Lagos
Lagos ist mit über 14 Millionen Einwohnern die Primatstadt Nigerias und die größte Stadt des Landes (Stand 2020).[1] Sie ist die zweitgrößte Stadt Afrikas, nach Kinshasa[A 1]. Die Metropolregion zählt zu den bevölkerungsreichsten weltweit. In der gesamten Metropolregion Lagos wohnen nach verschiedenen Angaben Stand 2021 zwischen 21 bis 24 Millionen Menschen, im engeren Großraum mehr als 14 Millionen.[2]
Lagos | |||
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Koordinaten | 6° 27′ N, 3° 24′ O | ||
Lagos innerhalb des Bundesstaates Lagos | |||
Symbole | |||
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Wahlspruch „Itesiwaju Eko l'o je wa l'ogun“ | |||
Basisdaten | |||
Staat | Nigeria | ||
Lagos | |||
Höhe | 5 m | ||
Fläche | 999,6 km² | ||
Einwohner | 14.370.000 (2020) | ||
Dichte | 14.376 Ew./km² | ||
Postleitzahl | 100211–102361 | ||
Website | www.lagosstate.gov.ng | ||
Politik | |||
Gouverneur | Babajide Sanwo-Olu | ||
Partei | All Progressives Congress | ||
Sonstiges | |||
Stadtgliederung: | 16 Local Government Areas | ||
Zeitzone: | WAT (UTC+1) |
Mit der Unabhängigkeit Nigerias im Jahr 1960 wurde Lagos Hauptstadt des Landes, bis es 1991 von Abuja abgelöst wurde. Der Status der Hauptstadt des gleichnamigen Bundesstaats ging bereits 1975 an Ikeja über. Bis ins Jahr 1472 hatte das heutige Lagos den Namen Eko.
Groß-Lagos besitzt keine Einheitsverwaltung; es besteht aus 16 Local Government Areas (LGA), die als eigenständige Städte aufgefasst werden. Lagos ist der bedeutendste Verkehrsknotenpunkt sowie das Wirtschafts- und Kulturzentrum des Landes[3] mit mehreren Universitäten und Hochschulen, zahlreichen Theatern, Museen und Baudenkmälern.
Geografie
Lage
Die Stadt liegt an der Küste des Golfs von Guinea durchschnittlich fünf Meter über – aber auch teilweise unter[2] – dem Meeresspiegel und erstreckt sich über das Festland und eine Reihe von Inseln.
In der Lagune von Lagos mit ihren Sümpfen und Mangroven wird eine umfangreiche Aquakultur betrieben. Sie ist von tropischem Regenwald und Kokospalmen umgeben.
Der Hafen von Lagos und sein Zugang zum Golf von Guinea, der Commodore Channel, wird immer wieder ausgebaggert und durch Molen vor Versandung geschützt.
Die Metropolregion Lagos hat eine Fläche von 14.144 Quadratkilometer und erstreckt sich über den Bundesstaat Lagos und große Teile des Bundesstaats Ogun. Nach ihrer Ausdehnung ist die Metropolregion etwa so groß wie das Bundesland Schleswig-Holstein.
Jedoch drohen weite Teile von Lagos aufgrund des Anstiegs des Meeresspiegels infolge der globalen Erwärmung bis zum Jahr 2100 unbewohnbar zu sein bzw. unterzugehen.[2]
Stadtgliederung
Zum Gebiet von Groß-Lagos zählt die Statistik die folgenden 16 Local Government Areas. Die Angaben beziehen sich auf die Volkszählung vom 21. März 2006.[4]
Local Government Area | Fläche in km² |
Einwohnerzahl (2006) |
Einwohner je km² |
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Agege | 11,20 | 459.939 | 41.066 |
Ajeromi-Ifelodun | 12,33 | 684.105 | 55.483 |
Alimosho | 185,20 | 1.277.714 | 6.899 |
Amuwo Odofin | 134,58 | 318.166 | 2.364 |
Apapa | 26,66 | 217.362 | 8.153 |
Eti-Osa | 192,35 | 287.785 | 1.496 |
Ifako-Ijaye | 26,61 | 427.878 | 16.080 |
Ikeja | 46,16 | 313.196 | 6.785 |
Kosofe | 81,41 | 665.393 | 8.173 |
Lagos Island | 8,66 | 209.437 | 24.184 |
Lagos Mainland | 19,47 | 317.720 | 16.318 |
Mushin | 17,48 | 633.009 | 36.213 |
Ojo | 158,16 | 598.071 | 3.781 |
Oshodi-Isolo | 44,76 | 621.509 | 13.885 |
Shomolu | 11,55 | 402.673 | 34.863 |
Surulere | 23,00 | 503.975 | 21.912 |
Gesamt | 999,58 | 7.937.932 | 7.941 |
Klima
Lagos wird von der tropischen Klimazone beeinflusst, mit feuchtheißem Klima und einer ergiebigen Regenzeit. Die jährliche Niederschlagsmenge liegt bei ca. 1600 Millimeter im Mittel und die Luftfeuchtigkeit liegt ganzjährig hoch zwischen 70 Prozent in der Trockenzeit (November bis März) und bis zu 85 Prozent in der Regenzeit (April bis Oktober). Der meiste Niederschlag fällt im Juni mit über 300 Millimeter, der wenigste im Januar mit gut 20 Millimeter im Mittel.
Die mittlere Jahresdurchschnittstemperatur beträgt 26,8 Grad Celsius. Nachts kühlt es meist nur wenig ab. Die durchschnittliche Höchsttemperatur liegt das ganze Jahr über zwischen 28 und 33 Grad Celsius, die Tiefsttemperatur zwischen 21 und 24 Grad Celsius im Mittel.
Lagos | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Klimadiagramm | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
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Monatliche Durchschnittstemperaturen und -niederschläge für Lagos
Quelle: wetterkontor.de |
Geschichte
Historischer Überblick
Lagos Island wurde wahrscheinlich im 14. Jahrhundert von Bauern und Fischern des Volks der Olofin besiedelt. Ihr Herrscher teilte die Insel unter seinen zehn Söhnen auf. Einer von ihnen, Aromire, pflanzte Gemüse an und errichtete seinen Hof an der Stelle, an der heute der Palast des Oba, des traditionellen Herrschers der Yoruba, steht. Im 15. Jahrhundert verfolgten die Olofin eine gewisse Aina, die als Hexe galt. Aina bat den König von Benin um Hilfe, der eine Armee aussandte und die Olofin besiegte. Der Ort, Eko (Heereslager) genannt, wurde Teil des Reichs Benin. Ein Soldat namens Ashipa wurde neuer König von Eko; sein Sohn Ado ließ den Palast des Oba im Norden von Lagos Island erbauen.
