Newpower Soul (Album)
Newpower Soul ist das dritte Studioalbum von The New Power Generation und das letzte, das zu Prince’ Lebzeiten erschien. Es wurde am 30. Juni 1998 bei dem Label NPG Records / Sony Music Entertainment veröffentlicht. Prince komponierte alle Songs und übernahm auch den Hauptgesang. Als Gastmusiker wirken Chaka Khan, Clare Fischer, Doug E. Fresh und Larry Graham mit.
Die Musik des Albums zählt zu den Genres Contemporary R&B, Funk und Soul. Die Liedtexte handeln überwiegend von Tanzen und Sex. Musikkritiker bewerteten Newpower Soul meist negativ und aus kommerzieller Sicht konnte das Album international keinen Goldstatus erreichen. Die Tournee zum Album war aus kommerzieller Sicht ebenfalls nicht erfolgreich, da einige Konzerte in Europa nicht ausverkauft waren. Im Gegensatz zum Album wurde die Tournee von Musikjournalisten aber überwiegend gelobt.
Entstehung
Obwohl als Interpret The New Power Generation von dem Album Newpower Soul angegeben ist kann das Album als Soloprojekt von Prince bezeichnet werden; er hat alle Songs geschrieben und übernimmt bei diesen auch den Hauptgesang. Die Beiträge seiner Begleitband sind – im Gegensatz zu den vorherigen The New Power Generation-Alben Goldnigga (1993) und Exodus (1995) – überwiegend nicht genau definiert. Aufgrund von Differenzen mit dem Musiklabel Warner Bros. Records hatte Prince seinen Künstlernamen im Jahr 1993 abgelegt und trug stattdessen bis zum Jahr 2000 ein unaussprechbares Symbol als Pseudonym.
Im Mai 1997 begann Prince mit den Albumaufnahmen zu Newpower Soul, er hat alle Songs in seinem Paisley Park Studio in Chanhassen in Minnesota aufgenommen. Gemäß Hans-Martin Buff, damaliger Toningenieur von Prince, nahm Prince The One als ersten Song für das Album auf.[4] Anschließend spielte Prince die Songs (Eye Like) Funky Music und Shoo-Bed-Ooh ein,[5] die bereits im Juni 1997 als Samples über seine damalige Webseite Love4OneAnother.com heruntergeladen werden konnten.[6] Während einer dreiwöchigen Pause von seiner Jam-of-the-Year-Tour nahm Prince Ende August 1997 den Song When U Love Somebody auf, der eine Horn section von der Prince-Coverband mit Namen Days of Wild enthält. Days of Wild stammt aus New York City und besteht aus den Mitgliedern Clark Gayton, Pierre-André Baptiste und Wayne DuMain.[7] Mitte November 1997 nahm Prince Mad Sex auf und im Dezember 1997 fügte das Blechbläserquintett The Hornheads ihre Parts für das Stück Newpower Soul im Paisley Park Studio ein.[8]
Until U’re in My Arms Again und The One spielte Prince zwischen Mai 1997 und Februar 1998 im Paisley Park Studio ein, wobei Clare Fischer die Streichorchester-Overdubs in den O’Henry Sound Studios in Burbank hinzufügte.[9] Eine Remix-Version von The One nahm Prince Mitte 1998 im Paisley Park Studio auf.[10]
Das Stück Push It Up stammt aus der Remix-Version von Jam of the Year, das in der Originalversion auf dem Album Emancipation (1996) zu finden ist. Anfang 1997 wurde Jam of the Year für eine mögliche Singleauskopplung neu abgemischt, wobei Doug E. Fresh eine Rappassage übernahm. Aus dem Remix samt Rappassage von Fresh entwickelte sich der Song Push It Up, den Prince am 12. August 1997 im Paisley Park Studio überarbeitete.[11]
Die Songs Come On und Wasted Kisses nahm Prince zwischen Mai 1997 und Dezember 1997 im Paisley Park Studio auf,[12][13] beide Songs konnten bereits am 2. Januar 1998 bei einer Afterparty in New Orleans in Louisiana im Musikklub Tipitina’ Warehouse über PA-Anlage gehört werden.[14] Freaks on This Side spielte Prince zwischen Mai 1997 und Frühjahr 1998 im Paisley Park Studio ein.[15] Anfang Februar 1998 fügten The Hornheads weitere Overdubs dem Album Newpower Soul hinzu.[16]
