Lepidolith
Lepidolith ist die Bezeichnung für einen eher selten vorkommenden, nicht näher bestimmten Mischkristall aus der Mineral-Reihe Polylithionit – Trilithionit innerhalb der Gruppe der Glimmer mit der allgemeinen chemischen Zusammensetzung K(Li,Al)3[(F,OH)2|(Si,Al)4O10].[1]
Lepidolith entwickelt überwiegend weiße, grauviolette bis rosafarbene Mineral-Aggregate in Form eng aufeinanderliegender, schuppiger, blättriger Kristalltäfelchen oder kugeliger, traubiger Sphärolithe, die auf den Spaltflächen einen hellen Perlmuttglanz zeigten. Die rosa Farbe wird durch einen geringen Gehalt an Mn2+ verursacht. In Pegmatitgängen findet man an verschiedenen Fundstellen Lithiumpegmatit, in welchem kleinste Lepidolithglimmer mit typischer Färbung von hellrosa bis dunkelrot (< 1 mm) zu sehen sind. Gelegentlich findet sich auch weißer Lithiumpegmatit, der (nebst dem Glimmereffekt) durch die Anwesenheit von Rubidium nachweisbar ist.
Die Minerale Phlogopit und vor allem Muskovit sehen dem Lepidolith sehr ähnlich. Sie werden daher gelegentlich irreführend mit dem Synonym Lepidolith belegt.[2]
Etymologie und Geschichte
Ursprünglich erhielt der Glimmer durch seinen Entdecker Nicolaus Poda von Neuhaus den Namen Lilalith (Lilastein). Dieser Name wurde allerdings durch Martin Heinrich Klaproth als eine eher scherzhafte Bezeichnung kritisiert und nicht tragbar in der Fachwelt empfunden, da Farbbezeichnungen als Gattungsname ungeeignet wären und das Wort zudem ein Hybrid mit arabischem (lila = 'Flieder' oder 'fliederfarben') und griechischen Bestandteil sei. Er benannte ihn daher in Lepidolith um, nach den griechischen Wörtern λεπιδιον lepidion für „schuppig“ und lithos für λίθος lithos = „Stein“. Zusammengesetzt hat der Name also die Bedeutung „schuppiger Stein“ oder auch „Schuppenstein“.[3][4]
Robert Bunsen und Gustav Kirchhoff entdeckten 1861 spektroskopisch das Alkalimetall Rubidium, das als Ersatz für einen kleinen Teil des Kaliums im Lepidolith vorkommt.
Kristallstruktur
Lepidolith kristallisiert polytyp in monokliner Symmetrie, die als Lepidolith-1M, Lepidolith-2M1, Lepidolith-2M2 und Lepidolith-3M2 bezeichnet werden sowie in trigonaler Symmetrie mit der Bezeichnung Lepidolith-3T.
Polytyp | Kristallsystem | Raumgruppe | Gitterparameter und Formeleinheiten pro Elementarzelle (Z) |
---|---|---|---|
Lepidolith-1M | monoklin | C2/m (Nr. 12) | a = 5,21 Å; b = 9,01 Å; c = 10,15 Å und β = 100,8° sowie Z = 2 |
Lepidolith-2M1 | C2/c (Nr. 15) | a = 5,20 Å; b = 9,03 Å; c = 19,97 Å und β = 95,4° sowie Z = 4 | |
Lepidolith-2M2 | C2/c (Nr. 15) | a = 9,02 Å; b = 5,20 Å; c = 20,17 Å und β = 99,5° sowie Z = 4 | |
Lepidolith-3M2 | C2 (Nr. 5) | a = 5,24 Å; b = 9,07 Å; c = 59,76 Å und β = 92,6° sowie Z = 12 | |
Lepidolith-3T | trigonal | P3112 (Nr. 151) oder P3212 (Nr. 153) | a = 5,20 Å und c = 29,76 Å sowie Z = 3 |
Eigenschaften
Einige Lepidolithproben weisen Tribolumineszenz auf.[5]
Bildung und Fundorte
Lepidolithe bildet sich vorwiegend durch hydrothermale Vorgänge in Granitpegmatiten. Er kommt seltener als die Minerale Spodumen und der Turmalingruppe sowie deren Varietäten vor, tritt aber in der Natur meist in Paragenese mit diesen auf. Weitere Paragenesen sind unter anderem Quarz, Petalit und verschiedene Feldspate, aber auch Erzminerale wie Kassiterit und Tantalit-Mn.
