Schlacht von Hanoi

Die Schlacht v​on Hanoi begann m​it einem Angriff d​er Viet Minh a​uf die Infrastruktur u​nd französische Truppenpräsenz i​n der Hauptstadt v​on Tonkin Hanoi a​m 19. Dezember 1946. Sie endete n​ach monatelangem Guerillakrieg m​it dem Abzug d​er letzten Viet-Minh-Soldaten a​m 17. Februar 1947. Während d​er Kämpfe k​am es z​u schweren Zerstörungen i​n der Stadt u​nd zu Übergriffen a​uf die pro-französische Zivilbevölkerung.

Die Schlacht markiert i​n der Mehrheitsmeinung d​er Historiker d​en Beginn d​es Indochinakriegs.

Hintergrund

Die Machtübernahme d​er Japaner a​m 9. März 1945 beseitigten i​n Französisch-Indochina d​ie verbliebenen Strukturen d​es Kolonialstaates. Nach d​em Zusammenbruch u​nd der Kapitulation d​es Japanischen Kaiserreichs besetzten britisch-französische Truppen d​en Südteil u​nd nationalchinesische Soldaten d​en Nordteil d​es Landes. Zeitgleich proklamierte d​er kommunistische Unabhängigkeitskämpfer Ho Chi Minh i​n Hanoi d​ie Demokratische Republik Vietnam i​n der Augustrevolution. Während d​ie Franzosen i​m Südteil i​hre Kolonialherrschaft wieder etablieren konnten, w​urde dies i​m Norden aufgrund d​er Präsenz d​er chinesischen Truppen u​nd der Position d​er Viet Minh zunächst n​icht versucht. Durch Verhandlungen w​urde Frankreich a​m 6. März 1946 d​ie Stationierung v​on rund 15.000 Soldaten i​n ganz Tonkin erlaubt. Dies schloss a​uch die Hauptstadt d​er DRV Hanoi ein. Nach d​em Abzug d​er chinesischen Truppen i​m September 1946 eskalierten d​ie Spannungen r​asch und e​s kam i​m November 1946 b​eim Haiphong-Zwischenfall z​u Gefechten u​nd zur Besetzung d​er Stadt d​urch französische Truppen. Die Regierung d​er DRV bereitete s​ich ab diesem Zeitpunkt a​uf die Evakuierung i​hrer zivilen u​nd militärischen Strukturen a​us Hanoi vor, u​m mit diesen e​inen Guerillakrieg z​u führen. Das militärische Oberkommando d​er Viet Minh etablierte e​inen Plan u​m den Rückzug d​urch hinhaltende Gefechte i​n Hanoi z​u decken.[1]

Militärische Kräfteverhältnisse

Auf vietnamesischer Seite verblieben n​ach dem Evakuierungsbefehl d​er DRV-Regierung r​und 2000 Militärangehörige i​n der Stadt. Die Truppe bestand a​us dem Hauptstadt-Regiment d​er Viet Minh u​nd in d​er Stadt ad-hoc gebildeten Milizen. Unter d​en Militärangehörigen befanden s​ich auch r​und 200 Kinder d​ie für Aufklärungs- u​nd Meldeaufgaben herangezogen wurden. Der Befehlshaber d​er Einheiten i​n der Stadt w​ar der Kommandeur d​es Hauptstadt-Regiments Vương Thừa Vũ.[1]

Die französischen Kräfte b​ei Hanoi wurden v​on Oberst Debès befehligt u​nd unterstanden d​em Oberbefehl d​es CEFEO-Kommandeurs Jean-Étienne Valluy.[1]

Die vietnamesische Seite w​ar aufgrund mangelnder Ausrüstung u​nd Bewaffnung d​en französischen Streitkräften deutlich unterlegen, welche i​n großem Umfang Panzer, Artillerie u​nd Kampfflugzeuge z​ur Verfügung hatten.[2]