Toningenieur Hans-Martin Buff vertrat die Meinung, Newpower Soul sei Prince’ schlechtestes Album in seiner Karriere,[17] und sagte nach dem Tod des Musikers im Jahr 2016, es „hätte ein härteres Funk-Album“ sein können. „Jeder, mit dem ich zusammengearbeitet habe, hat mich nach meiner Meinung gefragt, außer Prince. Der witzelte stattdessen: ‘Der Tag, an dem Hans sagt: ‘Das kannst du doch besser!’, ist der Tag, an dem er gefeuert wird’.“[18]
Vermarktung
Prince lud einige Distributoren aus der Musikindustrie in sein Paisley Park Studio in Chanhassen ein, damit diese das Album Newpower Soul anhören konnten. Er wollte, dass sie ihm Alben abkauften, die er dann über sein eigenes Label NPG Records vertreiben wollte. Ein nicht namentlich genannter Händler erzählte dem US-Männermagazin Details, Prince habe für ein Album 10 US-Dollar verlangt und habe empfohlen, es für 12,99 US-Dollar in den Schallplattenläden zu verkaufen. Er selbst sowie andere anwesende Händler hielten Prince’ Vorschlag für unrealistisch; „Wie kann irgendjemand von einer Preiserhöhung von nur drei Dollar Gewinn machen?“, Schallplatten würden nicht „von Zauberhand von Minneapolis nach New York [Entfernung zirka 2.000 km] wandern“ und „Es gibt einfach nicht genug Geld für alle in der Mitte“, sagte er. Gemäß Details handelten einige einen Preis pro Album für 9 US-Dollar aus, andere sogar für 8 US-Dollar. „Wenn ich einer dieser Einzelhändler gewesen wäre, der den vollen Preis bezahlt hat und anschließend so etwas herausgefunden hat, wäre ich ziemlich angefressen gewesen“, sagte ein Händler. Prince’ damaliger Rechtsanwalt L. Londell McMillan (* 1966) teilte Details lediglich mit, einige Händler hätten Rabatte für Alben in großen Mengen erhalten. Weitere Vorwürfe und Anschuldigungen seien jedoch „absolut unwahr“ und Prince’ Preisgestaltung sei „absolut Norm entsprechend“.[19]
Zudem berichtete Details, anfangs habe Prince der allgemein üblichen US-Geschäftsbedingung von 60 Tagen Abrechnungszeitraum nach Erhalt des Albums zugestimmt. Doch 25 Tage nach Auslieferung der Alben habe er seine Meinung geändert; Prince wollte eine Bezahlung innerhalb von 30 Tagen. „Er hat überhaupt keine Ahnung davon, wie die Musikindustrie funktioniert“, sagte ein Händler.[19]
Prince verhandelte auch mit Verantwortlichen von Independent-Labels, die sich größtenteils skeptisch zeigten. Einer sagte über Prince, es sei „ein reines Egoding, ein Label führen zu wollen, ohne wirklich zu wissen wie“. Es herrschte die vorwiegende Meinung, Prince kämpfe ähnlich erfolglos gegen die Musikindustrie wie Pearl Jam im Jahr 1994 gegen Ticketmaster, als die Band einen Prozess gegen den Konzern verlor. Letztendlich stimmte das Major-Label BMG den vertraglichen Bedingungen von Prince zu und vertrieb Newpower Soul weltweit unter den Interpreten The New Power Generation.[19]
Nach eigenen Angaben erhielt Prince damals das meiste Geld von den Bruttoeinnahmen von 140 Millionen US-Dollar, die ein Album samt Tournee einspiele. Genaue Zahlen nannte er aber nicht, doch früher habe er „höchstens 7 Millionen US-Dollar“ bekommen. Von den Einnahmen des Albums Newpower Soul kaufte Prince seiner damaligen Ehefrau Mayte Garcia unter anderem ein Herrenhaus in Marbella an der Costa del Sol, das Garcia im Jahr 2006 aber wieder verkaufte.[20][21]
Anlässlich der Veröffentlichung von Newpower Soul gab Prince einige Fernsehinterviews, aber meistens sprach er nicht über Musik des Albums, sondern über die – seiner Meinung nach – richtige Entscheidung, sich von Schallplattenfirmen unabhängig gemacht zu haben.[22]
Gestaltung des Covers
Auf dem Albumcover ist nur Prince und nicht The New Power Generation abgebildet. In seiner rechten Hand hält er ein Mikrofon, das zu einer Schusswaffe geformt ist. Zudem trägt er eine Halskette, die in Form einer Comiczeichnung nachträglich eingefügt wurde. Das Booklet besitzt 14 Seiten, in dem weitere Fotos von Prince und von den damaligen Mitglieder von The New Power Generation zu sehen sind. Die weiteren Fotos sind größtenteils auch in Form einer Comiczeichnung gestaltet worden.[23]
