Chaos and Disorder (Album)
Chaos and Disorder (englisch; „Durcheinander und Unordnung“) ist das 18. Studioalbum des US-amerikanischen Musikers Prince. Es erschien am 9. Juli 1996 bei dem Label Warner Bros. Records und ist das zweite Album, das er unter seinem unaussprechbaren Symbol als Pseudonym veröffentlichte; aufgrund von Differenzen mit Warner hatte er 1993 seinen Künstlernamen abgelegt. Das Album zählte zu dem laufenden Vertrag, den Prince im 1992 mit dem Major-Label für sechs weitere Alben bis zum 31. Dezember 1999 verlängert hatte.
Die Musik zählt zum Genre Rockmusik. Die Liedtexte handeln unter anderem von Wollust, Spiritualität und Liebe. Bei der Covergestaltung des Albums nimmt Prince Bezug auf seinen damaligen Streit mit Warner Bros. Records. Weder er noch das Major-Label veranstalteten nennenswerte Werbung für Chaos and Disorder; es konnte international keinen Gold- oder Platinstatus erreichen. Musikkritiker bewerteten das Album sehr unterschiedlich; entweder wurde Chaos and Disorder zum Teil sehr gelobt oder zum Teil sehr negativ kritisiert. Eine Tournee zum Album spielte Prince nicht.
Am 13. September 2019 veröffentlichte The Prince Estate (Der Prince-Nachlass) Chaos and Disorder erstmals auf Schallplatte, die in lilafarbenem Vinyl erhältlich ist.
Entstehung
Alle elf Songs von Chaos ans Disorder nahm Prince zwischen Mai 1993 und April 1996 in seinem Paisley Park Studio in Chanhassen in Minnesota auf, zum größten Teil mit seiner Begleitband The New Power Generation. Die Songs drei Songs Dig U Better Dead, Had U und I Rock, Therefore I Am spielte er allein ein.[1]
Zannalee spielte Prince bereits im Mai 1993 ein, Chaos and Disorder und Right the Wrong nahm er Ende Oktober 1993 auf. Die beiden Songs I Like It There und The Same December nahm er im Jahr 1994 auf, Dinner with Delores Mitte 1995. Das Aufnahmedatum von Dig U Better Dead ist der Öffentlichkeit nicht bekannt, aber vermutlich nahm Prince den Song Anfang 1996 auf. Die beiden Stücke I Will und Into the Light spielte er im Februar 1996 ein. Had U und I Rock, Therefore I Am nahm er im März 1996 auf.
Ende März 1996 flog Prince nach Miami in Florida, um dort seine damalige Ehefrau Mayte Garcia zu besuchen. Zudem überarbeitete er im April in den South-Beach-Studios die drei Songs Chaos and Disorder, Dinner with Delores und I Like It There.[3]
Als das Album Chaos and Disorder fertiggestellt war, erklärte Prince, er habe sich an dem Debütalbum Van Halen aus dem Jahr 1978 von der gleichnamigen Band orientiert. Die Band habe ihr damaliges Album innerhalb einer Woche aufgenommen. „Das ist, was wir wollten – Spontaneität! Wir wollten sehen, wie schnell wir ein Album raushauen konnten“, sagte Prince.[4]
Am 21. April 1996 – auf den Tag genau 20 Jahre vor seinem Tod – fand Mayte Garcia Prince bewusstlos auf dem Fußboden liegend in einem seiner Tonstudios im Paisley Park Studio. Neben ihm lagen vier leere Weinflaschen sowie eine leere Tablettenschachtel. Gemeinsam mit ihrem weiblichen Bodyguard Arlene Mojica fuhr Garcia Prince ins Fairview Southdale Krankenhaus in Edina, wo Mojica zuvor anrief. Auf die Frage des Arztes, ob er einen Suizid-Versuch unternommen habe, verneinte Prince dieses. Er habe in den vergangenen Monaten über Herzklopfen gelitten und wollte diese Beschwerden durch Alkohol- und Tabletten-Einnahme beenden.[3][5][6] Prince wurde stationär aufgenommen, entließ sich aber bereits am Folgetag und wurde von Mojica wieder nach Hause gefahren.[7] Ob eventuelle Stressfaktoren ursächlich für die Beschwerden des damals 37-jährigen Musikers waren, wurde öffentlich nicht bekannt gegeben.