1472 landete der portugiesische Seefahrer Rui de Sequeira an der Küste von Eko und nannte die Siedlung zuerst Lago de Curamo. Anschließend wurde die Insel zu einer Handelsniederlassung ausgebaut, die dann den Namen Lagos erhielt, benannt nach der Hafenstadt Lagos im Süden Portugals. Die vielen verzweigten Lagunen vor Lagos waren nützlich für den atlantischen Sklavenhandel mit den Portugiesen, der von Königen wie Akinshemoyin gefördert wurde. 1841 kam König Akitoye an die Macht und bemühte sich, den Sklavenhandel zu unterbinden, wurde aber vier Jahre später von seinem Neffen Kosoko gestürzt. Er floh zum britischen Konsul John Beecroft und bat ihn um Unterstützung. Die Bedingung für die britische Unterstützung war, den Sklavenhandel in Lagos zu beenden. Am 26. und 27. Dezember 1851 griffen die Briten Lagos Island mit fünf Schlachtschiffen an und besiegten Kosokos Armee. Kosoko selbst floh verwundet nach Epe. 1852 wurde Akitoye wieder als König eingesetzt, starb jedoch im gleichen Jahr. Auch seinem Sohn Dosunmu gelang es nicht, den Sklavenhandel zu unterbinden. Die Briten annektierten deshalb 1861 das Stadtgebiet und gründeten eine dauernde Niederlassung. Da unter Königin Victoria der Sklavenhandel erfolgreich bekämpft werden konnte, wurden Forstprodukte wie Palmöl zu wichtigen Exportartikeln. Dosunmu blieb mit eingeschränkter Macht Oba und erhielt ein jährliches Gehalt von 1200 Säcken Kaurigeld. Am 1. Januar 1862 wurde Lagos mit erweiterten Gebiet zum Protektorat, das erst von Freetown, dann von Accra aus verwaltet wurde, 1886 zur eigenständigen Kronkolonie Lagos.
Der wirtschaftliche Aufschwung, die Eisenbahn- und Telefonanbindung ab 1886 und die Einführung der Straßenbeleuchtung auf Victoria Island zogen Menschen aus ganz Westafrika sowie aus Brasilien und Westindien an. Die Briten führten mehrere Kriege gegen die Yoruba, die den Verkehr nach Norden versperrten. 1906 wurde Lagos Teil des 1894 gegründeten Protektorats Südnigeria, dessen Hauptstadt von Calabar nach Lagos verschoben wurde. 1914 wurde Süd- mit Nord-Nigeria zusammengeschlossen, Lagos war dadurch die Hauptstadt der gesamten Federation of Nigeria unter britischer Herrschaft. Zugleich entwickelte sich Lagos in den 20er Jahren zum Zentrum des Antikolonialismus, von Parteien wie der Nigerian National Democratic Party, dem Nigerian Youth Movement und dem National Council of Nigeria and the Cameroons und der Gewerkschaften. So wurde 1945 zu einem 45 Tage dauernden Generalstreik aufgerufen. Zu großen Protesten führte in den Jahren von 1956 bis 1959 der Plan der Behörde für die Entwicklung von Lagos (LEBD), 200.000 Menschen nach Surulere auf dem Festland umzusiedeln, um auf Ikoyi und Victoria Island eine Zone für Europäer und hohe Funktionäre zu schaffen. Ab 1960 war Lagos die Hauptstadt des unabhängigen Staats Nigeria, bis sie im Jahre 1991 von der Planhauptstadt Abuja im Landesinneren abgelöst wurde. Die Gründe für die Verschiebung lagen in der überlasteten Infrastruktur von Lagos und in der zentralen Lage Abujas.
Am 27. Januar 2002 kam es auf einem in der Stadt gelegenen Kasernengelände zu Explosionen. Nach Militärangaben war Ursache das Übergreifen eines Brandes von einem Straßenmarkt. Er führte zu etwa 30 Explosionen in einem Munitionsdepot, die sich auf angrenzende Gebäude auswirkten. Menschen flohen in Panik.[5] Die vom Waffenarsenal ausgehende Katastrophe kostete mindestens tausend Menschenleben. Viele Familien wurden durch die Zerstörungen ihrer Häuser obdachlos.[6] Auswirkungen ergaben sich in einem Umkreis von sieben Kilometern um den Explosionsherd. Viele Kinder ertranken auf ihrer Flucht in einem Abwasserkanal.[7]
Vor der Küste der Stadt Lagos entsteht seit dem Jahre 2008 die neue Planstadt Eko Atlantic, die eines der ambitioniertesten Infrastrukturprojekte des gesamten Kontinents darstellt. Auf von dem Meer abgerungenen Areal soll hier ein neues Finanzzentrum entstehen, das 300.000 Menschen Wohnraum bieten soll. Gleichzeitig soll das Gebiet von Victoria Island durch einen gigantischen Schutzwall vor Stürmen geschützt werden. Derzeit (Stand 2019) sind mehrere Hochhäuser auf dem Gebiet sowie große Teile des Straßennetzes der Planstadt errichtet worden.[8] Das Projekt zog allerdings auch Kritik auf sich.[9]
Einwohnerentwicklung
1901 lebten in Lagos 37.000 Menschen, 1921 waren es bereits 100.000 und 1971 schon 1,2 Millionen. Die Volkszählung von 2006 ergab eine Einwohnerzahl von 7,9 Millionen im Gebiet von Groß-Lagos. Der gesamte Bundesstaat hatte eine Bevölkerung von rund 9,0 Millionen. Wie in vielen Metropolen bilden sich auch in Lagos vermehrt große Vororte und Satellitenstädte heraus, in denen das Bevölkerungswachstum im Wesentlichen stattfindet. Die folgende Übersicht zeigt die Einwohnerzahlen, jeweils bezogen auf das städtische Gebiet (urban area).[10]
Die für viele Menschen unerträglichen Lebensbedingungen in anderen Landesteilen, insbesondere die Unterdrückung im islamischen Norden und Umweltzerstörung sowie Menschenrechtsverletzung in den Erdölregionen des Nigerdeltas, führten in den letzten Jahrzehnten zu einer rapiden Landflucht. Hinzu kamen Flüchtlinge aus den benachbarten Bürgerkriegsregionen.
