Letzlingen

Letzlingen ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.

Letzlingen
Hansestadt Gardelegen
Wappen von Letzlingen
Höhe: 71 m ü. NHN
Fläche: 64,71 km²
Einwohner: 1410 (31. Dez. 2021)[1]
Bevölkerungsdichte: 22 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Januar 2011
Postleitzahl: 39638
Vorwahl: 039088
Letzlingen (Sachsen-Anhalt)

Lage von Letzlingen in Sachsen-Anhalt

Jagdschloss Letzlingen
Jagdschloss Letzlingen
Lage der Ortschaft Letzlingen in Gardelegen

Geografie

Letzlingen, ein Straßenangerdorf mit Kirche und platzartiger Erweiterung nach Norden, liegt in der weitläufigen Wald- und Heidefläche der Colbitz-Letzlinger Heide am Südrand der Altmark rund 45 Kilometer nördlich von Magdeburg direkt an der Bundesstraße 71. Die Milde entspringt nordöstlich des Dorfes am Südende der Mildewiesen in einem Moorgebiet und fließt nach Norden. Nordöstlich des Dorfes liegt der Wohnplatz Theerhütte. Dort beginnt der Wannegraben, der durch das Dorf nach Westen fließt.[2]

Zur Gemarkung des Ortes gehören große Teile des östlich gelegenen Truppenübungsplatzes Altmark, darunter ist die ehemalige Ortslage der Wüstung Salchau.

Geschichte

Die erste Erwähnung von Lüderitz stammt aus einer Urkunde im Jahre 1340 in der Johannes, perrer to Luderitz als Zeuge erwähnt wird.[3]

Einige Jahre später wurde das dorff czu Letzling im Lehnbuch der Magdeburgischen Erzbischöfe Albrecht III und Peter genannt. Die Urkunde ist zwischen 1368 und 1381 entstanden.[4] Das Dorf war vom Erzstift Magdeburg an Fritczo vnde Gerhard von Wederden verlehnt.

Weitere Nennungen sind 1477 als wüste Feldmark, 1518 als Schulzenhof zu Letzlingen, 1522 Wüstes Heidedorf zum Schloss Rogätz. 1528 wird das Haus Letzlingen errichtet und von den von Alvensleben bewohnt.[5] 1555 wurde das Dorf vom Kurprinzen Johann Georg von Brandenburg erworben und dem Amt (Kloster) Neuendorf zugewiesen. Zwischen 1559 und 1560 ließ er das Jagdschloss Letzlingen erbauen,[5] dass er laut Christoph Entzelt Hirschburg genannt hat.

1701[6] oder 1703 wurde das Vorwerk Lüderitz abgebaut und an Kolonisten verteilt, ein Kolonistendorf entstand.

Bei der Bodenreform gingen 27,9 Hektar an 22 landarme Bauern mit Besitz unter 5 Hektar, 11,1 Hektar an 12 landlose Bauern und Kleinpächter sowie 1,6 Hektar an zwei Industriearbeiter. Im Jahre 1959 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Freies Leben“.[5]

Seit 1999 ist das Gefechtsübungszentrum Heer (GÜZ) in der Altmark-Kaserne stationiert.

Eingemeindungen

Die Gemeinde Letzlingen wurde am 25. Juli 1952 aus dem Landkreis Gardelegen in denKreis Gardelegen umgegliedert. Nach dessen Auflösung kam sie am 1. Juli 1994 zum Altmarkkreis Salzwedel.[7] Am 1. Januar 2011 wurde die Gemeinde Letzlingen per Landesgesetz in die Hansestadt Gardelegen eingegliedert.[8][9] Seitdem ist Letzlingen eine Ortschaft und ein Ortsteil von Gardelegen. Der Ortschaftsrat hat 9 Mitglieder.[10]

Einwohnerentwicklung

Jahr Einwohner
17720480
17900417
17980416
18010482
18180725
18401141
Jahr Einwohner
18641276
18711234
18851184
1892[00]1277[11]
18951385
1900[00]1594[11]
Jahr Einwohner
19051368
1910[00]1387[11]
19251474
19391569
19462401
19641753
Jahr Einwohner
19711720
19811612
19931514
20061558
2012[00]1466[12]
20161435
Jahr Einwohner
2021[0]1410[1]

Quelle bis 2006, wenn nicht angegeben:[5]

Religion

Schlosskirche von Südosten
Schlosskirche von Park aus

Politik

Bürgermeister

Regina Lessing ist Ortsbürgermeisterin der Ortschaft Letzlingen. Sie war auch letzte Bürgermeisterin der ehemals selbstständigen Gemeinde Letzlingen.

Ortschaftsrat

Die Ortschaftsratswahl am 26. Mai 2019 ergab folgende Sitzverteilung:[18]

  • Freie Wählergemeinschaft für Letzlingen, 4 Sitze
  • CDU, 4 Sitze
  • Einzelbewerber Kay Grieger, 1 Sitz

Gewählt wurden 4 Ortschaftsrätinnen und 5 Räte.[18]

