Mieste
Mieste ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.
Mieste Hansestadt Gardelegen | ||
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Höhe: | 59 m ü. NHN | |
Fläche: | 37,38 km² | |
Einwohner: | 1913 (Jan. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 51 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2011 | |
Postleitzahl: | 39649 | |
Vorwahl: | 039082 | |
Lage von Mieste in Sachsen-Anhalt | ||
ev. Dorfkirche Mieste |
Geographie
Das altmärkische Kirchdorf Mieste liegt zwischen dem Drömling und der Colbitz-Letzlinger Heide an der Bundesstraße 188, die den Ort mit den Städten Gardelegen (14 km östlich) und Oebisfelde (17 km westlich) verbindet. Zu beiden Städten besteht auch eine Bahnverbindung. Die Mieste umgebenden landwirtschaftlichen Flächen sind mit durchschnittlich 37 Bodenpunkten nur mäßig ertragreich. Etwa 6 km südlich des Ortes verläuft der Mittellandkanal, die nächste Umschlagsstelle für Schiffsfracht befindet sich in Calvörde. Im Osten des Dorfes fließt die Sichauer Bäke nach Süden.
Ortschaftsgliederung
Zur Ortschaft gehört neben Mieste der Ortsteil Wernitz.[2] Zu Mieste gehören die Kolonien Breiteiche, Himmelreich, Hopfenhorst, Krügerhorst, Lenz und Werder.[3] Die Kolonie Lenz liegt östlich an der Bundesstraße 188 zwischen der Mieste und Miesterhorst. Die Kolonien Breiteiche und Hopfenhorst liegen im Süden des Dorfes, Krügerhorst und Werder im Südwesten, die Kolonie Himmelreich hingegen liegt nördlich.
Geschichte
Mieste wurde 959 erstmals urkundlich als Mösde erwähnt, als König Otto I. den Ort zum Gegenstand einer Schenkung machte.[4][5] 1420 wurde Mieste unter dem wendischen Namen Myest (Damm, Dammstraße) geführt, was auf die Lage am Niederungsgebiet des Drömlings hinweist. Der Drömling war bis zu seiner Trockenlegung im 18. und 19. Jahrhundert eine unzugängliche Sumpfniederung. Vermutlich im 18. Jahrhundert entstand Miesterhorst als Kolonie von Mieste auf einem der Horste im Drömling.
Die Dorfanlage von Mieste wechselte im Lauf der Geschichte ihr Erscheinungsbild. War sie anfangs rund, wurde sie nach einem großen Brand im Jahr 1808 geradlinig aufgebaut und erweitert.
1871 erfolgte der Anschluss an das Eisenbahnnetz. Die einstmals landwirtschaftlich ausgerichtete Infrastruktur wandelte sich im Laufe des 20. Jahrhunderts in einen Ort mit vielen Handwerks- und Gewerbefirmen.
Eingemeindungen
Als nach dem Wiener Kongress Preußen seine Kreisverwaltung reformierte, kam Mieste 1818 in den Kreis Gardelegen. Die Gemeinde wurde am 25. Juli 1952 aus dem Landkreis Gardelegen in den neuen kleineren Kreis Gardelegen umgegliedert. Am 15. März 1974 wurde die Gemeinde Wernitz aus dem Kreis Gardelegen in die Gemeinde Lindstedt eingemeindet. Nach Auflösung des Kreises Gardelegen kam die Gemeinde Mieste am 1. Juli 1994 zum Altmarkkreis Salzwedel.[6]
Für einige Jahre war Mieste Sitz der Verwaltungsgemeinschaft Mieste mit 10 Gemeinden, ehe sie 2005 in die neugebildete Verwaltungsgemeinschaft Südliche Altmark aufging. Zum 1. Januar 2011 wurden die Gemeinde Mieste und die 17 weiteren der VWG Südliche Altmark aufgelöst und per Gesetz nach Gardelegen eingemeindet.[7][8]
Bevölkerung
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Politik
1990 bis 1994 war Horst Hacke Bürgermeister vom Mieste, von 1994 bis 2008 Dirk Schütze. Letzter Bürgermeister von Mieste war Kai-Michael Neubüser (CDU).