Eine Prognose aus dem Jahre 2014 rechnet damit, dass die Bevölkerung von Groß-Lagos bis zum Jahre 2050 auf 32,6 Millionen Einwohner anwachsen wird. Für das Jahr 2100 wird mit 88,3 Millionen Einwohnern gerechnet, womit Lagos zur weltweit größten Stadt werden würde.[11]
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Politik
Stadtregierung
Das Stadtgebiet von Lagos besitzt keine Einheitsverwaltung. Die Gemeinde Lagos, regiert vom Lagos City Council (LCC), wurde 1976 aufgelöst und in die Local Government Areas Lagos Island, Lagos Mainland und Eti-Osa aufgeteilt. Statistisch werden dem Stadtgebiet von Groß-Lagos 16 Local Government Areas (LGA) zugerechnet. Der Bundesstaat Lagos wird seit dem 27. Mai 1967 in 20 LGAs eingeteilt, die als eigenständige Städte aufgefasst werden. Nach der Verschmelzung von Lagos mit den umliegenden Ortschaften können sie jedoch als Stadtteile der Agglomeration gelten. Die LGAs werden von den gewählten Mitgliedern des Gemeinderats (Local Government Council) und dessen Präsidenten (Chairman) regiert.
Städtepartnerschaften
Partnerstädte von Lagos sind
- Atlanta, Vereinigte Staaten[12]
- Brüssel, Belgien
- Bukarest, Rumänien
- Kairo, Ägypten
- Cotonou, Benin
- Daegu, Südkorea
- Fukuoka, Japan
- Istanbul, Türkei
- Jaipur, Indien
- Montego Bay, Jamaika
- Newcastle, Vereinigtes Königreich
- Olympia, Griechenland
- Port of Spain, Trinidad und Tobago
- Raʿanana, Israel
- Rio de Janeiro, Brasilien
- Salzburg, Österreich
- Taipeh, Republik China (Taiwan)
- Tiflis, Georgien
- Toulouse, Frankreich
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Bauwerke
Für den niederländischen Architekten Rem Koolhaas ist die Stadtentwicklung von Lagos beispielhaft für die Metropolen des 21. Jahrhunderts. 2002 war Lagos eine der afrikanischen Plattform-Städte der Kunstausstellung Documenta 11.
Das Nationalmuseum in Onikan auf der Insel Lagos beherbergt archäologische und ethnografische Sammlungen sowie traditionelle Kunst. Im angeschlossenen Handwerkszentrum besteht die Möglichkeit, nigerianisches Kunstgewerbe zu erstehen. Auf dem Jankara-Markt der Insel ist das Handeln erlaubt. Hier werden Gewürze, bedruckte Baumwoll- und handgewebte Stoffe sowie Lederartikel angeboten.
Ein sehr markantes Gebäude in Lagos ist auch das Nationaltheater mit seiner ovalen Grundfläche. In dem Gebäude werden nicht nur Theaterstücke vorgeführt, sondern auch verschiedene Masken und Skulpturen ausgestellt. Sehenswert ist auch das Surulere-Nationalstadion, wo die Fußballnationalmannschaft von Nigeria ihre Länderspiele austrägt.
Die Inseln Lagos Island, Ikoyi und Victoria Island werden durch drei Brücken mit dem Festland von Lagos verbunden: der Eko-Brücke, der Carter-Brücke und der Third Mainland Bridge. Von 1933 bis 1969 war die Carter-Brücke die einzige Verbindung zu Lagos Island, eine Tatsache, die zu enormen Verkehrsstaus führte, da sich damals fast alle Ministerien auf der Insel befanden. Mit dem Bau der seit 2003 diskutierten "4th mainland bridge" wird laut einer Neujahrsansprache des Gouverneurs Sanwo-Olu am 3. Januar 2022 "noch dieses Jahr" begonnen werden.[13][14]
Die Synagogue Church of all Nations wurde 2004 errichtet.
Kultur
Die Nike Art Gallery ist eine Kunstgalerie in Lagos, die Nike Davies-Okundaye gehört.[15][16] Die Galerie ist wohl die größte ihrer Art in Westafrika. Sie ist in einem fünfstöckigen Gebäude untergebracht und verfügt über eine Sammlung von etwa 8.000 verschiedenen Kunstwerken verschiedener nigerianischer Künstler wie Chief Josephine Oboh Macleod.[17]
Lagos ist das kulturelle Zentrum Nigerias. In der Stadt befindet sich das Zentrum der nigerianischen Filmindustrie, die auch manchmal als Nollywood bezeichnet wird.
In der Stadt gibt es auch eine Reihe an Kinos; Filme in der Sprache Yoruba sind besonders erfolgreich, großer Beliebtheit erfreuen sich aber auch Hindi-Filme. In Lagos befindet sich das National Arts Theatre, eines der wichtigsten Theater Nigerias.
Sport
Die Nigeria Football Association (NFA) und die Lagos State Football Association (LAFA) haben ihren Sitz in Lagos. Bekanntester Fußballverein der Stadt ist der Julius Berger FC. Die Mannschaft wurde 1991 und 2000 Fußball-Landesmeister. Sie spielte bis 2006 in der höchsten Klasse des Landes, der Nigerian Premier League. Heimspielstätte ist das Onikan-Stadion mit einer Kapazität von 5.000 Plätzen. Gefördert wird der Klub von der Julius Berger Nigeria PLC. Ein weiterer Verein aus Lagos ist Stationery Stores, der Fußball-Landesmeister des Jahres 1992.
In Lagos geboren wurde Nojim Maiyegun. Der nigerianische Boxer gewann bei den Olympischen Spielen in Tokio 1964 eine Bronzemedaille im Halbmittelgewicht. Ebenfalls in Lagos geboren ist Hakeem Olajuwon. Der US-amerikanische Basketballspieler gewann in den 1990er-Jahren zwei NBA-Meisterschaften mit den Houston Rockets sowie eine Auszeichnung zum Most Valuable Player.