Artdirector Steve Parke (* 1963) plante eine andere Covergestaltung und sagte nach Prince’ Tod im Jahr 2016: „Ich wollte Newpower Soul auf schwarzem Velourspapier drucken, damit es wie ein Retro-Schwarzlicht-Poster aussah. Prince jedoch drängte: ‘Die Leute warten auf dieses Album.’ Ich war mit dem fertigen Artwork nicht zufrieden. Wir peitschten das Ding viel zu schnell durch, und anschließend verstaubten die Alben dann sechs Monate lang in einem Lager. […] Wir hatten alle Hochachtung vor ihm, auch wenn wir manchmal gerne ‘Fuck you’ gesagt hätten.“[24]
Musik und Text
Die Musik des Albums Newpower Soul zählt zu den Genres Contemporary R&B, Funk und Soul. Shoo-Bed-Ooh, The One, Until U’re in My Arms Again und Wasted Kisses sind Balladen. Songs wie das Titelstück und Push It Up verleihen dem Album zuweilen eine Party-Atmosphäre.[25] Chaka Khan, Larry Graham und Doug E. Fresh wirken bei Push It Up als Gastsänger mit, Fresh übernimmt zudem eine Rappassage bei dem Stück (Eye Like) Funky Music.
Die Liedtexte singt Prince überwiegend melodisch vertont, in dem für ihn typischen Falsett-Gesang ist er ebenfalls zu hören. Vereinzelt trägt Prince den Liedtext passagenweise auch im Sprechgesang vor, wie beispielsweise im Titelstück, wenn er alle Songtitel des Albums in der angegebenen Tracklist erwähnt.[26] Wie nur schon durch Songtitel wie (Eye Like) Funky Music, Freaks on This Side und Mad Sex deutlich wird handeln die Liedtexte überwiegend von Sex und Tanzen.[25] Über den Liedtext von Until U’re in My Arms Again spekulierten einige Medien, dieser könne von Prince’ verstorbenem Sohn (* 16. Oktober 1996; † 23. Oktober 1996) handeln.[27] Prince hat sich aber nie über den Inhalt zu diesem Liedtext öffentlich geäußert. Der Liedtext zu Wasted Kisses handelt aus der Perspektive eines Mannes, der seine Freundin umgebracht hat.[22]
Titelliste und Veröffentlichungen
Nr. | Lied | Autor | Länge |
---|---|---|---|
1 | Newpower Soul | Prince | 5:01 |
2 | Mad Sex | Prince | 5:13 |
3 | Until U’re in My Arms Again | Prince | 4:47 |
4 | When U Love Somebody | Prince | 5:56 |
5 | Shoo-Bed-Ooh | Prince | 3:24 |
6 | Push It Up | Prince | 5:29 |
7 | Freaks on This Side | Prince | 5:42 |
8 | Come On | Prince | 5:59 |
9 | The One | Prince | 7:04 |
10 | (Eye Like) Funky Music | Prince | 4:31 |
49 | Wasted Kisses (Hidden Track) | Prince | 2:59 |
Newpower Soul wurde weltweit am 30. Juni 1998 auf CD und Kompaktkassette veröffentlicht,[28] später auch als Download. Zudem erschien es im Januar 1999 in Kombination mit den beiden Alben Come 2 My House von Chaka Khan und GCS 2000 von Graham Central Station als sogenanntes NewPowerPak, das aber nur über Prince’ damaliger Webseite 1-800-New-Funk.com käuflich zu erwerben war.
Die ersten CD-Ausgaben von Newpower Soul enthalten auf der Rückseite des Albumcovers einen Druckfehler; der Song Shoo-Bed-Ooh ist korrekterweise als Track „5“ aufgelistet, der nächste Song Push It Up jedoch als Track „7“, sodass die folgenden Songs um jeweils eine Zahl nach hinten verschoben worden sind und mit (Eye Like) Funky Music als Track „11“ enden. Die Druckfehler wurden in späteren CD-Ausgaben behoben. Ferner ist Push It Up auf der Cover-Rückseite als Push It Up!, also mit einem Ausrufezeichen versehen. Doch auf der CD selbst und im Booklet ist genanntes Ausrufezeichen nicht abgedruckt.
Wasted Kisses ist als Hidden Track erst als Titel #49 zu hören. Von Track 11 bis 47 sind lediglich Pausen von jeweils vier Sekunden vorhanden, Track 48 hat eine Pause von 43 Sekunden.[29] In einigen Massenmedien wird als Interpret von Newpower Soul fälschlicherweise „Prince“ angegeben und nicht The New Power Generation.
