Indigo Nights
Indigo Nights ist das vierte Livealbum des US-amerikanischen Musikers Prince und das letzte, das zu dessen Lebzeiten erschien. Er veröffentlichte es am 30. September 2008 bei seinem Musiklabel NPG Records und ist nur als CD-Beilage des Coffee Table Book 21 Nights erhältlich, vertrieben durch den Buchverlag Simon & Schuster. Die Tracklist von Indigo Nights ist ein Zusammenschnitt der Aftershows am 17. und 22. September 2007, die Prince im Londoner Musikklub indigO2 spielte.
Die Musik des Albums zählt zum Genre Contemporary R&B, Funk, Pop, Rock und Soul. Als Gastmusiker wirken Beverley Knight und Maceo Parker mit, und Prince spielt unter anderem eine Coverversion des Led-Zeppelin-Hits Whole Lotta Love. Die Live-CD Indigo Nights wurde nicht in den internationalen Hitparaden geführt und hatte daher keine Möglichkeit, Gold- oder Platinstatus zu erreichen.
Entstehung
Vom 1. August bis zum 21. September 2007 gab Prince 21 Konzerte in der O2-Arena in London und nannte die Tournee 21 Nights in London: The Earth Tour. Die Konzerte waren alle ausverkauft und spielten insgesamt 22 Millionen US-Dollar ein.[1] Nachdem Prince die Tournee beendet hatte, kehrte er nach Beverly Hills in Kalifornien zurück, wo er damals eine Villa gemietet hatte. Dort lud er verschiedene Führungskräfte aus der Musikindustrie zu sich nach Hause ein, um mit ihnen über neue Vertriebsmöglichkeiten für seine Musik zu sprechen. Über die Treffen äußerte sich Prince gegenüber Claire Hoffman vom US-amerikanischen Magazin The New Yorker, dass er „die Herzen und den Verstand der Musikmoguln kapiert“ habe. Man sitze mit ihnen zusammen und könne nachvollziehen, „wie sie die Dinge sehen“.[2]
Prince entschloss sich, mit keinem Tonträgerunternehmen mehr zusammenzuarbeiten. Zwar erschienen seine Tonträger bei seinem eigenen Musiklabel NPG Records, aber für den Vertrieb wählte er andere Kanäle. Für Indigo Nights entschied er sich, mit dem US-amerikanischen Buchverlag Simon & Schuster zu kooperieren. Prince unterzeichnete einen Vertrag, die Live-CD in Kombination mit dem Coffee Table Book 21 Nights für 50 US-Dollar zu veröffentlichen. „Ich bin auf dieses wirklich stolz“, sagte Prince über das Werk.[3]
Das Buch 21 Nights
Das 256-seitige Coffee Table Book 21 Nights dokumentiert chronologisch Prince’ Aufenthalt in London während seiner Tournee vom 1. August bis zum 21. September 2007. In dieser Zeit wurde er von der Fotografin Randee St. Nicholas begleitet, die jeden einzelnen Konzert-Tag in dem Bildband festhielt. Während der Tournee in London reiste Prince mit Nicholas kurzzeitig nach Prag, um mit ihr dort das Musikvideo des Songs Somewhere Here on Earth zu drehen. Daher sind auch Fotos aus Tschechiens Hauptstadt im Buch vorhanden.
Die 256 Seiten enthalten hauptsächlich Fotos, auf denen Prince abgebildet ist; diese zeigen ihn beispielsweise während Proben in seinem Hotelzimmer des Luxushotels The Dorchester in London oder bei Live-Auftritten in der O2-Arena. Im Vorwort schreibt Randee St. Nicholas über Prince, er sei „ein Künstler, der wirklich wie kein anderer ist.“[4] Über die abgedruckten Prince-Fotos sagte sie: „Es mag anderen Menschen glamourös vorkommen, aber das [Konzertleben] ist seine Wohlfühlzone. Es ist nicht so, dass er sich umzieht um ‚draußen‘ Prince zu sein. Nein, der Kerl sieht einfach 24 Stunden am Tag toll aus.“[2] Ferner sind im Buch auch die Zwillinge und Tänzerinnen Maya und Nandy McClean (* 18. April 1982 in Sydney) sowie die damaligen Mitglieder der Begleitband The New Power Generation abgebildet.[5]
Neben den Fotos sind im Buch einige von Prince verfasste Gedichte und Reime zu lesen. Zudem sind die Liedtexte seines damals aktuellen Albums Planet Earth abgedruckt. Außerdem sind die Liedtexte der Prince-Songs Days of Wild (1998), What’s My Name (1998), Musicology (2004) und 3121 (2006) komplett oder teilweise abgedruckt.