Wappen

Blasonierung: „Gespalten von Grün und Silber, vorn ein gezinnter silberner Turm mit zwei pfahlweise angeordneten Fensteröffnungen, hinten eine fünfendige rote Geweihstange.“ Das Wappen wurde 1996 vom Magdeburger Kommunalheraldiker Jörg Mantzsch gestaltet.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Schlosspark mit Kirche und Denkmal für Reichseinigungskriege
Hofjagd Letzlinger Heide (um 1890)
  • Das Jagdschloss Letzlingen mit Kavaliers- und Kastellanhaus ist das letzte Schloss der Hohenzollern in Sachsen-Anhalt. Erbaut wurde es in der Zeit von 1559 bis 1562 im Auftrage des späteren Kurfürsten von Brandenburg Johann Georg. 1843 bis 1868 wurde es gründlich renoviert. Es befindet in Besitz der 1996 gegründeten Stiftung Dome und Schlösser des Landes Sachsen-Anhalt, der heutigen Kulturstiftung Sachsen-Anhalt.[19]
  • Aus Letzlingen wurde über mehrere Jahrhunderte hinweg die Jagd von mehreren Besitzern und Landesherren betrieben. Auf diese historischen Wurzeln baut das Letzlinger Wappen mit Schlossturm und Hirschstange auf.
  • Die evangelische Schlosskirche Letzlingen, nach Plänen aus dem Jahr 1853 im Tudorstil errichtet, steht dem Jagdschloss gegenüber. Sie wurde 1861 durch König Wilhelm I. eingeweiht und wird heute durch die evangelische Kirchengemeinde Letzlingen genutzt.[20]
  • Auf dem Ortsfriedhof steht ein kleine Kapelle mit Turm und Apsis.[21]

Gedenkstätten

Feste

Am Wochenende nach Pfingsten findet das Dorf- und Vereinsfest statt.

Vereine

  • Heimatverein Letzlingen e. V.
  • Männergesangverein 1876 e. V. Letzlingen
  • Fußball-Sportverein FSV Heide Letzlingen e. V.
  • Motorsportverein MSC Letzlingen e. V.
  • Gewerbeverein Letzlingen e. V.
  • Förderverein Freiwillige Feuerwehr Letzlingen e. V., Sitz Gardelegen
  • Förderverein der Schule für geistig Behinderte mit Hörgeschädigtenteil Letzlingen e. V.
  • Förderverein Grundschule Letzlingen und Kindertagesstätte Heideblümchen Letzlingen e. V.
  • Förderverein Schloßkirche Letzlingen e. V., Sitz Gardelegen
  • Schützenverein "Heide-Schützen" Letzlingen e. V.

Persönlichkeiten

Verkehr

Letzlingen wird von Bussen der Linie Haldensleben–Gardelegen bedient. Die Bahnstrecke Letzlingen–Gardelegen wird nur im Güterverkehr zur Versorgung des Truppenübungsplatzes betrieben.

Literatur

Commons: Letzlingen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Elke Weisbach: Es sind mehr gekommen, um zu bleiben. In: Gardelegener Volksstimme, Gardelegener Kreisanzeiger. 19. Januar 2022, DNB 1047268027, S. 15.
  2. Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  3. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 389 (Digitalisat).
  4. Gustav Hertel: Die ältesten Lehnbücher der Magdeburgischen Erzbischöfe. Hrsg.: Historische Commission der Provinz Sachsen (= Historische Commission der Provinz Sachsen [Hrsg.]: Geschichtsquellen der Provinz Sachsen und angrenzender Gebiete. Band 16). Otto Hendel, Halle an der Saale 1898, S. 74 (archive.org).
  5. Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 13391344, doi:10.35998/9783830522355.
  6. Peter Wilhelm Behrens: Die wüsten Klöster, Burgen und Dörfer der südlichen Altmark, welche in dem Theil der ehemaligen Wendenheide, so die Markgrafenheide benannt worden, belegen gewesen. In: Jahresberichte des Altmärkischen Vereins für vaterländische Geschichte. 10. Jahresbericht, 1847, S. 2730 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10013295~SZ%3D00029~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359.
  8. Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel (GemNeuglG SAW) vom 8. Juli 2010. 8. Juli 2010, GVBl. LSA 2010, 410, § 3, § 4 (sachsen-anhalt.de [abgerufen am 28. Februar 2022]).
  9. StBA: Gebietsänderungen vom 1. Januar bis 31. Dezember 2011
  10. Hansestadt Gardelegen. Der Bürgermeister.: Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen. 27. August 2019, abgerufen am 1. März 2022.
  11. Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, DNB 578458357, OCLC 614308966, S. 204.
  12. Einwohnerentwicklung 2012 in den Ortsteilen. In: Volksstimme Magdeburg. 1. Mai 2013 (volksstimme.de [abgerufen am 20. Februar 2022]).
  13. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 62 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  14. Pfarrbereich Letzlingen. Abgerufen am 21. Mai 2018.
  15. Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 411412.
  16. Ernst Machholz: Die Kirchenbücher der evangelischen Kirchen in der Provinz Sachsen. In: Mitteilungen der Zentralstelle für Deutsche Personen- und Familiengeschichte. 30. Heft, 1925, ZDB-ID 504809-6, S. 7 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  17. Bistum Magdeburg, Online-Bistumskarte. 2013, abgerufen am 6. März 2022.
  18. Hansestadt Gardelegen: Bürgerinfoportal Gardelegen, Ortschaftsrat Letzlingen. In: kitu-genossenschaft.de. Abgerufen am 6. März 2022.
  19. Kulturstiftung Sachsen-Anhalt: Jagdschloss Letzlingen. In: kulturstiftung-st.de. Abgerufen am 6. März 2022.
  20. Folkhard Cremer in: Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen-Anhalt. Band I: Ute Bednarz, Folkhard Cremer u. a.: Regierungsbezirk Magdeburg. Neubearbeitung. Deutscher Kunstverlag, München u. a. 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 514–515.
  21. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 295.
  22. Letzlingen, Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 6. März 2022.
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