Weteritz
Weteritz ist ein Ortsteil der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.
Weteritz Hansestadt Gardelegen | ||
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Höhe: | 60 m ü. NHN | |
Fläche: | 14,75 km²[1] | |
Einwohner: | 179 (31. Dez. 2021)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 12 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 20. Juli 1950 | |
Eingemeindet nach: | Gardelegen | |
Postleitzahl: | 39638 | |
Vorwahl: | 03907 | |
Lage von Weteritz in Sachsen-Anhalt | ||
Weteritzer Park |
Geographie
Das altmärkische Dorf Weteritz liegt knapp vier Kilometer südwestlich des Gardelegener Stadtzentrums. Südlich des Ortes liegt das Waldgebiet Weteritzer Forst. Der Weteritzbach fließt im Osten und Süden,[3] der südliche Teil wurde früher Wallgraben genannt.[4]
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1362 als der twiger dörper tu Weteritz[5] als Markgraf Ludwig der Römer zwei Bürger zu Gardelegen mit Gerichten zu Weteritz belieh. Im Jahre 1375 wird der Ort im Landbuch von Kaiser Karl IV. als Wertiz und Wertitz genannt.[6](Im Register irrtümlich unter Wernitz aufgeführt).[1]
1472 heißt es in dem dorpe to Weteritz einem Teil der Vogtei Gardelegen.[7]
Eingemeindungen
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Weteritz in eine Landgemeinde umgewandelt.[8] Bis 1950 war Weteritz eine Gemeinde und verlor am 20. Juli 2050 durch Eingemeindung in die Stadt Gardelegen seine politische Selbständigkeit.[9]
Religion
1522 wurde der aus Gardelegen stammende Theologe Bartholomaeus Rieseberg von der Weteritzer Familie von Alvensleben als erster evangelischer Pastor der Region angestellt. Erst 1539/1540 wurde er Pastor der Stadt Gardelegen.[11]
Die evangelischen Christen in Weteritz bildeten ursprünglich eine eigene Kirchengemeinde und hatten eine Kirche im Dorf.[12] Die Kirche ist heute ein Wohnhaus.[1]
Weteritz gehört heute zum Pfarrbereich Gardelegen[13] im Kirchenkreis Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die ältesten überlieferten Kirchenbücher für Weteritz stammen aus dem Jahre 1682.[14]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Schloss und Park
- Sehenswert ist das für die Familie von Alvensleben 1831 erbaute Gutshaus mit dem 1830/31 gestalteten Weteritzer Park, dessen Gestaltung aus dem Umfeld von Peter Joseph Lenné stammt.[15]
- Das Rittergut Weteritz wurde 1857 an den herzoglich-anhaltischen Amtsrat Carl Heinrich Theodor Roth aus Dessau verkauft, dessen Familie den Besitz bis zur Enteignung 1945 bewirtschaftete. Die Familie von Alvensleben verlor mit diesem Verkauf den Grafentitel, der ihr erst 1840 unter der Bedingung des ungeteilten Erhalts ihrer Besitzungen verliehen worden war.[16] Carl Heinrich Roth wurde für die „Urbarmachung der Feldmark“ mit dem Orden eines Ritters I. Klasse des herzoglich-anhaltischen Hausordens „Albrecht der Bär“ ausgezeichnet. Sein Sohn, Hubert Roth, war ein anerkannter Dendrologe.
- 1934 wurde Weteritz im Rahmen der Jahrestagung der Deutschen Dendrologischen Gesellschaft besucht und im Tagungsband lobend erwähnt. Noch heute sind von Roth importierte Gewächse wie Hemlocktannen aus Nordamerika im Park zu sehen.
- Im Jahre 2009 stellte die Familie Roth Ansprüche auf Teile des Inventars, das sich bis 1945 im Schloss und im Familienbesitz befunden hatte. Diese wurden im Rathaus von Gardelegen entdeckt und – im Gegensatz zum Immobilieneigentum – teilweise zurückgeführt.
- Zur Zeit der DDR war im Schloss ein Altenheim („Feierabendheim Wilhelm Pieck“) untergebracht.
- Nach der Wende wurde durch das Land die Sanierung des unter Denkmalschutz stehenden Schlosses bzw. Herrenhauses gefördert. Seit 1994 befindet sich das Areal im Privatbesitz, ohne dass bisher konkrete Umsetzungsmaßnahmen zur nachhaltigen Nutzung vorgenommen wurden. Im Jahr 2010 sollte das Schloss erneut den Besitzer wechseln. Der Verkauf kam jedoch nicht zustande, da sich der Investor als unseriös entpuppte und wegen versuchten Fördermittelbetruges in Millionenhöhe inhaftiert wurde. Das Schloss wird derzeit im Sinne des Denkmalschutzes instand gehalten, der Park in Abstimmung mit dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie gepflegt.
Friedhof und Kirche
- Auf dem Friedhof befindet sich als Grabmal für den im Ersten Weltkrieg gefallenen Regierungsrat Curt Roth auch eine Madonna. Deren Herkunft aus der Werkstatt von Ernst Barlach ist umstritten.[19]
- Die ehemalige evangelische Kirche, ein stark überformter romanisierender Bau des Klassizismus um 1840, ist heute ein Wohnhaus[1] und steht unter Denkmalschutz.
Verkehr
Weteritz liegt südlich der Bundesstraße 188, das gleichnamige Gewerbegebiet nördlich. Im Ort beginnt die Landesstraße 25, die über Calvörde und Erxleben führt und bei Uhrsleben endet. Weteritz liegt unweit der Schnellfahrstrecke Hannover–Berlin.
Einzelnachweise
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 2423–2425, doi:10.35998/9783830522355.
- Elke Weisbach: Es sind mehr gekommen, um zu bleiben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 19. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 15.
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Top50-CD Sachsen-Anhalt, 1:50.000, Landesamt für Landesvermessung und Geoinformation, Bundesamt für Kartographie und Geodäsie 2003
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 103 (Digitalisat).
- Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 23, 49.
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 134 (Digitalisat).
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 201.
- Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 275 (PDF).
- Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
- Werner Greiling, Armin Kohnle, Uwe Schirmer: Negative Implikationen der Reformation? Gesellschaftliche Transformationsprozesse 1470–1629. Böhlau, Köln/Weimar 2015, ISBN 978-3-412-50153-2, S. 383. Auszüge bei books.google.de
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 64 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Pfarrbereich Gardelegen. Abgerufen am 26. Dezember 2018.
- Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 16 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- Markus Jager (Hrsg.): Schlösser und Gärten der Mark. Lukas, Berlin 2006, ISBN 978-3-936872-96-5, S. 102. Leseprobe
- Familie von Alvensleben – Isenschnibbe-Polvitz. Abgerufen am 13. März 2018.
- Gesine Biermann: Ein Schloss in der Warteschleife. In: www.volksstimme.de. Abgerufen am 19. Januar 2017.
- Anfragevon Olaf Meister im Landtag Sachsen-Anhalt (PDF; 9,9 MB), Erfassungsnummer 094 97281 000 000 000 000, abgerufen am 27. Juli 2017
- Elke Weisbach: „Habe einen guten Kampf gekämpft“. az-online.de vom 16. November 2013, abgerufen am 22. August 2018