Parks und Plätze
Der Freedom Park ist ein Gedenk- und Freizeitpark mitten im Stadtzentrum von Lagos auf Lagos Island, Nigeria, der früher das Broad Street Prison Ihrer Majestät war. Er wurde von dem Architekten Theo Lawson entworfen. Der Park wurde errichtet, um die Geschichte und das kulturelle Erbe der Nigerianer zu bewahren. Die Denkmäler im Park erinnern an das koloniale Erbe von Lagos und an die Geschichte des Gefängnisses Ihrer Majestät in der Broad Street. Er wurde anlässlich der Feierlichkeiten zum 50. Jahrestag der Unabhängigkeit im Oktober 2010 errichtet. Der Park ist eine nationale Gedenkstätte, ein historisches Wahrzeichen, eine kulturelle Stätte sowie ein Kunst- und Erholungszentrum. Der Park, der nun ein ruhiger Ort für Einzelpersonen, Besucher und kollektive Kontemplation ist, ist täglich für die Öffentlichkeit zugänglich. Heute ist der Freiheitspark zu einem Treffpunkt für verschiedene gesellschaftliche Veranstaltungen und Freizeitunterhaltung geworden.[18]
Der Tinubu Square (ehemals Independence Square) ist eine Freifläche in der Broad Street, Lagos Island, Lagos State, Nigeria, benannt nach der Sklavenhändlerin, Kauffrau und Aristokratin Efunroye Tinubu.[19] Früher hieß er Ita Tinubu[20], bevor er von den Führern der Erste Nigerianische Republik nach der nigerianischen Unabhängigkeit in Independence Square und später in Tinubu Square umbenannt wurde.[21]
Der Tafawa Balewa Square, (TBS) ist ein Zeremonienplatz (ursprünglich "Race Course" genannt) auf dem Lagos Island, Lagos.[22][23] Am Eingang des Platzes befinden sich riesige Skulpturen von vier weißen Pferden, die über dem Tor schweben, und von sieben roten Adlern, die Symbole aus dem Nationalwappen sind und für Stärke bzw. Würde stehen. Weitere Denkmäler auf dem Platz sind die Remembrance Arcade[24] (mit Gedenkstätten für die Opfer des Ersten Weltkriegs, des Zweiten Weltkriegs und des Nigerianischen Bürgerkriegs) und das 26-stöckige Independence House, das 1963 erbaut wurde und lange Zeit das höchste Gebäude Nigerias war.[22]
Tourismus und Unterhaltung
Nach der Modernisierung durch die vorherige Regierung von Gouverneur Raji Babatunde Fashola entwickelt sich Lagos allmählich zu einem bedeutenden Touristenziel und ist eine der größten Städte Afrikas und der Welt. Lagos unternimmt derzeit Schritte, um eine Weltstadt zu werden, und wird vom Globalization and World Cities Research Network als Beta-Stadt eingestuft.[25] Der Eyo-Karneval 2009 (ein jährlich stattfindendes Festival, das seinen Ursprung in Iperu Remo im Bundesstaat Ogun hat), der am 25. April stattfand, war ein Schritt in Richtung Weltstadtstatus. Gegenwärtig ist Lagos vor allem als eine geschäftsorientierte und schnelllebige Stadt bekannt.
Lagos ist zu einem wichtigen Ort für die kulturelle Identität der Afrikaner geworden.[26]
Festivals
In Lagos finden zahlreiche Festivals statt, deren Angebot jedes Jahr variiert und die in verschiedenen Monaten stattfinden. Einige der Festivals sind das Book & Art Festival, die jährlich in Festac Town stattfindende Festac Food Fair, das Eyo Festival, der Lagos Black Heritage Carnival[27], der Lagos Carnival, das Eko International Film Festival, das Lagos Seafood Festac Festival und das Lagos Photo Festival. Die Lagos Jazz Series bietet Musik aller Genres mit Schwerpunkt Jazz. Die Veranstaltung wurde 2010 ins Leben gerufen und findet über einen Zeitraum von 3 bis 5 Tagen an wechselnden Orten im Freien statt. Die Musik beinhaltet Rhythm and Blues, Soul, Afrobeat, Hip-Hop, Bebop und traditionellen Jazz.
Strände
Lagos verfügt über eine Reihe von Sandstränden am Atlantischen Ozean, darunter Elegushi Beach und Alpha Beach. Lagos verfügt auch über eine Reihe privater Strandresorts, darunter das Inagbe Grand Beach Resort und einige andere in den Außenbezirken.
Natur
Im Osten der Stadt befindet sich das Lekki Conservation Centre, in dem unter anderem ein Baumkronenpfad (canopy walkway) angelegt wurde.
Sonstiges
Weitere Sehenswürdigkeiten sind die Künstlersiedlung Festac Town, die (etwas missverständlich nach ihrer Eigentümerin benannte) Nike Art Gallery und die Cathedral Church of Christ, Lagos.
Lagos ist wie alle Städte in Nigeria „nicht LGBT-freundlich“. Im Januar 2019 warnte Dolapo Badmos, die Sprecherin des Polizeikommandos des Bundesstaates Lagos, Homosexuelle, aus dem Land zu fliehen oder sich strafbar zu machen. In einem Instagram-Post erklärte sie: „Alle Personen, die homosexuell orientiert sind, sollten Nigeria verlassen oder riskieren, strafrechtlich verfolgt zu werden.“ Dolapo Badmos führt weiter aus, dass es in Nigeria Gesetze gibt, die homosexuelle Clubs, Vereine und Organisationen verbieten, und dass jeder, der mit diesen in Verbindung gebracht wird, mit bis zu 15 Jahren Gefängnis bestraft werden kann.[28]
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaft
Lagos ist das Finanz- und Bankenzentrum Nigerias. Mit seiner Industrie (unter anderem Volkswagen), drei Häfen und dem angebundenen internationalen Flughafen von Ikeja ist Lagos auch das ökonomische Zentrum des Landes. Die Industriebetriebe der Stadt konzentrieren sich auf Iddo Island. Die drei Hafenanlagen Lagos (auch für die Anlieferung von Benzin und Diesel), Apapa (für Stückgüter) und Tin Can Island (für Container) sind der größte Umschlagplatz für Importe nach Nigeria.[29] Exportiert werden in großem Umfang Erdnüsse, Baumwollwaren, Nutzholz, Kakao und Palmöl. Chemische Produkte, Maschinen, Kraftfahrzeuge, elektronische Geräte, Bier, Nahrungsmittel und Textilien werden in der Stadt hergestellt.
