NPG Records
NPG Records ist ein von dem US-amerikanischen Musiker Prince im Juli 1993 gegründetes Independent-Label. „NPG“ steht als Abkürzung für „New Power Generation“, eine gleichnamige Singleauskopplung aus dem Album Graffiti Bridge von 1990. Zudem ist es die Abkürzung für die Band The New Power Generation, die von 1991 bis 2015 Prince’ Begleitband war.
NPG Records | |
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Aktive Jahre | seit 21. Juli 1993 |
Gründer | Prince |
Sitz | Chanhassen, Vereinigte Staaten |
Website | www.princeestate.com |
Labelcode | LC 04876 |
Vertrieb | 1860 Property LLC, Arista Records, Because Music, Bellmark Records, BMG, Columbia Records, Edel SE, EMI, MP Media, NPG Music Club, RCA Records, Redline Entertainment, Sony Music Entertainment, Target Corporation, Tidal, Universal, Warner Bros. Records |
Genre(s) | Blues, Contemporary R&B, Funk, Jazz, Pop, Rock, Soul |
Abgesehen von Prince nahmen auch Künstler wie Andy Allo, Chaka Khan, George Clinton, Judith Hill, Larry Graham und Mavis Staples Alben für NPG Records auf. Seit seinem Tod im April 2016 wird das Label von The Prince Estate (deutsch: Der Prince-Nachlass) offiziell weitergeführt.
Geschichte
1985 gründete Prince mit finanzieller Beteiligung des Major-Labels Warner Bros. Records, bei dem er damals unter Vertrag stand, das Musiklabel Paisley Park Records.[1] Bei diesem Label erschienen unter anderem seine Alben Around the World in a Day (1985), Parade (1986), Sign "☮" the Times (1987), Lovesexy (1988), Graffiti Bridge (1990), Diamonds and Pearls (1991) und Love Symbol (1992). Doch als Prince Anfang 1993 an einem neuen Album mit Namen Gold Nigga arbeitete, das er unter The New Power Generation herausbringen wollte, kam es zu einem Streit zwischen ihm und Warner Bros. Records. Das Major-Label verlangte eine Schaffenspause und wollte ein Greatest-Hits-Album von ihm auf den Markt bringen, worauf sich Prince in seiner künstlerischen Freiheit eingeschränkt sah.[2] Deswegen legte er seinen Künstlernamen von Juni 1993 bis zum Mai 2000 ab und trug stattdessen ein unaussprechbares Symbol als Pseudonym.
Am 21. Juli 1993 ließ Prince den Namen „NPG Records“ als Registered Trade Mark in den USA als Handelsmarke offiziell eintragen,[3] und am 1. Februar 1994 beendete Warner Bros. Records die Zusammenarbeit mit Paisley Park Records.[4][5] Im gleichen Monat veröffentlichte Prince mit The Most Beautiful Girl in the World die erste Single, die er bei NPG Records herausbrachte. Diese ließ er innerhalb der USA über das Independent-Label Bellmark Records vertreiben und außerhalb der USA von Edel SE. Beides war nur möglich, weil Prince die Genehmigung von Warner Bros. Records erhielt. Warner willigte damals nur unter der Bedingung ein, dass Prince die Musikpromotion und sämtliche Vorauszahlungen für die Single selbst übernahm, wofür er insgesamt zwei Millionen US-Dollar (damals umgerechnet ungefähr 1,6 Millionen Euro) investierte.[6] Das erste Album, das Prince ohne Unterstützung eines Major-Labels über NPG Records veröffentlichte, war The Rainbow Children im November 2001.[7]
Parallel zu seinem bis zum 31. Dezember 1999 bestehenden Vertrag bei Warner Bros. Records veröffentlichte Prince unter seinem unaussprechbaren Symbol mehrere Tonträger bei NPG Records, vertrieben in Zusammenarbeit mit verschiedenen Musiklabels. Nach seinem Tod im April 2016 wird NPG Recordes von The Prince Estate offiziell geführt.