Singles
Am 20. Februar 1998 kündigte Prince auf seiner damaligen Webseite Love4OneAnother.com an, als Vorabsingles entweder Newpower Soul, Mad Sex oder Push It Up vom Album auskoppeln zu wollen. Letztendlich entschied er sich aber für das Stück Come On.
Bereits am 13. April 1998 wurde The One als Promo-CD-Single in einer auf 4:33 Minuten verkürzten Version veröffentlicht.[30] Auf dem Rückcover der CD-Single steht als Veröffentlichungsdatum für das Album Newpower Soul der 15. Mai 1998. Warum das Album zu dem genannten Zeitpunkt nicht erschien ist nicht bekannt. Des Weiteren ist Werbung für die Alben Come 2 My House von Chaka Khan und GCS 2000 von Larry Graham and Graham Central Station auf dem Rückcover zu lesen.[31] In Brasilien erschien The One als 2-Track-Promo-CD-Single, wobei als zweites Stück aber Mad Sex zu hören ist, obwohl dieser als The One (Album Version) aufgelistet ist.[32]
Come On ist die einzige Singleauskopplung vom Album und wurde am 16. Oktober 1998 in Europa veröffentlicht, in Großbritannien erst am 9. November 1998. Come On ist nur als Maxi-Single erhältlich, die sowohl als CD als auch auf Schallplatte erschien. Auf der Maxi-Single sind verschiedene Remixe von Come On enthalten, die von Prince, Doug E. Fresh und Kirk Johnson – damaliger Schlagzeuger von The New Power Generation – gestaltet wurden. Ferner ist auch eine Remix-Version von The One auf der Maxi-Single zu hören.
Musikvideos
Prince produzierte mit The One und Come On zwei Musikvideos zu dem Album Newpower Soul. Das Video zu The One wurde am 7. Juni 1998, Prince’ 40. Geburtstag, in Los Angeles in Kalifornien gedreht und Regisseurin war seine damalige Ehefrau Mayte Garcia.[33] The One besteht aus zwei Handlungen und beginnt im Jahr 1921 als Stummfilm in Schwarzweiß mit Zwischentiteln. Prince spielt einen Vagabunden, der an dem Film The Kid (1921) mit Charlie Chaplin erinnert, und macht vor einer alten Baracke Pause. Ihm geht das Wasser aus und er schaut durch ein Fenster in die Baracke, in der Mayte Garcia mit ihrer Mutter, dargestellt von Rita Moreno, wohnt. Er beobachtet, wie die beiden streiten und Garcia von ihrer Mutter herumkommandiert wird; sie soll ihr etwas zu trinken bringen und das Zimmer aufräumen. Garcia ist verzweifelt, hadert mit dem Schicksal und ist der Meinung: „Niemand wird mich jemals lieben“, worauf ihre Mutter entgegnet: „Echte Liebe gibt es nur in Märchenbüchern“. Als Garcia schließlich allein im Zimmer ist, entdeckt sie ein Buch, das ihre Mutter absichtlich hatte liegen lassen. Garcia öffnet dieses Buch und als auf der ersten Seite mit dem Titel „The Beginning“ eine ihrer Tränen tropft, wird sie in die bunte Geschichte des Buches versetzt und der zweite Teil der Handlung vom Musikvideo beginnt. Dieser wurde in einem Studio gedreht und das Video ist ab jetzt in Farbe. Garcia sieht im Buch einen Harem, in dem schöne Odalisken tanzen und versuchen, Prince, der sich nun als Popstar selbst spielt, zu verführen, was er aber verweigert. Am Schluss umarmen sich Prince und Garcia und die beiden sind eins.[34][35] The One ist das letzte Prince-Musikvideo, in dem Garcia mitwirkt. The New Power Generation tritt im Video nicht auf.