Der britische Herausgeber Kraken Opus veröffentlichte das Buch 21 Nights auch in einer auf weltweit 950 Stück limitierten, The Prince Opus benannten Sonderausgabe für 2.100 US-Dollar (damals ungefähr 1.450 Euro).[6] Diese Ausgabe enthält neben Indigo Nights ein Apple iPod touch mit 40 Minuten Live-Footage der Konzertreihe in London. Ursprünglich sollte 2009 ein Gewinnspiel unter den Käufern stattfinden, wenn alle Exemplare abgesetzt worden sind. Der Gewinner sollte unter anderem das Buch 21 Nights in einer sogenannten „Number-One-Edition“ als Unikat mit 21 Brillanten und 5 lilafarbenen Diamanten erhalten. Karl Fowler, Gründer und Chief Executive Officer von Kraken Opus, sagte, dass ein Drittel der 950 The Prince Opus-Exemplare bereits am ersten Wochenende nach Veröffentlichung im Jahr 2008 verkauft worden seien. Die Aktion lief letztendlich bis 2014, doch ein Gewinner wurde öffentlich niemals bekannt gegeben. 2022, also sechs Jahre nach Prince’ Tod, kann die Sonderausgabe The Prince Opus für umgerechnet 2.100 Euro nach wie vor über die Website von Kraken Opus online bestellt werden.
Laut der US-amerikanischen Boulevard-Website RadarOnline.com reichte die literarische Agentur Vigliano Associates im April 2009 eine Klage gegen Prince ein. Die Agentur war der Meinung, Prince habe bereits als „exklusiver Agent in Bezug auf die Verhandlungen über einen Publishing-Deal“ mit dem Buchverlag Simon & Schuster und mit Kraken Opus bei ihnen für diese zwei Projekte unter Vertrag gestanden.[7] Im Sommer 2008 habe Vigliano Associates den Vertrag mit Prince zum Abschluss bringen wollen. Nach ihrer Darstellung hatten sich aber sowohl Prince als auch Simon & Schuster nicht mehr bei ihnen gemeldet. Aufgrund der Fehlkommunikation sei Vigliano Associates die versprochenen 15 Prozent Provision des Deckungsbeitrags verloren gegangen, was einer Summe von 200.000 US-Dollar (damals ungefähr 130.000 Euro) entspreche.[8] Weder Prince noch Simon & Schuster hatten sich zur Anklage geäußert und über den Ausgang ist nichts öffentlich bekannt geworden.
Aftershows
Bei 13 der 21 Konzerte in London spielte Prince nach dem Hauptkonzert eine Aftershow, also ein weiteres Konzert nach Mitternacht. Die Aftershows wurden offiziell angekündigt und fanden im Musikklub indigO2 statt, der sich innerhalb der O2-Arena befindet. Der Eintritt kostete £25, was damals ungefähr 37 Euro entsprach. Die Kapazität betrug ungefähr 2.500 Zuschauer. Bei einigen dieser Aftershows wirkten Candy Dulfer (2. August), Mýa (19. August) und will.i.am (2. September) als musikalische Gäste mit.[9]
Die Aftershow am 17. September 2007 war die zwölfte und vorletzte im Musikklub indigO2. Bei dieser Aftershow spielte Prince unter anderem die sieben Songs 3121, Girls & Boys, The Song of the Heart, Delirious, Just Like U (monologue), Satisfied und Beggin’ Woman Blues und genannte Songs wurden auch in dieser Reihenfolge auf der CD Indigo Nights aufgenommen. Ferner spielte Prince auch Coverversionen von Tom’s Diner und Over the Rainbow,[10] platzierte diese auf Indigo Nights aber nicht.
Die letzte Aftershow am 22. September eröffnete Amy Winehouse, die Love Is a Losing Game sang.[11] Dieser Song wurde aber nicht auf Indigo Nights veröffentlicht, die acht Songs All the Critics Love U in London, Alphabet St., Baby Love, Indigo Nights, Misty Blue, Rock Steady, The One und Whole Lotta Love dagegen schon. Diese acht Songs wurden auf der Live-CD aber in einer anderen Reihenfolge angeordnet als sie tatsächlich aufgeführt wurden; beispielsweise spielte Prince All the Critics Love U in London nach dem ersten Drittel der Aftershow und nicht als letzten Song. Ferner spielte er Coverversionen der Songs Come Together, What Have You Done for Me Lately und Villanova Junction von Jimi Hendrix,[12] die er aber ebenfalls nicht veröffentlichte.
Musik
Auf der CD Indigo Nights sind Musikstile aus den Genres Contemporary R&B, Funk, Pop, Rock und Soul vorhanden.