Personal
Auf Prince’ Wunsch übernahmen anfangs Levi Seacer Jr. (* 30. April 1961 in Richmond, Kalifornien)[8] und seine damalige Freundin Karen Lee die Leitung von NPG Records. Seacer war ehemaliger Bassist und Gitarrist bei The New Power Generation und Lee war Prince’ Publizistin. Doch im November 1994 verließen die beiden ohne Angabe von Gründen NPG Records.[9] Anschließend war Prince selbst CEO des Labels und beschäftigte 25 Mitarbeiter.[10]
Von Januar 2013 bis Mai 2016 – Prince starb am 21. April 2016 – wurde NPG Records von Trevor Guy geführt, der ab 2012 unter anderem als Gitarrentechniker für Prince arbeitete und heute für die Öffentlichkeitsarbeit des Paisley Park Studios zuständig ist.[11] Guy ist mit der ehemaligen 3rdEyeGirl-Gitarristin Donna Grantis (* 28. September 1986) verheiratet.[12] Seit 2018 leitet The Prince Estate das Label NPG Records und hat dafür 11 bis 50 Mitarbeiter angestellt (Stand 2018).[13]
Urheberrechte
Die Rechtslage der Urheberrechte-Tonträger, die Prince bei NPG Records veröffentlichen durfte und welche nicht, war zuweilen kompliziert; beispielsweise dienten die fünf Alben Come, Black Album, Girl 6, Chaos and Disorder und The Vault … Old Friends 4 Sale aus den Jahren 1994 bis 1999 seiner Vertragserfüllung mit Warner Bros. Records, weswegen diese Alben nur über das Major-Label vertrieben wurden. Auch die beiden Greatest-Hits-Kompilationen The Very Best of Prince und Ultimate der Jahre 2001 und 2006 zählten zur Vertragserfüllung, obwohl Prince in dieser Zeit bei Warner nicht mehr unter Vertrag stand. Für die genannten sieben Alben übernahm er keine Musikpromotion und betonte in der Öffentlichkeit, es handle sich um „vertragliche Verpflichtungen“. 2014 kehrte Prince aber zu Warner zurück und unterschrieb einen Vertrag für eine Gültigkeit von zwölf Monaten, in denen er die beiden Alben Art Official Age und PlectrumElectrum veröffentlichte.
Die beiden Alben The Voice von Mavis Staples und Hey Man … Smell My Finger von George Clinton wurden 1993 ursprünglich bei Paisley Park Records veröffentlicht, vertrieben von Warner. Aber 1994 und 1995 brachte Prince überarbeitete Versionen beider Alben auf NPG Records heraus.
Für alle Tonträger, die bei NPG Records veröffentlichte worden sind, erhielt Prince sämtliche Urheberrechte der Master Tapes.[14]
Künstler bei NPG Records
Über NPG Records vertrieb Prince sämtliche seiner eigenen Tonträger, sowie die von seinen damaligen Nebenprojekten. Auf allen bei NPG Records veröffentlichten Tonträgern ist Prince involviert; entweder komponierte Songs, spielte Instrumente ein oder übernahm zuweilen den Gesang. Einzige Ausnahme bildet das von Jacob Armen veröffentlichte Album Drum Fever (1995), auf dem Prince nicht mitwirkte.
Abgesehen von seinen eigenen Tonträgern war der kommerzielle Erfolg von Künstlern bei NPG Records ähnlich gering wie bei Paisley Park Records. Lediglich die beiden Alben Exodus (1995) und Newpower Soul (1998) von The New Power Generation erzielten Platzierungen in den internationalen Hitparaden; sowohl Exodus als auch Newpower Soul erreichten in einigen Ländern Europas die Top 40, wobei sich Newpower Soul auch in den Top 30 der US-Charts platzieren konnte. Gold- oder Platinstatus erzielte kein Tonträger von Prince’ Nebenprojekten.
Diskografie
In der Diskografie sind alle Alben aufgelistet, die bei NPG Records veröffentlicht worden sind.[15] Zudem brachte Prince bei seinem Label Downloads, Musikstreamings und Singles heraus. Abgesehen von den in der Liste erwähnten Musiklabels ließ er vier Singles bei NPG Records exklusiv durch zwei weitere Labels vertreiben; die drei Songs Dance 4 Me (2011), Rock and Roll Love Affair (2012) und Screwdriver (2013) durch das Schweizer Independent-Label Purple Music,[16] und die Download-Single Fallinlove2nite (2014) durch Epic Records. Ferner veröffentlichte Prince auf NPG Records auch Videoalben.
VÖ | Album | Vertrieb | Interpret | ||||||
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Aug. 1993 | Gold Nigga | NPG Records | The New Power Generation | ||||||
Mai 1994 | The Beautiful Experience EP | Bellmark Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Aug. 1994 | 1-800 New Funk (Sampler) | Edel SE | 1-800-New-Funk | ||||||
Okt. 1994 | Hey Man … Smell My Finger (Wiederveröffentlichung) | NPG Records | George Clinton | ||||||
Jan. 1995 | The Voice (Wiederveröffentlichung) | NPG Records | Mavis Staples | ||||||
März 1995 | Exodus | Edel SE | The New Power Generation | ||||||
Juli 1995 | The Versace Experience (Prelude 2 Gold) | NPG Records / Warner Bros. Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Aug. 1995 | Drum Fever | Edel SE | Jacob Armen | ||||||