Häfen
Der Hafen Lagos gehört zur Kategorie "Mittelgroßer Hafen",[30] ist aber für die Logistik in West- und Zentralafrikas von zentraler Bedeutung. Die folgenden Arten von Schiffen laufen den Hafen von Lagos regelmäßig an: Fischereifahrzeuge (18 %), Containerschiffe (14 %), Öl-/Chemikalientanker (13 %), Massengutfrachter (12 %), Offshore-Versorgungsschiffe (5 %). Die maximale Länge der Schiffe, die diesen Hafen angelaufen haben, beträgt 279 m. Der maximale Tiefgang beträgt 13,5 m. Die maximale Tragfähigkeit beträgt 113.306 t.[31][32] Das größte Terminal liegt im Ortsteil Apapa (Apapa Quays). Hier werden überwiegend Stückgüter umgeschlagen. In Apapa befindet sich unter anderem ein Containerhafen des dänischen Unternehmens A. P. Møller-Mærsk im Wert von über einer Milliarde US-Dollar. Das nächstgroße Terminal liegt auf dem Tin Can Island. Hier werden Container und Schüttgut umgeschlagen. Die Lagerkapazität der Silos beträgt 28.000 Tonnen Getreide, die von Fleetwood Transportation transportiert werden. Im Terminal werden Weizen, Mais und Malz umgeschlagen, und es können täglich etwa 4000 Tonnen Getreide angeliefert werden. Die Hafenanlagen können Schiffe mit einem Fassungsvermögen von etwa 30.000 Tonnen abfertigen. Auf dem Gelände befindet sich auch eine Anlage zum Absacken von Getreide (Tin Can Island Port). Drittens ist der Ölhafen von Lagos nördlich der Apapa Quays zu nennen.
Unterhaltungsindustrie und Medien
Lagos ist Zentrum der westafrikanischen Film-, Musik und TV-Industrie. Die Filmindustrie im Ortsteil Surulere rangiert weltweit, je nach Erhebung, auf dem zweiten oder dritten Rang vor bzw. nach Hollywood (Nigerianischer Film). PricewaterhouseCoopers Int. prognostiziert ein Wachstum der nigerianischen Unterhaltungsindustrie von 85 % auf 15 Mrd. USD.[33]
Seit dem Erfolg des nigerianischen Thrillers "The Figurine" hat sich der nigerianische Film vermehrt qualitativ hochstehenden und gleichzeitig kommerziell erfolgreichen Produktionen zugewandt. Dies wiederum führte zu stets neuen Umsatzrekorden an Nigerias Kinokassen (2009 "The Figurine", 2013 "Half of a Yellow Sun", 2016 "The Wedding Party").
Lekki Free Trade Zone
Die Lekki Free Trade Zone (Lekki FTZ) ist eine Freihandelszone im östlichen Teil von Lekki, die sich über eine Gesamtfläche von etwa 155 Quadratkilometern erstreckt. Die erste Phase der Zone hat eine Fläche von 30 Quadratkilometern, wovon etwa 27 Quadratkilometer für städtebauliche Zwecke vorgesehen sind, die insgesamt 120.000 Einwohner beherbergen sollen. Dem Masterplan zufolge soll die Freizone zu einer neuen modernen Stadt in der Stadt entwickelt werden, in der Industrie, Handel und Gewerbe, Immobilienentwicklung, Lagerhaltung und Logistik, Tourismus und Unterhaltung integriert sind.
Die Lekki FTZ ist in drei funktionale Bezirke unterteilt: den Wohnbezirk im Norden, den Industriebezirk in der Mitte und den Bezirk für Handel, Lagerhaltung und Logistik im Südosten. Das im Süden der Zone gelegene "Unterzentrum" soll zuerst erschlossen werden. Das Gebiet liegt in der Nähe des Zollkontrollbereichs und ist hauptsächlich für Handel, Logistik und Lagerhaltung bestimmt. Die zweite Phase befindet sich im Norden der Zone, angrenzend an die E9 Road (Highway), die als zentrales Geschäftsviertel der Freizone dienen wird. Das Gebiet entlang der E2 Road wird für Finanz- und Handelsunternehmen, Immobilien und unterstützende Einrichtungen, hochwertige Produktions- und Dienstleistungsindustrien usw. entwickelt, die es mit dem Subzentrum der Zone verbinden. Das Gebiet entlang der E4 Road wird hauptsächlich für die Entwicklung von Logistik und industrieller Fertigung/Verarbeitung genutzt werden. Zwischen der Hauptachse und der Unterachse sind außerdem eine Reihe von Verbindungsachsen mit multifunktionalen Dienstleistungsknoten geplant, die die gesamte Lekki FTZ versorgen sollen. In der Lekki Free Zone wird derzeit die Dangote Raffinerie gebaut.
Im Startbereich der Lekki Free Trade Zone wird ein Gewerbe- und Logistikpark mit einer Gesamtfläche von 1,5 Quadratkilometern entstehen. Der Park soll multifunktional sein und Handel, Lagerhaltung und Ausstellungen integrieren. Nach dem Lageplan des Parks werden im Park große Bauwerke errichtet, darunter das "Internationale Waren- und Handelszentrum", das "Internationale Ausstellungs- und Konversationszentrum", industrielle Fabrikhallen, Logistiklager, Bürogebäude, Hotels und Wohnhäuser.