Prince betrieb für Chaos and Disorder sehr wenig Musikpromotion; er absolvierte keine Tournee zum Album, veröffentlichte nur ein Musikvideo gezielt für die Albumveröffentlichung, gab lediglich zwei Interviews und trat zwei Mal im US-amerikanischen Fernsehen auf. Am 2. Juli 1996 fand die Aufzeichnung zur Late Show with David Letterman statt, in der Prince mit seiner Begleitband The New Power Generation den Song Dinner with Delores sang. Nachdem er den Song beendet hatte, rief er laut „Free TLC!“ ins Mikrofon. Damit meinte er die Band TLC, die sich zur damaligen Zeit ebenfalls in einem Streit mit ihrer Schallplattenfirma befand. Prince’ Auftritt wurde am 8. Juli ausgestrahlt.[8]
Das zweite Mal trat Prince am 9. Juli 1996 im US-amerikanischen Fernsehen auf, dem Veröffentlichungstag von Chaos and Disorder. Diesmal war er mit The New Power Generation Gast in der Today Show, die 8:45 Uhr morgens vor den NBC Studios am Rockefeller Center live ausgestrahlt wurde. Er sang die Songs Dinner with Delores und Zannalee.[8] Bei diesem Auftritt zeigte sich Prince zum letzten Mal mit dem Wort “Slave” (deutsch: „Sklave“) auf seiner Wange in der Öffentlichkeit – seit dem Jahr 1994 war genanntes Wort gewöhnlich bei öffentlichen Auftritten von ihm auf der Wange zu lesen.[9] Eine Woche nach dem Auftritt sagte Prince in einem Interview: „Ich war zuvor verbittert, aber jetzt habe ich mein Gesicht gewaschen. Ich kann nun einfach weiter machen. Ich bin frei.“[10]
Die Stimmung des Albums beschrieb Prince später als „laut und rau“ sowie „dunkel und unglücklich“, vergleichbar mit der aus dem Dezember 1987, als er das Black Album zurückzog.[1][4] Als er im Jahr 1996 Chaos and Disorder zusammenstellte, war er parallel mit Aufnahmen zu seinem Album Emancipation beschäftigt, das im November 1996 bei dem Major-Label EMI erschien.[1]
Vertragsinhalte
Ursprünglich hatte Prince am 31. August 1992 seinen laufenden Vertrag bei Warner Bros. Records für sechs weitere Alben bis zum 31. Dezember 1999 verlängert.[11] Zu diesem Vertrag zählten die drei bereits erschienenen Alben Love Symbol (1992), Come (1994) und The Gold Experience (1995).[12] Es fehlten also noch drei weitere Alben, doch dieses wollte Prince verhindern. Das Black Album (1994) und der Soundtrack Girl 6 (1996) zum gleichnamigen Kinofilm von Regisseur Spike Lee zählten nicht zum Warner-Vertrag.[3]
Am 26. April 1996 traf sich Prince mit Führungskräften von Warner Bros. Records in Los Angeles in Kalifornien, um den Warner-Vertrag aus dem Jahr 1992 abzuändern.[13] Bei den damaligen Verhandlungen wurde er von dem Rechtsanwalt L. Londell McMillan (* 1966) unterstützt. Gemeinsam wurde ein Abfindungsvertrag ausgearbeitet, in dem Prince bereits nach zwei und nicht wie zuvor vereinbart nach drei Studioalben aus dem Vertrag mit Warner Bros. Records aussteigen konnte. Warner unterzeichnete den Abfindungsvertrag nur unter der Bedingung, dass Prince auf Vorauszahlungen für die beiden noch ausstehenden Alben verzichten würde. Zudem erhielt er fortan weniger Tantiemen für die Songs, die er in der Zeit für Warner Bros. Records aufgenommen hatte, als der ursprünglich ausgehandelte Vertrag von 1992 vorsah. Die Rechte an den Masters von den Songs, die Prince für Warner Bros. Records aufnahm, bekam er damals nicht, sondern erst im Jahr 2014.[14][15] Ferner musste Prince seine Zustimmung dafür geben, Warner Bros. Records in der Öffentlichkeit nicht weiter zu beleidigen oder zu beschimpfen.[10] Abgesehen von den beiden noch ausstehenden Studioalben musste Prince zusätzlich zwei Greatest-Hits-Alben abliefern.[12]