Sep. 1995 | Eye Hate U Remixes EP | NPG Records / Warner Bros. Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Sep. 1995 | The Gold Experience | NPG Records / Warner Bros. Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Nov. 1995 | Child of the Sun | Edel SE | Mayte Garcia | ||||||
Nov. 1996 | Emancipation | EMI Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Feb. 1997 | Kamasutra | NPG Records | The NPG Orchestra | ||||||
Jan. 1998 | Crystal Ball | NPG Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Jan. 1998 | The Truth | NPG Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Juni 1998 | Newpower Soul | Sony Music Entertainment | The New Power Generation | ||||||
Juli 1998 | GCS 2000 | NPG Records | Larry Graham | ||||||
Sep. 1998 | Come 2 My House | RCA Records | Chaka Khan | ||||||
Feb. 1999 | 1999–The New Master | NPG Records | Prince and The Revolution | ||||||
Nov. 1999 | Rave Un2 the Joy Fantastic | Arista Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Nov. 1999 | The Greatest Romance Ever Sold Remixes EP | Arista Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Apr. 2001 | Rave In2 the Joy Fantastic | NPG Records | Prince (als Symbol) | ||||||
Nov. 2001 | The Rainbow Children | Redline Entertainment | Prince | ||||||
Mai 2002 | One Nite Alone … | NPG Music Club | Prince | ||||||
Dez. 2002 | One Nite Alone … Live! | MP Media | Prince | ||||||
Jan. 2003 | Xpectation | NPG Music Club | Prince | ||||||
Jan. 2003 | C-Note | NPG Music Club | Prince | ||||||
Juli 2003 | N.E.W.S | MP Media | Prince | ||||||
März 2004 | The Chocolate Invasion | NPG Records | Prince | ||||||
März 2004 | The Slaughterhouse | NPG Records | Prince | ||||||
Apr. 2004 | Musicology | Columbia Records | Prince | ||||||
März 2006 | 3121 | Universal Records | Prince | ||||||
Juli 2007 | Planet Earth | Columbia Records | Prince | ||||||
Sep. 2008 | Indigo Nights | NPG Records | Prince | ||||||
März 2009 | Lotusflow3r | Target Corporation | Prince | ||||||
Sep. 2009 | MPLSound | Because Music | Prince | ||||||
Juli 2010 | 20Ten | NPG Records | Prince | ||||||
Nov. 2012 | Superconductor | NPG Records | Andy Allo | ||||||
Okt. 2013 | The Breakfast Experience EP | NPG Records | Prince | ||||||
Feb. 2014 | The Unexpected | NPG Records | Liv Warfield | ||||||
Sep. 2014 | Art Official Age | Warner Bros. Records | Prince | ||||||
Sep. 2014 | PlectrumElectrum | Warner Bros. Records | Prince | ||||||
Sep. 2015 | HITnRUN Phase One | Tidal | Prince | ||||||
Okt. 2015 | Back in Time | NPG Records | Judith Hill | ||||||
Nov. 2015 | Oui Can Luv | Tidal | Andy Allo | ||||||
Dez. 2015 | HITnRUN Phase Two | Tidal | Prince | ||||||
Nov. 2016 | 4Ever | Warner Bros. Records | Prince (postum) | ||||||
Juni 2017 | Purple Rain Deluxe | Warner Bros. Records | Prince (postum) | ||||||
Aug. 2018 | Anthology: 1995–2010 | NPG Records / Legacy Recordings | Prince (postum) | ||||||
Sep. 2018 | Piano & A Microphone 1983 | Warner Bros. Records | Prince (postum) | ||||||
Juni 2019 | Originals | Warner Bros. Records | Prince (postum) | ||||||
Nov. 2019 | 1999 Deluxe | Warner Bros. Records | Prince (postum) | ||||||
Sep. 2020 | Sign o’ the Times Deluxe | Warner Bros. Records | Prince (postum) | ||||||
Juli 2021 | Welcome 2 America | NPG Records / Legacy Recordings | Prince (postum) | ||||||
Gesamt: 54 |
Literatur
- Alex Hahn: Besessen – Das turbulente Leben von Prince. Hannibal Verlag, Höfen 2016, ISBN 978-3-85445-610-0.
- Jason Draper: Prince – Life & Times (Revised & Updated Edition). Chartwell Books, New York 2016, ISBN 978-0-7858-3497-7.
- Mick Wall: Prince – Purple Reign. Orion Publishing, Great Britain 2016, ISBN 978-1-4091-6920-8.
- Ronin Ro: Prince – Inside the Music and the Masks. St. Martin’s Press, New York 2011, ISBN 978-0-312-38300-8.
- Uptown: The Vault – The Definitive Guide to the Musical World of Prince. Nilsen Publishing, Linköping 2004, ISBN 91-631-5482-X.
Weblinks
- Informationen zum Label NPG Records. Princevault
Einzelnachweise
- Draper (2016), S. 76.
- Hahn (2016), Seite 253–254
- United States Patent and Trademark Office: NPG Records. (PDF) In: idealawyers.com. 15. August 2006, abgerufen am 8. April 2019 (englisch).
- Uptown (2004), S. 157.
- Ro (2011), S. 251.
- Draper (2016), S. 116.
- Wall (2016), S. 166.
- Levi Seacer, Jr. In: Princevault.com. 22. Oktober 2017, abgerufen am 8. April 2019 (englisch).
- Uptown (2004), S. 171.
- Ro (2011), S. 291.
- Trevor Guy: Trevor Guy. In: linkedin.com. 2019, abgerufen am 8. April 2019 (englisch).
- Draper (2016), S. 200.
- NPG Records. In: linkedin.com. NPG Records, 2018, abgerufen am 8. April 2019 (englisch).
- Ro (2011), S. 282.
- NPG Records. In: discogs.com. 2019, abgerufen am 8. April 2019 (englisch).
- Purple Music