Der Song 3121 ist dem Genre Funk zuzuordnen. Gleich zu Beginn sind Horn-Sections der Songs The Entertainer, Alexander’s Ragtime Band und Music! Music! Music! integriert. Music! Music! Music! wurde im Jahr 1949 von Stephen Weiss und Bernie Baum geschrieben. Den Liedtext von 3121 vermischt Prince mit dem von D.M.S.R. aus seinem Album 1999.
Die folgenden Songs Girls & Boys, The Song of the Heart und Delirious werden in einer Art Medley gespielt und besitzen einen fließenden Übergang. Die Songs sind ebenfalls dem Genre Funk zuzuordnen. Delirious enthält zudem Elemente aus dem Genre Rockabilly. Das Medley endet mit dem von Prince improvisiert wirkenden, gesprochenen Monolog Just Like U (monologue).[10] Dieser Monolog wird von dezentem Schlagzeugspiel im Hintergrund und von Blechbläsern begleitet.
Die R&B-Ballade Satisfied enthält ein Saxophon-Solo von Mike Phillips. Der Song besitzt einen fließenden Übergang zu dem Stück Beggin’ Woman Blues, das ein Medley aus den Songs Beggin’ Woman und Three Handed Woman ist. Ähnlich wie bei Just Like U (monologue) wird Beggin’ Woman Blues von dezentem Schlagzeugspiel im Hintergrund begleitet.
Der Song Rock Steady ist aus dem Genre Funk und Rock. Den Gesang übernimmt Beverley Knight, die von Prince an der Gitarre begleitet wird. Whole Lotta Love ist ebenfalls aus dem Genre Rock und wird als Instrumentalversion gespielt, wobei Prince als Leadgitarrist agiert.
Alphabet St. enthält ein Altsaxophon-Solo von Maceo Parker. Im weiteren Verlauf entwickelt sich der Song zu einer Jamsession, die Chants von (Eye Like) Funky Music enthält. (Eye Like) Funky Music ist auf dem 1998 veröffentlichten Album Newpower Soul von Prince’ Begleitband The New Power Generation zu finden.
Indigo Nights ist im Wesentlichen ein Instrumentalstück. Zu Beginn sind „London knows how to party“-Chants von Prince zu hören. Melodie und Rhythmus sind an den Song Get On the Boat aus Prince’ Album 3121 angelehnt.
Die beiden Songs Misty Blue und Baby Love singt Shelby J.; Misty Blue ist eine Ballade aus den Genres Soul und Popmusik. Baby Love ist Funk und Rock zuzuordnen.
Die Ballade The One beginnt mit der Melodie und dem Rhythmus von The Question of U aus Prince’ Album Graffiti Bridge von 1990, Mike Phillips spielt in der Liveversion ein Saxophon-Solo. Prince singt den Liedtext von The One und Maceo Parker spielt ein Altsaxophon-Solo. Anschließend ist Renato Neto mit einem Keyboard-Solo zu hören.
Der letzte Song heißt im Original All the Critics Love U in New York. Für die Konzertreihe in London änderte Prince den Liedtext in All the Critics Love U in London. Im Verlauf des Songs spielt Morris Hayes ein Keyboard-Solo. Nachdem der Song beendet ist, sind noch die ersten 30 Sekunden von Batdance vom Tonband zu hören.
Titelliste und Veröffentlichungen
Nr. | Lied | Autor | Länge |
---|---|---|---|
1 | 3121 | Prince | 7:43 |
2 | Girls & Boys | Prince | 4:04 |
3 | The Song of the Heart | Prince | 1:39 |
4 | Delirious | Prince | 2:00 |
5 | Just Like U (monologue) | Prince | 2:49 |
6 | Satisfied | Prince | 6:18 |
7 | Beggin’ Woman Blues | Prince, Ben Raleigh, Cousin Joe, Hilda Taylor | 6:42 |
8 | Rock Steady (Hauptgesang: Beverley Knight) | 1972 von Aretha Franklin | 6:36 |
9 | Whole Lotta Love (Instrumentalversion) | 1969 von Led Zeppelin | 4:41 |
10 | Alphabet St. | Prince | 6:08 |
11 | Indigo Nights | Prince | 3:40 |
12 | Misty Blue (Hauptgesang: Shelby J.) | 1966 von Bob Montgomery | 4:25 |
13 | Baby Love (Hauptgesang: Shelby J.) | 1977 Jerry Seay von Mother’s Finest | 3:53 |
14 | The One | Prince | 9:07 |
15 | All the Critics Love U in London | Prince | 7:05 |
Am 30. September 2008 veröffentlichte der Buchverlag Simon & Schuster die Live-CD Indigo Nights als Beilage des Coffee Table Book 21 Nights.[13] Die CD befindet sich in der Innenseite des Frontdeckels und ist nach One Nite Alone … Live! (2002) und C-Note (2003) das dritte und letzte Livealbum von Prince, das zu dessen Lebzeiten erschien.