Unmittelbar nach der Unterzeichnung des Vertrags am 26. April übergab Prince an Warner Bros. Records die zwei Studioalben Chaos and Disorder und The Vault … Old Friends 4 Sale – im Jahr 1999 veröffentlicht – als noch ausstehende Alben. Beide Alben präsentierte er mit bereits fertiggestelltem Artwork und mit endgültiger Tracklist, sodass Warner keinen Einfluss mehr ausüben konnte. Verschiedene Warner-Führungskräfte waren über diese Tatsache wütend; „Er vermittelte den Eindruck: Entweder ihr nehmt das, oder ihr könnt mich mal“, sagte einer der Warner-Angestellte.[14] Die vorherrschende Stimmung bei Warner Bros. Records war, dass Prince dem Unternehmen absichtlich schwächeres Material zukommen ließ und somit seinen laufenden Vertrag auf eine halbherzige Art und Weise erfüllte.[16][17]
Bob Merlies, damaliger Vizepräsident von Warner Bros. Records, reagierte jedoch gelassen und meinte später gegenüber der Tageszeitung Los Angeles Times: Prince könne „einen Vertrag mit einer anderen Plattenfirma abschließen. Wenn er woanders glücklicher ist, wollen wir keinen Streit mehr mit ihm haben.“ Außerdem sagte Merlis: „Er möchte mehr Alben veröffentlichen, als unser Vertrag beinhaltet; er will einen anderen Vertrag, einen, der zum Gegenteil von gut funktionierenden Geschäftspraktiken führt. Letzten Endes sind wir einig gewesen, dass sich unsere und seine Vorstellungen nicht decken.“[18] Bei Warner Bros. Records stand Prince letztendlich noch bis zum 31. Dezember 1999 unter Vertrag.
Gestaltung des Covers
Prince’ damaliger Streit mit Warner Bros. Records spiegelt sich auch in der Covergestaltung vom Booklet des Albums wider. Zusammen mit dem Artdirector und Fotograf Steve Parke (* 1963) entwarf Prince mit Hilfe eines Personal Computers und Elektrofotografie verschiedene Fotomontagen.[19] Parke sagte, das Cover und Booklet von Chaos and Disorder sei bewusst so gestaltet worden, wie es veröffentlicht wurde.[20]
Auf der Vorderseite des Booklets ist eine durch einen Schuhsohlenabdruck zersplitterte Schallplatte zu sehen. Im Schallplatten-Label ist Prince’ Auge mit einer Träne vorhanden.[13][21] Im Innencover sind insgesamt sieben Fotos zu sehen; ein Bild zeigt eine Spritze mit gefüllten Dollarnoten. Aus der Nadelspitze tropft Blut, das auf einem Tonband landet, welches in einem Regal mit Master Tapes gelagert ist. Ein weiteres Bild zeigt ein Herz, das in einer Toilette liegt. Auf fünf weiteren Bildern sind Awards, Goldene Schallplatten, Gitarren und ein Tresor zu sehen. Außerdem ist im Innencover eine Streichholzschachtel mit abgebrannten Streichhölzern zu finden, die Streichholzschachtel trägt in roten Buchstaben den Namen „chaos and disorder“. Eine Bibel mit den Initialen „P.R.N“ – für „Prince Rogers Nelson“ stehend – ist auf der rechten Seite des Innencover zu sehen.
