ausbildung.[3]
Berufliche Entwicklung
Als 25-Jähriger trat Rasmussen bereits 1931 in die NSDAP und das NSKK ein. Nach Abschluss seiner Ausbildung wurde er 28-jährig im Jahr 1934 Technischer Direktor und Geschäftsführender Gesellschafter der von seinem Vater 1923 gegründeten Framo Werke GmbH in Hainichen in Sachsen.[4] Mitgesellschafter waren seine beiden jüngeren Brüder Ove und Arne sowie seine Schwester Hildegard Ilse Henning, geborene Rasmussen.[5]
Die Rasmussens konnten sich lange Zeit der Umstellung auf Rüstungsproduktion widersetzen, musste jedoch auf Anordnung ab dem 1. Oktober 1943 für die Erzeugung von kriegswichtigen Produkten für die Wehrmacht umstellen. Dadurch kamen in der Folge auch jüdische Zwangsarbeiter ins Unternehmen, die im Lager Hainichen, einem Außenlager des KZ Flossenbürg, untergebracht waren. Rasmussen wurde vom Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion unter Albert Speer als Leiter eines Sonderausschusses für Granat- und Nebelwerfer geführt, denn u. a. diese Produkte sollten von den Framo-Werken in der letzten Kriegsphase gefertigt werden.[5][4]
Inhaftierung und Tod
Daher galt das Unternehmen der Sowjetischen Militäradministration in Deutschland (SMAD) nach Kriegsende als Rüstungsbetrieb. Es wurde gemäß Befehl 124 nahezu vollständig demontiert und in die Sowjetunion transportiert.[5]
Der als geschäftsführender Gesellschafter fungierende Hans Werner Skafte Rasmussen wurde von den Sowjets am 2. Juni 1945 festgenommen, zusammen mit 1.311 anderen Festgenommenen über das Kreisgefängnis in Döbeln ins NKWD-Speziallager Bautzen transportiert und von dort per Eisenbahn nach dem nunmehr polnischen Oberschlesien gebracht, wo er einer quittierenden Empfangsbestätigung des Lagers Toszek des sowjetischen NKWD zufolge am 17. Juli 1945 eintraf. Dieses war auf dem Gelände der früheren Landespflegeanstalt Tost für psychisch Kranke eingerichtet worden, später Gelände einer Armaturenfabrik.[4][6]
Nur zehn Wochen überlebte der 39-jährige Rasmussen in der von besonders brutalen Posten bewachten Haftanstalt. Schikanen der ausgehungerten Inhaftierten waren an der Tagesordnung des stark überfüllten Lagers und es herrschten katastrophale hygienische Verhältnisse. Lt. 1950 abgegebener eidesstattlicher Versicherung eines ehemaligen Mithäftlings verstarb Rasmussen „im Lagerlazarett an allgemeiner Entkräftung und hinzugekommener Ruhr“. Er wurde auf dem Lagergelände verscharrt. Als das Lager im Dezember 1945 aufgelöst wurde, war mehr als die Hälfte der rund 5000 Inhaftierten tot.[4]
Nachfahren
Die schwangere Ehefrau und ihre vier Kinder wurden zwei Tage nach der Festnahme von Hans Werner Skafte Rasmussen gezwungen, ihr Haus in Hainichen zu verlassen. Sie mussten sich aufteilen und bei verschiedenen Nachbarn unterkommen. Zwei Monate nach dem Tod des Vaters, von dem sie zu dieser Zeit nicht erfuhren, wurde die jüngste Tochter geboren. Dies war ein Anlass dafür, mit ihr Zuflucht bei einer Schwester der Ehefrau, Antonia „Toni“ Cordes (1902–1992), zu suchen. Diese praktizierte als Ärztin im thüringischen Apolda.[7] Die beiden folgenden Winter verbrachte die Familie dort, die Sommer jedoch in einem der Rasmussen-Familie gehörenden Haus in Zschopau Birkenweg 3. Im Herbst 1947 brachte die Mutter ihre beiden ältesten Töchter aus der Sowjetischen Besatzungszone nach Flensburg, wo ihre Schwiegereltern zwischenzeitlich Zuflucht gesucht hatten. Aufgrund deren beengten und behelfsmäßigen Wohnverhältnissen mussten die beiden Töchter zunächst in einem Kinderheim untergebracht werden. Die Mutter zog es daraufhin zu ihren drei jüngsten Kindern zurück, mit denen sie sich ein Jahr später auch auf den Weg nach Flensburg machte. Die dort wieder vereinigte Familie ging dann im Dezember 1948 nach Dänemark, wohin sich die Rasmussen-Großeltern 1947 zurückgezogen hatten. Bis 1953 besuchten die Kinder dort die Schule, dann zog die junge Familie nach Hamburg.[3]
Weblinks
Einzelnachweise
- Hans Werner Skafte Rasmussen. Auf: mineroedder.dk
- Immo Sievers: Jørgen Skafte Rasmussen. Leben und Werk des DKW-Gründers. Verlag Delius Klasing, Bielefeld 2006, ISBN 3-7688-1828-4. (Stammbaum im Anhang)
- Sybille Krägel (Hamburg): Schriftliche Auskunft der ältesten Tochter von Hans Werner Skafte Rasmussen vom 2. Januar 2017.
- Barbara Supp: Die Zeit der Gespenster. In: Der Spiegel, 32 (1996), 5. August 1996. Auf: spiegel.de
- Michael Geiger: Rückblende 1923–1957 (Framo-Werke). Auf: barkas.de
- NKWD-Lager Tost/Oberschlesien (heute Toszek/Polen). Auf: dokst.de
- Antonia (Toni) Cordes