Ölraffinerie
Bislang musste paradoxerweise der Ölexporteur Nigeria seine Ölderivative (v. a. Benzin) und Nebenprodukte der Ölverarbeitung wie Polypropylen importieren. Aus diesem Grund errichtete der Dangote-Konzern im Ortsteil Lekki eine Ölraffinerie, die 2022 in Betrieb gehen soll (Stand Dezember 2021).[34] Stellenanzeigen dazu wurden im November 2021 geschaltet.[35] Die Raffinerie soll im Vollbetrieb am Tag 650.000 Barrel Öl verarbeiten und 327.000 Barrel Benzin, 244.000 Barrel Diesel, 56.000 Barrel Flugbenzin, 800 Megatonnen Propan, 2.500 Megatonnen Polypropylen und 100 Megatonnen Schwefel produzieren.[36] 9.000 direkte und 25.000 indirekte Stellen werden durch die Raffinerie geschaffen.[37]
Automobilindustrie
Der frühere Mercedes-Manager Oluwatobi Ajayi gründete 2018 im Stadtteil Sangotedo "Nord Automobiles Ltd". Dabei kam ihm der Verfall des Naira zugute, der den Fahrzeugimport für viele Nigerianer unerschwinglich machte. Nord hat zwei Montagewerke in Lagos: ein 2.100 m2 großes Werk in Sangotedo, in dem derzeit alle acht Modelle montiert werden; das zweite 5.400 m2 große Werk in Epe befindet sich noch im Bau. Nach der Fertigstellung wird die Montage der Modelle in das neue Werk verlagert, während die Herstellung der Komponenten in Sangotedo erfolgen wird. Das Unternehmen stellt derzeit seine eigenen Kunststoffteile her und plant, in Zukunft auch das Pressen von Stahl zu übernehmen. "In der neuen Anlage könnten wir etwa 1.000 Fahrzeuge pro Monat herstellen. Aber der Markt ist noch nicht groß genug, um eine Montage in dieser Größenordnung zu rechtfertigen. Wir verkaufen erst seit September offiziell, und unsere Aufträge nehmen um 20 bis 30 % pro Monat zu", fügt Ajayi hinzu. Das Unternehmen bietet acht verschiedene Modelle an, wobei der 3-Tonnen-Pickup, der Nord Tank, das beliebteste ist. Die anderen sind der Nord Max (2,6-Tonnen-Pickup), der Nord A3 (Limousine), der Nord A5 (Luxus-SUV), der Kleinbus Nord Flit, der Nord Yarn und der Nord Tripper.[38]
Softwareunternehmen
Softwarehäuser in Lagos arbeiten überwiegend im Bereich Telekommunikation, Banking und Bildung/Arbeitsvermittlung. Sie konzentrieren sich in den Ortsteilen Lekki und Ikeja. MTN unterhält das erste und weiterhin überwiegende 4G-Netzwerk in Nigeria. Airtel ist ein weiterer 4G-Provider. 9Mobile und Dataflex sind Internetprovider. Flutterwave ist im Bereich virtueller Bankkarten tätig. Opay ist eine Plattform für online Buchungen. Paystack wird von Nigerianern verwendet, die regelmäßig Zahlungen aus dem Ausland erhalten. Andela bildet Softwareingenieure aus und vermittelt sie auf dem nigerianischen Arbeitsmarkt. ULesson unterhält eine Plattform, auf der Lerninhalte der Sekundarstufe dargeboten werden. Auf Hotels.ng lassen sich Hotelbuchungen in ganz Afrika durchführen.[39][40][41][42]
Soziales
Die Einnahmen aus dem Export von Erdöl haben zu einem allgemeinen Anstieg der Preise und Lebenshaltungskosten geführt, die Lagos zur teuersten Stadt Nigerias machten. Trotz des Ölreichtums sind lange Warteschlangen wegen der Benzinknappheit an den Tankstellen des Landes an der Tagesordnung. Dabei bleibt die Stadt mehr oder weniger funktionstüchtig, und das rasante Wachstum bringt auch ohne staatlichen Eingriff intakte Infrastrukturen hervor – trotz des im westlichen Blick chaotischen Bildes. Wandel und Durchlässigkeit prägen das städtische Zusammenleben. Ein Zimmer wird von durchschnittlich vier Menschen bewohnt, und das Leben spielt sich vor allem auf den Straßen ab.
Im Berufsverkehr zwischen dem Zentrum und den Wohnvierteln wandeln sich die Hauptverkehrsachsen zu Marktplätzen. Nach Verbesserungen der Lebensbedingungen haben die 1990er Jahre mit ihren ökonomischen und politischen Krisen zu einer massenhaften Verelendung auch in Lagos geführt.
In einer Rangliste der Städte nach ihrer Lebensqualität belegte Lagos im Jahre 2018 den 212. Platz unter 231 untersuchten Städten weltweit.[43]
Verkehr
Die Stadt ist der bedeutendste Verkehrsknotenpunkt des Landes mit Straßen, Eisenbahnen und internationalem Flughafen. Lagos hat wie viele andere Großstädte Afrikas auch mit Überbevölkerung und katastrophalen Verkehrsbedingungen und maroden Straßen zu kämpfen, die den Verkehr auf den Stadtautobahnen und Brücken zwischen den Inseln und dem Festland oft völlig lahmlegen. Stand 2021 sind etwa fünf Millionen Autos täglich auf Lagos’ Straßen unterwegs, darin acht Millionen Menschen. In Lagos dauert die durchschnittliche Pendelzeit mit 67 Minuten länger als in jeder anderen Großstadt der Welt. Statistisch gesehen kommt man in Lagos im Durchschnitt mit 17 km/h im Auto voran. Laut Einwohnerangaben kann die Anfahrt zur Arbeit mit dem Auto in Lagos sechs Mal so lang dauern als mit der Fähre. Etwa zwei Millionen Fahrgäste verzeichnete die Fährbehörde pro Monat im Jahr 2021.[2]
Lagos ist Endpunkt von drei Trans-Afrikanischen Straßen: Dakar-Lagos-Highway oder Trans-West African Coastal Highway (TAH 7, von Dakar und Nouakchott), Algier-Lagos-Highway oder Trans-Sahara Highway (TAH 2) und Lagos-Mombasa-Highway (TAH 8). Der Lagos–Ibadan Expressway verbindet die Stadt mit dem Bundesstaat Oyo und der Lagos–Abeokuta Expressway mit dem Bundesstaat Ogun.
Öffentlicher Personennahverkehr
Für den Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) ist die Lagos Metropolitan Area Transport Authority (LAMATA) zuständig.[44]
Stadtbusse
Zentraler Knotenpunkt für Stadtbusse und Fernbusse ist der weithin sichtbare Busbahnhof in Oshodi. Er ist der größte Busbahnhof in Westafrika. Es gibt zwei Betreibergesellschaften: BRT (Bus-Rapid-Transit) und LBSL (Lagos Bus Services)[45] Die Stadtbusse sind klimatisiert und die Fahrt wird mit einer ÖPNV-Karte bargeldlos bezahlt.[46][47] Diese Karte kann gleichermaßen bei BRT- und LBSL-Bussen verwendet werden.[48] Auf zwei Ausfallstraßen (Ikorodu Road und Funsho Williams Avenue) wurde eine eigene Busfahrbahn für BRT-Busse eingerichtet.