Über den Inhalt des Musikvideos sagte Prince am 1. Juli 1998 in der US-Nachrichtensendung Good Morning America, er und Garcia wollten „zu der Vorstellung des Garten Eden zurückkehren“. Dort habe es die „eine Idee“ gegeben, „anstatt zehn Frauen zu haben und zu denken, dass dieses zum Reichtum gleichwertig ist, haben wir uns auf die eine Idee konzentriert, um zu sehen, ob uns das einen persönlichen Himmel bringen könnte.“[36]
Das Musikvideo zu Come On wurde am 28. August 1998 im Londoner Hyde Park gedreht.[37] „Wir hatten keine Drehgenehmigung und filmten mit einer Art Camcorder. Es sollte schrottig und selbstgemacht aussehen“, sagte die damalige Prince’ Mitarbeiterin Jacoui Thompson nach seinem Tod im Jahr 2016.[38] Prince wird in einer Stretch-Limousine vom Typ Saab 9-5 zum Eingang „Grand Entrance“ des Hyde Park chauffiert und ist als alter Man verkleidet; er trägt eine Tellermütze, einen angeklebten grauen Bart, eine Brille und einen Spazierstock. Bei der Ankunft öffnet er das Fenster und macht eine abfällige Geste gegenüber Passanten. Er steigt aus der Stretch-Limousine aus und geht mit einer umgehängten Gitarre als Strassenmusiker in den Hyde Park. Zum Teil bepöbelt er vorbeigehende Passanten, die von seinen damaligen Bandmitgliedern dargestellt werden, und verscheucht diese. Als jedoch ein Ehepaar, gespielt von Larry Graham und seiner Ehefrau Tina, vorbeikommt, zeigen sie Prince eine Bibel und geben ihm eine Broschüre der Zeugen Jehovas mit Namen „Life in a Peaceful New World“, die er freudig und mit Handkuss entgegennimmt. Am Ende steigt Prince wieder in die Saab-Limousine ein, lässt abermals das Fenster herunter, macht erneut eine abfällige Geste gegenüber Passanten und wird weggefahren. Am Schluss des Videos unterhält sich Prince noch mit zwei jungen Frauen, dargestellt von seiner späteren Ehefrau Manuela Testolini und einer Freundin, möchte diese verführen und sagt folgendes: „Ich kann euch nicht hören. Warum nehmt ihr keinen alten Mann mit? Ihr mögt keine alten Männer? Hey, ich hab’ die Butter für eure Muffins, Schätzchen. Ich bin nur zu alt, um das Messer festzuhalten!“ („I can’t hear u. why don’t u take an old man with u? u don’t like old men? hey, I got the butta 4 ya muffin, honey. i’m just 2 old 2 hold the knife!“). Die Antworten der beiden lachenden Frauen sind nicht zu verstehen und es ist der einzige Auftritt von Testolini in einem Prince-Musikvideo.[39] Ferner ist auch Chaka Khan im Video kurz zu sehen.
Abgesehen von den Szenen im Hyde Park sind im Musikvideo Footage von einer Aftershow im Londoner Musikklub Café de Paris zu sehen, die Prince mit The New Power Generation nach Mitternacht am 28. August 1998 zeigen. Zudem sind vermutlich Anfang September 1998 noch Sequenzen aufgenommen worden, in denen Prince und Backgroundsängerin Marva King den Song Come On in einem Studio gemeinsam singen.[40] Abgesehen vom Refrain ist der Liedtext von Come On permanent am unteren Bildrand des Videos zu lesen.
Coverversionen
Mit Freaks on This Side von The Loudmonf Choir und The One von Kringkastingsorkesteret featuring Jarle Bernhoft sind lediglich zwei Coverversionen von Songs des Albums Newpower Soul bekannt; beide Versionen stammen von der auf 5.000 Stück limitierten 5-CD-Box Shockadelica: 50th Anniversary Tribute to the Artist Known as Prince, die am 2. Juni 2008 von der norwegischen Plattenfirma C+C Records veröffentlicht wurde. Prince reichte jedoch eine Klage gegen die Plattenfirma ein und die CD-Box musste vom Markt genommen werden. Anlässlich seines 50. Geburtstag am 7. Juni 2008 hatten verschiedene Interpreten aus Norwegen 81 Versionen zu 68 Songs von ihm aufgenommen.[41]
Tournee
Typische Setlist der Newpower-Soul-Tour vom 8. August 1998 – 28. August 1998 in Europa[42][43] | |
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Autor aller Songs ist Prince, sofern nicht anders angegeben | |