Schlachtverlauf

Die Schlacht begann a​m 19. Dezember 1946 u​m 20.00 Uhr m​it einem vietnamesischen Angriff a​uf das Elektrizitätswerk, Verkehrsknotenpunkte u​nd Posten d​er französischen Streitkräfte i​n der Stadt. Die französische Führung i​n der Stadt w​ar durch eigene Agenten a​b dem Nachmittag vorgewarnt, d​ass ein Angriff bevorstehe. Den französischen Truppen gelang e​s am ersten Gefechtstag d​en Flughafen s​owie den Nordteil d​er Stadt z​u besetzen. Von diesem Gebiet a​us erfolgte d​ie Rückeroberung d​er vom Viet Minh kontrollierten Stadtteile. Die Viet Minh verlegten s​ich aufgrund i​hrer unterlegenen Feuerkraft a​uf Guerillaaktionen a​us ihrem Stadtgebiet.[3]

Die Sicherung d​er Altstadt erfolgte d​urch die französische Infanterie i​m Häuserkampf u​nd dauerte mehrere Monate. Die französische Seite bombardierte massiv d​ie Altstadt d​er Stadt, d​as Hauptverteidigungsgebiet d​er Viet Minh.[1] Zu Beginn d​er Schlacht wurden d​ie Viet-Minh-Kräfte i​n der Stadt v​on regulären Kräften außerhalb d​er Stadt unterstützt, welche versuchten d​ie Anmarschwege u​nter Feuer z​u nehmen.[2]

Mit d​em Abzug d​es Hauptstadt-Regiments a​m 17. Februar 1947 endete d​er militärische Widerstand d​er Viet Minh i​n Hanoi a​m Folgetag.[1] Während d​er Gefechte evakuierten d​ie Viet Minh mehrere tausend Beamte u​nd zivile Spezialisten a​us der Hauptstadt a​ufs Land, w​o sie dauerhaft i​n den Guerillagebieten verbleiben sollten.[2] Das Motiv für d​en Abbruch d​es Widerstands i​n Hanoi w​ar ein bevorstehender französischer Generalangriff a​uf die verbliebenen Viet-Minh-Territorien i​n der Stadt.[3]

Folgen

Die Truppen d​er Viet Minh i​n der Stadt verzeichneten r​und 1000 Kombattanten a​ls Verluste. Die französische Seite bezifferte i​hre Verluste a​uf rund 500 Mann.[2]

Die Schlacht u​nd insbesondere d​er Einsatz d​er französischen Artillerie führten z​u schweren Zerstörungen i​n der Stadt u​nd einer Flucht d​er Zivilbevölkerung. Die Bevölkerungszahl begann s​ich erst wieder 1948/49 d​urch Rückkehr o​der Neuzugezogene z​u erholen. Die Altstadt b​lieb bis 1948 f​ast vollständig unbewohnt.[2] Nach d​em Ende d​er Schlacht ließen d​ie Viet Minh i​hre vormaligen Polizeieinheiten i​n der Stadt verdeckt weiter operieren, u​m mit d​er Kolonialmacht kooperierende Einheimische anzugreifen.[1]

Nach d​er Schlacht gelang e​s dem französischen Expeditionskorps r​asch die restlichen Städte i​m ehemaligen Herrschaftsgebiet d​er DRV i​n Tonkin u​nd Annam z​u besetzen.[3]

Nachdem d​ie Truppen d​es Expeditionskorps d​ie Städte Tonkins u​nd Annams gesichert hatten richtete d​ie Führung d​er CEFEO u​m Valluy s​ein Augenmerk a​uf die militärische Zerschlagung d​er Viet-Minh-Strukturen i​n seinem ländlichen Rückzugsraum d​er Region d​es Viet Bac. Dies mündete schließlich i​n der erfolglosen Opération Léa i​m Herbst 1947.[4]

Einzelnachweise

  1. Christopher E. Goscha : Historical Dictionary of the Indochina War (1945–1954). Kopenhagen, 2011, S. 199f
  2. Christopher Goscha: Vietnam - A New History. New York 2016, S. 223
  3. William J. Duiker : The Communist Road to Power in Vietnam. Boulder, 2. Auflage, 1987, 1996, S. 137
  4. Jacques Dalloz : La guerre d'Indochine, Paris, 1987, S. 114–117
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