Lindstedt
Lindstedt ist ein Ortsteil der gleichnamigen Ortschaft der Hansestadt Gardelegen im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt, Deutschland.
Lindstedt Hansestadt Gardelegen | ||
---|---|---|
Höhe: | 46 m ü. NHN | |
Fläche: | 19,8 km² | |
Einwohner: | 329 (Jan. 2021)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 17 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. Januar 2011 | |
Postleitzahl: | 39638 | |
Vorwahl: | 039084 | |
Lage von Lindstedt in Sachsen-Anhalt | ||
Kirche zu Lindstedt (Oktober 2018) |
Geografie
Das altmärkische Lindstedt, ein Dorf mit Kirche, befindet sich zwischen den Städten Gardelegen und Bismark und liegt im Norden an der Lindstedt-Trüstedter-Hochfläche. Im Osten des Dorfes fließt der Mühlbach nach Norden zur Müllerbäke, sie trifft auf den Breiter Graben, der im Westen des Dorfes beginnt. Der etwa 73 Meter hohe Heideberg liegt östlich des Dorfes. Im Südosten liegen der Böckenberg (60 Meter) und der Buchenberg (81 Meter).[2]
Zur Ortschaft Lindstedt gehören neben Lindstedt die Ortsteile Lindstedterhorst und Wollenhagen.[3]
Geschichte
Lindstedt ist als doppeltes Straßendorf entstanden, wie man aus dem Urmesstischblatt von 1843 ableiten kann.[4] Das Gut im westlichen Teil des Ortes war ursprünglich ein landtagsfähiges Rittergut.
Im Jahre 1329 wird Echardi de Linstede[4] in einer Urkunde als Zeuge genannt.[5]
1345 wurden von Markgraf Ludwig dem Altar in der Marienkirche in Gardelegen Einnahmen in villa Lindsted über Kornhebungen gewidmet.[6]
Der Historiker Rohrlach beschreibt die Besitzverhältnisse so: Vor 1329 bis 1795 gehörten Teile des Ortes denen von Lindstedt, nach Abtretung des letzten Namensträgers von Lindstedt an die Kinder seiner Schwester (einer verheiraten von Rhinow) 1795–1891 den von Rhinow beziehungsweise der Erbtochter, der seit 1876 verheirateten Freifrau von Nordeck, 1891 bis 1907 einer Familie Schröder. 1907–1945 gehörten Teile vom Dorf und das Gut und Gut Luthäne der Familie Vehring.[4]
1686 wird eine Wassermühle am Mühlenbach erwähnt, die noch 1842 genannt wird. 1711 wird ein Erbwindmüller genannt.[4] Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts standen links des südlichen Weges nach Kassieck und am Heideberg eine Windmühle.[7]
Bei der Bodenreform wurden 1945 wurden 193 Hektar enteignet. Davon sind 60,8 Hektar aufgeteilt worden: 26,6 Hektar gingen an 20 landarme Bauern, 27,5 Hektar an 19 landlose Bauern und Kleinpächter, 6,6 ha an einen Umsiedler. Außerdem wurden 117 Hektar Wald an die Bauern verteilt. Im Jahre 1959 entstand die erste Landwirtschaftliche Produktionsgenossenschaft vom Typ III, die LPG „Einigkeit“.[4]
Eingemeindungen
Am 30. September 1928 wurde der Gutsbezirk Lindstedt mit der Gemeinde Lindstedt vereinigt – mit Ausnahme der Exklave Luthäne, die mit der Gemeinde Hottendorf vereinigt wurde.[8]
Die Gemeinde Lindstedt wurde am 25. Juli 1952 aus dem Landkreis Gardelegen in den neuen kleineren Kreis Gardelegen umgegliedert. Nach dessen Auflösung kam sie am 1. Juli 1994 zum Altmarkkreis Salzwedel.[9] Am 1. Januar 1974 wurden die Gemeinden Lindstedterhorst und Wollenhagen aus dem Kreis Gardelegen in die Gemeinde Lindstedt eingemeindet.[9]
Am 1. Januar 2011 wurde die bis dahin selbstständige Gemeinde mit den Ortsteilen Lindstedterhorst und Wollenhagen zusammen mit 17 weiteren Gemeinden per Gesetz in die Hansestadt Gardelegen eingemeindet.[10][11]
Bevölkerung
Gemeinde
|
|
|
Dorf
|
|
Gut
|
|
Wappen
Das Wappen wurde am 29. August 1939 durch den Oberpräsidenten der Provinz Sachsen verliehen.