Prince absolvierte mit seiner Begleitband The New Power Generation zwei Tourneen zum Album Newpower Soul. Bereits zwei Monate vor der Veröffentlichung des Albums ging er in den USA mit der Newpower-Soul-Tour auf Tournee, die am 20. April 1998 in Washington, D.C. im The Capital Ballroom (heute als Nation bekannt) begann und am 1. Juni 1998 in Indianapolis in Indiana im Indiana Convention Center endete. Er gab insgesamt acht Konzerte und Musikkritiker bewerteten die Tournee zum Teil sehr positiv.[30]
Der europäische Teil der Newpower-Soul-Tour begann am 8. August 1998 in Marbella im Plaza de Toros de Marbella und endete am 28. August 1998 in London in der Brixton Academy. Die Nachfrage für die Eintrittskarten der insgesamt neun Konzerte war zum Teil gering und einige Konzerte waren nicht annähernd ausverkauft. Musikkritiker bewerteten die Europatournee ähnlich positiv wie die US-Tournee, bemängelten aber, dass Prince einige Songs nur angespielt habe und nicht in der vollständigen Version zu hören waren. Ferner rügten einige Kritiker, im Vergleich zu früheren Prince-Tourneen, habe die Newpower-Soul-Tour einer Low-Budget-Produktion geglichen.[42]
The New Power Generation bestand während der Tournee aus den folgenden fünf Mitgliedern:[44]
- Kirk Johnson – Schlagzeug
- Marva King – Begleitgesang
- Mike Scott – Gitarre
- Morris Hayes – Keyboard
- Rhonda Smith – E-Bass
Gitarristen Kat Dyson, die bei den Albumaufnahmen von Newpower Soul mitwirkte, verließ The New Power Generation Anfang des Jahres 1998.[30]
Unter dem Motto New-Power-Soul-Festival-Tour ging Prince mit The New Power Generation vom 23. September 1998 bis 24. Oktober 1998 in den USA erneut auf Tournee, musste diese aber für drei Wochen unterbrechen und einige Konzerte absagen, da er bei dem Konzert am 26. September in Atlantic City (New Jersey) stolperte und sich einen Bänderriss zuzog.[20] Letztendlich absolvierte Prince nur sechs Konzerte.
Der europäische Teil der New-Power-Soul-Festival-Tour begann am 15. Dezember 1998 in Lissabon im Pavilhão Atlântico und endete am 28. Dezember 1998 in Gent im Flanders Expo. Prince gab insgesamt neun Konzerte.
Als Vorgruppe der New-Power-Soul-Festival-Tour spielte Larry Graham, wobei Prince ihn als Bandmitglied entweder am Bass, Gitarre oder Keyboard unterstützte. Ferner traten Candy Dulfer, Chaka Khan und Doug E. Fresh als Gäste bei einigen Prince-Konzerten auf.[45]
Aftershows
Ab dem Jahr 1986 spielte Prince nach dem Hauptkonzert gelegentlich eine Aftershow, also ein weiteres Konzert nach Mitternacht. Seine Aftershows fanden in kleineren Musikclubs vor meist 300 bis 1.500 Zuschauern statt und Prince verzichtete auf die aufwendigen Bühnenshows, Choreografien und Lightshows seiner Hauptkonzerte. Zudem gestaltete er die Songauswahl anders und verzichtete oftmals auf seine Top-Ten-Hits. Höhepunkte mancher Aftershows waren Gastauftritte bekannter Musiker.
Bei 5 der 9 Konzerte vom europäischen Teil der Newpower-Soul-Tour im August 1998 spielte Prince eine Aftershow. Bei allen Aftershows im Jahr 1998 trat Larry Graham als Gastmusiker auf und meist auch Trompeterin Cynthia Robinson (* 12. Januar 1944; † 23. November 2015) und Saxofonist Jerry Martini (* 1. Oktober 1943) – ehemalige Bandmitglieder von Sly & the Family Stone. Die letzte Aftershow am 28. August 1998 in London im Café de Paris wurde gefilmt und am 24. August 1999 unter dem Titel Beautiful Strange auf VHS veröffentlicht. Abgesehen von Graham, Martini und Robinson wirkten bei dieser Aftershow auch Chaka Khan und Doug E. Fresh als musikalische Gäste mit.[46]
Bei dem US-amerikanischen Teil der New-Power-Soul-Festival-Tour spielte Prince bei 2 der 6 Konzerte eine Aftershow, wobei am 26. September 1998 in New York City im Tramps Nightclub erneut Chaka Khan, Doug E. Fresh und Jerry Martini als Gastmusiker auftraten.[47] Am 18. Oktober 1998 in San Francisco im Slim’s war Rosie Gaines als musikalischer Gast anwesend.[48]
Im Dezember 1998 gab Prince bei 3 von 9 Konzerten Aftershows. Dabei traten am 24. Dezember in Utrecht im Tivoli Candy Dulfer und ihr Vater Hans Dulfer auf, sowie Cynthia Robinson, Jerry Martini und Lenny Kravitz.[49] Am 28. Dezember 1998 in Köln in der Live Music Hall wirkten Candy Dulfer, Robinson und Martini mit.[50]