Auf der Rückseite des Booklets sind brennende Rosen und eine Rasierklinge zu sehen.[13] Zudem ist der Satz „Originally intended 4 private use only, this compilation serves as the last original material recorded by O(+> 4 warner brothers records“ (englisch für „Ursprünglich nur zur privaten Nutzung beabsichtigt, dient diese Zusammenstellung als das letzte Originalmaterial, das O(+> für Warner Brothers Records aufgenommen hat“) zu lesen.[13]
Musik und Text
Die Musik des Albums ist vorwiegend dem Genre Rockmusik zuzuordnen und klingt insgesamt rau und spontan eingespielt.[22] Ausgearbeitete Arrangements und Musikproduktion sind spärlich vorhanden, Synthesizer kommen auf dem Album kaum zum Einsatz. Soundeffekte sind lediglich in den Songs Chaos and Disorder, Right the Wrong und Zannalee zu hören. Abgesehen von Rockmusik sind mit Dig U Better Dead und I Rock, Therefore I Am zwei Songs aus dem Genre Dance-Pop vorhanden, die Prince mit einem Drumcomputer aufnahm.[1]
Im Liedtext vom Titelstück Chaos and Disorder beschäftigt sich Prince mit gesellschaftlichen Moralvorstellungen, die sich zum negativen verändern. I Like It There ist dem Genre Pop-Rock im Stil der 1960er zuzuordnen. Im Liedtext von Dinner with Delores beschreibt Prince eine Begegnung mit einer sexuell unausgefüllten Frau.[21] Musikalisch setzt er eine Jazz-angehauchte Melodie ein, gepaart mit sanftem Gitarrenspiel. The Same December handelt von kryptischer Theologie und der Liedtext von Right the Wrong kritisiert die schlechte Behandlung der Indianer.[23]
Zannalee ist aus dem Genre Bluesrock und der Liedtext handelt davon, dass die Polizei wegen Ruhestörung alarmiert wird, weil sich Prince mit zwei Frauen – mit Namen Zannalee und ihre Schwester Fendi – vergnügt.[23] Der Song I Rock, Therefore I Am ist aus dem Genre Rock-Ragga. Im Liedtext ermutigen die aus Minneapolis stammenden Rapper Scrap D und Steppa Ranks unter anderem weibliche Zuhörer dazu, ihre Brüste zu zeigen.[23] Rosie Gaines wirkt als Gastsängerin mit. Into the Light und I Will beinhalten spirituelle Botschaften, die Songs gehen direkt ineinander ohne Pause über. Im Liedtext von Dig U Better Dead beschäftigt sich Prince unter anderem mit seinem damaligen Streit mit Warner Bros. Records; beispielsweise singt er „In der einen Minute bist du heiß begehrt. Sagt man aber die Wahrheit, bist du auf einmal nichts mehr“.[21] Der Song ist leicht von Techno angehaucht.[23]
Der letzte Song des Albums heißt Had U, der als Klagelied bezeichnet werden kann. Had U basiert auf Saiteninstrumente, die auf verzerrten Gitarren und Streichern aufbaut. Der Liedtext besitzt einen sarkastischen Unterton.[22] Prince schildert verbittert eine Beziehung, die er ausschließlich mit zwei Worten beschreibt. Zu Beginn des Songs beschreibt er sein Glück, doch seine Gefühle wandeln während der einzelnen Phasen zu einer ultimative Enttäuschung, schließlich endet er mit den Worten Fuck You. Dieses Schimpfwort wurde von Fans und Musikkritiker direkt an Warner Bros. Records interpretiert.[4] Während Prince sein Debütalbum For You (deutsch: Für Dich) nannte und im gleichnamigen Titelstück unter anderem die Textzeile „All dies und mehr ist für dich“ singt, endet Prince auf dem Album Chaos and Disorder mit dem Song Had U (deutsch: Hatte Dich).[21]
Titelliste und Veröffentlichungen
Nr. | Lied | Autor | Länge |
---|---|---|---|
1 | Chaos and Disorder | Prince | 4:20 |
2 | I Like It There | Prince | 3:15 |
3 | Dinner with Delores | Prince | 2:46 |
4 | The Same December | Prince | 3:24 |
5 | Right the Wrong | Prince | 4:39 |
6 | Zannalee | Prince | 2:43 |
7 | I Rock, Therefore I Am | Prince | 6:15 |
8 | Into the Light | Prince | 2:46 |
9 | I Will | Prince | 3:36 |
10 | Dig U Better Dead | Prince | 4:40 |
11 | Had U | Prince | 1:26 |
Chaos and Disorder wurde am 9. Juli 1996 veröffentlicht. Das Album ist auf CD, Kompaktkassette, LP und Download erhältlich. Am 13. September 2019 veröffentlichte The Prince Estate Chaos and Disorder auch auf Schallplatte im ausschließlich lilafarbenem Vinyl. Ferner ist die CD auch im Digipak erhältlich.