Wappen
Das Wappen wurde vom Heraldiker Uwe Reipert gestaltet.
Wirtschaft und Infrastruktur
Mieste liegt an der Bundesstraße 188 (Burgdorf – Wolfsburg – Stendal – Rathenow). Der Bahnhof des Ortes liegt an der Bahnlinie Wolfsburg-Stendal und wird meist im Stundentakt von Regionalbahnen der Abellio Rail Mitteldeutschland in Richtung Stendal und Wolfsburg mit Alstom Coradia LINT Zügen bedient. Die in Salzwedel ansässige Personenverkehrsgesellschaft Altmarkkreis Salzwedel mbH (PVGS) betreibt den öffentlichen Linienverkehr in der Kernstadt Gardelegen und dem Ortsteil Mieste.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die evangelische Dorfkirche Mieste stammt aus dem 19. Jahrhundert.
- Nahe der Kirche befindet sich ein Denkmal für Bartholomaeus Rieseberg.
- Neoklassizistisches Schulgebäude von 1956
- Katholische St.-Elisabeth-Kirche von 1959, an einem Seitenweg der Riesebergstraße gelegen.
- Grabanlage mit Gedenkstein auf dem Ortsfriedhof für mehr als 80 KZ-Häftlinge, die im April 1945 bei Räumungstransporten und Todesmärschen aus dem KZ-Außenlager Hannover-Stöcken und aus mehreren Außenlagern des Konzentrationslagers Mittelbau-Dora, die im Zusammenhang mit dem Massaker von Gardelegen stehen, von SS-Männern ermordet wurden.
- Heimatstube, 2011 eröffnetes Traditionszimmer im Obergeschoss der Miester Touristinformation
- Der Friedhof des Dorfes befindet sich am südwestlichen Ortsausgang.
- Rieseberg-Denkmal
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Mieste gehörte früher zusammen mit Miesterhorst und Sichau zur Pfarrei Mieste.[9] Im Jahre 2003 wurden die Kirchengemeinden mit Dannefeld zum Kirchspiel Mieste zusammengelegt, das heute zu Pfarrbereich Mieste[10] des Kirchenkreises Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland gehört.
Die 1945 errichtete katholische Kirchengemeinde Mieste gehört zur Pfarrei St. Hildegard mit Sitz in Gardelegen.
Persönlichkeiten
In Mieste sind geboren:
- Bartholomaeus Rieseberg (1492–1566), evangelischer Theologe, Schüler Martin Luthers und Reformator in der Altmark
- Karl Ludolf Friedrich Lachmann (1756–1823), Pädagoge und Theologe, wichtiger Vertreter der Industrieschulbewegung
- Joachim Kummert (1834–1914), deutscher Politiker
- Adolf Matthias Hildebrandt (1844–1918), deutscher Genealoge, Heraldiker und Publizist
- Horst Hacke (* 1949), Politiker der CDU
Weblinks
- Mieste und Wernitz auf gardelegen.de
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1473–1477, doi:10.35998/9783830522355.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, S. 211.
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 411 (Textarchiv – Internet Archive).
Einzelnachweise
- Mieste. In: gardelegen.de. Hansestadt Gardelegen, abgerufen am 4. Januar 2022.
- Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen (PDF; 39 kB)
- Ortsteilverzeichnis Land Sachsen-Anhalt (Verzeichnis der Gemeinden und Gemeindeteile), Gebietsstand Januar 2014, Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt, Halle (Saale), 2016
- Samuel Walther: Singularia Magdeburgica. Teil VII. Seidel und Scheidhauer, Magdeburg 1737, S. 50 (Digitalisat).
- Die von Walter angegebenen Quellen, wie Sagittari Antiquitates Archiepiscopatus Magdeburgensis S. 27 und 29 (Digitalisat) ermöglichen keine Prüfung der Angabe.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359, 363.
- Gemeindeneugliederungsgesetz für den Altmarkkreis Salzwedel
- StBA: Gebietsänderungen vom 01. Januar bis 31. Dezember 2011
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 63 (_%281903%29/63 wiki-de.genealogy.net [abgerufen am 28. Mai 2018]).
- Pfarrbereich Mieste. Abgerufen am 28. Mai 2018.