Rezeption
Presse
Musikkritiker bewerteten das Album Newpower Soul überwiegend negativ und beanstandeten, das Album sei ideenlos und beinhalte nichts, was Prince bereits produziert habe. Zudem könne er keine Hits mehr schreiben. Prince sagte zu solchen Vorwürfen: „Nun, das haben die Kritiker auch vor The Most Beautiful Girl in the World (1994) gesagt“ und auch nach der Veröffentlichung von Purple Rain (1984) habe er „anschließend zehn Hits“ gehabt. Lovesexy (1988) sei kommerziell angeblich auch erfolglos gewesen, stellte Prince ironisch fest.[51]
Die Musikkritiker David Wilson und John Alroy gaben nur eineinhalb von fünf Sternen und schrieben: „Der Möchtegern Party-Funk ist schockierend schwach“, die „mechanischen Beats todlangweilig“ und die Liedtexte „voller Phrasen“. Vor allem die Balladen beinhalteten „erstaunlich klischeehafte Liedtexte“; beispielsweise würde der Song Until U’re in My Arms Again Diane Warren „beschämen“. Zwar seien „wie immer“ in Prince’ Musik auch „geniale Momente“ vorhanden, „aber insgesamt gesehen wird man niemals bedauern, auf diesen Album verzichtet zu haben“.[52]
Stephen Dalton von der in Großbritannien wöchentlich erscheinenden Musikzeitung New Musical Express gab drei von zehn Punkten und zeigte sich ebenfalls enttäuscht; als „Prince“ habe er großartige Songs wie 1999 (1982), Sign "☮" the Times (1987), Alphabet St. (1988) und Thieves in the Temple (1990) geschrieben. Als „The Artist“ spezialisiere er sich aber auf „erbärmlich schlechte Ladeez-in-the-House Party-Jams wie Push It Up oder Freaks on This Side“, die für das Album „typisch“ seien.[53] Newpower Soul sei „größtenteils schlechter George Clinton, von den dynamischen Basselementen bis hin zum billigen Zeichentrickcover.“ Als Fazit zog Dalton, man könne das Album „vergessen“.[25]
Stephen Thomas Erlewine von Allmusic verteilte zwei von fünf Sternen und meinte, kein Song rage heraus. Zudem zementiere Newpower Soul Prince’ „Evolution vom Pionier zum Handwerker“. Zwar gebe es „in seinem Handwerk“ auch „Vergnügen“, aber um dieses zu erkennen, müsse man „eingefleischter Prince-Fan sein“.[54]
Rob Sheffield vom US-Musikmagazin Rolling Stone zeigte sich vom Album auch enttäuscht und gab zweieinhalb von fünf Sternen. Unter anderem schrieb er: „Auf Newpower Soul recycelt Prince sowohl den schwerfälligen HipHop [sic] als auch die eingefahrenen Jams, die seine kompletten letzten Werke prägen“.[25][55][19]
David Sheppard von der britischen Unterhaltungszeitschrift Q verteilte drei von fünf Sternen und zog als Fazit einen Vergleich zu der von Sebastian Kneipp erfundenen Behandlungsmethode der Hydrotherapie; Newpower Soul sei „eine akribisch durchgeführte Übung im Wassertreten“, die aber „zu lange“ gedauert habe. Sheppard verlangte beim nächsten Prince-Album nach mehr „Kunstfertigkeit“ des Musikers.[56]
Jim Walsh von der US-Zeitung St. Paul Pioneer Press verteilte zwei von vier Sternen und stellte fest: „Der ehemalige Prince hat unzählige Alben gemacht, die etwas Besonderes waren – Newpower Soul gehört nicht dazu“.[57]
Edna Gundersen von Tageszeitung USA Today gab drei von vier Sternen und meinte: „Auf diesen 10 Songs, plus einer feinen Ballade als Bonustrack auf #49, ist Prince verspielt, selbstbewusst und zufrieden“. Doch sein „kreativer Ehrgeiz“ flamme „leider nicht besonders auf“.[58]
Eine ganz andere Meinung vertrat Jason Ferguson von MTV-Online und schrieb: „Wie alles, was er [Prince] getan hat, ist es immer besser als das“, was andere Musiker momentan auf dem Musikmarkt anböten. Letztendlich würden sich die Menschen an Prince erinnern, „wer er ist und was er seit vielen Jahren für die Musikszene bedeutet“, meinte Ferguson.[59]