Singles
Von dem Album wurde mit Dinner with Delores nur eine Single ausgekoppelt, die am 12. Juni 1996 nur in Großbritannien, Deutschland und in Japan veröffentlicht wurde.[24] Als B-Seite dient Right the Wrong. In den USA wurde Dinner with Delores lediglich an Radiostationen geschickt, als Single war der Song nicht käuflich zu erwerben.[16][21]
Musikvideos
Bereits im Jahr 1994, also zwei Jahre vor der Veröffentlichung von Chaos and Disorder, produzierte Prince mit The Same December, Zannalee und I Like It There drei Musikvideos zu Songs vom Album. Genannte Musikvideos wurden aber nicht an Fernsehstationen geschickt und dienten auch nicht zur Musikpromotion des Albums Chaos and Disorder. Die Videos finanzierte Prince auf eigene Kosten.[25]
Am 8. November 1994 produzierte Prince in seinem Paisley Park Studio ein Video zu The Same December, das seinen damaligen Konflikt mit Warner Bros. Records darstellt; Keyboarder Morris Hayes verkörpert einen Executive Officer, der Prince in einem Konferenzraum dazu zwingt, einen Schallplattenvertrag zu unterschreiben. Der Executive Office wird schließlich mit Geld aus Prince’ Aktenkoffer bezahlt. Am Ende des Videos kehrt Prince aber mit zwei Bodyguards zum Konferenzraum zurück und lässt den Executive Officer aus dem Gebäude des Paisley-Park-Komplexes hinauswerfen. Während der Rahmenhandlung wird mehrfach ein Auftritt von Prince, Mayte Garcia und seiner Begleitband gezeigt, wie diese The Same December im Paisley Park Studio vorträgt. Anlässlich der Veröffentlichung des Albums Chaos and Disorder im Jahr 1996 wurde das Musikvideo dezent überarbeitet, indem digital animierte Schallplatten gegen Wände schleudern und zersplittern.[26]
Am 22. Dezember 1994 produzierte Prince in seinem Paisley Park Studio das Musikvideo zum Song Zannalee, der in der leicht abgeänderten Originalversion zu hören ist. Im Video wird Prince mit den Zwillingen „Zannalee“ und „Fendi“ in einer schwarzen Limousine durch Minneapolis zu seiner Villa chauffiert. Er lädt die beiden zum Essen ein, gemeinsam trinken sie Sherry, schauen einen Film an und spielen anschließend Poolbillard. Danach gehen die Zwillinge in sein Schlafzimmer. Prince folgt wenig später und findet die Zwillinge schlafend in seinem Bett vor. Während der Rahmenhandlung sind mehrfach Filmszenen eingeschoben, in denen Prince mit Bassist Sonny T. und Schlagzeuger Michael B. Zannalee in einem Studio spielt.[26]
Ende 1994 ließ Prince in seinem Paisley Park Studio ein Musikvideo zu I Like It There drehen. Er hat auf seiner rechten Wange den Begriff „Slave“ stehen und trägt den Song vor, wobei er nur von Bassist Sonny T. und Schlagzeuger Michael B. begleitet wird. Wenn Prince nach 59 Sekunden die Textzeile „I hope you’re digging me too“ singt, hebt er für ungefähr einer Sekunde den Mittelfinger und zeigt diesen in die Kamera. Zudem sind während des Auftritts für kurze Zeit Skulpturen von nackten Körpern zu sehen und das Musikvideo ist insgesamt in einem rötlichen Farbton gehalten.[27]
Erst am 20. Mai 1996 produzierte Prince mit Dinner with Delores gezielt ein Musikvideo zur bevorstehenden Albumveröffentlichung von Chaos and Disorder. Das Video wurde in Los Angeles in Kalifornien gedreht und die Premiere fand am 7. Juni 1996 auf der Homepage von Warner Bros. Records statt, dem 38. Geburtstag von Prince.[16] Im Musikvideo wird die Handlung vom Liedtext erzählt; eine sexuell unausgefüllte Frau mit Namen „Delores“ wird dargestellt, die sich nach einem Liebhaber sehnt. Als Prince ihr Angebot nach Sex ablehnt, versucht Delores eine Frau in einer Diskothek zu verführen. Doch als auch dieser Versuch scheitert und Prince zudem ein neuerliches Angebot von ihr ablehnt, geht Delores am Ende des Videos niedergeschlagen weg. Regisseur des Low-Budget-Videos war Giorgio Scali.[27]
Coverversionen
Lediglich eine Coverversion ist vom Album Chaos and Disorder bekannt; im Jahr 2008 nahm die norwegische Punkband mit Namen Bare Egils Coverband eine neue Version des Titelstücks auf.[28]
Rezeption
Presse
Die Kritiken zum Album Chaos and Disorder fielen sehr unterschiedlich aus; entweder wurde das Album gelobt oder negativ bewertet.