S-Bahn
Aktuell befindet sich mit der Lagos Light Rail ein Schnellbahnsystem im Bau, dessen erste Teilstrecke 2022 eröffnet werden sollte.[49]
Schienenverkehr
Seit dem 10. Juni 2021 besitzt Lagos eine zweigleisige Normalspurstrecke nach Ibadan und einen modernen Hauptbahnhof, Mobolaji Johnson. Die Abfahrzeiten sind 8:00 und 16:00 (pünktlich). Der Ticketverkauf findet nur am Schalter und mit Bargeld statt (Stand 2021). Betreiber ist die Nigerian Railway Corporation.
Sammeltaxen
Ein beliebtes Fortbewegungsmittel sind gelbe Minibusse, Danfo genannt. Die gelben Busse, meist vom Typ VW T3 oder LT prägen das Erscheinungsbild der Stadt. Sie fahren auf festgelegten Routen, jedoch ohne Fahrplan nach dem Prinzip von Sammeltaxen.[50]
Luftverkehr
Die Lufthansa fliegt täglich ab Frankfurt den Murtala Mohammed International Airport in Ikeja an. Darüber hinaus werden ab Düsseldorf zwei Flüge in der Woche von der libyschen Afriqiyah Airways nach Lagos angeboten. Auch KLM, British Airways, Air France, Delta, Emirates, Qatar Airways, Turkish Airlines und Iberia bedienen interkontinentale Strecken von und nach Lagos.
Seeverkehr
Fährverkehr besteht zwischen Lagos Island und Lagos Mainland. Betreiber ist die Lagos State Ferry Services Corporation.
Mit Seeschiffen werden unter anderem Kakaobohnen und Erdöl exportiert und Elektroschrott und Altautos importiert. Der Hafen von Lagos war berüchtigt für große Wartezeiten für Schiffe auf Reede, bevor sie einfahren durften. Vor dem Hafen liegt der größte einer langen Reihe von Schiffsfriedhöfen vor Afrika, manche der schwimmenden Wracks werden bewohnt.[51]
Versorgung und Stadtplanung
Zwei Milliarden Liter Nutzwasser, schätzen Experten, werden in Lagos täglich benötigt. 795 Millionen Liter stellen die Wasserwerke bereit. Laut Rethinking Cities ist eine nachhaltige Stadtplanung in Lagos kaum existent, und die Wasserversorgung sei der schwächste Punkt.[2]
Eko Atlantic
Eko Atlantic, offiziell Nigeria International Commerce City, auch bekannt als Eko Atlantic City, ist eine Planstadt südlich von Victoria Island im nigerianischen Bundesstaat Lagos, die auf Land gebaut wird, welches dem Atlantischen Ozean abgerungen wurde. Auf dem mit Sand aufgeschütteten Gebiet ist die Errichtung mehrerer Wolkenkratzer geplant. Durch das ambitionierte Projekt soll ein neues Finanzzentrum in Afrika entstehen. Daneben soll Wohnraum für ca. 300.000 Menschen geschaffen werden und 150.000 neue Arbeitsplätze entstehen, wodurch die rasant wachsende Megastadt Lagos entlastet werden soll.[52] Der aufgeschüttete Grund und ein Deich (Great Wall of Lagos), der die Stadt vor dem Meer schützen soll, wurden inzwischen fertiggestellt. Derzeit (Stand 2022) sind mehrere Hochhäuser auf dem Gebiet sowie große Teile des Straßennetzes der Planstadt errichtet worden (Eko Atlantic).
Bildung
Die Stadt ist Sitz von zahlreichen Universitäten, Hoch- und Fachschulen sowie Forschungsinstituten. Folgende Universitäten befinden sich in Lagos: University of Lagos, Cetep University, Lagos City University und Pan-African University. Weitere wichtige Bildungs- und Forschungseinrichtungen sind unter anderem das Igbobi College, das King’s College, die Methodist Boy’s High School, das Nigerian Institute of Medical Research, das Queen’s College und das Vivian Fowler Memorial College for Girls.
Die University of Lagos (auch als Unilag bekannt) ist eine staatliche Universität. Die Hochschule wurde 1962 gegründet und gehört heute mit gut 39.000 Studenten und 3.365 Mitarbeitern zu den wichtigsten Universitäten in Nigeria.
Das Strukturanpassungsprogramm (SAP), das in den 1970er Jahren gestartet wurde, führte zu massiven Ausgabenkürzungen im öffentlichen Bereich und somit auch im Bildungssektor. Die Eliten des Landes, darunter auch Hochschullehrer, verließen unter diesen Bedingungen vermehrt Nigeria, und besonders Lagos. Von dieser Abwanderung hat sich das Bildungswesen bis heute nicht erholt.
Die National Library of Nigeria (Nationalbibliothek) ist die größte Bibliothek des Landes.
Söhne und Töchter der Stadt
Literatur
- A. D. Aderibigbe: Lagos: The Development of an African City, Vorwort von J. F. Ade Ajayi. Longman Nigeria, 1975.
- Kunle Akinsemoyin, Alan Vaughan-Richards: Building Lagos. F & A Services, Lagos 1976/1977.
Weblinks
- Goethe-Institut Lagos
- nigeria order%3dref_desc Fotos von Lagos in den 1980er-Jahren (Memento vom 11. August 2016 im Internet Archive)
Anmerkungen
- Die Metropolregion Kairo ist mit über 21 Millionen Einwohnern (2021) zwar die größte in Afrika. Innerhalb des administrativen Stadtgebiets von Kairo leben aber nur etwas über 10 Millionen Einwohner (2021), daher liegt die Stadt hinter Kinshasa und Lagos auf dem dritten Rang der größten Städte in Afrika, siehe auch en:List of cities in Africa by population.
Einzelnachweise
- Nigeria – Größte Städte 2020. Abgerufen am 22. April 2020.
- Akintunde Akinleye (Fotos), Heiner Hoffmann: Lagos in Nigeria: Eine Woche in der chaotischsten Stadt der Welt. In: Der Spiegel. Abgerufen am 12. September 2021.
- Heiner Hoffmann: Eine Woche in der chaotischten Stadt der Welt In Der Spiegel, 12. September 2021, abgerufen am 13. September 2021
- GeoHive: Lagos – Administrative Units (Memento vom 7. August 2011 im Internet Archive).
- news.ch vom 27. Januar 2002: Nach Explosionen herrscht in Lagos das Chaos. Abgerufen am 26. Januar 2012.
