Trüstedt (Gardelegen)
Trüstedt ist ein Ortsteil der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.
Trüstedt Hansestadt Gardelegen | ||
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Höhe: | 74 m ü. NHN | |
Fläche: | 8,95 km²[1] | |
Einwohner: | 95 (Jan. 2021)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 11 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 15. April 1973 | |
Eingemeindet nach: | Jävenitz | |
Postleitzahl: | 39638 | |
Vorwahl: | 039086 | |
Lage von Trüstedt in Sachsen-Anhalt | ||
Geografie
Das altmärkische Kirchdorf Trüstedt liegt acht Kilometer nordöstlich von Gardelegen.[3]
Geschichte
Im Jahre 1382 wird das Dorf Trüstedt erstmals als Trustede erwähnt, als Gerhard und Gerhard von Wedderden zu Calvörde das Dorf dem Kloster Neuendorf verkaufen.[4] Ein Heyne Tristeden, Bürger in Gardelegen, wird im Jahre 1413 erwähnt. Die Bürgerfamilie wird bis 1520 mehrfach erwähnt.[5]
Nach der Säkularisation des Klosters Neuendorf wurde auf der wüsten Feldmark, wahrscheinlich auf oder dicht bei der alten Dorfstelle, ein Domänenvorwerk angelegt.[5]
Das Vorwerk bestand wohl schon zur Klosterzeit und zur Zeit der Administration vor 1559. Im Inventar des Neuendorfer Klosterhofs und des Vorwerks Trüstedt von 1559 im Geheimem Staatsarchiv werden bei Trüstedt etliche alte und „böse“ Geräte genannt.[6]
Im Jahr 1573 wird der Ort Trustedt genannt.[1]
An der Stelle des Vorwerks ließ König Friedrich I. im Jahre 1702 15 französische Hugenottenfamilien ansiedeln. Es wurde eine Kolonie gegründet und die zerstörte Dorfkirche wieder aufgebaut und 1708 durch den Hofprediger Jablonski als reformierte Kirche eingeweiht.[7] Im amtlichen Nachweis von 1703 über die Erbpacht im Amt Neuendorf werden bei Trüstedt 12 Franzosen namentlich aufgeführt. Sie gaben jeder 68 Reichstaler Erbpachtgeld.[1]
Im Jahre 1749 wurde die Gemeinde durch vier reformierte Familien aus der Pfalz vergrößert. Die französischen Familien verließen die Kolonie nach und nach wieder, da sie trotz der Unterstützung kein Auskommen fanden. Sie gingen nach Neuhaldensleben und Magdeburg.[8]
Im Jahre 1959 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Klement Gottwald“. Sie wurde 1976 an die LPG Tierproduktion Jävenitz angeschlossen.[1]
Eingemeindungen
Am 15. April 1973 wurde die Gemeinde Trüstedt aus dem Kreis Gardelegen in die Gemeinde Jävenitz eingemeindet.[9] Seit der Eingemeindung von Jävenitz in Gardelegen am 1. Januar 2011 gehört der Ortsteil Trüstedt nun zur Hansestadt Gardelegen.[10]
Einwohnerentwicklung
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Religion
Die heutige evangelische Kirchengemeinde gehörte ursprünglich zur Pfarrei Trüstedt.[11] Im Jahre 2000 kam die Gemeinde zum neu gebildeten Kirchspiel Kloster Neuendorf,[1] das heute zum Pfarrbereich Kloster Neuendorf[12] des Kirchenkreises Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland. Bis 1998 hatte die Kirchengemeinde zum Kirchenkreis Gardelegen gehört.
Im Jahre 1702 war in Trüstedt eine Predigerstelle geschaffen worden. Die Kirche wurde erst 1707 wiederhergestellt. Die Konfession war anfangs französisch-reformiert, später deutsch-reformiert, ab 1827 uniert.[13] Die ersten beiden reformierten Prediger waren Jean de Poutel (1702 bis 1706) und Didachius Holzhalb (1706 bis 1739),[7] auch Didacus Halbholz genannt. Er stammte aus Zürich.[14] Die historische Überlieferungen in Kirchenbüchern für Trüstedt beginnen im Jahre 1707.[15]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
- Die evangelische Dorfkirche in Trüstedt ist eine schlichte Feldsteinkirche ohne Turm. Sie wurde 1707 wiederhergestellt. Neben der Kirche steht ein Glockenträger mit einer Glocke von Gustav Collier aus Zehlendorf.[16]
- Der Friedhof des Dorfes befindet sich auf dem Kirchhof.
Weblinks
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2247–2249, doi:10.35998/9783830522355.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, G.m.b.H., Salzwedel 1928, S. 203.
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 415 (Digitalisat).
Einzelnachweise
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2247–2249, doi:10.35998/9783830522355.
- Trüstedt. In: gardelegen.de. Hansestadt Gardelegen, abgerufen am 4. Januar 2022.
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 8 (Digitalisat).
- Wilhelm Zahn: Die Wüstungen der Altmark. In: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 43. Hendel, Halle a.S. 1909, S. 223–224, Nr. 230.
- Lieselott Enders: Neue Details zur Wüstungsgeschichte der Altmark. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 76. Jahresbericht, 2004, S. 28 (altmark-geschichte.de [PDF]).
- Gabriel Almer: Calvinista Aulico-Politicus : Konfession und Herrschaft in Brandenburg-Preußen (ca. 1660-1740). Freie Universität Berlin, Berlin, S. 132–133 (Digitalisat).
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 415 (Digitalisat).
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 358, 363.
- Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen (PDF; 39 kB)
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 63 (wiki-de.genealogy.net [abgerufen am 11. Mai 2018]).
- Pfarrbereich Kloster Neuendorf. Abgerufen am 12. Mai 2018.
- Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 672.
- Johann Christoph Becmann, Bernhard Ludwig Beckmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Hrsg.: Berlin. Band 2, 5. Teil, 1. Buch, 1753, S. 138 (Digitalisat).
- Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen (= Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft). Leipzig 1925, S. 7 (wiki-de.genealogy.net [abgerufen am 11. Mai 2018]).
- Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 497.