Blasonierung: „In Gold drei (2:1) schwarze Wolfsangeln.“
Das Wappen wurde von dem Magdeburger Staatsarchivrat Otto Korn gestaltet.
Wirtschaft
Die Ökonomie des Ortes beruht hauptsächlich auf der Landwirtschaft. In Richtung Ortsausgang Norden, zum Gemeindeteil Lindstedterhorst befindet sich Sekundärindustrie in Form des Betonwerk Lucas.
Vereine
- SV Wacker 1912 Lindstedt e. V.
- Förderverein „Historische Region Lindstedt“ e. V.
Sehenswürdigkeiten
- Die evangelische Dorfkirche ist im Kern eine romanische Saalkirche aus Feldstein. Über dem Westteil befindet sich eine Fachwerkdachreiter. An der Nordseite sind noch Reste romanischer Fenster erkennbar.
- Der Friedhof des Dorfes befindet sich auf dem Kirchhof.
Religion
Die evangelische Kirchengemeinde Lindstedt gehörte früher zusammen mit Kirchengemeinden Lindstedterhorst und Seethen zur Pfarrei Lindstedt.[12] Sie gehört heute zum Pfarrbereich Lindstedt[13] des Kirchenkreises Salzwedel im Propstsprengel Stendal-Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.
Die nächstliegenden katholischen Kirchengemeinden befinden sich in Gardelegen und Kalbe (Milde).
Im Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen werden für Lindstedt als erste evangelische Pfarrer Andreas Gaedecke (um 1537) und danach Johann Schinemann (1538–1560) aufgeführt.[14] Bauke[15] behauptet: „Pfarrer von Lindstedt und seine Filialen waren seit der Reformation: Johann Klusemann, der die Augsburgische Confession unterschrieb, von 1538-1560...“ Parisius und Brinkmann schreiben 1897:[16] „Wenn man Bauke trauen darf, hätten Lindstedt, Lindstedterhorst und Sethen schon 1538 einen evangelischen Pfarrer gehabt. Vermutlich ist der dort genannte Johann Klusemann zur Reformation übergetreten.“
Weblinks
- Turmhügelburg Lindstedt
- Lindstedt, Lindstedterhorst und Wollenhagen auf gardelegen.de
Literatur
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (Historisches Ortslexikon für Brandenburg, Teil XII). In: Veröffentlichungen des Brandenburgischen Landeshauptarchivs. Berliner Wissenschafts-Verlag, 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1363–1368.
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, S. 200–201.
- J. A. F. Hermes, M. J. Weigelt: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Topographischer Teil. Hrsg.: Verlag Heinrichshofen. Band 2, 1842, S. 410 (Textarchiv – Internet Archive).
- Matthias Richter: Die Ortskronik von Lindstedterhorst. gesammelte Informationen von LHMaus. 21. September 2010 (lindstedterhorst.de (Memento vom 8. Mai 2016 im Internet Archive)).
Einzelnachweise
- Lindstedt. In: gardelegen.de. Hansestadt Gardelegen, abgerufen am 4. Januar 2022.
- Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- Hauptsatzung der Hansestadt Gardelegen (PDF; 39 kB)
- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-3743-4, S. 1363–1368, doi:10.35998/9783830522355.
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 22. Berlin 1862, S. 383 (Digitalisat – Nr. XXXI).
- Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 6. Berlin 1846, S. 99 (Digitalisat).
- Karte des Deutschen Reiches, 1:100 000, Teil II/IV: Blatt 265: Gardelegen. Kartographische Abteilung der Königlich Preussischen Landes-Aufnahme, 1906, abgerufen am 25. Mai 2018.
- Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1928, ZDB-ID 3766-7, S. 200 f.
- Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 359, 362, 363.
- Gemeindeverzeichnis-Informationssystem GV-ISys. Gebietsänderungen (Namen-, Grenz- und Schlüsseländerungen). In: destatis.de. Abgerufen am 10. September 2017.
- Gesetz über die Neugliederung der Gemeinden im Land Sachsen-Anhalt betreffend den Landkreis Altmarkkreis Salzwedel
- Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 632 (wiki-de.genealogy.net [abgerufen am 21. Mai 2018]).
- Pfarrbereich Lindstedt. Abgerufen am 21. Mai 2018.
- Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e. V. (Hrsg.): Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen (= Series Pastorum. Band 10). Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2009, ISBN 978-3-374-02142-0, S. 674.
- David Bauke: Mittheilungen über die Stadt und den Landräthlichen Gardelegen. Stendal 1832, S. 298 (Digitalisat).
- A. Parisius, A. Brinkmann: Beschreibende Darstellung der älteren Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Gardelegen. Otto Hendel, Halle an der Saale 1897, S. 99.