- FAZ vom 5. Februar 2002: Mindestens 100 Tote bei Unruhen in Nigeria. Abgerufen am 26. Januar 2012.
- taz vom 5. Februar 2002: In Lagos bleibt die Stimmung explosiv. Abgerufen am 26. Januar 2012.
- Website von Eko Atlantic. Abgerufen am 20. August 2019 (englisch).
- Deutsche Welle (www.dw.com): Eko Atlantic City – Megaprojekt auf Abwegen? | DW | 3. April 2018. Abgerufen am 20. August 2019.
- Jan Lahmeyer, Universität Utrecht: Populstat: Nigeria – Urban Population.
- Socioeconomic Pathways and Regional Distribution of the World’s 101 Largest Cities. (PDF) Global Cities Institute, abgerufen am 4. April 2018 (englisch).
- Lagos-Atlanta Sister Cities Committee (Memento vom 23. November 2008 im Internet Archive)
- Sanwo-Olu says Opebi-Mende link bridge, 4th mainland bridge projects to commence 2022 - Nairametrics. 3. Januar 2022, abgerufen am 15. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
- Lagos to begin construction of 4th Mainland Bridge 2022 - Sanwo-Olu - P.M. News. Abgerufen am 15. Januar 2022 (amerikanisches Englisch).
- http://pulse.ng/celebrities/nike-art-gallery-lagos-best-kept-secret-id3200875.html
- http://naijatreks.com/2013/02/lagostour-nikeart
- https://www.vanguardngr.com/2021/05/chief-josephine-oboh-macleod-art-creator-connoisseur-politician-activist/
- Basic facts about the Freedom Park. In: The Pulse. Abgerufen am 6. Mai 2015 (englisch).
- Juliet Umeh: Tourism: Maximising potential of Tinubu Square, Lagos. In: National Mirror Newspaper, 23. März 2016. Abgerufen am 11. September 2016.
- Ọladipọ Yemitan: Madame Tinubu: Merchant and King-maker. University Press, 1987.
- Seun Akioye: Tinubu Square: A befitting memorial to an Amazon. In: The Nation Newspaper, 22. November 2013. Abgerufen am 11. September 2016.
- Kaye Whiteman: Lagos: A Cultural and Literary History (Landscapes of the Imagination), Band 5. Andrews UK Limited, 2013, ISBN 978-1-908-4938-97.
- Peju Akande, Toni Kan: BUILDING THE LAGOS CENTRAL BUSINESS DISTRICT. In: Thisdaylive, 4. Januar 2015. Abgerufen am 10. Mai 2015.
- http://ng.geoview.info/remembrance_arcade,198984537w
- The World According to GaWC 2020. GaWC Research Network. Globalization and World Cities (abgerufen am 31. August 2020)
- Anthony Appiah, Henry Louis Gates: Encyclopedia of Africa. Band 1, Oxford University Press, 2010, ISBN 978-0-195-3377-09, S. 53 (bei Google Books)
- Eko Brass Band at the Freedom Park Lagos at 2015 Lagos Black Heritage Festival opening parade. Abgerufen am 27. Dezember 2021.
- Eniola Akinkuotu: Leave Nigeria now or suffer, police tell homosexuals. Punch Newspapers, 22. Januar 2019
- Plans of Lekki Free Trade Zone (Lekki FTZ). (Nicht mehr online verfügbar.) China-Africa Lekki Investment Ltd., 15. Dezember 2015, ehemals im Original; abgerufen am 25. Dezember 2021. (Seite nicht mehr abrufbar, Suche in Webarchiven)
- https://www.fleetmon.com/ports/lagos_nglos_8076/?language=de
- https://www.marinetraffic.com/de/ais/details/ports/802
- https://nigerianports.gov.ng/lagos-port/
- https://www.theafricareport.com/126644/nigeria-media-players-are-creative-and-cash-rich/
- https://www.spglobal.com/platts/en/market-insights/latest-news/oil/110121-nigerias-dangote-refinery-to-be-operational-by-early-2022-despite-shipping-constraints
- https://www.topnigerianjobs.com/dangote-refinery-recruitment/
- https://www.spglobal.com/platts/en/market-insights/topics/china-power-crisis-news
- 10 Most Impressive Mega Projects in Nigeria. Abgerufen am 25. Dezember 2021 (deutsch).
- https://www.howwemadeitinafrica.com/how-this-entrepreneur-started-a-nigerian-car-brand/99391/
- https://bscholarly.com/best-tech-companies-in-nigeria/
- https://www.businesslist.com.ng/category/computer-software/city:lagos
- https://infoguidenigeria.com/most-popular-software-companies-lagos/
- https://mitrobe.com/top-10-software-companies-in-lagos/
- Mercer's 2018 Quality of Living Rankings. Abgerufen am 30. Juli 2018 (englisch).
- Lagos Metropolitan Area Transport Authority: Offizielle Website
- Home. Abgerufen am 18. Dezember 2021 (amerikanisches Englisch).
- How to Get and Use the Lagos BRT Bus Cowry Card; All You Need to Know; FAQs. In: Bank Naija. 2. August 2021, abgerufen am 18. Dezember 2021 (britisches Englisch).
- Chike Olisah: Lagos Bus Services commence deployment of contactless payment card to commuters. In: Nairametrics. Nairametrics, 23. März 2021, abgerufen am 18. Dezember 2021 (britisches, englisch).
- "Sponsored": Cowry’s ‘tap to ride’ contactless payment is making transit easier for Lagosians to commute during the pandemic. In: The Guardian Nigeria. The Guardian Nigeria, 1. Oktober 2021, abgerufen am 18. Dezember 2021 (britisches, englisch).
- Lagos light rail to commence operation 2022 – Official. Premium Times, 12. August 2018; abgerufen am 28. Oktober 2019.
- Danfo: Yellow of Lagos. 13. September 2018, abgerufen am 18. September 2021 (amerikanisches Englisch).
- Alexander Urosevic: Das Meer der toten Schiffe. Eine Reportage. Edition Steinbauer, 2016. ISBN 978-3-902494-79-5. Buchvorstellung, ORF.at, 12. August 2016.
- Fabian Urech: Das Hongkong Afrikas | NZZ. 2. September 2016, ISSN 0376-6829 (nzz.ch [abgerufen am 19. August 2019]).