Die Chicago Sun-Times schrieb sogar, Chaos and Disorder sei „Prince’ beste Leistung seit Purple Rain (1984)“.[21] Cheo Hodari Coker von der Los Angeles Times war ebenfalls begeistert und vergab mit vier Punkten die Höchstpunktzahl, was „Exzellent“ bedeutet.[29] Musikkritiker Robert Christgau vergab die Note A-, wobei A+ die bestmögliche Auszeichnung ist. Er schrieb, Chaos and Disorder sei „ein Gitarren-Album, das von frech-frisches, wenn nicht sogar schockierendes Stimmen-Spektrum und Sound-Tricks aufgepeppt wird. Nur der Einsatz von Waldhörnern sorgt hier und da für Unordnung.“[30] Das Billboard-Magazin meinte, das Album sei „eine willkommene Rückkehr zu den Wurzeln.“ Stephen Thomas Erlewine von Allmusic verteilte drei von fünf Sternen und kam zu dem Entschluss, „Chaos and Disorder ist nicht Prince’ bestes oder wichtigstes Album, aber es bringt Spass, sich dieses anzuhören. Vor allem dann, wenn man dazu bereit ist, es als das zu akzeptieren, was es ist – eine Schallplatte, die nichts anders als rockt.“[31]
Das US-Musikmagazin Rolling Stone war mit Lob wesentlich zurückhaltender und kritisierte: „Die Platte klingt bestenfalls wie eine Sammlung aufpolierter Demos. Aber noch öfter hat man den Eindruck, man hätte es mit einem Prince-Imitator zu tun – jemand, der alle typischen Bewegungen und Eigenheiten genau studiert, aber nichts Neues oder Eigenständiges zu sagen hat.“[32] Jim Walsh von der Zeitung St. Paul Pioneer Press meinte, Chaos and Disorder wirke „wie eine uninspirierte Sammlung von aufgewärmten Jam-Sessions, Skizzen, Bruchstücken und Überbleibseln.“[32] Der New Musical Express verteilte sogar nur zwei von zehn Punkten und schrieb, Chaos and Disorder besitze „den Sound von einem Mann, der zu viel Zeit und zu viele Namen hat, und der sein Talent direkt in den Abfluss, gekennzeichnet mit Abfall, spült. Gluck, gluck, gluck.“[21][33] Jim Farber von der Tageszeitung Daily News resümierte: „Die Frage ist doch: Geschah dies einfach deswegen, weil TAFKAP [The Artist Formerly Known As Prince] Warner eins auswischen wollte oder weil er endgültig völlig geisteskrank geworden ist?.“[34]
Nach Prince’ Tod im April 2016 rezensierten die Musikjournalisten Albert Koch und Thomas Weiland von der deutschen Musikzeitschrift Musikexpress das Album Chaos and Disorder und gaben vier von sechs Sternen. Sie schrieben, das Album sei „ein straight rockendes Album mit dem Flair einer unbehandelten Studiosession. Die Gitarre klingt nicht nach Brian May, sondern nach Jimi Hendrix, Mängel im Songwriting (Ausnahmen: I Like lt There, Dinner With Delores) werden durch eine gewaltige Spielfreude wett gemacht“.[35]
Charts
ChartsChartplatzierungen | Höchstplatzierung | Wochen |
---|---|---|
Deutschland (GfK)[36] | 42 (8 Wo.) | 8 |
Österreich (Ö3)[37] | 17 (9 Wo.) | 9 |
Schweiz (IFPI)[38] | 21 (9 Wo.) | 9 |
Vereinigtes Königreich (OCC)[39] | 14 (5 Wo.) | 5 |
Vereinigte Staaten (Billboard)[40] | 26 (4 Wo.) | 4 |
Chaos and Disorder wurde seit 1996 weltweit weniger als 500.000 Mal verkauft,[21] davon wurden in etwa 140.000 Exemplare in den USA abgesetzt. Damit war es das bis dahin am wenigsten verkaufte Prince-Album in den USA. (Stand: 2004)[41][42]
Die Singleauskopplung Dinner with Delores war aus kommerzieller Sicht nicht sehr erfolgreich; beispielsweise erreichte der Song in Großbritannien lediglich Platz 36 als Höchstplatzierung.[43] Weitere Chartplatzierungen sind international nicht bekannt.