Anders als bei den vorherigen Livealben veröffentlichte Prince auf Indigo Nights fünf Coverversionen. Beggin’ Woman Blues ist ein Medley aus den Songs Beggin’ Woman von Cousin Joe aus dem Jahr 1947 und Three Handed Woman von Ben Raleigh (1913–1997) sowie Hilda Taylor aus dem Jahr 1950; Prince schrieb zusätzlichen Liedtext. Das Stück Misty Blue wurde 1966 von dem US-amerikanischen Songwriter Bob Montgomery (1937–2014) veröffentlicht. Ursprünglich schrieb er den Song für Brenda Lee, die diesen aber ablehnte. Whole Lotta Love koppelten im Jahr 1969 Led Zeppelin aus ihrem Album Led Zeppelin II als Single aus und Rock Steady veröffentlichte Aretha Franklin 1971 auf ihrem Album Young, Gifted and Black. Das Stück Baby Love schrieb im Jahr 1977 Jerry Seay von der Band Mother’s Finest, die diesen auf dem Album Another Mother Further veröffentlichten.
Die restlichen zehn Songs stammen von Prince; All the Critics Love U in New York und Delirious veröffentlichte er 1982 auf seinem Album 1999. Das Stück Girls & Boys platzierte er 1986 auf seinem Album Parade, den Song Alphabet St. 1988 auf Lovesexy. Den Song The One veröffentlichte Prince 1998 auf dem Album Newpower Soul von The New Power Generation. 3121 und Satisfied sind auf dem Album 3121 aus dem Jahr 2006 zu finden. The Song of the Heart brachte Prince, ebenfalls im Jahr 2006, auf dem Soundtrack zum Animationsfilm Happy Feet heraus.
Die beiden Songs Indigo Nights und Just Like U (monologue) waren zuvor unveröffentlicht; von ihnen existieren keine Studioversionen.
Rezeption
Die Massenmedien waren an der CD Indigo Nights und dem Buch 21 Nights nur spärlich interessiert; beispielsweise rezensierten Allmusic, laut.de und der Rolling Stone weder das Album noch das Buch. 21 Nights erreichte Platz neun in der Sachbuch-Bestsellerliste der The New York Times und hielt sich insgesamt nur eine Woche in dieser Hitparade auf.[14]
Literatur
- Arthur Lizie: Prince FAQ: All That’s Left to Know About the Purple Reign. Backbeat Books, Guilford (Connecticut) 2020, ISBN 978-1-61713-670-2.
- Jason Draper: Chaos, Disorder, And Revolution. Backbeat Books, New York 2011, ISBN 978-0-87930-961-9.
- Matt Thorne: Prince. Faber and Faber, London 2012, ISBN 978-0-571-27349-2.
- Mick Wall: Prince – Purple Reign. Orion Publishing Group Ltd, Great Britain 2016, ISBN 978-1-4091-6920-8.
- Randee St. Nicholas: 21 Nights. Atria Books, New York London Toronto Sydney 2008, ISBN 978-1-4165-5444-8.
- Ronin Ro: Prince – Inside the Music and the Masks. St. Martin’s Press, New York 2011, ISBN 978-0-312-38300-8.
Weblinks
- Princevault.com, Informationen zum Album Indigo Nights
- Thisisopus.com, Website von Kraken Opus zur Sonderausgabe The Prince Opus
Einzelnachweise
- Wall (2016), S. 178.
- Draper (2011), S. 218.
- Ro (2011), S. 352.
- Nicholas (2008), S. 3.
- Website von Randee St. Nicholas. 2021, abgerufen am 21. Februar 2021 (englisch).
- Draper (2011), S. 217–218.
- Smokey Fontaine: Prince Sued Over Photo Book. In: theurbandaily.com. 23. April 2009, abgerufen am 21. Februar 2021 (englisch).
- Draper (2011), S. 223. u. S. 226.
- One-off Appearances (2000). In: Princevault.com. 19. Juni 2016, abgerufen am 21. Februar 2021 (englisch).
- Thorne (2012), S. 433.
- Thorne (2012), S. 435.
- One-Off Performance – 22. September 2007 (a.m.). In: Princevault.com. 4. September 2020, abgerufen am 21. Februar 2021 (englisch).
- Lizie (2020), S. 262.
- Books – Best Sellers Hardcover Nonfiction. In: nytimes.com. 19. Oktober 2008, abgerufen am 21. Februar 2021 (englisch).