Weltweit konnte Lepidolit bisher (Stand: 2010) an fast 550 Fundorten nachgewiesen werden, so unter anderem in Afghanistan, Algerien, der Antarktis, Argentinien, Äthiopien, Australien, Belgien, Bolivien, Brasilien, China, Deutschland, Finnland, Frankreich, Französisch-Guayana, Grönland, Italien, Japan, Kanada, Kasachstan, Nord- und Südkorea, Madagaskar, Mazedonien, Mexiko, Mongolei, Mosambik, Myanmar, Namibia, Nepal, Norwegen, Österreich, Pakistan, Portugal, Russland, Sambia, Schweden, Schweiz, Simbabwe, Spanien Slowakei, Eswatini, Tadschikistan, Thailand Tschechien, Türkei, Usbekistan, im Vereinigten Königreich (Großbritannien), in den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) und in Vietnam.[6]
Verwendung
Aufgrund seines hohen Lithiumanteiles wird Lepidolith als Erz zur Gewinnung von Lithium genutzt.
Als Dekorationselement finden Lepidolithsteine auch in der Aquaristik Verwendung.
Literatur
- Lepidolite. In: John W. Anthony, Richard A. Bideaux, Kenneth W. Bladh, Monte C. Nichols (Hrsg.): Handbook of Mineralogy, Mineralogical Society of America. 2001 (englisch, handbookofmineralogy.org [PDF; 79 kB; abgerufen am 29. April 2019]).
- Friedrich Klockmann: Klockmanns Lehrbuch der Mineralogie. Hrsg.: Paul Ramdohr, Hugo Strunz. 16. Auflage. Enke, Stuttgart 1978, ISBN 3-432-82986-8, S. 749–750 (Erstausgabe: 1891).
- Martin Okrusch, Siegfried Matthes: Mineralogie: Eine Einführung in die spezielle Mineralogie, Petrologie und Lagerstättenkunde. 7. Auflage. Springer Verlag, Berlin, Heidelberg, New York 2005, ISBN 3-540-23812-3, S. 103–104.
- Chris Pellant: Steine und Minerale. 1. Auflage. Dorling Kindersley Limited, 1992, ISBN 978-3-8310-0892-6, S. 160.
- Rudulf Duda, Lubos Rejl: Mineralienführer - Mineralien Gesteine Edelsteine. Franckh-Kosmos Verlag, 2002, ISBN 978-3-440-08471-7, S. 217.
Weblinks
- Mineralienatlas: Lepidolith (Wiki)
Einzelnachweise
- Hugo Strunz, Ernest H. Nickel: Strunz Mineralogical Tables. Chemical-structural Mineral Classification System. 9. Auflage. E. Schweizerbart’sche Verlagsbuchhandlung (Nägele u. Obermiller), Stuttgart 2001, ISBN 3-510-65188-X, S. 667–668 (englisch).
- Lepidolite. In: mindat.org. Hudson Institute of Mineralogy, abgerufen am 17. Juni 2019 (englisch).
- A. N. Poda: Vom Lilalith. In: Johann Ehrenreich von Fichtel (Hrsg.): Mineralogische Aufsätze. Mathias Andreas Schmidt, kaiserlich königlicher Hofbuchdrucker, Wien 1794, S. 226–236 (online verfügbar bei rruff.info [PDF; 277 kB; abgerufen am 29. April 2019]).
- Hans Lüschen: Die Namen der Steine. Das Mineralreich im Spiegel der Sprache. 2. Auflage. Ott Verlag, Thun 1979, ISBN 3-7225-6265-1, S. 264.
- Mineralienlexikon – Lepidolit (Memento vom 4. März 2016 im Internet Archive)
- Fundortliste für Lepidolith beim Mineralienatlas und bei Mindat