Literatur
- Jason Draper: Prince – Life & Times (Revised & Updated Edition). Chartwell Books, New York 2016, ISBN 978-0-7858-3497-7.
- Alex Hahn: Besessen – Das turbulente Leben von Prince. Hannibal Verlag, Höfen 2016, ISBN 978-3-85445-610-0.
- Ronin Ro: Prince – Inside The Music And The Masks. St. Martin’s Press, New York 2011, ISBN 978-0-312-38300-8.
- Matt Thorne: Prince. Faber and Faber, London 2012, ISBN 978-0-571-27349-2.
- Uptown: The Vault – The Definitive Guide to the Musical World of Prince. Nilsen Publishing, Linköping 2004, ISBN 91-631-5482-X.
Weblinks
- Princevault.com, Informationen zum Album Chaos and Disorder
Einzelnachweise
- Uptown (2004), S. 400.
- Chaos And Disorder. In: Princevault.com. 28. Februar 2016, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Uptown (2004), S. 193.
- Ro (2011), S. 276.
- Ro (2011), S. 277.
- Draper (2016), S. 132.
- Ro (2011), S. 278.
- Uptown (2004), S. 195.
- Foto vom Schriftzug Slave auf der Wange. (Nicht mehr online verfügbar.) 2017, archiviert vom Original am 7. November 2017; abgerufen am 8. April 2017.
- Draper (2016), S. 114.
- Hahn (2016), S. 246.
- Ro (2011), S. 275.
- Ro (2011), S. 279.
- Hahn (2016), S. 278.
- Draper (2016), S. 198–199.
- Uptown (2004), S. 194.
- Ro (2011), S. 280.
- Draper (2016), S. 114.
- Steven Parke: Homepage SP Steven Parke. 2017, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Thorne (2012), S. 317–318.
- Draper (2016), S. 131.
- Hahn (2016), S. 284.
- Thorne (2012), S. 317.
- Dinner With Delores. In: Princevault.com. 8. Juni 2016, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Uptown (2004), S. 629–630.
- Uptown (2004), S. 629.
- Uptown (2004), S. 630.
- Various Artists Shockadelica: 50th Anniversary Tribute to the Artist Known as Prince. In: Allmusic.com. 2022, abgerufen am 23. Januar 2022 (englisch).
- Cheo Hodari Coker: LA Times 7/7/96. In: Princetext.tripod.com. 7. Juli 1996, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Robert Christgau: Prince – The Gold Experience. In: RobertChristgau.com. 2017, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Stephen Thomas Erlewine: Prince – Chaos and Disorder. In: Allmusic.com. 2017, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Hahn (2016), S. 285.
- Prince: Chaos And Disorder. In: Princetext.tripod.com. 2017, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Jim Farber: Sour deal finally ends in 'Chaos'. In: Princetext.tripod.com. 16. Juli 1996, abgerufen am 8. April 2017 (englisch).
- Aus dem grossen Prince-Special – Alle Alben im Überblick. In: Musikexpress.de. 22. Mai 2016, abgerufen am 8. April 2017.
- Prince. offiziellecharts.de, abgerufen am 16. Februar 2019.
- Prince. austriancharts.at, abgerufen am 16. Februar 2019.
- Prince. hitparade.ch, abgerufen am 16. Februar 2019.
- Prince. officialcharts.com, abgerufen am 16. Februar 2019 (englisch).
- Prince – Chart History. billboard.com, abgerufen am 16. Februar 2019 (englisch).
- Uptown (2004), S. 401.
- Ro (2011), S. 281.
- Dinner with Delores in den Official UK Charts (englisch)