Prince selbst bezeichnete das Album gegenüber dem Online-Magazin Addicted to Noise als „einen persönlichen Meilenstein“. In einem Interview vom 30. Juli 1998 in seinem Paisley Park Studio mit Melanie Brown von den Spice Girls beschrieb er es sogar als „geistig politisch“ und als das „tollste“, das er bis dato aufgenommen habe. Das Interview veröffentlichte Prince ein Jahr später am 24. August 1999 unter dem Titel Beautiful Strange auf Videokassette.[25][60][61]
Nach Prince’ Tod im April 2016 rezensierten die Musikjournalisten Albert Koch und Thomas Weiland von der deutschen Musikzeitschrift Musikexpress das Album Newpower Soul und gaben lediglich zwei von sechs Sternen. Sie schrieben: „Fast hat man das Gefühl, Prince wolle seinem immer noch treu ausharrenden Publikum eine Sammlung mit verworfenen B-Seiten oder drittklassigen Session-Outtakes unterjubeln“.[62]
Charts und Verkäufe
ChartsChartplatzierungen | Höchstplatzierung | Wochen |
---|---|---|
Deutschland (GfK)[63] | 34 (6 Wo.) | 6 |
Österreich (Ö3)[64] | 24 (8 Wo.) | 8 |
Schweiz (IFPI)[65] | 22 (11 Wo.) | 11 |
Vereinigtes Königreich (OCC)[66] | 38 (3 Wo.) | 3 |
Vereinigte Staaten (Billboard)[67] | 22 (8 Wo.) | 8 |
Newpower Soul wurde weltweit in etwa 500.000 Mal verkauft, davon wurden 214.000 Exemplare in den Vereinigten Staaten abgesetzt.[68] Die Singleauskopplung Come On war international wenig erfolgreich und erreichte beispielsweise im Vereinigten Königreich Platz 65 als Höchstplatzierung.[66]
Literatur
- Alex Hahn: Besessen – Das turbulente Leben von Prince. Hannibal, Höfen 2006, ISBN 3-85445-262-4.
- Jason Draper: Chaos, Disorder, And Revolution. Backbeat Books, New York 2011, ISBN 978-0-87930-961-9.
- Matt Thorne: Prince. Faber and Faber, London 2012, ISBN 978-0-571-27349-2.
- Mayte Garcia: The Most Beautiful Girl: Mein Leben mit Prince. mvg Verlag, München 2018, ISBN 978-3-86882-897-9.
- Mobeen Azhar: Prince 1958–2016: Sein Leben in Bild und Text. Edition Olms, Oetwil am See/Zürich 2016, ISBN 978-3-283-01265-6.
- Ronin Ro: Prince – Inside The Music And The Masks. St. Martin’s Press, New York 2011, ISBN 978-0-312-38300-8.
- Uptown: The Vault – The Definitive Guide to the Musical World of Prince. Nilsen Publishing, Linköping 2004, ISBN 91-631-5482-X.
Weblinks
- Princevault.com, Informationen zum Album Newpower Soul
Einzelnachweise
- Begleitheft der CD Newpower Soul von The New Power Generation, NPG Records, 1998
- Newpower Soul. In: Princevault.com. 5. Juli 2016, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- Brother Jules, who spun records for Prince and KMOJ, has died. In: startribune.com. 8. Dezember 2021, abgerufen am 11. Dezember 2021 (englisch).
- Thorne (2012), S. 342.
- Uptown (2004), S. 205.
- Uptown (2004), S. 206.
- Uptown (2004), S. 212.
- Uptown (2004), S. 215.
- Until U’re In My Arms Again. In: Princevault.com. 27. Februar 2016, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- The One. In: Princevault.com. 6. März 2017, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- Jam Of The Year. In: Princevault.com. 29. Dezember 2016, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- Come On. In: Princevault.com. 20. Dezember 2016, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- Wasted Kisses. 14. Dezember 2016, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- Uptown (2004), S. 218.
- Freaks On This Side. In: Princevault.com. 10. November 2016, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- Uptown (2004), S. 219.
- Thorne (2012), S. 343.
- Azhar (2016), S. 96
- Ro (2011), S. 293.
- Ro (2011), S. 294.
- Viktoria Hildebrandt: Palast mit Glamour-Faktor: Prince-Villa in Marbella steht zum Verkauf. In: Bellevue.de. 2014, abgerufen am 16. März 2017.
- Draper (2011), S. 176.
- Begleitheft der CD Newpower Soul von The New Power Generation, NPG Records, 1998
- Azhar (2016), S. 98
- Hahn (2006), S. 297.
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- Newpower Soul. In: Princevault.com. 27. Februar 2016, abgerufen am 16. März 2017 (englisch).
- Uptown (2004), S. 223.
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- Uptown (2004), S. 223., S. 227., S. 232.
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